| Titel: | Neuerungen im Metallhüttenwesen und in der chemischen Metallbearbeitung. | 
| Fundstelle: | Band 281, Jahrgang 1891, S. 110 | 
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                        Neuerungen im Metallhüttenwesen und in der
                           								chemischen Metallbearbeitung.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 81 d.
                           								Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Neuerungen im Metallhüttenwesen und in der chemischen
                           								Metallbearbeitung.
                        
                     
                        
                           Textabbildung Bd. 281, S. 110Fig. 1.Lébédeff's Ofen mit durchlässiger Verkleidung. In D. p. J., 1890 277 * 468, ist das Verfahren des Nicolas
                                 										Lébédeff in St. Petersburg (Russland) zur Gewinnung von Metallen aus ihren
                              									Sauerstoffverbindungen beschrieben. Das Verfahren besteht bekanntlich darin, dass
                              									die betreffenden Metalloxydmaterialien geschmolzen und in die geschmolzene Masse
                              									durch Rohre ein reducirendes Gas unter Druck eingeleitet wird.
                           Lébédeff hat nun gefunden, dass sich das Einblasen von
                              									reducirendem Gas mittels Rohre dadurch vermeiden oder ersetzen lässt, dass man die
                              									Eigenschaft des Graphits, der Retortenkohle u.s.w., im Glühzustande Gase
                              									durchzulassen; ausnutzt.
                           
                           Hierauf gründet sich das unter D. R. P. Nr. 57768 vom 30. November 1890 ab
                              									patentirte Verfahren.
                           Textabbildung Bd. 281, S. 111Fig. 2.Waters' grossgeformte Decksteine. Die das Metall in Form seiner Oxyd Verbindung enthaltenden Materialien
                              									(mögen diese Oxyde bereits vorhanden gewesen oder durch Vorbehandlung – etwa Röstung
                              									– erst gebildet worden sein) werden nach vorliegender Erfindung, gewünschtenfalls
                              									unter Zusatz von Flussmittel, geschmolzen und im schmelzflüssigen Zustand in einen
                              									Tiegel oder Behälter gegossen, dessen Wandung ganz oder theilweise aus Graphit
                              									besteht, welcher (wie es für die Herstellung von Graphittiegeln üblich ist) mit
                              									einem geeigneten Bindemittel gemischt ist.
                           Der Tiegel wird in einem Ofen, zweckmässig mit reducirender Flamme, erhitzt, die
                              									denselben umspülenden reducirenden Gase dringen durch die Graphitwände hindurch und
                              									reduciren aus dem flüssigen Tiegelinhalt das Metall.
                           Da der Erfolg dieses Verfahrens vollständig von dem Flüssigkeitszustand der
                              									behandelten Masse abhängt, so muss man das anzuwendende Schmelzmittel sorgfältig
                              									auswählen.
                           Textabbildung Bd. 281, S. 111Fig. 3.Vorrichtung zum Beschicken der Oefen mit pulverförmigem Erz
                                    											von Nenninger. Für die Behandlung der schmelzbaren Oxyde, wie Bleioxyd oder des
                              									magnetischen Eisenoxyds, ist der Zusatz eines Schmelzmittels entbehrlich.
                           Für die Behandlung der nicht schmelzbaren Oxyde dagegen, wie Eisenoxyd, Chromoxyd,
                              									Aluminiumoxyd oder ähnliche Oxyde ist es zweckmässig, wenn dieselben mit Flussspath
                              									geschmolzen werden.
                           Wenn die Metalloxyde mit anderen Mineralien, Gesteinen oder Gangarten, wie z.B. Kalk,
                              									Thon, Quarz, verunreinigt sind, fügt man die entsprechenden Flussmittel nach den
                              									bekannten metallurgischen Regeln hinzu. Dieses Verfahren kann für die Reduction
                              									aller Metalle angewendet werden, deren Sauerstoffverbindungen in den geschmolzenen
                              									Zustand übergeführt werden können. Aber zur Gewinnung dieser Metalle ist es
                              									nothwendig, dass dieselben schwerer sind als die Schmelze; anderenfalls würden sie
                              									auf der Oberfläche schwimmen und sich oxydiren. So führt man das vorliegende
                              									Verfahren, beispielsweise zur Gewinnung von Aluminium, etwa folgendermaassen
                              									aus.
                           Die mit Fluorcalcium zusammengeschmolzene Thonerde wird in einem Tiegel oder Behälter
                              									aus Graphit reducirt, welcher, wie oben erwähnt, die Eigenschaft hat, Gasen den
                              									Durchtritt zu gestatten. Dieser Behälter befindet sich inmitten einer reducirenden
                              									Flamme, welcher durch die Tiegelwandung hindurch auf die zu behandelnden Stoffe
                              									reducirend wirkt und das Aluminium in den metallischen Zustand überführt.
                           Textabbildung Bd. 281, S. 111Vorrichtung zum Staubsammeln und Verdichten der Rauchgase vou
                                    											Nenninger. Damit dieses Metall in Folge seiner Leichtigkeit nicht auf der Oberfläche
                              									der Schmelze schwimmen kann, wo es sich oxydiren würde, vermindert man das
                              									specifische Gewicht der Schmelze durch Zusatz von Aluminiumkaliumdoppelfluorid
                              									bezieh. erniedrigt man den Schmelzpunkt der Masse in ähnlicher Weise, wie für die
                              									elektrolytische Aluminiumgewinnung, durch Zusatz von Kryolith oder andere
                              									Fluorverbindungen.
                           Auf solche Weise erhält man metallisches Aluminium ohne Anwendung von Elektricität.
                              									Zur Ausführung dieses Verfahrens bedient man sich zweckmässig eines Flammofens (Fig. 1).
                           In dem von massivem Mauerwerk a umschlossenen Ofen ruht
                              									auf Steinlagern c die aus Graphitplatten b zusammengesetzte Herdsohle. Das durch Kanäle d in den Flammenraum eintretende Heizgas gelangt
                              									theilweise auch durch die Durchlässe e in die unterhalb
                              									der Herdsohle befindliche Kammer f, während
                              									Verbrennungsluft durch die Kanäle g in den über der
                              									Sohle befindlichen Ofenraum streicht.
                           John Waters in Glasgow will Schmelzöfen dadurch
                              									dauerhafter und leistungsfähiger machen, dass die Decke anstatt aus einer grossen
                              									Anzahl kleiner, mit einander verbundener oder vermauerter Steine aus einer kleinen
                              									Anzahl grossgeformter Steine a (Fig. 2) hergestellt wird. Diese haben Nuthen b, in welche Zapfen c
                              									eingreifen. Die Ziegel werden mittels Stangen d an
                              									ihrem Platz erhalten. Letztere hängen wiederum mit ihrem oberen Ende an einem
                              									oberhalb des Ofens angeordneten Rahmen. Mittels dieser Einrichtung lassen
                              									sich die Ziegel leicht verstellen und auch auswechseln (D. R. P. Nr. 57026 vom 4.
                              									September 1890).
                           Textabbildung Bd. 281, S. 112Fig. 6.Schmelzofen von Herbertz. In Fig. 3 ist eine Vorrichtung zum
                              									Beschicken von Schmelzöfen mit pulverförmigem Erz u.s.w. dargestellt. Dieselbe
                              									besteht aus verschliessbaren, zur Aufnahme des Erzpulvers dienenden Trichtern a, welche einerseits durch ein Röhrensystem b c mit dem Gebläse, andererseits durch Röhrenleitung
                              										d e mit den Formen f g
                              									derart in Verbindung stehen, dass das von den genannten Trichtern in die Füllrohre
                              									herabfallende Erzpulver von dem Gebläsewind in den Ofen eingeblasen wird (vgl. D. R.
                              									P. Nr. 57307 vom 9. Januar 1890, R. F. Nenninger in
                              									Newark, Grafschaft Essex, Staat New Jersey, Nordamerika).
                           R. F. Nenninger hat auch eine Vorrichtung zum
                              									Staubsammeln und Condensiren der Rauchgase für metallurgische Oefen vorgeschlagen
                              									(D. R. P. Nr. 56742 vom 9. Januar 1890), welche in Fig. 4 und 5 veranschaulicht
                              									ist.
                           Das Ziegelmauerwerk B bildet einen Schacht A und hat eine grosse Anzahl Oeffnungen C. Auf den oberen Theil des Schachtes A ist ein schmiedeeiserner Schornstein aufgesetzt, der
                              									auf der Deckplatte E ruht. Das Mauerwerk B wird von einem weiteren Mauerwerk F umgeben, so dass zwischen den Mauern F und B ein ringförmiger
                              									Raum G gebildet wird. Die Platte E bedeckt die ringförmige Kammer G. Das obere Ende des Schachtes A ist unterhalb der Deckplatte etwas seitlich erweitert. Der Boden der
                              									Ringkammer G bildet einen Ablauf, der nach H hin geneigt ist, an welchem Punkte sich eine Cisterne
                              										I ansetzt. Letztere enthält ein Filter J und über demselben und mit demselben communicirend
                              									eine Gosse K. Das Gewölbe L geht durch die Mauern F und B, sowie die Kammer G
                              									hindurch und stellt so eine Verbindung mit dem Inneren des Schachtes A her. Der so gebildete Durchgang zu dem Schacht A ist durch die Thür M
                              									verschlossen. In den oberen Theil des Schornsteines D
                              									tritt das Dampfrohr N ein, das mit einem Exhaustor O in dem Schornstein verbunden ist, welcher durch
                              									Stützen P getragen wird.
                           Der Exhaustor O ist von bekannter Einrichtung und
                              									besteht aus einer Anzahl Cylinder von zunehmendem Durchmesser, die mit einander
                              									verbunden sind; er hat den Zweck, einen nach aufwärts gerichteten Zug in dem
                              									Schornstein D hervorzurufen. In der Wandung F befindet sich eine Oeffnung X, welche einestheils mit der Ringkammer G,
                              									anderentheils mit dem Ofen communicirt, dessen Gase und Staub gesammelt und
                              									condensirt werden sollen.
                           Der Schornstein D ragt über den Ladeboden Q heraus; an seiner Seite und in einer Ebene mit dem
                              									oberen Ende des Ladebodens Q liegt der Fülltrichter R des Schachtes A. Das
                              									Rohr S ist mit einer geeigneten Wasserleitung verbunden
                              									und besitzt eine Anzahl Zweigrohre T und U, deren untere Enden in Brausen auslaufen. Die Rohre
                              										U treten in den erweiterten oberen Raum des
                              									Schachtes A, die Rohre T
                              									in die Ringkammer G.
                           Die Wirkungsweise der Vorrichtung ist folgende:
                           Der Schacht A wird mit Koks bis zur Ebene des
                              									Beladebodens Q angefüllt.
                           Die durch die Oeffnung X eintretenden Rauchgase gehen
                              									zunächst in die Kammer G und werden hier einem
                              									Wassersprühregen aus den Rohren T ausgesetzt. Letzterer
                              									reisst den Staub aus den Rauchgasen fort, führt denselben in die Rinne am unteren
                              									Ende der Kammer G, so dass Staub und Wasser in Cisterne
                              										I abfliessen. Das Wasser tritt dann durch das
                              									Filter J in die Höhe und fliesst in der Rinne K ab, während das Filter das Durchtreten des Staubes
                              									verhindert. Der gesammelte Staub wird durch eine passende Oeffnung aus der Cisterne
                              									entfernt.
                           Die so vom Staub befreiten Rauchgase treten durch die Oeffnungen C in den Schacht A und
                              									werden durch den darin enthaltenen Koks, welcher durch das aus den Oeffnungen U austretende Wasser nassgehalten ist, condensirt.
                              									Durch die Thür M wird der gebrauchte Koks entfernt. Der
                              									Exhaustor O veranlasst einen entsprechenden Zug durch
                              									die Vorrichtung.
                           Der bekannte Schmelzofen mit Dampfstrahl von Friedrich August
                                 										Herbertz in Köln a. Rh. ist in neuerer Zeit wiederum abgeändert worden
                              									(D. R. P. Nr. 56205 vom 12. August 1890) wie nachstehend beschrieben ist.
                           Der Schacht S (Fig. 6)
                              									des Ofens wird durch die Consolen C, die sich auf
                              									Träger T stützen, frei getragen.
                           Unter dem Schacht sind zwei Wasserkühlringe K und K1, jeder aus mehreren
                              									Kühlkästen bestehend, angebracht, und unter diesen Kühlringen befindet sich der
                              									fahrbare und verstellbare Herd H des Ofens. Die
                              									Kühlringe K und K1 sind durch Hängebolzen B und B1, die
                              									an den Consolen C des Schachtes befestigt sind, und die
                              									Schellen E und E1, die die Kühlringe umschliessen, unter dem Schacht
                              									verstellbar aufgehängt. Mit dem fahrbaren Herde H
                              									entstehen dadurch zwei verstellbare und freie ringförmige Lufteinströmungsöffnungen
                              										O und O1.
                           Textabbildung Bd. 281, S. 113Zinkdestillirofen von Hawel. Die Absaugung der Gase bei geschlossener Gicht und das dadurch bedingte
                              									Eintreten der atmosphärischen Luft durch die beiden ringförmigen Oeffnungen O und O1 in den Schacht des Ofens erfolgt durch die
                              									Absaugerohre R und den Dampfinjector J.
                           Beim Verhütten von pulverisirtem Material wird der Flugstaub, sobald er mit den
                              									Dämpfen des Injectors in Berührung kommt, Ansätze an der Rohrwandung bilden. Um
                              									diese Ansätze entfernen zu können ohne Betriebsstörung, sind auf einem Wagen W, der auf Schienen läuft, zwei Rohre R1 montirt. Man ist
                              									dadurch in der Lage, sobald sich in einem Rohr Ansätze gebildet haben, dasselbe
                              									durch ein reines Rohr rasch auswechseln zu können und erster es zu reinigen.
                           Um die Flugstaubbildung nach Möglichkeit zu vermeiden, befindet sich in dem oberen
                              									Schacht ein Rohr D, welches sich durch vier Rippen P auf den Trichter V
                              									stützt und das bis unter die Glocke G reicht. Das
                              									pulverisirte Material wird durch die Klappe L in diesem
                              									Rohr D aufgegeben und dadurch unter die Absaugeöffnung
                              									des Ofens geleitet, während gröbere Materialien und Koks durch Vertheilen zwischen
                              									Trichter V und Glocke G
                              									und durch Heben der Glocke ausserhalb des Rohres D in
                              									den Ofenschacht gelangen. Um eine intensivere Dampfinjection zu erzielen,
                              									können mehrere Rohre R1
                              									mit je einer Dampfdüse J, die aber alle von einem
                              									gemeinschaftlichen Absaugerohr R ausgehen und wieder in
                              									ein gemeinschaftliches Absaugerohr münden, angewendet werden.
                           Eine Vorrichtung an Zinkdestillirofen, die ein vermehrtes Ausbringen bewirken, sowie
                              									das Entweichen der zinkischen Gase an der Vorderseite des Ofens verhindern und das
                              									Abführen der schädlichen, Zinkdämpfe bezwecken soll, ist von A. Hawel in Godullahütte bei Morgenroth (Oberschlesien) vorgeschlagen
                              									worden (vgl. D. R. P. Nr. 57385 vom 23. December 1890).
                           Der gleiche Zweck ist bereits früher durch die Patente Nr. 7411, 28596 und 12768
                              									angestrebt worden.
                           Nach Hawel's Einrichtung sollen je zwei vorn
                              									geschlossene Muffeln hinter der Ofenstirnwand ihre Destillirproducte zunächst in
                              									eine Kammer ableiten, die nur so gross ist, dass sie zwei Muffeln umfasst; von hier
                              									treten dann die Gase erst durch den Ballon in einen gemeinschaftlichen Sammelkanal
                              									und aus diesem in einen Schornstein.
                           Die Vorrichtung ist in Fig.
                                 										7 und 7a in
                              									der Stirnansicht mit bezieh. ohne Ballon, und in Fig. 8 im Querschnitt
                              									nach a-b-c-d dargestellt.
                           A ist die Muffel, B die
                              									Vorlage, aus welcher die Destillationsproducte in die Kammer C treten, und in dieser kleinen Kammer, in welcher unter der Kappe etwas
                              									höhere Temperatur wie in der Vorlage herrscht, werden die entweichenden Producte
                              									noch weiter abdestillirt und fliessen als metallisches Zink in die Vorlage B zurück, so dass auf die Weise ein erhöhtes Ausbringen
                              									erzielt wird. Die Kammer C ist vorn durch einen
                              									Façonstein D abgeschlossen. Dieser Façonstein ⌓ hat
                              									eine quadratische Oeffnung, in welcher ein ebensolcher Flansch einer conischen Düse
                              									eingepasst ist, auf welcher der untere Hals E des
                              									senkrecht stehenden Ballons F geschoben wird.
                           Die Gase passiren den Ballon F und treten aus der oberen
                              									Düse G, welche einen cylindrischen oder, wie aus Fig. 7a zu ersehen ist,
                              									auch einen elliptischen Querschnitt haben können, und welche in einen Façonstein H gesteckt werden, welcher die Breite von etwa zwei
                              									Muffeln hat, in den gemeinschaftlichen Ableitungskanal J und von hier in den Schornstein K.
                           Die beim Abstechen des Zinks entstehenden Gase werden durch einen Schirm L abgefangen und durch die in dem Façonstein H befindlichen Löcher ebenfalls in den Kanal J abgeführt, so dass die schädlichen Gase nicht in die
                              									Hütte dringen können.
                           Der Ballon F kann durch einfaches Abziehen entfernt und
                              									sein Inhalt beim Umdrehen durch das obere Loch und durch die Düsen entleert
                              									werden.