| Titel: | Zur Darstellung des Goldchlorürs. | 
| Autor: | Julius Löwe | 
| Fundstelle: | Band 279, Jahrgang 1891, S. 167 | 
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                        Zur Darstellung des
                           								Goldchlorürs.
                        Von Dr. Julius Löwe.
                           							
                        Zur Darstellung des Goldchlorürs.
                        
                     
                        
                           In Betreff des Hitzegrades, bei welchem das Goldchlorid in Goldchlorür übergeht,
                              									liegen verschiedene Angaben vor. Nach einigen ist es die Temperatur des schmelzenden
                              									Zinns, bei welcher sich der Uebergang vollzieht, nach anderen die Temperatur von 150
                              									bis 200° C. und nach neueren die! Temperatur von 185° C. (Thomsen). Ein bei den angegebenen Hitzegraden dargestelltes Goldchlorür
                              									ist jedoch niemals rein, sondern enthält stets kleinere oder grössere Mengen
                              									metallischen Goldes beigemischt (Krüss). Diese
                              									Anwesenheit von metallischem Golde neben dem Chlorür lässt erkennen, dass genannte
                              									Temperaturen nicht nur Bildungstemperaturen für das Chlorür sind, sondern auch
                              									zugleich bei längerer Dauer seine Zersetzung in Chlor und metallisches Gold
                              									vollziehen. Es ist deshalb wohl anzunehmen, dass die Temperatur, bei der das Chlorid
                              									in Chlorür ohne Goldausscheidung übergeht, viel niedriger liegt, als oben angeführt
                              									wurde; denn wenn man eine Goldchloridlösung im Wasserbade bis zu dem Punkte
                              									verdampft, bei welchem der Rückstand beim Erkalten krystallinisch erstarrt, so
                              									scheidet diese in kaltem Wasser wieder aufgelöste Krystallmasse von Goldchlorid
                              									stets eine erkennbare Quantität von metallischem Golde aus, dessen Menge sich erhöht
                              									mit der Dauer des Erhitzens des im heissen Wasserbade flüssigen Rückstandes. Diese
                              									Goldausscheidung hier hat nur in der Gegenwart von Goldchlorür ihren Grund, welches
                              									letztere sich bekanntlich mit Wasser in Goldchlorid und in metallisches Gold
                              									umsetzt. Nach solchen Anzeigen war deshalb anzunehmen, dass die Bildung von
                              									Goldchlorür sich schon bei der Temperatur des kochenden Wasserbades vollzieht und
                              									diese Vermuthung fand durch weitere Versuche ihre Bestätigung. Erhitzt man nämlich
                              									ohne Unterbrechung eine in einer dünnen Porzellanschale befindliche reine
                              									Goldchloridlösung auf dem siedenden Wasserbade, so beobachtet man nach einiger Zeit
                              									eine braune Ablagerung an der Wandung der Schale zunächst der Oberfläche der
                              									Flüssigkeit. Dieselbe mehrt sich mit der Dauer des Erhitzens, und während sich die
                              									flüssige Goldchloridlösung unter solcher Abscheidung dunkler färbt, erscheinen auf
                              									ihrer Oberfläche derbe, dunkelbraune Krystalle wahrscheinlich von Goldchlorürchlorid
                              									(Auroaurichlorid) und nach einiger Zeit trocknet dann der ganze Inhalt der Schale zu
                              									dieser dunklen, theils mehr amorphen, theils deutlich krystallinischen Masse ein.
                              									Bei fortgesetztem Erhitzen erscheinen lichtgelbe Punkte auf dem dunklen Rückstande
                              									und nach und nach geht dieses in ein lichtgelbes Pulver von Goldchlorür über. Kann
                              									das Erhitzen nicht ohne Unterbrechung fortgesetzt werden, so muss man die Schale mit
                              									Inhalt zur Vermeidung der Aufnahme von Feuchtigkeit so lange unter den Exsiccator
                              									stellen und sie erst dann wieder auf das Wasserbad setzen, wenn dessen Inhalt in
                              									vollem Sieden ist. Allerdings geht die Umwandlung des Chlorids in Chlorür bei der
                              									Temperatur des siedenden Wassers nur langsam von statten, denn eine Goldlösung,
                              									bereitet durch Auflösen von 4 g reinen metallischen Goldes in Königswasser, verlangt
                              									viele Tage des Erhitzens, um völlig in Goldchlorür überzugehen. Wenn schon durch den
                              									Versuch der Beweis erbracht ist, dass die Temperatur zur Bildung des Chlorürs viel
                              									niedriger liegt, als bis jetzt allgemein angenommen wurde, so ist auf der anderen
                              									Seite die lange Dauer der Ueberführung allerdings als ein Uebelstand zu
                              									betrachten; allein diesem wäre vielleicht zu steuern durch den Versuch: ob eine
                              									Erhitzung des Chlorids im Kochsalzbade bei 108 bis 110° C. oder im Oelbade bei
                              									dieser Temperatur nicht die Chlorürbildung erheblich beschleunigt, ohne eine
                              									Ausscheidung von metallischem Golde mit sich zu führen, in welchem günstigen Falle
                              									die Verbindung, nebenbei bemerkt, zur genauen Ermittelung des Atomgewichtes des
                              									Goldes und des Chlors sich eignen müsste.