| Titel: | Neuerungen an Walzwerken. | 
| Fundstelle: | Band 278, Jahrgang 1890, S. 481 | 
| Download: | XML | 
                     
                     
                        Neuerungen an Walzwerken.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 433 d.
                           								Bd.)
                        Mit Abbildungen auf Tafel
                              									26.
                        Neuerungen an Walzwerken.
                        
                     
                        
                           Röhren. Ueber das epochemachende Walz verfahren von Gebrüder Mannesmann berichteten wir 1890 277 * 22. Zur Zeit finden die Mannesmann'schen Röhren, des etwas höheren Preises wegen, vorwiegend da
                              									Verwendung, wo ungewöhnlich hohe Anforderungen an die Festigkeit derselben gestellt
                              									werden. Es darf wohl erwartet werden, daſs mit fortschreitender Entwickelung des
                              									Verfahrens sich auch der Preis erniedrigen wird.
                           Inzwischen sind mehrfach beachtenswerthe Neuerungen auf dem Gebiete der
                              									Röhrenwalzerei zu verzeichnen.
                           Das durch D. R. P. Nr. 51769 vom 7. September 1889 für Wilhelm Schroeder in Altena (Westfalen) und Philipp Boecker jun. in Hohenlimburg patentirte Walzwerk zur Herstellung
                              									von Röhren beliebigen Querschnittes will die Röhren aus einzelnen, im Querschnitte
                              									gekrümmten Schienen, deren Kanten stumpf an einander stoſsen oder sich überlappen,
                              									herstellen. Nachdem das aus den gewalzten Schienen, deren Anordnung die Fig. 3, 4, 5 zeigen,
                              									zusammengestellte Rohr aus dem Schweiſsofen genommen ist, wird es zuerst über den
                              									Dorn a (Fig. 1 und 2) geschoben. Zu diesem
                              									Zwecke wird die Brücke c mit Hilfe des
                              									Wechselriemengetriebes e in eine solche Entfernung von
                              									den Walzen i gebracht, daſs die Verstärkung des Dornes
                              										a in der Mittellinie der Walzen steht. Die
                              									Höhenlage des Dornes a ist hierbei eine solche, daſs
                              									derselbe in der Mitte des von der Ober- und Unterwalze gebildeten Hohlprofils liegt.
                              									Das auszuwalzende Stück gelangt nun zuerst von rechts nach links auf den Dorn a, wobei es von den Walzen über die Verstärkung des
                              									Dornes hinweggeschoben, also nur immer unmittelbar in der Walzendruckrichtung an die
                              									Verstärkung des Dornes angepreſst wird, dann aber den hinteren Theil des Dornes frei
                              									umgibt. Ist das nunmehr auf den Dorn a geschobene
                              									Rohrstück bis an den Steg o des Wagens c gelangt, so wird das Walzwerk umgesteuert und das
                              									Rohrstück mit Hilfe des Wagens o durch einen oder zwei
                              									Arbeiter, welche bei r bezieh. bei s angreifen, wieder zwischen die Walzen geschoben. Der
                              									Dorn o wird von diesem Vorgange nicht berührt, da die
                              									Brücke c festgestellt bleibt und nur der Wagen o unter derselben vorwärts geschoben wird, wobei er das
                              									auf dem Dorne sitzende Rohr mittels des Steges o vor
                              									und unter die Walzen schiebt. Das Hin- und Herwalzen, verbunden mit der
                              									erforderlichen Drehung des Rohrstückes vor dem Einstecken und der Einstellung der
                              									Walzen, wird auf dem ersten Dorne a so oft wiederholt,
                              									als die Länge des Dornes bezieh. die Verminderung der Rohrwandstärke dies gestattet.
                              									Darauf werden die folgenden Dorne benutzt, indem die Brücke c jedesmal der Dornlänge entsprechend zurückgefahren wird. Hat das
                              									ausgewalzte Rohr eine solche Länge erreicht, daſs der entsprechende Dorn dem Walzendrucke nicht mehr die
                              									genügende rückwirkende Festigkeit entgegensetzen kann, so wird mit den Walzen nur
                              									dann Druck gegeben, wenn das Walzgut dieselben von rechts nach links durchläuft. Die
                              									Verstärkungen der Dorne a sind für eine bestimmte
                              									Rohrweite zweckentsprechend gewählt (vgl. 1883 248
                              									505).
                           Ein Verfahren zum Schweiſsen von Röhren ist Gegenstand eines unter Nr. 402689 an James Simpon in Mc Keesport ertheilten amerikanischen
                              									Patentes (Fig.
                                 										6 bis 8). Dasselbe hat den Zweck, beim Schweiſsen von Röhren, deren
                              									Schweiſskanten stumpf an einander stoſsen, zu verhindern, daſs die Kanten sich zu
                              									weit nach innen biegen. Um dies zu erreichen, wird an dem Mundstücke a (Fig. 6 Taf. 26) eine Gabel
                              										c befestigt, deren vorderes freies Ende e oben concentrisch zum Mundstücke a geformt ist.
                           Walzen für verschiedene Zwecke und verschiedener
                                 										Anordnung. Das Walzwerk von J. G. Geaman in
                              									Pittsburg (Amerikanisches Patent Nr. 400495) ist in The
                                 										Engineering and Mining Journal vom 13. Juli 1889 eingehend beschrieben. Es
                              									besteht aus drei wagerechten Walzen (Fig. 9), in welchen die
                              									Kaliber der Seiten von Doppel-T-Eisen eingedreht sind.
                              									Die Kopffläche wird von vier Walzenscheiben c gebildet,
                              									welche von senkrecht stehenden Achsen gehalten werden. Die Arbeitsflächen der
                              									Scheiben sind so gestaltet, daſs das I-Eisen im letzten
                              									Durchgange die fertige Gestalt bekommt und gleichzeitig ein etwa erzeugter Grat
                              									entfernt wird. Es erscheint uns sehr zweifelhaft, ob bei diesem Walzvorgange ein
                              									gesunder Fuſs erzielt wird, denn nach der Skizze muſs sich das schon erkaltende
                              									Eisen noch bedeutenden Formveränderungen fügen, bei der ein ordnungsmäſsiges
                              									Schweiſsen nicht mehr erwartet werden darf.
                           Das Walzwerk von W. L. Price in Philadelphia (D. R. P.
                                 										Nr. 50556 vom 15. Juni 1888) dient zur Herstellung von Schienen,
                              									Schubstangen und überhaupt solcher Körper, welche an einem oder an beiden Enden von
                              									der prismatischen Form abweichen. Auf den in gewöhnlicher Art gelagerten und
                              									betriebenen Walzen ist die Form der herzustellenden Körper genau eingearbeitet (Fig. 10 und
                              										11), und
                              									zwar in spiralförmiger Richtung. Die hierzu angeordneten Rinnen E und E1 bilden in den auf einander folgenden Zeitpunkten
                              									jedesmal die erforderliche Umhüllung des Walzstückes. Damit die Ränder genau auf
                              									einander fallen, ist auf eine gute Bewegungsübertragung zwischen den Walzen
                              									besondere Sorgfalt zu verwenden.
                           Die auszuwalzende Stange wird zunächst annähernd auf ihre fertige Form gebracht, dann
                              									in schräger Richtung zwischen beide Spiralen E und E1 nahe dem Ende der
                              									Walzen eingeführt. Sie wird sich während des Walzvorganges von einer Seite der Walze
                              									zur anderen verschieben und am Ende derselben wieder freigegeben. Die Walze eignet
                              									sich besonders zur
                              									Herstellung von Schienenzungen und solchen Schienen, welche mit anderen ähnlicher
                              									Art genau zusammenpassen sollen. Die Walzen sind an den Enden mit den Rinnen F und F1 versehen, in welche bewegliche Gesenke G und G1 eingesetzt werden können. Diese Anordnung erlaubt
                              									es, die Walzen den verschiedenen Ansprüchen hinsichtlich der Ausdehnung und der
                              									herzustellenden Form anzupassen, ohne die Kosten für Ersatzwalzen zu verursachen,
                              									oder ein Auswechseln der Walzen erforderlich zu machen. Die beweglichen Gesenke
                              									werden mit geeigneten Werkzeugen in kurzer Zeit ausgewechselt.
                           Der Erfinder schlägt auch vor, die Walze aus abnehmbaren Ringen, die über eine Achse
                              									gestreift sind, zusammenzusetzen und auf diese Weise eine geeignete Form, dem
                              									wechselnden Bedarfe entsprechend, herzustellen.
                           Bei dem Winkel- und Z-Eisenwalzwerke, welches durch das amerikanische Patent Nr.
                              									399896 William E. Highfield in Philadelphia, Pa.,
                              									geschützt ist, wird das Z-Kaliber durch vier Walzenscheiben ab (Fig.
                                 										12) gebildet, welche auf je einer Achse befestigt sind. Die unteren Achsen
                              										c werden von je einem Lager e umfaſst, welches mittels einer Zugstange und eines Excenters i in gebogenen Führungen n
                              									gleiten kann. Hierbei pendelt das freie Ende der Achse unter Verschiebung in den
                              									Bunden o um die an letzteren angeordneten Schildzapfen.
                              									In gleicher Weise werden die Achsen der oberen Walzenscheiben a verstellt. Um die Walzen in allen Lagen antreiben zu
                              									können, greift ein auf der durchgehenden Welle s
                              									angeordnetes Zahnrad t in einen Zahnkranz r ein, welcher auf einem am Gestell angebrachten
                              									Hohlzapfen m gelagert ist. Durch letztere gehen die
                              									Wellen c der unteren Walzen b hindurch und werden letztere durch an den Wellen c befestigte Arme v und am Zahnkranz r angeordnete Mitnehmer x
                              									gedreht. Zur Einstellung der Walzen a b sind die vier
                              									Excenter i auf einer gemeinschaftlichen Welle
                              									angeordnet, die durch ein Schneckengetriebe z und ein
                              									Handrad gedreht wird.
                           Das schon öfter versuchte Verfahren, flüssiges Metall unmittelbar auszuwalzen, ist
                              									neuerdings wieder Gegenstand des D. R. P. Nr. 52002 vom 16. Juli 1889 geworden, in
                              									welchem Edwin Norton und John
                                 										George Hodgson in Maywood, III., die in Fig. 13 dargestellte
                              									Vorrichtung sich haben patentiren lassen.
                           Das flüssige Metall flieſst aus einer mit Bodenspalte versehenen Gieſspfanne zwischen
                              									zwei gekühlte Walzen ab, die sich in demselben Maſse
                              									drehen, wie das flüssige Metall auf die Walzen flieſst und durchgewalzt wird. Zur
                              									Erhaltung des genauen Abstandes der Walzen sind auf den Kopfflächen derselben Ringe
                              										c aufgesetzt, die gegen einander arbeiten.
                              									Innerhalb der Ringe haben die Walzen Rinnen, durch welche überschüssiges flüssiges
                              									Metall abflieſsen kann, ehe es erstarrt. Unter den Walzen kann das aus denselben
                              									tretende Blech mittels Führungen zwischen andere Walzen geführt werden, um es weiter auszuwalzen.
                           Eine ausführliche Darstellung dieses Verfahrens findet sich in Revue industrielle, Nr. 35 und 36 vom 30. August und 6.
                              									September 1890, worauf wir hiermit verweisen.
                           Zur Herstellung kleiner Rotationskörper haben v. Flotow
                              									und H. Leidig in Danzig unter Nr. 44093 vom 30. Oktober
                              									1887 ein Zusatzpatent erworben, nach welchem sie, wie in Fig. 14 gezeigt ist, den
                              									Stab, anstatt ihn wie im Hauptpatent zwischen zwei hyperbolischen Walzen durch feste
                              									Führungen zu halten, zwischen drei oder mehr Walzen bearbeiten und dadurch eine
                              									besondere Führung entbehrlich machen. Die Erzeugenden der drei Walzen sind einander
                              									parallel. Das Abtrennen der fertigen Rotationskörper von dem zusammenhängenden Stab
                              									geschieht durch einen auf einer der Walzen am Ende angeordneten, stärker
                              									hervortretenden Schraubengang er, welchem ein weniger hoher Schraubengang der beiden
                              									anderen Walzen gegenübersteht.
                           Auf der Pariser Weltausstellung hatten nach dem Berichte von Daelen (Stahl und Eisen, Nr. 8 1889) die
                              									Werke von Chatillon und Commentry das vollständige
                              									Kammwalzengerüst zu ihrer neuen Panzerblechwalze ausgestellt, bei welchem die
                              									Schwierigkeit der langen schrägliegenden Kuppelspindel zur Verbindung mit der
                              									hochaufgehenden Oberwalze dadurch beseitigt ist, daſs die obere Kamm walze
                              									mitgehoben und gesenkt wird. Zu diesem Zweck sind nach Fig. 15 und 16 auſser den
                              									beiden Kammwalzen noch zwei gröſsere Zahnräder vorhanden, von welchen A den Antrieb von der Maschine erhält und solche
                              									unmittelbar auf die Kamm walze B überträgt, während
                              									nach oben C als Vermittler dient, dessen Achse mit
                              									derjenigen von D durch zwei Zugstangen E verbunden ist. Während nun D mit der Oberwalze mittels der Schrauben F
                              									und der Welle G um den Hub m gehoben oder gesenkt wird, macht C den
                              									wagerechten Weg n, auf welchem seine Lager gerade
                              									geführt werden. Durch diese Einrichtung wird der groſse Aufgang der Oberwalze von
                              										1m mit kurzen Kuppelspindeln ermöglicht und
                              									dadurch nicht nur viel Raum gespart und die Anlagekosten verringert, sondern auch
                              									der Betrieb vor Störungen bewahrt, welche die langen Spindeln durch Bruch und
                              									Verschleiſs verursachen.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
