| Titel: | E. W. Bliss' Ziehpresse für grobe Blechwaren. | 
| Autor: | Pr. | 
| Fundstelle: | Band 281, Jahrgang 1891, S. 36 | 
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                        E. W. Bliss' Ziehpresse für grobe Blechwaren.
                        Mit Abbildungen.
                        Blies' Ziehpresse für grobe Blechwaren.
                        
                     
                        
                           Textabbildung Bd. 281, S. 36Bliss' Ziehpresse für grobe Blechwaren. Von der E. W. Bliss Comp. in
                              										Brooklyn, New York, ist nach American
                                       												Machinist, 1890 Bd. 13 Nr. 43 * S. 1 bis 3, eine 60
                              									t schwere Ziehpresse gebaut worden, mit welcher aus Stahlblechen bis zu einer
                              									grössten Abmessung von 1524 zu 965 mm Blechwaren, namentlich Küchengeräthe, kalt
                              									gepresst werden können. Die in den Risszeichnungen (Fig. 1 bis 5) dargestellte Maschine zeigt bemerkenswerthe
                              									Einzelheiten.
                           Zwei auf die hohe Bettplatte geschraubte Führungsständer sind oben durch einen
                              									förmigen Querbogen verbunden. Von vier 127 mm starken, durch die Ständer
                              									gehende Schraubenbolzen werden die beiden Seitenständer und das bogenförmige
                              									obere Querstück mit der Grundplatte zu einem System verbunden.
                           Vier an die äusseren Ständerfüsse geschraubte Schienen e
                              									gewähren dem Stosskasten B eine entsprechende Führung.
                              									Dieser ist ferner durch vier Spindeln a getragen und
                              									kann durch Mutter und Gegenmutter an jeder derselben eine feine Höheneinstellung
                              									erhalten. Je zwei auf einer Ständerseite befindliche Spindeln a sind an einem Querbalken L
                                 										L festgemacht; in deren zwei Enden je eine Schubstange angelenkt ist. Zwei
                              									in der Mittellinie und im Innern des Stossrahmens B
                              									angeschraubte Flachleisten g führen den inneren
                              									Ziehstempel, welcher durch die Kurbelachse C in
                              									regelmässige Hubbewegung versetzt wird.
                           Die Lager dieser Kurbelachse befinden sich im oberen Querstück, wobei die Einrichtung
                              									getroffen ist, dass bei Lösung der unteren Lagerdeckel diese Kurbelachse C zwischen den Ständern herausgeholt werden kann. Am
                              									freien Schaftende an der vorderen linken Seite der Maschine trägt diese Kurbelachse
                              										C eine Stirnkurbel A,
                              									welche zur Bethätigung des äusseren Stossrahmens B
                              									gebraucht wird. Vermöge einer Schubstange D wird
                              									vorerst die an der Führungsleiste F gleitende
                              									Rahmenplatte E bewegt.
                           An die oberen Zapfen dieser Flügelplatte E sind
                              									Hängeschienen H angelenkt, welche die Verbindung mit
                              									zwei Kurbelwellen J herstellen, an deren zwei Kurbeln
                              										K die bereits erwähnten Schubstangen (K L) hängen.
                           Nun ist die Richtung dieser Kurbeln K derjenigen der
                              									Triebkurbel I gerade entgegengesetzt gerichtet, so dass
                              									der Bewegungssinn des Flügelschlittens und des Stossrahmens B auch entgegengesetzt sein wird.
                           Ausserdem ist aber die Bewegung des Stossrahmens B eine
                              									ganz eigenthümlich unregelmässige, welche in der Verwandlung der geradlinigen
                              									Schlittenbewegung E durch Vermittelung einer
                              									Bogenschwingung in eine gegensätzliche Hubschwingung bedingt ist, wobei die Länge der
                              									Gelenkstange H I, sowie des Kurbelhalbmessers K J gleich gemacht sind.
                           Textabbildung Bd. 281, S. 37Fig. 3.Bliss' Ziehpresse für grobe Blechwaren. Dieser Vorgang kann in folgender Weise erklärt werden. In der Tiefstellung
                              									dieses Flügelschlittens E schwingen beide Triebkurbeln
                              										J I etwas unter der Wagerechten nach einwärts,
                              									während im Aufwärtshube des Schlittens die Kurbelzapfen allmählich sich in die
                              									Stellung M hineindrehen. Weil aber die Gelenke H I die gleiche Länge wie die Triebkurbel J K haben, so stellen sich die Gelenke in der Hochlage
                              									wagerecht, während sie in der Höchststellung des Flügelschlittens um den
                              									Kurbelzapfen I schwingen können. Dadurch wird während
                              									eines grossen Theiles (⅓) einer vollen Umdrehung der Hauptkurbel C der Stossrahmen B
                              									beinahe gar keine Hubbewegung ausführen.
                           Um nun diesen annähernden Stillstand des Stossrahmens auf einen bestimmten Theil der
                              									Hubbewegung des Stempelschlittens zu verlegen, gibt man der Hauptkurbel C eine bestimmte Voreilung (90° + 45°) vor der
                              									Nebenkurbel A.
                           Textabbildung Bd. 281, S. 37Fig. 4.Bliss' Ziehpresse für grobe Blechwaren. Hieraus entwickelt sich folgender Arbeitsvorgang, von dem die
                              									Bewegungslinien beider Schlitten in Fig. 6 zur
                              									Ansicht gebracht sind, deren Grundlinie die einer vollen Umdrehung entsprechende
                              									Gradtheilung, die zugehörigen Höhen aber dem Stösselhub für die betreffende
                              									Kurbelstellung angeben.
                           Es wird hiernach in der Höchstlage des inneren Stempels der äussere Stoss B bereits im Niedergehen begriffen sein, welcher bei
                              									einer Vierteldrehung schon seine Tiefstellung erreicht. In dieser Tieflage presst
                              									der Stoss B auf die am Matrizenrand aufliegen de glatte
                              									Blechtafel und hält dieselbe unter einem, durch die Hängeschrauben a regelbaren Druck fest.
                           Nachdem dies erfolgt ist, erreicht nach weiterer Kurbeldrehung (von 30°) der Press-
                              									oder Formstoss das Blech und zieht es vom Rande nach innen zu allmählich ein, bis
                              									derselbe am Formboden oder am Matrizengrund anlangt, wobei das Blechmaterial
                              									trichterförmig zusammengezogen wird, nachdem es vorher beschnitten war. Weil aber
                              									das Blech unter dem Drucke des Stosses B sich stetig
                              									vorschiebt, d. i. der von innen wirkenden Zagkraft folgt, so werden sich die durch
                              									diesen Vorgang gebildeten Faltungen glätten müssen.
                           Um aber diesen wichtigen Arbeitsvorgang der Blechhaltung zu wiederholen und
                              									namentlich den dauernden Stillstand des klemmenden Stosses zu erklären, sind diese
                              									Organe in Fig. 5 in zwei Stellungen in einfacher Art
                              									aufgezeichnet, wobei die frühere Bezeichnung der Theile beibehalten ist. Im Bilde
                              									links steht der Flügelschlitten in der Tieflage, im Bilde rechts etwas vor der
                              									Höchststellung, und indem die punktirte Lage die Höchststellung M angibt, ersieht man ohne weiteres die
                              									Schwingungsweite im Auf- und Abstieg in der Hochstellung von E, was nicht den geringsten Einfluss auf die Schlittenverschiebung des
                              									Stosses von B ausübt. Dies ist wichtig für den Fall,
                              									wenn der Formstoss in Folge des Arbeitsdruckes eine Lüftung des Klemmstosses B anstrebt.
                           Kurz nach dem beginnenden Aufhube des mittleren Druckstosses hebt sich ebenfalls der
                              									Stoss B, eilt aber dabei dem Druckstössel beständig um
                              									annähernd 65 mm vor.
                           Der schwere Flügelschlitten wirkt theil weise als Gegengewicht für den inneren
                              									Hauptstössel. Die Betriebskraft dieser gewaltigen 4260 mm hohen Ziehpresse liefert
                              									eine stehende Dampfmaschine von 305 mm Cylinderbohrung und 356 mm Hub, bei 250
                              									minutlichen Umläufen, welche auf einem an das Hauptbett angeschlossenen Grundkasten
                              									steht. (Fig. 4.)
                           Textabbildung Bd. 281, S. 37Fig. 5.Bewegung des Schlittens. Zugleich gewährt der Dampfmaschinenbock auch die Anbringung eines Lagers
                              									für die Vorgelegewelle, mit welcher das auf der 292 mm starken Kurbelwelle der
                              									Presse gekeilte Hauptrad G von 2312 mm Durchmesser, 305
                              									mm Zahnbreite und 101 mm Zahntheilung sitzt. Die Gesammtübersetzung des Räderwerkes
                              									zwischen Presse und Dampfmaschinen beträgt 50 : 1, so dass auf 50 Umdrehungen der
                              									Schwungrad welle eine Umdrehung der Kurbelachse C
                              									entfällt.
                           Zur sofortigen Betriebsabstellung der Presse, sowie zur Verlängerung der Arbeitspause
                              									beim Hubbeginn in der Hochstellung der Stösse ist eine Hill'sche Reibungskuppelung P, sowie eine
                              									ähnlich ausgeführte Backenbremse zwischen Dampfmaschine und Rädertriebwerk
                              									eingeschaltet.
                           Auch erhalten die beiden Stösse eine Regelung der Höhenlage und zwar der Rahmenstoss
                              										B durch die vier bekannten Schrauben a bis 152 mm und der mittlere Formstoss vermöge einer
                              									Ringmutter, die an die Spindel des Kugelkreuzkopfes in die Kurbelschubstange
                              									geschraubt ist.
                           
                           Weil aber diese Mutter wegen der verdeckten Lage im Stossrahmen b nicht gut zugänglich ist, wird der Umfang derselben
                              									als Winkelrad ausgebildet, in welches die steil nach aufwärts gerichtete
                              									Getriebsspindel einsetzt.
                           Textabbildung Bd. 281, S. 38Fig. 6.Schaulinien für die Schlittenbewegung. Diese ist so weit schräg vor die Kurbelschubstange gelegt, damit man in
                              									jeder Lage derselben die Einstellung des Formstosses mittels Schlüsselstifte
                              									durchführen kann, was Höhenverstellung bis zu 203 mm ermöglicht.
                           Noch muss der von der linken Kurbelwelle J bethätigten
                              									Stange N Erwähnung geschehen, mit welcher durch das
                              									Hebelwerk O die Auswerferbolzen getrieben werden.
                           
                              
                                 Pr.