| Titel: | Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. | 
| Fundstelle: | Band 279, Jahrgang 1891, S. 279 | 
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                        Ueber Fortschritte in der
                           								Spiritusfabrikation.
                        (Patentklasse 6. Fortsetzung des Berichtes S. 260
                           								d. Bd.)
                        Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
                        
                     
                        
                           Beiträge zur Kenntniss der antifermentativen Wirkung des
                                 										Fluornatriums bringt auch O. Hewelke durch
                              									Untersuchungen über die Fermentation des Harns (Chem.
                                 										Centralblatt, 1890 Bd. 2 S. 248).
                           Auch E. Factor constatirte für das Kieselfluorammonium eine starke antiseptische Wirkung
                              									gegenüber Milzbrand-, Typhus- und Cholerabacillen (Centralblatt für Bakteriologie und Parasitenkunde, Bd. 7 S. 450).
                           Endlich sei noch erwähnt, dass auch Soxhlet Versuche mit
                              									Flusssäure ausgeführt hat, welche so günstige Resultate ergaben, dass Soxhlet die Anwendung der Flusssäure als einen
                              									Fortschritt von gleicher Bedeutung für die Brennerei wie seiner Zeit die Einführung
                              									des Hochdrucks bezeichnet. Wir kommen im nächsten Referat auf diese Versuche
                              									zurück.
                           Ueber Versuche mit einer Weissbier-Reinzuchthefe,
                              									ausgeführt in der Brennerei zu Altenhof, berichtet Heinzelmann in der Zeitschrift für
                                 										Spiritusindustrie, Bd. 13 S. 133. Zu den Versuchen wurde eine Hefe aus
                              									Weissbier verwendet, welche nach Untersuchungen im Laboratorium in Maltoselösungen
                              									einen Alkoholgehalt bis zu 16 Vol.-Proc. zu erzeugen im Stande war. Der Verfasser
                              									weist zunächst darauf hin, dass es in der Praxis Schwierigkeiten haben dürfte, aus
                              									Kartoffeln Maischen herzustellen, welche 16 Vol.-Proc. Alkohol liefern können, und
                              									dass es ferner fraglich erscheint, ob ein so hoher Alkoholgehalt nicht ungünstig auf
                              									die Nachwirkung der Diastase einwirken wird. Eine Maische, welche 16 Vol.-Proc.
                              									Alkohol liefern soll, müsste nach des Verfassers Berechnung 31° Sacch. zeigen. Mit
                              									dem bei den vorliegenden Versuchen zur Verfügung stehenden Material gelang es im
                              									günstigsten Falle nur Maischen mit 25,5° Sacch. herzustellen. Aber auch in diesen
                              									war die Vergährung durch die Weissbierhefe äusserst mangelhaft verlaufen, denn es
                              									wurden nur 11,2 Proc. Alkohol erzeugt, während entsprechende Maischen von 24 bis
                              									25,5° B., mit gewöhnlicher Brennereihefe angestellt, auf 1,6 bis 2,5° B. vergohren
                              									waren und 12 bis 12,2 Vol.-Proc. Alkohol enthielten. Verfasser beabsichtigt, diese
                              									Versuche zu wiederholen.
                           Versuche über die Vermehrung der Hefezellen; von Adrian J. Brown (vgl. 1890 278 91). Nach einer
                              									Mittheilung in der Zeitschrift für Spiritusindustrie,
                              									Bd. 13 S. 135 und 141, haben die Versuche im Wesentlichen die schon früher von Hayduck u.a. gemachten Beobachtungen bestätigt.
                           Ueber Hefeführung, insbesondere ein neues zweitägiges
                                 										Hefemaischverfahren unter Anwendung von Buttersäureferment und gleichzeitiger
                                 										Aufbewahrung dieses und der Mutterhefe in besonderen luftabgesperrten
                                 										Gefässen schreibt K. Morawski in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 13 S. 105 und
                              									113.
                           Zur Säuerung des Hefegutes wird in einem mit A. S. unterzeichneten Aufsatz in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 13 S. 225,
                              									darauf hingewiesen, dass bei Einführung von Reinzuchthefe auch der Säuerung des
                              									Hefegutes besondere Sorgfalt zuzuwenden sei und dass zur Erreichung dieses Zweckes
                              									die in der Praxis üblichen Vorsichtsmassregeln nicht ausreichten, vielmehr dahin zu
                              									streben sei, auch das Milchsäureferment in reinem Zustande zu züchten. Freilich sind
                              									die wissenschaftlichen, der Praxis vorbauenden Studien über das Milchsäureferment
                              									der Brennerei wegen der damit verbundenen Schwierigkeiten noch nicht weit gediehen.
                              									Untersuchungen, welche H. Weigmann über das
                              									Milchsäureferment beim Säuern der Milch ausgeführt hat, könnten aber vielleicht in
                              									Zukunft dahin führen, dass die Brennerei von der Meierei reines Milchsäureferment
                              									würde beziehen können.
                           Welchen Einfluss üben die Mengen der Hefesäuren auf Erwärmung
                                 										und Vergährung der Maischen aus? In der Zeitschrift
                                 										für Spiritusindustrie, Bd. 13 S. 235, theilt Joh.
                                 										Ernst Brauer Versuche mit, welche er zur Entscheidung dieser Frage
                              									ausführte. Der Verfasser betrachtet es nach diesen Versuchen als erwiesen, dass ein
                              									grösseres als
                              									normales Säurequantum, erzielt bei normalen Säuerungstemperaturen, in den Kunsthefen
                              									nie den nachtheiligen Einfluss auf die Gährthätigkeit der Hefe und die Vergährung
                              									der Maischen ausübt, als wenn allzu geringe Mengen Säuren in den Hefen vorhanden
                              									sind – ein Resultat, welches doch wohl noch der Bestätigung bedarf. (Der Ref.)
                           Die Reinigung und Regenerirung der Hefe durch
                                 										Centrifugiren. Das Reinigen der Hefe durch Centrifugiren wurde zuerst von
                              										E. Haase in Vorschlag gebracht (vgl. 1888 268 239). Jetzt hat Joh. Ernst
                                 										Brauer Versuche damit angestellt, über welche er in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 13 S. 168,
                              									berichtet. Obwohl diese Versuche noch in mancher Beziehung unzureichend waren, geht
                              									aus denselben doch hervor, dass die durch Centrifugiren gereinigte Hefe eine
                              									ungeahnte Gährthätigkeit entfaltet, vermuthlich durch abgewendete
                              									Spaltpilzvegetation, und dass damit höhere Alkoholerträge durch Reinlichkeit der
                              									Alkoholgährung erzielt werden können. Zur erfolgreichen Reinigung und Regenerirung
                              									der Hefe durch Centrifugiren sind nach dem Verfasser folgende Bedingungen zu
                              									beachten: 1) Es muss nur reife, enttreberte Hefe verwendet werden, welche 2) unter
                              									massigem Zufluss bei der grössten Rotationsgeschwindigkeit durch die
                              									Milchseparatoren oder Centrifugen gelassen wird, 3) muss ein gewisses Quantum Hefe
                              									dazu verwendet werden, um zur schnelleren Ausführung der Versuche noch ein Hefegut
                              									an demselben Tage damit anstellen zu können. Die abgeschiedene gesunde Hefe muss
                              									gleich nach dem Centrifugiren bei den günstigsten Vegetationstemperaturen in Gährung
                              									gebracht werden, um eine möglichst grosse Anzahl Zellen zu erhalten. Sofern andere
                              									Versuche weitere Erfolge aufweisen, wäre ein sehr einfaches und billiges Verfahren,
                              									das in allen Wirtschaften, die Milchseparatoren oder Centrifugen besitzen, leicht
                              									anzuwenden ist, gefunden. Wünschenswerth dürfte es auch sein, mit solcher
                              									gereinigten Hefe Dickmaischen zur Vergährung zu bringen und die Patente A. Hesse und Bennewitz
                              									dabei combinirt anzuwenden. Auf diese Weise würde man mit Leichtigkeit eine für die
                              									Praxis genügend reine, dabei äusserst gährkräftige und vor allem billige Hefe
                              									erzielen, die im Stande wäre, den höchsten Anforderungen zu genügen, und die
                              									geeignet sein dürfte, die aus wirklichen Reinculturen hervorgegangene,
                              									verhältnissmässig theuere Hefe vortheilhaft zu ersetzen. Nebenbei könnte man auch
                              									aus der schlechtesten und unreinsten Brennereihefe zu jeder Zeit schnell und mit
                              									Leichtigkeit eine gute reine Hefe erzielen.
                           Diese Versuche wurden von Hesse in Netzlav fortgesetzt,
                              									welcher auch Proben der beim Centrifugiren erhaltenen Hefen an das
                              									Vereinslaboratorium der Spiritusfabrikanten schickte. Ueber die Untersuchung dieser
                              									Proben berichtet Saare in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 13 S. 181. Diese Untersuchungen
                              									bestätigten, dass durch das Centrifugiren der Hefe die abgestorbenen und stark
                              									angegriffenen Hefezellen zurückgehalten werden, während in dem Ablaufenden nur
                              									gesunde, kräftige Hefe gewonnen wird. In den Centrifugen bleiben allerdings noch
                              									gesunde Zellen zurück, doch ist deren Menge gegenüber jener der todten Zellen
                              									massig. Es tritt also durch das Centrifugiren eine Reinigung der Hefe zweifellos
                              									ein. Die aus dem Sahnenrohr und Magermilchrohr ablaufenden Hefen zeigten unter
                              									einander kaum Unterschiede. Zu beachten scheint übrigens wohl auch zu sein,
                              									dass einen Antheil an der günstigen Wirkung des Centrifugirens neben der
                              									Ausscheidung der todten und geschwächten Hefezellen auch die beim Centrifugiren
                              									Platz greifende starke Lüftung hat.
                           
                        
                           IV. Destillation und Rectification.
                           Verfahren und Apparat zur Reinigung und zur Gewinnung eines
                                 										hochgradigen Weingeistes von Konrad Schmitt in
                              									Wiesbaden (D. R. P. kr. 52200 vom 1. December 1888). Die Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 13 S. 213, bringt eine Abbildung
                              									und Beschreibung des Apparates. Ueber die Grundzüge des Verfahrens vgl. 1890 275 420.
                           Verfahren zur Reinigung alkoholischer Flüssigkeiten von
                              										P. C. Rousseau, M. J. de la Baume und J. de Chanterac in Paris. Patentirt im Deutschen Reiche
                              									vom 31. Juli 1889. Patentschrift Nr. 53 495. Das Verfahren besteht darin, dass man
                              									zu den alkoholischen Flüssigkeiten neutrales Kaliumtartrat oder Kaliumnatriumtartrat
                              									setzt, dann Natrium- oder Bariumhyposulfit hinzufügt, die Flüssigkeit vom
                              									Niederschlag trennt und rectificirt.
                           Verfahren zur Gewinnung von reinem Spiritus von Joseph Hradil in Altdöbern, Niederlausitz. Patentirt im
                              									Deutschen Reiche vom 19. October 1889, Patentschrift Nr. 53672. Das Verfahren
                              									bezweckt, die Entstehung der bei der alkoholischen Gährung auftretenden
                              									Nebenproducte zu beseitigen, und besteht darin, dass zu der Maische Stearinsäure
                              									oder andere aus den Fetten bereitete Säuren mit oder ohne Zusatz von
                              									gerbstoffhaltigen Materialien hinzugefügt werden.
                           Rectificationsdephlegmator von Gebrüder Grossmann in Budapest (Privilegium vom 12. April 1890). Derselbe
                              									besteht aus einzelnen Colonnenelementen, die in einem gemeinsamen Cylindermantel
                              									übereinander angeordnet und mit einander durch Stutzen verbunden sind, in welchen
                              									sich je ein Siebboden befindet, zum Zwecke der besseren Durchkochung des Lutters,
                              									und ist charakterisirt durch die eigene Anordnung von Mittelböden mit Lutter-schalen
                              									und durch die Anbringung des Lutterüberfallrohres im Siebboden.
                           
                        
                           V. Schlampe.
                           Ueber die Verfütterung von getrockneter Schlampe, Biertrebern
                                 										und Mais an Pferde machten Lehmann und Eggeling auf der Generalversammlung des Vereins der Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in
                              									Berlin interessante Mittheilungen, welche zu Gunsten dieser Futtermittel sprechen.
                              									Wir verweisen auf den Originalbericht in der Wochenschrift
                                 										für Brauerei, Bd. 7 S. 652.
                           
                        
                           VI. Apparate.
                           Gährbottich- und Hefebottichkühler von Julius Geyer in Löbau (vgl. 1889 273 369) in der Zeitschrift für
                                 										Spiritusindustrie, Bd. 13 S. 120, gibt der Erfinder eine Abbildung und
                              									Beschreibung der Arbeitsweise seines Apparates.
                           Kühl- und Rührwerk für Vormaischbottiche von Richard Luhn in Haspe i. W. (D. R. P. Nr. 49955 vom 3.
                                 									Februar 1889).
                           Neuerung an Maisch-, Koch- und Kühlgefässen von Johann Hampel in Dresden (D. R. P. Nr. 52023 vom 23.
                                 									Juli 1889).
                           Kühlapparat von R. Reif in
                              									Hannover (D.R. P. Nr.51371 vom 19. Juli 1889).
                           Apparat zum Kühlen und Erhitzen von Flüssigkeiten 
                                 										von J. Fischer in Wien (D. R. P. Nr.
                                 									51958 vom 26. März 1889).
                           Condensations-, Kühl- und Verdampfungsapparat von Eduard Theisen in Sinzig a. Rh. (D. R. P. Nr. 52435 vom
                                 									9. Juli 1889).
                           Maischinjector von E.
                                 										Leinhaas. Die Zeitschrift für
                                 										Spiritusindustrie, Bd. 13 S. 126, bringt eine Beschreibung und Abbildung
                              									des Apparates, welcher sich zum Befüllen der Blasen- oder Rectificirapparate gut
                              									bewährt haben soll. Preis 120 M.
                           Ausflussregler für Maische von P. Kyll in Köln-Bayenthal (D. R.P. Nr. 50796 vom 9. Mai 1889).
                           Rührwerk für Gähr- und Hefebottiche von Oswald Orgel in Nassadel bei Bralin (D. R. P. Nr. 52202
                                 									vom 5. Juni 1889).
                           Wasch- und Transporteinrichtung für Getreide von G. Reininghaus in Mainz (D. R. P. Nr. 51306 vom 25.
                                 									Juni 1889).
                           Selbsthätiger Getreidewaschapparat von Franz Schäfer in Mühlhausen i. Th. (D. R. P. Nr. 51833
                                 									vom 2. Juli 1889).
                           Selbsthätige Getreidereinigungsmaschine von Liebmann Stein in Heilbronn. Dieser Apparat, bei
                              									welchem das einlaufende Getreide als Triebkraft verwendet wird, wird in der Wochenschrift für Brauerei, Bd. 7 S. 333,
                              									beschrieben.
                           Gerstenwender von Siegfried
                                    										Hirschler in Worms a. Rh. (D. R. P. Nr. 51304 vom 1. Juni 1889).
                           Hefe-, Sieb- und Waschmaschine von Ferdinand Wrede in Flensburg (D. R. P. Nr. 51312 vom
                                 									10. September 1889).
                           Continuirlich wirkender Hefe-Misch-, Sieb- und
                                 										Sortircylinder von Theodor Vogel in Saalfeld i. Th. (D. R. P. Nr. 51449 vom 14. Juli 1889).
                           Behälter zur Aufbewahrung der Hefe von Emil Römer in Kaschau, Ungarn (D. R. P. Nr. 51679 vom
                                 									31. October 1889).
                           Neuerungen an Apparaten zum Kühlen, Messen und Abscheiden von
                                 										Presshefe von Joseph Rosenzweig und Salomon
                                    										Neumann in Wien (D. R. P. Nr. 51494 vom 15. Mai 1889).
                           Neuerung an Kartoffelerntemaschinen von Jakob Zimmermann in Augsburg (D. R. P. Nr. 50775 vom
                                 									11. August 1889, Zusatzpatent zu Nr. 46797 vom 14. August 1888).
                           Neuerung an Kartoffelerntemaschinen von Naumann in Schlettau (D. R. P. Nr. 51 191 vom 7. Juli
                                 									1889).
                           Kartoffelerntemaschine von Joseph Simon in Stürzelbronn, Kreis Saargemünd, Lothringen (D. R. P. Nr.
                                 									51600 vom 25. April 1889).
                           Apparat zum Aufheben und Transportiren von Malz von Emil Abraham in Berlin (D. R. P. Nr. 52384 vom 20.
                                 									November 1889).
                           Apparat zum Zerreissen von Malz von Emil Abraham in Berlin (D. R. P. Nr. 52438 vom 20.
                                 									November 1889).
                           Maischdestillirapparat von Richard Luhn in Haspe i. W. (D. R. P. Nr. 52440 vom 17. December
                                 									1889).
                           Verfahren und Apparat zur Gewinnung reiner Alkohole von
                              										Émile Augustin Barbet in Agde, Hérault, Frankreich
                              									(D.R. P. Nr. 52632 vom 26. April 1889, vgl. 1890 277
                              									94).
                           Spiritusreinigungsapparat von Wilhelm Schwarz in Meseritz (D. R. P. Nr. 49954 vom 17. Januar 1889).
                           Einen neuen Spiritusheber hat Konkart construirt. Der Apparat wird in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 13 S. 126, beschrieben und gelobt.
                              									Derselbe wird vom Erfinder Konkart in Rondsen bei
                              									Mischke geliefert. Preis 6 M. S. 135 führt Joh. Ernst
                                 										Brauer an, dass er dasselbe Princip schon früher angewendet habe.
                           Spundverschluss von H. Kaliski in
                              									Ostrowo, Posen (D. R. P. Nr. 50974 vom 28. August 1889).
                           Sicherung für Fassverschlüsse von Arthur Schroff in Görlitz (D. R. P. Nr. 51364 vom 2.
                                 									März 1889).
                           Spundbohrer von Heinrich
                                    										Aderhold in Berlin (D. R. P. Nr. 51419 vom 10. September 1889).
                           Rotirender Cylindertrockenapparat von Martin Körner in Dresden (D. R. P. Nr. 51010 vom 15.
                                 									März 1889).
                           
                        
                           VII. Analyse.
                           Zur quantitativen Bestimmung des Traubenzuckers nach der
                                 										gewichtsanalytischen Methode mit Fehling'scher Lösung liefert C. Wein in der Allgemeinen
                                 										Brauer- und Hopfenzeitung einen Beitrag. Für die Bestimmung der Dextrose
                              									nach Allihn verwendet man bekanntlich eine verdünnte Fehling'sche Lösung, während Soxhlet für die Bestimmung der Maltose, des
                              									Milchzuckers und Invertzuckers unverdünnte Fehling'sche
                              									Lösung vorschreibt. Um auch für Dextrose die unverdünnte Lösung benutzen zu können
                              									und auch um die Menge der zu filtrirenden Flüssigkeit zu vermindern, hat Wein das Reductionsvermögen der Dextrose gegen unverdünnte Fehling'sche Lösung an neun Punkten
                              									ermittelt und mit Hilfe dieser Factoren eine neue Tabelle für die Bestimmung des
                              									Traubenzuckers mit unverdünnter Fehling'scher Lösung
                              									ausgerechnet, welche wir hier im Auszuge – von 5 zu 5 mg Kupfer – wiedergeben.
                           
                              
                                 Kupfer
                                 Dextrose
                                 Kupfer
                                 Dextrose
                                 Kupfer
                                 Dextrose
                                 
                              
                                 mg
                                 mg
                                 mg
                                 mg
                                 mg
                                 mg
                                 
                              
                                   10
                                   4,5
                                 165
                                   83,4
                                 320
                                 166,7
                                 
                              
                                   15
                                   7,0
                                 170
                                   86,0
                                 325
                                 169,4
                                 
                              
                                   20
                                   9,5
                                 175
                                   88,6
                                 330
                                 172,2
                                 
                              
                                   25
                                 12,0
                                 180
                                   91,2
                                 335
                                 175,0
                                 
                              
                                   30
                                 14,6
                                 185
                                   93,8
                                 340
                                 177,8
                                 
                              
                                   35
                                 17,1
                                 190
                                   96,4
                                 345
                                 180,6
                                 
                              
                                   40
                                 19,6
                                 195
                                   99,1
                                 350
                                 183,3
                                 
                              
                                   45
                                 22,1
                                 200
                                 101,7
                                 355
                                 186,1
                                 
                              
                                   50
                                 24,6
                                 205
                                 104,4
                                 360
                                 188,9
                                 
                              
                                   55
                                 27,2
                                 210
                                 107,0
                                 365
                                 191,8
                                 
                              
                                   60
                                 29,7
                                 215
                                 109,7
                                 370
                                 194,7
                                 
                              
                                   65
                                 32,2
                                 220
                                 112,3
                                 375
                                 197,6
                                 
                              
                                   70
                                 34,7
                                 225
                                 115,0
                                 380
                                 200,5
                                 
                              
                                   75
                                 37,3
                                 230
                                 117,6
                                 385
                                 203,4
                                 
                              
                                   80
                                 39,8
                                 235
                                 120,2
                                 390
                                 206,3
                                 
                              
                                   85
                                 42,3
                                 240
                                 122,9
                                 395
                                 209,1
                                 
                              
                                   90
                                 44,8
                                 245
                                 125,5
                                 400
                                 212,0
                                 
                              
                                   95
                                 47,4
                                 250
                                 128,3
                                 405
                                 214,9
                                 
                              
                                 100
                                 49,9
                                 255
                                 131,1
                                 410
                                 217,8
                                 
                              
                                 105
                                 52,4
                                 260
                                 133,7
                                 415
                                 220,7
                                 
                              
                                 110
                                 54,9
                                 265
                                 136,4
                                 420
                                 223,6
                                 
                              
                                 115
                                 57,5
                                 270
                                 139,1
                                 425
                                 226,5
                                 
                              
                                 120
                                 60,0
                                 275
                                 141,9
                                 430
                                 229,4
                                 
                              
                                 125
                                 62,5
                                 280
                                 144,6
                                 435
                                 232,4
                                 
                              
                                 130
                                 65,1
                                 285
                                 147,3
                                 440
                                 235,3
                                 
                              
                                 135
                                 67,7
                                 290
                                 150,0
                                 445
                                 237,6
                                 
                              
                                 140
                                 70,3
                                 295
                                 152,8
                                 450
                                 240,6
                                 
                              
                                 145
                                 72,9
                                 300
                                 155,6
                                 455
                                 243,5
                                 
                              
                                 150
                                 75,5
                                 305
                                 158,3
                                 460
                                 246,5
                                 
                              
                                 155
                                 78,2
                                 310
                                 161,1
                                 465
                                 249,4
                                 
                              
                                 160
                                 80,8
                                 315
                                 163,9
                                 470
                                 252,4
                                 
                              
                           Die zwischen den angegebenen Zahlen für Kupfer liegenden Werthe lassen sich leicht
                              									durch einfache Rechnung finden. Bei Benutzung der Tabelle ist nach Wein Folgendes zu beachten:
                           1) Die Fehling'sche Lösung ist unverdünnt
                              									anzuwenden.
                           2) 30 cc Kupferlösung (69,278 g Kupfervitriol in 1 l) und 30 cc
                              									Seignettesalznatronlauge – nicht nach Allihn, sondern
                              									nach Fehling-Soxhlet – sind erst kurz vor der
                              									Bestimmung zusammenzumischen.
                           3) Die Zuckerlösung darf nicht mehr als 1procentig sein. Concentrirte Lösungen werden
                              									entsprechend verdünnt.
                           
                           4) Die Kochdauer des Gemisches von Fehling'scher
                              									Lösung und Zuckerlösung beträgt 2 Minuten..
                           5) Die Filtration erfolgt nicht durch Papier, sondern durch Asbestfilter.
                           (Nach Wochenschrift für Brauerei, Bd. 7 S. 332.)
                           Ueber die Bestimmung der Zuckerarten mit
                                 										Kupferkaliumcarbonatlösung veröffentlicht H.
                                 										Ost Versuche in den Berichten der deutschen
                                 										chemischen Gesellschaft, Bd. 23 S. 1035. Die Lösung besteht aus 23,5 g
                              									krystallisirtem Kupfervitriol, 250 g Kaliumcarbonat und 100 g Kaliumbicarbonat zu 1
                              									l. Man löst die Carbonate und trägt die Kupferlösung allmählich ein. Der
                              									Wirkungswerth der Lösung hängt nicht nur vom Kupfergehalte, sondern auch von der
                              									Menge der Carbonate ab. Die Lösung ist haltbar, reducirt Invertzucker, greift aber
                              									Rohrzucker fast gar nicht an.
                           Die Methoden zur Bestimmung des Stärkemehles in
                                 										Getreidearten von Märcker (vgl. 1887 265 283) und von Asboth
                              									(vgl. 1888 268 94) hat neuerdings Z. v. Milkowski geprüft und bei Untersuchung von Braugersten eine sehr
                              									gute Uebereinstimmung zwischen beiden Methoden gefunden. Zeitschrift für analytische Chemie, 1890 S. 134. (Andere Forscher waren
                              									früher zu entgegengesetzten Resultaten gekommen; vgl. hierüber 1890 275 423.)
                           Ein Verfahren zur Bestimmung der Rohfaser und Stärke
                              									theilt M. Honig in der Chemiker-Zeitung, 1890 S. 868 und 902, mit. Das Verfahren beruht auf den
                              									vom Verfasser gemachten Beobachtungen, dass Eiweiss beim Erhitzen mit Glycerin auf
                              									210° in eine in Wasser, wie auch in Aetheralkohol lösliche Modifikation übergeführt
                              									wird, dass ferner die Umwandelungsproducte, welche die Stärke beim Erhitzen mit
                              									Glycerin auf 210° erleidet, durch Alkoholäthermischung vollständig gefällt werden,
                              									diejenigen der Dextrose dagegen nicht; endlich, dass Cellulose beim Erhitzen mit
                              									Glycerin auf 210° gar keine Veränderung erleidet. Durch geeignete Behandlung erhält
                              									man die Cellulose nebst den Stärkeumwandelungsproducten als Niederschlag, aus
                              									welchem die letzteren durch heisses Wasser gelöst werden. Es bleibt Cellulose
                              									zurück, welche noch durch Mineralstoffe, die bestimmt und in Abzug gebracht werden
                              									müssen, verunreinigt ist; Stickstoff enthält die Cellulose nur in geringer Menge, in
                              									maximo 1 Proc. In der wässerigen Lösung wird nach dem Invertiren mit Salzsäure die
                              									Stärke mit Fehling'scher Lösung bestimmt.
                           Zur Bestimmung der Stärke in Futtermitteln bringt A. Leclerc im Journal de Pharm.
                                 										et de Chimie, Bd. 21 S. 641, ein Verfahren in Vorschlag, welches auf der
                              									Anwendung einer concentrirten Lösung von Zinkchlorid beruht. Durch diese werden
                              									Stärke, Zucker und Dextrin gelöst, während Cellulose, Fett und Eiweiss ungelöst
                              									bleiben. Durch Alkohol werden aus dieser Lösung Stärke und Dextrin gefällt, während
                              									Zucker in Lösung bleibt. Die abgeschiedene Stärke enthält geringe Mengen
                              									Mineralstoffe und bei Getreide auch Stickstoff, deren Menge bestimmt und in Abzug
                              									gebracht werden muss.
                           Eine neue Methode zur Alkoholbestimmung, welche auf der
                              									Unlöslichkeit der Harzstoffe oder der ätherischen Oele in Wasser und auf deren
                              									Löslichkeit in Alkohol basirt, veröffentlicht Carpenè
                              									in Settimana Vinicola (durch Weinlaube, 1890).
                           Als Reagens auf Aldehyde empfiehlt L. Crismer eine Lösung von Kaliumquecksilberjodid (vgl.
                              									1887 266 595). Zum Nachweise von Aldehyd in
                              									Glycerin, Amylalkohol und Aethylalkohol erfüllt das Reagens vollkommen seinen Zweck.
                              									Für den Nachweis in Aethylalkohol ist es zu empfehlen, den verdünnten Alkohol mit
                              									wenig reinem Chloroform zu schütteln und letzteres zu prüfen. Alle Verbindungen mit
                              									Aldehydfunction, Glucose, Benzaldehyd, Zimmtaldehyd u.s.w. geben mit dem Reagens
                              									Niederschläge, die Reaction ist empfindlicher als die mit Fuchsin und schwefliger
                              									Säure oder mit Diamidobenzol. Zur Unterscheidung der durch Aldehyd bewirkten
                              									Niederschläge von den durch Ammoniak mit dem Nessler'schen Reagens erzeugten rothen Niederschlägen kann der Zusatz von
                              									einigen Tropfen Cyankaliumlösung dienen, wodurch die durch Aldehyd entstandenen
                              									Fällungen schwarz gefärbt werden, während die durch Ammoniak verursachten vollkommen
                              									verschwinden. Zu einer Täuschung können nur die Hydroxylaminsalze Veranlassung
                              									geben, die auch mit dem Nesslerschen Reagens schwarze
                              									Färbungen bezieh. Niederschläge geben. {Zeitschrift für
                                 										analytische Chemie, Bd. 29 S. 350, daselbst durch Chemiker-Zeitung, Bd. 13 S. 1 und 98.)
                           Die zum Nachweise von Verunreinigungen im Alkohol empfohlenen
                                 										Methoden hat Ed. Mohler geprüft, indem er
                              									Alkohol von 50 Proc. mit den verschiedenen Producten, welche im Alkohol vorkommen
                              									können, mischte und die Empfindlichkeit der verschiedenen Reactionen, sowie die
                              									Verhältnisse, welche auf die Empfindlichkeit von Einfluss sind, feststellte. 1) Schwefelsäure. Das Maximalverhältniss war 10 cc Säure
                              									auf 10 cc Alkohol, über dieses Verhältniss hinaus färbt sich auch reiner Alkohol,
                              									unter demselben vermindert sich die Empfindlichkeit der Reaction in starkem Masse.
                              									Eine wahrnehmbare Färbung geben noch folgende Mengen:
                           
                              
                                 Furfurol
                                 0,010
                                 Methylolaldehyd
                                 0,500
                                 
                              
                                 Isobutyraldehyd
                                 0,125
                                 Acetolaldehyd
                                 0,500
                                 
                              
                                 Paraldehyd
                                 0,125
                                 Caprylalkohol
                                 0,050
                                 
                              
                                 Propionaldehyd
                                 0,250
                                 Isobutylalkohol
                                 0,125
                                 
                              
                                 Oenanthaldehyd
                                 0,250
                                 Heptylalkohol
                                 0,500
                                 
                              
                                 Valeraldehyd
                                 0,250
                                 Amylalkohol
                                 0,500
                                 
                              
                                 Acetaldehyd
                                 0,125
                                 Amylacetat
                                 0,250
                                 
                              
                           Lösungen, welche ein Tausendstel Butyrylaldehyd, Aceton, Propyl-, Isopropyl-,
                              									normalen Butyl-, Methylalkohol, Butyrat, Isobutyrat, Valerianat, Capronat,
                              									Oenanthylat, Benzoat und Salicylat von Aethyl enthalten, geben keine Färbung. 2) Disulfit von Rosanilin. Das beste Verhältniss ist 30 cc
                              									einer Lösung, welche in 1000 Th. 1 Th. Fuchsin enthält, 20 cc Natriumdisulfit von
                              									34° B., 3 cc Schwefelsäure, 200 cc Wasser. Das Reagens muss sofort nach der
                              									Darstellung in dem Verhältnisse von 4 cc auf 10 cc des zu prüfenden Alkohols
                              									angewandt werden. Die maximale Färbung tritt nach ½stündiger Digestion ein. Man kann
                              									im Liter Alkohol von 50 Proc. noch entdecken:
                           
                              
                                 Aethyl-, Oenanthylaldehyd und Acetat
                                 0,01 g
                                 
                              
                                 Valerylaldehyd
                                 0,02 g
                                 
                              
                                 Propion- und Isobutyraldehyd
                                 0,05 g
                                 
                              
                                 Paraldehyd, Furfurol, Butylaldehyd und    Aceton
                                 0,50 g
                                 
                              
                           Alkohol und Aether sind ohne Einfluss auf das Reagens. 3) Anilinacetat. Dasselbe ist in saurer Lösung das
                              									specielle Reagens auf Furfurol, auf die anderen Substanzen ist es ohne Einwirkung.
                              									Das beste Verhältniss ist 10 Tropfen Anilin und 2 cc krystallisirender Essigsäure
                              									auf 10 cc Alkohol. Die stärkste Färbung tritt nach ½stündiger Digestion ein, ist
                              									aber sehr intensiv, so dass 1 mg und sogar noch 0,1 mg Furfurol in 1 l Alkohol noch
                              									deutlich erkannt werden kann. 4) Kaliumpermanganat. Setzt man 2 bis 3
                              									Tropfen 1/1000-Normalpermanganatlösung zu 10 cc Alkohol, so erfordert es ungefähr 2
                              									Minuten, bis die Reduction vollständig ist, mit unreinem Alkohol ist die Reduction
                              									je nachdem etwas schneller, was sich indess für die Praxis nicht verwerthen lässt.
                              									Beim Arbeiten in saurer Lösung wird aber das Permanganat durch Lösungen von
                              									Paraldehyd, Isobutylaldehyd und Isobutylalkohol so rasch zersetzt, dass man diese
                              									Substanzen erkennen kann. Die Reduction ist unabhängig von der Concentration des
                              									Alkohols und dem Grade der Säuerung der Flüssigkeit. Die Lösungen von Aethylaldehyd
                              									zu 1/1000 besitzen
                              									keine augenblicklich reducirenden Eigenschaften. (Chemisches
                                 										Centralblatt, 1890 Bd. 2 S. 567, daselbst nach Comptes rendus, Bd. 3 Nr. 1 S. 87.)
                           Bestimmung des Acetons im Methylalkohol und in den durch
                                 										Methylalkohol bewirkten Denaturationen; von Leo
                                 										Vignon. Der Verf. erörtert die Anwendbarkeit der von Krämer und von Lieben
                              									vorgeschlagenen Methode, welche auf der Ueberführung des Acetons in Jodoform beruht.
                              										(Comptes rendus, 1890 S. 534.)
                           Untersuchung von Branntwein auf denaturirten Spiritus. O.
                                 										Schweissinger gründet sein Verfahren auf den Nachweis des Pyridins, da er
                              									die Methoden zum Nachweise des Methylalkohols für umständlich und unzuverlässig
                              									hält. Die Methode beruht auf dem Verhalten des Pyridins gegen Quecksilberchlorid. Da
                              									Zucker die Reaction stört, muss, falls dieser in dem Branntweine vorhanden ist,
                              									destillirt werden. 10 cc des Branntweines bezieh. des Destillats werden mit 10
                              									Tropfen einer concentrirten alkoholischen Quecksilberchloridlösung versetzt,
                              									umgeschüttelt und der Ruhe überlassen; eine zweite Probe stellt man in derselben
                              									Weise an und fügt noch 10 cc reinen Alkohol hinzu. Als Gegenprobe können 10 cc
                              									dienen, welche man mit 0,5 cc oder auch nur mit 0,25 cc denaturirtem Spiritus
                              									versetzt hat. Bei Gegenwart von Pyridin entsteht ein dicker weisser krystallinischer
                              									Niederschlag. In einer Verdünnung von 1 Tb. denaturirtem Spiritus auf 10 Th. Wasser
                              									tritt der Niederschlag sofort, in einer Verdünnung 1 zu 20 nach einigen Stunden
                              									deutlich ein. Mit Sicherheit kann man noch 5 Proc. denaturirten Spiritus = 0,025
                              									Proc. Pyridin nachweisen, bei weiterer Verdünnung tritt die Reaction nicht immer
                              									ein, weil man meist nicht mit starken alkoholischen Lösungen zu thun hat. – Zur
                              									quantitativen Bestimmung des Pyridins in Schnäpsen kann man das directe Titriren
                              									derselben mit Dimethylorange als Indicator benutzen; auch bei Gegenwart von
                              									ätherischen Oelen und Zucker ist das Verfahren anwendbar. Da Pyridin auf
                              									Phenolphtaleïn nicht einwirkt, so kann man sich durch gleichzeitige Anwendung dieses
                              									Indicators von der Abwesenheit der Alkalien überzeugen. Man titrirt mit
                              									Zehntelnormalsäure, bis die anfangs goldgelbe Farbe in eine weinrothe übergeht. 1 cc
                              									Zehntelnormalsäure entspricht 0,0079 g Pyridin. (Zeitschrift
                                 										für angewandte Chemie, 1890 S. 253, daselbst nach Pharmac. Centralblatt, 1890 S. 141.)
                           Zur Untersuchung des denaturirten Branntweines; von Carl Windisch. Der Verf. prüfte, welchen Einfluss die
                              									Denaturirungsmittel bei der Untersuchung von denaturirtem Branntwein auf Fuselöl
                              									nach der Chloroformmethode ausüben, und fand, dass Pyridin, selbst in einer Menge
                              									von 0,2 cc in 100 cc, ohne Einfluss auf die Volumenvermehrung ist, dass Holzgeist
                              									eine relativ geringe Volumenvermehrung bewirkt, indem nur ⅕ in das Chloroform
                              									übergeht, während ⅘ in dem verdünnten Alkohol bleiben. Das Thieröl gab in Mengen von
                              									0,01 Vol.-Proc. dem Branntweine einen eigenthümlichen Geruch und eine immer dunkler
                              									werdende Rothfärbung. Ein Einfluss auf die Volumenvermehrung konnte nicht beobachtet
                              									werden. Die sich bei der Behandlung bildenden Farbstoffe gehen sowohl in die
                              									Alkohol–, als auch in die Chloroformschicht über. – Der Aether verursachte eine sehr
                              									erhebliche Volumenvermehrung des Chloroforms. – Das als Denaturirungsmittel
                              									verwendete Rosmarin- und Lavendelöl, welche zu 0,06 und 0,04 cc auf 100 cc des
                              									verdünnten Spiritus zugesetzt wurden, verminderten die Chloroformschicht von 0,015
                              									bezieh. 0,01 cc. Dass diese Verhältnisse sich bei grösseren Zusätzen ändern bezieh.
                              									umgekehrt werden können, liegt auf der Hand. Da nun alle bei der Denaturirung in
                              									Betracht kommenden Bestandtheile quantitativ bekannt sind, so ist es, unter
                              									Zugrundelegung obiger Erfahrungen, möglich, die Volumenvermehrungen des Chloroforms
                              									zu bestimmen, welche der Gegenwart des Denaturirungsmittels in Branntweinen
                              									zugeschrieben werden müssen, welche von der Steuerbehörde denaturirt worden sind.
                              									Pyridin und Thieröl kommen nicht in Frage, Aether wurde nicht berücksichtigt. Für
                              									die anderen Denaturirungsmittel ergab sich Folgendes: Das allgemeine Denaturirungsmittel erhöht, wenn es in vorschriftsmässiger
                              									Menge und Beschaffenheit zugesetzt worden ist, bei der Fuselölbestimmung das
                              									Chloroformvolumen um 0,12 cc. Der Fuselölgehalt in 100 cc des ursprünglichen
                              									Branntweines berechnet sieh nach der Formel:
                           
                              f_{(v)}=\frac{V}{45}\,(h-H-0,12),
                              
                           worin H das Chloroformvolumen bei
                              									der Ausschüttelung von reinem 30vol.-procentigem Alkohol, h das bei der Ausschüttelung des zu untersuchenden Branntweines erhaltene
                              									Chloroformvolumen und V die Volumprocente Alkohol des
                              									Branntweines sind. Auf 100 Th. wasserfreien Alkohol bezogen, wird der
                              									Volumprocentgehalt an Fuselöl:
                           
                              f_{(100)}=\frac{20}{9}\,(h-H-0,12),
                              
                           betragen. – Für das allgemeine
                                 										Denaturirungsmittel mit Lavendelölzusatz ergeben sich die Formeln:
                           f_{(v)}=\frac{V}{45}\,(h-H-0,11), Vol.-Proc.
                              									Fuselöl
                           f_{(100)}=\frac{20}{9}\,(h-H-0,11), Vol.-Proc.
                              									Fuselöl.
                           Für das allgemeine Denaturirungsmittel mit
                                 										Rosmarinölzusatz:
                           f_{(v)}=\frac{V}{45}\,(h-H-0,10), und
                           
                              f_{(100)}=\frac{20}{9}\,(h-H-0,10).
                              
                           
                              Bei Denaturirung mit 5 Proc. Holzgeist ist:
                              
                           f_{(v)}=\frac{V}{45}\,(h-H-0,30), und
                           
                              f_{(100)}=\frac{20}{9}\,(h-H-0,30).
                              
                           
                              Denaturirung mit 0,5 Proc. Terpentinöl:
                              
                           f_{(v)}=\frac{V}{45}\,(h-H-0,07), und
                           
                              f_{(100)}=\frac{20}{9}\,(h-H-0,07).
                              
                           
                           Bier- und Weinzusätze geben nur sehr geringe Volumenvermehrung. – Um in obigen
                              									Formeln das Fuselöl in Grammen in 100 g absoluten Alkohols umzurechnen, hat man den
                              									für f(100) gefundenen Werth mit 1,025 zu multipliciren.
                              										(Chemisches Centralblatt, 1890 Bd. 2 S. 614,
                              									daselbst nach Arbeiten ans dem kaiserl.
                                 										Gesundheitsamte, Bd. 6 S. 471.)
                           
                              (Schluss folgt.)