| Titel: | Neue Schön- und Widerdruckmaschinen. | 
| Autor: | Kn. | 
| Fundstelle: | Band 279, Jahrgang 1891, S. 217 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Neue Schön- und
                           								Widerdruckmaschinen.
                        Patentklasse 15. Mit Abbildungen.
                        Neue Schön- und Widerdruckmaschinen.
                        
                     
                        
                           Die Schön- und Widerdruckmaschinen, deren Aufgabe in dem beidseitigen Bedrucken eines
                              									Bogens bei einmaligem Durchgänge durch die Druckpresse besteht, besitzen bekanntlich
                              									in England und Frankreich eine ziemliche Verbreitung, während man ihnen in
                              									Deutschland bisher im Allgemeinen wenig geneigt war. Neuerdings bringt man diesen
                              									Maschinen indess auch bei uns ein grösseres Interesse entgegen und ist auf deren
                              									weiteren Ausbau bedacht. So haben in neuester Zeit ausser König und Bauer in Kloster Oberzell bei Würzburg (vgl. 1889 274 * 451) auch andere deutsche Firmen, wie Klein, Forst und Bohn Nachfolger in Johannisberg a. Rh.
                              									den Bau derartiger Maschinen nachdrücklicher in die Hand genommen. Namentlich die
                              									letztere Firma hat eine rege Thätigkeit entfaltet, indem sie gleichzeitig mit drei
                              									von einander unabhängigen Constructionen hervorgetreten ist, über welche in
                              									Folgendem gleichzeitig mit den sonstigen bemerkenswerthen Erscheinungen berichtet
                              									werden soll.
                           Die Schön- und Widerdruckmaschinen lassen sich der Hauptsache nach in zwei Gruppen
                              									theilen, solche mit zwei Druckcylindern und solche mit nur einem Druckcylinder. Die
                              									erstere Anordnung stellt den älteren Typus dar, bei welchem das Wenden und
                              									Ueberführen der Bogen von einem Cylinder auf den anderen meist mittels Bänder
                              									bewirkt wurde. Diese Bänderführung arbeitet indess nicht immer mit der
                              									erforderlichen Genauigkeit, und hat wohl dieser Umstand und auch die Vieltheiligkeit
                              									der verwendeten Mechanismen vorzugsweise die Abneigung der deutschen Drucker gegen
                              									die Schön- und Widerdruckmaschinen hervorgerufen. Man hat daher die
                              									Bänderführung durch andere Ueberführungsmittel, wie Wendecylinder mit Greifern,
                              									ersetzt, welche sicher arbeiten, aber auch zugleich die Länge der Maschine
                              									vermehren. Ein anderer diesbezüglicher Vorschlag ist neuerdings von H. Diehl in Frankenthal gemacht, der bei seiner neuen
                              									Schön- und Widerdruckmaschine einen pendelnden oder geradlinig bewegten Bogenwender in Anwendung bringt (*
                              									D. R. P. Nr. 53881 vom 21. Januar 1890).
                           Die erstere Anordnung ist in Fig. 1 in einem
                              									Querschnitte dargestellt, welche Figur die Lage des Bogenwenders c zwischen den beiden Druckcylindern a und b erkennen lässt, zu
                              									denen die Schön- und Widerdruckform s und u gehören. Der Antrieb des Wendeapparates c erfolgt von der Curvenscheibe w der Welle x aus.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 279, S. 217
                              Fig. 1.Diehl's Druckmaschine mit pendelndem Bogenwender.
                              
                           Der Lauf des Bogens durch die Maschine ist nun der folgende: Der Bogen wird auf dem
                              									Brette d angelegt und beim Hingang der Formen s, u von den Greifern des Cylinders a erfasst und zum Schöndruck geführt. Dabei schwingt
                              									gleichzeitig der Bogenabnehmer c gegen den Cylinder a hin, erfasst mit seinen Greifern die Vorderkante des
                              									Bogens und schwingt nun mit der Abwickelungsgeschwindigkeit des Cylinders a von letzterem ab gegen den Cylinder b zu. Das Fundament setzt währenddessen seinen Weg nach
                              									rechts fort. Kurz vor Ende des Weges macht der Widerdruckcylinder b, welcher seither durch die untere Abflachung seiner
                              									Cylinderradzähne mit der Zahnstange des Fundamentes ausser Eingriff und ausserdem
                              									durch seine Auffanggabel p und Excenterwerk y in Ruhe gehalten wurde, zufolge der Bewegung der
                              									beiden letzteren eine kleine Bewegung gegen den Wendeapparat, und es tritt dann eine
                              									Stellung ein, wo der Bogen von dem Wendeapparat an den Widerdruckcylinder abgegeben
                              									wird. Der Schöndruckcylinder a ist nun vollständig zur
                              									Ruhe gekommen. Der Widerdruckcylinder hat bei der Gegenbewegung den Bogen erfasst
                              									und beginnt jetzt beim Hubwechsel seine Bewegung in entgegengesetzter Richtung. Das
                              									Fundament legt nun seine Bewegung nach links zurück, wobei der auf b liegende Bogen auf seiner zweiten Seite den
                              									Widerdruck erhält und dann mittels der Trommel u in
                              									bekannter Weise ausgelegt wird.
                           Gleichzeitig ist das Fundament wieder in seiner äussersten Stellung links angekommen,
                              									wo dann nach erfolgtem Hubwechsel wieder der Schöndruckcylinder a anfängt sich zu bewegen, während der
                              									Widerdruckcylinder stehen bleibt und sich die Vorgänge, wie oben beschrieben, mit
                              									dem nächsten Bogen wiederholen.
                           Die Bewegung des die Schön- und Widerdruckformen tragenden Fundamentes kann durch
                              									jeden der bekannten Mechanismen, sei es durch Kreisbewegung, Eisenbahnbewegung oder
                              									durch die Combination beider oder auch durch einen anderen Mechanismus erfolgen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 279, S. 218
                              Fig. 2.Zweicylindrige Druckmaschine von Klein, Forst und Bohn.
                              
                           Die abwechselnde In- und Aussergangsetzung der beiden Cylinder wird in diesem Falle
                              									auf gewöhnliche Art mittels durch Excenter y bewegte
                              									Auffanggabeln p und am Fundament angebrachte
                              									Zahnstangen v bewirkt, kann jedoch auch durch andere
                              									bekannte Antriebmechanismen bewerkstelligt werden. Die Excenter y sitzen dabei ebenfalls auf der Welle x des Bogenwenders c, was
                              									in der Figur der Deutlichkeit halber getrennt gezeichnet ist.
                           Bei dem geradlinig  bewegten Bogenwender erfolgt die Bogenführung mittels
                              									Gleitschienen geradlinig statt in einer Kreisbahn; im Uebrigen ist die Einrichtung
                              									wie bei dem pendelnden Wendeapparate.
                           Von den bereits erwähnten drei Constructionen der Firma Klein, Forst und Bohn Nachfolger in Johannisberg a. Rh. gehört die eine
                              									ebenfalls dem älteren, zwei Cylinder zeigenden Typus an, während die beiden anderen
                              									eincylindrige Schön- und Widerdruckmaschinen sind. Die erstere (* D. R. P. Nr. 49887
                              									vom 13. März 1889) ist in Fig. 2 dargestellt, aus
                              									welcher ersichtlich wird, dass die beiden Druckcylinder a und b, welche in festen, nicht periodisch
                              									gehobenen und gesenkten Lagern ruhen, soweit aus einander gelegt sind, dass zwischen
                              									denselben noch zwei weitere Cylinder c und d angebracht werden können. Diese Cylinder vermitteln
                              									das Ueberführen des Bogens von einem Druckcylinder zum anderen und das Wenden des
                              									ersteren, und haben mit dem Widerdruckcylinder b
                              									gleiche Bewegungszustände. Die Druckcylinder selbst arbeiten dabei abwechselnd, der
                              									eine (a) beim Hingang der in einer wagerechten Ebene
                              									liegenden Formen, der andere (b) beim Rückgang.
                           Der Arbeitsgang der Maschine verläuft nun in folgender Weise. Der auf dem Brette f angelegte Bogen wird von dem Cylinder c im letzten Theile seiner Bewegung erfasst und bei der
                              									gezeichneten Stellung des Cylinders an den Schöndruckcylinder a abgegeben, bei welcher Lage der Theile sich die
                              									Formen a1, b1 am weitesten links
                              									befinden. Bei der nun beginnenden Bewegung der Typenformen nach rechts beginnt
                              									gleichzeitig der Schöndruckcylinder a seine Bewegung im
                              									Sinne des Pfeiles, so dass der Bogen den Schöndruck erhält, während die Cylinder b, c, d während dieser Zeit in Ruhe bleiben. Am Ende
                              									des Hinganges haben die Cylinder a, b, c, d wieder die
                              									in der Figur gezeichnete Stellung zu einander, wobei der einseitig bedruckte Bogen
                              									sich auf dem Cylinder a in der ausgezogen dargestellten
                              									Lage befindet.
                           Es erfolgt nun der Rückgang der Formen nach links unter Stillstand des
                              									Schöndruckcylinders a, wobei der Bogen vom Cylinder c übernommen und dann an d
                              									abgegeben wird, der ihn am Ende des Rückganges der Formen in die gestrichelt
                              									dargestellte Lage gebracht hat. Der Widerdruckcylinder hat sich dabei ebenfalls
                              									bewegt und würde bei vorhandenem Bogen einen Widerdruck erzeugt haben; in dem
                              									vorliegend angenommenen Falle ist er leer gelaufen. Bewegen sich nun die Formen zum
                              									zweiten Male nach rechts, so erfolgt der Schöndruck bei einem zweiten Bogen, während
                              									die Cylinder b, c, d in Ruhe sind, und beim zweiten
                              									Rückgange der Formen wird nun der Widerdruck des ersten Bogens vollzogen, der dann
                              									beidseitig bedruckt durch den Cylinder g ausgelegt
                              									wird.
                           Der mit dem Schöndrucke versehene Bogen erhält also erst beim zweiten Rückgange der
                              									Formen den Widerdruck, wobei er immer an derselben Kante gefasst wird. Zufolge
                              									dieses Ergreifens ist die Grösse des auf der Maschine zu druckenden Formates im
                              									Maximum durch die Grösse der Maschine bedingt, kann aber beliebig verkleinert
                              									werden. Die Farbwerke sind, wie ersichtlich, so angebracht, dass die einzelnen
                              									Formen nur das zu ihnen gehörige Farbwerk passiren, wodurch es nicht nöthig wird,
                              									die Auftragwalzen während der Zeit zu heben, in welcher die andere Form unter ihnen
                              									hergehen würde. Zufolge der Lage der Farbwerke ist auch die Bedienung derselben eine
                              									bequeme. Dasselbe gilt von der Zurichtung der Druckflächen, welche letzteren, wie
                              									die Fig. 2 zeigt, im Bewegungswechsel der Formen nach
                              									oben gekehrt sind. Eine weniger angenehme Eigenschaft der Maschine ist indess die
                              									durch die Cylinderanordnung bedingte grosse Länge, welche bei den meist gedrängten
                              									Raum Verhältnissen der Druckereien vielfach störend empfunden werden dürfte.
                           Bei der in Fig. 2 dargestellten Maschine ist
                              									angenommen worden, dass die hin und her gehende Bewegung des Fundamentes durch den
                              									Kreisbewegungsmechanismus erfolgt und dass die Cylinder mittels von Excentern
                              									geführter Auffanggabeln abwechselnd in Bewegung und in Ruhe gebracht werden, welche
                              									Antriebe natürlich auch durch andere gleichwertige Mechanismen ersetzt werden
                              									können.
                           Dieser Gattung von Schön- und Widerdruckmaschinen mit zwei Druckcylindern steht nun,
                              									wie bereits erwähnt, ein jüngerer Typus, die Eincylindermaschine, gegenüber, deren am meisten
                              									hervortretende Eigenschaften eine wesentlich gedrängtere Bauart und eine bessere
                              									Ausnutzung der Druckcylinderfläche sind. Zu dieser Gattung gehören die beiden
                              									anderen Constructionen der Firma Klein, Forst und Bohn
                                 										Nachfolger in Johannisberg, denen noch eine englische und eine
                              									amerikanische Construction angereiht werden sollen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 279, S. 219
                              Fig. 3.Eincylindermaschine von Klein, Forst und Bohn.
                              
                           Die eine dieser beiden Eincylindermaschinen von Klein, Forst
                                 										und Bohn Nachfolger (* D. R. P. Nr. 52161 vom 13. März 1889), welche in
                              										Fig. 3 in einem Querschnitte dargestellt ist,
                              									kann in gewisser Hinsicht als eine Abänderung der König und
                                 										Bauer'schen Eincylindermaschine (vgl. 1889 274 *
                              									451) bezeichnet werden, wiewohl sie an sich eine selbständige Construction ist. Wie
                              									bei der ersteren Maschine, kommt hier ein schwingender Druckcylinder in Anwendung,
                              									dessen Greifer in einer gemeinsamen Grube liegen und der zum Durchlassen der nicht
                              									druckenden Form periodisch gehoben und gesenkt wird. Das Unterschiedliche beider
                              									Constructionen liegt indessen darin, dass bei der Klein,
                                 										Forst und Bohn'schen Construction das Anlegen der Bogen unten am Cylinder
                              									und demnach die Vornahme des Druckes jedesmal in der ersten Hälfte der
                              									Cylinderschwingung erfolgt, und dass der zweite Wendecylinder durch ein den Bogen
                              									weiter leitendes Bändersystem ersetzt ist.
                           Danach ergibt sich für diese Maschine an der Hand der Fig.
                                 										3 folgender Arbeitsgang: Der auf dem Anlegebrett g angelegte und von den Greifern der Schöndruckfläche s erfasste Bogen erhält beim Hingange der Formen nach
                              									rechts von der Form s1
                              									den Schöndruck, wird dann vom Cylinder b übernommen und
                              									in das Bändersystem mpx eingeführt. Dieses durchläuft
                              									er nun so weit, dass seine Vorderkante am Ende des Hinganges der Formen und am Ende
                              									der Druckcylinderschwingung (wobei der Druckcylinder wieder die in Fig. 3 gezeichnete Stellung einnimmt) mit dem Punkte
                              										d der Widerdruckfläche w des Druckcylinders a zusammenfällt.
                              									Beginnen nun die Formen w1, s1 ihren
                              									Rückgang nach links, so erfassen die Greifer der Widerdruckfläche w den gewendeten Bogen (an derselben Kante wie vorher)
                              									und führen ihn zum Widerdruck, worauf er mittels der Trommel c in bekannter Weise ausgelegt wird.
                           Zum Durchlassen der jeweils nicht druckenden Form wird der Druckcylinder, wie
                              									erwähnt, periodisch gehoben, jedoch nur so viel als nöthig ist, so dass die
                              									Verzahnungen noch in Eingriff bleiben. Damit ferner der über den Cylinder b und zwischen den Bändern geführte Bogen immer eine
                              									mit der Umfangsgeschwindigkeit und der Bewegungsrichtung des Cylinders
                              									übereinstimmende Geschwindigkeit hat, empfängt der Cylinder b seine Bewegung in der Zeit des Schöndruckes unmittelbar von dem
                              									Druckcylinder, zur Zeit des Widerdruckes dagegen durch ein Zwischenrad. In Folge
                              									dessen dreht sich der Wendecylinder b stets nach einer
                              									Richtung, seine Umfangsgeschwindigkeit ist dagegen der des Druckcylinders stets
                              									gleich. Die für die König und Bauer'sche Maschine
                              									geltenden Eigenschaften der einfacheren, gedrängteren Bauart und des beliebigen
                              									Formatwechsels treffen natürlich auch bei der vorliegenden Maschine zu.
                           Die dritte der Constructionen von Klein, Forst und Bohn
                                 										Nachfolger endlich (* D. R. P. Nr. 54110 vom 13. März 1889) benutzt, wie
                              									die eben genannten Maschinen, einen mit zwei Druckflächen versehenen Druckcylinder
                              									und zwei Wendecylinder, unterscheidet sich aber von diesen Maschinen wesentlich
                              									dadurch, dass der Druckcylinder nicht hin und her schwingt, sondern sich zeitweise
                              									in einer Richtung dreht, und dass der Bogen beim Hingange der Formen den Schöndruck
                              									erhält, beim Rückgange der letzteren gewendet wird und nun beim nächsten Hingange
                              									der Formen den Widerdruck erhält. Auf diese Weise kommen die Formen wie bei der Buxton'schen Maschine (vgl. 1889 271 * 566) hinter einander beim Hingange zum Abdrucke.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 279, S. 219
                              Fig. 4.Druckmaschine mit zeitweilig bewegtem Cylinder von Klein, Forst
                                 										und Bohn.
                              
                           Diese Maschine ist in Fig. 4 dargestellt und arbeitet
                              									in folgender Weise: Der auf dem Brette B angelegte
                              									Bogen erhält beim Hingange der Formen nach rechts von der Form a und der Druckfläche n
                              									den Schöndruck und wird bis zum Ende des Hinganges der Formen vollständig auf den
                              									Cylinder D aufgewickelt (ausgezogene Lage), wobei die
                              									Cylinder C, D, E dann wieder die gezeichnete Stellung
                              									eingenommen haben. Beim nun erfolgenden Rückgange der Formen wird der Druckcylinder
                              									von der Auffanggabel g in Ruhe erhalten, während die
                              									Cylinder D, E zwei Umdrehungen in den Pfeilrichtungen
                              										II und III machen. Bei
                              									der ersten Umdrehung wird der Bogen dadurch von D auf
                              										E übertragen, der ihn bei der zweiten Umdrehung in
                              									die punktirt gezeichnete Lage bringt. Es erfolgt nun der zweite Hingang der Formen
                              										a, b nach rechts, wobei einerseits ein neuer auf
                              										n liegender Bogen den Schöndruck erhält und
                              									andererseits der vorhergehende, auf dem Cylinder E
                              									befindliche Bogen von den Greifern der Widerdruckfläche o
                              									erfasst und zum
                              									Widerdrucke geführt wird, der am Ende des Hinganges, wie punktirt gezeichnet,
                              									mittels der Auslegevorrichtung m abgeleitet wird.
                           Zur Ermöglichung einer derartigen Bogenführung werden die Cylinder D, E unter Zuhilfenahme geeigneter Schaltgesperre
                              									bewegt. Die übrigen Anordnungen sind in der Hauptsache aus der Figur ersichtlich,
                              									und erhalten die Formen von den Farbwerken eine doppelte Einfärbung. Die Veränderung
                              									des Formates gestaltet sich bei dieser Maschine nicht so einfach, da zu dem Zwecke
                              									die Wendecylinder D, E auf dem Umfange des
                              									Druckcylinders verstellt werden müssen, wobei die Greifer des Cylinders E ebenfalls eine entsprechende Verstellung erfahren
                              									müssen. Dagegen bietet die Maschine den Vortheil, ohne Schwierigkeit als
                              									Zweifarbenmaschine benutzt werden zu können, wozu es nur der Ausrückung des
                              									Cylinders E bedarf. Beim Rückgänge der Formen verbleibt
                              									dann der Bogen auf dem Cylinder D, der wie C in Ruhe ist, worauf der Bogen dann beim nächsten
                              									Hingange der Formen auf derselben Seite den zweiten Druck erhält.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 279, S. 220
                              Fig. 5.Hayward's Eincylindermaschine.
                              
                           Diesen Eincylindermaschinen reiht sich als jüngste Construction noch eine englische
                              									Eincylindermaschine von W. Hayward in Highgate, Middlesex (* D. R. P. Nr. 53875 vom 13. October 1889) an, welche ihrem Princip nach
                              									eine sehr leistungsfähige Maschine sein dürfte. Dieselbe schliesst sich an die Klein, Forst und Bohn'sche Maschine (D. R. P. Nr. 52
                              									161) und somit auch an die König und Bauer'sche
                              									Maschine (D. R. P. Nr. 49265) an, insofern als sie einen hin und her schwingenden
                              									Druckcylinder und eine als Wendeapparat arbeitende Bandleitung besitzt; sie
                              									unterscheidet sich aber von diesen Constructionen wesentlich dadurch, dass Schön-
                              									und Widerdruckform zu einer Form vereinigt sind und dass Bogen von
                              									Doppelformat-grösse bei einer Hin- und Rückschwingung des Druckcylinders bedruckt
                              									werden, die dann zerschnitten für jedes Spiel der Maschine zwei beidseitig bedruckte
                              									Bogen einfacher Grösse ergeben.
                           Die Bauart dieser Maschine ist schematisch in Fig. 5
                              									veranschaulicht, wobei die gegenseitigen Abmessungen der Theile den thatsächlichen
                              									Verhältnissen nicht ganz entsprechen, während die Anordnung der Typenformen aus Fig. 6 hervorgeht. Aus der ersteren Figur wird
                              									ersichtlich, dass das von einer Rolle gelieferte Papier mittels der Schneidcylinder
                              										D, D1 in Bogen von
                              									Doppelformatgrösse zerschnitten wird, welche Bogen dann in ein Bändersystem 1 eintreten und bei einer Bewegung des Druckcylinders
                              										A im Sinne des ausgezogenen Pfeiles in der Stellung
                              										2 mit der Doppelform a
                              									zusammentreffen. Nach Vollzug dieses Druckes wird der Bogen dann mit Hilfe des
                              									Bändersystems 3, des Wendecylinders b und der Bandleitung 4 in
                              									bekannter Weise gewendet, während welcher Zeit die Bewegung des Druckcylinders A und der Form a
                              									gewechselt hat, so dass Bogen und Form bei einer Bewegung der Theile im Sinne des
                              									gestrichelten Pfeiles in der gestrichelt dargestellten Stellung wieder
                              									zusammentreffen. Es erfolgt nun der Druck von derselben Form a auf die zweite Bogenseite, wobei aber die vorherige Rückkante der Form
                              									jetzt Vorderkante ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 279, S. 220
                              Fig. 6.Typenform der Hayward'schen Druckmaschine.
                              
                           Die Anordnung der Typenformen zeigt Fig. 6, welche
                              									Formen auf dem darüber gezeichneten Bogen in der dargestellten Reihenfolge zum
                              									Abdruck kommen. Die am Rande stehenden Zahlen bedeuten dabei die auf der Rückseite
                              									befindlichen Abdrücke. Diese Darstellung lässt erkennen, dass der Doppelbogen dann
                              									in der Linie oo getrennt werden muss, um zwei mit
                              									Schön- und Widerdruck versehene Einzelbogen von gewünschter Grosse zu ergeben. Die
                              									Einzelformen in der Form a müssen natürlich mit ihren
                              									Kopf- oder Fussenden einander gegenüberstehen, so dass eigentlich eine der beiden
                              									Zahlenreihen, z.B. 6, 7, 8, 5, auf dem Kopfe stehen
                              									müsste.
                           Der auf diese Weise mit zwei gegenseitigen Abdrücken versehene Doppelbogen wird dann
                              									vom Druckcylinder mittels des Bändersystems 5
                              									abgeleitet und zwischen den Cylindern d, d1 in Einzelbogen zerschnitten, die dann entsprechend
                              									gefalzt und ausgelegt werden.
                           Anschliessend an diese Schön- und Widerdruckmaschinen mit hin und her gehendem
                              									Typenfundament ist noch einer Rotationsmaschine für Schön- und Widerdruck zu
                              									gedenken, welche unter Verwendung nur eines Druck- und
                              									eines Plattencylinders eine eigenartige Führung des endlosen Papierstreifens
                              									aufweist. Die Maschine, die zur Herstellung von Broschüren, Flugschriften u. dgl.,
                              									die fertig geheftet die Maschine verlassen, bestimmt ist, stammt von J. Ch. Fowler und E. A.
                                 										Henkle in Washington her und ist in Deutschland unter den Nrn. 45469, 46266
                              									und 53820 patentirt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 279, S. 220
                              Fig. 7.Druckmaschine von Fowler und Henkle.
                              
                           Die wesentlichste Neuerung, die Papierführung, ist in Fig.
                                 										7 perspectivisch dargestellt, in welcher a
                              									den Papierstreifen und b den Druckcylinder bezeichnet.
                              									An diesen letzteren wird der von einer endlosen Rolle kommende halb so breite
                              									Papierstreifen mittels einer Walze c genügend
                              									angedrückt, um ein Gleiten auf dem Cylinder zu verhüten und um ihn den Formen glatt
                              									entgegen zu führen. Der Streifen geht nun unter dem Cylinder b hin,
                              									erhält von der Form s, auf welche späterhin noch
                              									zurückgekommen werden wird, den Schöndruck, und läuft nach einer haubenartigen
                              									Blechführung d, die nach Bedarf eingestellt werden
                              									kann. Ueber diese Blechführung wird der Streifen a dann
                              									in der angedeuteten Weise wieder nach dem Druckcylinder b zurückgeführt, den er, nun gewendet, auf seiner zweiten Hälfte zur
                              									Erzeugung des Widerdruckes umkreist, um dann nach der Falz-, Schneid- und
                              									Heftvorrichtung zu wandern.
                           Die Formen s, w sind hier nicht auf einem Cylinder
                              									angebracht, sondern sind aus Typen zusammengesetzte ebene Formen, die an radiale
                              									Arme einer umlaufenden Walze angelenkt sind und von diesen Armen in einer
                              									elliptischen Bahn unter dem Druckcylinder vorbei geführt werden. Bezüglich der
                              									weiteren constructiven Durchführung dieser Formenbewegung muss auf die Patentschrift
                              									Nr. 45469 verwiesen werden.
                           Bemerkenswerth erscheint ferner noch die Falz- und Ablegevorrichtung (* D. R. P. Nr.
                              									53 820). Der beidseitig bedruckte endlose Streifen wird vom Druckcylinder aus über
                              									einen Trichterfalzapparat geführt, dann gelocht und getrennt, worauf die einzelnen
                              									Blätter nach einem tiefer gelegenen Sattel fallen. Auf diesem Sattel, gleichsam
                              									darauf reitend, wird eine bestimmte Anzahl Blätter in einander liegend gesammelt,
                              									indem sie von conischen Reibungsrollen und federnden Streichern auf dem Sattel fest
                              									aufgezogen werden. Sobald die gewünschte Anzahl Blätter oder Bogen in einander
                              									gelegt ist, wandern diese Blätter nach selbsthätiger Ausrückung eines Anschlages
                              									weiter nach einem endlosen Ausführbande, von dem sie dann zum Zwecke des Heftens
                              									abgenommen werden.
                           
                              
                                 Kn.