| Titel: | Ueber die Untersuchung und das Verhalten von Cement. | 
| Fundstelle: | Band 281, Jahrgang 1891, S. 138 | 
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                        Ueber die Untersuchung und das Verhalten von
                           								Cement.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 114 d.
                           								Bd.)
                        Ueber die Untersuchung und das Verhalten von Cement.
                        
                     
                        
                           II. Verhalten der Cemente.
                           
                              A) Vor der Verwendung.
                              Das Annässen von heissen Portlandcementklinkern wird
                                 										bei Ringöfen des öfteren durchgeführt, um mit Hilfe des plötzlich entwickelten
                                 										Wasserdampfes die gesinterten Massen zu zerkleinern und das Entleeren der
                                 										Kammern, sowie das nachherige Zerkleinern und Zermahlen zu erleichtern. Nach Erdmenger ist diese Operation besonders
                                 										vortheilhaft bei zerrieselnden Cementmassen
                                    											(Thonindustrie-Zeitung, 1889 S. 169 und 187). Bringt man ein Stück
                                 										heissen Klinkers, der eben im Zerrieseln begriffen ist, schnell unter Wasser, so
                                 										wird man einen sofort eintretenden dauernden Stillstand im Zerrieseln beobachten
                                 										können. Läuft hierbei das Wasser von der heissen Probe ab, so erhält man nach
                                 										dem Erkalten guten, festen Klinker. Wird das heisse Stück dagegen in ein mit
                                 										Wasser gefülltes Gefäss gebracht, so kann es leicht in kleine Stücke
                                 										zerspringen, oder auch sich in einen grobkörnigen, mürben Klumpen verwandeln,
                                 										also granulirt werden. Beim Einführen eines Wasserstrahles in die Ringofenkammer
                                 										werden beide Producte neben einander entstehen, und man wird daher ein Gemisch
                                 										von hartklinkeriger und mürber, geborstener und feuchter Masse erzielen. Beide
                                 										Massen werden dann gemeinsam vermählen.
                              An Stelle des Wassers kann man auch Schnee oder Wasserdampf verwenden, oder
                                 										irgend ein Mittel, das die Klinker schnell abkühlt. Wasserdampf wirkt weniger
                                 										sicher als Wasser, und unterbricht den Process des Zerrieselns nur solange er
                                 										auf die Massen ausströmt. Nach Erdmenger beseitigt
                                 										das Abschrecken solcher Cementmassen bis zu einem gewissen Grade auch deren
                                 										Neigung zu treiben, falls dieselbe nur in geringem Maasse vorhanden war;
                                 										eingeschlossene Aetzkalktheilchen werden unschädlich gemacht. Als Beispiel der
                                 										Wirkung des Wasserstrahles führt Verfasser folgende Tabelle an:
                              Zugfestigkeit mit 3 Th. Sand, normengemäss eingeschlagen.
                              
                                 
                                    
                                    a
                                    b
                                    c
                                    d
                                    
                                 
                                    
                                    k/qc
                                    k/qc
                                    k/qc
                                    k/qc
                                    
                                 
                                    Nach 2 Tagen
                                      4,5
                                      8,3
                                      8,0
                                      9,0
                                    
                                 
                                        „   3     „
                                      5,0
                                      9,4
                                    10,0
                                    11,3
                                    
                                 
                                        „   1 Woche
                                      8,0
                                    15,0
                                    17,3
                                    17,1
                                    
                                 
                                        „   4 Wochen
                                    13,7
                                    22,7
                                    24,1
                                    25,2
                                    
                                 
                                        „   3 Monaten
                                    16,8
                                    28,0
                                    30,6
                                    31,1
                                    
                                 
                              a) an der Luft zerrieseltes Pulver;
                              b) durch Wasserstrahl abgeschreckte Stücke, welche darauf in nunmehr fest
                                 										gebliebenem Zustande entsprechend gefeint wurden;
                              c) bis zur Zertrümmerung zu grobkörnigem Pulver abgeschreckte Stücke; das Pulver
                                 										nachher getrocknet und gefeint (wie a und b);
                              d) von Haus aus ganz bleibende, nicht zerrieselnde Stücke in gleicher Weise
                                 										gefeint.
                              Besonderes Interesse beanspruchen die unter c angeführten Festigkeitszahlen,
                                 										welche sich auf granulirten Cement beziehen und die den unter d angeführten
                                 										Zahlen für normalen Cement sehr nahe kommen.
                              Man vergleiche die Wirkung der Granulirung auf Hochofenschlacke, namentlich im
                                 										Hinblicke auf den Umstand, dass zerrieselnde Cementmassen meist reich an
                                 										Thonerde sind.
                              Ueber die Fortsetzung seiner Versuche, betreffend die Einwirkung der Luft und anderer Gase auf Cement berichtet Tomëi-Oppeln (12. Generalversammlung, vgl. 1889 273 556). Es zeigte sich, dass das specifische
                                 										Gewicht sowohl, als auch das Litergewicht durch Luftlagerung beeinflusst wird,
                                 										und dass die Abnahme der Dichte besonders auf die Feuchtigkeit der Luft
                                 										zurückzuführen ist. Damit hängt auch die Zunahme des Glühverlustes zusammen. –
                                 										Cement, welcher 28 Tage an feuchter, kohlensäurefreier Luft lagerte, hatte ein
                                 										Litergewicht von 1207 g und ein specifisches Gewicht von 3,085 g und der
                                 										Glührückstand betrug 96 Proc. Für den frischen Cement sind die entsprechenden
                                 										Werthe 1250 g, 3,085 bezieh. 98,8 Proc. Bei der Beurtheilung der Grenzwerthe für
                                 										guten Cement sind diese Verhältnisse zu berücksichtigen. Für denselben Cement
                                 										ging die Zugfestigkeit von 17,8 k/qc auf 13,5 k/qc und die Druckfestigkeit von 201
                                 											k/qc auf
                                 										143 k/qc
                                 										zurück.
                              In dieser Weise kann der Cement durch Lagern in undichter Verpackung nahe einer
                                 										Wasserfläche durch die Feuchtigkeit beeinflusst werden und es geht daraus
                                 										hervor, dass bei Verwendung von Cement namentlich bei grösseren Bauten besondere
                                 										Sorgfalt auf die richtige, sachgemässe Lagerung zu verwenden ist.
                              Schwefel wurde in den Cement durch Ueberleiten von SH2 und auch durch Zusatz von Schwefelcalcium gebracht. Die Wirkung des
                                 										Sulfides zeigt sich darin, dass der Cement langsamer abbindet, die
                                 										Temperaturerhöhung abnimmt und die Festigkeit zurückgeht. Litergewicht und
                                 										Dichte ändern sich unbedeutend.
                              Tomëi zieht aus seinen Beobachtungen den Schluss,
                                 										dass die Temperaturerhöhung von Aluminaten und Ferraten abhängt, da
                                 										Schwefelwasserstoff nur auf diese einwirken kann.
                              
                           
                              B) Nach der
                                    										Verwendung.
                              Ueber die Wasserdurchlässigkeit von Cement und
                                    											Cementmörteln haben G. Hyde und W. J. SmithJourn. of the Frankl. Inst.,
                                          													1889 S. 220. in Pennsylvanien Versuche angestellt.
                                 										Die zur Prüfung dienende Vorrichtung war einfach: in eine mit 4 ⊤-Stücken
                                 										versehene Röhre wurde Wasser unter beliebigem Drucke eingepresst. In die
                                 										⊤-Stücke waren 150 mm lange und 75 mm weite Cylinder, welche die Probestücke mit
                                 										besonders sorgfältiger Gummidichtung enthielten, eingeschraubt. Unter jedem
                                 										Cylinder wurde ein Becherglas mit Gummibändern befestigt, zur Aufnahme des
                                 										abfliessenden Wassers. Die Versuche erstreckten sich auf folgende acht Sorten
                                 										von Cement:
                              1) Union, bezogen von Lesley und Trinkle,
                              2) Old Newark von S. H. French und Co.,
                              3) Brooks und Shoebridge Portland von French und
                                    											Co.,
                              4) Stettiner Portland von denselben,
                              5) Anchor Coplay Portland,
                              6) Giant Portland von Lesley und Trinkle,
                              7) Improved Union „        „        „        „
                              8) Egyptischer Portland von Lesley und Trinkle.
                              Sowohl Cement als Sand wurden vor der Verwendung sorgfältig abgesiebt.
                              Die Untersuchung umfasste sechs Reihen von Proben:
                              a) von reinem Cement nach 7 Tagen,
                              b)   „       „           „         „   28     „
                              c) Mörtelproben aus gleichen Theilen Cement und Sand nach 7 Tagen,
                              d) dieselben nach 28 Tagen,
                              e) Mörtelproben aus 1 Th. Cement und 2 Th. Sand nach 7 Tagen,
                              f) dieselben nach 28 Tagen.
                              Die Cylinder von 3 Zoll (7,6 cm) Durchmesser wurden 3 Zoll hoch mit der
                                 										angemachten Mischung gefüllt. Der Druck wurde von 75 Pfund für den Quadratzoll
                                 										engl. auf 200 Pfund gesteigert.
                              Die von Oliver Hugh ausgeführten Analysen der
                                 										Cemente 2 bis 7 finden sich in folgender Tabelle:
                              
                                 
                                    
                                       
                                       
                                    Nr. 2
                                    Nr. 3
                                    Nr. 4
                                    Nr. 6
                                    Nr. 5
                                    Nr. 7
                                    
                                 
                                    In HCl lös-lich
                                    SiO2Al2O3Fe3O3P2O5CaOMgOAlkalien
                                    13,92  8,52  3,20  1,8245,07  7,86  1,61
                                     16,88    6,92    3,82    1,08
                                       												58,40    2,06    1,03
                                      21,14    1,02    2,01–  66,04    0,47    1,78
                                      20,99    4,12    5,18    1,17  60,75    0,41    1,79
                                      10,18    4,55    2,41    1,33  59,91    0,60    1,61
                                    24,44  4,69  3,80  0,5052,39  3,47  2,03
                                    
                                 
                                    Calciumsulfat
                                      3,21
                                        4,32
                                        3,73
                                        5,02
                                        2,01
                                      3,24
                                    
                                 
                                    In HClunlöslich
                                    SiO2Al2O3MnOMgO
                                    11,33  2,59  0,86
                                        4,99    0,60Spur    0,36
                                        4,36Spur––
                                        1,45–––
                                      13,39    3,70    0,31
                                      5,17SpurSpur–
                                    
                                 
                                    Summa
                                    99,99
                                    100,46
                                    100,55
                                    100,88
                                    100,00
                                    99,73
                                    
                                 
                                    GesammtkieselsäureGesammtthonerde
                                    25,2514,31
                                      21,87  11,34
                                      25,50    3,03
                                      22,44    9,30
                                      23,57  10,66
                                    29,61  8,49
                                    
                                 
                              Hyde und Smith haben
                                 										die Resultate ihrer Untersuchung in acht Tabellen niedergelegt. Es geht aus
                                 										denselben hervor, dass die besseren Cemente, wenn sie un-vermischt angewendet
                                 										werden, weder nach 7 noch nach 28 Tagen Erhärtung Wasser durchlassen. Die
                                 										weniger guten Sorten liessen auch sehr wenig Wasser hindurch; der schlechteste
                                 										nach 7tägiger Erhärtung und bei einem Drucke von 13 at etwa 40 g in 24 Stunden.
                                 										Die Mörtelproben hingegen sind alle durchlässig; wir finden da die Zahlen 8,7
                                 										bis 140 Unzen für den Quadratzoll und Stunde für einen Druck von 200 Pfund für
                                 										den Quadratzoll.
                              Grössere Oberflächen lassen gewöhnlich verhältnissmässig mehr Wasser durch, weil
                                 										sie meist von Rissen und Sprüngen durchsetzt sind.
                              Die folgenden drei Tabellen mögen hier Aufnahme finden:
                              Reine Cemente. – 7 Tage Bindezeit.
                              
                                 
                                    Handelsmarke
                                    Liter auf 1 qc bei
                                    
                                 
                                    5 at
                                    6⅔ at
                                    13⅓ at
                                    
                                 
                                    B. u. S. engl. Portl.
                                    –
                                    –
                                    –
                                    
                                 
                                    Improved Union
                                    –
                                    –
                                    –
                                    
                                 
                                    Egypt. Portl.
                                    –
                                    –
                                    –
                                    
                                 
                                    Stettiner Portl.
                                    –
                                    0,001
                                    0,007
                                    
                                 
                                    Old Newark Portl.
                                    –
                                    0,005
                                    0,026
                                    
                                 
                                    Union
                                    0,006
                                    0,009
                                    0,017
                                    
                                 
                                    Anchor (Coplay)
                                    0,011
                                    0,018
                                    0,023
                                    
                                 
                                    Giant Portl.
                                    0,016
                                    0,010
                                    0,047
                                    
                                 
                              Mörtel. – 7 Tage Bindezeit.
                              
                                 
                                    Handelsmarke
                                    Liter auf 1 qc in 24 Stunden
                                    CementzuSand
                                    
                                 
                                    5 at
                                    6⅔ at
                                    13 ⅓ at
                                    
                                 
                                    Anchor (Coplay)
                                    0,26
                                    0,41
                                    1,11
                                    1 : 1
                                    
                                 
                                    Stettiner Portl.
                                    0,37
                                    0,58
                                    1,58
                                    1 : 2
                                    
                                 
                                    Improved Union
                                    0,61
                                    0,94
                                    2,07
                                    1 : 1
                                    
                                 
                                    Union
                                    2,18
                                    3,04
                                    6,37
                                    1 : 1
                                    
                                 
                                    B. u. S. engl. Portl.
                                    2,78
                                    4,14
                                    8,38
                                    1 : 2
                                    
                                 
                                    Giant. Portl.
                                    4,51
                                    5,85
                                    7,55
                                    1 : 2
                                    
                                 
                                    Old Newark Portl.
                                    5,46
                                    8,83
                                    –
                                    1 : 2
                                    
                                 
                                    Egypt, Portl.
                                    7,49
                                    9,25
                                    17,82
                                    1 : 2
                                    
                                 
                              28 Tage Bindezeit.
                              
                                 
                                    Handelsmarke
                                    Verh. vonCementzu Sand
                                    Liter auf 1 qc in 24 Stunden
                                    
                                 
                                    5 at
                                    6⅔ at
                                    13⅓ at
                                    
                                 
                                    Anchor (Coplay)
                                    1 : 1
                                    0,06
                                    0,10
                                    0,25
                                    
                                 
                                    Improved Union
                                    1 : 1
                                    0,10
                                    0,12
                                    0,53
                                    
                                 
                                    Union
                                    1 : 1
                                    0,30
                                    0,44
                                    0,79
                                    
                                 
                                    Stettiner Portl.
                                    1 : 2
                                    0,34
                                    0,53
                                    1,16
                                    
                                 
                                    Egypt. Portl.
                                    1 : 2
                                    0,76
                                    1,49
                                    2,79
                                    
                                 
                                    Giant Portl.
                                    1 : 2
                                    1,26
                                    2,43
                                    5,54
                                    
                                 
                                    B. u. S. engl. Portl.
                                    1 : 2
                                    1,92
                                    2,39
                                    3,52
                                    
                                 
                                    Old Newark Portl.
                                    1 : 2
                                    6,00
                                    –
                                    –
                                    
                                 
                              
                              Ueber Festigkeitsversuche, welche in Ymuiden an Betonblöcken angestellt wurden, mag hier
                                 										nach der Wochenschrift des österreichischen Ingenieur-
                                    											und Architektenvereins Folgendes Erwähnung finden: Die Blöcke hatten 1
                                 										m Länge und 0,20 m Breite und blieben nach 5tägiger Luftlagerung 120 Tage in
                                 										Dünensand vergraben liegen. Die Zugfestigkeit erwies sich als 7- bis 10 m al
                                 										geringer als die Druckfestigkeit. Bei einer Mörtelmischung aus 3 Th. Sand und 2
                                 										Th. Cement erhielt Granitbeton eine Zugfestigkeit von 12 k/qc, der
                                 										Klinkerbeton 10,9 k/qc und der Kieselsteinbeton nur eine solche von 9,44 k/qc. Durch
                                 										Verwendung kleinerer Kieselsteine konnte die Festigkeit des letztgenannten
                                 										Betons erhöht werden. Der Bruch der Blöcke war in allen Fällen porös.
                              Ueber Umstände und Verhältnisse, unter welchen eine
                                    											Erhärtung von Portlandcementmörtel nicht stattfinden kann, von H. Schiffner.12. Generalversammlung. Die Ursachen, welche
                                 										das Erhärten verhindern oder beeinträchtigen können, lassen sich in drei Gruppen
                                 										theilen:
                              1) Störende Ursachen, welche in der Beschaffenheit des zum Mörtel verwendeten
                                 										Sandes liegen. Es kann sowohl die physikalische, wie die chemische
                                 										Beschaffenheit ein Erhärten verhindern;
                              2) die Einwirkung fremder Stoffe auf den frischen Cementmörtel, z.B. von stark
                                 										säurehaltigen Flüssigkeiten, Pflanzenölen, gerbsäurehaltigen Laugen, saurem Bier
                                 										in Bierkellern, organischen Stoffen, Einwirkung von schwefelsaurem Kali oder
                                 										Natron, oder sonstigen in den Ziegelsteinen oder im Erdboden enthaltenen
                                 										löslichen Stoffen;
                              3) die unrichtige Verarbeitung oder Behandlung des Mörtels. Hierhin gehört z.B.
                                 										das sogen. Stören des Cementes, d.h. das Verarbeiten desselben, nachdem die
                                 										Abbindung schon begonnen hat. Dasselbe kann bei Raschbindnern am leichtesten
                                 										vorkommen, ist aber auch bei Langsambindnern nicht ausgeschlossen, wenn z.B. der
                                 										Mörtel lange vor der Verwendung zubereitet wird und stehen bleibt. Die Erhärtung
                                 										kann dann noch eintreten, sie wird aber stets in geringerem Maasse eintreten.
                                 										Hierher gehört auch das sogen. Ersäufen des Cementes, d. i. die Gefährdung oder
                                 										gänzliche Verhinderung des Erhärtens durch zu grossen Wasserzusatz beim Anmachen
                                 										des Mörtels. Endlich kann die Erhärtung verhindert werden durch Austrocknen des
                                 										Mörtels.
                              Die Erhärtung des Cementes läuft der Wasseraufnahme desselben parallel. Die
                                 										höchstmögliche Erhärtung tritt mit vollendeter Wasserbindung ein. Nach Feichtinger, Die chem. Technologie der
                                    											Mörtelmaterialien, 1885, findet die Wasseraufnahme des reinen
                                 										Cementmörtels wie folgt statt.
                              Der Mörtel enthält an chemisch gebundenem Wasser:
                              
                                 
                                    Gleich nach dem Anmachen
                                    0,99
                                    Proc.
                                    
                                 
                                    nach
                                    4
                                    Stunden
                                    1,41
                                    „
                                    
                                 
                                    „
                                    20
                                    „
                                    2,29
                                    „
                                    
                                 
                                    „
                                    3
                                    Tagen
                                    5,62
                                    „
                                    
                                 
                                    „
                                    7
                                    „
                                    6,85
                                    „
                                    
                                 
                                    „
                                    14
                                    „
                                    7,96
                                    „
                                    
                                 
                                    „
                                    18
                                    „
                                    8,45
                                    „
                                    
                                 
                                    „
                                    21
                                    „
                                    8,91
                                    „
                                    
                                 
                                    „
                                    24
                                    „
                                    10,40
                                    „
                                    
                                 
                                    „
                                    28
                                    „
                                    10,52
                                    „
                                    
                                 
                                    „
                                    35
                                    „
                                    11,34
                                    „
                                    
                                 
                                    „
                                    42
                                    „
                                    11,35
                                    „
                                    
                                 
                                    „
                                    49
                                    „
                                    11,50
                                    „
                                    
                                 
                                    „
                                    56
                                    „
                                    11,60
                                    „
                                    
                                 
                                    „
                                    80
                                    „
                                    11,56
                                    „
                                    
                                 
                              Die Proben sind unter Wasser erhärtet. Schiffner fand bei Wiederholung des Versuches Zahlen, die annähernd
                                 										mit denen von Feichtinger übereinstimmen. An
                                 										feuchter Luft findet die Wasseraufnahme etwas langsamer statt als bei Erhärtung
                                 										unter Wasser. Schiffner suchte nun festzustellen,
                                 										in welcher Weise das Erhärten der Mörtel durch geringere Zufuhr von Wasser und
                                 										durch gänzlichen Mangel desselben beeinflusst wird. Das Ergebniss der seit 3
                                 										Jahren fortgesetzten Untersuchungen ist das folgende:
                              1) Die Normenkuchen, welche 24 Stunden im bedeckten Kasten, dann 27 Tage unter
                                 										Wasser und von da ab an der Luft im Laboratorium aufbewahrtIm Laboratorium war die Luft sehr
                                       												trocken. wurden, sind sämmtlich durchaus volumenbeständig und
                                 										von tadelloser Erhärtung. Auch bei den ältesten zeigt sich keine Spur von
                                 										Abnahme der Festigkeit oder irgend einer Formveränderung.
                              2) Die 24 Stunden im bedeckten Kasten, dann 3 Tage unter Wasser und von da ab im
                                 										Laboratorium an der Luft aufbewahrten Kuchen sind ebenfalls sämmtlich bis heute
                                 										ohne Form Veränderung geblieben; die Härte derselben ist jedoch geringer als die
                                 										der Kuchen 1).
                              3) Die ohne jede Befeuchtung an der Luft im Laboratorium aufbewahrten Kuchen sind
                                 										sämmtlich mehr oder weniger mürbe, bröcklig und ohne jede Festigkeit. Das
                                 										Zerfallen derselben begann am Rande und pflanzte sich gegen die Mitte der Kuchen
                                 										fort. Die Zeitdauer bis zum Beginne des Zerfalles war abhängig von der
                                 										Jahreszeit, von der Mahlung, der Bindezeit, der Energie der Anfangserhärtung.
                                 										Bei austrocknender Luft im Frühjahre, bei starker Heizung im Winter trat der
                                 										Beginn des Zerfalles schon nach 2 bis 3 Monaten ein. Diese Erfahrungen wurden
                                 										durch Prüfung von Cementen verschiedener Herkunft bestätigt. Bei Cementen,
                                 										welche auf dem 5000-Maschensiebe einen bedeutenden Rückstand liessen, trat der
                                 										Zerfall noch früher ein.
                              Von der Thatsache ausgehend, dass gut erhärteter Portlandcementmörtel etwa 10 bis
                                 										12 Proc. Wasser chemisch gebunden enthält, lag der Schluss nahe, dass Mörtel
                                 										während der Erhärtung gar kein Befeuchten bedürfen, wenn man nur dafür sorgt,
                                 										dass das im Mörtel enthaltene Anmachwasser (etwa 27 Proc.) bei der Erhärtung
                                 										nicht entweicht. Es ergab sich auch, dass ein bei der Erhärtung vor Austrocknen
                                 										geschützter Kuchen gut erhärtet, wenn der Schutz so lange andauert, bis der
                                 										Gehalt an chemisch gebundenem Wasser im Minimum etwa 7 Proc. beträgt.
                              Wird das Austrocknen des Portlandcementmörtels künstlich beschleunigt, demselben
                                 										durch Erwärmen in den ersten 3 Tagen das hygroskopische Wasser entzogen, so
                                 										findet keine weitere Erhärtung mehr statt.
                              Naturgemäss wird das Austrocknen der Mörtel durch Aufstreichen derselben in
                                 										dünnen Schichten sehr beschleunigt. Damit stimmt auch überein, dass Cemente in 1
                                 										½ bis 2 cm dicken Schichten bei Lagerung im Laboratorium ihre Form und
                                 										Festigkeit behielten, also dem Austrocknen widerstanden, während dieselben
                                 										Cemente in dünnen Lagen mürbe wurden und zerfielen. Solche mürbe Kuchen
                                 										enthielten etwa 4 Proc. chemisch gebundenes Wasser und erhärteten beim
                                 										nachträglichen Einbringen in Wasser, wenn sie 4 Wochen darin verblieben. Die
                                 										Festigkeit der richtig behandelten Cemente wurde auf diesem Wege
                                 										natürlich nicht erreicht.
                              Aus allen angeführten Thatsachen ergibt sich der folgende Schluss: Die Befeuchtung des Portlandcementmörtels und der Schutz
                                    											desselben vor Austrocknung in den ersten Tagen nach der Herstellung sind
                                    											unbedingte Erfordernisse für die gute Erhärtung. Wird diesen
                                 										Bedingungen nicht genügt, so wird dadurch das Erhärten des Mörtels wesentlich
                                 										beeinträchtigt und ein Zerfallen desselben in kürzerer oder längerer Frist
                                 										herbeigeführt, wenn der Mörtel nicht allein in den
                                    											ersten Tagen, sondern überhaupt ohne
                                 										Schutz vor Austrocknen bleibt. Das Austrocknen der Mörtel wird durch Auftragen
                                 										in dünnen Lagen, durch trockene Ziegelsteine oder durch scharfen Wind
                                 										begünstigt.
                              Schiffner wendet sich am Schlusse seines Vortrages
                                 										gegen Tetmajer's Behauptung, dass die deutsche
                                 										Normenprobe einseitig und unzulänglich sei (vgl. 1889 273 593) und gegen seine Theorie des Lufttreibens. Das Mürbewerden und
                                 										Zerfallen mancher Cemente an trockener Luft liegt nach Tetmajer in einer unvollkommenen Mischung und Aufbereitung des
                                 										Rohmaterials. Nach Schiffner ist die Erklärung
                                 										dieser Erscheinung in den von ihm angestellten Versuchen gegeben. Ein dicker
                                 										Cementkuchen mit nicht scharf und dünn auslaufenden Rändern zerfällt auch ohne
                                 										Wasserzuführung an der Luft nicht, während ein Kuchen von demselben Cement, dünn
                                 										aufgetragen, mürbe wird, wenn man ihn austrocknen lässt.
                              Schiffner führte entgegen der Behauptung Tetmajer's, dass die Darrprobe ein Mittel zur
                                 										Erkennung der Lufttreiber sei, an, dass sämmtliche bei seinen Versuchen
                                 										verwendeten Cemente die Darrprobe bestanden haben. Ebenso behauptet er, dass
                                 										jeder Cement, der die Normenvolumenbeständigkeitsprobe tadellos besteht, auch
                                 										die Darrprobe bestehen müsse, falls dieselbe richtig ausgeführt wird. Die
                                 										Plattendarrprobe – von der Kugeldarrprobe nicht zu reden – ist schon deswegen
                                 										nicht in die Normen aufgenommen worden, weil ein Cement nach derselben als gut
                                 										erscheinen kann, während die Wasserprobe ihn als Treiber kennzeichnet.
                              Nach Schott beginnt das Zerfallen an der Luft häufig
                                 										damit, dass sich an der unteren ebenen Fläche der Kuchen kleine Erhöhungen
                                 										bilden. Beim Berühren mit der Messerspitze löst sich an diesen Punkten ein
                                 										dünnes Blättchen ab, und darunter befindet sich ein helleres Körnchen, aus
                                 										schwächerer Masse bestehend. Schott fand in den
                                 										zerfallenen Kuchen unter diesen Umständen oft 30 Proc. kohlensauren Kalk. Bei
                                 										nassen Cementen findet durch Kohlen säure aufnähme eine Nachhärtung statt; tritt
                                 										die Kohlensäure in den trockenen Cement, so scheint ein Zerspringen der
                                 										Theilchen stattzufinden.
                              In einer Entgegnung, Lufttreibende Portlandcemente und
                                    											die Darrprobe, hebt Tetmajer hervor, dass
                                 											Schiffner, wie aus seiner eigenen Abhandlung
                                 										hervorgeht, mit tadellosen Cementen gearbeitet hat, die nebst den deutschen
                                 										Normenproben auch die Darrprobe bestanden haben. Die Schlussfolgerungen Schiffner's, sowohl was den Werth der Darrprobe und
                                 										ihre Beziehungen zur Wasserprobe, als auch was das Verhalten der Probekörper an
                                 										der Luft anlangt, können sich, da er mit tadellosen Cementen gearbeitet hat, nur
                                 										auf tadellose Cemente beziehen und es ist nicht zulässig, dieselben auf alle
                                 										Handelswaren dieser Kategorie zu erstrecken.
                              Der Umstand, dass das Lufttreiben der Cemente durch dieselben Agentien
                                 										bedingt wird wie das Wassertreiben findet nach Tetmajer darin seine Erklärung, dass der Unterschied zwischen
                                 										Lufttreibern und Wassertreibern bloss ein gradueller ist. Die Lufttreiber sind
                                 										die obersten Glieder in der Reihe der Kalktreiber, die nach oben an den in jeder
                                 										Hinsicht normalen Portlandcement, nach unten an diejenigen Species grenzen, die
                                 										sowohl in Wasser als an der Luft unbeständig erscheinen.
                              Die Differenzen sind wohl darauf zurückzuführen, dass Schiffner gute Cemente absichtlich schlecht behandelt und dadurch den
                                 										Zerfall derselben herbeigeführt hat, während Tetmajer bei einzelnen Cementen trotz richtiger Behandlung ein
                                 										Mürbewerden und Zerfallen an der Luft beobachtet hat. Solche Cemente, die
                                 										übrigens ziemlich selten zu sein scheinen, werden durch die Darrprobe
                                 										gekennzeichnet.
                              Tetmajer führt folgendes Beispiel eines derartigen
                                 										Cementes an. Ein Portlandcement, aus welchem ein misslungener Betonboden in
                                 										einem Luzerner Privatgebäude hergestellt worden war, zeigte gleichzeitig die
                                 										Eigenschaft, nach etwa 2monatlicher Magazinirung die Fassdauben zu zersprengen.
                                 										Aus einem solchen zersprengten Fasse wurden zwei Proben entnommen, die eine vom
                                 										Rande, die zweite von der Mitte. Das Material vom Fassrande hatte alle Proben
                                 										(Glüh-, Koch-, Darr- und die Plattenproben, Luft- und Wasserlagerung) vollkommen
                                 										bestanden, während dasjenige aus der Fassmitte die Darr-, Glüh- und Kochproben
                                 										nicht bestanden hatte, an der Luft nach etwa ½ Jahre zu zerfallen begann und
                                 										heute fast vollständig zerfallen ist. Nach etwa 1½jähriger Luftlagerung fand Dr.
                                 											Heintzel für die Proben aus der Fassmitte 4,77
                                 										Proc. H2O, vom Fassrande 6,43 Proc. H2O. Die Probekörper hatten in der ersten Phase
                                 										der Erhärtung trotz gleichartiger Behandlung entweder verschieden grosse
                                 										Wassermengen aufgenommen, oder es hatten die an der Luft zerfallenen Probekörper
                                 										bei gleicher Wasser aufnähme einen Theil ihres Wassergehaltes zufolge der
                                 										Aufnahme atmosphärischer Kohlensäure wieder abgegeben. Der Kohlensäuregehalt
                                 										beider Proben war der gleiche, 11,8 bezieh. 11,4 Proc. Diese Uebereinstimmung
                                 										lässt sich nur dadurch erklären, dass der angemachte Mörtel die Differenz an
                                 										Kohlensäure unter gleichzeitiger Wasserabgabe aufgenommen hat und dann zerfallen
                                 										ist. (Schweizer Bauzeitung und Thonindustrie-Zeitung, 1889 S. 420. Die Entgegnung
                                 											Schiffner's s. Thonindustrie-Zeitung, 1889 S. 495.)
                              
                           
                              
                                 (Schluss folgt.)