| Titel: | Prüfung der Mineralmaschinenöle auf Kältebeständigkeit. | 
| Autor: | A. Künkler | 
| Fundstelle: | Band 279, Jahrgang 1891, S. 138 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Prüfung der Mineralmaschinenöle auf
                           								Kältebeständigkeit.
                        Von A. Künkler.
                           							
                        Mit Abbildung.
                        Prüfung der Mineralmaschinenöle auf Kältebeständigkeit.
                        
                     
                        
                           Bei der Verwendung der Schmieröle in der Kälte ist die genaue Kenntniss des
                              									Flüssigkeitsgrades (Consistenz) derselben bei niederen Temperaturen ebenso wichtig,
                              									wie diejenige der Oele bei höheren Temperaturen, wenn dieselben in der Wärme oder
                              									bei gewöhnlicher Temperatur verwendet werden. Wie man im letzteren Falle
                              									dasjenige Oel im Allgemeinen als werthvoller bezeichnet, welches in der Wärme den
                              									geringsten Flüssigkeitsgrad (höchste Zähflüssigkeit) hat, so wird man umgekehrt im
                              									ersteren Falle dasjenige bevorzugen, welches in der Kälte den grössten
                              									Flüssigkeitsgrad (geringste Zähflüssigkeit) zeigt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 279, S. 138
                              Apparat zur Prüfung der Kältebeständigkeit.
                              
                           Mittels der gebräuchlichen Viscosimeter, namentlich des Engler'schen, kann der Flüssigkeitsgrad eines Oeles bei gewöhnlicher
                              									bezieh. höherer Temperatur zu dessen Beurtheilung hinreichend genau bestimmt werden,
                              									wogegen die Bestimmungsmethoden des Flüssigkeitsgrades in der Kälte unzuverlässig
                              									sind, oder Resultate liefern, welche bei einem Vergleich der Flüssigkeitsgrade die
                              									Unterschiede nicht scharf genug erkennen lassen. Dieser Mangel ist z.B. sehr fühlbar
                              									bei der Herstellung eines Oeles von einem bestimmten Flüssigkeitsgrade in der Kälte
                              									durch Mischung verschiedener Oele, welche Operation durch die genaue Kenntniss des
                              									Flüssigkeitsgrades der zu mischenden Oele wesentlich erleichtert wird. Ferner dürfte
                              									hierin ein Grund liegen, weshalb die Behörden und grossen Consumenten, darunter in
                              									erster Linie die Bahnen, noch keine einheitliche Bestimmung bezüglich des
                              									Kältepunktes vorschreiben. Ich habe daher, analog den Viscosimetern zur Bestimmung
                              									des Flüssigkeitsgrades in der Wärme, einen ebensolchen Apparat construirt, welcher
                              									mit gleicher Genauigkeit die Bestimmung des Flüssigkeitsgrades in der Kälte
                              									gestattet.
                           Die Anordnung des aus Messingblech gefertigten Apparates ist folgende:
                           In dem offenen Mantel a, welcher zur Aufnahme der
                              									Kältemischung dient, ist durch die vier seitlichen Stützen f das 6 cm weite und bis zu den Niveaumarken n 75 cc Oel fassende Viscosimeter b
                              									befestigt. Die Auslaufspitze d ist 20 cm lang, 7 mm
                              									weit und wird mittels des Stiftes e, welcher in seiner
                              									Verlängerung durch den Deckel ragt, verschlossen. Der Auslauf g an dem Mantel a dient
                              									zum Ablassen des Wassers und wird durch Gummischlauch und Quetschhahn verschlossen.
                              									Dieser obere Theil des Apparates sitzt auf dem Gehäuse h, welches die Auslaufspitze vor Erwärmung von aussen schützt und den
                              									Einfluss derselben auf das ausgelaufene Oel verringert. Das auf 50 cc geaichte
                              									Messgefäss i steht fest zwischen den seitlichen Stützen
                              										k. Zwei gegenüber liegende schmale Fenster l gestatten die Beobachtung des auslaufenden Oeles
                              									bezieh. die Füllung des Messgefässes. Drei Niveauschrauben m, auf welchen der
                              									Apparat steht und welche in ihrer Richtung mit den drei Niveaumarken n des Viscosimeters correspondiren, dienen zur leichten
                              									Einstellung des Oeles in das Niveau.
                           Der Apparat ist mit Glycerin vom spec. Gew. 1,220 = 27° B. bei 17° C. in der
                              									Weise zu aichen, dass man das Glycerin ausserhalb des Apparates auf 0° C. abkühlt
                              									und nachdem man alsdann in den Mantel a des Apparates
                              									Eiswasser gegeben hat, das Glycerin bis zu den Niveaumarken einfüllt und vor dem
                              									Auslaufe fünf Minuten ruhig stehen lässt.
                           Hierbei ist zu beachten, dass das Eiswasser stets auf 0° C. bleibt. Die
                              									Auslaufgeschwindigkeit des Glycerins – aus drei Bestimmungen das Mittel – nimmt man
                              									als Einheit an und bezieht hierauf die bei den Oelen erhaltenen Resultate, analog
                              									den Aichungsbestimmungen bei dem Engler'schen
                              									Viscosimeter.
                           Die Prüfung verschiedener Oele auf dem Apparate, von denen 1 bis 5 als Eisenbahnöle
                              									benutzt werden, wurde bei einer Zimmertemperatur von 17 bis 19° C. vorgenommen und
                              									ergab folgende Resultate:
                           
                              
                                 Nummer
                                 
                                    
                                    
                                    
                                    Farbe
                                    
                                 Spec. Gew.bei 17° C.
                                 50 cc liefen ausbei – 10°
                                 Temperatur
                                    											desausgelaufenenOeles
                                 50 cc liefenaus bei – 5°
                                 Temperatur
                                    											desausgelaufenenOeles
                                 
                              
                                 inMinuten
                                 bezogen aufGlycerin43 = 1
                                 inMinuten
                                 bezogen aufGlycerin43 = 1
                                 
                              
                                 1
                                 dunkelbraun
                                 0,914
                                 335
                                 46,16
                                     0°
                                 1610
                                 22,35
                                 + 2°
                                 
                              
                                 2
                                 „
                                 0,910
                                 1225
                                 17,32
                                 – 4
                                   615
                                   8,72
                                   0
                                 
                              
                                 3
                                 „
                                 0,913
                                   455
                                   6,86
                                 – 5
                                   210
                                   3,02
                                 – 1
                                 
                              
                                 4
                                 „
                                 0,917
                                 1225
                                 17,54
                                 – 4
                                   535
                                   7,56
                                    0
                                 
                              
                                 5
                                 „
                                 0,920
                                 in 45° ca. 25 cc
                                 –
                                 –
                                 125
                                 16,86
                                 + 1
                                 
                              
                                 6
                                 „
                                 0,906
                                 2120
                                 29,35
                                 – 1
                                   425
                                   6,16
                                 – 1
                                 
                              
                                 7
                                 gelb
                                 0,910
                                   650
                                   9,54
                                 – 4
                                   325
                                   4,56
                                 – 1
                                 
                              
                           Die geringen Temperaturdifferenzen der bei ein und derselben Temperatur ausgelaufenen
                              									Oele beeinträchtigen bei dem geringen Ausdehnungscoefficienten der Oele die
                              									Genauigkeit der Resultate nicht.
                           Wie aus letzteren ersichtlich, sind die Unterschiede zwischen den
                              									Auslaufsgeschwindigkeiten der einzelnen Oele zu deren genauer Beurtheilung
                              									hinreichend gross. Es ist selbstverständlich, dass die Prüfung solcher Oele, die in
                              									der Kälte bei längerem Stehen klumpenartige Paraffinausscheidungen zeigen, auch auf
                              									diesem Apparate ebenso wenig exacte Resultate geben kann, wie nach irgend einer
                              									anderen Methode, da die Paraffinausscheidung unter sonst gleichen äusseren
                              									Bedingungen dennoch eine nicht gleichmässige und so auch der durch sie bedingte
                              									Flüssigkeitsgrad stets wechselnd ist. Da übrigens solche Oele als Winterschmieröle
                              									nicht mehr verwendet werden, fordert die Praxis die Prüfung auf ihren
                              									Flüssigkeitsgrad in der Kälte nicht.
                           
                        
                           Gebrauchsanweisung.
                           Man stellt das Messgefäss in den unteren Theil des Apparates und setzt den oberen
                              									Theil fest auf. Dann füllt man das zu prüfende Oel mit einer Temperatur von 17° C.
                              									bis zu den Niveaumarken in das Viscosimeter ein, dessen Auslaufsöffnung man durch
                              									den eingesteckten Stift verschlossen hat, stellt in das Niveau und setzt den Deckel
                              									auf. In den Mantel gibt man hierauf eine Mischung von Eis und Kochsalz von einer
                              									erheblich niedereren Temperatur als die, bei welcher das Oel geprüft werden soll,
                              									lässt einige Zeit stehen, nimmt den Deckel ab und rührt mit dem Thermometer so lang
                              									um, bis das Oel die gewünschte Temperatur angenommen hat.
                           In den Mantel giesst man alsdann bei wieder aufgesetztem Deckel vorsichtig so viel
                              									Wasser unter Umrühren, bis die Kältemischung die gleiche Temperatur hat. Dieselbe hält man mit
                              									Leichtigkeit dadurch constant, dass man, sobald sie zu steigen beginnt, wieder etwas
                              									frische Kältemischung zugibt und Wasser durch den Auslauf ablässt.
                           Das Wasser bezieh. die Kältemischung soll den Mantel bis zu etwa 1 bis 1,5 cm unter
                              									dem oberen Rande ausfüllen. Die Temperatur von – 5° bleibt ziemlich constant,
                              									während diejenige von – 10° öfters regulirt werden muss. Das Oel lässt man von dem
                              									Zeitpunkte ab, wo man aufgehört hat zu rühren, eine Stunde lang ruhig stehen, unter
                              									Regulirung der Kältemischung, zieht dann den Stift durch den Deckel in die Höhe bis
                              									zu dessen seitlicher Durchbohrung und steckt, um das Herabfallen desselben zu
                              									verhindern, in diese Bohrung einen Draht.
                           Die Zeit, in welcher das Oel, vom Ausziehen des Stiftes an gerechnet, das Messgefäss
                              									bis zur Marke 50 cc füllt, ist das Mass für seinen Flüssigkeitsgrad.Der Apparat ist zu beziehen durch C. Desaga in
                                    											Heidelberg.