| Titel: | Lüftungsanlagen im Anschluss an die gebräuchlichen Heizungssysteme und eine kritische Beleuchtung dieser letzteren. | 
| Autor: | F. H. Haase | 
| Fundstelle: | Band 279, Jahrgang 1891, S. 226 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Lüftungsanlagen im Anschluss an die
                           								gebräuchlichen Heizungssysteme und eine kritische Beleuchtung dieser
                           								letzteren.
                        (Eine Artikelfolge von F.
                                 									H. Haase, gepr. Civilingenieur, Patentanwalt in Berlin.)
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 126 d.
                           								Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Lüftungsanlagen im Anschluss an die gebräuchlichen
                           								Heizungssysteme.
                        
                     
                        
                           VII. Allgemeine Betrachtungen über Luftfeuchtigkeit.
                           Die Befähigung der Luft, Wasser in sich aufzunehmen und mit sich zu führen, wächst
                              									mit ihrer Temperatur und mit ihrer Bewegung und nimmt mit wachsender Luftdichtigkeit
                              									ab.
                           Was den Einfluss der Luftbewegung betrifft, so ist zu bemerken, dass diese die
                              									absolute Befähigung der Luft, Wasser bleibend in sich aufzunehmen (d. i. die
                              									specifische Wasseraufnahmefähigkeit der Luft), nicht zu erhöhen vermag, wohl aber
                              									die Verdunstungsfähigkeit, welche bei lebhafter Luftbewegung selbst dann noch, und
                              									zwar unter Umständen in nicht unbedeutendem Masse, vorhanden sein kann, wenn die
                              									Luft nahezu oder vollständig mit Wasser gesättigt ist. Es findet dann in solchem
                              									Falle – wahrscheinlich unter Druckentlastung der verdunstenden Oberflächen im Winde
                              									– ein Mitführen überschüssigen Wasser dunstes statt, der sich alsbald wieder
                              									niederschlägt, sobald die Luftbewegung aufhört oder nachlässt – eine Erscheinung,
                              									die man im Freien häufig beobachten kann.
                           Anders verhält es sich dagegen, wenn die einen Ueberschuss an Wasserdunst mit sich
                              									führende Luft, bevor sie zur Ruhe kommt, erhitzt wird; denn da in diesem Falle die
                              									specifische Wasseraufnahmefähigkeit der Luft wächst, so kann dieselbe unter
                              									Umständen den ganzen vorher überschüssig mitgerissenen Wasserdunst vollständig in
                              									sich selbst aufnehmen und beibehalten, bis sie wieder um einen bestimmten Betrag
                              									abgekühlt wird.
                           Eine mathematisch bestimmte Beziehung zwischen der Luftbewegung und der
                              									Verdunstungsfähigkeit der Luft ist bislang noch nicht bekannt, doch ist es sehr
                              									wahrscheinlich, dass die Verdunstungsfähigkeit unter sonst gleichen Verhältnissen
                              									der Luftgeschwindigkeit vollständig oder nahezu direct proportional ist und bis zu
                              									etwa 1 m Geschwindigkeit der Luft nur von deren Befähigung, Wasser bleibend in sich
                              									aufzunehmen, abhängt, welche Befähigung mit wachsender Sättigung der Luft allmählich
                              									abnimmt.
                           Die Dichtigkeit und die Temperatur der Luft sind für deren specifische
                              									Wasseraufnahmefähigkeit insofern gleichbedeutend, als diese letztere überhaupt nur
                              									von der Luftdichtigkeit abhängt, die unter constantem Druck mit der
                              									Temperaturzunahme abnimmt und unter steigendem Druck, einer Temperaturabnahme
                              									entsprechend, zunimmt.
                           Da die Beziehungen zwischen Druck, Dichtigkeit und Temperatur nach dem Mariotte-Gay-Lussac'schen Gesetz bekannt sind, so
                              									bedarf man nur der Kenntniss des Zusammenhangs zwischen der specifischen
                              									Wasseraufnahmefähigkeit der unter atmosphärischem Druck stehenden Luft und ihrer
                              									Temperatur, um alle auf die specifische Wasseraufnahmefähigkeit der Luft unter
                              									irgend welchem gegebenen Druck bezüglichen Fragen beantworten zu können.
                           Wenn man die Beziehung, welche nach Prof. Dr. v.
                                 										Pettenkofer zwischen der Temperatur und der specifischen
                              									Wasseraufnahmefähigkeit von unter gewöhnlichem atmosphärischem Druck stehender Luft
                              									besteht, graphisch aufträgt, so erhält man eine Curve, die unzweifelhaft eine
                              									Parabel ist, und wenn man dafür einen mathematischen Ausdruck aufsucht, so findet
                              									man, dass die v. Pettenkofer'schen Werthe mit grosser
                              									Annäherung der Gleichung
                           x = 0,0121 t2 + 0,437 t + 5,4
                           entsprechen, wenn x die der
                              									Temperatur t (in Celsius-Graden) entsprechende
                              									specifische Wasseraufnahmefähigkeit bezeichnet.
                           Daraus folgt denn, wie ein Blick auf die in Fig. 15
                              									durch AO veranschaulichte besagte Parabel zeigt, dass
                              									bei ungefähr – 18° (C.) die spec. Wasseraufnahmefähigkeit der Luft am kleinsten ist,
                              									dass sie bei noch weiterer Abnahme der Temperatur nur sehr langsam, bei wachsender
                              									Temperatur dagegen bald sehr rasch zunimmt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 279, S. 226
                              Fig. 15.Schaulinien für die Sättigung der Luft mit Wasserdampf.
                              
                           Die Erfahrung lehrt nun, dass Luft, welche nur so massig bewegt ist, dass man ihre
                              									Bewegung nicht zu fühlen vermag, niemals vollständig mit Wasser gesättigt ist und
                              									dass sie in solchem geringen Bewegungszustand in Gegenden, die keine grossen
                              									Verdunstungsflächen haben, nur selten nach starken atmosphärischen Niederschlägen
                              									einen 75 Proc. ihrer vollständigen Sättigung übersteigenden Feuchtigkeitsgehalt
                              									besitzt, zumeist aber nur bis zu 60 Proc. gesättigt ist.
                           Tritt dagegen Windwehung ein, so steigt in manchen hochgelegenen Gegenden (bei kalter
                              									oder feuchter Beschaffenheit des Windes) binnen wenigen Minuten der
                              									Feuchtigkeitsgehalt der Luft bei gleichzeitiger Abkühlung derselben bis auf 90 Proc.
                              									und selbst bis zur vollständigen Sättigung unter gleichzeitigem Niederschlag,
                              									während in anderen Gegenden, die weniger leichtem Witterungswechsel ausgesetzt sind,
                              									der Feuchtigkeitsgehalt der Luft in der Regel langsamer zunimmt. Und in Gegenden,
                              									welche an und für sich sehr feuchten Untergrund nahe der Erdoberfläche (hohen
                              									Grundwasserstand) oder grosse offene Wasserflächen haben, ist der
                              									Feuchtigkeitsgehalt der Luft fast immer höher als 60 Proc. Es kommt indessen auch
                              									vor, dass unmittelbar am Meere gelegene Gegenden keineswegs zu den feuchten gehören
                              									und zwar in der Regel dann nicht, wenn die vorherrschenden Winde vom Lande her
                              									über das Meer streichen und zugleich dessen Temperatur eine besonders hohe – wie
                              									beispielsweise die des Atlantischen Oceans in der Nähe des Golfstromes – ist.
                           Beachtet man alle diese Vorkommnisse, so wird man einsehen, dass es nicht zulässig
                              									ist, überall die gleichen Feuchtigkeitsverhältnisse der atmosphärischen Luft als
                              									vorhanden vorauszusetzen und danach die für etwaige Befeuchtung der Raumluft
                              									bestimmten Vorkehrungen zu bemessen. Will man dieselben, wie es vielfach
                              									empfehlenswerth sein kann, nach dem mittleren Grade der Sättigung der äusseren Luft
                              									bemessen, so hat man dafür in als besonders feucht zu bezeichnenden Gegenden 75 bis
                              									85 Proc., in mittleren Feuchtigkeitsverhältnissen unterliegenden Gegenden 60 bis 70
                              									Proc. und in sehr trockenen Gegenden 50, 40 und selbst 30 Proc. der vollständigen
                              									Sättigung als vorliegend in Rechnung zu setzen.
                           Aus der oben besprochenen, der specifischen Wasseraufnahmefähigkeit der Luft für
                              									verschiedene Temperaturen entsprechenden Curve AO,
                              									welche man nach den vorstehenden Bemerkungen auch die Curve vollständiger Sättigung
                              									der atmosphärischen Luft oder kurz „Sättigungscurve der atmosphärischen Luft“
                              									nennen kann, lassen sich leicht die, geringeren Sättigungsgraden entsprechenden
                              									Curven dadurch ableiten, dass man die Abscissen der ersteren Curve diesen
                              									Sättigungsgraden entsprechend theilt und die Theilpunkte mit einander verbindet.
                              									Construirt man auf diese Weise eine Anzahl Curven für verschiedene Sättigungsgrade,
                              									so erkennt man aus deren Ordinatendifferenzen ohne weiteres die bei
                              									Temperaturänderungen erfolgenden Aenderungen der Luftfeuchtigkeit. So z.B. ersieht
                              									man aus Fig. 15, in welcher die Curven für 40-, 50-,
                              									60- und 70procentige Sättigung dargestellt sind dass wenn äussere Luft bei + 30° C.
                              									bis zu 60 Proc. gesättigt ist, sie in einen Raum eintretend, dessen Temperatur + 19°
                              									C. beträgt, vollständig gesättigt wird und dass die bei einer Aussentemperatur von +
                              									30° bis auf 70 Proc. gesättigte Luft in einem Raum, dessen Temperatur + 22° C.
                              									beträgt, bereits volle Sättigung erlangt u.s.f. Und man erkennt ferner, dass
                              									beispielsweise Luft, welche im Freien bei 0° vollständig gesättigt ist, bei
                              									Einströmung in einen Gebäuderaum, der nur auf + 13° C. erwärmt ist, schon nur
                              									40procentige Sättigung behält und dass Aussenluft von 0° und 70procentiger Sättigung
                              									schon bei Erwärmung auf + 8° C. ihren Sättigungsgrad auf 40 Proc. erniedrigt.
                           Wenn man ferner für die verschiedenen Temperaturen Parallelen zur Abscissenachse – in
                              									der Fig. 15 wagerechte Linien – zieht und die
                              									Schnittpunkte derselben mit den verschiedenen Curven auf die den Raumtemperaturen
                              									entsprechenden Abscissenlinien projicirt, so kann man auf diesen letzteren ohne
                              									weiteres die Wassermengen abgreifen, welche man der Aussenluft bei ihrer Einführung
                              									in die Räume für je 1 cbm zuführen oder entziehen muss, um in diesen Räumen Luft von
                              									gewünschtem Sättigungsgrad zu erhalten.
                           Projicirt man die den verschiedenen vorkommenden Aussentemperaturen entsprechenden
                              									Punkte der Curve 60procentiger Sättigung (d. i. mittlerer Sättigung der Aussenluft
                              									in Gegenden, welche mittleren Feuchtigkeitsverhältnissen unterliegen) auf die der
                              									Zimmertemperatur (+ 20°C.) entsprechende Abscissenlinie, so erkennt man, dass die
                              									Wassermengen, welche man kalter Frischluft, deren Temperatur zwischen – 5° und – 31°
                              									C. schwankt, bei oder nach ihrer Erwärmung auf die Zimmertemperatur zuführen muss,
                              									um Zimmerluft von gewünschtem Sättigungsgrad zu erhalten, noch nicht um 10 Proc.
                              									Sättigung differiren und dass man mit der bei – 10° Aussentemperatur und
                              									60procentiger Sättigung der Aussenluft erforderlichen Wasserzuführung an kalten
                              									Wintertagen immer ausreicht und zwar selbst dann, wenn die Aussenluft zufällig
                              									einmal sehr trocken sein sollte.
                           Danach ist man also in der Lage, die grösste Leistung der anzuordnenden
                              									Wasserverdunstungsapparate für alle Verhältnisse zu bestimmen, sobald der grösste
                              									vorkommende Luftwechsel und der erwünschte Feuchtigkeitsgehalt der Raumluft bekannt
                              									ist.
                           Was nun diesen letzteren betrifft, so ist zu bemerken, dass im Allgemeinen im Winter
                              									in geheizten Räumen 40- bis 60procentige Sättigung der Raumluft am angenehmsten ist,
                              									und die Untersuchungen von Prof. Rietschel haben
                              									ergeben, dass, wenn dieser Feuchtigkeitsgehalt nicht vorhanden ist, dem Körper der
                              									in den bezüglichen Räumen befindlichen Personen ein abnormaler Betrag von
                              									Feuchtigkeit entzogen wird, auf dessen Kosten sich die Feuchtigkeit der Raumluft
                              									gelüfteter Räume, bei hinreichender Besucherzahl für längere Dauer, immer von selbst
                              									bis zu einem zwischen 40 und 60 Proc. liegenden Sättigungsgrad erhöht, während die
                              									Einführung von Frischluft mit diesem Feuchtigkeitsgehalt zur Folge hat, dass eine
                              									weitere Erhöhung der Raumluftfeuchtigkeit in gewöhnlichen Fällen nicht eintritt.
                           Daraus geht denn klar hervor, dass in der That ein 40 bis 60 Proc. betragender
                              									Feuchtigkeitsgehalt der Raumluft zur Vermeidung abnormaler – das Gefühl der
                              									Trockenheit verursachender – Wasserausscheidung der Raumbewohner, erforderlich ist.
                              									Doch folgt daraus noch nicht, dass ein höherer Feuchtigkeitsgehalt der Raumluft
                              									unbedingt gesundheitsschädlich ist; vielmehr scheint schon der Umstand, dass man
                              									sich im Sommer an heissen Tagen in Räumen, deren Luft oft bis zu 80 Proc. gesättigt
                              									ist, ganz wohl fühlt, darauf hinzuweisen, dass solche hohe Luftfeuchtigkeit unter
                              									Umständen wirklich zulässig sein kann.
                           In der That lehrt die Erfahrung, dass gleichmässig bis auf 75 Proc. gesättigte
                              									Raumluft keine Veranlassung zu Gesundheitsschädigungen gibt, wenn die Bekleidung der
                              									Raumbewohner für Feuchtigkeit nur wenig durchlässig ist und ein Eintritt aus sehr
                              									trockener Luft in die feuchte Raumluft nicht völlig unvermittelt erfolgt. Denn in
                              									Fabrikräumen der Textilbranche, in welchen die Erzielung eines guten Fabrikats eine
                              									gewisse Feuchtigkeit erfordert, hat sich diese nur da als gesundheitsschädlich
                              									erwiesen, wo die Arbeiter directem Wasserdunst ausgesetzt sind, während überall da,
                              									wo die erforderliche Feuchtigkeit durch gleich massige Vermehrung des
                              									Sättigungsgrades der Raumluft bis auf 75 Proc. und selbst darüber erzeugt wird,
                              									weder darauf bezügliche Krankheitserscheinungen zu Tage treten, noch überhaupt
                              									von den Arbeitern über Feuchtigkeit geklagt wird; vielmehr soll an allen Orten, wo
                              									solche gleichmässige Luftbefeuchtung eingeführt ist, der Gesundheitszustand der
                              									Arbeiter durchgängig ein sehr guter sein.
                           Um den Feuchtigkeitsgehalt der den Räumen zuzuführenden Frischluft zu erhöhen, ist
                              									eine sehr grosse Anzahl Vorrichtungen ersonnen worden, unter denen diejenigen,
                              									welche Wasser durch Wärme verdampfend an die an ihnen vorbeiströmende Luft abgeben,
                              									am wenigsten zu empfehlen sind, weil ihre Wirkung nur von ihrer eigenen Wärme
                              									abhängt und nur dann dem wirklichen Bedürfnisse entsprechend – durch Vermehrung oder
                              									Verminderung ihrer Verdunstungsflächen – einigermassen regulirbar ist, wenn sie
                              									selbst überhaupt und gleichmässig erwärmt werden, was bekanntlich sogar im Winter
                              									nicht immer zu geschehen pflegt.
                           Besser sind wasserberieselte oder hygroskopisch-benässte, dichte oder durchbrochene
                              									Flächen, an welchen die Frischluft vorbei- oder durch welche dieselbe
                              									hindurchstreicht, oder Wasserzerstäuber, welche in Form von Düsen innerhalb eines
                              									Gefässes, durch das die Luft hindurchströmt, diese einem Sprühregen aussetzen, oder
                              									auch in Form von Windrädchen, die über einem Wasserbehälter befindlich oder
                              									theilweise in dessen Wasser eintauchend, von der an ihnen vorbeistreichenden
                              									Frischluft in Umdrehung gesetzt, eine der Frischluftmenge proportionale Wassermenge
                              									zur Verdunstung bringen.
                           Alle diese Vorrichtungen können indessen nur derart eingerichtet werden, dass sie
                              									einem bestimmten, etwa dem grössten vorkommenden Befeuchtungsbedürfniss genügen;
                              									aber es ist nicht möglich, ihre Befeuchtungsfähigkeit dem jeweiligen Bedürfnisse
                              									entsprechend zu reguliren, weil eine demgemäss vorgenommene Regulirung an einer
                              									solchen Vorrichtung jeweils die Vorbedingungen ihrer Leistungsfähigkeit abändert und
                              									deshalb nur innerhalb sehr geringer Grenzen zulässig ist, deren Ueberschreitung
                              									diese Leistungsfähigkeit alsbald in so erheblichem Masse beeinträchtigt, dass die
                              									Vorrichtung völlig zwecklos wird.
                           Es bleibt deshalb nichts anderes übrig, als solche Luftbefeuchtungsvorrichtungen
                              									entweder bei geringerem Befeuchtungsbedürfnisse von Zeit zu Zeit auf kürzere oder
                              									längere Dauer ausser Betrieb zu setzen oder aber mehrere Luftbefeuchter derart
                              									zusammenzuordnen, dass man zur Erzeugung der für die erwünschte Luftfeuchtigkeit
                              									erforderlichen Wasserdunstmenge bald mehr und bald weniger derselben in Betrieb
                              									setzen kann.
                           Derartige mehrfache Luftbefeuchtereinrichtungen lassen sich indessen nicht überall
                              									anbringen und in vielen Fällen ist die zuströmende Frischluft auch nicht ohne
                              									weiteres zur Aufnahme eines erwünschten Feuchtigkeitsgehaltes befähigt, und zwar
                              									insbesondere dann nicht, wenn es sich um Erzeugung sehr feuchter Luft – wie in
                              									Fabrikräumen der Textilbranche – handelt. In solchen Fällen empfiehlt es sich,
                              									Luftbefeuchter anzuordnen, welche der Luft selbst eine ihre Befeuchtung
                              									erleichternde Bewegung ertheilen und sie gleichzeitig einem kräftigen, ihrer
                              									Bewegung entgegengerichteten Sprühregen aussetzen.
                           Luftbefeuchter dieser Art sind neuerdings von der United
                                 										Kingdom Engineering Company in London in mehreren Spinnereien und Webereien
                              									Englands eingeführt worden und sollen sich, wie verschiedene englische Fachblätter
                              									berichten, als in
                              									jeder Beziehung zufriedenstellend erwiesen haben.
                           So wird berichtet, dass in der 2100 Webstühle zählenden Weberei der Hurst Mills Company in Ashton in einem 468 Webstühle
                              									umfassenden Schedbau mehrere Luftbefeuchter des in Rede stehenden Systems angeordnet
                              									sind, von denen jeder befähigt ist, stündlich 1 bis 1,3 cbm Luft zu nöthigen, bis zu
                              									10 l Wasser aufzunehmen, und dass dieselben während einer längeren Versuchsdauer
                              									nicht allein das vollste Lob der Direction, sondern auch das aller in dem Bau
                              									beschäftigten Werkmeister und Arbeiter gewonnen haben.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 279, S. 228
                              Fig. 16.Schedbau mit Luftbefeuchtern.
                              
                           Von der Einrichtung besagten Schedbaues zeigt Fig. 16
                              									einen mit zwei derartigen Luftbefeuchtern und mit einem in einem Dachfirste
                              									untergebrachten, durch eine kleine Turbine betriebenen Luftabsaugventilator
                              									ausgestatteten Theil.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 279, S. 228
                              Fig. 17.Luftbefeuchter für die Schedbauanlage.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 279, S. 228
                              Fig. 18.Pumpwerk und Bläser für die Luftbefeuchtungsanlage.
                              
                           Die Luftbefeuchter, deren äussere Ansicht Fig. 17 und
                              									deren innere Einrichtung (im Längenschnitt) im Anschlusse an ein zum Betriebe der
                              									Luftbefeuchter und der Ventilatorturbine dienendes Pumpwerk Fig. 18 und 18a veranschaulicht, enthält eine Strahldüse A, deren Wasserstrahl sich an einer unmittelbar vor
                              									ihrer Mündung eingestellten zugespitzten Prellschraube derart zertheilt, dass er die
                              									Form eines kegelförmigen Staubregenstromes annimmt, der mit grosser Energie Luft mit
                              									sich in das Innere des Apparates hineinreisst, einem durch einen Wasserzerstäuber
                              										B hervorgebrachten Staubregen entgegen, und endlich
                              									durch zwei mit Verschlussklappen (in Fig. 18
                              									nicht dargestellt) versehene weitausladende Sprühbecken hinaustreibt.
                           Der Druck, unter welchem die Luft durch einen solchen Luftbefeuchter hindurch
                              									getrieben wird, soll im Zuströmungsrohrstutzen 3,75 bis 4,5 at entsprechen.
                           Der Wasserzerstäuber B besitzt eine ringförmige Brause
                              									mit sehr feinen Löchern und eine kegelförmige Kappe, mit unter 45° geneigter Fläche,
                              									an welcher die der Brause entströmenden feinen Wasserstrahlen anprallen und
                              									zerstäuben.
                           Das von der Luft nicht aufgenommene überschüssige Wasser sammelt sich mit den
                              									befeuchteten Staubtheilchen der Luft am Boden des mittleren Apparatentheils an,
                              									fliesst durch einen Seiher nach unten, einem Wasserbehälter zu und in diesem über
                              									ein schlammsammelndes Ueberlaufbecken in den durch Schwimmerventil abschliessbaren
                              									Wasserraum, aus welchem das Pumpwerk das Wasser durch einen Filtrirtopf hindurch
                              									ansaugt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 279, S. 228
                              Fig. 18a. Pumpwerk und Bläser für die Luftbefeuchtungsanlage.
                              
                           Um die Leistung der Luftbefeuchter und des im Dachfirste angeordneten
                              									Luftabsaugeventilators innerhalb gewisser Grenzen reguliren zu können, ist das
                              									Druckrohr des Pumpwerkes mit dem Wassersammelbehälter durch ein, ein Absperrventil
                              									(oder Hahn) enthaltendes Zweigrohr verbunden. Ausserdem aber ist jeder
                              									Luftbefeuchter und der Luftabsaugeventilator ebenfalls für sich allein durch einen
                              									in seine Druckrohrleitung eingesetzten Hahn absperrbar und bezüglich seiner Leistung
                              									innerhalb gewisser Grenzen regulirbar.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 279, S. 229
                              Fig. 19.Luftanfeuchter mit Zuführung von Frischluft.
                              
                           Fig. 19 veranschaulicht einen Luftbefeuchter
                              									derselben Art mit einem für die Zuleitung der Frischluft von aussen verlängerten
                              									Luftzuführungsrohrstutzen, der auch eine in den Raum mündende Oeffnung und eine
                              									Mischklappe besitzt, welche die Möglichkeit bietet, die von aussen zuströmende Luft
                              									vor ihrem Einströmen in den Befeuchtungsapparat mehr oder weniger mit Raumluft zu
                              									mischen oder auch ganz abzusperren, so dass im letzteren Falle in gleicher Weise wie
                              									bei dem in Fig. 17 und 18 dargestellten Luftbefeuchter nur Raumluft durch den Apparat
                              									hindurchgetrieben und stärker befeuchtet wird.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)