| Titel: | Neuerungen in der Gasindustrie. | 
| Autor: | W. Leyhold | 
| Fundstelle: | Band 281, Jahrgang 1891, S. 65 | 
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                        Neuerungen in der Gasindustrie.
                        (Fortsetzung des Berichtes Bd. 280 S.
                           								277.)
                        Mit Abbildungen.
                        Neuerungen in der Gasindustrie.
                        
                     
                        
                           Wassergas zur Beleuchtung sonst und jetzt.
                           Von Fr. H. Shelton.
                           In einem Vortrag auf der Versammlung der American Gaslight
                                 										Association zu Baltimore bespricht Verfasser die hauptsächlichen
                              									Wassergasapparate und deren Vervollkommnung bis zur jetzigen Zeit. Nach seiner
                              									Ansicht ist die Entwickelung der Wassergasindustrie jetzt zu einem gewissen
                              									Abschluss gelangt.
                           Die Wassergasapparate werden in zwei Klassen getheilt: I. Systeme mit Retorten, bei welchen der Dampf in mit Kohle gefüllte Betörten
                              									geleitet wird, deren Temperatur durch äussere Erhitzung
                              									erhalten wird, und II. Systeme mit Generator, d.h.
                              									solche, bei welchen der Dampf in Retorten oder Generatorschächte mit Kohle geleitet
                              									wird, wobei die Erhitzung innerlich durch theilweise
                              									Verbrennung des Kohlenmaterials geschieht.
                           Klasse I umfasst hauptsächlich vier Systeme:
                           Textabbildung Bd. 281, S. 65Fig. 1.Milton Sander's Retorten-Wassergasapparat. 1) J. Milton Sander's Apparat (Fig. 1). Die L-förmige gusseiserne
                              									Retorte A sitzt in einer gewöhnlichen Ofenfeuerung; sie
                              									wurde mit Holzkohle gefüllt und auf hohe Temperatur gebracht. Nun wurde überhitzter
                              									Dampf am oberen Ende, bei E, eingeblasen; derselbe wird
                              									beim Abwärtssteigen zerlegt und es bildet sich unter Vereinigung mit Kohlenstoff ein
                              									nicht leuchtendes Wassergas, zugleich wurde geschmolzenes Harz in die Retorte
                              									eingeführt zur Carburirung des Gases; das erhaltene Gasgemisch stieg durch das
                              									Steigrohr F in die Vorlage und gelangte zu
                              									Reinigungsapparaten. Ein Fixiren des Gases fand nicht statt, so dass die flüchtigen
                              									Oele sieb in den Rohrleitungen leicht wieder niederschlugen. Die hierdurch
                              									veranlasste Verringerung der Leuchtkraft sowie die starke Abnutzung der eisernen
                              									Retorten liessen das System nicht in die Höhe kommen.
                           2) Allen-Harris-Apparat. Von den Retortenprocessen
                              									erregte dieses System allein Aufsehen, bis der Generatorprocess entstand. Mit
                              									einigen Verbesserungen ist es in Fig. 2 dargestellt.
                              										A ist ein Ofen mit senkrecht stehenden Retorten aus
                              									feuerfestem Thon; jede Retorte ist mit Kohle gefüllt, der Dampf wird an der
                              									Vorderseite durch fein vertheilte Röhrchen eingeblasen. In der senkrechten Retorte
                              									wird er zerlegt; das Gas passirt noch den Ofen B
                              									mit wagerecht liegenden doppelten Retorten, welche zur Zerlegung von Oel sowie zur
                              									Fixirung der entstandenen Gase dienen. Nachdem diese etwa 11 m in den Retorten mit
                              									immer steigender Temperatur passirt haben, gelangen sie in das Steigrohr.
                           Textabbildung Bd. 281, S. 65Fig. 2.Allen-Harris' Retorten-Wassergasapparat. 3) Salisbury's Apparat (Fig. 3). Das System beruht auf der Einführung von
                              									überhitztem Dampf mit einem feinen Strahl von Naphta durch das Mundstück in eine der
                              									unteren Retorten, welche im gewöhnlichen Gasofen sitzen. Die Dämpfe werden durch ein
                              									feuerfestes Thonrohr am Boden der Retorte bis zu deren hinterem Ende geleitet, von
                              									wo sie in die obere Retorte und von da zum Steigrohr gelangen. Eine oder zwei
                              									Retorten im Ofen werden zur Darstellung von gewöhnlichem Kohlengas benutzt, um Koks
                              									zur Heizung zu beschaffen. Eine spätere Veränderung des Verfahrens war die, das
                              									Wassergas aus der unteren Retorte aufwärts durch die Retorte für Kohlengas zu
                              									führen. Mit dem Oel trat etwas Luft in die Retorten, so dass eine constante
                              									theilweise Verbrennung unterhalten wurde, wobei allerdings der zurückbleibende
                              									Stickstoff dem Gase beigemengt blieb.
                           Textabbildung Bd. 281, S. 65Fig. 3.Salisbury's Retorten-Wassergasapparat. 4) Jerzmanowski's (Baby-) Apparat (Fig. 4). Dieses System besteht aus L-förmigen
                              									Retorten, im üblichen Gasofen befindlich. Der senkrechte Theil derselben ist mit
                              									gebrannten Kalksteinen gefüllt, welche auf Rothglut erhalten werden. Am unteren
                              									Retortendeckel wird Dampf und Naphta eingeblasen, welche beide sich zerlegen und
                              									permanente Gase bilden. Der Kalk wirkt nicht durch eigenthümliche
                              									Zersetzungen, wie ihm früher zugeschrieben wurde, sondern einfach wie feuerfeste
                              									Steine.
                           Textabbildung Bd. 281, S. 66Fig. 4.Jerzmanowski's Retorten-Wassergasapparat. Klasse II, die Generatorprocesse, zerfällt in
                              									zwei Abtheilungen: A) Generatorprocesse, bei welchen ein nicht leuchtendes Gas
                              									erzeugt wird mit nachfolgender Carburation; letztere geschieht gewöhnlich in einem
                              									besonderen Apparat mit eigener Feuerung. B) Generatorprocesse, bei welchen ein
                              									leuchtendes Wassergas, carburirt und permanent gemacht, in einer Operation in einem einzigen Apparat
                              									hergestellt wird. Nur eine Feuerung ist vorhanden, und es wird gewöhnlich das
                              									Hilfsmittel des Ueberhitzens angewendet.
                           Abtheilung A) enthält neun hauptsächliche Systeme:
                           Apparat von Tessie du Motay (Fig. 5). A ist der Generator, bestehend aus
                              									einem einfachen Schacht aus feuerfesten Steinen, mit Kohlenfüllung. Luftgebläse und
                              									Dampfeinlass. Nachdem die nöthige Hitze erreicht ist, wird das Gebläse ausgeschaltet
                              									und Dampf unter den Rost geblasen; derselbe zerlegt sich beim Passiren der glühenden
                              									Kohlenschicht; das Gas gelangt zum Behälter. Von hier geht es erst zum Carburator
                              										X; derselbe besteht aus einer Anzahl flacher
                              									Pfannen oder Schalen mit Naphta, welche von aussen mit Dampf erhitzt werden. Das
                              									angereicherte Gas gelangt zu den Retorten Z und die
                              									Kohlenwasserstoffe werden hier fixirt, d.h. in permanente Gase umgewandelt. Von hier
                              									gelangt das Gas in die Reinigungsapparate. Die beim Heissblasen des Apparats
                              									entstehenden Generatorgase entweichen unbenutzt durch den Kamin.
                           Textabbildung Bd. 281, S. 66Fig. 5.Tessie du Motay's Retorten-Wassergasapparat.Apparat von Wilkinson (Fig.
                                 										6). Der Dampf wird im Generator zerlegt und nach dem Passiren eines
                              									Scrubbers das Gas in einen Behälter geleitet. Von hier gelangt es durch einen
                              									Stationsgasmesser zum Carburator, wo es Naphtadämpfe aufnimmt; letztere werden durch
                              									Dampf von 115 bis 125° C. verflüchtigt. Die Fixirung derselben geschieht in einem
                              									eigenen Ofen, in welchem die Gase Retorten von der doppelten üblichen Länge
                              									passiren.
                           Textabbildung Bd. 281, S. 66Fig. 6.Wilkinson's Retorten-Wassergasapparat.Textabbildung Bd. 281, S. 66Fig. 7.Jerzmanowski's Retorten-Wassergasapparat.Apparat von Jerzmanowski (Fig.
                                 										7). Neben dem Kohlenschacht liegt eine zweite Kammer, gefüllt mit
                              									gebrannten Kalksteinen. Letztere werden durch die Generatorgase unter Luftzutritt
                              									geheizt. Beim Gasmachen wird der Dampf im Kohlenschacht zerlegt und nimmt am oberen
                              									Ende Kohlenwasserstoffe auf. Beim Passiren des Kalkschachtes wirkt dieser als
                              									Ueberhitzer; es bildet sich ein 15-Kerzen-Gas, welches nachträglich noch durch einen
                              									Carburator und folgendes Durchleiten durch glühende Retorten auf jede beliebige
                              									Leuchtkraft gebracht werden kann, wie bei dem vorigen Apparat.
                           Textabbildung Bd. 281, S. 66Fig. 8.Harkness' Retorten-Wassergasapparat.Apparat von Harkness (Fig.
                                 										8). Ein nicht leuchtendes Gas wird in den drei Generatoren hergestellt,
                              									mit Naphta carburirt und in Retorten fixirt. Der Generator ist klein, schwer zu
                              									heizen und schwer in Glut zu erhalten; die Kohle wird auf Glühhitze gebracht durch
                              									geringen Kaminzug, welcher sehr schwach ist gegenüber den sonst angewendeten
                              									Gebläsen. Es hat dies eine sehr geringe Gasproduction zur Folge: um dies
                              									auszugleichen, sind mehrere Generatoren zugleich in Thätigkeit. Das Gas gelangt vom
                              									Generator ohne Behälter direct zu den Carburirretorten. Von dieser Construction
                              									wurde nur eine Anlage errichtet, welche auch nicht lange in Gebrauch blieb.
                           Textabbildung Bd. 281, S. 67Fig. 9.Hanlon und Johnson's Retorten-Wassergasapparat.Apparat von Hanlon und Johnson (Fig. 9). A ist der
                              									übliche Generator für die Herstellung von nicht leuchtendem Wassergas, welches in
                              									einem Behälter aufgefangen wird. B ist Hanlon's Ofen für die Erzeugung von Oelgas, Welches in
                              									einen eigenen Behälter gelangt. Ein Exhaustor X
                              									entnimmt Gas aus jedem Behälter und mischt beide in den Röhren; durch Stellung der
                              									Schieber kann das Verhältniss beider geregelt und so eine bestimmte Leuchtkraft
                              									erzielt werden. Die einfache Mischung hat häufig Abscheidung der leuchtenden Oele
                              									zur Folge; auch hat die Flamme nicht die nöthige Steifigkeit und Ruhe.
                           Textabbildung Bd. 281, S. 67Fig. 10.Edgerton's Retorten-Wassergasapparat.Edgerton's Apparat (Fig.
                                 										10). A A sind Generatoren wie sonst üblich;
                              										B B sind Retorten für die Herstellung von Oelgas.
                              									Die Verbesserung besteht darin, dass hier die Generatorgase, welche in allen bisher
                              									erwähnten Systemen vollständig verloren gehen, hier bis zu einem gewissen Betrag
                              									ausgenutzt werden, indem sie die Oelgasretorten heizen. Eine continuirliche
                              									Erzeugung von Gas wird durch die Anwendung von zwei Generatoren erreicht. Während
                              									der eine Gas liefert, wird der andere heiss geblasen. Das getrennt hergestellte
                              									Wassergas und Oelgas wird durch Exhaustoren in Gasmesser gedrückt und in bestimmtem
                              									Verhältniss gemischt wie bei dem vorigen Verfahren, kalt und nur auf mechanischem
                              									Weg. Von hier gelangt das Gasgemisch durch Reinigungsapparat in einen Behälter.
                           Apparat von Mackenzie (Fig.
                                 										11). Auch dieses System hat eigenen Generator und Carburirapparat; es ist
                              									hier der Versuch gemacht, die Gasproduction im Generator ständig zu betreiben durch
                              									gleichzeitiges Einblasen von Luft und Dampf, hierbei bleibt aber natürlich ein
                              									grosses Quantum Stickstoff in dem erhaltenen Generatorgas.
                           Letzteres wird in einen Retortenofen geführt und dort unter Zusatz von Naphta
                              									carburirt. In einer oder zwei Retorten wird Kohlengas hergestellt, um Koks zur
                              									Heizung zu erlangen. Das Kohlengas gelangt in die gemeinschaftliche Vorlage und
                              									mischt sich hier mit dem Generatorgas. Die erbauten Anlagen wurden stets bald wieder
                              									eingestellt.
                           Textabbildung Bd. 281, S. 67Fig. 11.Mackenzie's Retorten-Wassergasapparat.Textabbildung Bd. 281, S. 67Fig. 12.Egner's Retorten-Wassergasapparat.Apparat von F. Egner (Fig.
                                 										12). Auch hier wird ständig Gas erzeugt, indem Dampf eingeblasen und Luft
                              									durch ein Dampfstrahlgebläse durch den Generator gesaugt wird. A ist der Generator, C ein
                              									Carburator, d.h. einfach ein Flüssigkeitsabschluss mit Naphta. B ist die Fixirkammer, von welcher das Gas in die
                              									Vorlage und zu den Reinigungsapparaten gelangt.
                           Textabbildung Bd. 281, S. 67Fig. 13.Meeze's Retorten-Wassergasapparat.Apparat von A. G. Meeze (Fig.
                                 										13). Derselbe besteht hauptsächlich aus Thonretorten im gewöhnlichen
                              									Gasofen. In jeder Retorte steckt ein doppeltes Schlangenrohr zur Vorwärmung des
                              									eingeleiteten Oeles und Dampfes. Das Gemisch geht durch ein mitten in der Retorte
                              									angebrachtes Rohr zu deren hinterem Theil und von da durch durchlöcherte Platten
                              									wieder vorwärts, dann zum Steigrohr A und in die
                              									Vorlage. Das so gebildete Oelgas wird nachfolgend mit Wassergas, nach irgend einem
                              									Generatorsystem hergestellt, verdünnt. Es kann dies schon in der Retorte, in der Vorlage
                              									oder erst nach geschehener Reinigung geschehen.
                           Bei den bisher beschriebenen Apparaten waren stets drei Operationen nöthig, um ein
                              									dauerhaftes, permanent carburirtes Wassergas zu erhalten: die Herstellung des
                              									Wassergases, dann das Carburiren und Fixiren. Es folgt nun Klasse B) d.h. Generatorprocesse, bei welchen die Erzeugung und Carburirung
                                 										in einem Apparat, einem Feuer geschieht. Alle stimmen darin überein, dass
                              									mittels eines Regenerators die überschüssige Wärme aus dem Generator aufgespeichert
                              									und zum Fixiren des Gemisches von Gas und Oeldämpfen dient.
                           Textabbildung Bd. 281, S. 68Fig. 14.Löwe's Generator-Wassergasapparat.Apparat von Prof. T. S. C. Lowe. Derselbe enthält einen
                              									Ueberhitzer, welcher beim Heissblasen des Generators mit den entstandenen Heizgasen
                              									erhitzt wird; dem Wassergas wird über dem Generator Oel zugeführt und dieser beim
                              									Passiren des Ueberhitzers in permanente Gase verwandelt. Letzterer kann, wenn
                              									gewünscht, auch zum Ueberhitzen des eingeführten Dampfes dienen statt zum Fixiren
                              									des Gases. Fig. 14 zeigt die älteste Construction des
                              									Apparates. A ist der Generator, eine aus feuerfesten
                              									Steinen erbaute Kammer; dieselbe enthält Koks oder Anthracit, welche durch ein unter
                              									dem Roste eingeführtes Luftgebläse auf Glühhitze gebracht werden. Die Heizgase
                              									werden durch Rohr C an die Basis des Ueberhitzers B gebracht und verbrennen dort unter Zutritt von
                              									Secundärluft. Hierdurch werden die feuerfesten Steine im Ueberhitzer zum Glühen
                              									gebracht. Ist die nöthige Hitze im Generator erreicht, so wird die Gebläseluft
                              									abgestellt, das Auslassventil am Ueberhitzer geschlossen und Dampf unter den Rost
                              									des Generators geblasen. Derselbe zerlegt sich beim Aufsteigen und bildet nicht
                              									leuchtendes Wassergas; es nimmt oben die Oeldämpfe auf, welche aus dem an der Spitze
                              									des Generators eingeführten Oel entstehen. Das Gemisch passirt den Ueberhitzer und
                              									wird hier an den glühenden Steinen fixirt zu einem permanenten Leuchtgas. Der
                              									Apparat enthält einen Wasserabschluss, welcher durch eine Zwischenwand das Gas
                              									einige Zeit unter Wasser hält und so wäscht; dabei wird aber ein Theil der
                              									lichtgebenden Bestandtheile wieder aus dem Gase herausgenommen.
                           Fig. 15 zeigt die neueste oder
                              										„Doppelüberhitzer“-Construction des Lowe'schen Apparates. Die hauptsächlichen Aenderungen
                              									bestehen in der Vergrösserung des Generatordurchmessers und in dem Ausbau des
                              									früheren Ableitungsrohres C in einen vollständigen
                              									Ueberhitzer. Die Steinfüllung in demselben ist so eingerichtet, dass Zwischenräume
                              									vom Boden bis zur Spitze bleiben; das Oel wird meist an der Spitze dieses
                              									Ueberhitzers eingeführt. Bei Anwendung rohen Oeles können die schweren
                              									Verunreinigungen leicht auf den Grund des Ofens bis zu den Putzthüren laufen. –
                              									Eine sehr wirksame Form des doppelten Ueberhitzers ist die von Humphrey angegebene Einrichtung, bei welcher zwei
                              									vollständige Reihen von Apparaten durch eine Leitung an den Generatoren verbunden
                              									sind; beide werden zugleich heiss geblasen. Beim Gasmachen wird der Dampf in einem
                              									System von Ueberhitzern erhitzt, passirt die Generatoren und wird im anderen
                              									Ueberhitzersystem carburirt und fixirt. Bei dem nächsten Run wird der Gang des
                              									Dampfes entgegengesetzt gerichtet, in das andere Regenerativsystem eingeblasen.
                              									Diese Einrichtung ist hauptsächlich bei sehr grossen Anlagen angebracht. – Im Lowe'schen Apparat kann man Anthracit, Gaskoks oder
                              									Hüttenkoks verwenden; ein weiterer Vortheil ist die Aufspeicherung der abziehenden
                              									Hitze, starke Erwärmung des Oeles und die Möglichkeit, Rohöle oder Destillate zu
                              									verwenden. Die grosse Menge aufgespeicherter Wärme im Regenerator gibt den Vortheil,
                              									das Gas bei massiger Wärme zu fixiren, so dass sich weder Russ noch Naphtalin
                              									absetzen kann.
                           Textabbildung Bd. 281, S. 68Fig. 15.Lowe's Doppelüberhitzer.Granger's Apparat. Bei dem Bau Lowe'scher Apparate ergaben sich verschiedene Verbesserungen, welche
                              									schliesslich in dem Patent auf den umgeänderten Apparat von Granger zusammengefasst wurden. Das Verbindungsrohr der sogen.
                              									Schwanenhals, ist durch Verlegung des Generators in die Tiefe verschwunden und eine
                              									kurze Verbindung zwischen diesem und dem Ueberhitzer hergestellt. Alle nöthigen
                              									Manipulationen sind in eine Flur gelegt. Das Oel wird
                              									bei hoher Temperatur in Form von Staub oder Dampf an der Basis des Ueberhitzers
                              									eingeblasen. Die Patentansprüche geben an, dass es in dieser Form leichter vom
                              									Wassergas aufgenommen wird, als wenn es auf die Generatorfüllung oder die
                              									Ueberhitzersteine läuft. Eine Anlage dieser Art baute Granger mit etwa 4 m Generatordurchmesser; dieselbe lieferte sehr viel
                              									Gas, arbeitete aber doch nicht zufriedenstellend, weil sie zu schwer, zu handhaben
                              									war. Lowe's und Granger's
                              									Apparat als die weitest verbreiteten und wichtigsten werden von der United Gas Improvement Co., Philadelphia,
                              									ausgeführt.
                           Springer's Apparat (Fig. 16 und 17). Der Apparat hat als
                              									besondere Eigenthümlichkeit den Generator und Ueberhitzer in einem Gehäuse über einander. A ist die ältere
                              									Form, B eine neuere Construction. Der Generator wird
                              									auf dem üblichen Wege heiss geblasen; bei A gehen die
                              										Gase direct in
                              									die Höbe, mit Luft gemischt, bei B geben sie durch das
                              									Rohr L um die Scheidewand aussen herum. Beim Gasmachen
                              									wird L geschlossen und der Dampf bei M eingelassen; derselbe geht abwärts durch die
                              									Koksschicht und durch das äussere Rohr N zur Spitze des
                              									Ueberhitzers; bei O verlässt das Gas denselben. Eine
                              									spätere Construction gestattet, die Dampf- und Gasströme von oben nach unten oder
                              									umgekehrt gehen zu lassen.
                           Textabbildung Bd. 281, S. 69Springer's Generator-Wassergasapparat.Textabbildung Bd. 281, S. 69Fig. 18.Hanlon-Leadly's Generator-Wassergasapparat.Hanlon-Leadly's Apparat (Fig.
                                 										18). Auf einer gemeinschaftlichen Basis stehen zwei oder drei Generatoren.
                              									Dieselben werden zugleich heiss geblasen; ein Theil der Generatorgase dient zur
                              									Heizung der zwei kleinen Ueberhitzer B; der grössere
                              									Theil aber passirt die drei Rohre K und erhitzt die
                              									zwei Ueberhitzer P, welche ebenfalls auf
                              									gemeinschaftlicher Basis stehen. Sind die Generatoren auf genügende Hitze gebracht,
                              									so werden die Ventile O geschlossen und der Dampf
                              									an der Spitze der zwei kleinen Ueberhitzer B
                              									eingelassen, im Herabgehen überhitzt; er geht dann nach unten durch die beiden
                              									äusseren Generatoren. Beide Gasströme vereinigen sich unten am mittleren Generator
                              									und durchstreichen ihn nach oben. An dessen Spitze wird Oel zugegeben; die Gase
                              									gehen durch das mittlere Rohr K zum Ueberhitzen und
                              									werden dort fixirt.
                           Textabbildung Bd. 281, S. 69Fig. 19.Flannery's Generator-Wassergasapparat.Apparat von J. Flannery (Fig.
                                 										19). Dem Ansehen nach unterscheidet er sich von den üblichen cylindrischen
                              									nur durch das viereckig gebaute Gehäuse; er wird gewöhnlich zu zweien neben einander
                              									gebaut, die einzelnen Apparate werden aber unabhängig von einander betrieben. Der
                              									Hauptunterschied gegen andere ist die Art der Einführung des Oeles.
                           Der Generator liefert Wassergas wie gewöhnlich; beim Verlassen desselben gelangt das
                              									Gas in einen D-formigen Kanal, welcher auf drei Seiten im Obertheil des Ueberhitzers
                              									liegt. In diesen Kanal wird das Oel eingeführt und verdampft, Gas und Oeldampf gehen
                              									rund um den Ofen bis fast zur Eintrittsstelle herum, wo sie das senkrechte Rohr
                              									hinabsteigen bis zur Basis des Ueberhitzers; in diesem werden sie wie üblich
                              									fixirt.
                           Textabbildung Bd. 281, S. 69Fig. 20.Kay-Critchlow's Generator-Wassergasapparat.Mac Kay-Critchlow's Apparat (Fig. 20) besteht aus einem Wassergasgenerator im einfachen Gehäuse mit
                              									dem einzigen Unterschied des festen Bogens, welcher den Generator vom Ueberhitzer
                              									trennt. Das Gas geht um denselben herum, statt dass der Bogen wie üblich
                              									durchlöchert ist. Eine wesentliche Verbesserung gegen andere Apparate ist dies
                              									nicht.
                           Textabbildung Bd. 281, S. 69Fig. 21.Martin's Generator-Wassergasapparat.Martin's Apparat (Fig.
                                 										21) unterscheidet sich von anderen Apparaten nur durch die Einführungsart
                              									des Oeles. Die
                              									Verbindung zwischen Generator und Ueberhitzer ist breit ausgedehnt; im obern Theil
                              									des Kanals ist eine Steinplatte, auf welche die carburirende Naphta aus oben
                              									eintretenden Einlaufröhren tropft. Das Oel wird durch das heisse Wassergas verdampft
                              									und gelangt mit diesem in den Ueberhitzer zur Fixirung.
                           Textabbildung Bd. 281, S. 70Fig. 22.Pratt und Ryan's Generator-Wassergasapparat.Pratt und Ryan's Apparat (Fig.
                                 										22) unterscheidet sich von anderen durch die Füllung des Ueberhitzers;
                              									statt der üblichen viereckigen Steine ist eine Reihe von Bögen aus feuerfesten
                              									Steinen eingemauert. Jeder derselben dient als Oeleinlauf, die Bögen sind hohl und
                              									durchbrochen. Das Oel läuft zur Mitte des Bogens, vertheilt sich in Arme und fliesst
                              									in die Kammern aus jedem Arm aus, wird vom heissen Wassergas aufgenommen und
                              									mitgeführt. Jeder Bogen kann einzeln gebraucht oder abgestellt werden.
                           Textabbildung Bd. 281, S. 70Fig. 23.Steenburgh's Generator-Wassergasapparat.Van Steenburgh's Apparat (Fig.
                                 										23). Generator und Ueberhitzer sind in einer Kammer. Die
                              									Ueberhitzerfüllung besteht aus Platten von feuerfesten Steinen; dieselben werden nur
                              									durch die Generatorgase erhitzt, nehmen also nicht die volle darin enthaltene Wärme
                              									auf, da Secundärluft nicht zugeführt wird. In Folge der geringen
                              									Ueberhitzungsfähigkeit können nur die leichtesten Kohlenwasserstoffe wie Naphta zur
                              									Herstellung eines wirklich permanenten Gases benutzt werden.
                           Loomis' Apparat (Fig. 24)
                              									ist meist zur Fabrikation von nicht leuchtendem Heizgas eingerichtet; eine Anlage
                              									aber wurde zu Beleuchtungszwecken erbaut. Es wird hier gewöhnliche Kohle im
                              									Generator verwendet. In dem Ueberhitzer sind statt der üblichen Steine dünne Wände
                              									in Reihen, so dass an keiner Stelle Verstopfungen durch Asche oder Russ auftreten
                              									können. Jeder Absatz fällt zu Boden und kann durch Handlöcher entfernt werden. Die
                              									Gebläseluft passirt die Kohlenschicht im Generator von oben nach unten statt wie
                              									gewöhnlich von unten nach oben. Auch der Dampf wird von oben eingeblasen, zersetzt
                              									sich in der Kohlenschicht und nimmt in einer Zwischenkammer das eingeführte Oel
                              									mit in den Ueberhitzer.
                           Textabbildung Bd. 281, S. 70Fig. 24.Loomis' Generator-Wassergasapparat. Bezüglich der Wirksamkeit der Apparate gibt wohl am besten die Zahl
                              									derselben Aufschluss. In den Vereinigten Staaten von Amerika bestehen:
                           
                              
                                 nach
                                 dem
                                 Retortenprocess
                                 
                                 9
                                 Anlagen
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                 Generatorprocess
                                 Abtheilung A)
                                 46
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 „
                                        „        „
                                 Abtheilung B)
                                 312
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 –––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 zusammen
                                 367
                                 Anlagen.
                                 
                              
                           Von diesen 367 Anlagen fallen auf die Processe von Lowe 120, Granger 49, Springer 45, Mac
                                 										Kay-Critchlow 39, Flannery 12, Hanlon-Leadly 13, Hanlon-Johnson 9, Loomis 8, Jerzmanowski 10, auf die übrigen Systeme nur einzelne
                              									Apparate. Von den 1100 Städten in Amerika, welche Gasbeleuchtung besitzen, haben 305
                              									Wassergasanlagen mit 367 Apparaten. (Nach eingesandtem Separatabzug aus American Gas Light Journal.)
                           
                        
                           Zur Beleuchtung von Paris.
                           Von M. H. Fontaine.Vortrag, gehalten auf der internationalen
                                    											Elektrikerversammlung 1890 zu Paris.
                           Die bei der Beleuchtung der Stadt Paris in Frage kommenden Systeme sind: 1) Wachs-,
                              									Talg- und Stearinkerzen; 2) pflanzliche Oele; 3) Mineralöle; 4) Gas aus der
                              									allgemeinen Rohrleitung und comprimirtes (portatives) Gas; 5) elektrische
                              									Beleuchtung. Verfasser gibt einzeln die verbrauchten Mengen Beleuchtungsmaterial,
                              									sowie die erzeugte Lichtmenge an in den Jahren 1872, 1877, 1883, 1889.
                           1) Kerzen aus Wachs, Talg, Stearin u. dgl. Solche wurden
                              									in Paris eingeführt nach den Zolleinnahmen in den in folgender Tabelle angegebenen
                              									Mengen. Im Durchschnitt müssen 10 g (mit Ablaufen und Verlusten) verbrannt werden,
                              									um 1 DecimalkerzeDer 20. Theil der Violle'schen Platinlichteinheit, welche von der
                                    											internationalen Elektrikerconferenz 1884 als Normallicht angenommen wurde,
                                    											etwa 1/10
                                    											Carcel. an Licht zu erzeugen. Danach berechnet ist die erzeugte
                              									Lichtmenge in Decimalkerzenstunden auf den Einwohner und das Jahr ebenfalls in der
                              									Tabelle angegeben.
                           
                              
                                 Jahr
                                 Verbrauch an
                                 Einwohnerzahl
                                 Decimalkerzen-stunden auf
                                    											denEinwohner und1 Jahr
                                 
                              
                                 Talg
                                 Wachsund Stearin
                                 
                              
                                 
                                 k
                                 k
                                 
                                 
                                 
                              
                                 1855
                                 1299572
                                 1288213
                                 1174346
                                 220
                                 
                              
                                 1872
                                   874445
                                 3805940
                                 1851792
                                 250
                                 
                              
                                 1877
                                   670560
                                 3599671
                                 2044819
                                 210
                                 
                              
                                 1883
                                   448800
                                 4557446
                                 2299193
                                 217
                                 
                              
                                 1889
                                   307880
                                 4145263
                                 2389705
                                 190
                                 
                              
                           
                           Die Beleuchtung mit Kerzen bleibt demnach ziemlich gleich mit geringer Abnahme.
                              									Bemerkenswerth ist, dass vor 30 Jahren fast gleiche Mengen Wachs und Talg verbraucht
                              									wurden, 1889 nur mehr an Talg der 30. Theil von Wachs und Stearin.
                           2) Vegetabilische und thierische Oele. In einer guten
                              									Carcellampe wird die Helligkeit von einer Decimalkerze durch 4,2 g Oel erlangt; da
                              									aber der grösste Theil der Lampen weniger sparsam ist, so kann man 5 g auf die
                              									Kerzenstunde rechnen. Danach liefert das in der Tabelle angegebene für
                              									Beleuchtungszwecke in Paris eingeführte Oelquantum folgende Helligkeit auf den
                              									Einwohner:
                           
                              
                                 Jahr
                                 Verbrauch an Oel
                                 Decimalkerzen-stunden
                                 Decimalkerzen-stunden auf die Ein-wohner und
                                    											das Jahr
                                 
                              
                                 
                                 k
                                 
                                 
                                 
                              
                                 1855
                                 6894654
                                 1378920800
                                 1174,2
                                 
                              
                                 1872
                                 8951064
                                 1790212800
                                   966,8
                                 
                              
                                 1877
                                 7871721
                                 1574344200
                                   769,9
                                 
                              
                                 1883
                                 7451523
                                 1490304600
                                   648,6
                                 
                              
                                 1889
                                 6180339
                                 1236067800
                                   517,2
                                 
                              
                           Die Tabelle zeigt, dass vegetabilisches Oel vor der Entdeckung der Erdölquellen die
                              									grösste künstliche Lichtmenge lieferte, während seine Wichtigkeit nunmehr in
                              									bedeutendem Abnehmen begriffen ist.
                           3) Erdöl und Erdölessenz. Erst gegen 1865 wurden
                              									Mineralöle auf brauchbare Weise zu Beleuchtungszwecken verwendet. Von dem in Paris
                              									eingeführten Quantum werden 95 Proc. zur Beleuchtung gebraucht, der Best zum Heizen,
                              									Schmieren u. dgl. Im Mittel braucht eine Lampe zur Herstellung einer Decimalkerze
                              									Helligkeit in der Stunde etwa 4 g. Mit dieser Zahl berechnet, liefert das
                              									eingeführte Erdöl etwa folgende Lichtmengen:
                           
                              
                                 Jahr
                                 Erdöl und Naphtazur
                                    											Beleuchtungdienend
                                 Decimalkerzen-stunden auf die Ein-wohner und
                                    											das Jahr
                                 
                              
                                 1855
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 1872
                                   3759556
                                   503,1
                                 
                              
                                 1877
                                   5919716
                                   722,0
                                 
                              
                                 1883
                                 11456620
                                 1244,0
                                 
                              
                                 1889
                                 19084664
                                 1995,0
                                 
                              
                           Danach wächst die Erdölbeleuchtung ausserordentlich; in wenigen Jahren ist die
                              									erzeugte Lichtmenge zehn Mal so gross geworden als durch Kerzen und fünf Mal so
                              									gross als mit vegetabilischem Oel. Dieser Zunahme entspricht natürlich die Abnahme
                              									an vegetabilischem Oel; sie gründet sich auf sparsameren und bequemeren
                              									Verbrauch.
                           4) Gasbeleuchtung ist die am meisten verbreitete
                              									Beleuchtung in Paris. Dieselbe ist Monopol der Compagnie
                                 										Parisienne du Gaz, welche den Cubikmeter an die Abnehmer zu 0,30 Frcs., an
                              									die Stadt zur öffentlichen Beleuchtung für 0,15 Frcs. abgibt. Der Gasverbrauch
                              									in
                           
                              
                                 Jahr
                                 Productionin Millionencbm
                                 Gasverbrauch in Paris nach Millionen
                                    											cbm
                                 Erzeugte
                                    											Deci-malkerzen-stunden
                                 Kerzen-stundenauf 1 Einw.
                                 
                              
                                 Verlust
                                 ausser-halbParis
                                 Beleuchtung
                                 Hei-zung
                                 Kraft-ma-schine
                                 
                              
                                 öffent-liche
                                 private
                                 
                              
                                 1855
                                   40,8
                                   6,0
                                 –
                                   7,2
                                   27,6
                                 –
                                 –
                                   2784000000
                                 2371
                                 
                              
                                 1872
                                 140,7
                                 15,6
                                   6,6
                                 14,6
                                   84,3
                                 26,6
                                 –
                                   7912000000
                                 4272
                                 
                              
                                 1877
                                 191,2
                                 15,7
                                 10,0
                                 16,5
                                 105,0
                                 42,5
                                 0,9
                                   9768000000
                                 4776
                                 
                              
                                 1883
                                 283,9
                                 16,0
                                 18,0
                                 22,5
                                 152,4
                                 72,0
                                 3,0
                                 13992000000
                                 6087
                                 
                              
                                 1889
                                 312,2
                                 17,0
                                 19,9
                                 30,1
                                 159,9
                                 81,8
                                 3,5
                                 15200000000
                                 6470
                                 
                              
                           Paris betrug die in beistehender Tabelle angegebenen Zahlen, und das zur
                              									Beleuchtung dienende Quantum lieferte die dabei angegebene Helligkeit, wobei
                              									gerechnet wurde, dass 1 cbm Gras im Mittel 80 Kerzen in der Stunde liefert.
                           Die Gasbeleuchtung nimmt also trotz Erdöl und Elektricität nicht ab. Das Jahr 1889
                              									ist aber (wegen der Ausstellung) ein abnormes und deshalb auch die Zahl 6470 nicht
                              									normal. Unter gewöhnlichen Verhältnissen dürfte sie die vorige Zahl, 6087, nicht
                              									überschritten haben. – Das „gaz portatif“, welches in Charonne aus
                              									bituminösem Schiefer dargestellt und, auf 10 bis 12 at comprimirt, den Abnehmern ins
                              									Haus gebracht wird, kommt den grossen Zahlen der allgemeinen Gasversorgung gegenüber
                              									gar nicht in Betracht.
                           5) Elektrische Beleuchtung erschien in Paris zuerst
                              									1873, eine Dynamomaschine mit Gleichstrom bei M.
                                 										Gramme; 1877 waren 22 Anwendungen mit 230 , 1883 schon 900
                              									, welche 360000 Kerzen lieferten. Gegen Ende 1889 dagegen, als die
                              									Beleuchtung der Ausstellung weggenommen war, lieferte eine Betriebskraft von 17400
                              									 elektrisches Licht, welche von 322 Dampfmaschinen, 97 Gasmotoren, 65
                              									Motoren mit verdünnter Luft und 43 mit Druckluft geleistet wurden. Für 1891 oder
                              									1892 kann man 32000  in Aussicht nehmen. Folgende Tabelle gibt die
                              									Betriebskraft in ff an, welche 1890 in Paris zur Erzeugung des Stromes dienten.
                           
                              
                                 
                                 imBetrieb
                                 in Aus-führung
                                 projectirt
                                 
                              
                                 Industrielle Anlagen
                                   1900
                                     200
                                   600
                                 
                                    
                                    
                                 
                              
                                 Centralstationen
                                   5325
                                   9100
                                 3000
                                 „
                                 
                              
                                 Magazine
                                   2750
                                 –
                                   300
                                 „
                                 
                              
                                 Bahnhöfe
                                     700
                                     280
                                 –
                                 „
                                 
                              
                                 Hotels
                                     700
                                 –
                                 –
                                 „
                                 
                              
                                 Theater
                                   3000
                                 –
                                 –
                                 „
                                 
                              
                                 Plätze und Strassen
                                   1215
                                     800
                                 –
                                 „
                                 
                              
                                 Druckereien
                                     290
                                 –
                                 –
                                 „
                                 
                              
                                 Installationen mit Gasmaschinen    oder Druckluft
                                     924
                                 –
                                 –
                                 „
                                 
                              
                                 Verschiedene Installationen mit    Dampfmaschinen
                                     620
                                     200
                                 –
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 Gesammt
                                 17424
                                 10580
                                 3900
                                 
                                    
                                    
                                 
                              
                           Diese 17424  liefern Strom für 6800 Bogenlampen und 118000 Glühlampen; deren
                              									Gesammtleuchtkraft beträgt 3484000 Decimalkerzen, so dass eine  etwa 200
                              									Kerzen entwickelt. Dabei sind 70 Proc. der Kraft als Ausbeute der Dynamomaschine
                              									angesehen. Als tägliche Brennzeit sind 4 Stunden gerechnet. Die erzeugte
                              									Gesammthelligkeit beträgt:
                           
                              
                                 Jahr
                                 Kerzenstundenim Jahr
                                 Kerzenstundenauf 1 Einwohnerund Jahr
                                 
                              
                                 1855
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 1872
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 1877
                                     134220000
                                     65
                                 
                              
                                 1883
                                     525560000
                                   230
                                 
                              
                                 1889
                                 50878080000
                                 2130
                                 
                              
                           Alle diese Beleuchtungsarten zusammen umfasst die auf S. 72 folgende Tabelle in
                              									Decimalkerzenstunden im Jahr auf den Einwohner.
                           Paris hatte also 1889 eine künstliche Beleuchtung von 11300 Kerzenstunden auf den
                              									Einwohner und das Jahr, also etwa 30 auf den Tag. Davon fallen 1,6 Proc. auf Wachs,
                              									Talg, Stearin; 4,5 Proc. auf vegetabilische Oele; 17,7 Proc. auf Erdöl, 18,9 Proc.
                              									auf Elektricität und 57,3 Proc. auf Gas.
                           (Vgl. den Text auf S. 71.)
                           
                              
                                 Jahr
                                 Kerzen
                                 Vegetabi-lische Oele
                                 Mineralöl
                                 Gas
                                 Elektricität
                                 Gesammt
                                 
                              
                                 1855
                                 220
                                 1174
                                 –
                                 2376
                                 –
                                   3765
                                 
                              
                                 1872
                                 250
                                   967
                                   503
                                 4272
                                 –
                                   5992
                                 
                              
                                 1877
                                 210
                                   770
                                   722
                                 4776
                                     65
                                   6543
                                 
                              
                                 1883
                                 217
                                   649
                                 1244
                                 6087
                                   230
                                   8427
                                 
                              
                                 1889
                                 190
                                   517
                                 1995
                                 6470
                                 2130
                                 11302
                                 
                              
                           Fontaine zieht folgende Schlüsse aus seinen
                              									Untersuchungen: Die gegenwärtige Beleuchtung von Paris ist drei Mal grösser als vor
                              									30 Jahren. Pflanzliche Oele, Wachs, Stearin und Talg ergeben zusammen nur 6 Proc.
                              									der Gesammthelligkeit; diese Menge verringert sich jedes Jahr. Die hauptsächlichsten
                              									Lichtquellen sind Gas, Elektricität und Erdöl. Die Anwendung von Gas bleibt fast
                              									gleich-massig, Erdöl steigt bedeutend. Wenn die jetzt in Ausführung begriffenen
                              									elektrischen Stationen fertig gestellt sind, mit täglich 12 Stunden Gang, so werden
                              									an elektrischer Beleuchtung auf den Einwohner etwa 11760 Kerzenstunden treffen, d.h.
                              									mehr als die Zahl, welche jetzt alle Beleuchtungsarten zusammen liefern. (Journal des usines à gaz, 1890 Bd. 14 S. 212.)
                           
                              W.
                                    											Leyhold.