| Titel: | Neuere Nietmaschinen. | 
| Autor: | Pr. | 
| Fundstelle: | Band 279, Jahrgang 1891, S. 13 | 
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                        Neuere Nietmaschinen.
                        Mit Abbildungen.
                        Neuere Nietmaschinen.
                        
                     
                        
                           Die stetige Ausbreitung und zunehmende Beliebtheit des maschinellen Nietbetriebes,
                              									nicht nur bei Brückenbauten, sondern auch im allgemeinen Kesselbau ist Veranlassung
                              									zu Verbesserungen auf diesem Gebiete, welche sich auf die Uebertragung des
                              									Kraftmittels, auf vorteilhaftere Ausbildung der Maschine und auf das Nietmaterial
                              									selbst beziehen, abgesehen von dem Bestreben tadelloser Arbeitsführung.
                           Es ist einleuchtend, dass bei gleichem Arbeitserfolge ein Gewinn erzielt wird, sobald
                              									man statt eines bereits vorgebildeten Nietes nur einen glatten Nietstift zur
                              									Verbindung der Bleche zu benutzen braucht (vgl. Jacobi
                              									1886 260 * 17, Varlet 1887
                              										265 * 494).
                           Auch in neuerer Zeit sind solche Bestrebungen zu verzeichnen, über welche wir in
                              									Nachstehendem berichten wollen, obgleich sie zu einem abgeschlossenen Ziele noch
                              									nicht geführt haben.
                           
                        
                           C. Hall's Vorrichtung zur Verwendung glatter Nietstifte in
                              									Nietmaschinen (Fig. 1).
                           Nach dem englischen Patent Nr. 16395 vom 14. December 1888 sind sowohl auf den
                              									feststehenden, als auch auf den beweglichen Stempelträger A Gabeln B aufgeschoben, die vermöge eines
                              									Schlitzstiftes c Führung und durch je eine Feder D Andruck an die Blechlage erhalten.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 279, S. 13
                              Fig. 1.Hall's Nietvorrichtung für glatte Nietstifte.
                              
                           Hierdurch stellt sich die Blechlage symmetrisch zu beiden Stempeln, der eingesteckte
                              									glatte Nietstift E wird hiermit zur Blechlage in eine
                              									solche Lage gebracht, dass seine frei vorstehenden Enden von gleicher Länge sind,
                              									vorausgesetzt, dass beide Federn D auch gleiche
                              									Spannkraft besitzen.
                           Findet durch den beginnenden Stempelvorschub eine Verdichtung der vorstehenden
                              									Stifttheile statt, so hört jede weitere Verschiebung des Nietstiftes im Loche
                              									auf.
                           Sobald aber, entweder in Folge ungleicher Erhitzung oder verschieden starker
                              									Abkühlung der Nietstiftenden, das eine Ende der Stauchung einen grösseren
                              									Widerstand entgegenstellt als das andere, so muss eine ungleich starke Verkürzung
                              									der Spannfedern D bezieh. eine Verschiebung der
                              									Blechlagen gegen das Mittel der Nietstiftlänge platzgreifen, wodurch ungleiche
                              									Nietköpfe angestaucht werden. Ueberdies erschwert diese Vorrichtung den
                              									unentbehrlichen Blechschluss vor dem Nieten.
                           
                        
                           J. F. Eltringham und Keen's Nietstiftvorrichtung an
                              									Nietmaschinen (Fig. 2).
                           Diese Vorrichtung (Engl. Patent Nr. 18021 vom 19. December 1888) besteht aus einem
                              									Druckwassercylinder A, welcher in der festen Gabel des
                              									Nietständers befestigt ist. Im mittleren Zapfentheil von A ist der Gesenkstempel B eingesetzt, während
                              									um den mittleren Zapfen und zwischen der inneren Cylinderwandung von A ein Ringkolben C
                              									gleitet, welcher durch eingeleitetes Presswasser an die Blechlage gedrückt werden
                              									kann.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 279, S. 13
                              Fig. 2.Eltringham und Keen's Nietvorrichtung.
                              
                           Nachdem der abgepasste, glatte und erhitzte Nietstift in die Bohrung der Blechlage
                              									eingesetzt worden ist, wird der bewegliche Nietstempel D und gleichzeitig der Ringkolben C
                              									vorgedrückt. Der letztere hält die Blechlage, während der Nietstempel D vorerst den Nietstift bis zur Anlage an den
                              									Gesenkstempel bringt und in der fortschreitenden Bewegung den Nietkopf bildet. Wenn
                              									aber nachher der Ringkolben entlastet wird, dadurch, dass das Presswasser aus dem
                              									Cylinder A abgeleitet ist, so drückt der Nietstempel
                              									die ganze Blechlage mit dem vorgebildeten Nietkopf, samt dem schwach angestaubten
                              									Schliesskopf in den Gesenkstempel B, vollendet
                              									hierdurch den Blechschluss und die Bildung von Niet- und Schliesskopf.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 279, S. 13
                              Fig. 3.Delaloé-Piat's Nietmaschine mit Presswasser und elektrischem
                                 										Betriebe.
                              
                           
                        
                        
                           Delaloé-Piat's tragbare Nietmaschine mit Presswasser und
                              									elektrischem Betrieb (Fig. 3).
                           Indem auf die früheren eingehenden Beschreibungen (vgl. 1887 263 * 73, D. R. P. Nr. 37341 bezieh. 1887 265 *
                              									498, D. R. P. Nr. 52689) verwiesen wird, sei hier mit Hinweis auf Fig. 3 erwähnt, dass nach Le
                                 										génie civil, 1889 Bd. 16 Nr. 8 * S. 201, tragbare Nietmaschinen mit grossem
                              									Vortheil durch Elektricität betrieben werden, weil dadurch alle Umständlichkeiten
                              									und Uebelstände, welche namentlich die beweglichen Rohrleitungen hochgespannten
                              									Wassers an sich haben, in Wegfall kommen.
                           Erwähnt sei jedoch zum besseren Verständniss der Fig.
                                 										3, dass diese Nietmaschine im oberen Bügelarm einen lothrechten
                              									Kolbenstempel besitzt, welcher durch den Vortrieb eines schwächeren, wagerecht
                              									laufenden Kolbens gegen den Niet gedrückt, bezieh. gegen den unteren Gabelarm
                              									geschoben wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 279, S. 14
                              Magna's Nietmaschine mit Differentialkettentriebwerk (Fig. 4 bis 6).
                              
                           Dieser Vortrieb des schwächeren Taucherkolbens wird durch die elektrische
                              									Kraftmaschine besorgt, welche mittels eines Stirn- und Winkelradpaares eine an die
                              									Kolbenstangenverlängerung angeschnittene Schraubenspindel ergreift und bewegt. Ein
                              									Schwungrad dient zur Unterstützung der Kraftäusserung im Augenblicke der endgiltigen
                              									Nietkopfbildung.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 279, S. 14
                              Fig. 6.Magna's Nietmaschine.
                              
                           Mittels einer Handkurbel wird ein Zahnstangengetriebe bethätigt und damit der
                              									Nietstempelkolben nach erfolgter Wasserentlastung in die Hochstellung gebracht.
                           
                        
                           Magna's Nietmaschine mit Differentialkettentriebwerk (Fig. 4 bis 6).
                           Bemerkenswerth ist diese Nietmaschine durch die Eigenthümlichkeit ihres Antriebes,
                              									welcher allerdings ganz und gar mit seinem allmählich ansteigenden Drucke der
                              									richtigen Wirkungsweise einer Nietmaschine entspricht.
                           Es sind nach Revue industrielle, 1890 Nr. 30 * S. 289,
                              									zwei Kettentrommeln vom Halbmesser r und R (Fig. 6) vorhanden, an
                              									deren Enden eine Kette angehängt ist, welche über eine lose Rolle geht.
                           Da nun in beiden, auf gemeinschaftlicher Welle aufgekeilten Trommeln zwar die
                              									Kettenrille nach gleicher Gangschraube eingeschnitten ist, die Kette aber von einer
                              									abläuft, während sie sich auf der andern aufwickelt, so entsteht während einer
                              									Umdrehung eine Kettenbewegung von der Grosse 2\,\pi\,(R-r). Dies
                              									hat zur Folge, dass die lose Rolle C1, an welcher die Last (2 Q) angehängt gedacht ist, einen Weg zurücklegt, welcher der halben
                              									Kettenbewegung gleicht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 279, S. 14
                              Fig. 7.Anderson und Gallwey's grosse Nietmaschine.
                              
                           Da nun das eine Kettenstück Q die Trommelwelle nach
                              									rechts, das andere aber dieselbe nach links dreht, so ist die an der Kurbel L wirkende Kraft P oder
                              									die halbe Lastgrösse Q leicht bestimmbar.
                           P\ .\ L=Q\ .\ R-Q\ .\ r oder
                              										P\,L=Q\,(R-r) bezieh.
                           
                              \frac{L}{(R-r)}=\frac{Q}{P}.
                              
                           Hieraus erkennt man, dass das Kraftverhältnis (Q:P), um so grösser
                              									wird, je kleiner der Unterschied der Halbmesser (R-r) wird.
                              									Dementsprechend ist nun die Trommel R mit abnehmendem
                              									Halbmesser gestaltet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 279, S. 14
                              Fig. 8.Anderson und Gallwey's grosse Nietmaschine.
                              
                           An dem Bügelgestell A (Fig. 4 und 5) lagert die
                              									Vorgelegewelle B und das Trommelpaar C und D. Auf diesem
                              									Gestell ist ein Gabelständer F aufgesetzt, welcher zwei
                              									Leitrollen F trägt und zwischen welchen der um den
                              									Zapfen G schwingende Krafthebel H durchgeht, an welchem die lose Kettenrolle I läuft.
                           
                           Wird demnach der lange Schenkel des Krafthebels H
                              									hochgezogen, so drückt sein vorderer kurzer Gabeltheil nach abwärts, auf ein
                              									Druckstück, an welchem mittelbar der Nietstempel P sich
                              									vorfindet.
                           Um aber die Druckwirkung messbar zu gestalten, drückt der kurze Gabeltheil von H auf einen Kolben K,
                              									welcher den Cylinder L durch Vermittelung einer
                              									zwischen Kolben und Cylinderboden eingeschlossenen Druckflüssigkeit erst
                              									niedertreibt.
                           Der Kolben ist nach oben zu einem Topfe M erweitert,
                              									sonst aber seiner ganzen Länge nach durchbohrt, so dass der untere Cylinderraum mit
                              									dem oberen Topf in Verbindung steht.
                           Diese Verbindung wird durch ein Ventil N unterbrochen,
                              									welches durch den Gewichtshebel O nach Wahl belastet
                              									werden kann.
                           Zur Entlastung des Sicherheitsventils dient die Zugleine Q mit Griff, während in der Rücklaufbewegung der Kettentrommeln der Kolben
                              										K durch zwei seitliche Hängeschienen R vom Gabelhebel H in die
                              									Anfangsstellung hochgezogen wird.
                           Die spiralig geformte Rille R der Kettentrommel D ermöglicht daher eine beliebig veränderliche
                              									Uebersetzung, von deren Stärke das folgende Beispiel Aufschluss gibt.
                           Es sei bei einem Radverhältnis (4 : 1) der Zahndruck 300 k, so folgt bei einem
                              									Hebelverhältnis (6 : 1), zwischen Kettenrolle l und
                              									Druckpunkt am Kolbenstück K bezogen zum Drehpunkt G des Krafthebels H eine
                              									Kraftäusserung:
                           
                              
                                 bei
                                 Beginn
                                   7200 k, welche nach
                                 
                              
                                 
                                 ¼
                                 Umdrehung
                                   8160 k
                                 
                              
                                 und nach
                                 ½
                                 Umdrehung
                                   9360 k
                                 
                              
                                 
                                 ¾
                                 „
                                 11160 k
                                 
                              
                                 
                                 1
                                 „
                                 13560 k
                                 
                              
                                 
                                 5/4
                                 „
                                 17520 k
                                 
                              
                                 
                                 3/2
                                 „
                                 22320 k
                                 
                              
                                 
                                 7/4
                                 „
                                 30600 k
                                 
                              
                                 
                                 2
                                 „
                                 49200 k beträgt.
                                 
                              
                           
                        
                           Anderson und Gallwey's grosse Nietmaschinenanlage für einen
                              									Schlussdruck von 200 t (Fig. 7 bis 14).
                           Diese aussergewöhnlich grossartige Anlage, bestimmt zum Vernieten der grössten
                              									Schiffskessel von 50 mm Blechstärke mit 76 mm starken Stahlnieten, bei einer
                              									Arbeitsgeschwindigkeit von acht Nietschlüssen in der Minute, findet sich beschrieben
                              									in The Engineer, 1890 Bd. 69 * S. 126, bezieh. Industries, 1890 Bd. 8 * S. 316.
                           Der in Fig. 7 und 8
                              									dargestellte Nietständer hat 3353 mm Maulweite. Derselbe besteht aus dem
                              									selbständigen Kastenträger, der aus 38 mm starken Stahlblechen und 152 mm
                              									Winkelstahlen mittels Stahlnieten zusammengebaut ist und welcher bei dieser Bauweise
                              									nur halb so schwer ausfällt, als ein gleich fester gusseiserner Ständer. Der 13 t
                              									schwere Gegenständer ist aus Gussstahl, sein Angusskopf (verlorener Kopf) allein
                              									besass ein Gewicht von 4 t.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 279, S. 15
                              Fig. 9.Fährungsthurm zur Nietmaschinenanlage.
                              
                           Die beiden stählernen Verbindungsbolzen von 203 mm Durchmesser haben angeschmiedetes
                              									Trapezgewinde, welches, natürlich nachgeschnitten, die 228 mm hohen Muttern
                              									aufnimmt. Das Gewicht dieser beiden Bolzen ist zu 3300 k angegeben, so dass ein
                              									Gesammtgewicht von 35 t für den vollständigen Nietständer sich ergibt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 279, S. 15
                              Presswasserpumpe zur Nietmaschine von Anderson und Gallwey (Fig. 10 bis
                                 										12).
                              
                           Die Einrichtungen des Nietcylinders sind so getroffen, dass 100 t Druck für den
                              									Blechschluss der Platten, 100 t für die Nietkopfbildung und die Summe, d. i. 200 t
                              									als Enddruck zur Anwendung kommen.
                           Der Kraftsammler oder Accumulator, welcher ein Belastungsgewicht von annähernd 100 t
                              									bei 35 t Eigengewicht aufweist, besteht aus einem unten geschlossenen, oben offenen
                              									Kolbenstandrohr von 355 mm Aussendurchmesser, über welches der Cylinder von 890 mm
                              									Aussendurchmesser gestülpt ist. Der Hub beträgt etwa 3 m.
                           Am unteren Cylinderbord ist ein Blechkessel von 2590 mm Durchmesser und 5500 mm Höhe
                              									aufgesetzt, dessen Boden durch sechs 57 mm starke schräge Ankerschrauben mit dem
                              									Cylinderkopf verbunden ist.
                           
                           Diese gewaltige, annähernd 140 t schwere Last findet eine entsprechende
                              									Vertheilung durch ein Rahmenwerk von 6 m Seitenlänge auf das 4 m starke Grundmauer
                              									werk, welches auf achtzig 21 m langen Pfählen ruht. Trotz dieser vorsichtigen
                              									Gründung ist der fachwerkartig gebaute 9,75 m hohe Führungsthurm (Fig. 9) mit Rücksicht auf eine Senkung des
                              									Grundmauerwerkes bis zu 15° gegen die Wagerechte berechnet und so standfest gemacht,
                              									dass selbst bei einer so ungewöhnlich starken Neigung ein Sturz des Accumulators
                              									nicht zu befürchten ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 279, S. 16
                              Krahn zur Nietmaschine von Anderson und Gallwey gehörend.
                              
                           Das bis zu einer Spannung von 107 at gepresste Kraftwasser liefern zwei
                              									doppeltwirkende Dampfpumpen (Fig. 10 bis 12) von 559 mm Dampfcylinder und 89 mm Taucherkolbendurchmesser bei 457
                              									mm Hub, welche auch einzeln arbeiten können, was bei verminderter Nietarbeit von
                              									Nutzen ist. Der hierzu benöthigte Dampf von 6 at Spannung wird von zwei Kesseln nach
                              									Locomotivbauart erzeugt. Ausserdem ist noch ein mit Dampfwinde versehenes
                              									Krahngerüst (Fig. 13
                              									und 14) für 50 t
                              									Tragfähigkeit vorhanden.Ueber Nietmaschinen vgl. Tweddell 1877 224 * 33, derselbe 1878
                                    												229 * 505, Allen
                                    											1878 230 * 101, derselbe 1879 231 * 306, derselbe 1880 238 * 125, Heinrich 1880 236 * 462, Galloway und
                                       												Beckwith 1881 240 * 179, Fielding und Platt 1882 246 * 497, de Bergue 1882 246 * 496, Deering und
                                       												Morrison 1882 243 * 25, Higginson 1884 252 *
                                    											313, Jacobi 1885 256
                                    											* 150, derselbe 1886 260 * 17, Rowan 1884 252 260,
                                    											derselbe 1888 267 * 583, Tweddell, bezieh. Hugh, Smith bezieh.
                                    												Arrol 1886 260 *
                                    											111 bis 113. Delaloé-Piat 1887 263 * 73, derselbe 1887 265 * 498, Le Brun 1880 237 * 186, derselbe 1887 265 * 497, Fielding, Platt und
                                       												Tweddell bezieh. Varlet bezieh. Husson 1887 265 *
                                    											495 bis 498, Allen 1887 266 * 259, derselbe 1889 271 * 438, Breuer und Schumacher 1888 268 * 159, Lawrence
                                    											daselbst * 391, Arrol 1888 269 * 241, Smith
                                    											1888 268 * 311, derselbe 1888 270 * 528, Arrol
                                    											1889 274 * 479, Schönbach 1889 274 *
                                    									569.
                           
                              
                                 Pr.