| Titel: | Neuerungen auf dem Gebiete der Mälzerei. | 
| Autor: | Alois Schwarz | 
| Fundstelle: | Band 279, Jahrgang 1891, S. 241 | 
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                        Neuerungen auf dem Gebiete der
                           								Mälzerei.
                        Von Prof. Alois Schwarz
                           								in M.-Ostrau.
                        Neuerungen auf dem Gebiete der Mälzerei.
                        
                     
                        
                           Im Laufe der letzten Jahre haben sich auf dem Gebiete der Mälzerei eine Reihe
                              									wichtiger Neuerungen Eingang verschafft. Die Handarbeit wurde, wie in vielen anderen
                              									Zweigen der Brauindustrie, theilweise oder vollständig durch mechanische
                              									Vorrichtungen ersetzt, und immer mehr verschaffte sich der Gedanke Eingang, dass der
                              									so complicirte Process der Mälzerei, dessen Wichtigkeit für den Brauprocess auf
                              									Grund der neueren Forschungen gebührend gewürdigt wurde, durch die Anwendung
                              									mechanischer Vorrichtungen gleichmässiger und rationeller, theilweise auch von den
                              									Einflüssen der Atmosphäre unabhängig gestaltet werden könnte. Den Anfang der
                              									mechanischen Einrichtungen machten die Darrwender, die nunmehr allgemeine Anwendung
                              									gefunden haben; diesen folgte die Einführung des pneumatisch-mechanischen
                              									Keimprocesses, deren zwei wichtigste und verbreitetste Systeme, die nach Gallard und Saladin,
                              									bereits 1889 271 545 bis 549 besprochen wurden. Von den
                              									zur Einführung oder in Vorschlag gebrachten neueren Verfahren der
                              									pneumatischmechanischen Mälzerei sind noch nachstehende hervorzuheben:
                           Das Mälzereiverfahren nach Paul Weinig beruht auf dem
                              									Princip der Kastenmälzerei; es ist eine verbesserte Form jenes älteren Systems, bei
                              									welchem das Grünmalz auf einer Reihe von Keimplateaus täglich um ein Plateau
                              									vorrückt und bei dem die Zuführung der in entsprechenden Apparaten angefeuchteten
                              									Luft von oben nach unten mittels Exhaustoren erfolgt. Die Verschiebung der Plateaus
                              									mit sammt der darauf befindlichen Grünmalzlage bewirkt Weinig durch einen sinnreichen Mechanismus ohne bedeutenden Aufwand an
                              									Kraft, und wird die Handarbeit, welche bei den ersten Anlagen dieser Art (wie z.B.
                              									in den Brauereien Jacobsen in Kopenhagen) den Betrieb
                              									wesentlich erschwert, vollständig vermieden.
                           Fig. 1 zeigt die Ansicht
                              									des Apparates von oben, Fig.
                                 										2 den Längsschnitt, Fig. 3 den Querschnitt und Fig. 4 die
                              									Vorderansicht.
                           Der Keimapparat selbst besteht aus einer perforirten Fläche zur Aufnahme des
                              									Keimgutes, welche aus einzelnen Horden C gebildet ist,
                              									und aus zehn oben offenen Kammern A1 bis A10, die durch den Kanal B mit einem Exhaustor in Verbindung stehen und einzeln von den Horden C gedeckt werden. Die Horden C, bezieh. D bestehen aus einem Rahmen b (Fig. 2 und 3) mit dem in diesen
                              									eingefügten Gitterwerk c und dem gelochten Boden d. Die Horden C werden mit
                              									ihren langen Seiten aneinandergestellt, so dass sie zusammen die Keimfläche bilden.
                              										A1 bis A10 (Fig. 2) sind die Kammern,
                              									auf deren Wandungen die Horden ruhen. Jede Kammer wird von einer Horde C bedeckt und steht, wie bereits erwähnt, durch
                              									Oeffnungen a (Fig. 3) mit dem
                              									Kanal B und durch diesen mit einem Exhaustor in
                              									Verbindung.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 279, S. 241
                              Weinig's Mälzereiverfahren.
                              
                           Die Oeffnungen können durch Ventile geschlossen werden, um den von dem Exhaustor
                              									durch die gelochten Horden C hervorgerufenen Luftzug zu
                              									reguliren. Um die Horden C nach und nach über die
                              									einzelnen Kammern fortbewegen zu können, sind an jeder dieser Horden zwei Räder h (Fig. 1 und 3) angebracht, welche auf
                              									Schienen k laufen und mit diesen auf und ab bewegt
                              									werden können. Zu diesem Zweck liegt unter den Schienen je eine Welle l (Fig. 3) mit einer Anzahl
                              									Excentern m versehen, welche die Schienen mittels der
                              									Schleifstücke tragen; die Schienen haben ihre Führung auf Verlängerungen der
                              									Wellenlager o. Die Wellen l können von der Welle r aus durch die
                              									Schraubenvorgelege p, q (Fig. 2 und 4) gedreht werden. Die
                              									Excenter m sind zu den übrigen Theilen so angeordnet,
                              									dass, wenn deren Excentricität nach unten gerichtet ist, die Rahmen b der Horden auf den Wänden der Kammern A1 bis A10 ruhen; dass dagegen
                              									bei der Drehung der Excenter um eine halbe Umdrehung die Schienen k und mit diesen auch die Horden C gehoben werden, so dass letztere dann auf den
                              									Schienen k vorwärts bewegt werden können; eine zweite
                              									halbe Umdrehung bringt die Horden wieder auf den Kammerwänden zur Auflage.
                           
                           Zur Vorwärtsbewegung der Horden C sind an dem einen
                              									Ende des Apparates zwei bei u und u1 gelagerte Schrauben
                              										t (Fig. 1 und 2) angebracht, welche
                              									sich gleichzeitig durch die Welle r und die beiden
                              									Schneckenvorgelege p1
                              									und q1 (Fig. 2 und 4) drehen lassen, und
                              									deren Muttern mit dem ebenfalls durch zwei Laufräder auf der Schiene h ruhenden und an der ersten Horde d befestigten Querbalken w
                              										(Fig. 1) in
                              									Verbindung stehen.
                           Um den Luftzutritt zwischen den Rahmen b der Horden und
                              									den Kammerwänden hindurch zu den Kammern zu verhindern, werden Streifen c aus Gummi zwischen die Rahmen und die Wände gebracht,
                              									und zwar so, dass die Gummistreifen in Aussparungen von Platten f, die auf den Wänden befestigt sind, versenkt
                              									werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 279, S. 242
                              Weinig's Mälzereiverfahren.
                              
                           Das Wenden und Auflockern des Grünmalzes erfolgt durch eine Wendevorrichtung, welche
                              									in etwas grösserem Massstabe dem bekannten und auf Malzdarren vielfach verbreiteten
                              									patentirten Weinig'schen Malzwender ähnlich construirt
                              									ist. Ihre Einrichtung ist gleichfalls aus den Fig. 1 bis 4 ersichtlich; dieselbe
                              									besteht aus einer über die ganze Breite des Keimkastens reichenden Welle, an
                              									welcher, entsprechend gegen einander versetzt, an sieben Paar Schaufelarmen 28
                              									Wenderschaufeln sitzen, welche sich in einer im Längsschnitt dargestellten Weise
                              									drehen, und zwar greifen dieselben derart in das auf den Keimplateaus liegende Malz
                              									ein, dass sie sich auf dem Wege durch dasselbe füllen, es aufheben und dann wieder
                              									fallen lassen. Die Länge der einzelnen Wenderarme entspricht genau der Breite eines
                              									Keimplateaus. Der Antrieb und die Bewegung dieses Wenders erfolgt in der bekannten
                              									Weise ähnlich wie bei den Darrwendern mittels Wagen und Laufrollen auf den an den
                              									Längsseiten des Apparates angebrachten Schienen und Zahnstangen. Das Wenden des
                              									Grünmalzes geschieht so gründlich und vollständig, dass bei jedem Hin- und Rückgang,
                              									der nach je 12 Stunden erfolgt, die untern Malzschichten nach oben und dann wieder
                              									nach unten zu liegen kommen.
                           Der Betrieb dieses pneumatisch-mechanischen Keimapparates erfolgt in nachstehender
                              									Weise:
                           Beim Beginn der Arbeit wird die Horde C, welche sich
                              									über der Kammer A1
                              									befindet, mit gequelltem Keimgut beschickt und die betreffende Kammer mit dem
                              									Exhaustor in Verbindung gebracht, so dass das Keimgut einem Luftstrom ausgesetzt
                              									ist, dessen Stärke durch das entsprechende Ventil regulirt wird; nach 12 Stunden
                              									wird der Wender einmal durch das Keimgut laufen gelassen, dasselbe gelockert und
                              									gewendet; nach weiteren 12 Stunden geschieht dasselbe wieder, indem man den Wender
                              									zurücklaufen lässt. Nun werden die Horden C mit dem
                              									Keimgut durch die oben beschriebenen Mechanismen gehoben und vorwärts bewegt,
                              									so dass jetzt die Horde C sich über der Luftkammer A2 befindet; die Horde
                              										D wird wieder in ihre ursprüngliche Stellung
                              									gebracht und über A1,
                              									wo eine Lücke entstanden ist, eine neue Horde eingesetzt, die Horden nun wieder
                              									gesenkt, so dass sie auf ihren Dichtungsflächen wieder aufsitzen, und die neu
                              									eingesetzte Horde wieder frisch beschickt.
                           Die Kammer A2 wird nun
                              									ebenfalls mit dem Exhaustor durch Oeffnen ihres Ventils in Verbindung gesetzt, das
                              									Keimgut beider Horden mit dem Wender bearbeitet und nach 12 weiteren Stunden
                              									ebenfalls, worauf dann die dritte Horde eingesetzt und wieder beschickt und die
                              									Kammer A3 mit dem
                              									Exhaustor in Verbindung gesetzt sind. – Am elften Tage wird die erste Horde, welche
                              									sich jetzt über der Kammer A10 befindet, hinausgeschoben, geleert und wieder über der Kammer A1 eingesetzt. Hiernach
                              									ist der fernere Betrieb des Apparates ein fortlaufender, indem jeden Tag eine Horde
                              									entleert, umgestellt und von neuem beschickt wird. Sämmtliches Keimgut auf allen
                              									Horden ist dem Luftstrom ausgesetzt, und das Wenden geschieht immer alle 12 Stunden
                              									in der oben angedeuteten Weise, indem beim Hingange der Wender die unteren
                              									Malzschichten nach oben, beim Rückgange wieder nach unten gelegt werden, so dass das
                              									Grünmalz stets in gleichmässiger Weise der Einwirkung des entsprechend
                              									angefeuchteten und temperirten Luftstromes ausgesetzt ist. – Eine Anlage dieses
                              									Systems ist in der Brauerei G. Ph. Nicolai in Hanau a.
                              									M. in Betrieb.
                           Ein zweites System der pneumatischen Mälzerei, welches ursprünglich bloss für den
                              									Handbetrieb eingerichtet war, ist das von Völckner;
                              									eine solche Anlage wurde zuerst in der Mälzerei von Schilcher in Puntigam bei Graz und sodann in der Brauerei Eichbaum in Mannheim ausgeführt und stehen seither dort
                              									in Betrieb, und ähnliche Anlagen wurden auch schon früher in den Jacobsen'schen Brauereien in Kopenhagen
                              									eingerichtet.
                           Das Princip des Völckner'schen Systems der pneumatischen
                              									Mälzerei besteht darin, dass das keimende Malz auf einer perforirten Fläche gelagert
                              									ist, unter welcher eine Luftverdünnung hervorgerufen wird, in Folge welcher die Luft
                              									des hermetisch abgeschlossenen Tennenraumes, welche auf geeignetem Wege vollständig
                              									mit Feuchtigkeit gesättigt wird, sich einen Weg von oben nach unten durch das
                              									keimende Malz sucht, die gebildete Kohlensäure verdrängt und entsprechend der
                              									Geschwindigkeit die Verdunstung des Wassers verhindert, so dass das Korn stets in
                              									gleichem Feuchtigkeitszustand erhalten wird.
                           In den Fig. 5 bis 8, welche einen
                              									Grundriss, einen Längen- und zwei Querschnitte darstellen, ist A die Malztenne, über welcher sich drei Vorrathsböden
                              									befinden, 
                              									B ist ein Raum, welcher im Parterregeschoss zur
                              									Communication dient, und wird in den darüber liegenden Stockwerken derselbe von der
                              									Putzerei und den Quellstöcken in Anspruch genommen, CC
                              									sind zwei Malzdarren, DD sind zwei Silos, welche das
                              									Malz direct von der Malzputzmaschine aufnehmen, E ist
                              									der Raum, in welchem Dampfmaschine und Exhaustor stehen, F ist der Luftreinigungsthurm und g das
                              									Dampfkesselhaus.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 279, S. 243
                              Fig. 5.Pneumatische Mälzerei nach Völckner's System.
                              
                           Die Malztenne A ist ein gegen die äussere Atmosphäre
                              									möglichst dicht abgeschlossener, 33 m langer und 13 m breiter Raum, welcher, auf
                              									Gurten eingewölbt, durch zwei Säulenreihen in drei ungleich breite Längsschiffe
                              									eingetheilt ist. In den beiden breiten Längsschiffen befinden sich die Malzbassins
                              										aa, welche von 0,80 m hohen Wänden eingeschlossen
                              									sind. Der Boden der Bassins ist aus fein durchlöcherten Stahlblechplatten gebildet,
                              									unter denen sich durch Abtheilungswände von einander getrennte Lufträume befinden,
                              									welche mittels eines Hauptrohres und einzelner durch Drosselklappen regulirbarer
                              									Querröhren mit den beiden Exhaustoren bb
                              									communiciren.
                           In die Malztenne führen vom Vorraum B sechs Stufen
                              									nieder, welche zwischen zwei Thüren in einem Vorbau liegen.
                           Die innere Thür der Tenne mündet auf ein Podest, welches um die Höhe der Wände der
                              									Bettungen über dem Boden derselben liegt und von welchem wiederum Stiegen in die
                              									Gänge zwischen und neben den Bettungen hinunterführen.
                           Das Podest dient zur Ablagerung des fertigen Grünmalzes, bevor dasselbe mittels des
                              									Aufzuges c zum Darrenboden transportirt wird.
                           d ist ein Reservoir, welches die gequellte Gerste
                              									aufnimmt, die von den Quellstöcken e mittels Kipp wägen
                              									dorthin transportirt wird, und welches oben und unten dicht geschlossen wird. An dem
                              									Ende der Tenne, wo das Reservoir d steht, beginnt die
                              									Arbeit des Haufens.
                           Die Quellgerste wird aus dem Reservoir durch eine Rinne in das betreffende Bassin
                              									abgelassen und auf demselben der Breite einer Abtheilung (1½ m) entsprechend
                              									ausgebreitet.
                           Nach 12 Stunden wird diese Partie eine Abtheilung weiter überschaufelt und der
                              									entstandene freie Raum wieder vom Reservoir aus mit gequellter Gerste gefüllt. Diese
                              									Operation wiederholt sich ununterbrochen, jeder Haufen rückt 12stündlich um eine
                              									Abtheilung vor und kommt regelmässig am zehnten Tage nach seinem Eintritte in das
                              									Bassin als fertiges Grünmalz auf das Podest und von da mittels Aufzug zur Darre.
                           Ueber dem Raum B stehen auf der Höhe der zweiten Etage
                              									die 12 Quellstöcke ee. Die Grosse derselben ist dem
                              									Volumen des Haufens angepasst und erfolgt, wie schon bemerkt, die Communication
                              									zwischen diesem und dem Reservoir a, welches auch als
                              									Nachweiche verwendbar ist, durch Kippwägen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 279, S. 243
                              Pneumatische Mälzerei nach Völckner's System.
                              
                           In E steht die Dampfmaschine f, von welcher zwei Exhaustoren bb von 1 m
                              									Durchmesser und 55 cm Breite betrieben werden. Diese Exhaustoren saugen die Luft aus
                              									einem glasirten Thonrohre und durch dieses, bezieh. den durchlöcherten Boden der
                              									Bettung und das auf demselben in der Arbeit liegende Malz, aus dem Tennenraum. Es
                              									entsteht hierdurch in diesem Raum eine starke Depression, wodurch die atmosphärische
                              									Luft bestrebt ist, in denselben einzudringen. Mauern und Fenster sind mit besonderer
                              									Sorgfalt abgedichtet, erstere durch Cementputz und Glasirung, letztere durch
                              									sorgfältiges Verkitten der starken Glasscheiben, und so bleibt nur der eine Weg zum
                              									Ersatz der ausgezogenen Luft übrig, welcher durch den Kanal hh in den
                              									Tennenraum führt.
                           Dieser Kanal steht mit dem Reinigungsthurm F in directer
                              									Verbindung und bezieht die Luft, welche in letzterem gereinigt, im Sommer gekühlt
                              									und im Winter erwärmt wird, aus demselben.
                           Der Eintritt der Luft aus dem Freien erfolgt durch den Kanal i, von wo aus dieselbe in eine der beiden Abtheilungen von F eintritt und emporsteigend eine Cascade passirt,
                              									welche durch das Herabrinnen des aus dem Reservoir k
                              									strömenden Wassers durch eingelegte durchlöcherte Böden gebildet ist. Die so
                              									abgekühlte, bezieh. erwärmte Luft fällt sodann in einem ausserhalb des Thurmes F liegenden senkrechten Schacht in den Kanal h, um bei h1 in den Tennenraum einzutreten. Die in der Luft
                              									enthaltenen gröberen organischen Körper werden beim Eintritt in den Thurm durch eine
                              									geeignete Vorrichtung zurückgehalten und die Luft danach beim Emporsteigen
                              									vollständig gewaschen, so dass im Innern des Tennenraumes stets eine vollständig
                              									reine Luft herrscht.
                           In dem Luftreinigungsthurme bei F sind die gelochten
                              									Zinkblechplatten auf ⊤-Eisen gelagert angebracht, und erreichen dieselben
                              									abwechselnd die Mauerwände, damit der Luft eine freie Passage geboten wird. Von dem
                              									Reservoir h kommt das temperirte Wasser auf die oberste
                              									Platte, vertheilt sich dort über die darunter angebrachte und so fort bis zum Boden
                              									des Thurmes, wo es abläuft.
                           Da im Laufe der Zeit die Wahrnehmung gemacht wurde, dass die Luft beim Passiren durch
                              									den künstlichen Regen selbst auf dem beträchtlichen Wege von 246 m bei kaum
                              									fühlbarer Geschwindigkeit noch zu wenig Feuchtigkeit annahm, um das durch das
                              									Ventiliren des Keimgutes nur zu leicht entstehende Trockenwerden zu paralysiren, so
                              									wurde deshalb nach Muster von Alt-Karlsberg eine Luftcompressionspumpe aufgestellt
                              									und ein Rohrstrang, mit dieser verbunden, längs des Wachsraumes zwischen beiden
                              									Keimbassins geleitet; an diesem Rohrstrange wurden, entsprechend der Zahl der
                              									Keimbeete, 40 Wasserzerstäuber angebracht, welche nach Bedarf den ganzen Wachsraum
                              									oder einzelne Partien desselben mit kaltem nebelförmigem Wasserstaube erfüllen.
                              									Ferner wurde der aus der Dampfmaschine kommende Auspuffdampf zur Erwärmung von
                              									Wasser, welches im Winter nach Bedarf allein oder mit kaltem gemischt über die
                              									erwähnten gelochten Zinkbleche rieselt, benutzt und genügen nach den gemachten
                              									Erfahrungen jetzt diese Vorrichtungen zum ganzjährigen Betriebe sowohl im strengen
                              									Winter als im Hochsommer. Sie bringen dem Keimgute die nöthige Feuchtigkeit und
                              									erhalten dasselbe nach Verlangen in der gewünschten passenden Temperatur, welche
                              									leicht und schnell nach beiden Richtungen zu verändern möglich ist.
                           Beim Betriebe der nach diesem Systeme gebauten Anlagen stellte es sich als
                              									wünschenswerth heraus, die ziemlich schwere Handarbeit des Uebersetzens der Haufen
                              									aus einem Beete in das andere zu erleichtern und überdies den Raum zwischen den
                              									Doppelböden der Keimbassins während des Betriebes zugänglich zu machen, ferner auch
                              									den Nachtheil der übergrossen Länge des Hauptlüftungskanals zu beseitigen.
                           Diese Umstände führten Völckner zur Construction der
                              									pneumatischen Mälzerei mit staffelförmiger Anordnung der Keimbeete, durch welche die
                              									an den ersten Anlagen dieses Systems beobachteten Nachtheile mit Erfolg
                              									beseitigt schienen.
                           Die erste Anlage dieses neuen Systems wurde für die Ganter'sche Brauereigesellschaft in Freiburg
                              									im Br. eingerichtet, woselbst sie seit mehr als einem Jahre mit bestem Erfolge im
                              									Betriebe steht.
                           Die Einrichtung eines solchen staffelförmigen Apparates ist in den Fig. 9 bis 11 im
                              									Grundriss und zwei Senkrecht schnitten dargestellt und zeigt dieselbe nachstehende
                              									Construction:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 279, S. 244
                              Fig. 9.Mälzerei der Ganter'schen Brauereigesellschaft.
                              
                           Wie im Grundriss ersichtlich, gruppiren sich um einen quadratischen Schacht, welcher
                              									durch die vier Säulen aaaa mit der dazwischen
                              									eingespannten Cementmauerung gebildet ist, gleich grosse Bassins, welche
                              									staffelförmig übereinander liegend, wie die Stufen einer Wendeltreppe, denselben
                              									umgeben. Angenommen, dass I das oberste Bassin ist, so
                              									liegt II um 0,60 m tiefer, III wieder ebenso viel tiefer als II, IV
                              									wieder ebenso viel tiefer als III und so fort. Bassin
                              										V liegt danach unter I, Bassin IV unter II u.s.w. bis zum Bassin XX, welches das
                              									tiefste und letzte der Zeichnung ist. Es ist hierbei angenommen, dass der Inhalt der
                              									Bassins 12stündlich verschoben wird, die Mälzungsdauer also 10 Tage beträgt. Es ist
                              									übrigens weder die Anzahl der Bassins als die Dauer der Malzperiode eine fixe.
                           Bassin I empfängt von den darüber liegenden Quellstöcken
                              									die geweichte Gerste und gibt dieselbe nach 12 Stunden oder weniger an II ab, wonach ersteres wieder mit Quellgerste beschickt
                              									wird; dieser Vorgang wiederholt sich stetig bis zur Entleerung des letzten Bassins,
                              									dessen Inhalt durch den Aufzug auf die Darre gelangt.
                           Die Malzbassins stehen in einem Säulengestell, welches ausser den vier erwähnten
                              									inneren Säulen aaaa aus weiteren vier Eck- und vier
                              									Mittelsäulen besteht.
                           Die Bassins selbst sind auf folgende Weise construirt:
                           Der Boden derselben besteht aus Wellenblech, welches auf ⊏-Eisen ruht, das von den
                              									Säulen getragen wird. Die inneren Vertiefungen des Wellenbleches werden mit
                              									Cementbeton ausgefüllt und mit Betonauffüllung der Wasserablauf zu den Klappen b hergestellt, welche zu dem gemeinschaftlichen
                              									senkrechten Abfallsschacht führen.
                           Auf den ⊏-Eisen und durch eingelegte Zwischenträger unterstützt, wie bei II ersichtlich, liegt eine aus perforirten Blechen hergestellte Decke,
                              									welche den keimenden Malzhaufen trägt.
                           Auf den ⊏-Eisen sind in Cementmauerwerk hergestellte Wände angebracht. Jedes Bassin
                              									ist von drei solchen Wänden umschlossen. Die gegen das nächste Bassin hinführende
                              									Wand fehlt. An Stelle derselben sind bei den ersten Bassins Blechklappen angebracht,
                              									welche den Haufen der noch nicht gekeimten Gerste begrenzen.
                           Die Klappen b vermitteln, wie schon gesagt, die
                              									Communication zwischen den Doppelböden und dem senkrechten Abfallsschacht, der oben
                              									geschlossen ist, am Fussboden dagegen Verbindung mit den zwei im Nebenraume
                              									aufgestellten Exhaustoren ee hat.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 279, S. 245
                              Fig. 10.Mälzerei der Ganter'schen Brauereigesellschaft.
                              
                           An der Giebelwand eines jeden Doppelbodens sind im ⊏-Eisen durch Schieber
                              									verschliessbare Oeffnungen angebracht, welche gestatten, den Doppelboden während des
                              									Betriebes durch Wasserstrahlen reinigen zu können. Zwischen dem Säulengestell und
                              									den Wänden des Gebäudes ziehen sich, jeder Bassinhöhe entsprechend, Perrons, welche
                              									durch Treppen mit einander verbunden sind.
                           Anstossend an die eine Wand des Gebäudes, in welchem das staffelförmige Malzgestell
                              									steht, ist, mit diesem in gleicher Höhe, der Rieselthurm f angebaut. Derselbe hat in seinem Innern eine Anzahl von Siebböden, auf
                              									welchen niedrige Kiesschichten liegen. Auf den oberen Siebböden fliesst Wasser in
                              									einem feinen Regen durch darüber angebrachte Spritzröhren, die mit dem
                              									Wasserreservoir verbunden sind.
                           Der Weg der Luft ist nun folgender: Die Ventilatoren ee
                              									saugen ununterbrochen Luft aus dem senkrechten Schacht des Säulengestelles. In
                              									dieses gelangt die Luft aus dem die Malzbassins umgebenden Raume durch die auf den
                              									durchlöcherten Böden liegende, in der Keimung begriffene Gerste, und erfolgt die
                              									Regulirung des durchzusaugenden Quantums mittels der Klappen b.
                           Die Depression, welche in dem Raum entsteht, in welchem die Bassins angebracht sind,
                              									wird durch die aus dem Rieselthurm kommende Luft ersetzt, und zwar ist in jeder
                              									Etage des Malzhauses eine Oeffnung vorhanden, deren Querschnitt durch Jalousien
                              									regulirt werden kann.
                           In den Rieselthurm gelangt die Luft aus einem Nebenschacht und ist die
                              									Einrichtung getroffen, dass dieselbe in beliebiger Höhe aus dem Freien entnommen
                              									werden kann.
                           Die Luft wird im Rieselthurm gewaschen, indem dieselbe im Zickzack unter den
                              									verschiedenen Siebböden, von welchen fortwährend ein feiner Regen herabfällt,
                              									entlang passirt, und wird je nach dem Wärmegehalt entweder gekühlt oder erwärmt, um
                              									stets mit gleicher verlangter Temperatur zu den Keimbassins zu gelangen.
                           Der Gang der Luft durch den Rieselthurm ist durch Pfeile angedeutet.
                           Der im Nebenraum des Malzhauses stehende Aufzug befördert die Gerste zu den Böden,
                              									von welchen aus Verbindungen zu den Quellstöcken führen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 279, S. 245
                              Fig. 11.Mälzerei der Ganter'schen Brauereigesellschaft.
                              
                           Die Vortheile, welche diese staffelförmige Anordnung der Keimbeete gegenüber der
                              									gewöhnlichen Bassinmälzerei bietet, bestehen zunächst in der Verminderung der
                              									Handarbeit. Dieselbe ist wohl bei diesem System auch noch nicht vollständig
                              									beseitigt, da das Uebertragen des Keimgutes von jedem Keimbeete auf das tiefer
                              									liegende noch immer durch Menschenhand erfolgen muss; allein es geschieht dies
                              									mittels einfacher krücken- öder harkenartiger Werkzeuge ohne jede Anstrengung, wobei
                              									gleichzeitig ein Umwenden der einzelnen Haufen erfolgt, indem die oberen Schichten
                              									des abgeräumten Beetes in dem tiefer liegenden zu unterst kommen.
                           Die Luft-Zu- und -Ausführung ist bei diesem System centralisirt, und ermöglicht die
                              									Construction der Anlage, in den verschiedenen Höhen Horizonte von verschiedenem
                              									Feuchtigkeitsgehalt zu schaffen, was auch durch Anbringung von
                              									Wasserzerstäubungsapparaten an einzelnen Stellen unterstützt werden kann. Einen
                              									Hauptvortheil dieser Anlage bietet die leichte Zugänglichkeit aller Theile und Räume
                              									derselben; die Bassins sind von allen Seiten frei und zugänglich und können die
                              									Doppelböden, wenn die Klappen b geschlossen sind,
                              									sowohl beleuchtet, als auch mit Bürsten und Wasserstrahlen selbst während des
                              									Betriebes gereinigt werden; auch die Siebplateaux des Rieselthurmes sind während des Betriebes
                              									zugänglich, und können die Siebe sowohl gereinigt als auch mit frischem Kies
                              									versehen werden. Die Raumersparniss ist bei dieser Anlage eine besonders grosse,
                              									nachdem bei derselben für je 10000 k jährlicher Malzerzeugung bloss 1 qm Raum
                              									erforderlich ist, während die gewöhnliche Tennenmälzerei den 15fachen Raum an
                              									Bodenfläche erfordert; die pneumatische Mälzerei mit nebeneinanderliegenden
                              									Keimbeeten erfordert für das gleiche Quantum 2,4 qm Bodenfläche, also gegenüber der
                              									staffelförmigen Anordnung fast den 2½ fachen Raum. Dieser Vortheil dürfte für solche
                              									Etablissements, die in Städten angelegt oder vergrössert werden sollen und an
                              									Platzmangel leiden, am schwersten ins Gewicht fallen.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)