| Titel: | Ueber das Waschen, Bleichen, Färben u.s.w. von Gespinnstfasern, Garnen, Geweben u. dgl. | 
| Autor: | H. Glafey | 
| Fundstelle: | Band 279, Jahrgang 1891, S. 186 | 
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                        Ueber das Waschen, Bleichen, Färben u.s.w. von
                           								Gespinnstfasern, Garnen, Geweben u. dgl.
                        Von H. Glafey,
                           								Ingenieur, Berlin.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 155 d.
                           								Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Ueber das Waschen, Bleichen, Färben u.s.w. von Gespinnstfasern,
                           								Garnen, Geweben u. dgl.
                        
                     
                        
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 279, S. 185
                              Hawthorn und Liddell's Zeugwaschmaschine.
                              
                           Eine Zeugwaschmaschine, bei welcher das zu waschende Gewebe dadurch auf längere Zeit
                              									in der Flüssigkeit des Waschbottichs gehalten wird, dass es in eine Reihe auf dem
                              									Umfang einer im Bottich rotirenden Trommel, oder in einer Kette ohne Ende hinter
                              									einander angeordneter Abtheilungen eingelegt und in demselben zusammengehalten,
                              									durch die Waschflüssigkeit geführt wird, ist in den Figuren 43 bis 45 dargestellt. Diese
                              									durch das D. R. P. Kl. 8 Nr. 49962 vom 30. Mai 1889 geschützte Maschine von John Hawthorn und John Pemerton
                                 										Liddell, in Firma John Hawthorn und Co.
                              									in New Mills (Grafschaft Chester, England) besitzt folgende Einrichtung. In dem
                              									Bottich a (Fig. 43) befindet sich
                              									eine Trommel D, welche am Umfange mit vorstehenden
                              									Schaufeln oder Querstücken e, in ähnlicher Weise wie
                              									ein gewöhnliches Mühlrad, versehen ist. Besagte Trommel liegt theilweise in der im
                              									Bottich enthaltenen Waschflüssigkeit und die umlaufende Hälfte der Trommel ist zum
                              									grössten Theil von einem entsprechend gebogenen Boden f
                              									eingeschlossen, welcher derartig angebracht ist, dass die Schaufeln e der Trommeln die innere Fläche des Bodens ungefähr
                              									berühren und somit eine Anzahl Zellen gebildet werden. Das in der Richtung der
                              									Pfeile fortbewegte Zeug g füllt nun, wenn es in den
                              									Bottich gelangt, jede dieser Zellen nach einander ganz oder theilweise, sobald die
                              									Trommel mit entsprechender Geschwindigkeit gedreht wird. Beim Einlauf des Zeuges in
                              									die Zellen geht dasselbe über einen Haspel h, welcher
                              									beim Umdrehen dem Zeug eine schüttelnde Bewegung mittheilt, wodurch dasselbe, in
                              									Falten gelegt, in den Bottich gelangt. Diese Falten fallen in die Zelle, die der
                              									Oberfläche des Wassers bei i nahe ist indem das obere
                              									Ende des Bodens f so geformt ist, dass das auf dem
                              									genannten Bodenende aufliegende Zeug in diese Zelle einrutscht. Sobald eine solche
                              									gefüllt ist, dreht sich die Trommel so weit, dass eine leere Zelle in die geeignete
                              									Stellung kommt, um das weiter nachfolgende Zeug aufzunehmen. Die fortdauernde
                              									Drehung der Trommel bringt das Zeug fort bis zum Ausgangsende j des Bottichs, wo das andere Ende des Bodens f erreicht ist, von wo man das Zeug über Leitrollen in
                              									den Bottich c fortleitet, um es dort weiter zu
                              									behandeln. Es ist ersichtlich, dass die Zellen zwischen i und j, sobald sie mehr oder weniger gefüllt
                              									sind, eine grosse Menge des Zeuges aufnehmen und dass dieses eine verhältnissmässig
                              									lange Zeit in dem Wasser oder der im Bottich enthaltenen Flüssigkeit verbleibt. Der
                              									Mantel der Trommel und der Boden f sind durchbrochen
                              									oder für Wasser durchlässig gemacht und bei Bedarf können auch die Schaufeln e durchlöchert sein. Diese durchlässigen Theile können
                              									in Form von Rosten angebracht sein oder aus durchbrochenem Drahtwerk bestehen. Es
                              									könnte ferner ein Kreislauf der Flüssigkeit durch den Trommelmantel dadurch erzeugt
                              									werden, dass die Trommel an den Enden geschlossen eingerichtet und mit einem
                              									Strahlapparat o. dgl. in Verbindung gebracht wird, der am besten die Flotte aus dem
                              									Inneren der Trommel absaugt. Anstatt einer Trommel können deren auch mehrere
                              									angeordnet oder es können an Stelle derselben Ketten ohne Ende verwendet werden
                              										(Fig. 45). Jede
                              									Kette ruht auf Rädern k, die auf Wellen l befestigt sind, welche sich so drehen, dass sie der
                              									Kette eine langsame Fortbewegung in der Richtung des Pfeiles geben. Die Kette ist
                              									mit Schaufeln e1
                              									versehen, welche demselben Zweck entsprechen, wie die Theile e der Trommel. Der untere Theil der Kette geht zwischen zwei Böden f, f1 hindurch, so dass
                              									die von denselben und den Schaufeln eingeschlossenen Räume Zellen zur Aufnahme des
                              									Zeuges bilden, welches bei i1 eintritt und bei j1 den Bottich wieder verlässt. Anstatt die Schaufeln
                              									in der Mitte mit den Hakengliedern der Kette zu verbinden, kann man dies mit deren
                              									Enden thun (Fig. 44).
                              									Die besagten Glieder der Kette tragen dann Deckroste, wodurch einer oder beide Böden
                              									wegfallen können.
                           Bei all den vorbesprochenen Maschinen und Apparaten verlässt das Arbeitsstück
                              									dieselben vollständig mit Flotte durchtränkt und muss deshalb gewöhnlich, bevor es
                              									getrocknet wird, ausgequetscht oder ausgeschleudert werden, um den Trockenprocess
                              									abzukürzen und die Bildung von Flecken u. dgl. zu verhindern. Anders verhält es sich
                              									mit den nun zu betrachtenden Einrichtungen. Das Material verlässt dieselben stets
                              									von überschüssiger Flotte befreit, kann die letztere hierfür jedoch gewöhnlich nur
                              									einmal passiren und nicht beliebig lange in derselben behandelt werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 279, S. 186
                              Fig. 46.Lorimer's Färbe- und Waschmaschine für Gespinnstfasern.
                              
                           Die Fig. 46 bis 48
                              									zeigen eine Maschine zum Färben und Waschen von Gespinnstfasern. Dieselbe ist
                              									Gegenstand des amerikanischen Patents Nr. 393769 und ihre Construction rührt von J. H. Lorimer in Philadelphia, Nordamerika, her.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 279, S. 186
                              Fig. 47.Lorimer's Färbe- und Waschmaschine für Gespinnstfasern.
                              
                           Der das Material aufnehmende Behälter A ist von halbkreisförmigem Querschnitt und geneigt gelagert. In ihm wird
                              									eine mit schraubengangförmigen Schaufeln G
                              									ausgestattete Welle E in Umdrehung versetzt, durch die
                              									das in den Flottenbehälter A eingeführte Material in
                              									Richtung des Pfeiles durch die Flotte und den Ausquetschwalzen B zugeführt wird. Die von den letzteren ausgepresste
                              									Flüssigkeit sammelt sich in einem Behälter C und
                              									fliesst durch das Rohr F zurück nach dem
                              									Flottenbehälter A, während das Material selbst die
                              									Maschine verlässt oder, wie Fig. 46 erkennen lässt,
                              									in einen zweiten Flottenbehälter gelangt, den es in gleicher Weise passirt. Während
                              									der erste Behälter das Färbbad enthält, kann der zweite die Waschflüssigkeit
                              									aufnehmen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 279, S. 186
                              Fig. 48.Lorimer's Färbe- und Waschmaschine für Gespinnstfasern.
                              
                           Bei der in Fig. 48 dargestellten Ausführungsform sind
                              									die Flottenbehälter nicht liegend, sondern stehend angeordnet, und jeder
                              									derselben A ist durch eine Scheidewand I in zwei Kammern A1, A2 getheilt, in deren einer A2 die Transportschnecke sich dreht,
                              									während in der zweiten A1 die Zuführung des Materials erfolgt und zwar derart, dass die Schnecke
                              									dasselbe im unteren Theil des Behälters A2 erfasst, also durch die Flotte hebt. Die Deckel
                              										K dienen zur Reinigung der einzelnen Behälter.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 279, S. 186
                              Fig. 49.Whitford's Waschmaschine für Kettengarne.
                              
                           Eine Waschmaschine für Kettengarne, bei welcher ein Verwirren der Ketten dadurch
                              									ausgeschlossen ist, dass dieselben zwischen zwei Mitlauftüchern durch die
                              									Flüssigkeit geführt wird, hat sich Whitford durch das
                              									englische Patent Nr. 1529 A. D. 1880 schützen lassen. Diese Maschine, welche ebenso
                              									gut auch zum Behandeln von Geweben dienen kann, hat nach der bereits erwähnten
                              									Abhandlung über Waschmaschinen von Dépierre folgende
                              									Einrichtung. Die zu waschende Kette kommt zwischen die beiden Untertücher B und C (Fig. 49), welche schräg durch das mit Wasser gefüllte
                              									Reservoir A gehen. Oberhalb des Behälters A befindet sich eine Rolle D, über welche der eine Mitläufer geht, während der andere unter dem
                              									Behälter A über die Walzen E,
                                 										F läuft. Das zu behandelnde Material tritt bei D1 in Richtung des Pfeiles in die Maschine
                              									ein und verlässt dieselbe bei N wieder, nachdem es von
                              									den Walzen G, H von der ihm anhaftenden Flüssigkeit
                              									befreit worden ist. Das Reservoir A kann man nach
                              									Bedarf entweder mit kaltem oder warmem Wasser speisen und es so weit füllen, dass
                              									beide Mitlauftücher stets vollständig von Flüssigkeit bedeckt sind.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 279, S. 186
                              Fig. 50.Birch's geschlossener Flüssigkeitsbehälter.
                              
                           Um Gewebe auch dann durch die Flotte führen zu können, wenn es sich erforderlich
                              									macht, die letztere zwecks besserer Einwirkung auf das Material unter Druck zu
                              									setzen und die sich aus der Flotte ausscheidenden Dämpfe und Gase zu benutzen, hat
                              										W. Birch in Salford, Lancaster, bei seinem durch das
                              									englische Patent 4610 A. D. 1880 geschützten Apparat den Flüssigkeitsbehälter
                              									geschlossen hergestellt und mit einem Rohransatz A
                              									ausgestattet, in welchen die Flotte eintritt und so einen Abschluss des Behälters
                              									herbeiführt und durch welchen das Material in den letzteren ein- bezieh. aus
                              									demselben herausgeführt wird. Die besondere Ausführung ergibt sich aus den Fig. 50 bis 52. Die ersten beiden
                              									Einrichtungen unterscheiden sich nur dadurch, dass der Kessel B, welcher die Leitrollen C enthält, liegend und stehend angeordnet ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 279, S. 187
                              Birch's geschlossener Flüssigkeitsbehälter.
                              
                           Der letzte Fall ermöglicht die Anwendung einer hohen Flüssigkeitssäule für das
                              									Material. Nach Fig. 52
                              									steigt das Abschlussrohr A nicht direct vom Boden
                              									senkrecht nach oben, sondern geht erst nach abwärts und dann nach oben, zu dem
                              									Zwecke, auch eine Behandlung des Materials im Vacuum zu ermöglichen. Die durch die
                              									Ausquetschwalzen E vom Material entfernte Flüssigkeit
                              									läuft durch das Abflussrohr A in den Kessel B zurück.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 279, S. 187
                              Simpson's Färbeapparat für Chrombeize.
                              
                           Fig. 53 zeigt einen
                              									Apparat zum Behandeln von Geweben mit Chrombeize. Derselbe rührt von T. Simpson in Philadelphia her und ist Gegenstand des
                              									amerikanischen Patents Nr. 268556. Bei diesem Apparat läuft das zu behandelnde
                              									Gewebe in der Richtung des Pfeiles um die Führungswalze A durch den mit Beize angefüllten Behälter B
                              									und gelangt von da durch die Spannwalzen C und
                              									Ausquetschwalzen D, welche elastisch gegen einander
                              									gepresst werden, nach dem Dampf kästen E. Die
                              									Chrombeize befindet sich in dem Reservoir F und wird
                              									durch das Rohr G in dem Masse in den Bottich B gelassen, wie sie verbraucht wird. Jedoch kann auch
                              									die in Fig. 54 gegebene
                              									Ausführungsform Anwendung finden. Nach derselben ist der Bottich B durch den Behälter H
                              									ersetzt, an dessen Boden sich die Führungswalze I in
                              									dem mit Beize gefüllten Trog K dreht und so das Gewebe
                              									durch die Flüssigkeit führt, welche durch die Oeffnungen L aus dem Behälter H austritt. Der
                              									Dampfkasten E ist mit einem System geeignet
                              									angeordneter Führungswalzen M ausgestattet und kann
                              									durch die mit perforirtem Doppelboden bedeckten Dampfrohre, aus welchen der Dampf
                              									ausströmt, geheizt werden. An den Dampfkasten E reiht
                              									sich das Wasserbad N an, welches gleichzeitig mittels
                              									der Kappe O einen hydraulischen Abschluss für den
                              									Dampfkasten bildet. Durch die Ausquetschwalzen P
                              									verlässt das Gewebe gespült den Apparat, um dann noch gefärbt zu werden oder eine
                              									andere Behandlung zu erfahren.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)