| Titel: | Beiträge zur Technik der Chrompigmente. | 
| Autor: | Carl Otto Weber | 
| Fundstelle: | Band 279, Jahrgang 1891, S. 139 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Beiträge zur Technik der
                           								Chrompigmente.
                        Von Dr. Carl Otto
                                 									Weber.
                           							
                        Mit Abbildungen.
                        Beiträge zur Technik der Chrompigmente.
                        
                     
                        
                           Unter den Pigmenten, welche als färbendes Element Chrom enthalten, nehmen noch immer
                              									die Chromate, und zwar ausschliesslich die des Bleies und Zinkes die Stellung ein,
                              									die sich dieselben seit ihrem ersten Erscheinen im Handel errungen haben und
                              									voraussichtlich auch für immer behaupten werden. Trotz der unleugbaren üblen
                              									Eigenschaften der Chromate, nämlich der Giftigkeit als Chromsalze an und für sich,
                              									wozu in den Chrompigmenten noch die Giftigkeit der Blei- und Zinkverbindungen, sowie
                              									die Empfindlichkeit der ersteren gegen atmosphärische Einflüsse hinzukommt, sind die
                              									vorgenannten Chromate, soweit gelbe und orange Töne in Betracht kommen, ohne
                              									Nebenbuhler.
                           Wohl ist versucht worden, dem Bariumchromat (gelbes Ultramarin) einen Markt zu
                              									gewinnen, aber die geringe Deckkraft desselben, der auf eine einzige Nuance
                              									beschränkte Farbenton und seine dem Bleichromat kaum nachstehende Giftigkeit
                              									schliessen das Product vom allgemeinen Farbenmarkte aus. Es muss indess
                              									hervorgehoben werden, dass erhebliche Quantitäten von Bariumchromat zur Erzeugung
                              									grüner Barytgläser verwendet werden.
                           Seit Inkrafttreten des Gesetzes vom 5. Juli 1887, betreffend die Verwendung giftiger
                              									Farben, ist der Anwendung der Blei- und Zinkchromate nicht unerheblich Abbruch
                              									geschehen. Der der Pigmentfarbenfabrikation hieraus erwachsene Nachtheil ist
                              									indessen nicht so gross, als vielleicht auf den ersten Blick scheinen möchte, indem
                              									der Bedarf an Gelb und Orange in den hierbei in Frage kommenden Industrien durch
                              									Farblacke in den betreffenden Nuancen gedeckt wird, womit freilich nicht gesagt sein
                              									soll, dass die Fabrikation giftfreier Gelb und Orange von den hervorragenden
                              									Eigenschaften der entsprechenden Blei- und Zinkpräparate zur Zeit möglich ist. Auf
                              									die Herstellung von Chrom- und Zinkgelbimitationen soll in einem späteren Aufsatze
                              									zurückgekommen werden.
                           
                        
                           I. Chromsäure haltende Chrompigmente.
                           Obgleich die Chromoxyd und dessen Hydrate enthaltenden Chrompigmente vom chemischen
                              									Standpunkte aus zuerst abzuhandeln wären, stellen wir doch die Chromatpigmente ihrer
                              									grösseren technischen Bedeutung halber voran.
                           
                              A) Die Bleichromate.
                              Für die Darstellung von Bleichromaten werden sowohl lösliche, als auch unlösliche
                                 										Bleiverbindungen verwendet. Von löslichen Bleiverbindungen sind zu erwähnen:
                                 										Bleiacetat (Bleizucker), Bleinitrat, Chlorblei. Von unlöslichen Bleiverbindungen
                                 										werden angewandt: Bleioxyd (Bleiglätte), Bleiweiss, Bleisulfat.
                              Alle Angaben stimmen überein, dass die besten Chromgelbe aus Bleiacetat erhalten
                                 										werden; kein anderes Bleisalz ermöglicht die Herstellung einer so grossen
                                 										Varietät von Nuancen und so verschiedenartiger physikalischer Beschaffenheit,
                                 										wozu als weiterer Vorzug noch die grosse Einfachheit der Fabrikationsmethode
                                 										kommt, Leider ist der Preis des Bleizuckers ein absolutes Hinderniss für die
                                 										ausschliessliche Anwendung desselben, da die daraus hergestellten Pigmente sich
                                 										verhältnissmässig sehr hoch stellen. Ist der Bedarf an Bleizucker sehr gross, so
                                 										lohnt sich dessen Darstellung für den Selbstverbrauch aus Bleiglätte und
                                 										Essigsäure; dies ist mit keinen nennenswerthen Schwierigkeiten verbunden,
                                 										während die Herstellung dieses Salzes aus metallischem Blei eine kostspielige
                                 										Anlage erfordert, da sonst die Essigsäureverluste die Selbstherstellung theurer
                                 										machen, als das krystallisirte Handelsproduct zu stehen kommt.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 279, S. 139
                                 Fig. 1.Pfanne zur Herstellung von Bleiacetat.
                                 
                              Zur Herstellung des Bleiacetats für den Selbstverbrauch verwendet man am besten
                                 										eine eiserne verbleite Pfanne von nebenstehender Form (Fig. 1). Man füllt die Pfanne (zu ungefähr ⅓) mit der Hälfte der
                                 										erforderlichen Essigsäure von 30 Proc. (6° B.), erhitzt zu schwachem Sieden und
                                 										schlägt sodann die vorher auf einer Nassmühle zu einem feinen Brei zermahlene
                                 										Glätte unter gutem anhaltendem Rühren durch ein Sieb in die Säure. Sobald alle
                                 										Glätte eingetragen ist, erhitzt man durch Dampf einige Minuten zum Sieden,
                                 										worauf rasch vollständige Lösung zu einer milchigen Flüssigkeit eintritt. Man
                                 										hat dann eine concentrirte Lösung von basisch essigsaurem Blei, zu deren
                                 										Ueberführung in Bleizucker man ein dem erstverwendeten Quantum Essigsäure
                                 										gleiches Quantum zufügt und kurze Zeit umrührt. Auf diese Weise ist der Verlust
                                 										an Essigsäure auf ein kaum nennenswerthes Quantum reducirt. Die vollständige
                                 										Umwandlung des erst erhaltenen basischen Acetats in den neutralen Bleizucker
                                 										lässt sich leicht mit Hilfe der Pfundt'schen
                                 										Reaction erkennen. Man verwendet hierzu eine 5procentige Lösung von
                                 										Quecksilberchlorid in Wasser. Sobald die ursprüngliche Bleilösung mit ein paar
                                 										Tropfen der Quecksilberlösung keinen Niederschlag mehr erzeugt, ist die
                                 										Umwandlung in neutralen Bleizucker erfolgt, man hat also eventuell zu der
                                 										primären Bleilösung so lange Essigsäure zuzufügen, bis dieser Reactionspunkt 
                                 										erreicht ist. Man bestimmt dann die Concentration der Lösung entweder
                                 										mittels des Aräometers, sicherer durch TitrationTüpfelanalyse mit Silberacetat (AgNO3 +
                                       													NaC2H3O2) als Indicator.
                                 										mit 1/10-Normalkaliumbichromat (29,5 g auf 1 l).
                              Bleinitrat wird in grossen Massen an Stelle des Bleizuckers verwendet und geben
                                 										die daraus erzeugten Gelbe denen aus Bleizucker nur wenig nach. Die bei
                                 										Verwendung des Nitrates in der Chromgelbfabrikation auftretende freie
                                 										Salpetersäure ist aber von erheblichem Einflüsse auf die Nuance des erzeugten
                                 										Gelbes und muss diesem Umstände bei der Fabrikation Rechnung getragen werden,
                                 										anderenfalls die Resultate sehr zu wünschen übrig lassen. Zwar ist die bei
                                 										Verwendung von Bleizucker frei werdende Essigsäure ebenfalls von ganz
                                 										erheblichem Einflüsse auf die Farbenschönheit des Productes, doch ist dieser
                                 										Einfluss unter praktisch vorkommenden Verhältnissen nur ein günstiger, während
                                 										Salpetersäure bei zu hoher Concentration oder zu hoher Temperatur fast stets
                                 										nachtheilig wirkt, häufig ein totales Misslingen der Operation zur Folge hat.
                                 										Vorstehende Bemerkungen beziehen sich natürlich nur auf solche Fälle, in denen
                                 										saure Fällungslösungen, wie etwa Bichromat und Schwefelsäure, benutzt werden,
                                 										bei neutralen oder alkalischen Fällungslösungen kann selbstverständlich von
                                 										freien Säuren keine Rede sein. Der Erwähnung werth ist ferner die Thatsache,
                                 										dass aus Bleinitrat hergestellte Chromorange stets salpetersäurehaltig sind,
                                 										indem bei den Fällungen mit der alkalischen Chromatlösung ein hoch basisch
                                 										salpetersaures Bleioxyd niedergeschlagen wird, das die geringe Menge von
                                 										Salpetersäure ausserordentlich festhält.
                              Bleinitrat stellt sich erheblich billiger als Bleiacetat, auch lässt sich
                                 										dasselbe leicht für den Selbstverbrauch herstellen. Man verwendet hierzu
                                 										denselben Apparat, wie oben für die Bleizuckerlösung beschrieben, und verwendet
                                 										Salpetersäure von nicht mehr als 11° B. (14procentig). Die ganze erforderliche
                                 										Salpetersäure wird in die Pfanne gebracht, durch Dampf auf etwa 80° C. erhitzt
                                 										und sodann die berechnete Menge Glätte, die nicht nass gemahlen zu sein braucht,
                                 										eingetragen. Man fährt mit dem Einleiten von Dampf fort, bis völlige Lösung
                                 										eingetreten ist.
                              Die Concentration der Bleinitratlösung kann mittels Aräometer bestimmt werden,
                                 										doch ist Titration, bei Gegenwart von überschüssigem Natriumacetat, mit
                                 										Bichromat sicherer.
                              Chlorblei ist bisweilen als Abfallproduct billig erhältlich, ist aber dann
                                 										gewöhnlich in solchem Grade verunreinigt, dass seine Verwendung für die
                                 										Fabrikation feiner Chromgelbe ausgeschlossen ist. Auch für ordinäre Gelbe ist es
                                 										kaum vortheilhaft verwendbar, da es technisch unmöglich ist, mit
                                 										Chlorbleilösungen, wie sie bei gewöhnlicher Temperatur erhältlich sindEine Chlorbleilösung enthält bei gewöhnlicher Temperatur etwa 1 Proc.
                                       													PbCl2., zu arbeiten, und
                                 										die aus dem festen Chlorblei erzeugten Gelbe sind äusserst dicht und vertragen
                                 										in Folge dessen nur ganz minimale Quantitäten von Füllstoffen ohne grosse
                                 										Schädigung der Nuance. Dagegen eignet sich Chlorblei sehr wohl zur Darstellung
                                 										von Orange und obwohl sich dieselben mit den aus anderen Bleisalzen
                                 										dargestellten Orange nur bei selten vorkommender Reinheit des Abfallchlorbleies
                                 										messen können, so rentirt sich das Verfahren bei der Billigkeit dieses
                                 										Abfallproductes doch gut. Auf die Darstellung von Chlorblei brauchen wir hier
                                 										nicht einzugehen, da dessen specielle Darstellung für die Chromgelbfabrikation
                                 										in Folge seiner ungünstigen Eigenschaften sehr unvortheilhaft wäre.
                              Basische Bleiacetate bilden gewissermassen den Uebergang von den löslichen zu den
                                 										unlöslichen Bleiverbindungen, soweit diese für Zwecke der
                                 										Pigmentfarbenfabrikation in Betracht kommen. Dass dieselben vortheilhaft zur
                                 										Fabrikation von Chromorange benutzt werden, ist altbekannt. Neueren Datums
                                 										dagegen ist die Verwendung sehr hochbasischer Bleiacetate für Töne vom zartesten
                                 										Citrongelb bis zum scharlachrothen Chromroth. Im Preise stellen sich diese
                                 										Chromgelb und Orange billiger als alle anderen, da nur ein Drittel ungefähr der
                                 										im Bleizucker enthaltenen Menge Essigsäure in Anwendung kommt. Die Methode ist
                                 										nicht ohne Schwierigkeiten und erfordert etwas mehr Beaufsichtigung als bei
                                 										Verwendung von löslichen Salzen; aber weder im Preise, noch in der Schönheit der
                                 										Producte, noch in der fast unbegrenzten Anzahl der verschiedenartigsten
                                 										Varietäten kann irgend ein anderes Verfahren mit diesem sich vergleichen.
                              Als Ausgangspunkt dient ein basisches Bleiacetat, das ungefähr der Formel Pb(C2H3O2)2, 2Pb(OH)2 entspricht. Zu dessen Darstellung dient
                                 										Bleiglätte, die zuvor auf einer Nassmühle zu einem unfühlbaren Brei zermahlen
                                 										und dann durch ein feines Sieb (Nr. 120) geschlämmt wurde, und die technische
                                 										30procentige Essigsäure des Handels. Die Ueberführung der Bleiglätte in obiges
                                 										basische Salz wird auf folgende Weise bewerkstelligt. In die für die Darstellung
                                 										von Bleizucker angegebene Pfanne, die ungefähr 300 l hält, bringt man 76 k
                                 										30procentige Essigsäure und erhitzt auf ungefähr 90° C, dann wird der
                                 										Dampfzufluss so regulirt, dass die Temperatur möglichst über 70° C. bleibt.
                                 										Durch ein über der Pfanne aufgestelltes Sieb (Nr. 120) schlämmt man dann ein 120
                                 										k trockener Glätte entsprechendes Quantum des Glättbreies in die heisse
                                 										Essigsäure, wobei man zur Beschleunigung der Operation reichlich heisses Wasser
                                 										zu dem in dem Siebe befindlichen Glättebrei gibt, den man mittels einer Bürste
                                 										oder steifen Pinsels kräftig durcharbeitet. Das Gelingen der Operation hängt zum
                                 										grossen Theil von der Schnelligkeit ab, mit der die Glätte in die Essigsäure
                                 										eingetragen wird, wobei man sich aber sorgfältig hüte, die Glätte anders als
                                 										durch das Sieb in die Säure gelangen zu lassen, da in diesem Falle die
                                 										Entstehung steinharter Klumpen, die sich jeder weiteren Reaction entziehen,
                                 										unvermeidlich ist. Von ebenso grosser Wichtigkeit ist tüchtiges Rühren während
                                 										der ganzen Operation, um das Ansetzen von Glätte am Boden der Pfanne zu
                                 										verhüten. Ist auf diese Punkte genügende Aufmerksamkeit verwendet worden, so
                                 										beginnt nach kurzer Zeit die schmutzig gelbrothe Mischung sich bedeutend zu
                                 										verdicken, wobei die Farbe derselben in ein reines Weiss umschlägt. Hierbei muss
                                 										tüchtig gerührt werden, und sollte die Masse zu steif sein, so kann dieselbe
                                 										durch Zufügen von heissem Wasser so weit verdünnt werden, bis ein kräftiges
                                 										Durchrühren möglich ist. Man hüte sich aber wohl, zu viel heisses Wasser oder
                                 										kaltes Wasser zuzusetzen, da in beiden Fällen die Reaction sofort zum
                                 										Stillstande käme und ein erhebliches Quantum noch unveränderter Glätte, die von
                                 										dem gebildeten basischen Acetate eingeschlossen wird, sich der Reaction entzöge
                                 										und die 
                                 										Qualität der aus diesem Producte hergestellten Farben sehr schädigen würde.
                                 										Sobald die Masse sich nicht weiter verdickt, stellt man das Rühren ein, bedeckt
                                 										die Pfanne mit einem hölzernen Deckel und lässt 12 Stunden stehen. War die
                                 										Operation gut geleitet, so stellt die Masse nach dieser Zeit eine weisse Masse
                                 										von grosser Zartheit dar, in der keine harten Knötchen oder unveränderte Glätte
                                 										bemerkbar sind.
                              Das so erhaltene basische Bleiacetat entspricht ungefähr der Formel Pb(C2H3O2)2, 2Pb(OH)2 und stellt eine weisse käsige Masse dar, die
                                 										sich in viel Wasser fast vollständig löst. Es ist indessen nicht nöthig,
                                 										dieselbe behufs Weiterverarbeitung auf Chromgelb erst in Lösung zu bringen,
                                 										sondern es genügt, dieselbe in möglichst feiner Vertheilung in den
                                 										Fällungsbottich zu schlämmen, welcher vorher zu ⅓ mit Wasser gefüllt wurde; was
                                 										dabei etwa ungelöst bleiben sollte, setzt sich bei der Fällung mit grösster
                                 										Leichtigkeit in Chromgelb um. Das Schlämmen wird durch Durchdrücken der Masse
                                 										durch ein sehr feines Sieb bewirkt, unter Anwendung eines grossen steifen
                                 										Pinsels und reichlicher Quantitäten von Wasser. Die so erreichte feine
                                 										Vertheilung ist völlig ausreichend, indessen geht das in keiner Glätte fehlende
                                 										höchst fein vertheilte metallische Blei mit durch das Sieb und mengt sich dem
                                 										Chromgelb bei. was bisweilen zu unangenehmen Nebenerscheinungen führt. Das
                                 										Ausscheiden des metallischen Bleies kann aber leicht bewerkstelligt werden,
                                 										indem man das basische Acetat, anstatt dasselbe durch ein Sieb zu schlämmen,
                                 										durch eine sehr eng gestellte Oelfarbmühle passiren lässt, die am besten so
                                 										aufgestellt wird, dass von derselben die gemahlene Masse direct in den
                                 										Fällungsbottich fliesst. Das fein vertheilte Blei setzt sich hierbei als feste
                                 										Masse in den Rillen der Mühle fest und lässt sich nach beendigter Operation mit
                                 										Leichtigkeit entfernen. Sobald man die gesiebte oder gemahlene Masse in den
                                 										Bottich einfliessen lässt, muss in demselben kräftig gerührt werden, bis die
                                 										Fällung vollzogen ist, um das Festsetzen ungelöster Theile am Boden des Bottichs
                                 										zu verhüten.
                              Von grosser Wichtigkeit ist in diesem Verfahren die Qualität der verwendeten
                                 										Bleiglätte. Es ist selbstverständlich, dass diese so rein als möglich sein muss,
                                 										besonders mit Bezug auf einen häufig vorkommenden Kupfergehalt, der schon in
                                 										sehr geringer Menge höchst nachtheilig auf die Schönheit der helleren Nuancen
                                 										von Chromgelb (Citron-, Schwefelgelb u.s.w.) einwirkt. Zur Prüfung auf Kupfer
                                 										gebe man 10 g der Glätte in ein Becherglas oder Reagensglas und übergiesse
                                 										dieselbe mit 20 cc Ammoniak, dem man einige Tropfen Salpetersäure zusetzte.
                                 										Unter häufigem Umrühren lässt man die Probe sechs Stunden stehen und filtrirt
                                 										sodann. Das Filtrat wird mit 30procentiger Essigsäure angesäuert, einige Tropfen
                                 										einer 10procentigen Lösung von Ferrocyankali um hinzugesetzt und kräftig
                                 										umgeschüttelt. Zeigt die Probe nach fünf Minuten langem Stehen nur eine
                                 										bräunlich-rosa Färbung, so ist die Glätte unbedenklich verwendbar, hat sich
                                 										jedoch ein brauner Niederschlag gebildet, so muss die Glätte verworfen werden.
                                 										Diese Probe gibt aber nur Aufschluss über die Verwendbarkeit einer bestimmten
                                 										Glättesorte vom Standpunkte ihrer chemischen Reinheit aus, mindestens ebenso
                                 										wichtig ist aber deren physikalische Beschaffenheit. Von dieser hängt es ab, ob
                                 										die Glätte sich vollständig in das basische Acetat überführen lässt. Ist eine
                                 										Glätte sehr dicht, so ist deren Hydratisirung, wie die Ueberführung
                                 										derselben in das basische Acetat benannt wird, kaum in zufriedenstellender Weise
                                 										ausführbar, was sich leicht an der mehr oder weniger gelblichen oder röthlichen
                                 										Färbung der Reactionsmasse erkennen lässt. Ausserdem zeigt es sich, dass die
                                 										gebildeten käsigen Flocken beim Zerdrücken in der Handfläche stets einen
                                 										sandigen Kern von unveränderter Glätte enthalten. Ein diese Erscheinungen
                                 										zeigendes Reactionsproduct liefert immer nur geringwertige Ware und ganz
                                 										erheblich reducirte Ausbeute. Eine Prüfung der Glätte im kleinen Massstabe, in
                                 										Bezug auf obiges Verhalten, ist sehr unzuverlässig, und es ist daher sehr zu
                                 										empfehlen, von einer beim Verarbeiten im Grossen sich als brauchbar erweisenden
                                 										Glätte zu Gunsten einer anderen erst nach Befund einer normalen
                                 										Betriebsoperation abzugehen.
                              Ein ursprünglich von FanzoyD. p. J. 1863 169
                                       												156. angegebenes Chromgelbverfahren geht ebenfalls von der
                                 										Bleiglätte aus, indem dieselbe in ein hochbasisches Chlorblei übergeführt wird.
                                 										Zu diesem Zwecke wird die Bleiglätte in fein gemahlenem Zustande mit ihrem
                                 										gleichen Gewichte an Kochsalz versetzt und so viel Wasser zugesetzt, dass ein
                                 										Brei entsteht, der sich ohne grosse Schwierigkeit durcharbeiten lässt. Die
                                 										Mischung verdickt sich nach und nach bedeutend und hat man deshalb von Zeit zu
                                 										Zeit so viel Wasser zuzufügen, als erforderlich ist, um die ursprüngliche
                                 										Consistens der Masse zu erhalten. Der Endpunkt der Reaction ist erreicht, wenn
                                 										eine kleine Probe, in ein zu zwei Dritttheilen mit 10procentiger Salpetersäure
                                 										gefülltes Reagensglas gebracht nach kräftigem Schütteln keine sich absetzende
                                 										Glätte mehr zeigt, sondern eine klare Lösung gibt.
                              Der obige Process verläuft bei weitem schneller und besser, wenn man die auf
                                 										einer Nassmühle gemahlene Glätte, zusammen mit dem Kochsalze und der nöthigen
                                 										Menge Wasser, in eine eiserne Rolltrommel bringt und dieselbe dann in Gang
                                 										setzt. Die Wirkung der in der Rolltrommel befindlichen Kugeln oder Walzen
                                 										beschleunigt die Operation ganz bedeutend und liefert ein viel gleichmässigeres
                                 										Product.
                              Das auf die eine oder andere Weise erhaltene basische Chlorblei wird sodann bis
                                 										zum völligen Verschwinden der alkalischen Reaction ausgewaschen, filtrirt,
                                 										schwach gepresst und in Teigform zum Gebrauche aufbewahrt. Den Gehalt an Blei
                                 										dieses Productes bestimmt man durch Titration einer in verdünnter Salpetersäure
                                 										aufgelösten und mit überschüssigem Natriumacetat versetzten Probe mit 1/10-Normalkaliumbichromat.
                              Dass die mit Hilfe dieses Verfahrens erzeugten Chromgelbe sich ausserordentlich
                                 										billig stellen, ist einleuchtend, trotzdem aber hat das Verfahren sehr wenig
                                 										Fuss gefasst, da dasselbe sehr umständlich ist, sich für die Erzeugung stark
                                 										reducirter billiger Gelbe sehr wenig eignet und vor dem vorbeschriebenen
                                 										basischen Acetatverfahren nur den Vortheil eines um ein Geringes billigeren
                                 										Preises besitzt, ein Vortheil, der durch die Ueberlegenheit der nach dem
                                 										basischen Acetatverfahren erhaltenen Gelbe mehr wie aufgewogen wird. Das
                                 										Verfahren ist aber sehr wohl geeignet zur Darstellung gewisser Sorten chemisch
                                 										reiner Gelbe, wie solche auf dem englischen und amerikanischen Markte in grossen
                                 										Quantitäten gekauft werden, Gelbe, welche bei sehr mittelmassiger Nuance grosse
                                 										Deckkraft besitzen und sehr billig gehandelt werden.
                              
                              Bleiweiss ist für die Fabrikation von Chromgelben aller Art vorzüglich
                                 										geeignet, auch stellen sich die daraus fabricirten Producte sehr billig in Folge
                                 										des hohen Gehaltes des Bleiweisses an Bleioxyd (86 Proc. PbO). In Wasser
                                 										aufgeschlämmtes Bleioxyd, mit den üblichen Fällungslösungen für Chromgelb
                                 										behandelt, gibt sehr schlechte Resultate, da das unlösliche Bleiweiss mit der
                                 										Fällungslösung nur sehr unvollständig sich umsetzt. Besser schon fällt das
                                 										Resultat aus, wenn man der Fällungslösung ein bestimmtes Quantum von Säuren
                                 										zusetzt, die mit Bleioxyd lösliche Salze bilden, wie Salpetersäure oder
                                 										Essigsäure. Rationeller aber ist es, wenn man dem in Wasser aufgeschlämmten
                                 										Bleiweiss solche Säuren zusetzt. Zu diesem Zwecke ist es durchaus nicht
                                 										erforderlich, eine der angewendeten Menge Bleiweiss äquivalente Menge dieser
                                 										Säuren zu verwenden, also das Bleiweiss vollständig in den betreffenden Säuren
                                 										zu lösen. Der ökonomische Vortheil der Verwendung von Bleiweiss würde dadurch
                                 										gänzlich verloren gehen. Es ist vollkommen genügend, ein Drittel oder ein
                                 										Viertel jener Quantität an Essigsäure oder Salpetersäure zu verwenden. Bei der
                                 										Fällung mit sauren Fällungslösungen werden jene Säuren beständig regenerirt und
                                 										kommen von neuem auf das noch unveränderte Bleiweiss zur Wirkung. Die
                                 										charakteristische physikalische Erscheinung der auf solche Weise erzeugten
                                 										Chromgelbe ist jedenfalls der während der Fällung stattfindenden lebhaften
                                 										Kohlensäureentwickelung zuzuschreiben.
                              Frisch gefälltes oder in Teigform aufbewahrtes schwefelsaures Blei lässt sich mit
                                 										fast derselben Leichtigkeit wie ein lösliches Bleisalz in Chromgelb überführen,
                                 										und diese Methode wird, trotzdem sie nicht allgemein brauchbar ist, doch häufig
                                 										für die Darstellung gewisser Sorten „glattbrüchiger“ Gelbe benutzt. Würde
                                 										man das erforderliche Bleisulfat darstellen durch Fällung eines löslichen
                                 										Bleisalzes, etwa Bleiacetat oder Bleinitrat mit Schwefelsäure oder einem
                                 										geeigneten Sulfat, so würde die Essig- bezieh. Salpetersäure des Bleisalzes
                                 										verloren gehen oder doch nur auf umständliche Weise wieder zu gewinnen sein. Die
                                 										Methode kann daher vortheilhaft nur auf die Weise ausgeführt werden, dass man
                                 										nicht ein normales, sondern ein basisches Bleisalz anwendet, und zwar basisch
                                 										essigsaures Blei, Pb2(OH)2(C2H3O2)2. Man fällt dieses Salz bei einer Temperatur
                                 										von etwa 50° B. mit 50procentiger Schwefelsäure, fügt aber nur so viel derselben
                                 										hinzu, als erforderlich ist, um das basische Bleiacetat in neutrales Bleiacetat
                                 										rückzuverwandeln, entsprechend der Gleichung:
                              Pb2(OH4)2(C2H3O2)2 + H2SO4=
                                 											Pb(C2H3O2)2 + PbSO4 + 2H2O.
                              Man hüte sich sorgfältig vor einem Ueberschusse an Schwefelsäure, nicht nur weil
                                 										ein solcher zu einem Essigsäureverlust führen könnte, sondern weil hierdurch das
                                 										gefällte Bleisulfat, das aus der basischen Lösung in käsigen Flocken fällt, die
                                 										sich mit Chromaten äusserst rasch umsetzen, in seine krystallinische
                                 										Modifikation verwandelt wird, die von Chromaten nur langsam angegriffen wird und
                                 										nie so schöne Gelbe liefert als das amorphe Sulfat. Es ist daher am sichersten,
                                 										die Lösung sehr schwach basisch zu lassen, was ohne Schwierigkeit im Betriebe
                                 										durchführbar ist, indem man die Fällung des basischen Bleioxyds stets mit Hilfe
                                 										der Pfund'schen Quecksilberchloridreaction sehr
                                 										leicht verfolgen kann und dieselbe unterbricht, sobald die Reaction ein Minimum
                                 										von Basicität der Lösung anzeigt. Die ganze Masse wird dann sofort in eine
                                 										Filterpresse getrieben und das abfliessende Bleiacetat gesammelt und wieder auf
                                 										basische Lösung verarbeitet. Das in der Presse befindliche Bleisulfat wird
                                 										direct in der Form, in der es erhalten wird, verwendet bezieh. aufbewahrt. Es
                                 										zeigt bei richtiger Behandlung einen Trockengehalt von 85 bis 90 Proc.; die im
                                 										Presskuchen enthaltene geringe Menge von Bleiacetat ist unerheblich, sie beträgt
                                 										ungefähr 4 Proc. der verwendeten Bleizuckermenge, ist aber natürlich abhängig
                                 										von der Concentration der Bleizuckerlösung nach der Fällung, die nicht unter
                                 										1,500 spec. Gew. betragen sollte. Da es von Vortheil ist, mit ziemlich
                                 										concentrirten Lösungen zu arbeiten, so kann die Herstellung derselben nicht
                                 										unter Anwendung von Dampf geschehen, und man verwendet daher doppelwandige
                                 										eiserne Kessel zum Erhitzen mit indirectem Dampf. Die zur Herstellung der
                                 										basischen Lösung verwendete Glätte sollte fein gemahlen zur Anwendung gelangen,
                                 										und versäume man nie, die basische Lösung in das Fällungsgefäss durch ein sehr
                                 										feines Sieb (Nr. 200) zu filtriren, um ungelöste Glätte und Unreinigkeiten zu
                                 										entfernen.
                              Bleisulfat ist bisweilen in erheblichen Mengen als Abfallproduct von
                                 										Cattundruckereien und Färbereien erhältlich. Es ist aber meist von so übler
                                 										Beschaffenheit in Bezug auf seine Reinheit, dass es nur schwer zu verwenden ist.
                                 										Durch Kochen mit einem grossen Ueberschusse von kohlensaurem Natron lässt es
                                 										sich so gut wie vollständig in kohlensaures Blei überführen, das sich in
                                 										derselben Weise wie Bleiweiss zur Chromgelbfabrikation verwenden lässt. Ist der
                                 										für das Bleisulfat geforderte Preis aber nicht ein sehr niedriger, so ist das
                                 										Verfahren kaum lohnend.
                              Vergleichen wir nun die verschiedenen Methoden der Chromfarbenfabrikation, wie
                                 										sich dieselben unter Benutzung der vorerwähnten Rohmaterialien ergeben, mit
                                 										Bezug auf den jeder einzelnen Methode entsprechenden Kostenpreis der Producte,
                                 										so haben wir hierbei zu berücksichtigen: 1) den Kostenpreis der verwendeten
                                 										Bleiverbindung (Handelsproduct), 2) den Aufwand an Material, Arbeit u.s.w. für
                                 										die Ueberführung des Rohmaterials in den Zustand, in dem dasselbe unmittelbar
                                 										für die Chromgelbfabrikation benutzt wird. Als Basis dieser Berechnung haben wir
                                 										Bleioxyd (Bleiglätte) zu nehmen, für welche wir den nominellen Preis von 35 M.
                                 										für 100 k zu Grunde legen wollen. Bei einem Preise von techn. 30procentiger
                                 										Essigsäure 25 M. für 100 k, 60procentiger Salpetersäure 26 M. für 100 k stellen
                                 										sich sodann 100 k PbO in der zur Chromgelbfabrikation geeigneten Form:
                              
                                 
                                    
                                    
                                    100 k PbO
                                    
                                 
                                    1)
                                    Essigsaures Blei (Bleizucker), Handels-product 56 M. für 100
                                       												k
                                    96 M.
                                    
                                 
                                    2)
                                    Essigsaures Blei, dargestellt in Lösungfür Selbstverbrauch
                                    80   „
                                    
                                 
                                    3)
                                    Bleinitrat, Handelsproduct, 50 M. für100 k
                                    75   „
                                    
                                 
                                    4)
                                    Bleinitrat, dargestellt in Lösung fürSelbstverbrauch
                                    64   „
                                    
                                 
                                    5)
                                    Basisches Acetatverfahren
                                    51   „
                                    
                                 
                                    6)
                                           „       Chlorbleiverfahren
                                    40   „
                                    
                                 
                                    7)
                                    Bleiweissverfahren
                                    55   „
                                    
                                 
                              Aus obiger Aufstellung ergibt sich unmittelbar, dass der Preis für 100 k
                                 										nutzbares Bleioxyd ein Gegenstand ist, der die höchste Aufmerksamkeit verdient,
                                 										um so mehr, als dies der einzige Punkt ist, der eine erhebliche Variation der
                                 										Preise des chemisch reinen Chromgelbs ermöglicht. Diese Aufstellung lässt auch
                                 										sofort den Grund erkennen, 
                                 										warum die Anwendung des normalen Bleiacetats in der Chromfarbenfabrikation
                                 										zu den überwundenen Standpunkten gehört. Damit soll nicht gesagt sein, dass es
                                 										überhaupt für diesen Zweck nicht mehr angewendet wird, dies geschieht aber nur
                                 										für die Darstellung solcher Gelbe, für die ihrer besonderen Eigenschaften und
                                 										Verwendung wegen kein Preis zu hoch ist. Ich habe kaum nöthig, hinzuzufügen,
                                 										dass, der Anwendung solcher Gelbe entsprechend, deren Fabrikation eine äusserst
                                 										beschränkte ist. Zwar stellen sich selbst dargestellte Bleizuckerlösungen
                                 										erheblich billiger, aber doch immer noch viel zu theuer, um allgemeinere
                                 										Anwendung zu gestatten. Bleinitrat wird gegenwärtig in grossen Massen auf
                                 										Chromgelb verarbeitet, da Bleioxyd in dieser Form nur ungefähr zweimal so viel
                                 										kostet als in Form von Bleiglätte, so dass bei Selbstdarstellung des Nitrates
                                 										die Ersparniss in der That ganz bedeutend ist. Es kann das Bleinitratverfahren
                                 										als das heute herrschende betrachtet werden, da es besonders von kleineren
                                 										Fabrikanten dem Bleiweissverfahren, ebenso wie dem basischen Acetatverfahren
                                 										vorgezogen werden wird, indem das Arbeiten mit löslichen Bleisalzen einfacher
                                 										ist und weniger Apparatur erfordert, als bei der Anwendung unlöslicher oder
                                 										unvollständig löslicher Bleiverbindungen nöthig ist. Zur Vermeidung abnorm hoher
                                 										Arbeitskosten ist bei dem Bleiweiss-, als auch bei dem basischen Acetatverfahren
                                 										die Anwendung mechanischer Rührwerke absolut nothwendig. Die hierdurch bedingte
                                 										Mehrauslage an Apparatur macht sich aber bei den ausserordentlichen ökonomischen
                                 										Vortheilen, besonders der basischen Acetatmethode, bald reichlich bezahlt. Das
                                 										basische Chlorbleiverfahren stellt sich allerdings noch erheblich billiger,
                                 										deren Ausübung bietet aber trotz ihrer scheinbaren Einfachheit ganz erhebliche
                                 										Schwierigkeiten, nicht zum Wenigsten in der nicht leichten Controle des
                                 										Bleioxydgehaltes des feuchten Oxychlorids. Immerhin muss gesagt werden, dass die
                                 										Methode, obgleich im Princip schon ziemlich alt, doch technisch noch sehr wenig
                                 										entwickelt ist. Dass sie entwickelungsfähig ist, muss entschieden bejaht werden,
                                 										und der ausserordentlich billige Preis der mit ihrer Hilfe erzeugten Chromgelbe,
                                 										der wohl der niedrigste ist, zu dem sich Chromgelbe darstellen lassen, möchte
                                 										für manchen der grösseren Chromgelbproducenten genügend Veranlassung sein, der
                                 										Methode nähere Aufmerksamkeit zu schenken.
                              Bezüglich der verwendeten Rührwerke dürften einige Bemerkungen hier wohl am
                                 										Platze sein. Die einzige Form eines Rührwerkes für Zwecke der
                                 										Pigmentfarbenfabrikation ist das einfache Flügelrührwerk. Bei der häufig sehr
                                 										bedeutenden Schwere der Niederschläge muss das Rührwerk sehr kräftig construirt
                                 										sein, da es sonst beim Wiederaufrühren der abgesetzten Niederschläge leicht zu
                                 										Schaden kommt. Aus demselben Grunde empfiehlt es sich, die Rührflügel nicht
                                 										senkrecht zu stellen, sondern denselben eine geringe Neigung (vgl. Fig. 2 und 3) zu geben, welche
                                 										das Anstellen des Rührwerkes sehr erleichtert. Die Rührwelle muss in dem über
                                 										den Bottich reichenden eisernen Arm durch ein kräftiges, nicht zu kurzes Lager
                                 										geführt werden, an ihrem unteren Ende trägt dieselbe einen Schuh von
                                 											PhosphorbronzeKein anderes Metall und keine andere Legirung sollten verwendet
                                       												werden., der als Zapfen sich in einem theilweise in den Boden
                                 										des Bottichs eingelassenen Phosphorbronzelager dreht. Diese Einrichtung
                                 										verleiht der Rührwelle ausserordentliche Stabilität und Dauerhaftigkeit.
                              Für kleine Bottiche können diese Rührwerke durch Riemenvorgelege oder direct von
                                 										der Haupttransmission getrieben werden. Für Bottiche von über 2 m Durchmesser
                                 										ist aber der Betrieb mittels Zahnrad und Frictionskuppelungen das einzig
                                 										Räthliche, Riemenbetrieb in diesem Falle ist nur eine Quelle endloser
                                 										Aergernisse im Betriebe und ist ferner die Abnutzung der Riemen ausserordentlich
                                 										gross.
                              
                                 
                                 Textabbildung Bd. 279, S. 143
                                 Flügelrührer.
                                 
                              Diese Flügelrührer wären indess ohne weitere Vorrichtung völlig unbrauchbar, da
                                 										dieselben so gut wie keine Durchmischung in senkrechter Richtung bewirken und
                                 										auch die in wagerechter Richtung erfolgende Durchmischung fast gleich Null ist,
                                 										wenn erst die zu rührende Masse sich mit der Geschwindigkeit des Rührers im
                                 										Bottich dreht. Zur Beseitigung dieses Uebelstandes bringt man im Bottich
                                 											„Brecher“ an. Es sind dies (vgl. Fig. 2 und 3) hölzerne Bohlen,
                                 										welche senkrecht zu den Rührflügeln in der Wand des Bottichs befestigt und je
                                 										auf einer Seite an mindestens zwei Stellen gegen den Druck der gerührten Masse
                                 										kräftig versteift sind. Diese Brecher gehen vom Rande des Bottichs bis beinahe
                                 										auf den Flügelrührer, von dem sie 4 bis 6 cm abstehen, so dass die Rührflügel
                                 										ohne Gefahr darunter durchpassiren können. Diese Brecher machen das
                                 										Flügelrührwerk zum wirksamsten Rührapparat für alle schweren oder leichten
                                 										Niederschläge; die Mischung geht absolut sicher und mit ausserordentlicher
                                 										Schnelligkeit vor sich.
                              Die Fällungsbottiche sollten stets so hoch aufgestellt werden, dass nach dem
                                 										Auswaschen die Farbe durch einen im Boden des Bottichs befindlichen Hahn direct
                                 										in die untergeschobenen Filterkasten oder durch Schläuche nach der Pumpe der
                                 										Filterpresse abgelassen werden kann.
                              Sollen die erzeugten Chromgelbe in Teig verkauft werden, so ist eine Filterpresse
                                 										im Interesse rationeller Production eine absolute Notwendigkeit, denn nicht nur
                                 										wird hierdurch viel Zeit und Arbeit erspart, sondern auch ist dies der einzige
                                 										Weg, die Presskuchen von regelmässigem Trockengehalte zu erhalten. Es sei ferner
                                 										mit Bezug auf die Filterpressen erwähnt, dass für Zwecke der Farbenfabrikation
                                 										Rahmenpressen den Kammerpressen entschieden vorzuziehen sind, letztere sollten
                                 										nur für die Verarbeitung solcher Producte verwendet werden, die sich, wie z.B.
                                 										Pariser-Blau, sehr schwierig pressen lassen. In solchen Fällen erweisen sich die
                                 										nur halb so viel Dichtungsfläche als die Rahmenpressen enthaltenden
                                 										Kammerpressen entschieden vortheilhafter.
                              An dieser Stelle kann Verf. nicht unterlassen, darauf hinzuweisen, dass die
                                 										Trockeneinrichtung einer Pigmentfarbenfabrik für die Erzeugung tadelloser
                                 										Producte von der allergrössten Bedeutung ist. Manchem dürfte dies als ein
                                 										Gemeinplatz erscheinen, aber was in diesem Punkte gesündigt wird, grenzt ans
                                 										Unglaubliche. Ein halbes Dutzend Versuche über das Trocknen von Chromgelben
                                 										können jeden von der ausserordentlichen Wichtigkeit dieser 
                                 										Operation überzeugen; trotzdem gibt es Dutzende von Fabrikanten, die
                                 										jahraus jahrein minderwertige Waren produciren und den Fehler überall suchen,
                                 										nur nicht in ihrer erbärmlichen Trockeneinrichtung.
                              Jede Art der Trockeneinrichtung, welche die erforderliche Luftcirculation durch
                                 										den Eintritt kalter Aussenluft in die Trockenräume bewerkstelligt, liefert
                                 										entweder schlechte Producte oder ist unökonomisch. Es gibt nur einen Weg,
                                 										Pigmentfarben rationell zu trocknen, dies ist mit erwärmter Luft (Caloriferen),
                                 										wobei die mit Wasserdämpfen beladene Luft des Trockenraumes nach aussen
                                 										abgeführt wird.
                              
                                 
                                    (Fortsetzung folgt.)