| Titel: | Neuerungen an Elektromotoren (Dynamomaschinen) und Zubehör. | 
| Fundstelle: | Band 281, Jahrgang 1891, S. 49 | 
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                        Neuerungen an Elektromotoren
                           								(Dynamomaschinen) und Zubehör.
                        (Patentklasse 21. Fortsetzung des Berichtes S. 1
                           								d. Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Neuerungen an Elektromotoren (Dynamomaschinen) und
                           								Zubehör.
                        
                     
                        
                           Textabbildung Bd. 281, S. 49Andersen und Girdlestone's Elektromotor „Agir“. 9) Der von F. V. Andersen und J. O. Girdlestone, beide in London, aus Anlass eines
                              									Preisausschreibens des Journals Industries entworfene
                              									und mit dem ausgesetzten Preise ausgezeichnete Elektromotor Agir ist in den Fig. 19 bis 21 abgebildet. Derselbe
                              									besitzt Reihenwickelung, der Widerstand des Ankers beträgt 0,065 Ohm, der des Feldes
                              									0,061 Ohm, im Ganzen sonach 0,126 Ohm. Der Motor arbeitet mit 150 Volt Spannung und
                              									die Ankerwelle macht 250 Umdrehungen in der Minute. Der Anker besteht, wie Fig. 19 und 20 zeigen, aus dünnen,
                              									von einander isolirten Scheiben aus Eisenblech, welche mit ihrer Mittelöffnung über
                              									vier auf der im Ganzen 3 Fuss 4⅜ Zoll (1,025 m) langen Welle aufgesetzte Holzleisten
                              									geschoben sind, um die innere Kühlung des Kernes zu sichern. Die Scheiben werden
                              									durch zwei Endplatten und Muttern, deren Gewinde auf die Welle aufgeschnitten ist,
                              									zusammengehalten. Der äussere Umfang der Scheiben ist mit 24 Ausschnitten versehen
                              										(Fig. 20), so dass
                              									auf dem Ankerkern Nuthen gebildet werden zur Aufnahme der Wickelung. Der
                              									Stromsammler hat 48 Abtheilungen und ist in der üblichen Weise ausgeführt. Das
                              									magnetische Feld wird durch zwei zu beiden Seiten des Ankers stehende senkrechte
                              									Schenkel von rechteckigem Querschnitt mit abgerundeten Ecken gebildet, die oben und
                              									unten durch Polstücke verbunden sind, welche den Anker auf je etwa ⅔ des halben
                              									Umfanges umfassen. Auf den Anker werden durch ein Rädervorgelege die Umdrehungen der
                              									im Gestell der Maschine gelagerten Riemenscheibe im Verhältniss von nahezu 1 : 3
                              									übertragen. (Industries, 1889 * S. 477.)
                           Textabbildung Bd. 281, S. 49Fig. 21.Andersen und Girdlestone's Elektromotor „Agir“. 10) Francisco Vivó y Graells in Barcelona
                              									(1887 265 441) hat in dem D. R. P. Nr. 47245 vom 1. April
                              									1888 eine Vorrichtung zur Einstellung des Ankers im
                                 										magnetischen Felde behufs Regulirung der Stromspannung angegeben, welche
                              									auf der Verschiebung des Ankers gegen die Pole der Feldmagnete beruht. Diese
                              									Verschiebung des Ankers wird durch ein auf der Dynamowelle sitzendes conisches
                              									Wechselgetriebe in Verbindung mit Reibungskuppelungen bewirkt. Die Aus- und
                              									Einrückung der letzteren geschieht durch zwei Elektromagnete, deren Ankerhebel mit
                              									den Kuppelungshülsen in Verbindung stehen. Die Erregung der Elektromagnete wird
                              									durch ein zu dem Hauptstromkreise in Nebenschluss geschaltetes Relais
                              									hervorgebracht, dessen federnder Anker durch den Relais-Elektromagnet je nach der
                              									Stärke des durch seine Wickelung fliessenden Nebenstromes derart beeinflusst wird,
                              									dass durch Contacte entweder der eine oder der andere der beiden Magnete erregt und
                              									demnach die eine oder die andere Kuppelung eingerückt wird, wodurch mittels einer
                              									auf der Achse des mittleren Kegelrades des Wechselgetriebes sitzenden Mutter und
                              									eines Winkelhebels eine Verschiebung der Maschinenachse in ihrer Längenrichtung,
                              									d.h. eine Annäherung oder Entfernung des Ankers von den Feldmagneten veranlasst
                              									wird.
                           
                           11) Gisbert Kapp in Wimbledon (Surrey) und J. M. V. Money-Kent in Westminster geben in dem D. R.
                              									P. Nr. 47142 vom 12. October 1887 eine neue Ankereinrichtung für Dynamomaschinen an.
                              									Der auf dem Grundreifen E (Fig. 22 und 23) aus Bandeisen
                              									gewickelte Ankerkern C wird durch Befestigungsstücke
                              										D mit seitlichen Lappen E aus nicht magnetischem Material und Bolzen B an dem Grundreifen befestigt, der durch feste Speichen mit der auf der
                              									Welle sitzenden Nabe verbunden ist.
                           Textabbildung Bd. 281, S. 50Kapp's Anker für Dynamo. Bei Dynamomaschinen, deren Ankerring auf drei Seiten von Polschuhen
                              									umschlossen ist, wird der Ankerkern aus zwei Lagen Bandeisen neben einander mit
                              									aufgewickeltem Eisendraht hergestellt, wobei die Befestigungsstücke zwischen jene
                              									beiden Wickelungen gelegt und ihre Lappen E nach oben
                              									umgebogen werden, um den Draht zu halten.
                           12) King, Brown und Co. haben nach dem Engineer, 1890 Bd. 70 * S. 75, für Schiffsbeleuchtung
                              									die beiden in Fig. 24 und 25 abgebildeten, mit angekuppelter Betriebsmaschine versehenen
                              									Dynamomaschinen hergestellt.
                           Textabbildung Bd. 281, S. 50Fig. 24.Dynamo mit Betriebsmaschine (King, Brown und Co.). Die grössere derselben (Fig. 24) wird durch
                              									eine 80pferdige senkrechte Verbunddampfmaschine betrieben, die mit etwa 10 at
                              									Kesselspannung arbeiten soll, und deren Cylinder 190,5 bezieh. 305 mm Bohrung und
                              									305 mm Hub haben; die Umdrehungszahl beträgt 300 in der Minute. Die Dynamo soll
                              									einen Strom von 400 Ampère und 110 Volt geben, was etwa 700 16kerzigen Lampen
                              									entspricht. Die ganze Maschine beansprucht 2,9 m Länge, 0,91 m Breite und 2,3 m
                              									Höhe, das Gewicht beträgt etwa 4 t. Der Regulator der Dampfmaschine ist wagerecht an
                              									der Kurbelwelle befestigt und bethätigt eine Drosselklappe; die Dampfcylinder haben
                              									Kolbenschiebersteuerung. Das magnetische Feld besteht aus den vier senkrechten
                              									Magnetkernen zu beiden Seiten des Ankers und dem oberen und unteren Joch, sämmtlich
                              									aus Schmiedeeisen hergestellt. Der Anker ist trommelförmig, aus 142
                              									Kupferstäben von grossem Querschnitt, entsprechend dem starken entwickelten Strom
                              									zusammengestellt und hat 597 mm Länge, 533 mm Durchmesser. Der Stromsammler hat 71
                              									Abtheilungen von hart gezogenem Kupfer mit Isolirung von Glimmer; der Strom wird an
                              									vier Stellen von je drei Bürsten abgenommen, die an einem mittels Schneckenrad- und
                              									Handradgetriebe drehbaren Rahmen befestigt sind. Die Magnetwickelung ist eine
                              									gemischte; die Reihentheile sind, um Biegsamkeit zu erhalten, aus 25 mm breiten
                              									Kupferstreifen, die zu einem Leiter von 6 mm Stärke vereinigt, übersponnen und
                              									gefirnisst sind, hergestellt. Der abgehende Dampf wird bei Schiffsanlagen nach dem
                              									Hauptcondensator geführt.
                           Textabbildung Bd. 281, S. 50Fig. 25.Dynamo mit Betriebsmaschine (King, Brown und Co). Die in Fig. 25 dargestellte Ausführung hat
                              									eine eincylindrige Dampfmaschine von 159 mm Cylinderdurchmesser und 152 mm Hub, die
                              									mit 10 at Kesselspannung und 285 Umdrehungen in der Minute arbeitet. Der Regulator
                              									ist ebenso angeordnet wie bei Fig. 24. Die zweipolige
                              									Dynamomaschine hat zwei massive Magnetkerne von Schmiedeeisen, welche zu den den
                              									Anker umfassenden Polstücken erweitert sind. Die Magnetkerne sind auf einem Theil
                              									der Grundplatte befestigt, dessen Querschnitt doppelt so gross ist als der der
                              									Kerne. Der Anker ist trommelförmig, 432 mm lang, 368 mm im Durchmesser; der gelieferte
                              									Strom hat 120 Ampère 105 Volt und genügt für 250 16-Kerzenlampen. Das Gesammtgewicht
                              									beträgt etwas über 2 t; der beanspruchte Raum ist 1,67 m Länge, 0,835 m Breite,
                              									1,143 m Höhe.
                           Textabbildung Bd. 281, S. 51Fig. 26.Dynamo für Schiffsbeleuchtung der Armington and Sims Eng.
                                    											Co. 13) Anschliessend an das Vorhergehende sei hier noch eine von der Armington and Sims Engine Company in Providence,
                              									Rhode-Island, gebaute, ebenfalls für Schiffsbeleuchtung bei der amerikanischen
                              									Flotte bestimmte Dampfdynamo erwähnt; welche in Fig.
                                 										26 nach Engineering, 1890 Bd. 50 * S. 67,
                              									abgebildet ist. Die Dampfmaschine hat zwei Cylinder von je 127 mm Bohrung, 76 mm
                              									Hub, macht 800 Umdrehungen in der Minute und wird von einem Armington and Sims-Regulator controlirt. Die vierpolige Dynamo ist
                              									unmittelbar an die Kurbelwelle der Dampfmaschine gekuppelt und liefert einen Strom
                              									von 100 Ampère mit 80 Volt. Die ganze Maschine beansprucht nur 1,78 m Länge, 0,86 m
                              									Breite und 1,32 m Höhe.
                           14) In Fig. 27 ist eine von J.
                                 										A. Kingdon für Centralstationen entworfene 70-Einheiten-Wechselstromdynamo
                              									abgebildet, welche Woodhouse und Rawson in ihren Werken
                              									zu Kidsgrove, Staffs, bauen. In dieser Maschine liegen nach dem Londoner Electrical Engineer, 1891 Bd. 7 * S. 291, die Rollen,
                              									welche den Ankerrollen und den Feldmagnetrollen einer gewöhnlichen
                              									Wechselstrommaschine entsprechen, fest, während das umlaufende Rad eine Anzahl von
                              									aus Platten bestehenden Eisenmassen oder Inductoren trägt, welche bei ihrer Bewegung
                              									magnetische Veränderungen in den Eisenkernen der Anker- oder Secundärrollen
                              									erzeugen. Die Magnete der Dynamo sind aus einer Anzahl gestanzter Eisenplatten
                              									aufgebaut und zwischen zwei steifen, kreisförmigen Gusseisenrahmen verbolzt, die
                              									wagerecht entlang der Centrallinie getheilt sind; die unteren Rahmen sind mit einer
                              									steifen gusseisernen Bettplatte verbolzt.
                           Das Inductorrad ist ausserordentlich fest gebaut; es besteht aus 16 Inductoren,
                              									welche aus einer Anzahl gegen einander isolirter weicher Eisenplatten gebildet sind;
                              									letztere sind zwischen zwei steifen Stahlplatten verbolzt, welche auf einer auf die
                              									Hauptwelle aufgekeilten Nabe angebracht sind. Zwischen den Inductoren und den
                              									Stahlplatten liegen zwei Bronzeringe, welche die Inductoren magnetisch gegen
                              									einander isoliren. Die Feldmagnet- oder Primärpole sind dauernd magnetisch und ihre
                              									Polarität wird bedingt durch den Strom eines kleinen Erregers. Die Zwischenpole
                              									wechseln ihre Polarität beständig, während das Rad umläuft, und so werden in ihren
                              									Spulen Wechselströme erzeugt.
                           Es sind weder Bürsten, noch reibende Contacte vorhanden, da alle Rollen feststehen.
                              									In Kidsgrove ist eine Dynamo im Gebrauch; ein Satz ihrer Rollen liefert für
                              									Glühlampen unmittelbar einen Strom von 105 Volt; ein anderer Satz sind Rollen mit
                              									höherem Potential für Stromkreise mit Stromumsetzern; ein dritter Satz Rollen
                              									endlich wird für Bogenlampen benutzt.
                           Für die Centralstation zu Woking hat die Gesellschaft zwei ähnliche, nur wenig
                              									verschiedene Maschinen aufgestellt. Diese sind bewickelt für 30 Ampère bei 2000 Volt
                              									und sind unmittelbar gekuppelt mit dreifachen Expansionsdampfmaschinen, welche
                              									ebenfalls Woodhouse und Rawson United Co. gebaut
                              									hat.
                           Textabbildung Bd. 281, S. 51Fig. 27.Kingdon's Wechselstromdynamo. 15) Ueber Gutmann's Wechselstrommaschine
                              										(Fig. 28), bringt der Londoner Electrical Engineer, 1891 Bd. 7 * S. 318, nach dem New
                              									Yorker Electrical Engineer) folgende An. gaben: Die in
                              									sich geschlossene Ankerrolle ist in viele Theile getheilt und die Enden der Theile
                              									sind mit im Kreise
                              									angeordneten isolirten Platten verbunden. Der Tragrahmen hat vier paarweise
                              									angeordnete Schlitze; die Glieder der Paare liegen einander im Durchmesser gegenüber
                              									und in einem Paare der Schlitze werden durch regulirbare Federn kurzschliessende
                              									Bürsten festgehalten. Kehrt sich der Motor um, so wechseln die Bürsten zu den
                              									anderen Schlitzen. Während der Thätigkeit der Maschine halten die Bürsten beständig
                              									eine Gruppe von Rollen in sich selbst geschlossen, während sie eine der kleinen
                              									Unterabtheilungen an jedem Ende der Gruppe zugleich mit einschliessen und davon
                              									ausschliessen. Das Feld ist aus Eisenplatten gebildet; jede Platte wird mittels
                              									eines einzigen Stempels in zwei Theilen gestanzt, deren Enden in einander
                              									geschlossen werden, worauf die Platten zusammengebolzt werden. Dies macht es
                              									möglich, dass die Rollen im Voraus auf der Drehbank gewickelt und dann auf das Feld
                              									gebracht werden, wodurch die Kosten der Herstellung vermindert werden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 281, S. 52
                              Fig. 28.Gutmann's Wechselstrommaschine.