| Titel: | Neues über die Druckluft. | 
| Fundstelle: | Band 281, Jahrgang 1891, S. 7 | 
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                        Neues über die Druckluft.
                        Mit Abbildungen.
                        Neues über die Druckluft.
                        
                     
                        
                           Die lebhaften Erörterungen über die Verwendbarkeit der Druckluft als Kraftfernleiter,
                              									über den Erfolg der Pariser Anlage im Besonderen, wie auch über den Vergleichs werth
                              									zur elektrischen Kraftvertheilung haben in letzter Zeit wieder eine grosse Anzahl
                              									recht interessanter Untersuchungen und Abhandlungen hervorgebracht, welche sich
                              									sogar bis auf eine genauere Bezifferung des Preises von Kleinkraftbetrieb
                              									erstreckten.
                           Bei dieser Gelegenheit ist auch die geschichtliche Entwickelung des
                              									Druckluftbetriebes näher behandelt worden und hat sich dabei herausgestellt, dass
                              									die Verwendung von Vorwärmern bei Druckluftmaschinen keineswegs neu ist, vielmelr
                              									lange vor Popp in Paris bekannt war.
                           Im Jahr 1876 erschien bei Dunod in Paris ein Werk vom
                              									Ingenieur M. A. Pernolet über die Druckluft und ihre
                              									Anwendungen. In diesem Buche wird bereits beschrieben, dass die Druckluft vor ihrer
                              									Verwendung in den Arbeitscylindern vorgewärmt oder mit einem Dampfstrahl vermischt
                              									wird. Die bezügliche Stelle im genannten Werke hat folgenden Wortlaut:
                           
                              „Um die Endtemperatur in den Arbeitscylindern über Null Grad zu erhalten, hat man
                                 										verschiedene Mittel angewendet, von denen aber keines eine gute Wirkung gab,
                                 										weil man nicht hoffen kann, beim blossen Durchgange der Luft durch einen am Ende
                                 										der Rohrleitung und vor dem Eintritt in den Arbeitscylinder befindlichen
                                 										Vorwärmer ihr eine hinreichende Temperaturerhöhung zu geben. In der Maschine
                                 										selbst und während die Luft in ihr arbeitet, musste man auf sie einwirken, wie
                                 										z.B. durch einen Umlauf von warmem Wasser oder noch besser durch Einspritzung
                                 										von Dampf, wie dies schon durch Siemens in England
                                 										und durch Cornet in Belgien hervorgehoben worden
                                 										ist.“
                              
                           Es wird in jenem Buche vorgeschlagen, die Luft durch einen Röhrenvorwärmer streichen
                              									zu lassen, der ähnlich wie die Winderhitzer an Hochöfen eingerichtet ist.
                           Des Weiteren werden an besagter Stelle zwei Vorwärmer vorgeschlagen nach der
                              									Construction von Hurd und Simpson und Mekarski.
                           Hurd und Simpson in England,
                              									welche Luftcompressoren und Schrämmaschinen bauten, haben als Vorwärmer einen
                              									gusseisernen Apparat vorgeschlagen, den sie am Ende der Kanalisation anbringen. Der
                              									innere Cylinder wird mit glühender Holzkohle und Eisendrehspänen angefüllt, und
                              									lassen sie dann die Luft durch diese hoch erwärmte Masse streichen. Es muss die so
                              									unmittelbar erwärmte Luft offenbar eine sehr hohe Eigentemperatur annehmen; aber es
                              									ist nicht einzusehen, wie ein Apparat dieser Art ununterbrochen arbeiten kann; denn
                              									der Brennstoff, welchen er enthält, muss in wenigen Minuten durch den
                              									Druckluftstrom, der durch ihn hindurchgeht, aufgezehrt sein, und dann wird der
                              									Apparat vollständig wirkungslos.
                           Einen Luftvorwärmer mit überhitztem Wasser bringt Mekarski auf den von ihm erfundenen Trambahnwagen zur
                              									Anwendung.
                           In diesem selbsthätigen Trambahnwagen ist die Betriebskraft
                              									Druckluft, welche unter einem Drucke von 25 at in Behältern von 2 cbm Fassung, unter
                              									dem Wagen gelegen, aufgespeichert ist. Diese Druckluft tritt in zwei doppelt
                              									wirkende Cylinder, die je zu jeder Seite des Wagens liegen und auf eine Wagenachse
                              									arbeiten. Damit nun aber Luft unter diesem Druck vortheilhaft expandiren könne, muss
                              									man ihr Wärme zuführen. Zu diesem Zwecke schaltet Mekarski zwischen den Luftbehältern und Cylindern einen kleinen
                              									Blechbehälter ein, der vor der Abfahrt mit heissem Wasser gefüllt wird, entnommen
                              									aus einem Dampfkessel von 5 at Druck, das mithin auf ungefähr 180° überhitzt ist.
                              									Die Druckluft kann erst in die Cylinder treten, nachdem sie durch dieses Wasser
                              									durchgegangen und sich an ihr erwärmt hat. Auf diese Weise bildet die Luft, welche
                              									in die Cylinder eintritt, ein Gemenge von Luft und Dampf zu 180°, welches unter
                              									bedeutender Abkühlung expandirt, jedoch lange nicht mit der Abkühlung, als wenn kein
                              									Vorwärmer da wäre. Und gewöhnlich vermehrt diese Wärme, welche das überhitzte Wasser
                              									der Luft während ihrer Arbeitszeit abgibt, um ebensoviel die Arbeit, welche letztere
                              									auf die Treibkolben ausüben kann. Wäre nun die auf diese Weise abgegebene Wärmemenge
                              									hinreichend, um eine gleichförmige Temperatur der Luft zu bewahren, so würde
                              									letztere vollständig die Arbeit wieder abgeben, welche zu ihrer Compression unter
                              									derselben, gleichfalls constant erhaltenen Temperatur nöthig gewesen war, und dies
                              									ist das theoretische Resultat, dessen Erreichung man in der Anlage von Vorwärmern
                              									anstreben soll.
                           Der Mekarski'sche Vorwärmer soll beim Betriebe einer
                              									Lufttrambahn in Paris in Thätigkeit gewesen sein, ohne dass jedoch der erwünschte
                              									günstige Erfolg erkennbar geworden sei. Dem gegenüber muss betont werden, dass beim
                              									sogen. Popp'schen System gerade der Vorwärmer als der
                              									günstige Factor angesehen werden muss.
                           Beachtenswerth bleibt noch eine Mittheilung in jenem Buche, zufolge welcher ein
                              									Ingenieur Pochet in seiner neuen industriellen Mechanik
                              									bereits 1874 die Ansicht ausgesprochen habe, wie vortheilhaft es für das
                              									Kleingewerbe sein würde, wenn man an gewaltigen Centralstellen Luft verdichtete und
                              									diese Druckluft durch ein Rohrnetz an die Kleinindustrie abgebe.
                           Pochet berechnet, dass 1  Druckluft an der
                              									Verbrauchsstelle 4,67 k Kohlen kosten würde. Diese Ziffer erschien damals sehr
                              									gering. –
                           Die ausführlichsten und eingehendsten Veröffentlichungen zu Gunsten des
                              									Druckluftbetriebes rühren von A. Riedler her, vgl. Neue Erfahrungen über die Kraftversorgung von Paris durch
                                 										Druckluft (System Popp), mit 36 Abbildungen und 15 Tabellen, Berlin 1891,
                              									bei R. Gärtner, ferner Zeitschrift des Vereins für
                                 										Gewerbefleiss in Preussen, Januar 1891, sowie Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1891 S. * 110 u. f.
                           Riedler hat in diesen Veröffentlichungen besonders
                              									eingehende Untersuchungen über die Betriebsverhältnisse bekannt gegeben, wie er sie
                              									mit Gutermuth vorgefunden und geprüft hat. Riedler kritisirt die in Paris benutzten Maschinen;
                              									namentlich die Compressoren, als sehr schlecht.
                           Die erste 2000pferdige Pariser Anlage in der Rue St. Fargeau arbeitet mit sechs Paxman-Maschinen (Compressor nach Sturgeon)
                              									und leistet mit denselben mittels einer Dampfpferdekraft eine stündliche
                              									Verdichtungsarbeit von 7,5 cbm angesaugter Luft, bei 6 at Enddruck der Druckluft.
                              									Die Luftverdichtung erfolgt wegen mangelhafter Bauart fast mit voller
                              									Wärmeentwickelung und ist der Ueberdruck im Compressor beträchtlich grösser als in
                              									der Luftleitung.
                           Die 1889 vorgenommene Vergrösserung der Anlage beziffert sich auf 2000 . Die
                              									Anlage arbeitet mit fünf Cockerill-Maschinen
                              									(Compressor nach Dubois-François) und mit diesen
                              									Maschinen leistet eine Dampfpferdekraft stündlich die Verdichtungsarbeit von 8,5 cbm
                              									angesaugter Luft bei 6 at Enddruck.
                           Bei Inbetriebsetzung der Compressoren war der Einfluss des schädlichen Raumes anfangs
                              									so bedeutend, dass bei höherer Geschwindigkeit die Saugwirkung 50 Proc. und darunter
                              									vermindert wurde. Durch Verminderung des schädlichen Baumes wurde dieser Verlust an
                              									Saugwirkung auf 15 Proc. vermindert.
                           Ein von Riedler verbesserter Cockerill-Compressor leistet trotz mancher Unvollkommenheiten die
                              									stündliche Verdichtungsarbeit von 10,4 cbm angesaugter Luft bei 6 at Enddruck, also
                              									etwa 30 Proc. Mehrleistung als die Paxman-Maschinen.
                           Tabelle I.
                           Paxman- (Sturgeon)-Compressor.
                           (Centralstation Rue St. Fargeau, Paris.)
                           
                              
                                 Compressor
                                 Minutl.Um-drehung
                                 IndicirteCom-pressor-arbeit
                                 Compressor-druckat
                                 Volum-Wirkungs-grad
                                 
                                    Luftlieferung
                                    
                                 
                              
                                 Wirkl.Saug-volum.cbm
                                 Stünd-lich
                                 1 Dampf-HPund Stundecbm
                                 
                              
                                 Paxman.Cyl.-Durchm.:600 mm u. 560 mmHub: 1219 mm
                                 3737
                                 302258
                                 6,06,0
                                 0,870,87
                                 1,181,18
                                 26202378
                                 7,407,82
                                 
                              
                           Tabelle II.
                           Cockerill-Compressoren.
                           (Centralstation Rue St. Fargeau, Paris.)
                           
                              
                                 Compressor
                                 Minutl.Um-drehung
                                 IndicirteCom-pressor-arbeit
                                 Compressor-druckat
                                 Volum-Wirkungs-grad
                                 
                                    Luftlieferung
                                    
                                 
                              
                                 Wirkl.Saugvol.p. Umdr.cbm
                                 Stünd-lich
                                 1 Dampf-HPund Stundecbm
                                 
                              
                                 Cockerill.Cyl.-Durchm.:600 mmHub: 1200 mm
                                 40454040   38,6   38,5  
                                    											38,6
                                 337353342377324337329
                                 6,06,06,06,06,06,06,0
                                 0,830,830,880,850,890,890,91
                                 1,321,32  1,4081,36  1,423  1,422    1,4448
                                 316835643379,23753,63303,63287,63346
                                 
                                    7,08
                                    
                                    8,57
                                    
                                    8,40
                                    
                                    8,46
                                    
                                    8,67
                                    
                                    8,33
                                    
                                    8,64
                                    
                                 
                              
                           Tabelle III.
                           Riedler-Compressor.
                           (Centralstation Rue St. Fargeau, Paris.)
                           
                              
                                 Compressor
                                 Umdrehungin derMinute
                                 IndicirteCom-pressor-arbeit
                                 Compressor-druckat
                                 Volum-Wirkungs-grad
                                 
                                    Luftlieferung
                                    
                                 
                              
                                 Wirkl.Saugvol.p. Umdr.cbm
                                 Stünd-lich
                                 1 Dampf-HPund Stundecbm
                                 
                              
                                 Ridler.Cyl.-Durchm.:1090 mmbezw. 670 mmHub: 1200
                                    											mm
                                 52603839
                                 615709422424
                                 6,06,06,06,0
                                   0,9850,98  0,985  0,985
                                   2,1952,18  2,195  2,195
                                 6848790250005136
                                 
                                    
                                    10,020
                                    
                                      10,026*
                                    
                                    10,656
                                    
                                    10,890
                                    
                                 
                              
                           Die Luftverdichtung erfolgt hier in zwei Stufen, indem der Niederdruckcylinder
                              									die atmosphärische Luft ansaugt, bis auf 2 at verdichtet und in einen
                              									Zwischenbehälter drückt, aus welchem der Hochdruckcylinder saugt, um die Luft auf 6
                              									at zu verdichten. Die Luft wird im Zwischenbehälter durch Wassereinspritzung auf die
                              									Anfangs- bezieh. Wassertemperatur abgekühlt.
                           Die Tabellen I bis III geben einige Auszugszahlen aus Versuchsreihen von Riedler und Gutermuth über
                              									die Leistung dieser drei Compressorarten in St. Fargeau:
                           Die neue Centralanlage am Quai de la Gare soll
                              									insgesammt auf 24000  gebracht werden können, von denen noch im Laufe dieses
                              									Jahres 10000  verfügbar sein sollen. Im Laufe dieses Sommers sollen bereits
                              									vier Maschinen von zusammen 8000  in Betrieb kommen.
                           Die neue Centralstation liegt unmittelbar an der Seine, am Rande der Stadtumwallung.
                              									Am Flusse wird ein Landungsquai mit Verladevorrichtung ausgeführt, so dass
                              									wahrscheinlich schon durch den Transport auf dem Flusse allein die Heizkohlen um
                              									mehr als 2 Frcs. die Tonne billiger bezogen werden können als z. Z. in der alten
                              									Centralstation auf der Höhe von Belleville. Dies schafft schon grossen Unterschied
                              									in den Betriebskosten. Der Bezug beliebiger Mengen reinen Wassers bereitet keine
                              									Schwierigkeit und fast keine Kosten; die Folge hiervon wird sein, dass die Kühlung
                              									der Compressoren, vor allem aber die Dampfcondensation der grossen Betriebsmaschinen
                              									in der vollkommensten Weise möglich sein wird.
                           In der alten Anlage begegnet die Wasserbeschaffung den grössten Schwierigkeiten. Es
                              									kann nur Wasserleitungswasser bei hohen Kosten verwendet werden, und für die
                              									Condensation muss dasselbe Wasser bei künstlicher
                              									Abkühlung wiederholt verwendet werden. Letztere lässt vieles zu wünschen übrig und
                              									es kommt oft vor, dass die Kühlung mangelhaft bleibt und für die Condensation
                              									Einspritzwasser von sehr hoher Temperatur verwendet werden muss, so dass die
                              									Luftleere und damit die Brennstoffausnutzung eine sehr ungünstige ist.
                           Bei der erwähnten günstigen Lage der neuen Centralstation werden sich die allgemeinen
                              									Betriebsauslagen für die Krafterzeugung, im Vergleich zum gegenwärtigen Betriebe,
                              									viel günstiger gestalten und wesentlich billigere Erzeugung ermöglichen.
                           Das Grundstück ist vom Fluss durch die Uferstrasse getrennt, welche für Kohlenzufuhr
                              									überbrückt wird. Die Ecke des Grundstückes wird von der Pariser Gürtelbahn und
                              									Orleansbahn durchschnitten; der leicht herstellbare Gleisanschluss wurde bei der
                              									überwiegenden Bedeutung des Flussweges unterlassen.
                           Die Dampfkessel für vier 2000pferdige Maschinen sind in vier Gruppen aufgestellt. Die
                              									Kohlenzufuhr wird zwischen den beiden Kesselhäusern auf einem Mittelgeleise, später
                              									durch selbsthätigen Transport im oberen Stockwerk der Mittelgalerie erfolgen,
                              									welches durch Gleise und Hochbahn mit der mechanischen Entladevorrichtung am Flusse
                              									verbunden wird. Die Lagerung der Kohle wird in Blechkasten der Mittelgalerie
                              									erfolgen, welche Kasten zugleich Träger des Eisenbaues bilden.
                           Jede Dampfkesselgruppe ist mit ausschaltbaren Vorwärmern versehen. Die Dampf- und
                              									Speiseleitung ist durchaus doppelt derart ausgeführt, dass jeder Kessel mit jeder
                              									Maschine arbeiten und jede Speisevorrichtung jeden Vorwärmer oder Kessel speisen
                              									kann.
                           Hierzu kommen die Vortheile der neuen Betriebsmaschinen. Kessel und Maschinen der
                              									neuen Centralstation werden mit Dampf von 12 at Ueberdruck betrieben. Die
                              									Antriebsdampfmaschinen werden als dreistufige Expansionsmaschinen mit der
                              									erreichbaren Vollkommenheit, nach dem heutigen Stand der Erfahrung ausgeführt. Die
                              									ausführende Maschinenfabrik, Schneider und Co. in
                              									Creusot, gewährleistet einen Kohlenverbrauch von 700 g für die Stunde und
                              									Dampfpferdekraft mit 20000 Frcs. für je 100 g Mehrverbrauch.
                           Gerade in Hinsicht des Betriebsaufwandes wird die neue Anlage grosse Vortheile
                              									bieten, da die Dampfmaschinen der alten Centralstation, bei zweistufiger Expansion,
                              									gewöhnlicher Schiebersteuerung, niedriger Dampfspannung, schlechter Condensation und
                              									auch wegen ihrer Bauart nur sehr massigen Anforderungen genügen können. Die Paxmam-Maschinen arbeiten mit einem stündlichen
                              									Dampfverbrauch von über 9 k, die Cockerill-Maschinen
                              									über 8 k; ein Verbrauch, der zu Zeiten mangelhafter Condensation weit überschritten
                              									wird, während mit den neuen Maschinen voraussichtlich ein Dampfverbrauch von 5,3 k
                              									erreicht werden wird.
                           Weiter ist hervorzuheben, dass in Paris schon seit mehr als zwei Jahren der
                              									Druckluftbetrieb zu einem fast continuirlichen Betrieb herangewachsen ist. Die
                              									Abgabe motorischer Kraft ist ohne Beleuchtungsbetrieb so bedeutend, dass zu allen
                              									Tageszeiten ein grosser Theil der Maschinenanlage in vollem Betriebe steht. Bei der
                              									neuen Anlage wird dies in noch erhöhtem Maasse der Fall sein, da auch der ganze
                              									elektrische Betrieb mit Accumulatoren eingerichtet wird. Die Belastung der Maschinen
                              									ist im Gegensatz zu anderen Arten von Kraftübertragung unter allen Umständen
                              									gleichbleibend und die günstigste, die Anpassung an die Veränderlichkeit des
                              									Betriebes erfolgt nur durch Aenderung der Geschwindigkeit; ohne ungünstige
                              									Beeinflussung des Dampf Verbrauches und sonstiger Betriebskosten.
                           In Folge dessen schien es zweckmässig, überhaupt nur Maschinen von grosser
                              									Einzelleistung aufzustellen, weil diese viel vortheilhafter betrieben werden können,
                              									als kleinere Maschinen. Die hohen Kosten des Baugrundes, sowie auch andere
                              									Rücksichten verlangten die Aufstellung stehender Maschinen, die um so erwünschter
                              									waren, als nur mit solchen die Instandhaltung der grossen Dampfkolben zu sichern
                              									ist. Die Grösse jeder einzelnen Maschine wurde mit 2000  bemessen. Die
                              									Maschinen sind in Gruppen von je vier aufgestellt, unter einander starr verbunden,
                              									aber vollständig unabhängig von den Gebäuden. Die Compressoren werden unmittelbar
                              									über den Dampfcylindern angetrieben. Die Verdichtung erfolgt in zwei Stufen; zwei
                              									Niederdruckcylinder saugen Luft aus dem Freien durch die hohlen Dach träger hindurch
                              									an, drücken in einen Zwischenbehälter, in diesem erfolgt die vollständige Abkühlung
                              									und der Hochdruckcylinder vollendet die Verdichtung.
                           Die Ausnutzung der Druckluft in den Luftmaschinen
                              									behandelt Riedler mit besonderer Ausführlichkeit. Er
                              									geht bei diesen Untersuchungen von der Annahme aus, dass der Druckverlust in den
                              									Leitungen bei einem Versorgungsgebiet von etwa 20 km Durchmesser insgesammt 1 at
                              									nicht übersteige.
                           Riedler betrachtet als das Fundament einer zweckmässigen
                              									Verwendung von Druckluft mit Recht die Vorwärmung als eine kräftige Energiezuführung
                              									in die Druckluft. Durch eine solche Vorwärmung werden die Unbequemlichkeiten der
                              									Eisbildung beseitigt, die Luft bei gleichbleibender Spannung ausgedehnt und ihr ein
                              									grosses Arbeitsvermögen unmittelbar zugeführt. Die Einführung einer praktisch
                              									brauchbaren Luftvorwärmung ist erst durch die Popp'sche
                              									Pariser Anlage gelungen. Was an Vorwärmeeinrichtungen vor der Pariser Anlage
                              									bestanden hat, ist sehr unvollkommen und praktisch nicht lebensfähig.
                           Für Bergbauzwecke wurde von lange her Druckluft für zahlreiche unterirdische oder
                              									Stollenanlagen verwendet; richtige Vorwärmung ist aber dort örtlicher Verhältnisse
                              									wegen nie durchgeführt worden, auch schwer durchführbar. Man hat wesentlich nur die
                              									Eisbildung im Auspuff bekämpft, meist in verkehrter Weise, z.B. durch Erwärmung des
                              									Auspuffrohrs. Bei einer Bergbauanlage hatte der Maschinist, um die Eisbildung zu
                              									bekämpfen, das Auspuffrohr mit schlechten Wärmeleitern umhüllt; eine sinnlose
                              									Verwechselung von Ursache und Wirkung, die selbstverständlich das vollständige
                              									Einfrieren bewirken musste. Dass der Mensch in seinem dunklen Drange sich des
                              									rechten Weges oft bewusst ist, mag weiter dadurch belegt werden, dass auf einer
                              									belgischen Grube die Wärmezuführung dadurch versucht und auch eine Zeit lang
                              									durchgeführt wurde, dass der Luftcylinder mit einem Blechmantel umgeben und in
                              									diesem Kalk gelöscht wurde!
                           Eine einzige Anlage verdient in dieser Hinsicht ernste Beachtung, das ist die Anlage
                              									von Cornet auf der Grube Levant-Flenu. Bei dieser sind
                              									überhaupt vollkommenere Maschinen verwendet worden, als sie sonst für Bergbauzwecke
                              									üblich waren. Die Wärmezuführung in die Luftcylinder erfolgte durch Einspritzung
                              									warmen Wassers, welches, von einem Grubenbrande herrührend, zur Verfügung stand. Die
                              									dort erzielten Ergebnisse waren auch wesentlich günstiger, als sie bei gleichartigen
                              									Anlagen erreicht wurden. Die von Popp benutzten
                              									gusseisernen Oefen mit Zellenwänden gewähren den Vortheil grosser Einfachheit und
                              									bequemer Aufstellbarkeit und haben im Betrieb überall entsprochen. Niemand wird
                              									solche gusseiserne Oefen als vollkommene Heizapparate betrachten. Immerhin sind die
                              									Betriebsresultate mit denselben sehr befriedigend.
                           Während der Expansion der Druckluft in der Luftmaschine kann die bei der Vorwärmung
                              									aufgenommene Wärmemenge fast vollständig in Arbeit umgesetzt werden; sogar die
                              									einfachen gusseisernen Oefen arbeiten mit mehr als 80 Proc. Wärmeausnutzung.
                           Umstehende Tabelle IV enthält einen Auszug der Ergebnisse genauer, von Gutermuth durchgeführter Versuche. Es ergibt sich, dass
                              									vom Heizwerth des Brennstoffes (Koksabfälle) 5600 W.-E. thatsächlich in die Luft
                              									übertragen werden können. In dieser durch keine andere Einrichtung erreichbaren
                              									vortheilhaften Ausnutzung der nachträglich zugeführten Wärme liegt die grosse
                              									Bedeutung der Luftvorwärmung.
                           
                           Tabelle IV.
                           Leistung von Vorwärmöfen.
                           
                              
                                 Art des Ofens
                                 Heiz-flächeqm
                                 StündlicherwärmteLuftmengein cbm
                                 Lufttemperaturam
                                    											Ofen
                                 Stündlich übertragene Wärmemenge
                                 
                              
                                 im Ganzen
                                 auf 1 qmHeizfläche
                                 mit 1 k Koks
                                 
                              
                                 beim Ein-tritt
                                 beim Aus-tritt
                                 Wärme-Einheiten
                                 
                              
                                 Gusseiserner Ofen
                                 1,31,3
                                   576  313
                                   7°  7°
                                 107°184°
                                 1790017200
                                 1376013230
                                 44704530
                                 
                              
                                 Schmiedeeiserner Röh-    renofen
                                 4,3
                                 1088
                                 50°
                                 175°
                                 39200
                                   9100
                                 5600
                                 
                              
                           Tabelle V.
                           
                              
                                 
                                    
                                    
                                    Motor
                                    
                                 Spannungat
                                 Brems-leistungHP
                                 Lufttemperaturan der
                                    											Maschine
                                 Luftverbrauchfür Brems-HP undStunde
                                 
                              
                                 Eintritt
                                 Austritt
                                 cbm
                                 
                              
                                 Gekuppelte 4- und 6pferdige
                                    											Luft-maschinen mit doppelterVorwärmung
                                 5,55,5
                                   6,116,0
                                 110°150°
                                   65°100°
                                 20,418,3
                                 
                              
                           Tabelle VI.
                           1pferdige alte Rotationsluftmaschinen.
                           
                              
                                 
                                 Um-drehungenminutlich
                                 Spannungat
                                 Brems-leistung
                                 Lufttemperaturan der
                                    											Maschine
                                 Luftverbrauchfür 1 Brems-HPund
                                    											Stundeohne Vor-wärmungcbm
                                 
                              
                                 Eintritt
                                 Austritt
                                 
                              
                                 Alte 1pferdige
                                    											Rotations-Luftmaschine
                                   91117187
                                 4,04,04,0
                                   0,7550,931,08
                                 16°16°16°
                                 –10°–10°–15°
                                 84,283,455,1
                                 
                              
                           Tabelle VII.
                           Luftverbrauch kleiner rotirender Luftmaschinen.
                           
                              
                                 
                                 Um-drehungenin
                                    											derMinute
                                 Brems-leistung
                                 Lufttemperaturan der
                                    											Maschine
                                 Luftverbrauchfür 1 Brems-HP
                                    											undStunde
                                 
                              
                                 Eintritt
                                 Austritt
                                 ohne Vorw.cbm
                                 mit Vorw.cbm
                                 
                              
                                 Alte Rotationsmaschinen,
                                    											ohneExpansion, bei 4 at Druck½pferdige
                                    											Maschine„            „1pferdige Maschine„            „
                                 234241187230
                                 0,510,611,081,42
                                 15°50°15°60°
                                 – 18°–– 15°   23°
                                 66–  55,1–
                                 –47,3–46,0
                                 
                              
                                 Rotationsmaschinen mit
                                    											Expansion1pferdige
                                    											Maschine„            „„            „2pferdige
                                    											Maschine„            „„            „
                                 221207210200235241
                                  1,24 1,18 1,20 2,3 2,72
                                    											3,22
                                 16°15°70°20°70°60°
                                 – 36°– 42°     3°– 48°––   2°
                                 41,636,4–30,0––
                                 ––27,2–24,024,0
                                 
                              
                           Der stündliche Brennstoffaufwand beträgt 0,09 k für jede Nutz- der
                              									Luftmaschinen. Dieser Aufwand an Brennmaterial ist so gering, dass derselbe für
                              									alle, auch grössere Maschinenbetriebe keine nennenswerthe Rolle spielt.
                           Der grosse Werth der Vorwärmung liegt darin, dass in den Heizöfen, bei unmittelbarer
                              									Uebertragung der Wärme in die Druckluft, die Brennstoffausnutzung eine etwa sechs
                              									Mal so vortheilhafte ist, als bei Dampfkesseln. 1/10 k Brennstoff vermindert den
                              									Luftverbrauch der Luftmaschinen auf die Hälfte bezieh. verdoppelt die Leistung,
                              									während dieses 1/10 k in Dampfmaschinen kaum den zehnten Theil dieser Arbeit leisten
                              									kann.
                           Mit vollkommeneren Heizvorrichtungen ist es ohne nennenswerthe Erhöhung des
                              									Brennstoffverbrauches möglich, der Druckluft so viel Wärme zuzuführen, dass nicht
                              									nur alle Verluste bei Erzeugung der Druckluft ersetzt werden, sondern dass auch mehr
                              									Arbeit abgegeben werden kann, als ursprünglich zur Luftverdichtung aufgewendet
                              									wurde. 15 bis 20 Proc. Mehrarbeit ist mit einfachen, praktisch lebensfähigen Mitteln
                              									erreichbar und es steht in dieser Hinsicht den Luftmaschinen ein weites Feld offen.
                              									30 Proc. Mehrarbeit ist beispielsweise schon bei Vorwärmung auf 250° möglich.
                           Weitere Entwickelung der Luftmaschinen kann geschaffen werden durch Heizvorrichtungen
                              									mit weitergehender Ausnutzung des Brennstoffes mit Gegenstrom, durch vollkommene
                              									Regulirung, weiter durch Heizeinrichtungen mit stufenweiser Vorwärmung der Luft,
                              									nach dem Vorgang der Verbunddampfmaschinen. Den Einfluss zweimaliger geringer
                              									Vorwärmung zeigt nebenstehende Tabelle V, Uebersicht eines älteren Versuches, mit
                              									zwei als Verbundmaschinen hinter einander gekuppelten Luftmaschinen, welcher die
                              									Einleitung weiterer Fortschritte auf diesem Gebiete bildete.
                           Der Luftverbrauch für die Brems- verminderte sich bei diesem Verbundbetrieb,
                              									von 23 cbm der einzelnen Maschine, auf 20,4 bezieh. 18,3 cbm stündlich, bei den
                              									angegebenen niedrigen Vorwärmetemperaturen. Die untersuchten Maschinen waren
                              									mangelhafte alte Dampfmaschinen.
                           Bedeutungsvoll für die Zukunft der Druckluft ist ihr Zusammenhang mit anderen
                              									Wärmekraftmaschinen, mit calorischen und Gasmaschinen. Es gibt jetzt schon
                              									calorische Maschinen, welche mit höherem Druck arbeiten, aber bisher nicht
                              									lebensfähig werden konnten, weil diese Maschinen die Druckluft selbst durch kleine
                              									Compressoren erzeugen mussten. Erst durch die Zuführung von Druckluft, im Grossen
                              									erzeugt und in Städten überall zur Verfügung stehend, kann aus diesen Maschinen
                              									Lebensfähiges geschaffen werden.
                           In Verbindung mit Gasmaschinen kann die Explosionswärme unmittelbar der Druckluft
                              									zugeführt oder die durch die Mantelkühlung verlorene Wärme durch die Druckluft
                              									aufgenommen und ausgenutzt werden. Wenn hierfür die rechte Ausführungsform gefunden
                              									ist, kann nach wissenschaftlicher Erfahrung 1  mit einem Brennstoffaufwand
                              									von 300 bis 400 g erzeugt werden, d. i. der Hälfte dessen, was die besten
                              									Dampfmaschinen brauchen.
                           Riedler bespricht die Betriebsergebnisse mit
                              									unvollkommenen rotirenden Luftmaschinen, weil diese kleinen schlechten Maschinen
                              									einen Grenzwerth kennzeichnen.
                           Kleine Luftmaschinen mit rotirendem Kolben ergaben früher einen Luftverbrauch bis 70
                              									cbm. Dies entspricht einem Gesammtwirkungsgrad von 15 Proc. Dieselben Motoren wurden
                              									von Gutermuth und Riedler
                              									genau untersucht. Tabelle Nr. VI und VII enthalten einen Auszug aus den
                              									Versuchen.
                           Diese Motoren verbrauchten bei höherer Umdrehungszahl 30 bis 40 Proc. weniger Luft,
                              									und die Untersuchung bestätigte die Vermuthung, dass die Kolben vollständig undicht
                              									waren und bei höherer Umdrehungszahl weniger empfindliche Verluste auftraten.
                           Aehnliches gilt für kleine Motoren mit Kurbelbetrieb; die zahlreichen Gutermuth'schen Versuche haben selbst für nur 2pferdige
                              									Maschinen günstigeren Luftverbrauch nachgewiesen, als früher diese sehr mangelhaft
                              									ausgeführten Maschinen ergaben.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)