| Titel: | Neuerungen auf dem Gebiete der Mälzerei. | 
| Autor: | AloisSchwarz | 
| Fundstelle: | Band 279, Jahrgang 1891, S. 277 | 
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                        Neuerungen auf dem Gebiete der
                           								Mälzerei.
                        Von Prof. AloisSchwarz in M. Ostrau.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 241 d.
                           								Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Neuerungen auf dem Gebiete der Mälzerei.
                        
                     
                        
                           Ein anderes neues System der mechanisch-pneumatischen Mälzerei ist das von E. Kasten in Mannheim, welches bereits in der Praxis
                              									eingeführt wurde und, auf ähnlichen Principien wie das von Völckner beruhend, sich als eine wesentliche Verbesserung desselben
                              									darstellt, nachdem bei diesem neuen Systeme die bei dem Betrieb der pneumatischen
                              									Mälzerei mit wandernden Haufen noch nöthige Handarbeit nunmehr vollständig durch
                              									Maschinenarbeit ersetzt erscheint.
                           Die Einrichtung einer solchen mechanisch-pneumatischen Mälzerei ist in den Fig. 12 bis 17 und zwar in den
                              									ersten drei Figuren die Einrichtungen einer ganzen Anlage, in den drei übrigen die
                              									Details der einzelnen Keimkästen und des Bewegungsmechanismus dargestellt. In diesen
                              									Figuren bezeichnet A den eigentlichen Keimraum, B den Schwelkraum, C den
                              									Kaum für Temperirung und Reinigung der eintretenden Luft, E den Luftabsaugekanal und F den vom Raum C führenden Vertheilungskanal für die gereinigte
                              									Luft.
                           In dem Keimraume A sind, wie aus dem Grundriss Fig. 12 ersichtlich,
                              									zwei Reihen von Bassins (I bis IIXX) angeordnet; in welchen das Keimgut während des Wachsens verbleibt.
                              									Diese Bassins, in Fig. 15 und 16 in grösserem Massstabe
                              									dargestellt, sind hebbar und bestehen aus je einem Rahmen von U-förmigem Trägereisen und je einem darauf angebrachten Kasten; der Boden
                              									des Kastens ist aus perforirtem Blech, während die Umfassungswände aus vollem Blech
                              									bestehen und mittels Profileisen versteift sind. Von den Umfassungswänden sind nur
                              									drei mit dem Trägerrahmen verbunden und hebbar, während die vierte Wand an den beim
                              									Heben zur Führung dienenden Ständern befestigt ist.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 279, S. 278
                              Mälzerei von Kasten in Mannheim.
                              
                           Die Bassins ruhen mit den ebenen Flächen der Rahmen auf dem
                              									Rande von Vertiefungen, welche im Boden des Wachsraumes A angebracht sind, und schliessen durch geeignetes Dichtungsmaterial den
                              									Raum in der Vertiefung hermetisch von dem übrigen Wachsraum ab, so dass nur noch
                              									eine Communication durch die Siebböden der Bassins besteht. Der Raum in den
                              									Vertiefungen steht durch kleine Kanäle e mit dem
                              									Hauptabsaugekanal E in Verbindung, und sind in jedem
                              									der Kanäle e Klappen zur Regulirung des Luftstromes
                              									angebracht. Auf diese Weise wird Luft aus dem Räume A
                              									bei Oeffnung der Klappe durch den Bassinboden bezieh. auch durch das auf demselben
                              									ruhende Keimgut gesogen, die sich vom Raum C aus, durch
                              									den Kanal F, im gleichen Masse ersetzt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 279, S. 278
                              Fig. 14.Mälzerei von Kasten in Mannheim.
                              
                           Der Vorgang des Betriebes ist folgender: Das in den Quellstöcken D eingeweichte Getreide wird in Bassin I abgelassen und verweilt darin bis zu einem gewissen
                              									Zeiträume, der von der Mälzmethode und der Anzahl der Bassins abhängig ist; sodann
                              									wird das Bassin durch einen eigenthümlich construirten fahrbaren Krahn G gehoben und das Keimgut während des Hebens durch das
                              									an dem Krahnwagen befindliche, mechanisch betriebene Paternosterwerk über die
                              									feststehende vierte Wand in das Bassin II befördert.
                              									Nach völliger Entleerung wird das Bassin I wieder
                              									herabgelassen und von den Quellstöcken frisch gefüllt. Diese Procedur wiederholt
                              									sich in gleichen Intervallen, indem immer, von rückwärts angefangen, entleert und
                              									von den vorhergehenden wieder gefüllt wird. Bassin I
                              									erhält seine Füllung wieder von den Quellstöcken.
                           Die Construction des fahrbaren Krahnes ist so gewählt, dass alle Functionen durch
                              									Maschinenkraft verrichtet werden und nur die Einrückung durch eine Person nothwendig
                              									ist; das Ausrücken zur rechten Zeit besorgt die Maschine selbsthätig. Dieser
                              									Krahnwagen (Fig. 17)
                              									wird durch ein endloses Seil bewegt, dessen beide Seilstränge die Führungsrollen und
                              									Treibscheibe des Wagens in der Weise passiren, dass das obere Seil auf der oberen
                              									Seite der einen Führungsrolle aufläuft, dann die untere Hälfte der Treibscheibe
                              									umspannt und über die zweite Führungsrolle abläuft, während das untere Seil unten
                              									über die Führungsrolle läuft, die obere Hälfte der Treibscheibe umspannt und unten
                              									über die zweite Führungsrolle wieder abläuft.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 279, S. 278
                              Fig. 15.Vorrichtung zum Entleeren der Wagen.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 279, S. 278
                              Hebe- und Senkvorrichtung für die Keimkästen.
                              
                           Das Heben und Senken der einzelnen Keimkästen wird erreicht, indem die auf der Welle
                              										b verschiebbare Frictionskuppelung c (Fig. 16) gegen das
                              									direct angetriebene conische Rad d oder das durch
                              									Wechselrad indirect angetriebene conische Rad g mittels
                              									der Hebelverbindung hi gedrückt wird, wodurch die Welle b und die damit in Verbindung stehenden Kader k, 1, m und n gedreht
                              									werden. Die Naben der Räder n haben Muttergewinde, in
                              									denen sich beim Drehen Schraubenspindeln auf oder ab bewegen.
                           Das Entleeren der Wagen geschieht durch ein wagerecht liegendes Paternosterwerk p (Fig. 15), welches von
                              									der Führungsrolle q in der durch Pfeile bezeichneten
                              									Richtung angetrieben wird.
                           Das Entleeren der Bassins durch das wagerechte Paternosterwerk p hat den ganz besonderen Vortheil, dass das Keimgut in
                              									ganz dünnen Schichten von oben herab in das nebenan befindliche leere Bassin
                              									befördert wird, da hierdurch nicht nur allein ein richtiger Wechsel in der Lage des
                              									Keimgutes stattfindet, sondern auch das Verfilzen der Keime namentlich in der
                              									starken Wachsperiode vermieden wird. Bis in das Bassin IIXX befördert die Maschinenkraft das Keimgut selbsthätig, von diesem wird
                              									es in die Schwelkkammer B geschoben, um dann auf die
                              									Darre gefördert zu werden. Vor den Mündungen der Kanäle e in die Vertiefungen unter den Bassins ist je eine Klappe a angebracht, welche sich selbsthätig schliesst, wenn
                              									das Bassin gehoben wird, und öffnet, wenn das Bassin niedergeht. Während ein Bassin
                              									gehoben ist, genügt der Raum darunter, um denselben durch Spritzen und Auskehren zu
                              									reinigen; das sich dabei in der Vertiefung ansammelnde Wasser schiesst bei Oeffnung
                              									der Klappe a schnell durch den Kanal e zum Kanal E ab und
                              									schwemmt alle Unreinigkeiten mit fort.
                           Der Kanal F ist in der Mitte des Wachsraumes an der
                              									Decke geführt und hat nach beiden Seiten Ausströmöffnungen, die durch Klappen oder
                              									Jalousien schliessbar sind; hierdurch ist es ermöglicht, jeder Bassinfüllung die ihm
                              									durch Charakter der Gerste oder Stadium des Wachsthums nöthige frische Luft
                              									zuzuführen, ohne die Füllungen der Nebenbassins arg in Mitleidenschaft zu ziehen.
                              									Durch diese Anordnung ist es auch möglich, einzelnen Bassins mehr oder weniger
                              									Feuchtigkeit durch fein vertheilten Wasserstaub zuzuführen, indem in oder
                              									unmittelbar unter jeder Ausströmöffnung der Zerstäuber angebracht ist und die
                              									ausströmende Luft den Wasserstaub direct über die Bassins gleichförmig
                              									vertheilt.
                           Nach beendetem Keimprocesse gelangt das Grünmalz auf das im Schwelkraum B befindliche Bassin IXX,
                              									woselbst es etwas abtrocknet und sodann durch geeignete Aufzüge nach den Darren
                              									befördert wird.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)