| Titel: | Ueber die Untersuchung und das Verhalten von Cement. | 
| Autor: | R. Zsigmondy | 
| Fundstelle: | Band 281, Jahrgang 1891, S. 163 | 
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                        Ueber die Untersuchung und das Verhalten von
                           								Cement.
                        (Schluss des Berichtes S. 138 d. Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Ueber die Untersuchung und das Verhalten von Cement.
                        
                     
                        
                           III. Volumenveränderung, Schäden, Uebelstände.
                           Die Volumenveränderung von Mörteln und Steinen wurde von
                              										Schumann untersucht.12. Generalversammlung. Schon
                              									frühere Versuche (1881) ergaben, dass sich alle Bausteine und Mörtel ausdehnen (vgl. nebenstehende
                              									graphische Darstellung), wenn sie sich mit Wasser sättigen und beim Trocknen
                              									schwinden. Neue Versuche ergaben nun, dass ein 10 cm langes Prisma aus 1 Th.
                              									Portlandcement und 3 Th. Normalsand im Wasser liegend sich im Mittel verlängert um
                              									0,0088 mm bis zu 1 Woche und 0,002 mm von 1 bis 4 Wochen. Puzzolancement aber um
                              									0,0129 bis 0,0048 mm. Für die Schwindung der Mörtel ergaben sich an einem Prisma von
                              									10 cm Länge, 1 Woche im Wasser und 3 Wochen an der Luft liegend, die folgenden
                              									Resultate:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 281, S. 164
                              Fig. 1.Schaulinien für die Volumveränderung von Mörtel und
                                 										Steinen.
                              
                           
                              
                                 Mörtelsorte
                                 
                                 Ein Prisma von 10 cm,1 Woche im Wasser und3
                                    											Wochen an der Luft lie-gend, schwindet um Milli-meter
                                 
                              
                                 Portlandcement A
                                 1 Cem.: 3 Sand
                                 0,0400
                                 
                              
                                               „            B
                                 1    „    : 3     „
                                 0,0405
                                 
                              
                                               „            C
                                 1    „    : 3     „
                                 0,0410
                                 
                              
                                               „            D
                                 1    „    : 3     „
                                 0,0455
                                 
                              
                                 Hydraul. Kalk.
                                 1 Kalk : 3     „
                                 0,0540
                                 
                              
                                 Puzzolancement  I
                                 1    „    : 3     „
                                 0,1050
                                 
                              
                                               „            II
                                 1    „    : 3     „
                                 0,1100
                                 
                              
                                 4 Trass, 3 Kalk, 2 Sand
                                 0,1330
                                 
                              
                           Die Frage der Zerstörung des Cementmörtels am Stephansdome zu
                                 										Wien wurde nochmals von Dr. Schott einer
                              									Erörterung unterzogen (vgl. 1889 273 593). Schott erhielt durch Herrn Baudirector Berger aus Wien einige Muster des betreffenden
                              									Cementmörtels. Die Muster zeigten eine ganz ungleichmässige Structur; ein Theil
                              									derselben bildete eine ganz dichte, feste graue Masse, ein anderer damit
                              									zusammenhängender Theil war gelblichgrau und weich, durch vielfache Risse zerklüftet
                              									und zeigte eine blätterförmige Structur. Die beiden Massen wurden getrennt
                              									analysirt:
                           Cementmörtel vom Stephansthurm in Wien.
                           
                              
                                 
                                 I. Harte graue Masse
                                 II. Hellere gelbl. Masse
                                 
                              
                                 Durch Ana-lyse gefun-dene
                                    											Zu-sammen-setzung
                                 Aus Analyseberechneteursprüng-liche
                                    											Zu-sammen-setzung
                                 Durch Ana-lyse gefun-dene
                                    											Zu-sammen-setzung
                                 Aus Analyseberechneteursprüng-liche
                                    											Zu-sammen-setzung
                                 
                              
                                 KieselsäureThonerde und
                                    											Eisen-  oxydKalkMagnesiaSchwefelsäureKohlensäureWasserAlkalien
                                    											u.s.w.
                                 Proc.17,95  9,8742,80  1,02  1,0714,8011,42nicht
                                    											be-stimmt
                                 Proc.24,4213,4358,23  1,39  1,45–––
                                 Proc.15,55  9,2536,22  0,76  1,2424,48  9,01nicht
                                    											be-stimmt
                                 Proc.24,3014,4656,62  1,19  1,94–––
                                 
                              
                                              Summa
                                 98,93
                                 98,92
                                 98,51
                                 98,51
                                 
                              
                            
                           
                              
                                 Kalk SummaKalk an Schwefelsäure gebunden
                                 42,80 Proc.  0,72    „
                                 36,22 Proc.  1,01    „
                                 
                              
                                                                                 RestKalk
                                    											an Kohlensäure gebunden
                                 42,08 Proc.18,83    „
                                 35,21 Proc.33,70    „
                                 
                              
                                                                          Kalkrest
                                 23,25 Proc.
                                   1,51 Proc.
                                 
                              
                           Man ersieht, dass die Zusammensetzung der beiden Massen namentlich in Bezug auf
                              									Kohlensäure- und Wassergehalt bedeutende Unterschiede aufweisen. Die graue, dichte
                              									Masse hat 14,8 Proc. CO2 und 11,4 Proc. H2O, die andere 24,5 Proc. CO2 und 9,0 Proc. H2O.
                              									Berechnet man aus der durch die Analyse gefundenen Zusammensetzung die der
                              									ursprünglichen Masse, so ergeben sich fast die gleichen Zahlen. Beide Theile der
                              									Probe stammten also, trotz ihrer verschiedenen Beschaffenheit, von ein und demselben
                              									Cemente ab. Nach Schott findet diese sonderbare
                              									Erscheinung eine Erklärung, wenn man berücksichtigt, dass vor 30 Jahren häufig
                              									Cement mit einem hohen Procentsatze an Schwachbrand verwendet wurde. Wird ein
                              									solcher Cement mit einem bedeutenden Ueberschuss von Wasser angerührt, so sinken die
                              									stark gebrannten Theile zu Boden, die leichteren kommen oben zu liegen und man
                              									erhält so zwei Mörtelschichten von verschiedener Qualität. Diese Annahme findet
                              									anscheinend eine Bestätigung durch den Kohlensäuregehalt der beiden Schichten. Von
                              									den 42,8 Proc. Kalk der harten Schicht sind 18,8 Proc. – also weniger als die Hälfte
                              									– an Kohlensäure gebunden. Von den 36,2 Proc. Kalk der gelblichen Masse dagegen 1
                              									Proc. an Schwefelsäure und 33,7 Proc. an Kohlensäure, so dass 95,7 Proc. des
                              									Kalkgehaltes an Kohlensäure gebunden sind. Es scheint demnach, dass die bis zur
                              									Sinterung gebrannte Masse sich trotz der ungünstigen Verhältnisse gut gehalten hat,
                              									und dass nur die schlecht gesinterte Masse an den Zerstörungen Schuld trägt.
                           Nach Dyckerhoff ist dagegen jeder Cement, auch der
                              									bestgebrannte, wenn er ohne Sandzumischung angemacht und den Witterungseinflüssen
                              									ausgesetzt wird, zu Schwindrissen geneigt. Derartige Schwindrisse konnten auf der
                              									Oberfläche das Eindringen von Wasser und Kohlensäure erleichtert und damit die
                              									verschiedenartige Beschaffenheit der beiden Theile bedingt haben. Jedenfalls ist
                              									dieser Umstand bei den Zerstörungen am Stephansdome maassgebend gewesen.
                           Schott glaubt aus der Structur einzelner Massenstücke
                              									mit Bestimmtheit schliessen zu können, dass bei den ihm zugekommenen Mörtelproben
                              									eine Trennung der scharfen von den weniger scharf gebrannten Theilchen stattgefunden
                              									hat.
                           Goslich erwähnt einen
                                 											Uebelstand13.
                                       												Generalversammlung., der öfter bei Bleiröhren und Zinkrinnen,
                                 										welche in Cement eingebettet waren, angetroffen wird. Die Bleiröhren
                              									zersetzen sich sehr schnell und die Zinkrinnen werden angefressen, und zwar an jenen
                              									Stellen, an welchen sie mit Cement in Berührung kommen. Nach Laube-Ulm ist die Alkalität des Cementes an den Zerstörungen schuld. Es
                              									ist bekannt, dass Zink durch Alkalien leicht angegriffen wird.
                           Seger bemerkt dazu, dass bei dem Baue der Markthalle II
                              									in Berlin Steine, welche Sulfate enthielten, verwendet wurden. Diese waren die
                              									Veranlassung, dass das Zink überall da durchfressen wurde, wo es mit den Steinen in
                              									Berührung kam. Trockene Sulfate greifen Zink nicht an, nasse oxydiren dasselbe
                              									schnell.
                           
                           Nach Dr. Lieven in Port Kunda kommt es häufig vor,
                              									dass Eisen, welches in Cement eingelagert ist, Blätter abspaltet. Er schreibt diese
                              									Erscheinung dem Schwefelgehalte der betreffenden Cemente zu.
                           Delbrück räth dagegen, Dampfkessel, welche in feuchtes
                              									Mauerwerk gebettet sind, mit Cement zu isoliren. Es hat sich herausgestellt; dass
                              									die Ursache von Kesselexplosionen oft darin gelegen war, dass die Kessel von aussen
                              									her, und zwar dort, wo sie auf dem Mauerwerke liegen und daher der Untersuchung
                              									nicht zugänglich sind, bis auf 0,5 mm Dicke durchrostet waren. Dieses Durchrosten
                              									könnte man voraussichtlich durch Cementisolation der Kessel verhüten.
                           Ueber schwimmende Cemente spricht Dr. Goslich.13.
                                    											Generalversammlung. Man begegnet manchmal Cementen, welche, wenn
                              									man sie mit Wasser anrühren will, sich mit diesem nicht mischen, sondern auf der
                              									Oberfläche bleiben. Erst nach längerem Rühren gelingt es, dieselben unter Wasser zu
                              									bringen. Dann erhält man aber nicht den bekannten homogenen Brei, sondern ein
                              									klumpiges, käseartiges Gebilde, welches nur schlecht oder eigentlich gar nicht
                              									erhärtet. In der Mühle merkt man sofort, dass schwimmender Cement vorliegt. Die
                              									Schnecken treiben denselben nicht fort, sondern er tritt immer wieder zurück wie
                              									Wasser. Die Vermuthung, es könnte eine geringe Menge Oel dem Cemente beigemengt
                              									sein, war dem Redner Veranlassung zu einer Menge von Versuchen, derartige Cemente
                              									durch Verreiben von Oel mit Cement herzustellen, die aber meistens nicht von Erfolg
                              									begleitet waren. Manchmal wurde aber doch schwimmender Cement erhalten, wenn man
                              									nämlich Cement von 40 bis 50° mit einigen Tropfen Oel begoss und dann in der Schale
                              									zerrieb. Erhitzt man „schwimmenden Cement“ auf dem Platinbleche, so tritt ein
                              									brenzlicher Geruch auf, und nachher schwimmt er nicht mehr.
                           Nach Heintzel ist die Ursache dieser Erscheinung in
                              									einer geringen Menge Oel zu suchen, welche bei der Besorgung der Schmierbüchsen in
                              									den Cement gekommen ist. Wenn man Staub, der auf den Balken der Cementfabriken
                              									liegt, mit Cement mischt, so erhält man auch schwimmenden Cement. Auch hier ist ein
                              									Fett die Ursache des Schwimmens. Die ungemein feine Zertheilung dieses Fettes im
                              									Cemente lässt es begreiflich erscheinen, dass durch einfaches Zumischen von Oel zum
                              									Cementmehle schwimmende Cemente nicht erhalten werden. Reibt man aber einige Tropfen
                              									Oel mit wenig Cement zusammen und mischt diesen dann zu einer grösseren Quantität
                              									desselben Productes, so tritt bestimmt ein Schwimmen der Theilchen auf dem
                              									Anmachwasser ein.
                           Derartige Cemente sind nach Goslich unter Umständen zum
                              									Mauern nicht zu gebrauchen. Goslich hat noch einen
                              									Versuch angestellt, der zeigt, dass nicht immer das Oel der Mühle die Ursache des
                              									Schwimmens ist. Cement, welcher nach dem Mahlen schwamm, wurde vom Steinbrecher in
                              									eine Porzellanschale gebracht und in dieser zerrieben. Der so erhaltene Cement
                              									zeigte die Erscheinung des Schwimmens gleichfalls. Hier dürfte die Ursache des
                              									Schwimmens in einem geringen Gehalt von Steinkohlen-theerölen zu suchen sein, welche
                              									im Ofen in den Cement gelangt sind.
                           
                        
                           IV. Fremde Bestandtheile und Zusätze.
                           Dyckerhoff untersuchte die
                                 										Wirkung der Magnesia auf
                              									Portlandcement (Verhandl. 1889). Eine Mischung von
                              									Kalkstein und Thon wurde zu Portlandcement gebrannt und der Kalkgehalt derselben
                              									absichtlich niedrig gehalten, um beim Brennen im Probirofen durchaus
                              									volumenbeständigen Cement zu erhalten. Andererseits wurde eine Mischung von
                              									dolomitischem Kalkstein aus dem Lahnthal mit Thon hergestellt und ferner drei
                              									Mischungen, in welchen der Kalkstein in verschiedenen Procentsätzen durch
                              									dolomitischen Kalk ersetzt wurde. Es wurde zu diesen Versuchen dolomitischer Kalk
                              									genommen, weil Magnesia in anderer Form in der Praxis nicht in Betracht kommen kann.
                              									Die Cemente wurden auf einer Handmühle sämmtlich gleich fein gemahlen – etwa 22
                              									Proc. Rückstand auf dem Sieb von 5000 Maschen auf 1 qc – und hatten folgende
                              									Zusammensetzung:
                           
                              
                                 
                                 I
                                 II
                                 III
                                 IV
                                 V
                                 
                              
                                 Unaufgelöster Rückstand
                                 0,7
                                   0,47
                                   0,79
                                   1,14
                                   1,41
                                 
                              
                                 Fe2O3 + Al2O3
                                 10,74
                                 10,25
                                 10,34
                                   9,37
                                   8,67
                                 
                              
                                 CaO
                                 62,50
                                 59,12
                                 55,44
                                 50,56
                                 47,28
                                 
                              
                                 MgO
                                   1,93
                                   6,23
                                 11,36
                                 17,80
                                 21,14
                                 
                              
                                 Glühverlust
                                 0,8
                                   1,24
                                   1,11
                                   1,16
                                   1,50
                                 
                              
                                 SiO2
                                 21,46
                                 20,48
                                 19,42
                                 18,31
                                 18,71
                                 
                              
                                 Spec. Gew. d. Cemente
                                     3,159
                                     3,169
                                     3,219
                                     3,251
                                     3,251
                                 
                              
                           Der Magnesiagehalt der mit dolomitischem Kalk hergestellten Cemente liegt danach
                              									zwischen 6,23 und 21,24 Proc. und sämmtliche fünf Cemente hatten nach Ausschluss der
                              									Magnesia die Zusammensetzung von Portlandcement. Bei steigendem Magnesiagehalte
                              									wurde der Kalkgehalt etwas vermindert (auch relativ), weil die Sinterung sich um so
                              									schwieriger einstellte, je mehr Magnesia die Mischung enthielt, so dass Cement V
                              									trotz des geringsten Kalkgehaltes den stärksten Kokszusatz zum Garbrennen
                              									erforderte. Dass alle fünf Cemente bis zur Sinterung gebrannt waren, geht aus dem
                              									hohen specifischen Gewichte derselben hervor.
                           Textabbildung Bd. 281, S. 165Fig. 2.Schaulinien für die Wirkung der Magnesia auf
                                    											Portlandcement. In der 13. Generalversammlung deutscher
                                 										Cementfabrikanten berichtet Dyckerhoff über
                              									die Fortsetzung seiner Versuche über die Wirkung der Magnesia im gebrannten Cement. In der
                              									vorstehenden graphischen Darstellung ist die Zugfestigkeit der sechs Cemente mit 1,9
                              									bis 21,2 Proc. MgO aufgezeichnet. Der Portlandcement mit 1,93 Proc. Magnesia weist,
                              									wie man sieht, eine regelrechte Zunahme der Festigkeit auf. Die übrigen fünf Cemente
                              									zeigen bis zu 6 Monaten eine Festigkeitszunahme. Bei dreien derselben geht jedoch
                              									die Festigkeit schon von 6 Monaten an rückwärts, bei den übrigen zwei in der Zeit
                              									von 1 Jahr bis zu 2 Jahren. Der Eintritt des Rückganges hängt von der Höhe des
                              									Magnesiagehaltes und von der Stärke der Sinterung ab. Der Einfluss der Sinterung
                              									macht sich besonders bei dem Cement mit 10,8 Proc. MgO bemerkbar, welcher nicht so
                              									vollkommen gesintert war wie die übrigen Cemente. Das Ende der später eintretenden
                              									Wirkung der Magnesia lässt sich selbst nach 3 Jahren nicht absehen. Bei den
                              									Probekörpern (1 : 3) des letzterwähnten Cementes zeigten sich Treibrisse erst nach 3
                              									Jahren und bei den Probekörpern der Cemente mit 17,8 und 21,2 Proc. MgO nach 2
                              									Jahren. Bei dem reinen Cement mit einem Magnesiagehalte von 21,2 Proc. waren
                              									Treibrisse erst nach 1 Jahre Wasserlagerung zu bemerken.
                           Textabbildung Bd. 281, S. 166Fig. 3.Schaulinien über den Einfluss der Magnesia auf
                                    											Portlandcement. Die Ausdehnung der fünf Magnesiacemente sind in folgender graphischen
                              									Darstellung wiedergegeben. Die Darstellung lässt deutlich erkennen, dass bei den
                              									vier Cementen mit höherem Magnesiagehalte (10,8 bis 21,2 Proc.) die Ausdehnung von 1
                              									bis zu 2 Jahren noch weit mehr zunimmt, als im ersten Jahre, und dass bei dem Cement
                              									aus dolomitischem Gestein (10 Proc. MgO) wieder eine Zunahme der Ausdehnung
                              									bemerkbar wird.
                           Auch die Curve über das Verhalten des Cementes mit 6 Proc. MgO, welche erst nach 1
                              									Jahre die Durchschnittscurve normaler Portlandcemente erreicht, zeigt von 1 bis zu 2
                              									Jahren ein stetes Ansteigen, während die Curve normaler Portlandcemente nahezu
                              									wagerecht verläuft. Wenn auch diese Ausdehnung bei mageren Mörteln für Bauwerke
                              									vielleicht noch nicht gefährlich ist, so erscheint dieselbe bei fetten Mörteln
                              									jedenfalls bedenklich.
                           Dyckerhoff theilt weiter mit, dass aus Versuchen
                              									von Mr. Debray, Professor an der École des ponts et
                              									chaussées, hervorgeht, dass Magnesia usta, zur Sinterung
                                 										gebrannt und hierauf dem Portlandcemente beigemischt, ebenfalls eine starke und
                                 										lange anhaltende Ausdehnung des Portlandcementes bewirkt: Ein Prisma von 50
                              									cm Länge aus Portlandcement vermischt mit 25 Proc. gesinterter Magnesia (ohne
                              									Sandzusatz) zeigte, im Wasser in einem Glasrohre stehend und auf einen Multiplicator
                              									wirkend, an der angebrachten Scala eine ständige, sehr bedeutende Zunahme der Länge
                              									bis zu 3 Jahren. Risse waren jedoch an der Probe nicht zu bemerken.
                           Versuchsreihen mit 3, 4 und 5 Proc. MgO sind eben im Gange. Ein Handelscement mit 4,2
                              									Proc. Magnesia zeigte, nach der Normenprobe geprüft, nach 1 Jahr 22,6 k/qc und nach 2
                              									Jahren 20,9 k/qc
                              									Zugfestigkeit; also noch hier war ein Rückschritt bemerkbar.
                           Meyer beobachtet seit 2 Jahren Cemente mit 4 bis 6 Proc.
                              									Magnesia und konnte an den Proben keine abnormen Erscheinungen bemerken.
                           Nach Schott erhärtet der Magnesiacement von Sorel (aus MgCl2 und
                              									MgO) nur an der Luft, weicht aber selbst an feuchter Luft wieder auf. Von der Firma
                              										F. A. Schmidt in Dresden wurden unter dem Namen
                              										„Cajalith“ Tischplatten hergestellt, welche aber nach mehreren Jahren
                              									anfingen zu treiben, so dass die Fabrik ihren Betrieb einstellen musste. Wenn man
                              									gleiche Aequivalente Calcium- und Magnesiumcarbonate, durch Fällung erhalten, sehr
                              									gut mischt, so bekommt man nach dem Glühen eine etwas gesinterte Masse, welche, fein
                              									gepulvert und mit Wasser angemacht, langsam abbindet und vollkommen hydraulisch
                              									erhärtet, also einen Cement, der keine Säure enthält. Bei öfterer Wiederholung
                              									dieses Versuches erhielt Schott immer wieder nur
                              									Treibcemente. (12. Generalversammlung.)
                           Dutoit hat eine Reihe von Versuchen angestellt über den
                              										Einfluss der Korngrösse des Sandes auf die Erhärtung der
                                 										Cemente. Zunächst erstreckten sich die Versuche auf das Verhältniss 1
                              									Cement : 4 Sand. Dieses Verhältniss blieb das gleiche, aber die Natur des Sandes war
                              									verschieden. Man verwendete: 1) Sand, welcher durch Brechen von Kieselsteinen
                              									hergestellt und durch Anwendung des Siebes auf die richtige Korngrösse gebracht
                              									wurde; man erhielt so Körner mit scharfen Kanten und spitzen Winkeln. 2) Sand von
                              									Juvisy, den Ufern der Seine entnommen. 3) Sand von Triel, aus dem Bette der Seine.
                              									4) Sand von Fontainebleau. Es ergab sich, dass die Festigkeit durch Anwendung des
                              									gröberen Sandes erhöht wurde. Dieselben Resultate ergaben sich auch für das
                              									Mischungsverhältniss 5 : 1.
                           Um mit grösserer Genauigkeit den Einfluss der Feinheit des Sandes zu ermitteln,
                              									wurden aus dem Sande von Juvisy und Triel Sandsorten von fünf verschiedenen
                              									Korngrössen mit Hilfe von Sieben von 1 bis 342 Maschen auf 1 qc hergestellt. Auch
                              									hier zeigten sich die Mörtel mit grobem und scharfkantigem Sande fester als die,
                              									welche mit kleineren oder abgerundeten Körnern hergestellt wurden. Dazu kommt noch,
                              									dass ihre Durchlässigkeit geringer ist. Bei den Mörteln der ersteren Art braucht man
                              									weniger Anmachwasser und der Cement erfüllt etwa ⅚ des Raumes, den der Sand
                              									freilässt, bei den letzteren dagegen nur ⅔.
                           Die weiteren Untersuchungen über die Anwendung von
                                 										salzhaltigem Wasser zur Herstellung von Mörteln bei niedrigen Temperaturen wurden im Auftrage des Herrn Journet ausgeführt.
                           Während bei uns vor Zusatz von Salz zum Anmachwasser gewarnt wird (vgl. 1889 273 563), scheint die Anwendung von Salzwasser in
                              									Frankreich viele Anhänger zu besitzen. Durch Salzwasser wird ein gänzlicher Zerfall,
                              									dem manche Mörtelproben bei starkem Froste unterworfen sind, hintangehalten. Um
                              									einige dabei obwaltende Verhältnisse zu studiren, wurde die vorliegende, jedenfalls
                              									sehr unvollständige Arbeit ausgeführt.
                           Die Salzzusätze betrugen 1/30 bis 1/7 des Wassergewichtes; der Einfluss des Frostes auf
                              									die Salzlösungen ist in folgender Tabelle zusammengestellt:
                           
                              
                                 Salz-gehalt
                                 Temperatur der Bildungvon
                                 Temperaturder
                                    											voll-ständigenEisbildung
                                 
                              
                                 nicht
                                    											zu-sammen-hängendenKrystallen
                                 zusammen-hängendenKrystallen
                                 
                              
                                 
                                 Cels.-Grad
                                 Cels.-Grad
                                 Cels.-Grad
                                 
                              
                                 1/7
                                 – 7
                                 – 12
                                 –
                                 
                              
                                 ⅛
                                 – 6
                                 – 11
                                 –
                                 
                              
                                 1/9
                                 – 6
                                 – 11
                                 –
                                 
                              
                                 1/10
                                 – 5
                                 – 10
                                 – 12
                                 
                              
                                 1/15
                                 – 3
                                 –   7
                                 – 11
                                 
                              
                                 1/20
                                 – 3
                                 –   6
                                 – 11
                                 
                              
                                 1/25
                                 – 3
                                 –   5
                                 – 10
                                 
                              
                                 1/30
                                 – 3
                                 –   5
                                 – 10
                                 
                              
                           Bei der Eisbildung lassen sich drei Phasen unterscheiden. Zunächst bilden sich
                              									Krystalle ohne Festigkeit und ohne Adhäsion; hierauf bekommen die Krystalle etwas
                              									Zusammenhalt, können aber immer noch leicht durch den Druck des Fingers getrennt
                              									werden. Schliesslich erscheint das Eis mit seiner gewöhnlichen Festigkeit.
                           Die Versuche über Zugfestigkeit, von denen wir das Mittel wiedergeben, wurden an
                              									Probekörperchen von 0,04 × 0,04 m Querschnitt ausgeführt und erstreckten sich theils
                              									auf Mörtel aus Portlandcement (350 k Cement auf 1 cbm Sand), theils reinen Portland,
                              									theils auf Cement von Wassy.
                           In den Reihen I und III ist die Festigkeit bei gewöhnlicher Temperatur und mit
                              									Brunnenwasser angegeben, in den Reihen II und IV die Festigkeiten bei Frost unter
                              									Anwendung von Salzwasser 1 : 10.
                           
                              
                                 Erhärtungnach
                                 Mörtel1 Portland : 3 Sand
                                 Portlandcement
                                 
                              
                                 I
                                 II
                                 III
                                 IV
                                 
                              
                                 
                                 k
                                 k
                                 k
                                 k
                                 
                              
                                     2 Tagen
                                 –
                                 –
                                   3,95
                                   2,34
                                 
                              
                                     5     „
                                   2,37
                                 –
                                   9,90
                                   5,72
                                 
                              
                                   10     „
                                   5,38
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                   15     „
                                   7,24
                                 –
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                   30     „
                                   9,31
                                   7,50
                                 19,70
                                 15,25
                                 
                              
                                   50     „
                                 –
                                   8,64
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                   90     „
                                 10,75
                                 –
                                 –
                                 17,40
                                 
                              
                                 100     „
                                 –
                                 10,05
                                 –
                                 –
                                 
                              
                                 105     „
                                 –
                                 –
                                 28,75
                                 –
                                 
                              
                           Diese Versuche zeigen, dass die Benetzung mit Salzwasser geringere Festigkeit gibt,
                              									als die mit Süsswasser. Es ist jedoch ebenso gut anzunehmen, dass die niedrige
                              									Temperatur die Erhärtung der Mörtel verzögert hat. (Revue
                                 										industrielle, 1890 S. 223.)
                           Da das Einbringen von Salzlösungen irgend welcher Art in Mauerwerk stets die Gefahr
                              									der Zerstörung desselben unter Einfluss der Atmosphärilien mit sich bringt, so
                              									müssen derartige Versuche mit einer gewissen Reserve aufgenommen werden.
                           Ebenso wird erst fortgesetzte Beobachtung lehren, ob der Vorschlag von Bernhofer (Wochenschrift des österreichischen Ingenieur- und
                                 										Architektenvereins, Thonindustrie-Zeitung, 1890 S. 48), Sodalösungen zum Mörtel zu setzen, um bei Frost mauern zu
                                 										können, sich in der Praxis bewähren wird. Bernhofer liess eine Mischung von 1 Th. Cement und 3 Th. Flussand, mit
                              									einer Sodalösung (2 l Wasser auf 1 k kryst. Soda) zum Breie angemacht, bei – 12 bis
                              									– 14° C. erhärten. Nach Erwärmung auf Zimmertemperatur zeigte die Probe normale
                              									Festigkeit. In ähnlicher Weise behandelter Cement-Kalk-Mörtel verhielt sich
                              									analog.
                           L. D. Clare und P. Debray
                              									haben zur Ermittelung der Durchlässigkeit von Cementmörteln
                                 										und der Empfindlichkeit derselben gegen Seewasser verdünnte Salzlösungen
                              									auf Beton einwirken lassen. Magnesiumsulfat und Magnesiumchlorid in etwa derselben
                              									Concentration, in welcher Seewasser diese Salze enthält, filtriren anfangs sehr
                              									schnell, nach einiger Zeit kann kein Wasser mehr durchdringen. Während der
                              									Kalkgehalt der Mischung abnimmt, nimmt der Magnesiagehalt in gleichem Maasse zu. Mit
                              									dieser Aenderung geht eine Volumenvergrösserung des Betons Hand in Hand, welche
                              									schliesslich ein Reissen der Bauwerke zur Folge hat. Wird Sand und Cement in
                              									gleichen Mengen gemischt, so spielt der Wasserzusatz eine grosse Rolle und ist so zu
                              									wählen, dass der Beton möglichst dicht ist und damit eine Filtration nach
                              									Möglichkeit vermieden wird.
                           4 Th. Sand auf 1 Th. Portlandcement und 11 Proc. Wasser geben den dichtesten Mörtel.
                              										(Journal of the Franklin Institute, 1889 S.
                              									220.)
                           Dr. R. Zsigmondy.