| Titel: | Lüftungsanlagen im Anschluss an die gebräuchlichen Heizungssysteme und eine kritische Beleuchtung dieser letzteren. | 
| Autor: | F. H. Haase | 
| Fundstelle: | Band 279, Jahrgang 1891, S. 127 | 
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                        Lüftungsanlagen im Anschluss an die
                           								gebräuchlichen Heizungssysteme und eine kritische Beleuchtung dieser
                           								letzteren.
                        (Eine Artikelfolge von F.
                                 									H. Haase, gepr. Civilingenieur, Patentanwalt in Berlin.)
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 108 d.
                           								Bd.)
                        Lüftungsanlagen im Anschluss an die gebräuchlichen
                           								Heizungssysteme.
                        
                     
                        
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 279, S. 126
                              Fig. 2.Special-Riemenscheiben-Drehbank. (Vgl. S. 125.)
                              
                           Nachdem durch die vorstehenden Betrachtungen dargelegt ist, dass man dem Einflüsse
                              									der einen zu lüftenden Raum umgebenden Luft auf die Beschaffenheit der Raumluft, bei
                              									zweckmässiger Einrichtung der Lüftungsanlage immer durch eine – in gewöhnlichen
                              									Fällen zumeist nur unbedeutende – Erhöhung des durch die innere Luftverunreinigung
                              									bedingten Luftwechsels Rechnung tragen kann, erübrigt es noch, diese
                              									Luftverunreinigung selbst näher zu untersuchen.
                           Gewöhnlich betrachtet man, nach dem Vorgänge Prof. Dr. v. Pettenkofer's, die in einem Räume entwickelte Kohlensäuremenge als Mass
                              									für die Luftverunreinigung, obwohl dieses Gas unter Umständen nur den geringsten
                              									Theil der auf menschlichen und thierischen Organismus nachtheilig einwirkenden
                              									Beimischungen verunreinigter Luft ausmacht. Insbesondere ist es nicht Kohlensäure,
                              									welche stark verunreinigter Luft ihren widerlichen Geruch verleiht, sondern zumeist
                              									Fettsäure. Nach Prof. Dr. v. Pettenkofer treten
                              									indessen die der Gesundheit schädlichen Luftbeimischungen immer mit Kohlensäure
                              									gemischt auf, und zwar – wenn man nur animalische Lungen- und Hautathmungsproducte
                              									ins Auge fasst – in solchem Masse, dass man aus der Anwesenheit einer bestimmten
                              									Menge Kohlensäure auf die ungünstigsten Falles anwesende Menge
                              									gesundheitsschädlicher Luftbeimischungen überhaupt zu schliessen vermag und bei
                              									Bestimmung des höchstens erforderlichen Luftwechsels die ge-sammte specifische
                              									Luftverunreinigung als dem specifischen Kohlensäuregehalt der Luft proportional
                              									annehmen kann.
                           Geht man von dieser Annahme aus, so ist es völlig gleichgültig, ob man in die beiden
                              									Ausdrücke (I) und (II) für k, m2 und m1 die ganze im Räume erzeugte bezieh. befindliche
                              									und eingeführte specifische Luftverunreinigung oder nur die bezüglichen specifischen
                              									Kohlensäuregehalte der Luftarten einsetzt, weil im ersteren Falle im Zähler und im
                              									Nenner der Ausdrücke (I) und (II) gleiche Factoren der Kohlensäuregehalte auftreten,
                              									deren Weglassen die Rechnungsergebnisse nicht ändert.
                           Man darf jedoch nicht vergessen, dass man es nicht überall nur mit solchen
                              									Luftverunreinigungen zu thun hat, welche aus Lungen- und Hautathmungsproducten
                              									herrühren und dass man deshalb auch nicht überall ein gleiches Mengenverhältniss der
                              									gesammten specifischen Luftverunreinigungen zum specifischen Kohlensäuregehalt der
                              									Luft als vorliegend in Rechnung setzen darf; so z.B. kommt es nicht selten vor, dass
                              									Luft im Freien einen verhältnissmässig hohen Kohlensäuregehalt haben und sich doch
                              									als sehr gesundheitszuträglich erweisen kann (wie beispielsweise Luft in der Nähe
                              									der Meeresküste), und umgekehrt, dass Luft, welche einen geringen Kohlensäuregehalt
                              									hat, für die Gesundheit sehr nachtheilig sein kann – insbesondere dann, wenn sie
                              									Beimischungen von Kohlenoxydgas enthält, dessen Anwesenheit in specifischer
                              									Beimischung von wenigen Tausendtheilen manchen Personen schon sofort einen
                              									stechenden Kopfschmerz verursacht – während ein specifischer Kohlensäuregehalt von
                              										mehr als 1
                              									Proc. unter Umständen noch einathembar ist, ohne sofort irgend welche nachtheiligen
                              									Einwirkungen auf den animalischen Organismus auszuüben; ja Prof. Dr. v. Pettenkofer fand sogar in einem Kuhstalle schon
                              									17procentige Kohlensäure vor, und in Schulen war vor 25 Jahren ein Vorkommniss von 8
                              									bis 10procentiger Kohlensäure gar nicht besonders aussergewöhnlich.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 279, S. 127
                              Fig. 3.Riemenscheiben-Nabenbohr- und Gewindschneid-Maschine. (Vgl. S.
                                 										125.)
                              
                           Es dürfte sich deshalb empfehlen, für k in den beiden
                              									Ausdrücken (I) und (II) die Summe aller in dem zu lüftenden Raume erfolgenden
                              									Kohlensäureentwickelungen und sonstigen aussergewöhnlichen, auf die schädliche
                              									Wirkung der Kohlensäure bezogenen Luftbeimischungen (die letzteren nach
                              									vorgenommenen Untersuchungen oder nach persönlichen Erfahrungen veranschlagt)
                              									einzusetzen. Insbesondere würde man hierbei etwaigen Kohlenoxydgasgehalt mit 10
                              									multiplicirt in Rechnung zu setzen haben, weil ein Tausendstel Kohlenoxyd für die
                              									Gesundheit annähernd ebenso nachtheilig ist wie ein Hundertstel Kohlensäure, und in
                              									gleicher Art würde man in Spitälern etwaigen an die Luft übertragenen
                              									Ansteckungsstoffen möglichst Rechnung zu tragen haben.
                           Man hat übrigens beim Ermitteln des Werthes von k zu
                              									beachten, dass die entwickelten Kohlensäuremengen im Augenblicke ihrer Uebertragung
                              									an die Luft gewöhnlich eine höhere Temperatur haben als diese und dass man deshalb
                              									ihr Volumen immer für die Raumtemperatur berechnet, in die durch k ausgedrückte wirkliche oder ideelle Kohlensäuresumme
                              									einzusetzen hat. Um Irrthümer zu vermeiden, ist es deshalb zweckmässiger, in den
                              									Gleichungen (I) und (II) für k das Product k0 (1 + 0,00367 t2) zu setzen und dabei
                              									unter k0 die auf 0° C.
                              									bezogene wirkliche oder ideelle entwickelte Kohlensäuresumme (nach obiger
                              									Erklärung), in Cubikmetern ausgedrückt, zu verstehen.
                           Ebenso dürfte es mit Rücksicht auf die verschiedene Höhe des unter Umständen in einem
                              									Räume zulässigen specifischen Kohlensäuregehaltes der Luft zweckmässig sein,
                              									die Bezeichnung m2
                              									zu ersetzen durch das Product α2 . o2, sowie die Bezeichnung m1 für den – nach Massgabe anderer
                              									Beimischungen zu veranschlagenden – ideellen specifischen Kohlensäuregehalt der
                              									Frischluft, zu ersetzen durch das Product α1 . o1, wobei o2 und o1 die unter mittleren Verhältnissen anzunehmenden
                              									specifischen Kohlensäuregehalte und α2, α1 Coefficienten bezeichnen, welche je nach der
                              									Verwendungsart eines Raumes (betreffs α2) und seiner Lage zu benachbarten Grundstücken
                              									(betreffs α1) mehr oder
                              									weniger von 1 nach aufwärts oder abwärts abweichen.
                           Da nun gewöhnlich als mittlere Werthe von o2 und o1 angenommen wird:
                           o_2=0,0015 und
                              									o_1=0,00045
                           so kann man nach den vorstehenden Ausführungen den beiden
                              									Gleichungen (I) und (II) zweckmässiger die Form geben:
                           für Drucklüftung
                           l_1=\frac{667\,k_0\,(1+0,00367\,t_2)}{\alpha_2-0,3\,\alpha_1}\,[1+\varepsilon\,(t_1-t_2)]    
                              									(Ia)
                           für Zuglüftung
                           l_1=\frac{667\,k_0\,(1+0,00367\,t_2)}{\varphi\,(\alpha_2-0,3\,\alpha_1)}\,[1+\varepsilon\,(t_0-t_2)]    
                              									(IIa)
                           Dabei sind α1 und α2 nach der folgenden
                              									Tabelle zu wählen.
                           
                              
                                 
                                 
                                    α
                                    1
                                    
                                 
                                 
                                    α
                                    2
                                    
                                 
                              
                                 Für vollständig frei-
                                 
                                 Für Stallungen be-
                                 
                                 
                              
                                     liegende Gebäude
                                 
                                     sonders starker
                                 
                                 
                              
                                     in sehr guter Luft-
                                 
                                     Kohlensäureentwick-
                                 
                                 
                              
                                     lage
                                 0,4–0,5
                                     ler (Schafe und
                                 
                                 
                              
                                 Für freiliegende Ge-
                                 
                                     Schweine)
                                    3–4
                                 
                              
                                     bäude in der Nähe
                                 
                                 Für Pferde- und Rind-
                                 
                                 
                              
                                     von Friedhöfen
                                 0,8–1,0
                                     viehstallungen
                                    2–3
                                 
                              
                                 Für Gebäude inmit-
                                 
                                 Für Werkstätten,
                                 
                                 
                              
                                     ten schwach bevöl-
                                 
                                     Packräume und Kir-
                                 
                                 
                              
                                     kerter Orte, von
                                 
                                     chen
                                 1,5–2
                                 
                              
                                     Fabriken entfernt
                                 0,5–1,0
                                 Für Verkaufsläden,
                                 
                                 
                              
                                 Für Gebäude inmit-
                                 
                                     Markthallen, Börsen-
                                 
                                 
                              
                                     ten sehr stark be-
                                 
                                     räume und Gast-
                                 
                                 
                              
                                     völkerter Städte mit
                                 
                                     stuben
                                 1,0–1,5
                                 
                              
                                     zahlreichen Fabri-
                                 
                                 Für Schulräume, Ar-
                                 
                                 
                              
                                     ken, jedoch frei und
                                 
                                     beitsstuben und Fa-
                                 
                                 
                              
                                     an breiten Strassen
                                 
                                     brikräume für Thä-
                                 
                                 
                              
                                     liegend
                                 0,6–1,2
                                     tigkeit bei wenig
                                 
                                 
                              
                                 Für ungünstiger ge-
                                 
                                     körperlicher Bewe-
                                 
                                 
                              
                                     legene Gebäude
                                 1,0–1,5
                                     gung
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                       a) bei reichlich be-
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                         messenem Raum
                                 0,8–1,3
                                 
                              
                                 
                                 
                                       b) bei engem Raum
                                 0,6–1,1
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Für Bureauräume
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                       a) bei reichlich be-
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                         messenem Raum
                                 0,7–1,2
                                 
                              
                                 
                                 
                                       b) bei häufiger
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                         Ueberfüllung auf
                                 
                                 
                              
                                 
                                 
                                         längere Zeit
                                 0,5–1,0
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Für Krankenhäuser
                                 0,4–1,0
                                 
                              
                           Was die auf 0° C. bezogenen stündlichen Kohlensäureentwickelungen in den zu lüftenden
                              									Räumen betrifft, so hat man die zeitweiligen Entwickelungen von den dauernden
                              									gesondert zu summiren und zu untersuchen, ob die ersteren unter den Verhältnissen,
                              									unter denen sie auftreten, befähigt sind die specifische Luftverschlechterung auf
                              									ein unzulässiges Mass zu erhöhen, sofern die Lüftung während der Zeitdauer ihres
                              									Auftretens in dem gleichen Masse beibehalten wird, welches die vorkommenden
                              									dauernden Kohlensäureentwickelungen höchstens bedingen, und wenn dann diese
                              									Untersuchung ein Ueberschreiten der höchstens zulässigen specifischen
                              									Luftverunreinigung ergibt, so muss der vorher in Rechnung gezogene Luftwechsel
                              									soweit erhöht werden, dass ein solches Ueberschreiten in Wirklichkeit nicht
                              									eintreten kann.
                           
                           Zu den zeitweiligen Kohlensäureentwickelungen gehören insbesondere die als
                              									Verbrennungsproducte der Beleuchtungsmaterialien auftretenden.
                           Nach Prof. Dr. v. Pettenkofer sind die auf ihre
                              									Dichtigkeit bei 0° C. bezogenen Kohlensäureentwickelungen von:
                           
                              
                                 1 cbm Steinkohlenleuchtgas
                                 0,597
                                 cbm
                                 CO2
                                 
                              
                                 1 k gut gereinigtem Erdöl
                                 1,596
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 1 k Stearinkerzen
                                 1,426
                                 „
                                 „
                                 
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 279, S. 128
                              Fig. 4.Riemenscheiben- und Zahnräder-Bohr- und Drehbank. (Vgl. S.
                                 										126.)
                              
                           Dabei ist jedoch vorausgesetzt, dass die Verbrennung des betreffenden Leuchtmaterials
                              									eine vollständige sei, während sonst neben Kohlensäure auch noch Kohlenoxydgas und
                              									giftige Kohlenwasserstoffe auftreten. Da diese Entwickelungsproducte aber unter
                              									ungünstigen Verhältnissen jede Lüftung entwerthen können, so können dieselben bei
                              									Bestimmung des für eine Lüftungsanlage erforderlichen Luftwechsels überhaupt nur bis
                              									zu einem gewissen Betrage berücksichtigt werden, und es muss der
                              									Beleuchtungsindustrie anheimgestellt werden, für solche Ausführungen der
                              									Beleuchtungskörper Sorge zu tragen, welche das Vorkommen unvollkommener Verbrennung
                              									des Leuchtmaterials thunlichst ausschliessen. Immerhin aber wird es empfehlenswerth
                              									sein, etwaigen, auf kurze Dauer vorkommenden Unvollkommenheiten der Verbrennung
                              									Rechnung zu tragen, und dies kann – wenn die Ausführungen der Leuchtkörper und die
                              									Beschaffenheit des Leuchtmaterials dem heutigen Standpunkte der
                              									Beleuchtungsindustrie entsprechend gute sind – mit Sicherheit dadurch geschehen,
                              									dass man die der vollständigen Verbrennung entsprechende
                              									Kohlensäureentwickelung mit 2 multiplicirt in Rechnung einführt.
                           Zu den dauernden wirklichen oder ideellen Kohlensäureentwickelungen gehören in erster
                              									Linie die von Menschen und Thieren durch Lungen- und Hautthätigkeit ausgeschiedenen
                              									Athmungsproducte, von welchen – solange keine aussergewöhnlichen krankhaften
                              									Ausscheidungen dabei in Frage kommen – nach den oben angegebenen Erklärungen nur die
                              									Kohlensäuremengen selbst in die Summe k0 (der Gleichung Ia und IIa) einzuführen sind.
                           Die Kohlensäuremengen, welche Menschen und Thiere durch Lungen- und Hautthätigkeit
                              									(Respiration und Perspiration) stündlich ausscheiden, sind aber nicht unter allen
                              									Verhältnissen die gleichen, sondern – abgesehen von den durch krankhafte Zustände
                              									verursachten Abweichungen – nach längerer anstrengender körperlicher Thätigkeit
                              									grösser, und zwar bedeutend grösser und im Schlaf geringer als in ruhendem Zustande
                              									bei Tag. Auch ist die Kohlensäureausscheidung periodischen Schwankungen unterworfen:
                              									in der Kälte etwas grösser als in warmer Luft, bei Pflanzennahrung grösser als bei
                              									Fleischnahrung, und während der körperlichen Entwickelungszeit grösser als
                              									nachher.
                           Nach Prof. Dr. v. Pettenkofer beträgt die normale
                              									Kohlensäureausscheidung des Menschen bei körperlicher Ruhe bei Tag durchschnittlich
                              									für je 1 k seines Körpergewichtes stündlich – auf 0° C. bezogen – 0,000184 cbm,
                              									steigt aber nach längerer lebhafter Bewegung und körperlicher Anstrengung bis zu einem
                              									Mehrbetrage von 60 Proc. und sinkt während des Schlafens bis zu einem Minderbetrage
                              									von 25 Proc.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 279, S. 129
                              Fig. 5.Special-Riemenscheiben-Drehbank. (Vgl. S. 125.)
                              
                           Bei grossen Zugthieren ist die Kohlensäureausscheidung noch bedeutend grösseren
                              									Schwankungen unterworfen als beim Menschen. So macht Dr. Im.
                                 										Munk in seinem Werke über Physiologie die Mittheilung, eine bei einem
                              									Pferde angestellte Untersuchung habe ergeben, dass dessen stündliche
                              									Kohlensäureausscheidung nach längerer Ruhe 342 g, nach längerer Zeit andauernder
                              									angestrengter Thätigkeit aber 745 g (also fast 120 Proc. mehr als vorher)
                              									betrug.
                           Unter solchen Umständen kann man natürlich die von Personen oder Thieren in einem
                              									Räume entwickelte Kohlensäuremenge nie mit voller Sicherheit bestimmen, und muss man
                              									sich damit begnügen, Mittelwerthe dafür in die Rechnung einzuführen, die nur durch
                              									zahlreiche Untersuchungen ermittelt werden können. Man erkennt aber aus den
                              									vorstehenden Angaben, dass solche Mittelwerthe nicht für alle Verhältnisse die
                              									gleichen sein können, sondern für körperlich sehr angestrengte Personen und Thiere
                              									höher zu veranschlagen sind, als für körperlich nur wenig oder gar nicht thätige
                              									Rauminhaber.
                           Demgemäss bedürfen die in der folgenden Tabelle notirten – für mittlere Verhältnisse
                              									von Grouven, Henneberg, v. Pettenkofer, Pflueger, Regnault,
                                 										Reiset u.a. erforschten – Mittelwerthe, je nachdem es sich um die
                              									Bestimmung der Kohlensäureausscheidung körperlich sehr stark in Anspruch genommener
                              									oder um die von körperlich gar nicht thätigen Personen oder Thiere handelt, einer
                              									Correctur um 10 bis 15 Proc. aufwärts oder abwärts.
                           Um die Wahl der den jeweiligen Verhältnissen entsprechenden Mittelwerthe zu
                              									erleichtern, enthält die folgende Tabelle ausser den mittleren Verhältnissen
                              									entsprechenden Mittelwerthen auch die Angabe der in Ruhelage bei Tag erfolgenden
                              									niedrigsten Kohlensäureausscheidungen auf 1 k des Körpergewichtes bezogen, sowie die
                              									Differenz dieser niedrigsten und der unter mittleren Verhältnissen erfolgenden
                              									mittleren Kohlensäureausscheidungen in Procenten ausgedrückt.
                           Die stündlichen Kohlensäureentwickelungen, bezogen auf ihre
                              									Dichtigkeit bei 0° C.
                           
                              
                                 Benennung
                                 MittleresKörpergewichtin Kilo
                                 Mittlere Kohlen-säureausschei-dung
                                    											untermittleren Ver-hältnissen inCubikmeter
                                 NiedrigsteTageskohlen-säureausschei-dung auf 1
                                    											kKörpergewichtbezogen
                                 Differenz
                                    											derallgemeinenmittlerenKohlensäure-ausscheidungund
                                    											der niedrig-sten Tagesaus-scheidung
                                 
                              
                                 Ochse
                                 600
                                 0,2300
                                   0,0002524
                                 52
                                 
                              
                                 Pferd
                                 450
                                 0,2017
                                   0,0002774
                                    52½
                                 
                              
                                 Mensch
                                   75
                                 0,0190
                                   0,0001843
                                    37½
                                 
                              
                                 Schaf
                                   70
                                   0,02405
                                   0,0002438
                                 41
                                 
                              
                                 Hund
                                   15
                                   0,00928
                                   0,0004507
                                 37
                                 
                              
                                 Katze
                                       2,5
                                   0,00133
                                 0,000399
                                    33⅓
                                 
                              
                                 Kaninchen
                                       2,0
                                   0,00118
                                 0,000429
                                    37½
                                 
                              
                                 Huhn
                                       1,0
                                     0,000823
                                 0,000614
                                    34½
                                 
                              
                                 Kleiner Singvogel
                                 –
                                 –
                                 0,004500
                                 –
                                 
                              
                           In Ställen, welche nicht hinreichend rein gehalten werden, ist der verunreinigende
                              									Einfluss der Athmungsausscheidungen der Thiere auf die Raumluft oft geringer als
                              									derjenige der Harn- und Kothausscheidungen. Zwar enthalten diese selbst keine
                              									Kohlensäure, aber dafür andere Bestandteile, aus denen sich durch Fäulnissprocess
                              									nicht weniger
                              									schädlich wirkende flüchtige Ammoniumverbindungen und mit der Zeit auch Kohlensäure
                              									entwickeln.
                           Um dem nachtheiligen Einflüsse derartiger Ausscheidungen entgegenzuwirken, gibt es
                              									kein anderes Mittel, als möglichste Reinhaltung des Stallbodens, Bestreuen der
                              									benässten Stellen desselben mit trockenem Sand, zeitweilige Desinficirung und
                              									Anordnung der Abzugsöffnungen der Lüftungsanlage in möglichster Nähe des Bodens.
                              									Eine Vermehrung des im Uebrigen erforderlichen Luftwechsels ist im Falle solchen
                              									Verfahrens entbehrlich und ist ohne solches Verfahren nur von geringem Werth.
                           Das besagte Verfahren ist aber um so wichtiger, als die in mangelhaft rein gehaltenen
                              									Ställen aus Harn- und Kothausscheidungen entstehenden Gase auch in die
                              									Kleidungsstücke der in den Ställen beschäftigten Personen eindringen und mit
                              									denselben in die Wohn- und Aufenthaltsräume der letzteren gebracht werden, in
                              									welchen sie ihren Fäulnissprocess – unter Einwirkung der Feuchtigkeit der Raumluft
                              									oder der Kleidungsstücke selbst – fortsetzen und dabei natürlich um so
                              									nachtheiligeren Einfluss ausüben, je mehr in Ställen beschäftigte Personen sich in
                              									einem verhältnissmässig kleinen Raume aufhalten, wie es beispielsweise bei
                              									berittenem Militär in Kasernenräumen zutrifft.
                           Dem Einflusse der inficirten Kleidung kann man nur dadurch mit genügender Sicherheit
                              									entgegenwirken, dass man diese im durchnässten Zustande überhaupt nicht in Wohn- und
                              									Schlafräumen lässt, sondern in anderen Räumen zum Trocknen aufhängt und im Uebrigen
                              									möglichst trockene Luft in die ersteren Räume einführt und die Abzugsöffnungen hier
                              									in einer die Inficirung der Raumluft im Athmungsbereiche thunlichst erschwerenden
                              									Lage anordnet. Werden Militärmäntel an je einer besonderen Stelle der Schlafsäle
                              									aufgehängt und die übrigen Kleidungsstücke auf Stühle gelegt, so ergibt, sich als
                              									zweckmässigste Lage der Abzugsöffnungen die Höhenlage unterhalb der Bettgestelle,
                              									bei Anordnung von wenigstens einer Abzugsöffnung unmittelbar unterhalb der Mäntel
                              									und mehrerer Abzugsöffnungen an verschiedenen Stellen des Raumes. –
                           Zu den luftverunreinigenden menschlichen und thierischen Ausscheidungen gehören auch
                              									diejenigen des Schweisses. Indessen ist der Einfluss dieser Ausscheidungen bei
                              									genügender Reinlichkeit des Körpers und bezieh. der Bekleidung ungünstigsten Falles
                              									nur demjenigen einer Steigerung der Lungen- und Hautathmung bis zur maximalen
                              									Kohlensäureausscheidung gleich zu setzen und kann somit nach den oben dafür
                              									gemachten Angaben veranschlagt werden. Wenn dagegen Unreinlichkeit des Körpers und
                              									bezieh. der Kleidung dabei mitwirken, so können Schweissausscheidungen unter
                              									Umständen eine den Harn- und Kothausscheidungen ähnliche Wirkung äussern, der man
                              									nur durch genügend rasche Abführung des hierbei ausgeschiedenen Wassers – welches
                              									nach J. Munk 97,5 bis 99,5 Proc. der ganzen
                              									Schweissausscheidung ausmacht – entgegenwirken kann, wobei ausser der Menge des
                              									Luftwechsels auch die Aufnahmefähigkeit der Lüftungsluft für Wasserdunst in Betracht
                              									kommt und eine von den Gleichungen (Ia) und (IIa) unabhängige, später zu erörternde
                              									Bestimmung der etwa nöthigen Luftwechselvermehrung zu erfolgen hat. Das Gleiche gilt
                              									auch für diejenige Luftwechsel Vermehrung, welche zur Abführung von Dünsten anderer
                              									Art, insbesondere der in Wein-, Bier- und Branntweinschänken von Getränken
                              									herrührenden, erforderlich ist.
                           Dagegen gehört in industriellen Fabrikationsanlagen zu den wirklichen oder
                              									ideellen Kohlensäureentwickelungen eine grosse Anzahl von Gährungs-, Verbrennungs-,
                              									Destillations- und Sublimationsproducten, welche, als Nebenproducte der
                              									Industrieerzeugnisse entstehend, sich am Orte ihrer Entwickelung in Gasform mehr
                              									oder weniger dicht mit der Raumluft vermischen.
                           Eine nähere Besprechung dieser Producte ist hier nicht erforderlich, da das
                              									Verhältniss ihrer Schädlichkeit auf den animalischen Organismus zu derjenigen der
                              									Kohlensäure und die Mengen, in welchen sie sich entwickeln, den zuständigen
                              									Technologen hinreichend bekannt sind.
                           Man ist häufig in der Lage, Lüftungsanlagen für Räume, welche zeitweise für kurze
                              									Dauer sehr stark, für gewöhnlich aber nur wenig oder auch gar nicht benutzt oder
                              									besucht werden, beschaffen zu müssen. In solchen Fällen ist es oft zu kostspielig
                              									und auch nicht immer nothwendig, die Abmessungen der Lüftungseinrichtungen so gross
                              									zu wählen, dass dieselben auch bei stärkster Raumbenutzung noch eine ebenso gute
                              									Lüftung ermöglichen, wie sie in gewöhnlichen Fällen bei lange andauernder
                              									Raumbenutzung erforderlich ist; immerhin aber darf dabei doch die Luftverunreinigung
                              									eine gewisse Grenze nicht überschreiten und ist es deshalb erforderlich, sich
                              									jeweils durch Rechnung davon zu überzeugen, dass die bezügliche projectirte
                              									Lüftungsanlage auch unter ungünstigsten Verhältnissen noch billigen Anforderungen
                              									genügt.
                           Ueber die ungünstigsten Falles von einer vollständig ausgenutzten Lüftungsanlage zu
                              									erwartende Wirkung kann man sich leicht Klarheit verschaffen, wenn man den hierbei
                              									während des Zeitdifferentials erfolgenden Zuwachs der Raumluftverunreinigung
                              									ermittelt und für den innerhalb bestimmter Zeit erfolgenden Luftwechsel
                              									integrirt.
                           Ist L wieder der Luftinhalt des Raumes, m1 die specifische
                              									Verunreinigung der frisch einströmenden Luft, l der
                              									während einer bestimmten Zeit und d(l) der für das
                              									Zeitdifferential erfolgende Luftwechsel, k die während
                              									des Luftwechsels l und d(k) die während des Luftwechsels d(l) in dem
                              									Räume entwickelte gesammte Luftverunreinigung und bezeichnet m die in einem bestimmten Augenblicke im Räume vorhandene und endlich d(m) die im nächstfolgenden Zeitdifferential
                              									hinzutretende specifische Verunreinigung der Raumluft L, so ist:
                           L\ .\ [m+d(m)]=L\ .\ m+m_1\ .\
                                 										d(l)+d(k)-d(l)\,[m+d(m)].
                           Beachtet man nun, dass das Product d(l)\times d(m) eine unter
                              									allen Umständen vernachlässigbare Grösse ist und ersetzt man d(k)
                              									durch \frac{d(k)}{d(l)}\,d(l) und beachtet, dass das Verhältniss
                              										\frac{d(k)}{d(l)} für einen in Betracht stehenden
                              									Beharrungszustand constant ist und deshalb dem Verhältnisse
                              										\frac{k}{l} gleich ist, so erhält man durch Umformung des
                              									vorstehenden Ausdruckes:
                           
                              L\ .\ \frac{d(m)}{m_1+\frac{k}{l}-m}=d(l)
                              
                           Ist nun die anfängliche specifische Verunreinigung der Raumluft
                              										m=m_2, so erhält man für die bestimmte Zeit, während welcher
                              									bei stärkster Raumbenutzung der Luftwechsel l erfolgt,
                              									durch Integration
                           
                           l=L\,.\,log\,.\,nat\,\frac{m_1+\frac{k}{l}-m_2}{m_1+\frac{k}{l}-m}=L\,.\,log\,.\,nat\,\frac{m_2-m_1-\frac{k}{l}}{m-m_1-\frac{k}{l}}
                              									. . . (10)
                           wofür man auch schreiben kann:
                           
                              \frac{m_2-m_1-\frac{k}{l}}{m-m_1-\frac{k}{l}}=c^{\frac{l}{L}}
                              
                           und daraus folgt dann, wenn man beachtet, dass
                              										\frac{1}{e}=0,368:
                           m=m_1+\frac{k}{l}\,\left(1-0,368^{\frac{l}{L}}\right)+(m_2-m_1)\,.\,0,368^{\frac{l}{L}}
                              									. . . (III)
                           Wenn die anfängliche specifische Verunreinigung der Raumluft derjenigen der
                              									Frischluft gleich ist, also m_2=m_1, so fällt das dritte Glied
                              									des Ausdruckes (III) weg und man behält:
                           m=m_1+\frac{k}{l}\,\left(1-0,368^{\frac{l}{L}}\right) . . .
                              									. . . . (IIIa)
                           Dieser Ausdruck lässt erkennen, dass der Einfluss starker Vermehrung des Besuchs
                              									eines Raumes unter Umständen sehr gering sein kann, wenn die Höhe des Raumes eine so
                              									bedeutende ist, dass während der Dauer dieses starken Besuches der für gewöhnliche
                              									Fälle vorgesehene Luftwechsel den Betrag der im Räume befindlichen Luftmenge nicht
                              									erreicht.
                           Ist beispielsweise \frac{l}{L}=\frac{1}{2}, so ist
                              										m=m_1+0,4\,\frac{k}{l}, und ist
                              										\frac{l}{L}=\frac{1}{5}, so ist gar nur
                              										m=m_1+0,177\,\frac{k}{l}.
                           Wird ein im Allgemeinen stark benutzter Raum jeweils nach bestimmten kürzeren
                              									Zeitabschnitten für kurze Zwischenzeit nicht benutzt, wie es in manchen
                              									Unterrichtsanstalten vorkommt, und dabei die Lüftung ohne Unterbrechung fortgesetzt,
                              									so vermindert sich in den Zwischenzeiten die specifische Luftverunreinigung und man
                              									kann demzufolge mit einem etwas geringeren Luftwechsel eine gleich gute Lüftung
                              									erzielen, als unter sonst gleichen Verhältnissen in anderen Fällen, in welchen
                              									solche Zwischenzeiten nicht oder nur in langen Zeitabschnitten auf einander folgend
                              									vorkommen.
                           Bezeichnet l0 den
                              									während einer solchen Zwischenzeit in einem Räume erfolgenden Luftwechsel, m0 die am Ende
                              									derselben und m3 die am
                              									Anfange derselben vorhandene specifische Raumluftverunreinigung, so erhält man, wenn
                              									man in dem Ausdrucke (III) k durch 0, l durch l0, m2 durch m3 und m durch m0 ersetzt:
                           m_0=m_1+(m_3-m_1)\,.\,0,368^{\frac{l_0}{L}} . .
                              									. . (IIIb)
                           Wird in diesen Ausdruck für m3 die höchstens zulässige specifische Luftverunreinigung des Raumes und
                              									für l0 der nach der
                              									Dauer der Zwischenzeit berechnete Luftwechsel eingesetzt, so lässt sich die unter
                              									solchen Verhältnissen am Ende der Zwischenzeit, oder, was dasselbe ist, die bei
                              									Beginn der Wiederbenutzung des Raumes in demselben bestehende specifische
                              									Luftverunreinigung (m0)
                              									ohne weiteres ermitteln.
                           Setzt man dann den gefundenen Werth von m0 an die Stelle von m2 und die höchstens zulässige specifische
                              									Luftverunreinigung m3
                              									an die Stelle von m in den Ausdruck (10), so kann man
                              									aus
                           L\,.\,log\,.\,nat\,\frac{m_0-m_1-\frac{k}{l}}{m_3-m_1-\frac{k}{l}}=l^1
                              									. . . . . (11)
                           den während der Benutzungszeiten wirklich erforderlichen
                              									Luftwechsel l1
                              									ermitteln; wenn man für l den vorher nach Gleichung (I)
                              									oder (II) oder nach einer der specialisirten Gleichungen (Ia), (IIa) berechneten,
                              									unter weniger günstigen Verhältnissen erforderlichen stündlichen Luftwechsel und für
                              										k die stündlich im Räume entwickelte absolute
                              									Luftverunreinigung in Rechnung setzt.