| Titel: | Doppelsextant für hydrographische Vermessungen. | 
| Autor: | R. | 
| Fundstelle: | Band 278, Jahrgang 1890, S. 506 | 
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                        Doppelsextant für hydrographische
                           								Vermessungen.
                        Doppelsextant für hydrographische Vermessungen.
                        
                     
                        
                           Wenn es gilt, Tiefenmessungen in Flüssen und Häfen vorzunehmen, so ist ohne Zweifel
                              									die Anwendung des Sextanten die bequemste Methode der Aufnahme, wenn auch nicht die
                              									genaueste; indessen sind immerhin einige Mängel dabei, deren Beseitigung erwünscht
                              									ist.
                           Bei der Ausführung solcher hydrographischen Vermessungen, z.B. bei Flüssen, wo es
                              									sich um die Aufnahme von Querprofilen handelt, werden Signalfahnen von
                              									entsprechender Gröſse, so daſs sie auf die vorkommenden Entfernungen noch stets gut
                              									sichtbar sind, und welche, um sie zu unterscheiden, numerirt sind, benutzt und auf
                              									den Ufern an die Enden der aufzunehmenden Querprofile gesetzt. Ihre gegenseitige
                              									Lage wird von einer in der Regel mit der hydrographischen Vermessung in Verbindung
                              									arbeitenden topographischen Aufnahmesection festgelegt.
                           Bei Flüssen mit stärkerer Strömung, wie z.B. am Mississippi, besteht eine
                              									Vermessungsabtheilung aus zwei Beobachtern mit den Sextanten, einem Aufschreiber,
                              									einem Führer und sechs Bootsleuten. Das entsprechend groſse Boot wird so gut als es
                              									geht in der Linie des aufzunehmenden Querprofiles mit gleichmäſsiger Geschwindigkeit
                              									bewegt; der Führer macht in regelmäſsigen Zeitintervallen, wie sie der Aufschreiber
                              									angibt, die Tiefenmessungen, während die Beobachter mit den Sextanten die örtliche
                              									Lage der Stelle, wo eine solche Tiefenlothung gemacht wurde, festlegen, indem sie
                              									die Winkel messen zwischen diesen und irgend drei in Sicht befindlichen Signalen,
                              									aus welchen sich die Bestimmung durch einen guten Schnitt ergibt. Ein eine
                              									Ungenauigkeit bedingender Mangel bei diesem Vorgange liegt in der Schwierigkeit, die
                              									zwei zur Festlegung erforderlichen Winkel gleichzeitig zu messen. Wenn nun diese
                              									Winkel nicht gleichzeitig gemessen werden, so wird durch die Strömung des Flusses
                              									einerseits und durch die Ruderer andererseits eine Ortsveränderung des Bootes
                              									erfolgen, bevor der zweite Beobachter seinen Winkel gemessen hat. Auch durch
                              									Verwechselung der Signale, wenn zwei Beobachter arbeiten, kann eine Irrung entstehen
                              									und können Fehler auftreten.
                           Bei dem Gebrauche des Doppelsextanten, wie er von G. W.
                                 										Wood(Engineering News, 28. Juni 1890) erfunden wurde und
                              									bereits bei den Tiefenmessungen am Mississippi in Anwendung kam, und welcher aus der
                              									beigefügten Abbildung ersichtlich ist, ist nur ein Beobachter erforderlich und die
                              									beiden zur örtlichen Festlegung einer Tiefenmessung nöthigen Winkel werden zu
                              									gleicher Zeit gemessen. Hierdurch wird gröſsere Genauigkeit, Ersparniſs an Kosten
                              									und Raumgewinnung im Boote erzielt.
                           Textabbildung Bd. 278, S. 507 Der Vorgang beim Gebrauch des Wood'schen
                              									Doppelsextanten ist etwa der folgende: Das Fernrohr denken wir uns auf das mittlere
                              									der drei zur Festlegung eines Punktes ausgewählten Signale gerichtet; dann wird der
                              									Arm A (siehe Figur), der mit dem unteren der beiden für
                              									sich drehbaren Spiegel in fester Verbindung ist, so lange nach links gedreht, bis
                              									das reflectirte Bild des rechts gelegenen Signales unter dem direkt gesehenen
                              									mittleren erscheint, und ebenso wird der Arm B und
                              									damit der obere drehbare Spiegel nach rechts gedreht, bis das reflectirte Bild des
                              									links stehenden Signales über dem mittleren steht. Die erforderliche Bewegung der
                              									Arme A und B wird dadurch,
                              									daſs man die Hebel a und b
                              									gegen die Mitte preſst, bewirkt. Wenn die Coincidenz der drei Bilder erfolgt ist, so
                              									steckt man den Daumen und Zeigefinger der einen Hand in die in den Hebeln a und b befindlichen
                              									Löcher und sucht so lange dieselbe durch entsprechenden Druck der Hebel zu erhalten,
                              									bis der Führer seine Lothung gemacht hat; dann klemmt man die Schraube C, wodurch die Spiegel und Arme in ihrer Stellung
                              									verbleiben. Der Arm A hat einen Nonius, der auf der
                              									Theilung am inneren Kreise, der Arm B einen Nonius, der
                              									auf der Theilung am äuſseren Kreise, welche der ersteren entgegengesetzt verlaufend
                              									beziffert ist, die Ablesung vermittelt, welche nach Klemmung der Schraube C mit Ruhe und leicht geschehen kann. Die Handhabe kann
                              									abgeschraubt werden, die Hebel lassen sich leicht abnehmen, so daſs das Instrument
                              									compendiös verpackt werden kann, das Gewicht ist nicht wesentlich gröſser als das
                              									eines gewöhnlichen Sextanten.
                           
                              
                                 R.