| Titel: | Neues Nivellirinstrument mit wagerechter Tangentialschraube. | 
| Autor: | R. | 
| Fundstelle: | Band 278, Jahrgang 1890, S. 509 | 
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                        Neues Nivellirinstrument mit wagerechter
                           								Tangentialschraube.
                        Mit Abbildungen.
                        Neues Nivellirinstrument mit wagerechter
                           								Tangentialschraube.
                        
                     
                        
                           Die bekannte Firma Ertel und Sohn in München fertigt
                              									nach dem Vorschlag Prof. Dr. Otto Decher's
                              									Nivellirinstrumente an, deren Zweck, auſser zur Ausführung genauer geometrischer
                              									Nivellements zu dienen, noch darin besteht, für die meisten der dem praktisch
                              									thätigen Ingenieur häufig vorkommenden Aufgaben, als Abstecken von (in Procent oder pro Mille)
                              									gegebenen Neigungen, Messen solcher und von Höhen und Entfernungen u.s.w., einfach
                              									und ohne complicirtere Rechnung verwendbar zu sein, und zur Erreichung dieses
                              									Zweckes ist das Instrument mit einer kleinen wagerechten Tangentialschraube
                              									ausgestattet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 278, S. 510
                              
                           Die Einrichtung dieses Instrumentes ist aus der nebenstehenden
                              									Abbildung zu ersehen; Unterbau, beweglicher Instrumententheil u.s.w. bedürfen keiner
                              									weiteren Erklärung. Das Fernrohr AA liegt in einer
                              									halbcylindrischen Lagerrinne, und zwar mit zwei gleich groſsen Ringen R in y-förmig ausgeschnittenen, gleich gearbeiteten, an
                              									den Enden der Lagerrinne angeschraubten Flanschen und hat centrische Drehungsachse
                              									2), während die meisten der mit solchen Mikrometerschrauben versehenen
                              									Nivellirinstrumente in der Regel excentrische Fernrohrdrehungsachse haben. Der
                              									Schutz der auf den Ringen R aufzusetzenden
                              									Reiterlibelle vor dem Herabfallen ist der auch von anderen Mechanikern, wie z.B. Sickler in Karlsruhe u.a., gebräuchliche und aus der
                              									Abbildung ersichtliche. Um das Fadenkreuz deutlich sichtbar zu machen, wird hier
                              									nach Lüftung eines kleinen Befestigungsschräubchens das Diaphragma in der Richtung
                              									der Längsachse des Fernrohres etwas verschoben (Huyghen's Ocular). Der Spiegel an der Libelle dient zur Beurtheilung des
                              									Einspielens der Libelle, ohne daſs der Beobachter genöthigt ist, zur Seite zu
                              									treten, wodurch der Stand des Instrumentes verändert werden könnte, insbesondere in
                              									weichem elastischem Terrain. E1 ist für die grobe, M1 für die feine Bewegung des Fernrohres
                              									im wagerechten Sinne, K2 grobe, M feine Bewegung für die Drehung des
                              									Fernrohres in senkrechter Ebene, und dient insbesondere die Schraube M dazu, um die Reiterlibelle genau zum Einspielen zu
                              									bringen, was bei Ausführung geometrischer Nivellements nothwendig ist. Eine
                              									Dosenlibelle L ist dazu da, um die senkrechte
                              									Instrumentenachse rasch richtig stellen zu können. Das Besondere an diesem
                              									Instrumente besteht in der Einrichtung der wagerechten Mikrometerschraube; diese ist
                              									mit einer Trommel versehen, die in 100 gleiche Theile getheilt ist, und wirkt auf
                              									einen Arm, der sich mit Hilfe von K2 mit der Lagerrinne fest verbinden läſst. Die
                              									ganzen Umdrehungen der Schraube werden an einer bei der Drehung der Schraube
                              									mitgeführten Scala an einem festen Index, an dem die Scala vorbeigleitet, abgelesen,
                              									die Bruchtheile, von welchen Tausendstel noch geschätzt werden können, an einem an der Trommel
                              									spielenden Index. Die Bezifferung an der vorerwähnten Scala ist von 0 bis 20
                              									durchlaufend. Damit man nun, und darauf ist bei diesem Instrumente, welches für den
                              									praktischen Ingenieur eine einfache Verwendung ermöglichen soll, Gewicht gelegt, die
                              									Neigungen unmittelbar in Procent bezieh. pro Mille erhält, ist das Verhältniſs
                              									zwischen der Ganghöhe g der Schraube und ihrem
                              									senkrechten Abstande a von der Drehungsachse D des Fernrohres ein bestimmtes, und zwar entweder mit
                              										\frac{g}{a}=\frac{1}{100} oder
                              										\frac{1}{200} gewählt; im ersteren Falle gibt eine
                              									Schraubenumdrehung 1 Proc., im letzteren ½ Proc., oder zwei Gänge geben 1 Proc.
                              									Neigung. Da man noch Tausendstel einer Trommel Umdrehung abzuschätzen vermag, so ist
                              									es leicht zu ersehen, welche Neigungsunterschiede noch gemessen werden können.
                           Das so eingerichtete Instrument dient [zur unmittelbaren Angabe von in Procent oder
                              									pro Mille gegebenen Neigungen, Messung von Höhenunterschieden und absoluten Höhen
                              									zugänglicher oder unzugänglicher Punkte, sowie endlich auch, allerdings erst in
                              									zweiter Linie, zur Distanzmessung und trigonometrischen Höhenbestimmung, und ergeben
                              									sich die zwischen den beobachteten und den zu suchenden Gröſsen bestehenden
                              									Beziehungen wie folgt:
                           Textabbildung Bd. 278, S. 511 Wir denken uns bei richtig aufgestelltem Instrumente den Punkt 10 der
                              									Scala genau senkrecht unter der Drehungsachse D und den
                              									Arm a senkrecht zur Visirlinie mit dieser in fester
                              									Verbindung. Bezeichnen wir mit s1
                              									= n1g, s2 = n2g (g die Höhe eines
                              									Ganges, n die Anzahl der Gänge) die an Scala und
                              									Trommel gemachten Schraubenablesungen, wenn die Visirlinie an einer in einem Punkte
                              									aufgestellten Latte die Lesungen L1 und L2 gibt, so folgt:
                           L1 :
                              										E = s1 : a und hieraus
                              										L_1=\frac{s_1}{a}\,E=\frac{n_1\,g}{a}\,E=\frac{E\,.\,n_1}{C}
                           ferner
                           
                              E=\frac{C\,.\,L_1}{n_1}\ \mbox{und}\
                                 										s_1=\frac{a\,L_1}{E}
                              
                           Ist eine Visur wagerecht und L1 das zwischen dieser und der zweiten befindliche Lattenintervall, so sind im
                              									Vorstehenden die Formeln für die Höhe, Entfernung u.s.w.: z.B. C = 100 ergibt L1 = En1 Proc. u.s.w.
                           Trifft die wagerechte Visur die Latte nicht, so ist auch:
                           L2– L1 : E = s2
                              									– s1 : a oder L2
                              									– L1 = L und s2 – s1 = s gesetzt:
                           L : E =
                                 										s : a und
                              									E=\frac{C\,L}{n}.
                           Da auch H : L = s1 : s = n1 : n ist, so folgt
                              									weiter H=\frac{L\,n_1}{n}.
                           Ist z.B. n = 1 und C = 100,
                              									so ist E = 100 L und H = n1L.
                           Wenn jedoch die Visuren nicht mit zur Visirlinie senkrecht geklemmtem Arme a gegeben werden können, was bei steileren Visuren
                              									eintreten wird, wenn eben die Neigung 10 Proc. übersteigt, so sind die für diesen
                              									Fall geltenden allgemeinen Formeln nach einer einfachen Rechnung leicht
                              									aufzustellen. Sie sind, wenn man mit β die Neigung der
                              									einen Visur bezeichnet:
                           
                              E=\frac{C\,L}{n}\,cos^2\,\beta-L\,\frac{sin\,2\,\beta}{2}
                              
                           H=\frac{C\,L}{n}\
                                 										\frac{sin\,2\,\beta}{2}-L\,sin^2\,\beta..
                           In diesen Formeln kann man in den meisten Fällen, in welchen man dieses als
                              									Nivellirinstrument gebaute Instrument in Anwendung ziehen wird, die letzten Glieder
                              									vernachlässigen, und setzt man cosβ = 1 und führt man
                              									eine kleine Transformation aus, so ergeben sich schlieſslich die sehr einfachen und
                              									sofort verständlichen Formeln:
                           
                              
                                 E = 100L – n2 Proc. L
                                 
                              
                                 
                                    H = n . L
                                    
                                 
                              
                           Ueber die Grenzen, bis zu welchen diese Vernachlässigungen bezieh. die Aufstellung
                              									dieser genäherten Formeln zulässig, wollen wir hier keine näheren Untersuchungen
                              									anstellen, sondern vielmehr auf das über dieses Instrument erschienene Schriftchen:
                              										Neues Nivellirinstrument von Dr. Otto Decher, Professor am eidgenössischen Polytechnikum
                              									in Zürich, München 1890, verweisen. (Vgl. S. 528.)
                           Aber diese einfachen Beziehungen, welche durch die vorstehenden Formeln ihren
                              									Ausdruck finden, bleiben nicht mehr aufrecht, wenn bedeutend steilere Visuren zu
                              									geben sind. Dies wird man leicht einsehen, wenn wir auf den Vorgang, der hierbei
                              									einzuschlagen ist, näher eingehen. Zunächst hat man für das Abstecken von Neigungen
                              									bis zu 10 Proc. folgendes Verfahren zu beobachten:
                           Das vorher berichtigte Instrument wird mit Benutzung der Dosenlibelle gut aufgestellt
                              									(oder, wenn man will, verzichtet man auf die Dosenlibelle und ermittelt die Ablesung
                              									an Scala und Trommel, bei welcher die auf dem Fernrohre aufgesetzte Reiterlibelle
                              									senkrecht zur lothrechten Umdrehungsachse steht, was bei geklemmter Schraube K2in bekannter Weise geschieht,
                              									und stellt mit Hilfe der empfindlicheren Reiterlibelle das Instrument richtig auf),
                              									dann wird K2 gelüftet,
                              										M genau auf 10,00 gestellt und K2 geklemmt; wird nun
                              										M um 1, 2, 3... 10 Gänge gedreht, so werden die
                              									Visuren unter Neigungen von 1, 2, 3... 10 Proc. theoretisch genau erhalten.
                           Für Neigungen zwischen 10 und 20 Proc. kann mit ausreichender Genauigkeit folgender
                              									Weg eingeschlagen werden. Ist eine Neigung von n Proc.,
                              									wobei n > 10 ist, abzustecken, so rechnet man 20 – n, stellt die Trommel auf diese Ablesung (statt auf
                              									10,00) bei gelüftetem K1 und einspielender Reiterlibelle ein, zieht K2 an und dreht dann die Schraube M auf 0,00. Ist die Neigung von n Proc. in entgegengesetztem Sinne abzustecken, so läſst sich das
                              									Verfahren aus dem früheren leicht absehen.
                           Für gröſsere Neigungen, also steilere Visuren, wie sie in coupirtem Terrain häufig
                              									vorkommen werden, schlägt Prof. Dr. Decher in dem
                              									citirten Werkchen, in welchem zahlreiche Anwendungen eingehend erörtert sind und
                              									Regeln für viele praktisch wichtige Fälle gegeben werden, ein Verfahren vor, das
                              									einige Aehnlichkeit mit der Repetition bei der wagerechten Winkelmessung hat. Lüftet
                              									man nämlich die Klemmschraube K2, so kann man M
                              									drehen, ohne daſs hierdurch eine Veränderung der Stellung der Visur bewirkt würde,
                              									da das Fernrohr gut ausbalancirt ist und der durch die federnden Lagerdeckel auf die
                              									Zapfen der wagerechten Fernrohrachse ausgeübte Druck eine Reibung verursacht, welche
                              									das Fernrohr unbeweglich erhält. Darauf gründet Dr. Decher das Verfahren, Neigungen von über 10 Proc. abzustecken; und
                              									geschieht dies dadurch, daſs genau, wie früher aus einander gesetzt, östlich 10
                              									Proc. Neigung abgesteckt werden, d.h. die Visur in diese Lage gebracht wird, welche
                              									nach dem Vorstehenden unverändert bleibt, wenn man nun K2 lüftet und M wieder auf 10,00 zurückschraubt: dann wird K2 geklemmt und M wieder auf 20 gedreht u.s.f.
                           Indessen stehen diesem Verfahren zwei Bedenken entgegen: Erstens ist das bei steilen
                              									Visuren erforderliche lästige lange Schrauben nicht beseitigt, sondern eher vermehrt
                              									und erfolgt eben in Abtheilungen; zweitens entbehrt das Verfahren insbesondere bei
                              									steileren Visuren der theoretischen Grundlage und Schärfe; denn indem die ersten 10
                              									Proc. richtig abgesteckt wurden, K2 gelüftet und M auf
                              									10,00 zurückgedreht und nun K2 wieder angezogen wurde, ist jetzt der senkrechte Arm nicht senkrecht zur
                              									Visirlinie mit dieser in fester Verbindung, sondern unter einem Winkel 90 ± α, wobei α der den 10
                              									Proc. entsprechende Winkel (d. i. α = 5°43') ist. Dreht
                              									man nun M wieder von 10,00 auf 20, so macht der
                              									senkrechte Arm eine Winkelbewegung um a und daher die
                              									nut diesem fest verbundene Visirlinie dieselbe Winkelbewegung; die Visur ist dann
                              									unter 2α geneigt. Wiederholt man weiters diesen
                              									Vorgang, so ist klar, daſs man, anstatt Neigungen von 20 Proc., 30 Proc., 40 Proc., ... 100 Proc.,
                              									oder den ihnen entsprechenden Winkeln von 11°19', 16°42', 21°48', ... 45°
                              									abzustecken, die Winkel 11°26', 17°9', 22°52', ... 57°10' oder die Neigungen von
                              									20,3 Proc., 30,9 Proc., 42,1 Proc., ... 155,0 Proc. absteckt.
                           In ähnlicher Weise stellen sich Schwierigkeiten in der Distanz- und Höhenbestimmung
                              									entgegen, wenn stark geneigte Visuren gegeben werden müssen; solange die Neigung der
                              									Visuren derart ist, daſs cosβ =. 1 gesetzt werden darf,
                              									wird das Instrument ausreichen, und die praktischen Regeln und die Methoden der
                              									Anwendung, die der Verfasser in dem citirten Schriftchen gibt, werden dem
                              									Instrumente in der Praxis Verbreitung verschaffen, und dies um so mehr, als sich die
                              									Einrichtung auch an älteren Instrumenten verhältniſsmäſsig leicht anbringen läſst
                              									und von Ertel und Sohn in München, welcher solche
                              									Neigungsschrauben in drei Arten, und zwar für gröſsere Nivellirinstrumente mit g : a = 1 : 100, für
                              									kleinere mit 1 : 50 und für Tachymeter mit g : a = 1 : 200 anfertigt, mit Scala und Trommel zum
                              									ungefähren Preis von 40 M. besorgt wird. Wenn es jedoch (gilt, in coupirtem Terrain,
                              									wo stark geneigte Visuren häufig vorkommen, ja vielleicht die Regel bilden werden,
                              									derartige Messungen auszuführen, und wenn man auch noch auf die Distanzmessung
                              									selbst gröſseres Gewicht legt, als dieses bei dem vorbeschriebenen
                              									Nivellirinstrumente beabsichtigt ist, wird ein ähnlich eingerichteter Theodolit in
                              									Verwendung treten müssen.
                           Die Anwendung der Mikrometerschraube zur Distanz- und Höhenbestimmung und zu anderen
                              									damit zusammenhängenden Messungen ist nicht neu. Angeregt wurde dieselbe am Anfange
                              									unseres Jahrhunderts durch den Hannoveraner Hogrewe und
                              									in den 50er Jahren wurden von Stampfer in Wien die
                              									bekannten und weit verbreiteten Nivellirinstrumente mit Sehnenschrauben in die
                              									geodätische Praxis eingeführt, die sich ausgezeichnet bewährten. Dann hat Prof. KoristkaStudien über die Methoden und Benutzung
                                       												hypsometrischer Karten von Carl
                                       												Koristka, Gotha, Justus Perthes,
                                    											1858. ein Instrument in Theodolitform mit Mikrometerschraube
                              									ausführen lassen zum Zwecke von Höhenbestimmungen, entstanden aus dem Bedürfnisse,
                              									ein Instrument zu haben, welches, wenn auch mit geringerem, doch ausreichendem Grade
                              									von Genauigkeit die senkrechte Winkelmessung mit der Schraube vorzunehmen auch bei
                              									gröſseren Neigungen, als dies mit dem Stampfer'schen
                              									Nivellirinstrumente möglich ist, gestattet, und so ein Instrument zu schaffen,
                              									welches für trigonometrische Höhenbestimmungen in coupirtem Terrain brauchbar
                              									ist.
                           Dann haben Breithaupt in Cassel das sogen.
                              									Compensationsniveau mit senkrechter Tangentenschraube, sowie Miller in Innsbruck (nach Geppert, vgl. Carl's Repertorium, 1874 und 1880) und Sickler in Karlsruhe ebenfalls Nivellirinstrumente mit
                              									senkrechter Tangentialschraube angefertigt, und ist insbesondere bei dem letzteren
                              									die Scala und Trommel so
                              									getheilt und beziffert, daſs direkt Neigungen in Procent abgelesen werden.
                           Die drei letztgenannten Instrumente haben excentrische Fernrohrdrehungsachse und
                              									senkrechte Mikrometerschraube, während das neue Instrument von Dr. Decher centrische Fernrohrdrehungsachse und wagerechte
                              									Tangentialschraube hat' und diese auch nur auf eine geringe Anzahl von Gängen (20)
                              									beschränkt ist, was bei den anderen nicht der Fall ist, diese vielmehr mit längeren
                              									Mikrometerschrauben versehen sind. Diese Nivellirinstrumente erweisen sich nicht
                              									mehr als ganz zweckentsprechend, wenn steilere Visuren auftreten; entweder versagen
                              									sie vollständig oder es ist deren Anwendung in Folge des dabei erforderlichen langen
                              									Schraubens zeitraubend und auch mühsam.
                           Die Distanz- und Höhenbestimmung mit der Mikrometerschraube bietet in Folge des
                              									einfachen Zusammenhanges, der zwischen den beobachteten und den gesuchten Gröſsen
                              									besteht, gewisse Vortheile, die aber erst dann vollständig erreicht werden, wenn es
                              									gelingt, die entgegenstehenden Nachtheile zu überwinden; diese bestehen einerseits
                              									darin, daſs, wie schon gesagt, soll das Instrument auch in coupirtem Terrain ebenso
                              									leicht verwendbar sein, die Schraube lang ausfällt und bei steilen Visuren langes
                              									mühsames Schrauben erforderlich ist, andererseits in der Art der Distanzmessung
                              									selbst. Diese ist nämlich hinsichtlich ihrer GenauigkeitVgl.: Ueber den Einfluß
                                       												der Größe der Lattenschiefe bei Distanzmessungen und über die
                                       												Genauigkeit von Schraubendistanzmessern von Prof. Lorber Zeitschrift für Instrumentenkunde, VI.
                                    											Jahrg. 1886. wesentlich davon abhängig, mit welcher Schärfe man
                              									im Stande ist, das zwischen zwei um eine gewisse Anzahl von Schraubengängen von
                              									einander abweichenden Visuren befindliche Lattenintervall anzugeben. Während die
                              									hierauf Einfluſs nehmende fehlerhafte Lattenaufstellung, die Ablese- und
                              									Einstellfehler bei den verschiedenen Distanzmessermethoden sich geltend machen, wird
                              									bei dieser hier in Rede stehenden Methode noch der ungünstige Umstand hinzukommen,
                              									daſs die beiden Einstellungen bezieh. Ablesungen nicht gleichzeitig überblickt
                              									werden können, d.h. man beim Ablesen der zweiten Einstellung nicht im Stande ist,
                              									sich Sicherheit zu verschaffen, daſs die erste noch dieselbe unveränderte geblieben;
                              									diesem Uebelstande kann nur durch Anwendung einer Latte mit einem geeigneten Stativ
                              									wirksam abgeholfen werden, welches einigermaſsen Gewähr für die Unveränderlichkeit
                              									der Lattenstellung während der Ausführung der zur Messung erforderlichen
                              									Beobachtungen bietet, ob man nun auf Zieltafeln einstellt oder Latten zum
                              									Selbstablesen anwendet. Kann man die genannten Uebelstande unschädlich machen und
                              									beseitigen, dann bietet diese Methode der Distanz- und Höhenbestimmung wegen den
                              									einfachen Operationen wirklich Vortheile. Auf der Ausstellung mathematischer
                              									Instrumente zur Zeit der IV. Hauptversammlung des deutschen Geometervereins in
                              									Berlin im J. 1875 war
                              									ein Universal-Hohen- und Distanzmesser-Instrument von Hahn in Cassel (Construction Patent Bende) zu
                              									sehen mit senkrechter Tangentialschraube, welche die Winkelmessung auf eine Secunde
                              									genau gestattete und Neigungen bis zu 45° noch zulieſs. Prof. Jordan hat mit einem solchen Instrumente Versuche
                              									durchgeführt und rühmt ebenfalls den einfachen Zusammenhang zwischen Beobachtung und
                              									Resultat (Zeitschrift für Vermessungswesen, 1875 S.
                              									362). Auch Hahn in Cassel hat das Bedürfniſs gefühlt,
                              									dem lästigen langen Schrauben bei steilen Visuren abzuhelfen, und das dadurch, daſs
                              									er eine dreiseitige prismatische senkrechte Röhre angebracht hat, welche mit
                              									Millimetertheilung in Silber versehen ist und die sich sorgfältig in senkrechter
                              									Richtung verschieben läſst und Feineinstellung besitzt. Seitlich am Schlitten
                              									befindet sich ein Mikroskop mit getheilter Trommel. Das Fernrohr hatte excentrische
                              									Drehungsachse und ergab sich die Entfernung aus der Formel
                           
                              E=0,124+\frac{750}{s}
                              
                           Eingestellt wurde auf zwei in 3m von einander entfernten Zieltafeln.
                           Ein Instrument mit wagerechter Tangentialschraube, und
                              									zwar ein Theodolit, wurde vom Mechaniker Miller in
                              									Innsbruck nach Angaben Prof. Lorber's in Leoben
                              									ausgeführt, und in einem in der Wochenschrift des
                                 										österreichischen Ingenieur- und Architektenvereins in Wien, 1881 S. 163,
                              									erschienenen Aufsatze wies Prof. Lorber auf die unter
                              									gewissen Umständen bestehende Zweckmäſsigkeit dieser Art der Distanz- und
                              									Höhenmessung für tachymetrische Zwecke hin. Das in der Sammlung der k. k. Bergakademie in Leoben befindliche Instrument ist
                              									ein vollständiger Repetitionstheodolit mit durchschlagbarem Fernrohr, Höhen kreis
                              									u.s.w. Auf dem Fernrohre läſst sich eine Reiterlibelle aufsetzen und mit dem
                              									Fernrohre wird durch eine Klemmschraube ein senkrechter Arm in feste Verbindung
                              									gebracht. Der senkrechte Arm endet in eine fein polirte Stahlfläche, welche an eine
                              									ebensolche Schneide an einem Schlitten mittels Feder angepreſst wird. In dem
                              									Schlitten ist das Muttergewinde der wagerechten Tangentialschraube geschnitten und
                              									ein Index an diesem Schlitten gestattet die Ablesung der ganzen Umdrehungen der
                              									Schraube an einer wagerechten Theilung. Die Schraube besitzt eine in 100 gleiche
                              									Theile getheilte Trommel, und an einem Index werden Bruchtheile einer
                              									Trommelumdrehung abgelesen. Erstlich ist die Visur mit Hilfe der aufgesetzten
                              									Reiterlibelle genau wagerecht zu richten und dann die Schraube auf Null zu stellen
                              									und die Klemmschraube anzuziehen. Sodann erfolgt die eigentliche, zur Messung
                              									erforderliche Beobachtung. Mit der Tangentenschraube wird die Visur dadurch, daſs
                              									man um eine gerade Anzahl von ganzen Umdrehungen, z.B. um 2n, dreht, auf die Latte (zum Selbstablesen) gerichtet und die Ablesung
                              									gemacht; dann wird um zwei Gänge weitergedreht und wieder abgelesen. Die Constante
                              									des Instrumentes, d. i. das Verhältniſs des senkrechten Abstandes der Mikrometerschraube von der
                              									wagerechten Fernrohrdrehungsachse zur Höhe eines Ganges, ist 200, und daher ergeben
                              									sich sehr einfach E = 100L
                              									und H = n . L, wenn L das
                              									zwischen den beiden Visuren eingeschlossene Lattenintervall bedeutet. In gewissen
                              									Fällen, wo die Verwendung einer Latte zum Selbstablesen nicht zweckmäſsig, etwa bei
                              									Ermittelung einer sehr groſsen Entfernung, kann man natürlich eine solche mit
                              									Zieltafeln benutzen und die trigonometrische Bestimmung vornehmen. Leider fällt,
                              									wenn das Instrument für Höhen- und Tiefenvisuren von starker Neigung verwendbar sein
                              									soll, die Schraube lang aus, und wird die Ausführung der Beobachtungen dadurch, daſs
                              									man lange schrauben muſs, zeitraubend und mühsam. Die lange wagerechte Schraube hat
                              									noch den die Genauigkeit wesentlich beeinträchtigenden Nachtheil, daſs die
                              									Beseitigung des todten Ganges auf groſse Schwierigkeiten stöſst. Würde es gelingen,
                              									bei dem vorbeschriebenen Instrumente derartige Abänderungen zu treffen, daſs
                              									hierdurch die genannten Uebelstände und Schwierigkeiten beseitigt werden, so würde
                              									ein Instrument geschaffen, welches für viele praktische Bedürfnisse, insbesondere
                              									bei Vermessungen im gebirgigen Terrain, gute Dienste leisten könnte.
                           
                              
                                 R.