| Titel: | Beiträge zur Technik der Chrompigmente. | 
| Autor: | Carl Otto Weber | 
| Fundstelle: | Band 279, Jahrgang 1891, S. 285 | 
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                        Beiträge zur Technik der
                           								Chrompigmente.
                        Von Dr. Carl Otto
                                 								Weber.
                        (Schluss des Berichtes S. 232 d. Bd.)
                        Beiträge zur Technik der Chrompigmente.
                        
                     
                        
                           B) Die Zinkchromate.
                           Die Zinkchromate, Zinkgelbe, sind von den Chromgelben nicht nur chemisch verschieden,
                              									auch die Nuance derselben ist eine solche, wie wir sie bei keinem Chromgelb
                              									antreffen, so dass man in der That berechtigt ist, von einer besonderen
                              									Zinkgelbnüance zu sprechen. Während man im Stande ist, Chromgelbe zu erzeugen, deren
                              									Nuance vom zartesten Citrongelb bis Granatroth alle Schattirungen durchlaufen, ist
                              									die Farbenscala der Zinkgelbe ausserordentlich beschränkt, so sehr, dass man sagen
                              									kann, dass dieselben über einen einzigen Ton, ein zartes, aber sehr feuriges Gelb
                              									eigentlich gar nicht hinauskommen.
                           In der Deckkraft stehen die Zinkgelbe den Chromgelben sehr nach, haben aber
                              									andererseits den Vortheil grösserer Lichtbeständigkeit und nicht so hoher Giftigkeit
                              									vor den letzteren voraus. Im Preise sind dieselben von den Chromgelben nur sehr
                              									wenig verschieden und da sie diesen, wie bemerkt, an Deckkraft nachstehen, so stellt
                              									sich natürlich ihre Anwendung erheblich theurer, was sofort den im Verhältniss zu
                              									dem Chromgelbconsum geringen Verbrauch an Zinkgelb erklärt. Mehr als achtzig Procent
                              									des in deutschen Fabriken producirten Zinkgelb werden mit Pariserblau (Stahlblau)
                              									auf Zinkgrün verarbeitet, für die Verwendung in Oel. Holland, die Schweiz und Ungarn
                              									sind die grössten continentalen Zinkgrünconsumenten.
                           Bezüglich der chemischen Constitution der Zinkgelbe scheint eine ziemliche Unklarheit
                              									zu herrschen, indem dieselben bald als neutrales, bald als basisches Zinkchromat,
                              									bald als saures Zinkkaliumchromat bezeichnet werden. GenteleGentele, Handb. der Farbenfabrikation, II.
                                    											Aufl., S. 208. scheint denselben, auf welche Weise auch immer
                              									dargestellt, die letztgenannte Zusammensetzung zuzuschreiben, doch äussert er sich
                              									über den Gegenstand in ziemlich unklarer Weise, mit der ferneren etwas sonderbar
                              									klingenden AngabeGentele, Handb. loc. cit., dass eine
                              									neutrale oder basische Zinkoxydlösung, mit einer Lösung von neutralem chromsaurem
                              									Kali kochend versetzt, einen Niederschlag von vermuthlich ZnCrO4 gebe, unter gleichzeitiger Bildung von gelöst
                              									bleibendem Bichromat. Thatsache ist, dass die Zinkgelbe des Handels in der
                              									Zusammensetzung sehr variiren, am häufigsten sind die sauren Zinkkaliumchromate, mit
                              									sehr wechselndem Verhältniss von Zinkchromat und Kaliumbichromat, die basischen
                              									Zinkchromate sind ziemlich selten und neutrale Zinkchromate sind Verfasser als
                              									Handelsproducte überhaupt nie vorgekommen.
                           Als Rohmaterialien für die Fabrikation der Zinkgelbe stehen uns Chlorzink, das häufig
                              									als Abfallproduct erhältlich ist, Zinksulfat und Zinkoxyd zu Gebote. Die
                              									Zinksalze des Handels sind fast ausnahmslos eisenhaltig und müssen in jedem Falle
                              									erst eisenfrei gemacht werden, was am einfachsten in der Weise geschieht, dass man
                              									die vorher analytisch ermittelte Menge Permanganat zusetzt, um vorhandenes
                              									Eisenoxydulsalz in Oxydsalz überzuführen. Man erhitzt dann die Zinksalzlösung unter
                              									Zusatz von Zinkoxydhydrat, das nicht eisenfrei zu sein braucht. Nach kurzem Erhitzen
                              									auf 80° C. und tüchtigem Durchrühren ist alles Eisenoxyd abgeschieden und nach
                              									erfolgter Filtration ist die Lösung völlig eisenfrei. Die so erhaltenen Lösungen von
                              									Chlorzink bezieh. Zinksulfat können aber nicht unmittelbar zur Zinkgelbfabrikation
                              									verwendet werden. Sie liefern wohl mit Chromaten und Bichromaten gelbe
                              									Niederschläge, aber die äusserst unvollständige Fällung erheischt sehr grossen
                              									Materialaufwand und die gefällten Gelbe besitzen Eigenschaften, die, abgesehen von
                              									dem hohen Preise, ihre Anwendung als Farben ausschliessen.
                           Die durch Fällung von neutralen Zinksalzlösungen mit Mono- oder Bichromaten
                              									erhaltenen Niederschläge sind stets normales Zinkchromat, ZnCrO4:
                           1) ZnCl2 + K2CrO4 = ZnCrO4 + 2KCl,
                           2) ZnCl2 + K2Cr2O7 + H2O = ZnCrO4 + 2KCl + H2CrO4.
                           Arbeitet man nach der Gleichung (1), so verläuft wohl die Reaction in dem angegebenen
                              									Sinne, aber die Löslichkeit des Zinkchromates ist so gross, dass die Ausbeute kaum
                              									40 Proc. der Rechnung beträgt und beim Auswaschen mit Wasser zerfällt dieses Product
                              									vollständig in Zinkoxyd und Chromsäure, fällt man daher in nicht sehr concentrirten
                              									Lösungen, so bemerkt man die schon von Gentele
                              									beobachtete Erscheinung, dass beim Vermischen der Lösungen der beiden neutralen
                              									Salze eine stark saure Flüssigkeit erhalten wird. Beim Behandeln des ohne Waschung
                              									von der überstehenden Lösung abfiltrirten Zinkchromates mit Kaliumbichromat tritt
                              									eine Verdichtung des gelben, wolligen Niederschlages ein, der sich mit einem Theil
                              									des angewandten Bichromates vereinigt. Das so erhaltene Product, das aber nur bei
                              									Gegenwart eines grossen Ueberschusses an Bichromat entsteht, entspricht ungefähr der
                              									Formel (ZnCrO4)3.
                              										K2Cr2O7, lässt sich auswaschen ohne merkliche Zersetzung
                              									zu erleiden, liefert aber beim Trocknen ein äusserst hartes, sandiges Pulver, das,
                              									obgleich von schöner Nuance, als Farbe werthlos ist.
                           Genau dasselbe gilt von den nach Gleichung (2) dargestellten Zinkgelben, nur dass die
                              									Ausbeute noch viel kleiner ist als im ersten Falle, so dass die durch obige
                              									Gleichungen repräsentirten Darstellungsmethoden für Zinkgelb in jeder Hinsicht
                              									praktisch unanwendbar sind; trotzdem enthalten aber jene Gleichungen bereits die
                              									Principien für eine rationelle technische Darstellung der Zinkgelbe.
                           
                              1) Die basischen
                                    										Zinkchromate.
                              Neutralisirt man die beim Vermischen der Lösungen von Zinksulfat und
                                 										Kaliummonochromat erhaltene saure Lösung mit irgend einem Alkali, so erhält man
                                 										eine weitere sehr bedeutende Gelbfällung, die überstehende Lösung ist aber durch
                                 										Monochromat sehr stark gelb gefärbt und obgleich die Ausbeute durch die Fällung
                                 										von basischem Zinkchromat erheblich gesteigert ist, so bedingt selbst dieses
                                 										Verfahren einen grossen Verlust an Chromsäure, obgleich bemerkt werden muss,
                                 										dass das erhaltene Gelb, ein mehr oder minder basisches Zinkchromat, ziemlich
                                 											beständig
                                 										gegen Wasser ist und sich als Farbstoff verwenden lässt. Nach dieser Methode
                                 										wurde früher vielfach fabricirt, indem versucht wurde, den Chromsäureverlust auf
                                 										ein Minimum zu reduciren, durch Zusatz von Chlorcalcium zu der neutralisirten
                                 										Mischung, wodurch Calciumchromat gefällt wurde, das sich dem bereits gebildeten
                                 										basischen Zinkchromate beimischte. Da Calciumchromat nicht unbeträchtlich
                                 										löslich ist in Wasser, so wurde hierdurch der factische Chrom säure Verlust wohl
                                 										vermindert, aber doch nicht in solchem Grade, um ein wirklich rationelles
                                 										Arbeiten zu ermöglichen. Das Verfahren und mit ihm die kalkchromathaltigen
                                 										Zinkgelbe sind heute so gut wie vollständig vom Markte verschwunden.
                              Das nach der soeben beschriebenen Methode erhaltene Zinkgelb ist ein gelber
                                 										Farbstoff, der sich aber durch den erheblichen Chromsäureverlust ziemlich theuer
                                 										stellt. Auf ein Minimum lässt sich dieser Chromsäureverlust herabdrücken, wenn
                                 										man, nicht von einem neutralen, sondern von einem basischen Zinksalze ausgehend,
                                 										nur so viel Chromat verwendet, als dem als neutrales Zinksalz vorhandenen
                                 										Zinkoxyd entspricht. Die Erfahrung hat gezeigt, dass die günstigsten Resultate,
                                 										in Bezug auf Ausbeute und Schönheit des Farbstoffes, erhalten werden, wenn ¼ des
                                 										angewendeten Zinksalzes, von der Fällung mit dem Chromat, mit der entsprechenden
                                 										Menge Soda zersetzt wird, im Sinne folgender Gleichung:
                              3) 4ZnSO4 + Na2CO3 + 3 K2CrO4
                              = (ZnCrO4)3.ZnO + Na2SO4 + 3K2SO4.
                              Das gefällte Gelb ist von feuriger Nüance, äusserst leicht und flockig. Mehr als
                                 										einmaliges Waschen des Niederschlages ist nicht anzurathen. Der Verlust an Chromsäure nach
                                       												dieser Methode beträgt ungefähr 7 Proc.
                              Die Gewichtsverhältnisse, wie sie sich aus obiger Formel berechnen, sind:
                              
                                 
                                    287
                                    kryst. Zinksulfat,
                                    
                                 
                                      26,5
                                    calc. Soda,
                                    
                                 
                                    110
                                    Kaliumbichromat,
                                    
                                 
                                      40
                                    calc. Soda.
                                    
                                 
                              Die in der Vorschrift enthaltenen 40 calc. Soda dienen zur Ueberführung des
                                 										Bichromates in das neutrale Chromat. Es sei gleich hier bemerkt, dass die Natur
                                 										der mit der Chromsäure verbundenen Base von grösstem Einflüsse ist auf die
                                 										Nuance und Schönheit des erzeugten Zinkgelbes, ja dass die Darstellung
                                 											„saurer“ Zinkgelbe überhaupt nur bei Anwendung von Kaliumchromat
                                 										bezieh. Bichromat gelingt, während Natriumbichromat überhaupt kein Zinkgelb
                                 										liefert. Auf die Erklärung dieser Thatsache werden wir weiter unten
                                 										zurückkommen. Hier sei nur bemerkt, dass der Einfluss der Base des Chromates auf
                                 										die basischen Zinkgelbe unverkennbar, aber ziemlich gering ist. Ein aus
                                 										Natriumchromat erzeugtes basisches Zinkgelb steht dem aus Kaliumchromat
                                 										erzeugten Producte bedeutend nach, es besitzt einen röthlichen Stich und ist
                                 										wesentlich trüber; der Unterschied ist aber kaum bemerkbar bei Anwendung von
                                 										Kaliumnatriumchromat, d.h. einer mit Soda neutralisirten
                                 										Kaliumbichromatlösung.
                              
                           
                              2) Die säuern Zinkgelbe.
                              Die gegenwärtig fast ausschliesslich in Benützung befindliche Methode für die
                                 										Darstellung von Zinkgelb liefert Producte, deren färbender Antheil aus (ZnCrO4)3. K2CrO7 besteht,
                                 										neben wechselnden Mengen von unverändertem Zinkoxyd. Diese Gelbe sind also
                                 										Doppelsalze von Zinkorthochromat und Kaliumbichromat. Natriumbichromat ist
                                 										nicht im Stande solche Doppelsalze zu bilden und ist daher für die Fabrikation
                                 										von Zinkgelben dieser Art überhaupt nicht verwendbar. Wie bereits bemerkt,
                                 										enthalten alle Zinkgelbe obiger Constitution freies Zinkoxyd oft bis zu 50 Proc.
                                 										des Gelbes, aber diesem Zinkoxyd kommt weder eine chemische Function in dem
                                 										Gelbe zu, noch ist dasselbe einfach als ein Verdünnungsmittel des Farbstoffes zu
                                 										betrachten, sondern seine Anwesenheit hat den Zweck, dem Farbstoff
                                 											„Körper“ zu geben.
                              Als Ausgangsmaterial für diese Gelbe hat sich das Zinkweiss eingeführt, das in so
                                 										hoher Reinheit Handelsproduct ist, dass man es als reines Zinkoxyd betrachten
                                 										kann, aus dem sich durch Behandlung mit Schwefelsäure mit Leichtigkeit basisches
                                 										Zinksulfat von grosser Reinheit herstellen lässt, das je nach dem angewendeten
                                 										Mengenverhältniss von Schwefelsäure und Zinkweiss stets noch grössere oder
                                 										kleinere Mengen von Zinkoxyd in Suspension enthält. Auf Zusatz einer Lösung von
                                 										Kaliumbichromat zu einer solchermassen bereiteten Lösung von basischem
                                 										Zinksulfat tritt sofort ein Niederschlag von Zinkorthochromat auf, dieselbe
                                 										Verbindung scheint in der Flüssigkeit gelöst zu sein, deren Farbe in diesem
                                 										Stadium ein schmutziges Gelb ist. Nach ungefähr einer Stunde, bei fortwährendem
                                 										Rühren, beginnt sich auf der Oberfläche der Flüssigkeit ein ausserordentlich
                                 										feuriger gelber Schaum bemerkbar zu machen. Dies ist ein Zeichen, dass das
                                 										Doppelsalz (ZnCrO4)3. K2Cr2O7 sich auszuscheiden beginnt. Der
                                 										Schaum auf der Oberfläche der Flüssigkeit vermehrt sich nun sehr rasch, während
                                 										gleichzeitig die rothgelbe Nuance derselben einer rein kanariengelben Färbung
                                 										Platz macht, verursacht durch die Farbe des entstandenen Niederschlages. Mit
                                 										dieser Veränderung Hand in Hand geht die Entfärbung der Lösung, die bei einer
                                 										gut geleiteten Operation zu einem Filtrate führen muss, das nur Spuren von
                                 										Chromsäure gelöst enthält.
                              Als Beispiel diene nachstehende Vorschrift, die ein ganz vorzügliches Resultat
                                 										liefert:
                              
                                 
                                    100
                                    Zinkweiss,
                                    
                                 
                                      60
                                    Schwefelsäure 66° Bé.,
                                    
                                 
                                    100
                                    Kaliumbichromat.
                                    
                                 
                              Das Zinkweiss wird vortheilhaft 24 Stunden vor der Operation durch ein feines
                                 										Sieb in eine massige Quantität Wasser gesiebt, es ist kaum wahrscheinlich, dass
                                 										hierbei eine Hydratbildung stattfindet, aber erfahrungsgemäss liefert ein
                                 										solches gewässertes Zinkweiss weichere, flockigere Gelbe, als sie bei
                                 										Unterlassung dieser Operation erhalten werden. Am anderen Tage wird dann das
                                 										Zinkweiss in einem Bottich geschlämmt unter Zufügung einer entsprechenden
                                 										Wassermenge. In langsamem Strahle lässt man die vorher mit Wasser stark
                                 										verdünnte Schwefelsäure zufliessen und fügt nach zweistündigem Rühren die kalte
                                 										Lösung des Bichromates hinzu. Es ist von grösster Wichtigkeit, dass die Lösungen
                                 										kalt sind, und dass von Beginn der Operation bis zur vollständigen Ausscheidung
                                 										des Farbstoffes fortwährend kräftig gerührt werde, andernfalls ist die Bildung
                                 										harter, sandiger Gelbe eine häufige Erscheinung.
                              Das auf diese Weise erzeugte Zinkgelb übertrifft die vorbeschriebenen Producte an
                                 										Schönheit der Nuance, Zartheit des Pulvers, ganz besonders aber in Bezug auf den
                                 										Herstellungspreis, da die Ausbeute eine ganz vorzügliche ist und ein bemerkbarer
                                 										Verlust an Chromsäure thatsächlich 
                                 										nicht stattfindet. Zweimaliges Waschen ist ausreichend, um das gefällte
                                 										Gelb in genügender Weise von dem gebildeten Kaliumsulfat zu befreien.
                                 										Erscheinungen, wie das Umschlagen der Chromgelbe, treten beim Zinkgelb nicht
                                 										auf, auch ist dasselbe bei weitem nicht so empfindlich in Bezug auf die
                                 										Trockentemperatur als ersteres.
                              
                           
                        
                           II. Chromoxyd haltende Chrompigmente.
                           Unter den Chromoxyd haltenden Chrompigmenten nimmt noch immer das Guignetsgrün die
                              									erste, ja einzige Stelle ein. Alle anderen Chromoxydpigmente (Arnaudonsgrün,
                              									Plessysgrün, Schnitzersgrün), obgleich dieselben erheblich billiger erzeugt werden
                              									können, stehen doch dem Guignetsgrün zu sehr an Schönheit nach, um dasselbe
                              									irgendwie ersetzen zu können. Um irgend eines dieser Grüne neben Guignetsgrün
                              									darzustellen, müsste deren Preis in besserem Verhältniss stehen zu der Nuance und
                              									den sonstigen Eigenschaften derselben. Die Schwierigkeit, den Preis dieser Producte
                              									auf das erforderliche Niveau herabzubringen, liegt in dem Umstände, dass die
                              									technischen Bichromate das einzige in Betracht kommende Rohmaterial für deren
                              									Darstellung bilden. Während aber in die Chromsäurepigmente beinahe 70 Proc. der
                              									Handelschromate als Ausbeute übergehen, erhalten wir aus demselben Rohmaterial für
                              									die Chromoxydpigmente nur ungefähr 50 Proc. Ausbeute, wobei noch zu berücksichtigen
                              									ist, dass die Reduction der Chromsäure zu Chromoxyd das letztere noch weiter
                              									vertheuert.
                           Chromoxyd als solches findet als Pigmentfarbe keine Anwendung, da ein Product von
                              									schöner Nuance nur aus chromsaurem Quecksilberoxydul oder einem Gemisch von
                              									Ammoniumbichromat und Pikrinsäure erhalten werden kann; bei dem Preise dieser
                              									Ausgangsmaterialien ist deren technische Verwendung natürlich absolut
                              									ausgeschlossen. Von den Chromoxydhydraten ist das Guignetsgrün, C2O(OH)4, das
                              									einzige, das sich als Pigmentfarbe empfiehlt, und wird dasselbe in ganz bedeutenden
                              									Quantitäten fabricirt. Seine hervorragendsten Eigenschaften, neben seiner prächtigen
                              									Nuance, bestehen in seiner absoluten Unveränderlichkeit im Licht und in seiner
                              									Indifferenz gegen chemische Einflüsse aller Art. Zufolge dieser hervorragenden
                              									Eigenschaften wird das Guignetsgrün überall da verwendet, wo die Aechtheit und
                              									Beständigkeit in erster Linie berücksichtigt werden, also für Banknotendruck,
                              									Chromolithographie, Tapeten- und Cattundruck.
                           Die Darstellung des Guignetsgrüns wird noch heute ausschliesslich nach dem von seinem
                              									Erfinder zuerst veröffentlichten Verfahren hergestellt, nämlich durch
                              									Zusammenschmelzen von Kaliumbichromat und Borsäure in schwacher Rothglut. Der
                              									Schmelzprozess verläuft nach der Gleichung: K2Cr2O7 + 16B(OH)3 = Cr2(B4O7)3 + K2B4O7 + 24H2O + 3O und beim Behandeln derselben mit Wasser
                              									zerfällt dieselbe im Sinne folgender Gleichung in Chromoxydtetrahydrat
                              									(Guignetsgrün) und Borsäure:
                           Cr2(B4O7)3 +
                              										20H2O = Cr2O(OH)4 + 12B(OH)3.
                           An der chemischen Seite des Guignetsgrünprocesses, wie in obigen Gleichungen
                              									dargestellt, ist im Laufe der letzten dreissig Jahre, seit welcher Zeit die
                              									Fabrikation dieses Pigmentes in ausgedehntem Massstabe betrieben wird, absolut
                              									nichts geändert worden, obgleich zahlreiche Versuche gemacht wurden, die theure
                              									Borsäure wenigstens theilweise durch billigere Salze zu ersetzen. Die gemachten
                              									Verbesserungen beziehen sich ausschliesslich auf Verbesserungen in der Anlage der
                              									Schmelzöfen einerseits, andererseits auf die rationellere Regeneration der
                              									Borsäure.
                           Ursprünglich wurde die Schmelzung der Mischungen von Bichromat und Borsäure in
                              									gewöhnlichen Flammöfen bewirkt, gegenwärtig sind nur noch Retorten- oder Muffelöfen
                              									im Gebrauche, in welchen sich die zur Reaction erforderliche Temperatur, welche
                              									zwischen 500 bis 700° C. liegt, weit besser reguliren und vor allem mit Leichtigkeit
                              									unter 800° C. halten lässt, bei welcher Temperatur die so gefährlichen
                              										„Rostflecke“ sich zu zeigen beginnen, deren Auftreten in grösserer Menge
                              									stets gleichbedeutend ist mit einem Verlust der Schmelze als Farbstoff.
                           Unter den zahlreichen Chromoxydverbindurigen hat sich bislang, mit Ausnahme des
                              									Chromoxydtetrahydrates, keine gefunden, die im Stande gewesen wäre, sich einen Markt
                              									zu erobern. Die Möglichkeit der Herstellung solcher Chromoxydderivate ist aber
                              									vorhanden und zwar scheinen die Chromphosphate die Richtung für erfolgreiches Suchen
                              									auf diesem Gebiet anzugeben. Darauf deutet vor allem der Umstand hin, dass der
                              									wesentliche Bestandtheil der bereits genannten Arnaudonsgrün, Plessysgrün und
                              									Schnitzersgrün Chromphosphat ist. Das erste und letzte dieser Grüne ist zu theuer,
                              									als dass an dessen technische Herstellung gedacht werden könnte, Plessysgrün dagegen
                              									scheint näherer Betrachtung würdig zu sein.
                           Das Plessy'sche Verfahren besteht im Behandeln einer Lösung von Bichromat und doppelt
                              									phosphorsaurem Kalk mit Rohzucker als Reductionsmittel, als welches aber ebenso gut
                              									der viel billigere Stärkezucker sich verwenden lässt. Da Plessy's Angaben mit Bezug
                              									auf den verwendeten phosphorsauren Kalk sehr ungenau sind, so wurde zufolge einer
                              									1873 vom Karlsruher Polytechnicum gestellten Preisaufgabe die Bildung dieses Grüns
                              									von KötheD. p. J., 1874 214
                                    											59. näher untersucht, ohne dass aber ein Resultat von technischem
                              									Werth gewonnen worden wäre. Köthe fand das grüne
                              									Pigment von sehr wechselnder Zusammensetzung, indessen scheint erwähnenswerth, dass
                              									der Genannte in demselben Kaliumphosphate in durch Wasser nicht ausziehbarer Bindung
                              									beobachtete, was darauf hinzudeuten scheint, dass das Chromphosphat Doppelsalze zu
                              									bilden vermag, die möglicher Weise von solcher Beschaffenheit sind, dass sie als
                              									Pigmente marktfähig wären. Der Preis dürfte in dieser Hinsicht nicht im Wege
                              									stehen.
                           Von erheblichem technischen Interesse scheinen indessen die Chromkieselphosphate und
                              									deren Doppelsalze mit den Phosphaten der alkalischen Erden. Unter Bedingungen, deren
                              									genaue Feststellung mir zur Zeit noch nicht möglich war, gelingt es Pigmente
                              									darzustellen, die von ganz ausserordentlicher Schönheit und Aechtheit sind. Da die
                              									technische Darstellung der Kieselphosphorsäure weit leichter ist, als die
                              									Darstellung dieses Körpers im Laboratorium, so wären die technischen Schwierigkeiten
                              									in der Herstellung wohl zu überwinden. Soweit meine Versuche über diesen Gegenstand
                              									reichen, ist aber die Bildung dieser Pigmente ein Vorgang von ziemlich complicirter
                              									chemischer Natur, da dieselben nur entstehen, wenn Bichromat in Gegenwart von
                              									Kieselphosphorsäure und Kalk- oder Bariumphosphaten durch Zucker reducirt wird. Fällung von
                              									Chromoxydsalzen mit Lösungen von Silicophosphaten führen zu keinen brauchbaren
                              									Resultaten.