| Titel: | Neues über die Druckluft. | 
| Fundstelle: | Band 281, Jahrgang 1891, S. 25 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Neues über die Druckluft.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 7 d.
                           								Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Neues über die Druckluft.
                        
                     
                        
                           Seither wurden die kleineren rotirenden Motoren von 1  und darunter mit
                              									wesentlichen Verbesserungen und selbsthätiger Regulirung der Expansion, die an jedem
                              									bestehenden Motor angebracht werden kann, ausgeführt. Der Einfluss dieser
                              									Verbesserungen ergibt sich aus den in Tabelle VII aus grösseren Versuchsreihen
                              									angegebenen Resultaten. Demnach arbeiten selbst die alten Rotationsmotoren, ohne
                              									jede Expansion, mit wesentlich geringerem Luftverbrauch, als seiner Zeit die Radinger'schen Versuche für viel grössere Maschinen
                              									ergaben.
                           Die Rotationsmotoren mit selbsthätiger Expansionsregulirung erreichen ohne Vorwärmung
                              									bei Betrieb für Kaltluft 30 cbm Luftverbrauch für die gebremste Stunden-;
                              									mit geringer Vorwärmung, um etwa 50°, einen Luftverbrauch von 24 cbm für 1
                              									Brems-.
                           Der gesammte Wirkungsgrad, der gegenwärtig mit diesen einfachen Kleinmotoren, bei
                              									Vorwärmung um 50°, erzielt werden kann, beträgt bis zu 43 Proc.
                           Tabelle VIII.
                           Kleinmotoren mit Kurbelbetrieb. (Nach Gutermuth.)
                           
                              
                                 
                                 Um-drehungenin
                                    											derMinute
                                 Brems-leistung
                                 Lufttemperaturan der
                                    											Maschine
                                 Luftverbrauchtfür 1 Brems-HP
                                    											undStunde
                                 
                              
                                 Eintritt
                                 Austritt
                                 ohne Vorw.cbm
                                 mit Vorw.cbm
                                 
                              
                                 Maschinen mit Kurbelbetrieb
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 2pferdige Maschine „Tangye“
                                 242
                                 3,77
                                 25°
                                   – 37°
                                 33,6
                                 –
                                 
                              
                                        „               „              „
                                 229
                                 3,56
                                 150°
                                 –
                                 –
                                 27,2
                                 
                              
                                        „               „        „Journaux“
                                 169
                                 2,1
                                 10°
                                 –
                                 34,1
                                 –
                                 
                              
                                        „               „                „
                                 148
                                 2,27
                                 
                                    150°
                                    
                                   0°
                                 –
                                 
                                    19,7
                                    
                                 
                              
                                 1 pferdige        „       „Journaux“
                                 283
                                 1,035
                                 
                                    150°
                                    
                                 34°
                                 –
                                 
                                    24,2
                                    
                                 
                              
                                        „               „        „Boulet“
                                 149
                                 4,1
                                 
                                    165°
                                    
                                 18°
                                 –
                                 
                                      23,13
                                    
                                 
                              
                           Tabelle IX.
                           Luftverbrauch für eine alte 80pferdige Farcot-Maschine.
                           
                              
                                 
                                 Um-drehungenminutlich
                                 IndicirteLeistung
                                 Lufttemperaturan der Maschine
                                 Luftverbrauch in derStunde
                                 
                              
                                 Eintritt
                                 Austritt
                                 für1 Dampf-HPcbm
                                 für1 Brems-HPcbm
                                 
                              
                                 
                                    
                                    Eincylindrige 80 pferdekräftigeFarcot-Maschine
                                    
                                   54,3  54,3  54,040
                                 72,372,372,365,0
                                 129152160170
                                 21293549
                                 13,2912,3812,0212,41
                                 14,4513,4513,1613,50
                                 
                              
                           Zu Tabelle VIII ist zu bemerken, dass die untersuchten 1- bis 2pferdigen Maschinen,
                              									alte, als Marktware hergestellte Dampfmaschinen, sehr mittelmässiger Ausführung
                              									waren. Der Leergangs widerstand war ein sehr grosser. So z.B. ergab die untersuchte
                              									2pferdige Journaux-Maschine je nach Betriebsart nur 65
                              									bis 75 Proc. mechanischen Wirkungsgrad, also ungewöhnlichen Kraftverlust.
                              									Trotzdem sind die Ergebnisse günstiger als mit der von Radinger untersuchten 10pferdigen Maschine.
                           Bei guter Ausführung wurde bei besseren Luftmaschinen ein mechanischer Wirkungsgrad
                              									von 90 bis 92 Proc. nachgewiesen; selbst eine alte 80pferdige Farcot-Dampfmaschine hat als Luftmaschine einen
                              									mechanischen Wirkungsgrad von 91 Proc. ergeben. (Tab. IX.)
                           Es arbeiten somit die kleinsten Motoren unter 1  bei sehr geringer
                              									Vorwärmung, um etwa 50°, mit fast 50 Proc. Gesammtwirkungsgrad, während andererseits
                              									grössere mangelhafte Motoren, wie die als Beispiel hervorgehobene alte Farcot-Dampfmaschine mit massiger Vorwärmung mit einem
                              									Gesammtwirkungsgrad von mindestens 80 Proc. arbeiten.
                           Die Aufspeicherung von Druckluft war ursprünglich in
                              									Paris in grossem Maassstabe geplant und zwar durch einen unterirdischen grossen
                              									Behälter. Die Ausführung ist unterblieben, weil die Erfahrung lehrte, dass selbst
                              									nach Ingangsetzung der Neuanlage der 2000pferdigen Cockerill-Maschinen, ohne eigene Luftbehälter, die Aufspeicherung der
                              									Druckluft in der städtischen Leitung selbst für den Betrieb vollkommen ausreicht.
                              									Die Luftbehälter in der Centralstation dienen überwiegend nur für die Entwässerung
                              									der Luft, nicht für deren Aufspeicherung. Gegenwärtig ist die Frage der
                              									Kraftaufspeicherung in Paris noch weniger wichtig, weil seither fast das ganze neue
                              									Rohrnetz für die 10000pferdige neue Centralanlage fertiggestellt ist und dieses
                              									Rohrnetz, bei 500 mm Lichtweite, einen so grossen Luftvorrath bietet, dass alle
                              									Betriebsschwankungen ausgeglichen werden können.
                           Die neue Rohrleitung für die 10000pferdige Centralanlage
                              									wird als Erdleitung hergestellt. Es ist unmöglich, in die Pariser Abzugskanäle
                              									Röhren von so grossem Durchmesser überhaupt unterzubringen. Die Mehrzahl der
                              									bestehenden Abzugskanäle ist durch Rohrpost, Telephon- und Telegraphenleitungen und
                              									Abzweigungen der Wasserleitung vollständig in Anspruch genommen. Die Annahme ist
                              									überhaupt irrig, dass durch die Rohrverlegung in den Abzugskanälen wesentliche
                              									Vortheile für den Unternehmer erzielt werden. Der Vortheil besteht fast
                              									ausschliesslich in
                              									dem, für den städtischen Verkehr störungsfreien Legen der Rohre. Für den Unternehmer
                              									bietet diese Art Rohrverlegung keine wesentlichen Vortheile. Es muss berücksichtigt
                              									werden, dass die Abzugskanäle keineswegs regelmässig sind, dass die Rohrleitung bei
                              									sehr beschränktem Raum gezwungen ist, allen Gefällsbrüchen, Krümmungen und den oft
                              									sehr schwierigen örtlichen Verhältnissen zu folgen und mit zahlreichen Krümmungen
                              									bestehenden Rohrleitungen auszuweichen.
                           Verluste in der Fernleitung treten bei jeder
                              									Kraftübertragung in doppelter Hinsicht auf: Erstens durch Undichtheit, das ist
                              									unmittelbaren Verlust an motorischem Kraftmittel, und zweitens durch Widerstand in
                              									der Leitung und demselben entsprechenden Spannungsverlust. Dies gilt für jede Art
                              									von Fernleitung, so z.B. bei Dampfleitungen ist der erstere unmittelbare Verlust der
                              									Wärmeverlust, durch Strahlung und Undichtheit; der Widerstand in der Rohrleitung hat
                              									den Spannungsverlust zur Folge.
                           Die Pariser Druckluftleitung hat sich bei wiederholten Beobachtungen als praktisch
                              									dicht erwiesen; absolute Dichtheit gibt es nicht, aber die Verluste sind
                              									unwesentlich. Wiederholte Untersuchungen von längeren Theilstrecken haben dies
                              									nachgewiesen. Neue Leitungen waren unbedingt dicht und ältere Leitungen fast
                              									dicht.
                           Um aber auch über die Dichtheit des gesammten Rohrnetzes mit allen ihren Abzweigungen
                              									ein richtiges Urtheil zu gewinnen, haben Riedler und
                              										Gutermuth eine Reihe von umfassenden Versuchen
                              									durchgeführt. (Tab. X.)
                           Für diese Versuche wurden unter anderen benutzt die 300 mm Hauptleitungen:
                           Centralstation St. Fargeau, südliche Leitung, bis Place de la Concorde 9,142 km (3
                              									Versuche);
                           gesammte städtische Leitung 16,5 km (3 Versuche);
                           Centralstation St. Fargeau, nördliche Leitung, bis Rue de Belleville 1,4 km;
                           Centralstation St. Fargeau, nördliche Leitung, bis Rue des Pyrénées 6,5 km.
                           Die Angaben sind: der Luftverlust mit allen Abzweigungen, einschliesslich undichter
                              									schlechter Rohrstrecken in der Rue de Belleville (welche mit alten Rohrdichtungen
                              									versehen ist), deren Undichtheit bekannt war, und einschliesslich der über 10 Jahre
                              									alten Rohrleitung, welche von der früheren Centralstation, in der Rue St. Anne
                              									abzweigt und einschliesslich des Luftverbrauches in denjenigen Anlagen, welche
                              									während der Versuche nicht abgestellt werden konnten oder deren Betrieb und
                              									Verbrauch nicht bekannt war.
                           Der wirkliche Verlust für die eigentliche currente Rohrleitung ist ein ganz
                              									verschwindender.
                           Dieses günstige Ergebniss ist in erster Linie zurückzuführen auf die sehr
                              									zweckmässige, in Paris durchgeführte elastische Rohrverbindung. Die Verbindung ist
                              									genügend sicher, dabei aber so weit nachgiebig, dass Verschiebungen der Rohrleitung
                              									keine Störung bewirken können. Nur die Theilstrecke in der Rue de Belleville ist
                              									nicht mit dieser Dichtung ausgeführt, und diese ist es, welche fortlaufend zu
                              									Undichtheiten Anlass gab und gegenwärtig verlegt und mit der bewährten Dichtung
                              									versehen wird.
                           Die angegebenen Verluste sind Maximalwerthe, welche nur zur Zeit der höchsten
                              									Spannung eintreten.
                           Die wichtigste Frage der Fernleitung betrifft den Widerstand
                                 										der Leitung.
                           Für die Bestimmung des Widerstandes in den Luftleitungen wurden vielfach ältere
                              									Angaben, selbst die von Weissbach herangezogen.
                              									Letztere haben aber hierfür nicht die geringste Gültigkeit. Weissbach hat überhaupt keine Versuche über den Widerstand von
                              									Luftleitungen durchgeführt. Seine Versuche beziehen sich nur auf die Ausströmung von
                              									Luft und wurden nur mit Rohrstücken von einigen Centimetern Durchmesser und einigen
                              									Metern Länge durchgeführt. Aus diesen Weissbach'schen
                              									Versuchen irgend welche Schlussfolgerungen über den Widerstand langer Rohrleitungen
                              									zu ziehen, ist eine Verkennung der Versuche selbst. Einigermassen brauchbare
                              									Versuche in dieser Hinsicht wurden bisher, aber in unzureichender Art und
                              									Ausdehnung, von Stokalper, an der Luftleitung am St.
                              									Gotthard und von Devillez auf Levant du Flenu
                              									durchgeführt. Bei Stokalper ist die Zahl der Versuche
                              									zu gering, um zuverlässige Schlussfolgerungen aus denselben zu ziehen, und Devillez musste bei veränderlicher Spannung des
                              									Luftstromes in der Leitung beobachten. Die genauen und ausführlichen Versuche Arson's kommen ebenfalls ausser Betracht, da sie mit
                              									viel zu geringer Pressung ausgeführt wurden. Die Beobachtungen der Pariser
                              									Druckluftleitung machten schon früher wahrscheinlich, dass die Druckverluste
                              									wesentlich geringer sein müssen, als sie Stockalper und
                              										Devillez angeben. Zur Richtigstellung blieb
                              									nichts
                           Tabelle X.
                           Versuche über Dichtheit der gesammten städtischen Leitung.
                           
                              
                                 Nr.
                                 Untersuchte Strecke
                                 Pressung in derLeitung
                                 Spannungsabfall
                                 Luftverlustin cbm
                                 
                                    
                                    
                                    Bemerkungen
                                    
                                 
                              
                                 
                                 Längem
                                 amAnfang
                                 amEnde
                                 währ.des Ver-suchs
                                 in einerStunde
                                 stünd-lich
                                 in Proc.der Luft-erzeug.
                                 
                              
                                 des Versuchs
                                 
                              
                                 I
                                 Südliche
                                    											LeitungUsine-Concorde
                                   9142
                                 6,5
                                 6,0
                                 0,5
                                 1,5
                                 970
                                 3
                                     Während der Versuche Iund II und IV
                                    											bestandenbedeutende Undichtheitenin St. Fargeau und in derRue
                                    											Belleville.    Bei den Versuchen II,sowie IV ist der
                                    											grössereVerlust durch den Luft-verbrauch der pneuma-tischen
                                    											Uhren und son-stigen nicht abgestellten Betriebe bedingt.
                                 
                              
                                 II
                                 Ganze städtischeLeitung
                                 17160
                                 6,9
                                 5,9
                                 1,0
                                 1,5
                                 1900
                                 6,3
                                     II und IV
                                    											einschliesslichAbzweigungen.
                                 
                              
                                 III
                                 Usine-Pl. d. l. Conc.
                                   9142
                                 7,0
                                   6,43
                                   0,57
                                   0,75
                                   368
                                   2,16
                                     Als Lufterzeugung sindgleichmässig
                                    											30000 cbm in1 Stunde angenommen.
                                 
                              
                                 IV
                                 Ganze städtischeLeitung
                                 17160
                                 6,7
                                   5,82
                                   0,88
                                   1,32
                                 1669
                                 5,5
                                 
                                 
                              
                                 V
                                 Nördl. Leitung Usine-Rue de Bellevile
                                   1400
                                 6,0
                                 5,0
                                 1,0
                                 0,6
                                       59,4
                                 2,3
                                     In allen Fällen ist Luft-verlust in
                                    											Procenten derLufterzeugung auf ganzeLeitungslänge bezogen.
                                 
                              
                                 VI
                                 Usine I-Rue desPyrénées
                                     550
                                 6,1
                                 3,7
                                 2,4
                                 0,56
                                         22,15
                                 2,2
                                 
                                 
                              
                           
                           Anderes übrig, als sehr ausgedehnte genaue Versuche mit der Pariser Leitung
                              									vorzunehmen und diese sind durch Gutermuth und Riedler in einem Umfange, wie nie bisher, durchgeführt
                              									worden. Die Pariser Verwaltung ermöglichte es, diese Versuche zu bestimmten
                              									Nachtzeiten und Sonntags mit einem grossen Theil und schliesslich mit dem gesammten
                              									Rohrnetz und wiederholt vorzunehmen, so dass die gewonnenen Resultate frei von
                              									zufälligen Beobachtungsfehlern sein dürften.
                           Die Vorversuche ergaben zunächst Aufklärung, dass einzelne Theile der Rohrleitung
                              									ungewöhnlichen Widerstand verursachen und zwar Theile, welche nicht zur eigentlichen
                              									laufenden Rohrleitung gehören. Die Pariser Hauptleitung ist auf dem 16,5 km langen
                              									Hauptstrang mit eingeschalteten grossen Entwässerungsbehältern und mit einer sehr
                              									grossen Zahl Entwässerungsvorrichtungen (Siphons) und zahlreichen Absperrschiebern
                              									versehen. Die Vorversuche ergaben übereinstimmend, dass die erwähnten grossen
                              									Entwässerungsbehälter wegen plötzlicher Geschwindigkeits- und Richtungsänderungen
                              									einen ungewöhnlichen, hohen Widerstand verursachen.
                           Dies gab Veranlassung, diese Behälter einzeln und dann die einzelnen Rohrstrecken
                              									zwischen den Behältern getrennt zu untersuchen. Auszug aus den diesbezüglichen Gutermuth'schen Versuchen ist in folgender Tabelle XI
                              									enthalten.
                           Tabelle XI.
                           Spannungsverluste durch einen Entwässerungsbehälter.
                           
                              
                                 Luftspannung
                                 Spannungs-abfall
                                 Secundlichemittlere
                                    											Luft-geschwindigkeit
                                 
                              
                                 vor
                                 hinter
                                 
                              
                                 dem Behälter
                                 
                              
                                   6,316
                                   6,250
                                   0,066
                                 5,97
                                 
                              
                                   6,283
                                   6,216
                                   0,067
                                 5,80
                                 
                              
                                   4,880
                                   4,710
                                   0,170
                                 8,70
                                 
                              
                                   6,480
                                   6,330
                                   0,150
                                 7,40
                                 
                              
                                 6,13
                                 6,06
                                 0,07
                                 5,58
                                 
                              
                           Die Versuche zeigen, dass der Spannungsverlust durch einen einzigen Behälter, bei
                              									Ueberschreitung von 7 m Luftgeschwindigkeit, schon 0,15 at Druckverlust, bei 9 m
                              									Geschwindigkeit fast 0,2 at Druckverlust verursacht. Fünf solcher Behälter würden
                              									demnach schon 1 at Druckverlust veranlassen. Es ist deshalb zu beachten, dass der
                              									Widerstand dieser Behälter in den folgenden Versuchen theils inbegriffen, theils
                              									ausgeschlossen ist, so wie näher angegeben. Als eigentlicher Leitungswiderstand darf
                              									dieser Verlust nicht angesehen werden, da die Entwässerung durch andere
                              									Einrichtungen ohne grossen Widerstand möglich ist. So z.B. haben die in der
                              									Hauptleitung eingeschalteten 23 Entwässerungssiphons einzeln keinen erheblichen
                              									Widerstand nachweisen lassen. Der Widerstand aller 23 Siphons ist in den folgenden
                              									Angaben über die Gesammtleitung einbegriffen.
                           Zahl und Ort der bisher von Gutermuth durchgeführten
                              									Leitungsversuche zeigt Tabelle XII.
                           Die Versuche mit der gesammten städtischen Leitung wurden derart durchgeführt, dass
                              									bei eingestelltem städtischen Betrieb (Sonntags oder Montags früh Morgens) alle Luft
                              									von der Centralstation in der Rue St. Fargeau, durch die südliche Rohrleitung
                              									hindurch, bis zur Madeleine und durch die nördliche Rohrleitung wieder zurück in die
                              									genannte Centralstation gedrückt und dort ausgeblasen wurde. Die Länge der so
                              									untersuchten Leitung betrug 16,5 km.
                           Hierzu ist zu bemerken, dass in die untersuchte 16,5 km lange Rohrleitung
                              									eingeschaltet sind: 4 Entwässerungsbehälter mit grossem Widerstand, 23
                              									Entwässerungsapparate (Siphons), 42 Absperrschieber. Die Widerstände dieser Apparate
                              									sind in den Leitungswiderständen einbegriffen.
                           Tabelle XII.
                           Zahl der Versuche mit einzelnen Leitungsstrecken zur Ermittelung
                              									des Leitungswiderstandes.
                           
                              
                                 Untersuchte Leitungsstrecke
                                 Zähl derVersuche
                                 
                              
                                 
                                 Längem
                                 
                              
                                 Ganze Länge von Centrale St. Fargeau    nach der Stadt
                                    											und wieder zurück    zur Centrale
                                 16502
                                   7
                                 
                              
                                 Centrale-Rue Font. au Roi
                                 13162
                                   3
                                 
                              
                                        „     -Rue d. l. Charonne
                                 12098
                                   4
                                 
                              
                                 Place d. l. Conc. – Centr. St. Farg.
                                   9142
                                   5
                                 
                              
                                 Rue d. l. Charonne – Rue Font, au Roi
                                   8759
                                   3
                                 
                              
                                    „   „  „          „      – Centr. St. Farg.
                                   4403
                                   8
                                 
                              
                                 Centrale-Rue Fontaine au Roi
                                   3340
                                   3
                                 
                              
                                 Centrale St. Fargeau-Avenue de la    République
                                   1715
                                   2
                                 
                              
                                 Einzelversuche mit Strecken ver-    schiedener
                                    											Länge
                                 716–7360
                                 11
                                 
                              
                           Als praktisches Ergebniss ist aus den Versuchen hervorzuheben, dass z.B. die
                              									Leitungsstrecke St. Fargeau-Fontaine au Roi, in welcher Strecke keine Wasserbehälter
                              									vorkommen, wohl aber 3 Siphons und 8 Absperrschieber, bei einer mittleren
                              									Luftgeschwindigkeit von 6½ m ergeben hat: einen Druckverlust von 0,05 at für jedes
                              									Kilometer Leitungslänge.
                           Es würde somit für die Luftgeschwindigkeit von 6½ m der Spannungsverlust von 1 at
                              									einer Leitungslänge von 20 km entsprechen bezieh. ein Versorgungsgebiet von 20 km
                              									Radius zulassen.
                           Weiter ist als praktisches Ergebniss aus den Versuchsreihen der Untersuchung der
                              									gesammten Pariser Luftleitung zu erwähnen, dass bei 16,5 km untersuchter
                              									Leitungslänge, bei 6 m mittlerer Luftgeschwindigkeit, der Druckverlust 0,07 at für
                              									jedes Kilometer Leitungslänge betrug. Es folgt daraus, dass selbst einschliesslich
                              									der Widerstände der in der ganzen Pariser Leitung liegenden: 42 Schieber, 23 Siphons
                              									und 4 Entwässerungsbehälter u.s.w., welche zur currenten Fernleitung nicht gehören,
                              									der Leitungsverlust ein so geringer ist, dass 1 at gesammter Druckverlust ein
                              									Versorgungsgebiet von 14 km Radius zulässt, um an der äussersten Grenze dieses
                              									Versorgungsgebietes den früher angegebenen Luftverbrauch und Wirkungsgrad der
                              									Luftmaschinen zu erhalten.
                           Weiter ist zu erwägen, dass es keineswegs erwiesen ist, dass mit zunehmender Dichte
                              									der Luft die Widerstünde proportional wachsen; die bisherigen Versuche in Paris
                              									lassen vermuthen, dass der Widerstand mit der Dichte innerhalb der untersuchten 4 at
                              									Spannungsunterschied nicht zunimmt; auch die Stokalper'schen Versuchszahlen zeigen dasselbe.
                           Soll der Fernbetrieb mit geringen Anlagekosten für die Rohrleitung durchgeführt
                              									werden, dann ist für die Fernleitung hochgespannte Druckluft zu verwenden.
                              									Langjährige Erfahrungen in der Erzeugung der Druckluft von 30 bis 50, selbst über
                              									100 at Spannung liegen vor, die Erhöhung des Luftdruckes auf höhere Spannung
                              									erfordert nur einen verhältnissmässig geringen Arbeitsaufwand. Beispielsweise wenn
                              									Druckluft von 10 at auf 30 at verdichtet werden soll, so ist hierfür nur 30 Proc. der
                              									gesammten Arbeit erforderlich.
                           Dieser geringe Arbeitsaufwand gestattet, Druckluft von höherer Spannung, d.h. von
                              									geringem Volumen für Fernleitungen zu erzeugen, auf grosse Entfernungen
                              									fortzuleiten, mit einem Druckverlust, der geringer ist, als bei irgend einer anderen
                              									Kraftübertragung.
                           Im Anschluss an diese allgemeinen Erwägungen seien einige neue constructive
                              									Vorschläge für den Bau von Luftmaschinen mitgetheilt.
                           Die in D. p. J. 1890 278 *
                              									341 besprochene Gasdruckluftmaschine von Pröll und
                                 										Kummer ist nunmehr auch patentirt (* D. R. P. Nr. 54979 vom 19. Juni
                              									1890).
                           Textabbildung Bd. 281, S. 28Fig. 1.Gasdruckluftmaschine von Pröll, Kummer und Co. Eine andere Anordnung einer Gasdruckluftmaschine nach der Construction von
                              									Dr. Pröll, O. L. Kummer und Co. und E. Fischinger in Dresden (* D. R. P. Nr. 55690 vom 4.
                                 									Mai 1890) ist in Fig. 1 dargestellt.
                           Es ist A der Cylinder einer Gasmaschine, B der Cylinder einer Luftmaschine, welche in irgend
                              									einer Weise gesteuert wird. Die Druckluft gelangt aus der Rohrleitung zuvörderst in
                              									den Mantel C der Gasmaschine, nimmt unter
                              									gleichzeitiger Kühlung des Cylinders die Wärme des letzteren auf und gelangt, durch
                              									die Steuerung s vertheilt, in den Cylinder B, in demselben durch Expansion wirkend.
                           Wenn der Kolben sich in der Richtung des eingezeichneten Pfeiles bewegt und die
                              									Druckluft sich bei der Expansion stark abkühlt, so erfolgt ein Wärmeübergang von dem
                              									heissen Kolben des Gascylinders auf die expandirende Luft, wodurch eine zusätzliche
                              									Verwandlung von Wärme in Arbeit entsteht und gleichzeitig der Kolben entsprechend
                              									gekühlt wird.
                           Inzwischen erfolgt durch das geöffnete Ventil v ein
                              									Uebertritt der Explosionsrückstände nach dem Luftcylinder, wobei auch auf der
                              									anderen Seite des Kolbens die Luft während der Expansion Wärme zugeführt erhält.
                              									Wegen des Ausgleiches des Druckes wirkt die Luft hier nur mit der Differenz der
                              									Kolbenflächen.
                           Wegen der beträchtlichen Metallmassen, in denen sich die Wärme aufspeichern kann, ist
                              									es gleichgültig, ob die Gasmaschine im Vier- oder Zweitact arbeitet.
                           Der Process wird principiell keine Störung erleiden, auch wenn nur bei jeder zweiten
                              									Kurbelumdrehung eine Explosion bezieh. ein Uebertritt der Verbrennungsproducte nach
                              									dem Luftcylinder erfolgt.
                           Die Construction kann noch in folgender Weise verändert werden. Eine von der Maschine
                              									getriebene Gaspumpe comprimirt das Gas auf den Druck der Druckluft. Das comprimirte
                              									Gas mischt sich mit Druckluft in einem bestimmten Verhältniss und gelangt dann das
                              									Gemisch beim Beginn des neuen Kolbenhubes durch einen elektrischen Funken zur
                              									Entzündung. In Folge des ursprünglichen hohen Druckes, in welchem sich das Gemisch
                              									befand, wird ein höherer Explosionsdruck entstehen, der im Zusammenhange mit der
                              									darauf folgenden Expansion ein Diagramm gibt, welches über demjenigen der Druckluft
                              									liegt, in ähnlicher Weise wie das Diagramm des Hochdruckcylinders einer
                              									Verbundmaschine über dem Diagramm des Niederdruckcylinders. Der Abstoss der
                              									Verbrennungsproducte des Gascylinders nach dem Luftcylinder geschieht dann noch
                              									unter Ueberdruck, welcher dem Arbeitsprocess der Luftmaschine zu gute kommt.
                           Der Wärmeaustausch würde in derselben Weise wie früher erfolgen.
                           Die zum Betriebe eines Druckluftmotors erforderliche Vorwärmung der Druckluft kann
                              									durch einen Vorwärmeofen erfolgen. Bei grösseren Leistungen nehmen aber die
                              									Vorwärmer den Umfang und die Kosten von Dampfkesseln an, die dann auch einer
                              									besonderen Wartung bedürfen, abgesehen von dem erforderlichen Schornstein und den
                              									baulichen Anlagen.
                           Die Combination der Gasmaschine mit der Luftmaschine verlegt die erforderliche
                              									Vorwärmung der Druckluft in die Maschine, in der die Wärmebildung entsprechend dem
                              									Aufwände an Druckluft und der zu leistenden Arbeit selbsthätig vor sich geht.
                           Man kann die wechselweise Einwirkung der Fluida auch in der Weise eintreten lassen,
                              									dass man die Druckluft durch die Explosionsproducte der Gasmaschine vorwärmt und die
                              									Kälte der expandirten Druckluft zur Kühlung des Gascylinders benutzt.
                           Textabbildung Bd. 281, S. 28Fig. 2.Gasmaschine von Schmid und Beckfeld. Bei der in Fig. 2 dargestellten Maschine
                              									von A. Schmid und J. C.
                                    										Beckfeld in Alleghany, Nordamerika (* D. R. P. Nr. 54720 vom 18. Februar
                                 									1890), soll die Maschine während ihrer Arbeit selbst wieder eine gewisse Luftmenge
                              									nutzbar verdichten und die hierbei frei werdende Wärme entweder auf diejenigen
                              									Theile der Maschine einwirken lassen, welche bei der Expansion der Luft der
                              									Abkühlung am meisten unterworfen sind, oder diese Wärme zum Anwärmen der Luft auf
                              									ihrem Wege nach den Arbeitscylindern nutzbar machen.
                           Als Beispiel der Ausführung ist eine Verbundmaschine dargestellt, bei welcher zur
                              									Vereinfachung der Ausführung, wie zur Vermeidung eines Kraftverlustes und um die
                              									Wärme theilweise unmittelbar in dem Arbeitscylinder nutzbar zu machen, der
                              									Niederdruckcylinder und Kolben derselben derart ausgebildet sind, dass letzterer bei
                              									jedem Ausschub eine gewisse, zuvor aufgesaugte Luftmenge in einem besonderen Raum
                              									verdichtet und bei jedem darauf folgenden Hub (Einschub) mit der Luft gleichzeitig
                              									einen feinen Wasserregen aufsaugt, welcher in Folge der sodann bei der Verdichtung
                              									frei werdenden Wärme verdampft und dadurch einen Kraftüberschuss hervorbringt.
                           Die Kolben B und D des
                              									Hochdruckcylinders A und Niederdruckcylinders C sind durch Pleuelstangen gelenkartig und unmittelbar
                              									mit den gegen einander um 180° versetzten Kurbeln A1
                              									A1 der wagerechten
                              									Welle B1 verbunden,
                              									welche an ihrem einen freien Ende das Schwungrad G2 und ein den Schieber F durch Vermittelung eines Winkelhebels D1 bethätigendes Excenter E1 trägt.
                           Der gleichzeitig den Luftzutritt in den Hochdruckcylinder A, die Vertheilung der Luft zu dem Niederdruckcylinder C und endlich den Austritt der expandirten Luft
                              									regulirende Kolbenschieber F ist oberhalb der Cylinder
                              										A und C in dem
                              									Schieberkasten F1
                              									geführt; welcher mit entsprechenden Kanälen versehen und mit einem Mantel G umgeben ist.
                           In der entsprechenden Stellung des Schiebers F tritt die
                              									Luft aus dem Rohre E durch den Schlitz h, die mittlere Aussparung des Schiebers F und den Kanal i bei
                              									einem der Länge des Schlitzes h entsprechenden
                              									Füllungsgrad in den Hochdruckcylinder A, expandirt in
                              									demselben bis zu der gezeichneten mittleren Schieberstellung und wirkt dann bei
                              									weiterer Expansion, indem sie jetzt durch den Kanal i,
                              									die Schieberaussparung und den Kanal h treten kann, auf
                              									den Niederdruckkolben D, bis sie endlich während der
                              									Aufwärtsbewegung des Kolbens D durch den Kanal n, die Schieberaussparung, die Schlitze o im Schieberkasten und das Ausblaserohr P ausströmt, worauf derselbe Vorgang von neuem
                              									beginnt.
                           Der Kolben D im Niederdruckcylinder ist ein Doppel- oder
                              									Differentialkolben, dessen unterer Theil H von
                              									geringerem Durchmesser sich in einem zweiten, in den Cylinder C eingesetzten engeren Cylinder J während seiner ganzen Bewegung schliessend führt. Auf diese Weise
                              									entsteht zwischen den beiden Cylindern der ringförmige Compressionsraum J, welcher durch einen Kanal K und ein Ventil b mit der Aussenluft und ein
                              									Rückschlagventil L und Rohr M mit der Schieberkastenummantelung N und von
                              									dieser aus durch eine Zweigleitung O mit der
                              									Hauptleitung E der Pressluft verbunden ist.
                           Unter das Ventil b mündet ein enges, von der
                              									Hauptleitung E ausgehendes Rohr f, an welchem in der Nähe seiner Mündung ein kurzer, in einen
                              									Wasserbehälter c tauchender Rohrstutzen g derart angebracht ist, dass die durchströmende Luft
                              									das in dem Rohrstutzen g aufsteigende, durch einen
                              									Zufluss d und Ueberlauf e
                              									auf constantem Niveau erhaltene Wasser mitreisst und fein zerstäubt gegen das Ventil
                              										b bläst.
                           Bei der Aufwärtsbewegung des Kolbens D saugt derselbe
                              									durch das Ventil b das fein zerstäubte Wasser mit Luft
                              									vermengt an, um die letztere bei seiner Abwärtsbewegung in dem ringförmigen Raum J zu verdichten, wobei das Wasser in seiner feinen
                              									Vertheilung durch die frei werdende Wärme, wie erwähnt, verdampft, das Gemenge von
                              									verdichteter Luft und Wasserdampf durch das Rückschlagventil L und das Rohr M in die Ummantelung N und von dieser durch das Rohr O in die Hauptleitung E
                              									gedrückt wird, um es dann zum Betrieb der Maschine wieder nutzbar zu machen.
                              									Die Luft tritt hierdurch bereits entsprechend angewärmt in die Maschine, in welcher
                              									alsdann die Expansion der Wasserdämpfe zur Arbeitsleistung benutzt wird. Die Dämpfe
                              									halten einen grossen Theil der Wärme zurück, welche bei ausschliesslicher Anwendung
                              									der verdichteten Luft durch Strahlung verloren ginge, und verhindern überdies
                              									vermöge ihrer freien und gebundenen Wärme eine zu starke Abkühlung des Schiebers und
                              									Schiebergehäuses durch die bei der Expansion frei werdende Kälte.
                           Die Verhältnisse der Cylinder C und J müssen selbstredend so gewählt werden, dass die zur
                              									Verdichtung erforderliche Kraft ein gewisses Maass nicht übersteigt. Die Welle B1 kann in einem
                              									geschlossenen, theilweise mit Wasser und Oel angefüllten Behälter G1 gelagert sein,
                              									welcher gleichzeitig die Cylinder A und C trägt, so dass diese durch das von den Kurbeln
                              									aufgeworfene Wasser reichlich geschmiert werden.
                           Textabbildung Bd. 281, S. 29Druckluftmaschine von Alexander. Bei der in Fig.
                                 										3 theilweise dargestellten Druckluftmaschine von J. Alexander in Bromberg (* D. R. P. Nr. 54934 vom 19. Juli 1890) wird ein
                              									Doppelkolben in einem durch Scheidewand abgetheilten Cylinder verwendet, wobei die
                              									Verbindungsstange des Doppelkolbens diese Scheidewand durchdringt und zur Aufnahme
                              									der Zu- und Abführkanäle für die Druckluft bezieh. Druckflüssigkeit dient, während
                              									andererseits die Scheidewand zur Aufnahme der Ab- bezieh. Zuführkanäle für das
                              									motorische Fluidum dient. Es ist durch diese Anordnung ein sehr einfacher Motor ohne
                              									jegliche Ventile oder sonstige umständliche Abschlussorgane, Schieber u.s.w. erzielt
                              									und die denkbar einfachste Anordnung geschaffen, welche nie zu Betriebsstörungen
                              									Veranlassung geben kann.
                           Der Motor besteht aus einem Gehäuse c, welches entweder
                              									aus Rothguss, Gusseisen oder sonstigem passenden Material hergestellt werden kann,
                              									und besitzt die Scheidewand b, welche die
                              									Verbindungsstange s der Kolben k1
                              									k2 aufnimmt, welche in
                              									dem cylindrischen Raum p1
                              									p2 des Gehäuses c sich hin und her bewegen. Die Kolben können in
                              									bekannter Weise für grössere Ausführungen durch federnde Einlagringe abgedichtet
                              									werden. Die Abdichtung der Verbindungsstange s kann
                              									ebenfalls in der im Maschinenbau üblichen Weise entweder durch Einschleifen oder
                              									durch besondere Dichtungsringe erfolgen.
                           Die Scheidewand des Cylinders enthält Durchbohrungen und Kanäle, welche den Ein- und
                              									Austritt der Druckflüssigkeit bezieh. der Druckgase oder Druckluft automatisch
                              									regeln, e ist der Einlasskanal, welcher in der Stellung
                              										Fig. 3 die Druckluft
                              									durch die Kanäle 1, 2 und 3 der Verbindungsstange s in den Raum p1 führt, in welchem
                              									sie treibend auf den Kolben k1 wirkt. Nach der entsprechenden Vorbewegung des Kolbens schliesst der
                              									Kanal 1 gegen e ab und es findet
                              									nun Expansion im Cylinder p1 statt, bis gegen Ende des Hubes der Kanal 1
                              									mit dem in der Scheidewand b angeordneten
                              									Austrittskanal a1 in
                              									Verbindung tritt. Es erfolgt dann der Auspuff, bis durch die Rückbewegung der
                              									Abschluss und die Oeffnung in entgegengesetzter Reihenfolge wieder eintreten. Auf
                              									der anderen Seite der Maschine ist die Wirkung durch die Anordnung der Kanäle a2, 4, 5 und 6 auf dem
                              									Cylinderraum p2 die
                              									gleiche.
                           Fig. 4 zeigt zwei
                              									Querschnitte durch die Maschine.
                           Es ist in der Zeichnung der Cylinder c an beiden Enden
                              									offen gezeichnet und kann an einem der Kolben eine Pleuelstange zur Uebertragung auf
                              									die Schwungradwelle angebracht werden. Andererseits kann der Motor direct als Pumpe
                              									Verwendung finden, derart, dass der Cylinder c
                              									endseitig geschlossen und zum Einlass und zur Abführung des Saug- bezieh.
                              									Druckwassers eingerichtet wird. Man würde dann durch endseitige Schliessung beider
                              									Cylinder eine doppelt und direct wirkende Pumpe erhalten.
                           Ebenso kann man den Motor weiter in der Weise ausbilden, dass man an den einen der
                              									Kolben die Pleuelstange angreifen lässt und das andere Ende des Cylinders schliesst,
                              									wobei die an den Innenseiten der Kolben p1
                              									p2 expandirte Druckluft
                              									oder der Dampf in den geschlossenen Aussenraum übertritt und auf die grössere
                              									Aussenfläche des Kolbens nochmals bei weiterer Expansion des Dampfes oder der Luft
                              									wirkt. Man kann in dieser Weise Maschinen mit mehrfacher Expansion herstellen, wobei
                              									man durch Verlängerung der Kolbenstange die beispielsweise in dem Raum p2 gewirkthabende
                              									Druckluft durch die hohle Kolbenstange nach der Aussenseite des Kolbens k2 und unter Anbringung
                              									entsprechender Kanäle führen kann, eine Sache, welche eine reine Constructionssache
                              									sein würde.
                           Heizapparat für Druckluftmaschinen der Internationalen Druckluft- und
                                    										Elektricitäts-Gesellschaft in Berlin (* D. R. P. Nr. 54978 vom 29. Mai
                                 									1890).
                           Um Druckluftmotoren mit Luft von höherer Spannung arbeiten zu lassen und der
                              									Druckluft eine möglichst grosse Menge von Energie in Form von Warme zuführen zu
                              									können, erscheint es von Vortheil, die Expansion in zwei oder mehreren Cylindern
                              									nach einander sich vollziehen zu lassen. Man kann dann der Luft vor ihrem Eintritt
                              									in jeden Cylinder eine verhältnissmässig grosse Wärmemenge zuführen, ohne befürchten
                              									zu müssen, durch hohe Temperaturen der Maschine Nachtheile zuzufügen, wie dieses der
                              									Fall sein würde, wenn man der Druckluft vor ihrem Eintritte in die Maschine die
                              									gesammte Wärmemenge auf einmal zuführte, abgesehen davon, dass die starke
                              									Temperaturerniedrigung an und für sich directe Wärme-Verluste im Gefolge haben
                              									würde.
                           Es ist auch ohne weiteres ersichtlich, dass es zur Erzielung der jeweiligen
                              									günstigsten Arbeitsleistung eines mehrcylindrigen Motors bei verschiedenen
                              									Beanspruchungen desselben erforderlich ist, die der Druckluft vor ihrem Eintritt in
                              									die einzelnen Cylinder zuzuführenden Wärmemengen sowohl bezüglich ihres
                              									Verhältnisses zu einander, als auch in Bezug auf ihre Gesammtmenge je nach Bedarf
                              									ändern zu können.
                           Der beabsichtigte Zweck wird nach vorliegendem Verfahren mittels zusammengesetzter
                              									Vorwärmeöfen entweder ganz oder theilweise erreicht durch Aenderung des
                              									Verhältnisses der Heizflächen der betreffenden Heizkörper oder durch Aenderung
                              									des Mengenverhältnisses der Heizgase, welche für die einzelnen Heizkörper bestimmt
                              									sind, oder durch gleichzeitige Aenderung beider Verhältnisse.
                           Für den zu verfolgenden Zweck ist es gleichgültig, ob der Motor als Verbundmaschine
                              									mit versetzten Kurbeln oder als Woolf'sche Maschine
                              									oder einfach oder doppelt wirkend ausgeführt wird.
                           Textabbildung Bd. 281, S. 30Fig. 5.Heizapparat für Druckluftmaschinen.Fig. 5 zeigt schematisch die Anordnung eines
                              									zweicylindrigen Motors mit getrennter Vorwärmung der Druckluft vor ihrem Eintritt in
                              									die Cylinder, Fig. 6 und
                              										7 in Seitenansicht
                              									und senkrechtem Schnitt bezieh. in Oberansicht und in wagerechtem Schnitt einen
                              									zusammengesetzten Vorwärmofen und Fig. 8 eine Abart
                              									des Ofens. Man kann entweder zwei von einander getrennte Vorwärmeöfen A verwenden oder die Vorwärmung in einem einzigen
                              									zusammengesetzten Ofen B vor sich gehen lassen. Die
                              									letztere Art dürfte bezüglich ihrer praktischen Verwendung jederzeit vorzuziehen
                              									sein, sowohl der leichteren Bedienung wegen, als auch der geringeren
                              									Rauminanspruchnahme halber, und nicht zuletzt deswegen, weil sie gestattet, einmal
                              									als richtig erkannte Verhältnisse leicht innezuhalten. In Fig. 5 zeigen die gestrichelten Linien die Verwendung zweier getrennter
                              									Oefen, während die Anordnung eines zusammengesetzten Ofens in ausgezogenen Linien
                              									dargestellt ist. Der Weg, den die Druckluft in beiden Fällen nimmt, ist durch
                              									eingezeichnete Pfeile angedeutet.
                           C bezeichnet den Hochdruckcylinder, D den Niederdruckcylinder und E den Auspufftopf des Motors.
                           Bei dem in Fig. 6 und
                              										7 dargestellten
                              									zusammengesetzten Vorwärmeofen kann das Verhältniss der Heizflächen auf einfache
                              									Weise geändert werden. Derselbe besteht aus einem gewöhnlichen Füllofen F mit Mantel f, der das
                              									Röhrensystem H H1, das
                              									von der Druckluft durchstrichen wird, umschliesst. Die Heizgase gehen nach ihrem
                              									Entweichen aus dem Schachte des Ofens, durch die Scheidewand g veranlasst, nach unten, indem sie das innere Röhrensystem H umspülen, bestreichen dann, nach oben steigend, das
                              									äussere Röhrensystem H1
                              									und entweichen schliesslich durch das Abzugsrohr f1. Die in dem oberen Abdeckringe P enthaltene Füllöffnung des Ofens wird durch den
                              									Deckel i geschlossen.
                           Die Druckluft beschreibt in den beiden concentrischen Röhrensystemen einen
                              									zickzackförmigen Weg; wenn sie beispielsweise durch die Oeffnung K1 (Fig. 7) eintritt, so
                              									steigt sie zunächst in dem Rohre h1 hoch, gelangt oben durch eine Kappe in das Rohr
                              										h2 und fällt durch
                              									dieses in den ringförmigen Unterkasten N, der durch
                              									eingegossene Scheidewände derart eingetheilt ist, dass immer je zwei Rohre des
                              									äusseren und des inneren Systems durch den Kasten N mit
                              									einander verbunden sind. Die Druckluft steigt dann im Rohre h3 wieder hoch, fällt im Rohre h4 u.s.f.
                           Textabbildung Bd. 281, S. 31Vorwärmeofen für Gasmaschinen. In derselben Weise beschreibt die Luft ihren Weg in dem inneren Systeme
                              										H. Beide Systeme können nun durch einfache
                              									Umstellung einer zwei Rohre des äusseren und zwei Rohre des inneren Systems
                              									überdeckenden und mit einem Scheidesteg versehenen Kappe, z.B. M4 (Fig. 6 und 7), derart mit einander
                              									verbunden werden, dass die Luft gezwungen wird, für ihren Hingang das eine und für
                              									ihren Rückgang das andere System zu durchstreichen. Wird nun z.B. die für den
                              									Hochdruckcylinder bestimmte Luft durch die Oeffnung k1 in das äussere Röhrensystem H1 eingeführt, so wird
                              									sie dasselbe bis zur Kappe M4 durchströmen, dort aber in das innere Rohrsystem H eintreten, um dasselbe vorgewärmt durch die Oeffnung K2 (Fig. 7) wieder zu
                              									verlassen. Gleichzeitig tritt aber die aus dem Hochdruckcylinder C (Fig. 5) kommende Luft
                              									durch Oeffnung K3 in
                              									den anderen Theil des inneren Röhrensystems H, geht auf
                              									der anderen Seite desselben ebenfalls bis zur Kappe M4 und von hier durch das äussere
                              									Röhrensystem H1 zurück
                              									bis zur Mündung K4, um
                              									in den Niederdruckcylinder D geleitet zu werden.
                           Je nachdem nun die eine oder die andere Kappe M M4 . . . umgestellt wird, ändert sich das Verhältniss
                              									der von der in den Hochdruck- bezieh. Niederdruckcylinder geleiteten Luft
                              									durchströmten Rohre und damit also auch der Heizflächen.
                           In Fig. 7 werden z.B.
                              									zunächst 14 und dann 18 Rohre durchströmt; wird aber die Kappe M3 umgestellt, so
                              									durchströmt die nach dem Hochdruckcylinder geleitete Luft nur 10 und die nach dem
                              									Niederdruckcylinder geleitete Luft 22 Rohre. Die Aenderung der Gesammtwärmemenge
                              									erfolgt durch entsprechende Regelung der Verbrennung im Ofen.
                           Die einzelnen Röhren h1
                              									h2 . . ., welche
                              									luftdicht in den Unterkasten N eingepasst sind, werden
                              									oben zunächst durch einen Ring P, der zugleich als
                              									oberer Abschluss des Ofens dient, in ihrer Lage erhalten und Ring P stützt sich auf die Stehbolzenschrauben p, die durch den Unterkasten N gehen.
                           Je vier Röhren sind durch eine der Kappen M verbunden,
                              									welche durch die Schrauben p fest auf die Röhren h1
                              									h2 . . . gezogen werden
                              									können. Wie schon angegeben, können je nach Stellung der betreffenden Kappe je zwei
                              									äussere und zwei innere Rohre mit einander verbunden, oder es kann die Verbindung je
                              									eines äusseren mit je einem inneren Rohre hergestellt werden.
                           Textabbildung Bd. 281, S. 31Fig. 8.Vorwärmeofen für Gasmaschinen.Fig. 8 zeigt einen Vorwärmeofen mit Feuerung Q, bei dem das Verhältniss der Mengen der Heizgase
                              									veränderlich ist. Die Heizgase entweichen durch einen Kanal q, der durch eine drehbare Zunge R getheilt
                              									ist, in die eigentlichen Heizkörper SS1, durch deren Heizschlangen TT1 die Druckluft streicht. Zu jedem
                              									Cylinder des Druckluftmotors gehört ein Heizkörper. Das Mengenverhältniss der durch
                              									die Heizkörper strömenden Verbrennungsgase wird durch Einstellen der Zunge R regulirt.
                           Diese Einstellung kann auch vom Regulator der Maschine aus automatisch erfolgen.
                           Es bedarf keiner näheren Erläuterung, dass man es in der Hand hat, bei dieser
                              									Anordnung auch die Grössen der Heizflächen zu ändern, wenn man je zwei Röhren mit
                              									einer umstellbaren Klappe U versieht. Fig. 8 rechts zeigt eine der Kappen eingestellt. An
                              									Stelle des in den Figuren angedeuteten Füllofens kann auch irgend eine andere
                              									Feuerungs- oder Wärmequelle treten: Gasfeuerung, Ofen für flüssige Brennstoffe,
                              									Dampf u.s.w. Die Einrichtung der Oefen für Motoren mit mehr als zwei Cylindern
                              									ergibt sich nach dem Angeführten von selbst.
                           Ueber die Bedeutung der Kraftversorgung in Städten hat Riedler
                                 										(Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1891 S. 189) einige
                              									Bemerkungen gemacht, welche die Sache in bündigster Form treffen und deshalb hier
                              									ihren Platz finden mögen.
                           Maassgebend für die wirthschaftliche Thätigkeit ist die Erzeugung von Werthen. Diese
                              									kann nur erfolgen durch das Zusammenwirken von drei Factoren: Stoff und Kraft und
                              									eines Vermittlers, des Geldes. Stoff allein ist kein Werth ohne die Kraft, die ihn
                              									gewinnt, verarbeitet. Eines Vermittlers hat es in alter Zeit nicht bedurft. Stoff
                              									und Kraft waren das Eigenthum Weniger. Später ward die Kraft zwar frei, nicht aber
                              									der Stoff. Gegenwärtig ist die Thätigkeit der Menschen zwar frei, aber der
                              									Vermittler ist zu grosser Bedeutung angewachsen und in hohem Maasse bevorrechtet,
                              									weil nach den bestehenden Einrichtungen das Arbeitsproduct bezieh. dessen jeweiliger
                              									Werth mit dem Gelde nicht gleichberechtigt und gleichbefähigt ist. Wo ein Vorrecht,
                              									ist ein Minderrecht und dieses drängt stets auf Veränderung des Bestehenden.
                           Gleiche Vertheilung des Stoffes kann niemals lebensfähige Veränderung schaffen; sie
                              									widerspricht Naturgesetzen: dem Kampf ums Dasein, sowie berechtigtem Eigennutz,
                              									die nicht aus der Welt zu schaffen sind. Bestrebungen nach gleicher Vertheilung des
                              									Stoffes, gleichgültig ob in der schroffen communistischen Form oder in der
                              									blendenden Bellamy's, können niemals dauernden Erfolg erzielen.
                           Den Factor Geld und seine Vorrechte zu besprechen, gehört nur theilweise zur
                              									vorliegenden Sache. Das heutige Geld ist Werthmesser, gleichzeitig aber auch Ware
                              									und als solche von veränderlichem Werthe; es sollte Vermittlungs-, insbesondere
                              									Umlaufform sein, die erzeugten Werthe mobilisiren. In Wirklichkeit aber ist es oft
                              									erstberechtigter Factor, welcher Sicherheit und Zins verlangt und selbst ohne
                              									Wertherzeugung und ohne Risico doch erwerben kann.
                           Jede Schuldbildung, wenn auch nur zur Mobilisirung bestehender Werthe, schafft die
                              									ungeheuere Nachfrage nach dem einzig gültigen Werthmesser, nach dem Gold.
                              									Zahlpflichten, die nie aus Gold hervorgegangen, müssen gleichwohl in Gold geleistet
                              									werden; kurz, das heutige Geldwesen schafft eine künstliche, ins Ungemessene
                              									gesteigerte Nachfrage nach dem einen bevorrechteten Werthmesser, während es doch
                              									denkbar ist, für den Umlauf und Austausch von Werthen eine Form zu schaffen, welche
                              									solcher Vorrechte entbehren kann.
                           Ich möchte nicht zu den zahlreichen modernen Weltverbesserern gezählt werden und
                              									begnüge mich, zu erklären, dass ich die Zweckmässigkeit des heutigen Geldwesens
                              									nicht verstehe, und erwähne letzteres nur, um dem Vorwurfe zu begegnen, ich hätte
                              									einseitig nur die wirthschaftliche Bedeutung der Kraft hervorgehoben.
                           Mit der Kraft als Factor der Wertherzeugung liegen die Verhältnisse sehr einfach.
                              									Aller Erwägung ist die Thatsache voranzustellen, dass heute die Maschinenkraft unter
                              									uns thätig ist.
                           Die Maschinenkraft ist wirthschaftlich nichts anderes als ein ungeheures Angebot von
                              									Arbeitskraft, neben welchem die Menschenkraft keine erhebliche Rolle spielen kann
                              									und überwiegend zum Aufseher der Maschine geworden ist. Die Maschinenkraft
                              									übersteigt heute schon alle Menschenkraft der Erde, sie treibt die hochentwickelten
                              									Werkzeugs- und Hilfsmaschinen, welche eine einzige Verrichtung des Menschen
                              									tausendfach ausführen, sie beeinflusst vor Allem die in Kulturländern Lebenden. Dies
                              									berücksichtigt, ergibt die Statistik ungefähr, dass neben jeder einzelnen
                              									Menschenkraft gegenwärtig mehr als hundert gleichwerthige Maschinenkräfte thätig
                              									sind, so dass jede wirthschaftliche Thätigkeit hierdurch beherrscht werden muss. –
                              									Nachdenken auf solchen Gebieten gehört nicht zu den Erfordernissen unserer modernen
                              									Bildung; alle Leistungen der angewandten Naturwissenschaften werden ja als etwas
                              									ganz Selbstverständliches hingenommen, was weitere Ueberlegung nicht lohnt.
                           Die Grösse der Sache wird aber gemeinverständlicher, wenn der Maschinenkraft
                              									menschliche Form gegeben wird, etwa die Form von Chinesen, die zu je 100 im
                              									Wettbewerbe neben jedem von uns thätig sind; Chinesen, welche aber noch weit
                              									anspruchsloser sind als lebendige, welche keiner Wohnstätten, nur Arbeitsstätten
                              									bedürfen, von Kohlen leben, nicht striken, keine persönlichen Bedürfnisse kennen,
                              									bei Dienstuntauglichkeit reparirt oder zerschlagen werden. Hierdurch wird der
                              									gewaltige Einfluss anschaulicher und Niemand wird zweifeln, dass dieser
                              									unheimliche Zustand schleunigst zu regeln ist, um so mehr, als die Statistik lehrt,
                              									dass 80 Proc. der Maschinenkraft erst in den letzten 25 Jahren entstanden ist!
                           Die Maschinenkraft lässt sich jedoch in keiner Weise aus der Welt schaffen, mit ihr
                              									würde auch unsere materielle Kultur aufhören; denn nur die Maschinenkraft hat auch
                              									dem Geringsten Werthe zugänglich gemacht, welche früher nur Bevorzugten erreichbar
                              									waren; Niemand vermöchte ihren Einfluss zu beschränken und nichts ihn zu beseitigen,
                              									als die Rückkehr in unseren Urzustand.
                           Unter solchen Umständen gibt es nur einen Ausweg: die Maschinenkraft muss Allen
                              									gleich zur Verfügung stehen. Dies ist aber nicht der Fall: der Grossbetrieb gebietet
                              									nicht nur über die vollkommensten Kraft- und Werkzeugmaschinen, er bezahlt auch für
                              									die Maschinenkraft kaum den 7. Theil dessen, was der Kleinbetrieb dafür zu bezahlen
                              									hat. Dem Kleinbetriebe ist die Benutzung der Maschinenkraft ausserordentlich
                              									erschwert, innerhalb von Städten theilweise unmöglich gemacht und wenn er sie
                              									überhaupt benutzen kann, so muss er sie vielfach theuer bezahlen. Wo die
                              									Maschinenkraft fehlt, fehlen auch die leistungsfähigen Werkzeuge. Die grossen
                              									Verbesserungen auf technischem Gebiete können dem Kleingewerbe keine Hilfe bringen,
                              									ohne die für den Betrieb der Werkzeuge unerlässliche Maschinenkraft.
                           Der Kleinbetrieb muss und kann gegenüber dem Grossbetriebe stets lebensfähig bleiben,
                              									weil der Kleinbetrieb mit geringeren allgemeinen Auslagen arbeitet; weil der
                              									Kleingewerbetreibende sein eigener Director, Ingenieur, Reisender u.s.w. ist, und
                              									sein Absatzgebiet auf den zahllosen kleinen Wegen neben dem Grossbetriebe findet.
                              									Unerlässliche Bedingung ist aber für den Kleinbetrieb der Boden der Stadt, wo er
                              									auch seine Absatzstelle findet. Ausserhalb von Städten kann der Kleinbetrieb niemals
                              									neben den grossartigen Mitteln des Grossbetriebes bestehen.
                           Lebensbedingung für das Gewerbe innerhalb der Städte ist aber Maschinenkraft unter
                              									möglichst gleichwerthigen Verhältnissen, denn nur dann können Grossbetrieb und
                              									Kleinbetrieb gleichwerthig arbeiten.