| Titel: | Neuerungen an Elektromotoren (Dynamomaschinen) und Zubehör. | 
| Fundstelle: | Band 279, Jahrgang 1891, S. 178 | 
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                        Neuerungen an Elektromotoren (Dynamomaschinen)
                           								und Zubehör.Vgl. Otis' elektrischer Aufzug 1891 279 * 163.
                           							
                        (Patentklasse 15. Fortsetzung des Berichtes S. 131
                           								d. Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Neuerungen an Elektromotoren (Dynamomaschinen) und
                           								Zubehör.
                        
                     
                        
                           29) Wm. Stanley jun. gibt seiner Wechselstrommaschine
                              									für eine bei verschiedener Belastung gleichbleibende Stromstärke feststehende
                              									Magnete mit abwechselnder Polarität, welche, wie Fig. 60 zeigt, am
                              									inneren Umfange eines gusseisernen Ringes radial befestigt sind; zwischen diesen
                              									Magnetkernen, welche für sich erregt werden, läuft der Anker, welcher mit einer
                              									ebensolchen Anzahl polförmiger Hervorragungen versehen ist, die ausserdem noch
                              									querstehende Verbreiterungslappen tragen. Hiernach weicht die allgemeine Anordnung
                              									wenig von derjenigen anderer Wechselstrommaschinen ab; die Haupteigenthümlichkeit
                              									der Maschine liegt in der Bewickelung der Ankerpole. Diese Spulen bestehen jede aus
                              									vielen Windungen, so dass eine geringe Veränderung des durch sie fliessenden Stromes
                              									eine beträchtliche Veränderung in den Ampère-Windungen erzeugt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 279, S. 177
                              Stanley's Wechselstrommaschine mit gleicher Stromstärke.
                              
                           Nach den Angaben des Erfinders sind, wenn die Maschine in
                              									Thätigkeit ist, die starken Feldmagnete bestrebt, eine grosse Anzahl von Kraftlinien
                              									zu entwickeln, während der erzeugte Wechselstrom Kraftlinien im Ankerkerne zu bilden
                              									sucht, die einem Theil der in dem Feldmagnetpole, hinter welchem er sich bewegt,
                              									entwickelten Linien entgegengesetzt sind, so dass nur ein verhältnissmässig kleiner
                              									Theil derselben auf Erzeugung der elektromotorischen Kraft in den Ankerspulen
                              									verwendet wird. Diese beiden Bestrebungen, Kraftlinien zu erzeugen, können als
                              									magnetische Potentiale des Feldes bezieh. des Ankers betrachtet werden. Der
                              									Ueberschuss des magnetischen Potentials des Feldes über das Potential des Ankers
                              									während derjenigen Zeit, in welcher die Feldpole wirksam sind und Kraftlinien durch
                              									den Ankerkern senden, ist auch der wirksame, die elektromotorische Kraft in den
                              									Ankerspulen erzeugende Theil. Die Zahl der aus dem Unterschiede der beiden
                              									Potentiale sich ergebenden Kraftlinien, welche also zur Erzeugung des Stromes im
                              									Ankerkerne nutzbar wird, bleibt annähernd dieselbe, solange der im
                              									Arbeitsstromkreise vorhandene Widerstand der gleiche bleibt. Nimmt aber dieser
                              									Widerstand zu, so wird durch das hierbei auftretende Bestreben, den Ankerstrom zu
                              									verringern, die Möglichkeit gegeben, dass eine grössere Zahl von Kraftlinien in die
                              									Ankerspulen treten kann, so dass die elektromotorische Kraft so weit zunimmt, um den
                              									Strom annähernd auf einem vorher bestimmten Werthe zu erhalten.
                           In Wirklichkeit findet eine geringe Stromverminderung im Anker
                              									statt, wenn nicht eine Ausgleichung durch andere Mittel herbeigeführt wird. Die
                              									durch Wechsel im Widerstände des Ankerstromkreises verursachte Verschiebung der Zeit
                              									der Erzeugung der maximalen Polarisation des Ankers mit Bezug auf den Vorübergang
                              									der Ankerpole vor den Feldpolen vermag die Ausgleichung hervorzubringen, und diese
                              									Verschiebung kann genügend gross gemacht werden, um den Strom in fast unveränderter Stärke zu
                              									erhalten.
                           Um den entgegenwirkenden Einfluss des Zeitwechsels des Maximums
                              									des Potentials des Ankers voll nutzbar zu machen, sind die oben erwähnten
                              									querstehenden Verbreiterungslappen angebracht. Diese erstrecken sich über einen
                              									solchen Theil des Ankerumfanges, dass ein mehr oder weniger vollkommener Uebergang
                              									der Kraftlinien der Feldmagnete von einem Pole zu dem benachbarten stattfindet, wenn
                              									sich der Anker in der in Fig.
                                 										61 gezeichneten Stellung befindet. Bei dieser Anordnung ist eine geringere
                              									Verschiebung der Phasen der Ankermagnetisirung erforderlich, um die verlangte
                              									Gegenwirkung gegen das magnetische Potential des Feldes zur Zurückdrängung der
                              									Kraftlinien hervorzubringen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 279, S. 178
                              Fig. 62.Crompton's Dynamo für das Schmelzverfahren.
                              
                           Wm. Stanley jun. erzielte nach dem Londoner Electrical Engineer vom 31. Januar 1890 * S. 93 sehr
                              									gute Ergebnisse mit acht Feldmagnetpolen, mit 395 mm innerer Oeffnung, 279 mm Länge;
                              									die Kerne haben 91 mm Stärke und sind jeder mit 588 Windungen von Draht Nr. 11
                              									belegt. Der Anker hat gleichfalls acht Pole, 260 mm Länge, 390 mm Durchmesser. Die
                              									Breite der Pole ist 76 mm, die Verbreiterungen stehen auf jeder Seite 25 mm vor. Die
                              									Pole sind mit Draht Nr. 16 in 7 Lagen von je 23 Windungen bewickelt. Bei 1425
                              									Umdrehungen in der Minute und einem Strome von 5,5 bis 6 Ampère in den Feldmagneten
                              									wurden 9 oder 9,5 Ampère bei einer elektromotorischen Kraft von 3800 Volt
                              									erzielt.
                           30) Crompton und Co. in Chelmsford haben bereits
                              									mehrfach Dynamomaschinen für das elektrische Schmelzverfahren geliefert und
                              									verwenden für diesen Zweck in neuerer Zeit eine solche mit vier Polen und
                              									Trommelanker, welche in Fig. 62 abgebildet ist. Die
                              									vierpoligen Maschinen weisen manche Vortheile gegenüber den zweipoligen Maschinen
                              									auf. Besonders sind die Endverbindungen der vierpoligen Maschinen einfacher als
                              									diejenigen der zweipoligen, da sie nur den vierten Theil des Ankers umfassen; ferner
                              									sind dieselben leichter zugänglich, daher Ausbesserungen leichter auszuführen. Hat
                              									die vierpolige Maschine dieselbe Anzahl wirksamer Leiter, so ist der Verlust im
                              									Anker annähernd derselbe, wie bei einer zweipoligen Dynamo, denn obgleich das Eisen
                              									doppelt so oft ummagnetisirt wird, so ist nur die Hälfte des Volumens vorhanden;
                              									andererseits ist, wenn die radiale Tiefe dieselbe bleibt, die Induction eine
                              									geringere. Für starke Ströme ist die vierpolige Trommelmaschine besonders geeignet,
                              									weil der Strom in jedem Leiter nur den vierten Theil des Gesammtstromes ausmacht,
                              									auch sind entsprechend mehr Abtheilungen im Stromsammler vorhanden als in der
                              									zweipoligen Maschine.
                           Die abgebildete Maschine leistet 50 Volt und 2500 Ampère bei 400 Umdrehungen in der
                              									Minute. Der Anker hat 48 äussere Leiter von 185 Stücken Draht Nr. 16 (B. W. G.),
                              									welche zusammengedreht und zu einem rechteckigen Querschnitt zusammengepresst sind.
                              									Der mit einem aus Scheiben aufgebauten Kern versehene Anker hat 559 mm Durchmesser,
                              									seine Welle ist mit der Antriebswelle, welche eine Seilscheibe trägt, unmittelbar
                              									gekuppelt und ruht in drei Lagern, deren Unterschalen mit Weissmetall ausgegossen
                              									sind. – Die Magnete sind mit einem Kupferstreifen von 4,83 × 6,1 mm Querschnitt in
                              									13 Lagen bewickelt, sind hinter einander geschaltet, haben 660 × 292 mm Querschnitt
                              									und kalt 0,9 Ohm Widerstand.
                           Jeder der vier Bürstensätze enthält sechs Bürsten von je 51 mm Breite. Die
                              									gegenüberstehenden Bürsten sind parallel zu einander geschaltet.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 279, S. 178
                              Fig. 63.Austin's Infant-Dynamo.
                              
                           Die Leiter des Ankers sind an den Enden abgeschrägt und mittels Stahlbolzen mit
                              									Muttern zusammengeschraubt, wodurch eine sehr einfache Verbindung erzielt ist, die
                              									ein verhältnissmässig schnelles Auseinandernehmen und Zusammensetzen des ganzen
                              									Ankers gestattet. – Wie die Abbildung erkennen lässt, ruht die Maschine auf
                              									gewalzten Trägern, zwischen welche die Magnetträger und Lagerböcke eingeschraubt sind. (Industries vom 25. April 1890 * S. 396.)
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 279, S. 179
                              Wray's Dynamoanker.
                              
                           31) H. Austin in Armley bei Leeds verfertigt die in Fig. 63 abgebildete kleine Dynamo (Infant-Dynamo) und
                              									führt dieselbe für Leistungen von 1000 Watt bis herab zu 100 und selbst 50 Watt aus.
                              									Die aus der Abbildung ersichtliche Anordnung dieser Maschine ist sehr einfach; die
                              									Magnete sind aus ausgeglühtem schwedischen Eisen hergestellt und mittels sehr feinen
                              									Gewindes in die Polstücke eingeschraubt, wodurch eine möglichst innige Berührung
                              									aller Theile erzielt werden soll. Der Querschnitt der Jochstücke ist dreimal so
                              									gross als derjenige der Magnetstäbe. Der Anker besteht aus Scheiben von
                              									Holzkohleneisenblech (Nr. 18), die Naben sind auf die Wellen aufgeschliffen, auf
                              									beiden Seiten mit Schellack und Gyps isolirt. Wie die Abbildung zeigt, ist die
                              									Ankerwelle so gelagert, dass sie leicht herausgenommen und nachgesehen werden kann.
                              										(Industries vom 13. Juni 1890 * S. 572.)
                           32) John C. Wray in Peoria, Ill., patentirte den Anker
                              									einer Dynamomaschine, den er aus einzelnen Blechscheiben von der in Fig. 64 dargestellten
                              									Form so zusammensetzt, dass zwischen je zwei derselben eine kreisförmige Scheibe von
                              									kleinerem Durchmesser liegt, während die grösseren Scheiben so gestellt sind, dass
                              									die tiefen Einschnitte derselben in einer zur Achse parallelen geraden Linie liegen,
                              									wodurch innere und äussere Luftkanäle gebildet werden, die eine gute Ventilation des
                              									Ankers ermöglichen. Die Wickelungsdrähte liegen, wie Fig. 65 zeigt, parallel
                              									zur Achse in den flachen Aussparungen am äusseren Umfange der Scheiben.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 279, S. 179
                              Fig. 66.Eddy's Dynamo für Aufzüge.
                              
                           33) Arthur H. Eddy gibt seinen von der Eddy Electric Manufacturing Company in Windsor, Conn.,
                              									gebauten neueren Elektromotoren die in Fig. 66 nach
                              										Modern Light and Heat vom 6. Februar 1890 * S. 154
                              									in ihrer Verwendung an einem Sicherheitsaufzug der Eisenwerke in Holyoke, Mass.,
                              									abgebildete Form, bei welcher der hufeisenförmige Magnet aus einem Stücke
                              									besteht und in der nach oben oder unten gerichteten Oeffnung eine Bohrung zur
                              									Aufnahme des Ankers besitzt. Diese Motoren finden auch vielfach Verwendung zum
                              									Betriebe von Personenfahrstühlen, von Winden u. dgl. für die verschiedensten Zwecke.
                              									– Bei der abgebildeten Aufzugmaschine, welche doppeltes Rädervorgelege besitzt, ist
                              									die Ankerwelle des Motors unmittelbar mit der ersten Vorgelegewelle gekuppelt, auf
                              									welcher die Seiltrommel mit dem angegossenen Rade des zweiten Vorgeleges lose läuft.
                              									Der Motor kann sowohl nach rechts als auch nach links umlaufen. Die Anordnung bietet
                              									den Vortheil geringen Raumbedarfs und thunlichst verminderter Reibung.
                           34) Ueber die Elektromotoren der Thomson-Houston Electric
                                 										Company zu Lynn (vgl. 1890 276 * 494. * 497)
                              									bringt Modern Light and Heat vom 13. März 1890 * S. 363
                              									ausführliche Mittheilungen. Danach werden die Motoren immer nach denselben, durch
                              									die Abbildung Fig. 67 veranschaulichten Grundzügen
                              									ausgeführt, wodurch erreicht wird, dass alle Theile gleichstarker Motoren gegen
                              									einander auswechselbar sind. Alle Motoren haben Nebenschlusswickelung und werden für
                              									Stromkreise mit unveränderlichem Potential von 110, 220 und 500 Volt gebaut. Die
                              									beiden ersten Gattungen sind für solche Fälle bestimmt, wo sie in Verbindung mit
                              									Zwei- oder Drei-Leitersystem der Glühlichtbeleuchtung Verwendung finden sollen,
                              									während die dritte Art für den Gebrauch in Eisenbahnstromkreisen oder für solche
                              									Fälle bestimmt ist, wo entweder die Kraft auf sehr grosse Entfernungen zu übertragen
                              									ist, oder wo so bedeutende Kräfte verlangt werden, dass eine geringere Spannung
                              									unökonomisch sein würde. Motoren von abweichender Grundform und Motoren für
                              									Stromkreise mit gleichbleibendem Strome, oder für andere Spannungen als die
                              									angegebenen in Stromkreisen mit gleichbleibendem Potential, baut die Gesellschaft
                              									nur in Ausnahmefällen, weil dann einerseits die Kosten der ersten Ausführung
                              									steigen, andererseits die Kosten und Schwierigkeiten der Herstellung genauer
                              									Ersatztheile beträchtlich wachsen. Motoren mit gleichbleibendem Strome werden, da
                              									sie einen besonderen mechanischen Geschwindigkeitsregulator erfordern, nicht gern
                              									gebaut. – Bei allen normalen Thomson-Houston-Motoren
                              									wird durch die einfache, in geeignetem Verhältnisse gewählte Nebenschlusswickelung
                              									eine selbsthätige Regulirung der Geschwindigkeit, innerhalb 2 Proc. der normalen,
                              									erreicht.
                           Die gusseisernen Grundplatten sind bei allen Motoren sehr schwer im Verhältniss zum
                              									Gesammtgewicht der Maschinen. Bei den Maschinen bis zu Klasse 40 (siehe Tabelle am
                              									Ende) und einschliesslich dieser Klasse bildet das die beiden Magnetschenkel
                              									verbindende Joch einen Theil der Grundplatte, mit der es im Ganzen gegossen ist. Bei
                              									den Maschinen der folgenden Klassen ist das Jochstück für sich gegossen und wird in
                              									eine entsprechende Vertiefung der Grundplatte eingesetzt. Die Auflagerflächen der
                              									Magnetkerne, sowie diejenigen für die Lagerständer werden auf bestimmte Höhe
                              									gehobelt. Für gewöhnlich wird der Motor unmittelbar auf das Fundament gesetzt und
                              									mit demselben verankert, doch wird auf Verlangen auch eine besondere Platte
                              									geliefert, auf welcher die Maschine behufs Regulirung der Riemenspannung verstellbar
                              									ist.
                           Die gusseisernen Lagerständer sind sehr kräftig gehalten, auf genaue Höhe gehobelt
                              									und durch je vier Schraubenbolzen auf der Grundplatte befestigt, von denen zwei als
                              									Mutterschrauben, die anderen aber als Kopfschrauben ausgeführt sind und gleichzeitig
                              									dazu dienen, dem Ständer die richtige Stellung zu geben.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 279, S. 180
                              Fig. 67.Thomson-Houston's Elektromotoren.
                              
                           Die Lager der Ankerwelle bestehen bei allen Maschinen bis einschliesslich Klasse 30
                              									aus Metall, bei den grösseren Maschinen aber aus Gusseisen mit Schalen von
                              									Babbitmetall. Die gusseisernen Lager ruhen mit einem kugeligen Ansätze in einer
                              									entsprechenden Vertiefung des Lagerständers, damit sich die Lager jederzeit genau
                              									nach der Achse einstellen können. Sie sind mit zwei seitlich angebrachten losen
                              									Ringen versehen, welche in passende Oelbehälter tauchen und eine sehr zuverlässige
                              									Selbstölung des Lagers geben. Die Metalllager sind mit gewöhnlichen Oelgefässen
                              									versehen.
                           Die Magnete haben die einfache Hufeisenform mit nach aufwärts gerichteten Schenkeln;
                              									das Joch derselben bildet, wie erwähnt, bei den Maschinen bis einschliesslich Klasse
                              									40 einen Theil der gusseisernen Grundplatte, während es bei den grösseren Maschinen
                              									aus Schmiedeeisen hergestellt ist. Bei den Maschinen bis einschliesslich Klasse 30
                              									ist jeder Magnetschenkel mit seinem Polstücke aus dem Ganzen gegossen; die grösseren
                              									Maschinen erhalten schmiedeeiserne Kerne und gusseiserne Polstücke. Diese Theile des
                              									magnetischen Kreises sind sorgfältigst zusammengesetzt, um einen möglichst
                              									ununterbrochenen Kreis zu erhalten. Damit der Spielraum zwischen Anker und
                              									Polstücken möglichst gering und überall gleich gross ausfällt, werden die Polstücke,
                              									nachdem sie nebst den Schenkeln und Lagern der Ankerwelle auf der Grundplatte
                              									befestigt sind, mittels einer in diesen Lagern laufenden Bohrstange ausgebohrt. Ist
                              									das Polstück mit der Grundplatte nicht aus einem Stücke hergestellt, so wird es
                              									mittels Bolzen auf derselben befestigt, deren nach oben gerichtete Verlängerung
                              									gleichzeitig zur Befestigung des Kernes und, wo dieser vom Polstücke getrennt ist,
                              									auch zur Befestigung des letzteren dient. Der Querschnitt des Joches und der Pole
                              									ist stets grösser als der der Kerne, und ebenso hat der Ankerkern, dessen Endflächen
                              									bündig mit den Flächen der Polstücke sind, einen grösseren Querschnitt als die
                              									Magnetkerne. Die Polstücke bedecken etwa 275° des ganzen Ankerumfanges.
                           Die Feldspulen werden für alle Maschinengattungen auf besonderen cylindrischen Spulen
                              									oder Hülsen von galvanisirtem Eisenbleche mit Messingköpfen besonders gewickelt.
                              									Hierdurch wird erreicht, dass zunächst die Magnetkerne für sich allein behandelt
                              									werden können, und dann sind alle Spulen derselben Maschinengattung unter sich
                              									auswechselbar. Die Wickelung selbst besteht aus Kupferdraht mit doppelter Bespinnung
                              									von Baumwolle. Da alle Motoren einfache Nebenschlusswickelung haben, so besteht jede
                              									Drahtspule nur aus einer einzigen Bewickelung.
                           Die Anker aller Motoren erhalten stets Stahlwellen, welche bei den kleineren
                              									Maschinen durchweg von gleicher Stärke, bei den grösseren Maschinen aber in der
                              									Mitte stärker sind. Die Lagerstellen sind nicht eingedreht, sondern werden durch
                              									warm aufgezogene Ringe begrenzt, welche gleichzeitig eine Beschädigung des
                              									Stromsammlers durch das der Ankerwelle in ihren Lagern gestattete geringe, aber gute
                              									Oelung noch ermöglichende Seitenspiel verhüten.
                           Der trommelförmige Ankerkern ist aus kreisrunden Scheiben von schwachem
                              									Holzkohlenblech bester Gattung zusammengesetzt, die von einander isolirt sind. Diese
                              									Scheiben werden, nachdem an jedem Ende eine guss- oder schmiedeeiserne Platte
                              									vorgelegt ist, durch hydraulischen Druck zusammengepresst und dann durch drei durch
                              									sie hindurchgehende Schraubenbolzen zusammengehalten, deren Köpfe bezieh. Muttern in
                              									den erwähnten Endplatten versenkt sind. Diese Endplatten bestehen bei den kleineren
                              									Maschinen aus Gusseisen mit nach innen gekehrter Nabe, bei den grösseren Maschinen
                              									aus Schmiedeeisen mit nach aussen gerichteter Nabe; mittels dieser Endscheiben wird
                              									der Kern auf der Welle befestigt. Jeder Kern wird auf seiner Welle auf einen
                              									bestimmten Durchmesser abgedreht und ein diametraler Längenschnitt durch denselben
                              									bildet nahezu ein Quadrat.
                           Der Stromsammler erhält stets eine verhältnissmässig grosse Anzahl von Stäben,
                              									wodurch der Potentialunterschied zwischen zwei benachbarten Stäben und dadurch das
                              									Funkengeben möglichst vermindert, die Dauer des Sammlers also erhöht wird. Die Stäbe
                              									selbst bestehen aus hart gezogenem Kupfer, sind an den Enden abgeschrägt und werden
                              									durch schmiedeeiserne entsprechend ausgedrehte Ringe an beiden Enden
                              									zusammengehalten. Sie sind sowohl gegen diese Ringe, als auch unter sich durch
                              									Glimmer isolirt. Um die Abnutzung zu verringern, sind sowohl die Breite, als auch
                              									der Durchmesser des Sammlers gross gewählt; letzterer beträgt mehr als ⅔ des
                              									Ankerdurchmessers. An dem inneren Ende ist in jede Sammlerstange ein Schlitz eingefräst, in
                              									welchen ein radial nach aussen vorstehender Metallarm eingelöthet und vernietet ist,
                              									an dessen freiem Ende eine Ankerspule angeschlossen wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 279, S. 181
                              Duncan's vielpoliger Motor.
                              
                           Die Ankerwickelung ist eine abgeänderte Siemens-Wickelung und besteht aus mit Baumwolle übersponnenem Kupferdraht, der
                              									gegen den Kern durch Glimmer isolirt ist. Dasselbe Material wird auch besonders da
                              									verwendet, wo sich die Drähte zweier verschiedener Spulen kreuzen, sowie an den
                              									Uebergangsstellen an den Stirnflächen des Kernes. Die Spulen werden durch
                              									Neusilberdraht, welcher auf Glimmerstreifen liegt, festgehalten. Die Enden des
                              									Ankers werden mit Cannevas, welcher durch Schellack wasserdicht gemacht ist,
                              									bedeckt. Die Enden der Spulen werden an die Stromsammlerarme angelöthet. Der fertige
                              									Anker wird in einem Ofen sorgfältig getrocknet. Um einer sorgfältigen Ausführung,
                              									besonders der Isolirungen, gewiss zu sein, werden die betreffenden Arbeiter für
                              									jeden Fehler, welcher sich bei der sehr genauen Untersuchung ergibt, verantwortlich
                              									gemacht.
                           Der Bürstenträger sitzt auf einer zur Ankerwelle concentrischen Hervorragung des
                              									betreffenden Lagerständers und besteht aus zwei durch Flügelmuttern
                              									zusammengehaltenen Theilen, so dass der Träger in beliebiger Stellung befestigt
                              									werden kann.
                           Die Bürstenhalter bestehen aus Messing. Die Spindel, welche den beweglichen Theil des
                              									Halters trägt, ist gegen den Träger durch eine Hartgummibüchse und ebensolche Ringe
                              									isolirt. Der auf dieser Spindel sitzende eigentliche Bürstenhalter besteht aus einem
                              									auf der Spindel festen und einem um dieselbe in gewissen Grenzen beweglichen Theil,
                              									welch letzterer die Bürste aufnimmt und dazu dient, die Bürsten vom Stromsammler
                              									abzuheben. Der Druck der Bürste gegen den Sammler wird durch eine regulir-bare Feder
                              									geregelt und die Bürste selbst wird durch eine Stellschraube in ihrer Stellung
                              									erhalten.
                           Die Bürsten bestehen bei den Motoren für 110 oder 220 Volt aus hart gezogenem
                              									Kupferdraht. Die sorgfältig gerichteten und genau auf Länge geschnittenen Drähte
                              									werden in der Breite der Bürste neben einander gelegt und an einem Ende auf etwa 25
                              									mm Länge verlöthet. Je nach der Grösse der Maschine werden mehrere derartige Lagen
                              									auf einander gelegt und wieder zusammengelöthet, um eine Bürste zu geben.
                           Die Bürsten der Motoren für 500 Volt Spannung werden aus Kohle hergestellt und
                              									erhalten entweder eine lothrechte oder eine geneigte Lage, in welcher sie auf dem
                              									Stromsammler schleifen.
                           Die Motoren ein und derselben Klasse mit verschiedener Voltzahl unterscheiden sich
                              									von einander nur durch die Wickelung der Feldspulen und des Ankers; die übrigen
                              									Verhältnisse bleiben dieselben. Durch Hinzufügung einer Reihe von Spulen in
                              									gemischter Wickelung ist der Motor auch als Dynamo für Stromkreise mit
                              									gleichbleibendem Potential zu benutzen.
                           Die folgende Tabelle gibt die Eintheilung der Motoren der Thomson-Houston-Gesellschaft.
                           
                              
                                 Klasse
                                 Pferde-stärken
                                 Durchmesser derRiemenscheibe
                                    											inMillimeter undRiemenbreite
                                 Riemen-geschwin-digkeit inMeter
                                    											für1 Minute
                                 Ange-näherte
                                    											Um-fangsge-schwindig-keit desAnkers inMeter
                                    											für1 Minute
                                 Gewicht desMotors
                                    											inKilo
                                 
                              
                                     2
                                   1
                                 102
                                      25,4
                                   734,55
                                 710,00
                                     65,77
                                 
                              
                                     3
                                      1,5
                                 102
                                      25,4
                                   710,00
                                 670,55
                                   136,08
                                 
                              
                                     6
                                   3
                                 127
                                   51
                                   798,55
                                 609,59
                                   217,72
                                 
                              
                                   10
                                   5
                                 152
                                   76
                                   862,56
                                 548,36
                                   317,51
                                 
                              
                                   15
                                      7,5
                                 203
                                 102
                                 1021,06
                                 487,67
                                   489,88
                                 
                              
                                   20
                                 10
                                 203
                                 127
                                 1021,06
                                 487,67
                                   618,71
                                 
                              
                                   30
                                 15
                                 254
                                 152
                                 1118,60
                                 426,71
                                   884,52
                                 
                              
                                   40
                                 20
                                 343
                                 203
                                 1402,10
                                 396,23
                                 1433,37
                                 
                              
                                   70
                                 35
                                 368
                                 229
                                 1354,53
                                 356,61
                                 –
                                 
                              
                                   90
                                 45
                                 394
                                 254
                                 1392,93
                                 342,89
                                 2880,36
                                 
                              
                                 120
                                 60
                                 432
                                 279
                                 1383,79
                                 310,89
                                 3197,88
                                 
                              
                                 150
                                 75
                                 483
                                 305
                                 1365,48
                                 274,32
                                 4535,90
                                 
                              
                           35) Dr. Louis Duncan, an der John Hopkins-Universität,
                              									hat nach dem New Yorker Electrical Engineer, 1890 Bd.
                              									10 * S. 362, einen bei geringem Gewichte und langsamem Laufe sehr leistungsfähigen
                              									vielpoligen Motor hergestellt, welcher in Fig. 68 zum Theil im
                              									Schnitt abgebildet ist. Der Anker C ist concentrisch
                              									zur Achse A; er steht fest und wird von aussen durch
                              									die Magnete B inducirt; er besteht aus einem, dem
                              									wohlbekannten Pacinotti-Ringe sehr ähnlichen Ringe c,
                              									der jedoch anders bewickelt ist, indem neben einander liegende Spulen (d und d1 in Fig. 70) nach
                              									entgegengesetzter Richtung gewickelt sind, wie Fig. 69 sehen lässt. Die
                              									Form der Magnete B zeigt Fig. 69 deutlich;
                              									dieselben bestehen aus einem auf der Achse A
                              									festgezogenen Mittelstücke und umfassen mit ihren Polstücken den Anker C. In Fig. 68 sind 28
                              									Polvorsprünge vorhanden, 14 auf jeder Seite; die Vorsprünge auf der einen Seite
                              									liegen in den Zwischenräumen zwischen den Vorsprüngen auf der anderen Seite. Die
                              									Zahl der Vorsprünge ist stets um eine gerade Zahl kleiner als die Zahl der Spulen
                              										d, d1 (Fig. 70) des Ankers. In
                              									einem Motor mit 28 Polvorsprüngen z.B. beträgt die Spulenzahl des Ankers 30.
                           Die Bewickelung des Feldes ist in zwei Spulen abgetheilt, welche das Feld in gleichem
                              									Sinne magnetisiren. Der Stromsammler steht entweder (wie in Fig. 68) fest und dann
                              									werden die Bürstenhalter durch Zahnradübersetzung derart getrieben, dass sie während
                              									jeder Umdrehung der Magnete 14mal umlaufen; oder der Stromsammler läuft gleich
                              									schnell mit der Welle A um und besitzt 420
                              									Abtheilungen, die in 28 Gruppen zu je 15 abgetheilt sind, also sind halb so viel
                              									Abtheilungen vorhanden, als sich aus der Multiplication der Polvorsprünge mit den
                              									Ankerspulen ergibt.
                           Die beiden umlaufenden Elektromagnete B sind warm auf
                              									die Welle aufgezogen und gleichen denen der Mordey'schen Wechselstrommaschine (1888 270 * 52.
                              									114. 1891 279
                              									* 101) mit dem
                              									Unterschiede jedoch, dass bei diesem Motor die Polvorsprünge in beiden
                              									Elektromagneten um Zahnbreite versetzt sind.
                           Fliesst nun ein Strom durch den Motor, so werden alle Zähne des Ankers magnetisirt
                              									mit Ausnahme der beiden zwischen den Spulenpaaren, welche auf diametralen Punkten
                              									mit den Bürsten in Verbindung stehen.
                           Die magnetischen Zähne stehen nun den Polvorsprüngen der Feldmagnete gegenüber und
                              									nach 1/420
                              									Umdrehung des Stromsammlers decken sie sich mit den folgenden Vorsprüngen, während
                              									gleichzeitig die Bürsten auf den angrenzenden Sammlerabtheilungen schleifen; es
                              									treten also bei jeder Umdrehung des Sammlers 28 Stromwechsel ein.