| Titel: | Neuerungen an Elektromotoren (Dynamomaschinen) und Zubehör. | 
| Fundstelle: | Band 279, Jahrgang 1891, S. 131 | 
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                        Neuerungen an Elektromotoren (Dynamomaschinen)
                           								und Zubehör.
                        (Patentklasse 21. Fortsetzung des Berichtes S. 101
                           								d. Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Neuerungen an Elektromotoren (Dynamomaschinen) und
                           								Zubehör.
                        
                     
                        
                           20) Steinlen und Co. in Mülhausen i. E. (früher Heilmann-Ducommon und Steinlen) hatten auf der Pariser
                              									Ausstellung von 1889 eine bedeutende elektrische Centralstation für die Beleuchtung
                              									verschiedener Theile der Ausstellung errichtet. Die dabei verwendeten
                              									Dynamomaschinen sind sämmtlich nach Gramme'scher Bauart
                              									ausgeführt. In Fig. 42,
                              										43, 44 und 45 ist eine solche nach
                              									dem Modell APG5 abgebildet, welche bei 615
                              									Umdrehungen in der Minute 731 Volt und 8 Ampère, und bei 655 Umdrehungen 786 Volt
                              									leistet.
                           Der ringförmige Ankerkern derselben ist aus weichem spiralförmig auf einen Bronzering
                              									von T-formigem Querschnitt aufgewickeltem Bandeisen hergestellt, dessen einzelne
                              									Lagen durch Papier von einander getrennt sind. Das Ganze wird mittels des
                              									senkrechten Schenkels des T-förmigen Ringes zwischen zwei Scheiben festgehalten,
                              									welche auf der ebenfalls aus Bronze bestehenden, auf der Welle mittels Feder
                              									befestigten Nabe sitzen. Diese Nabe wird mit Hilfe dreier seitlicher Schrauben
                              									gehalten, welche durch einen Bund der Welle gehen.
                           Mit Hilfe dreier auf der rechten Seite des Ankers befindlichen Schrauben (untere
                              									Hälfte von Fig. 42) und
                              									dreier auf der linken Seite befindlichen Schrauben (obere Hälfte der Figur) kann der
                              									Ankerkern genau zwischen den Polstücken der Magnete centrirt werden. Wie aus Fig. 43 ersichtlich,
                              									sind die Kerne der Elektromagnete an den Seitenständern des Gestelles befestigt; die
                              									Polstücke derselben umfassen den Anker in seiner ganzen radialen Ausdehnung;
                              									zwischen dieselben ist ein Bronzestück eingesetzt, um der Maschine den nöthigen Halt
                              									zu geben. Die von den Polstücken nicht bedeckten Theile des Ankerumfanges sind mit
                              									einem durchbrochenen Bronzemantel umgeben, damit genügender Luftwechsel beschafft
                              									werde.
                           Der Anker ist in 72 Abtheilungen getheilt und mit 1,2 mm starkem Draht umwickelt, der
                              									Kern hat 533 mm äusseren und 317 mm inneren Durchmesser. Die Wickelungsdrähte sind
                              									an der Welle entlang nach dem Stromsammler S geführt;
                              									in jeden Stab desselben ist ein Loch gebohrt, in welchem die betreffenden Drähte
                              									durch eine Stellschraube gehalten werden. Die Seiten wände der Maschine bestehen,
                              									wie Fig. 43 zeigt, der
                              									Höhe nach aus zwei Theilen, welche durch lange Schraubenbolzen (Fig. 44)
                              									zusammengehalten werden. Links geht die Welle und der Stromsammler aus einer
                              									Oeffnung der Wand vor. Da der rechtsseitige Ständer unmittelbar das Lager der Anker
                              									welle aufnimmt, ist derselbe behufs Schmierung des Lagers von oben her durchbohrt;
                              									die obere, mit Gewinde versehene Erweiterung dieser Bohrung nimmt für gewöhnlich das
                              									Schmiergefäss auf, dient aber auch, gleich der links (Fig. 44), zur
                              									Befestigung eines Ringes, wenn die Maschine auseinandergenommen werden soll. Die
                              									Anordnung der Bürsten und des sie tragenden Rahmens sind aus Fig. 44 und Fig. 45 ersichtlich; die
                              									Leitungen sind in die Spindeln der Bürstenhalter eingeschraubt, die Spindeln selbst
                              									sind gegen den Rahmen isolirt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 279, S. 132
                              Steinlen's Dynamo nach Gramme.
                              
                           Die Maschinen sind mit einer eisernen Grundplatte versehen, welche auf einem
                              									hölzernen Rahmen verschiebbar ist, damit die richtige Riemenspannung beschafft
                              									werden kann.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 279, S. 132
                              Fig. 46.Dynamo der Edison Continental Comp.
                              
                           21) Die Edison Continental Company zu Paris verwendete
                              									in ihrer Centralstation der Ausstellung von 1889 die Edison-Dynamo; in Fig. 46 ist nach dem Engineer, 1889 Bd. 68 * S. 355, eine solche von 100000 Watt Leistung
                              									abgebildet; sie arbeitete mit 110 Volt bei 350 Umdrehungen in der Minute, das
                              									Gesammtgewicht derselben beträgt etwa 10500 k. Die allgemeine Anordnung derselben
                              									gleicht der älteren (vgl. 1882 244 409. 245 288. 1884 254 469) und
                              									stimmt bei den kleineren Maschinen von 55000 Watt noch mit dieser überein, während
                              									bei der hier abgebildeten Maschine der Anker in der Mitte der Höhe der Magnetkerne
                              									liegt, deren Polstücke aussen halb ausgespart sind.
                           Die Enden der Magnetwickelungen sind an den, am Fusse der Maschine ersichtlichen
                              									Klemmen befestigt.
                           22) Die von der Société L'Éclairage Électrique zu Paris
                              									in ihrer Centralstation der Ausstellung von 1889 aufgestellte Dynamomaschine nach
                              										S. Z. de Ferrantis' Bauart (1890 276 * 433. 278 * 159)
                              									lieferten Wechselströme mit 2400 Volt Spannung, welche mit Hilfe von Stromumsetzern
                              									zum Betriebe sowohl von Bogenlampen als auch von Glühlampen in drei verschiedenen,
                              									sehr ausgedehnten Stromkreisen verwendet wurden.
                           In der Centralstation waren nach dem Engineer, 1889 Bd.
                              									68 * S. 365, die beiden Hauptkabel der Dynamo nach der Rückseite des Schaltbrettes
                              									geführt, und dann mit den drei Stromkreisen verbunden, die mit besonderen
                              									Sicherheitsschaltungen versehen sind.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 279, S. 132
                              Fig. 47.Dynamo der Société L'Éclairage Électrique nach Ferranti.
                              
                           Auf dem Schaltbrett sind sechs Sicherheitsbüchsen, eine für jedes Kabel der drei
                              									Stromkreise, befestigt und ausserdem drei zweipolige Umschalter. Die
                              									Sicherheitspfropfen bestehen aus feineren Kupferdrähten von etwa 330 mm Länge, die
                              									in Vulcanithaltern an jedem Ende einer irdenen Büchse befestigt sind. Diese Büchsen
                              									sind mit inneren Stegen versehen, damit die Drähte im Nothfalle an vielen Stellen
                              									zugleich schmelzen; für gewöhnlich ist die Büchse durch einen Deckel von gleichem
                              									Material geschlossen. Von den zweipoligen Umsehaltern treten die sechs Kabel über
                              									Porzellanisolatoren aus in die Stromkreise, nachdem vorher von jedem ein Zweigstrom
                              									innerhalb der Station abgeleitet ist, wie Fig. 47
                              									zeigt. Jeder dieser abgezweigten Ströme ist zu einem zweipoligen Umschalter in dem
                              									Bureau geführt, woselbst ein Stromumsetzer angebracht ist. Wie aus Fig. 47 hervorgeht, kann jeder Stromkreis mit diesem
                              									Umsetzer verbunden werden, um die Glühlampen zu speisen, während gleichzeitig der
                              									secundäre Stromkreis in Verbindung mit einem am Schaltbrett angebrachten
                              									Cardew-Voltmeter steht, so dass eine stete Ueberwachung über das Potential jeder der
                              									drei Stromkreise ausgeübt werden kann. Solange als dieser Apparat 100 Volt angibt, hat der
                              									ausgehende Strom 2400 Volt. Ausserdem ist ein Thomson'scher Ameter am Schaltbrett angebracht, dessen Zeiger sich über zwei
                              									Scalen bewegt; die eine derselben ist für Gleichstrom, die andere für Wechselströme
                              									mit 10000 Umkehrungen in der Minute berechnet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 279, S. 133
                              Fig. 48.Dynamo der Société L'Éclairage Électrique nach Ferranti.
                              
                           Die Dynamomaschine nach Ferranti's Bauart ist in Fig. 48 und 49
                              									abgebildet und zwar zeigt letztere die Maschine in auseinandergenommenem Zustande.
                              									Ihr Gewicht ist etwa 7 t, ihre Leistung 120000 Watt bei 500 Umdrehungen in der
                              									Minute, sie trägt ihren Erreger auf der eigenen Ankerwelle. Letzterer hat
                              									Nebenschlusswickelung und liefert 30 Ampère mit 95 Volt nach dem Felde. Bei
                              									veränderlicher Belastung der Dynamo wird gleichzeitig der Widerstand im Stromkreise
                              									des Erregers entsprechend geändert.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 279, S. 133
                              Fig. 49.Dynamo der Société L'Éclairage Électrique nach Ferranti.
                              
                           Wie aus Fig. 49 ersichtlich, besteht das den Anker
                              									umgebende, die Feldmagnete tragende Gehäuse aus zwei in der mittleren senkrechten
                              									Ebene zusammengeschraubten Hälften, welche mit Hilfe der auf der linken Seite der
                              									Zeichnung angegebenen Ratschhebel auseinander gezogen werden können, nachdem die
                              									Verbindungsschrauben gelöst sind. Hierbei muss allerdings die Verbindung der zum
                              									Felde führenden Drähte an beiden Seiten der Maschine ebenfalls gelöst werden,
                              									während die Drähte vom Erreger so lang sind, dass dies nicht nöthig ist, doch wird
                              									dadurch der grosse Vortheil erzielt, dass der Anker jederzeit leicht untersucht
                              									werden kann.
                           Der Anker besteht aus 20 Spulen, jede derselben aus einem 13 mm breiten gut isolirten
                              									Kupferstreifen, der auf einen Kern von radial gestellten starken, gegen einander
                              									isolirten Kupferstreifen gewickelt ist. Jedes benachbarte Spulenpaar ist in
                              									einem mit vulcanisirtem Fiber ausgelegten Metallschuh eingelassen und eine durch
                              									gebohrte Löcher gehende Schraube presst die beiden Hälften zusammen, gleichzeitig
                              									die elektrische Verbindung zwischen den inneren Enden beider Spulen herstellend,
                              									während die äusseren Enden der Spulen mit denen der beiden nächsten Spulen zu beiden
                              									Seiten verbunden sind. Jedes so verbundene Spulenpaar ist mit Hilfe eines
                              									besonderen, hauptsächlich aus Schwefel bestehenden, isolirenden Kittes in einen
                              									Porzellanisolator eingesetzt (Fig. 50) und durch diesen mit der Nabe verbunden.
                           Die Spulen sind reihenweise in zwei Abtheilungen zu je zehn verbunden, beide
                              									Abtheilungen sind parallel geschaltet und mit dem Stromsammler verbunden. Die
                              									Ankerwelle hat auf der Seite des letzteren kein Lager und der Stromsammler ist in
                              									einen, auf einer gusseisernen Stütze ruhenden Glaskasten eingeschlossen. Ein Pol des
                              									Ankers ist mit der, die Sammlerringe an ihrem Ende tragenden Metallspindel
                              									verbunden, während der andere Pol mit einem, über diese Spindel geschobenen und
                              									durch Vulcanit isolirten Metallcylinder in Verbindung steht. Für jeden Pol sind zwei
                              									Ringe vorhanden (Fig.
                                 										51 und 52), die jeder aus zwei durch
                              									kreisförmige Federn zusammengepressten Hälften bestehen; zwischen beiden Ringpaaren
                              									ist eine Vulcanitscheibe V angebracht, um das
                              									Ueberspringen von Funken zwischen den beiden, mit hoher Spannung behafteten Ringen
                              									zu verhindern. Die Leitungskabel sind nach unten, unter den Fussboden geführt, auf
                              									das sorgfältigste isolirt und äusserlich mit Kupfer überzogen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 279, S. 133
                              Dynamo der Société L'Éclairage Électrique nach Ferranti.
                              
                           Die Maschine, welche in Paris durch Hanfseile von einer Zwischenwelle aus betrieben
                              									wurde, ist mit Centralschmierung versehen, indem alle Lager von einem seitlich
                              									angebrachten Oelgefäss (Fig. 48) gespeist werden; das
                              									abfliessende Oel sammelt sich in einem Behälter, aus dem es durch eine kleine Pumpe
                              									wieder nach dem ersten Behälter befördert wird.
                           23) J. G. Statter und Co., Alliance Engineering Works in
                              									West-Drayton (vgl. 1888 270 49. 1890 275 505) führen ihre Dynamomaschinen hauptsächlich in den
                              									beiden durch Fig. 53 und 54 nach Iron, 1890 * S. 68, abgebildeten
                              									Formen aus.
                           
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 279, S. 134
                              Fig. 52.Dynamo der Société L'Éclairage Électrique nach Ferranti.
                              
                           Die Maschine (Fig. 53) hat einen einfachen Magnet mit
                              									seitwärts liegendem Anker, ist mit gemischter Wickelung versehen und gibt bei 1300
                              									Umdrehungen in der Minute einen Strom von 75 Ampère mit 60 Volt Spannung. Der
                              									Feldmagnet und die Polstücke sind von besonders weichem Gusseisen hergestellt; der
                              									cylindrische Anker besteht aus schwedischem Holzkohlenblech und wird von einer
                              									bronzenen Nabe mit vorspringenden Hörnern getragen, durch welche die Wickelung
                              									unmittelbar getrieben wird. Die Lagerung der aus weichem Stahl hergestellten
                              									Ankerwelle ist besonders sorgfältig ausgeführt, das Lager auf Seite der
                              									Riemenscheibe übersteigt an Länge vier Wellendurchmesser um 13 mm, während das
                              									andere
                           Lager 26 mm kürzer ist. Die Lagerschalen sind von Phosphorbronze hergestellt. Durch
                              									die geringe Höhe der Ankermitte über der Grundplatte ist die Maschine
                              									ausserordentlich standfähig und dürfte selbst bei grösserer Umdrehungszahl noch ohne
                              									irgend welche Erzitterungen arbeiten. Durch den einfachen Magnet soll eine
                              									zuverlässige Ausführung, gute elektrische Wirksamkeit und ein verhältnissmässig
                              									billiger Preis erzielt werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 279, S. 134
                              Fig. 53.Dynamomaschine von Statter und Co.
                              
                           Grössere Maschinen erhalten die Form (Fig. 54) und
                              									eine geringere Umdrehungszahl. Die Feldmagnete haben weiche, schmiedeeiserne, gut
                              									ausgeglühte Kerne und bestehen gewöhnlich aus mehreren zusammengeschraubten Platten,
                              									während die auf der Grundplatte liegenden Polstücke aus Gusseisen bestehen. Der
                              									Anker ist trommelförmig, aus dünnen, gegen einander isolirten Scheiben von
                              									schwedischem Holzkohlenblech zusammengestellt. Es ist für besondere Luftströmung des
                              									Kernes Sorge getragen. Die Lagerung der Ankerwelle zeigt ähnliche Verhältnisse, wie
                              									die der erst beschriebenen Maschine.
                           Die Stromsammler bestehen bei beiden Dynamo aus gegossenen, durch Glimmer isolirten
                              									Kupferstäben, auch sind die isolirenden Endringe aus Glimmerscheiben hergestellt,
                              									welche bei hoher Temperatur stark zusammengepresst wurden. Die Schraubenringe,
                              									welche die Stromsammlerstäbe zusammenhalten und auf der Welle befestigen, bestehen
                              									aus Schmiedeeisen, weil sich bei dem starken Drucke das Gewinde der sonst benutzten
                              									Bronzeringe abgestreift hat.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 279, S. 134
                              Fig. 54.Dynamomaschine von Statter und Co.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 279, S. 134
                              Fig. 55.Wechselstrommaschine von Mather und Platt nach Hopkinson.
                              
                           24) Die Wechselstromdynamo von Mather und Platt, Salford Iron
                                 										Works in Manchester, nach den Patenten von Dr. John
                                 										Hopkinson und Dr. Edward Hopkinson (vgl. 1886
                              										262 54. 1888 267 401. 451)
                              									ausgeführt, hat nach dem Londoner Electrical Engineer,
                              									1890 * S. 69, einen umlaufenden scheibenförmigen Anker und feststehende Feldmagnete,
                              									wie Fig. 55 erkennen lässt. Der erstere besteht aus
                              									zwei auf die Welle aufgekeilten Platten oder Scheiben, zwischen welchen die Spulen
                              									durch Bolzen gehalten werden, und die Anordnung ist so getroffen, dass jede
                              									Abtheilung der Ankerwickelung unabhängig von der übrigen herausgenommen werden kann.
                              									Die Scheiben sind durchbrochen, um den Spulen stets Luft zuzuführen. Die Magnete
                              									haben schmiedeeiserne Kerne und sind im Innern eines den Anker umgebenden,
                              									feststehenden, die Polstücke bildenden Ringes 
                              									so angebracht, dass jeder Kern für sich leicht entfernt werden kann, ohne die
                              									anderen oder den Anker dabei in Mitleidenschaft zu ziehen. Die Magnete werden durch
                              									eine „Manchesterdynamo“ derselben Firma erregt, deren Anker auf der Welle der
                              									Wechselstrommaschine sitzt, wie aus der Abbildung deutlich zu ersehen.
                           Die Maschinen werden in verschiedenen Grössen ausgeführt, arbeiten bei Verwendung von
                              									Stromumsetzer mit 1000 bis 2000 Volt, geben 8000 bis 12000 Strom Wechsel in der
                              									Minute, oder haben eine „Periodicität“ von 66 bis 100. Sie können sehr gut in
                              									Parallelschaltung arbeiten und können dabei sehr leicht und gefahrlos eingeschaltet
                              									werden, selbst wenn der Spannungsunterschied an den Polklemmen erheblich ist.
                           Die abgebildete Maschine gibt bei 800 Umdrehungen in der Minute 1000 Volt und 30
                              									Ampère; der Widerstand des Ankers ist 0,55 Ohm, der der Magnete 2 Ohm. Beim Arbeiten
                              									mit voller Belastung hat der Strom in den Elektromagnetrollen 21 Ampère und gibt
                              									0,95 als elektrischen Wirkungsgrad.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 279, S. 135
                              Fig. 56.Dynamo mit zusammengesetztem magnetischem Felde.
                              
                           25) Ueber eine Dynamo mit zusammengesetztem magnetischen
                                 										Feld gibt der Londoner Electrical Engineer,
                              									1890 * S. 167, folgende Mittheilungen. Für eine Beleuchtungsanlage für Borgenhout in
                              									Belgien wurden zwei Ströme von verschiedener Spannung verlangt, der eine von 205
                              									Volt, der andere von 205 bis 240 Volt, die – je nach der Spannung des letztern –
                              									beide getrennt, oder gleichzeitig her vorgebracht werden. Dies wurde mit Hilfe der
                              									in Fig. 56 skizzirten Dynamo erreicht, deren
                              									erregende Theile aus zwei getrennten Magneten bestehen. Der grössere derselben auf
                              									der linken Seite hat gemischte Wickelung und erzeugt in dem von seinen beiden
                              									Polstücken beeinflussten Theile des Ankers, d.h. in den Theilen ab und ab1 eine sich gleichbleibende elektromotorische Kraft.
                              									Der kleinere Magnet auf der rechten Seite hat Reihenwickelung und erzeugt in den von
                              									seinen Polstücken beeinflussten Theilen Bc und B1c des Ankers eine elektromotorische Kraft, welche sich
                              									proportional der Stärke des sie erregenden Stromes ändert.
                           Die oberen Pole beider Magnete haben gleiches Vorzeigen, ebenso auch die unteren Pole
                              									derselben. Der kleine Magnet ist unter Vermittelung eines bronzenen, oder aus
                              									anderem nicht magnetischem Material gefertigten Bockes auf der Grundplatte
                              									befestigt, also gegen den grossen Magnet magnetisch isolirt.
                           Der inducirende Strom bildet sonach zusammen mit dem Anker eine zweipolige
                              									Dynamomaschine, deren magnetisches Feld in zwei verschiedene Theile getheilt ist,
                              									die getrennt auf den Anker wirken.
                           Der Zwischenraum B zwischen den beiden oberen Polstücken
                              									der beiden Magnete und der Zwischenraum B1 zwischen den unteren Polstücken derselben geben
                              									auf dem Anker zwei neutrale Punkte von gleichem Potential. Die auf dem Stromsammler
                              									schleifenden Bürsten B und B1 sind parallel geschaltet.
                           Der erste Strom von 205 Volt wird zwischen den beiden Bürsten B und B1 und der dem Punkte a
                              									des Ankers entsprechenden Bürste A auf der linken Seite
                              									gesammelt, während der auf der rechten Seite zwischen den Bürsten B, B1 und C gesammelte zweite Strom in seiner Spannung schwankt,
                              									entsprechend der Ampèrezahl, welche der kleine Magnet mit 0 bis 35 Volt erregt; es
                              									ist mithin der zwischen der links liegenden Bürste A
                              									und der rechts liegenden Bürste C gesammelte Strom
                              										„hypercompound“ und schwankt, entsprechend der Stromstärke von 205 bis
                              									240 Volt; natürlich geht nur dieser zweite Strom durch die Spulen der kleinen
                              									Dynamo.
                           Die Hauptverhältnisse dieser, soweit bekannt, bisher nur in dem einzigen Falle
                              									angewendeten Maschine sind folgende:
                           Die Stärke jedes der beiden Ströme ist veränderlich, ihre Summe kann 70 Ampère
                              									erreichen. Die elektromotorische Kraft des Hypercompoundstromes schwankt von 205
                              									Volt für 0 Ampère bis 240 Volt bei 70 Ampère entsprechend ½ Volt Zunahme für jedes
                              									Ampère.
                           Der Anker hat Pacinotti-Wickelung, sein Kern besteht aus 1 mm starken
                              									Eisenblechplatten mit Zähnen, hat 394 mm äusseren Durchmesser, 325 mm Länge, 466,56
                              									qc nutzbaren Eisenquerschnitt und besitzt 72 Spulen mit je vier Windungen von 3,6 mm
                              									starkem Draht. Der gesammte Ankerwiderstand ist 0,113 Ohm. Die Feldmagnete haben
                              									Kerne von weichem Eisen, der Magnet links hat 525 qc, der andere 112,5 qc
                              									Querschnitt. Die Polstücke des grossen Magnetes umfassen je 105° des Ankerumfanges,
                              									die des kleinen 25°, die Zwischenräume a, b, c und b1 betragen je 25°. Der
                              									Anker macht 750 Umdrehungen in der Minute. Die Nebenschlusswickelung des linken
                              									Magnetes besteht aus 1,2 mm starkem Draht in 6000 Windungen und ist im Ganzen 6900 m
                              									lang mit 103,5 Ohm Widerstand, der Strom ist etwa 1,8 Ampère, so dass 1,8 × 6000==
                              									etwa 10000 Ampèrewindungen vorhanden sind. In Reihen sind 22 Windungen von 7 mm
                              									starkem Draht mit 0,0115 Ohm Widerstand. Der Magnet rechts wird durch 80 Windungen
                              									von 7 mm Draht und 0,0288 Ohm Widerstand erregt.
                           Nach den angegebenen Verhältnissen ergibt sich, dass der Magnet links eine nutzbare
                              									magnetische Strömung von 5694000 C. G. S. Einheiten, oder 10840 Einheiten auf 1 qc
                              									erzeugt. Dieser Betrag wächst etwas bei Zunahme des Stromes zufolge der gemischten
                              									Wickelung.
                           Der Magnet rechts erzeugt bei voller Erregung, d.h. wenn die elektromotorische Kraft
                              									um volle 35 Volt für 70 Ampère wächst, eine nutzbare magnetische Strömung von 972000
                              									C. G. S. Einheiten oder 8640 Einheiten für 1 qc. Im Anker schwankt die nutzbare
                              									magnetische Strömung nach der Stärke des Hypercompoundstromes zwischen 5694000 und
                              									5694000 × 972000 C. G. S. Einheiten; ferner beträgt der wirksame Eisenquerschnitt
                              									466,56 qc und deshalb die specifische Induction des magnetischen Feldes 12204 bis
                              									14281 C. G. S. Einheiten.
                           26) E. Holt in Manchester gibt in dem englischen Patent
                              									Nr. 19529 vom 5. December 1889 den in Fig. 57 und 58 skizzirten
                              									Stromsammler für Dynamomaschinen an. Auf einer Nabe des Maschinengestelles a ist ein Hebel b
                              									befestigt, der an einem Bolzen c die C-förmig gebogene
                              									Feder d trägt. Die Enden derselben bilden Naben d1, in denen die Bolzen
                              										e isolirt eingesetzt sind. Auf jedem dieser Bolzen
                              									ist eine Rolle h drehbar aufgesteckt, die vermöge der Spannung der
                              									Feder d gegen den Stromsammler k der Dynamo gedrückt und durch diesen in Umdrehung versetzt werden. An
                              									den oberen Enden des Hebels b sind Lappen l angebracht, an denen unter Vermittelung einer
                              									isolirenden Zwischenlage n die Platten m angeschraubt sind, die an ihrem unteren Ende je einen
                              									Metallklotz r tragen, deren zwei die Naben h1 der Rollen h beinahe in ihrem ganzen Um fange umfassen. Die
                              									Berührung zwischen diesen Metallbacken und den Naben h1 kann durch Bolzen s, welche durch die Platten m gezogen sind, geregelt werden, so dass sich die Rollen leicht zwischen
                              									den Backen drehen können. Der von der Dynamo entwickelte Strom wird durch die
                              									Platten m aufgenommen und den Polklemmen p zugeführt, an welchen die zu den Feldmagnetspulen
                              									führenden Drähte befestigt sind. Da die Umfangsgeschwindigkeit der Naben der Rollen
                              										h im Vergleich zu der des Stromsammlers sehr gering
                              									ist, so ist einerseits die Abnutzung sehr gering, andererseits wird eine
                              									Funkenbildung gänzlich vermieden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 279, S. 136
                              Holt's Stromsammler.
                              
                           27) S. C. C. Currie in Philadelphia sucht durch die im
                              									englischen Patent Nr. 11075 vom 9. Juli 1889 angegebene Wickelung die
                              									Stromschwächung zu vermeiden, welche eintritt, sobald eine der Bürsten vom
                              									Stromsammler entfernt wird; er will durch seine Verbesserung die Stromschwächung auf
                              									beide Pole gleichmässig vertheilen. Von einem Stromsammlerstabe ausgehend, ist der
                              									Draht so auf den Anker gewickelt, dass ebenso viele Windungen entstehen, als Pole
                              									vorhanden sind; das andere Drahtende ist dann mit dem nächsten Sammlerstabe
                              									verbunden, von welchem die Wickelung in gleicher Weise weiter geführt ist u.s.w. Auf
                              									diese Weise ist über den ganzen Anker eine vollständige Wickelung oder eine Folge
                              									von Windungen, gleich der Polzahl, gegeben ohne die sonst gewöhnlichen
                              									Zwischenverbindungen der Sammlerstäbe. Wenn eine Bürste gelüftet wird, so bleiben
                              									daher die übrigen Bürsten und Theile der Wickelung thätig.
                           28) Zur RegulirungUeber den selbsthätigen Regulator der Maschinenfabrik
                                       												Esslingen s. 1890 278 127.
                              									von Wechselstrommaschinen trifft S. C. C. Currie in
                              									Philadelphia, Pa., folgende in Fig. 59 skizzirte
                              									Anordnung (Engl. Patent Nr. 3840 vom 11. März 1890). Die Feldmagnete F der Wechselstrommaschine AG werden durch die auf ihrer Achse sitzende kleine Dynamo D erregt. Von den Spulen M
                              									des umlaufenden Ankers der Wechselstrommaschine sind die Drähte W zu einem Arbeitsstromkreise geführt, in welchen
                              									Stromumsetzer parallel eingeschaltet sind. Der Erreger D ist von etwas grösserer Leistung, als für gewöhnlich zur Erregung
                              									der Feldmagnete F erforderlich ist. Die erregenden
                              									Spulen f der Feldmagnete F
                              									sind mit einem Stromkreis zwischen den Polklemmen C1 und C2 des Erregers verbunden, und sind von
                              									verhältnissmässig schwachem Draht. Die Feldmagnete B
                              									des Erregers sind im Nebenschluss mit ebenfalls ziemlich feinem Draht und haben
                              									gemischte Wickelung, Nach den Feldmagneten F des
                              									Erregers sind dicke Drähte a1 und a2
                              									gelegt, welche von den Polen einer Speicherbatterie A
                              									ausgehen, und zwar ist der Draht a1 auf alle Pole in abwechselnder Richtung gewickelt,
                              									aber in der nämlichen Richtung, wie die erregenden Spulen f. Der Draht a1 geht durch den einen Feldmagnet zu der Bürste C2, von dieser nach der anderen Bürste C1 und von dieser nach
                              									den anderen Feldmagneten des Erregers, von wo der Draht a2 nach dem anderen Pole der Batterie A führt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 279, S. 136
                              Fig. 59.Currie's Regelung der Wechselstrommaschine.
                              
                           Angenommen, die Dynamo sei im Mittel mit der Hälfte ihrer Leistungsfähigkeit
                              									belastet, oder es sei nur die halbe Lampenzahl eingeschaltet, so soll die Zahl der
                              									Batteriezellen so regulirt sein, dass die elektromotorische Kraft des Erregers mit
                              									derjenigen der Batterie im Gleichgewicht ist und kein Strom in den Stromkreis a1a2 tritt. Wenn nun mehr
                              									als im Mittel Lampen ausgeschaltet werden, so ist die Belastung der
                              									Wechselstrommaschine geringer, die elektromotorische Kraft des Erregers steigt und
                              									es wird von demselben ein Strom nach der Speicherbatterie A gehen und diese während dieser Zeit laden. Die Geschwindigkeit der
                              									treibenden Maschine wird aber gleichzeitig etwas zunehmen, in Folge dessen werden
                              									die dickdrähtigen Spulen der Feldmagnete F die Wirkung
                              									der Spulen aus dünnerem Draht beeinträchtigen und wird die Stärke des Magnetismus
                              									verringert.
                           Uebersteigt jedoch die Zahl der eingeschalteten Lampen die Hälfte, so wird sich die
                              									Batterie A durch den Stromkreis a1a2 entladen und die Magnetstärke sowohl der
                              									Feldmagnete F, als auch des Erregers D erhöhen, der nun als Motor arbeitet und die Maschine
                              									beim Treiben der Welle der Wechselstromdynamo unterstützt.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)