| Titel: | Neuerungen an Fräsen und Fräsemaschinen. | 
| Fundstelle: | Band 281, Jahrgang 1891, S. 169 | 
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                        Neuerungen an Fräsen und
                           								Fräsemaschinen.
                        Mit Abbildungen.
                        Neuerungen an Fräsen und Fräsemaschinen.
                        
                     
                        
                           Das Fräsewerkzeug.
                           Aus einem von George Addy am 30. October 1890 in der
                              									Institution of Mechanical Engineers gehaltenen Vortrage über das Fräsewerkzeug ist
                              									nach Engineering, 1890 Bd. 50 * S. 678, bezieh. Industries, 1890 Bd. 9 * S. 588, das Folgende entnommen
                              									(vgl. C. Pfaff 1888 269 *
                              									9).
                           In diesem Vortrage findet hauptsächlich die Keilnuthfräse Berücksichtigung, wobei
                              									namentlich darauf hingewiesen wird, dass ein Fräser mit hinterdrehten Flankenriffen
                              									sich wohl für Querschnitte mit schrägstehenden Flanken, nicht aber für rechteckige
                              									Querschnittsform eignet.
                           Textabbildung Bd. 281, S. 169Fig. 1.Scheibenfräse für Keilnuthen. Es stelle in Fig. 1
                              									A den Mittelpunkt oder die Drehachse einer
                              									Scheibenfräse vor und sei B ein Punkt des
                              									Mittelpunktkreises bezieh. B der Ort, um welchen sich
                              									der Formquerschnitt eines Fräsezahnes dreht, so folgt, dass der dem Mittelpunkte A zugehörige Bogen 3 2 die
                              									Bahn dieser Zahnstelle 2 vorstellt. Nun besitzen alle
                              									im Bogen 1 3 zu B
                              									mittelpunktsgemäss liegenden Querschnitte gleiche Form, also auch gleiche Breite. Es
                              									ist daher bei gleicher Eingriffstiefe in das Werkstück die der Zahnstelle 1 oder 3 entsprechende
                              									Breite (6 7) kleiner als die dem höheren Zahnpunkte 2 zugehörige Breite (5 4)
                              									im Formquerschnitte C (Fig.
                                 										1).
                           Hieraus ist ersichtlich, dass alle der Zahnstelle 2 im
                              									Arbeitskreise folgenden Querschnitte eine kleinere Breite als 4 5 besitzen, dass also die für eine correcte
                              									Schnittwirkung erforderliche Anstellung vorhanden ist.
                           Beim hinterdrehten Fräser D von rechteckiger
                              									Querschnittsform kann diese Bedingung ohne besondere Vorsorge nicht erfüllt
                              									werden.
                           Sollen nun Keilnuthen von beständiger Nuthbreite ausgefräst werden, so muss man auf
                              									die Vortheile, welche hinterdrehte Fräser gewähren, verzichten.
                           Es bleibt daher nichts weiter übrig, als mit Fräsern gewöhnlicher Zahnform zu
                              									arbeiten, bei welchen das Anschärfen der Riffenzähne auf der Rückseite der sogen.
                              									Zuschärfungsfläche derselben in ordnungsmässiger Weise durchgeführt wird.
                           Obwohl dieses Zuschärfungsverfahren das eigentlich richtige ist, so hat dies bei
                              									Fräsescheiben mit Flankenriffen doch den grossen Nachtheil, dass mit dem Zuschärfen
                              									auch gleichzeitig eine Aenderung, ein Schwinden des Formquerschnittes verbunden
                              									ist.
                           Ganz besonders auffällig ist dieses bei Fräsescheiben mit gleicher
                              									Querschnittsbreite in Bezug auf die Nuthbreite, bei Zahnlückenfräsern überhaupt
                              									wegen Aenderung der Flankenform der Radzähne.
                           Textabbildung Bd. 281, S. 169Getheilte Scheibenfräse. Für die Herstellung von Längsnuthen müssten daher nicht nur ebenso viel
                              									Fräser vorhanden sein, als Nuthbreiten verlangt sind, sondern es würden diese Fräser
                              									in Folge Abnutzung und Nachschärfung das ursprüngliche Breitenmaass einbüssen,
                              									wodurch der Vortheil, welcher das Fräse Werkzeug vor allen anderen Schneidwerkzeugen
                              									auszeichnet, ganz und gar verloren geht.
                           Addy stellt nun die Fräsescheibe mit Flankenriffen aus
                              									zwei Scheibentheilen her, deren Berührungsebene etwas schräg gegen die Drehungsebene
                              									gestellt ist (vgl. 1889 272 * 128).
                           Beide Theile können nun gegensätzliche Verstellung auf der Nabenbüchse erhalten und
                              									in dieser Einstellung durch Einlegescheiben mittels Ring und Mutter auch festgelegt
                              									werden, wodurch eine beliebige Aenderung der Fräserbreite ermöglicht wird.
                           Diese Schnittfuge ist aus dem Grunde schräg gegen die Drehungsebene gestellt, damit
                              									die durch die zwischenliegenden Einlegescheiben im Fräserumfange entstehende Lücke
                              									die Sauberkeit der Arbeit nicht beeinflusst.
                           Textabbildung Bd. 281, S. 169Fräsescheibe mit Flankenriffen. Nach diesem Verfahren sind die in Fig. 2 bis 4 dargestellten Fräser
                              									hergestellt. Auf die Spindelbüchse H sind vermöge eines
                              									Keiles K die schräg geschnittenen Theile der
                              									Fräsescheiben J J aufgeschoben, die mittels Mutter und
                              									Unterlagscheiben festgespannt werden. In dieser Form (Fig. 4) sind Fräser von
                              									230 mm Durchmesser und 38 mm Breite, welche durch Erweiterung der Scheibenhälften
                              									bis 50 mm gesteigert werden kann, bereits ausgeführt. Wenn es aber nur die durch
                              									das Nachschärfen entstehende Verkleinerung der Fräserbreite zu beseitigen gilt, so
                              									kann auch die Theilungsebene in die mittlere Drehungsebene gelegt werden, dafür aber
                              									die Fuge durch eine geeignete Verzahnung (Fig. 5) verdeckt werden.
                              									Für das Arsenal in Woolwich wurde ein Fräser von 254 mm Durchmesser, 99 mm Breite
                              									und 9,5 mm Nachstellung in der Breitenrichtung geliefert.
                           Bei der Herstellung solcher Fräsescheiben entsteht durch die bedeutende Grösse der
                              									Nabenbohrung ein Materialgewinn, indem aus dem herausgestochenen Nabenmaterial
                              									kleinere Fräser verfertigt werden können.
                           Ja es kann diese Ausführungsart in der Richtung wie Fig. 6 erweitert werden,
                              									indem ein Fräser von 560 mm Durchmesser und 140 mm Breite aus zwei Ringtheilen
                              									erzeugt wird, die vermöge eines Einsatzringes an einem gusseisernen
                              									Scheibenhaupttheil mittels Schrauben befestigt werden.
                           Bekanntlich steht bei grossen Scheibenfräsern dem Vortheile einer grösseren
                              									Riffenzahl und einer leichteren Instandhaltung der Riffenschneiden der Nachtheil
                              									eines verhältnissmässig grossen Kraftmomentes gegenüber, welches auf alle Rahmen und
                              									Tischtheile der Maschine unmittelbar einwirkt.
                           Hingegen sind grosse Scheibenfräsen mit eingesetzten Schneidzähnen nur gelegentlich
                              									für grobe Arbeit zur Anwendung zu empfehlen.
                           Für die Riffentheilung t ist eine praktische Formel in
                              									Bezug auf Millimeter t = 0,8√d gegeben, worin d der Durchmesser der
                              									Fräsescheibe ist.
                           Textabbildung Bd. 281, S. 170Scheibenfräse mit eingesetzten Schneidzähnen. Während die Richtung der Schneiden der Flankenriffen nach einem Zugkreise
                              									tangirend angestellt ist, so dass dieselben annähernd einen Winkel von 10° mit dem
                              									nach dem Mittelpunkte gezeichneten Halbmesser einschliessen, sind die Riffenzähne
                              									selbst mit 10° Anstellungs- und 70° Zuschärfungswinkel, also insgesammt mit 80°
                              									Schneidwinkel wie Fig. 7
                              									und 8 angeschliffen.
                           Für Fräsescheiben von über 150 mm Durchmesser sind folgende Schnittgeschwindigkeiten
                              									und Schaltungsgrössen angegeben, und zwar für
                           
                              
                                 
                                 Schnittgeschwindigkeitin mm/Sec.
                                 Vorschubin mm/Minut.
                                 
                              
                                 Stahl
                                 180
                                 12,5
                                 
                              
                                 Schmiedeeisen
                                 225
                                 25,0
                                 
                              
                                 Gusseisen
                                 300
                                 40,0
                                 
                              
                                 Rothguss
                                 600
                                 65,0
                                 
                              
                           Erwähnung verdient eine Analyse von Stahl, welcher zur Anfertigung der Fräser
                              									dient:
                           
                              
                                 
                                 Tiegel-Gusstahl
                                 Ivanhoe-Stahl
                                 
                              
                                 Kohlenstoff
                                   1,2
                                   1,67
                                 
                              
                                 Silicium
                                      0,112
                                    0,252
                                 
                              
                                 Phosphor
                                      0,018
                                    0,051
                                 
                              
                                 Mangan
                                    0,36
                                    2,557
                                 
                              
                                 Wolfram
                                 –
                                  4,65
                                 
                              
                                 Eisen
                                 98,29
                                 90,81.
                                 
                              
                           
                        
                           Spannfutter für Schmirgelscheiben.
                           Textabbildung Bd. 281, S. 170Befestigung der Schmirgelscheiben. Damit eine Stirnseite des Schmirgelkörpers bei der Bearbeitung von
                              									Hohlkörpern frei bleibe, wird von der Sterling Emery Wheel
                                 										Comp. in New York die Bohrung des Schmirgelkörpers nach innen zu erweitert,
                              									die getheilte Spannbüchse (Fig. 9) mit dem Randtheil eingeschoben und die Gewindbüchse (Fig. 10) eingeschraubt,
                              									deren Hohlgewinde der Maschinenspindel entspricht. (American
                                 										Machinist, 1888 Bd. 11 Nr. 24 S. 7.)
                           
                        
                           Reinecker's Fräsewerkzeuge.
                           Sehr bemerkenswerth sind die Fräsewerkzeuge von J. E.
                                 										Reinecker in Chemnitz, einer Firma von Ruf in der Herstellung von
                              									Werkzeugen.
                           Den Erfahrungen nach sind die hinterdrehten Fräser in allen Fällen, wo die stetige
                              									Gleichheit der durch Fräsen erzeugten Formquerschnitte Bedingung ist, den
                              									enggezähnten Fräsern in jeder Richtung überlegen.
                           Ein hinterdrehter Fräser ist in der Weise gebildet, dass jeder Schneidzahn aus einer
                              									stetigen Folge genau gleicher Formquerschnitte zusammengesetzt zu denken ist, welche
                              									nach irgend einer unter dem Fräserkreise zurücktretenden krummen Linie derart
                              									eingestellt sind, dass ihre Richtungsebenen stets durch die Fräserachse gehen oder
                              									wie bei Fräsern für Holzbearbeitung an irgend einem Zugkreise berührend gerichtet
                              									bleiben.
                           Die Herstellung solcher hinterdrehter Fräser geschieht am besten auf
                              									Sonderdrehbänken, und zwar nach zwei Grundsätzen. Es schwingt entweder der
                              									Stahlhalterschlitten für jeden einzelnen Fräsezahn gegen die langsam kreisende Fräse
                              									je einmal langsam vor und in möglichst rascher Gangart zurück, wodurch am
                              									Fräserumfange ebenso viel Bogenzähne entstehen als Fräsezähne gebraucht werden. Der
                              									steile Bogentheil je eines Zahnes wird später entfernt.
                           Je nachdem nun die Schneidkante des schwingenden Stahles in einer wagerechten Ebene
                              									geführt wird, welche entweder in die Ebene der Drehungsachse der Fräse, darüber oder
                              									darunter fällt, wird die Schleiffläche der vorderen Zahnbrust nach der Fräserachse
                              									oder nach einem Zugkreise von bestimmter Grösse gerichtet sein müssen.
                           Weil aber die Betriebsdauer einer solchen Fräse mit der Rückenlänge eines Fräsezahnes
                              									entsprechend zunimmt, so ist es vortheilhaft, diese steilen Bogentheile kurz, oder
                              									die Ausschnitte möglichst schmal, dafür aber die Rücken der Fräsezähne um so länger
                              									zu machen.
                           Diese schwingende, zur Drehbanksachse winkelrecht stehende Bewegung des
                              									Supportschlittens wird entweder durch Kammscheiben, die von einem entsprechend stark
                              									übersetzenden Bädertriebwerke ihre Bethätigung finden, oder durch ein
                              									Kurbeltriebwerk mit Schleifkurbel nach Hobelmaschinenart hervorgerufen.
                           Nach einem anderen Verfahren schwingt die kreisende Fräserscheibe gegen den
                              									festgelegten Drehstahl. Da nun der Dorn mit der abzudrehenden Fräserscheibe in eine
                              									besondere Vorrichtung eingespannt ist, welche zwischen den Spitzen der Drehbank
                              									liegt, so kann gleichwohl jede gewöhnliche Leitspindeldrehbank zum Drehen
                              									hinterdrehter Werkzeuge verwendet werden.
                           Das Nachschleifen der hinterdrehten Fräsezähne findet an der vorderen Zahnbrust
                              									statt, wobei die Richtung der Schleiffläche der beim Hinterdrehen eingehaltenen Lage
                              									der Schwingungsebene des Schneidstahles zur Drehachse entsprechen muss.
                           Ohne Aenderung des Formquerschnittes kann das Nachschleifen des Fräsers so lange
                              									fortgesetzt werden, als genügend widerstandsfähiges Material am Fräsezahn übrig
                              									bleibt, Wie weit dies getrieben werden kann und welche grosse Betriebsdauer solche
                              									hinterdrehte Fräser aufweisen, mögen die folgenden Bilder klarstellen.
                           Allerdings liegt diese Dauerhaftigkeit in Ursachen begründet, welche den
                              									hinterdrehten Fräsern eigenthümlich sind, nämlich in der grösseren Festigkeit der
                              									grob getheilten Zähne und ferner in der weit getriebenen Härtung. Hinter, drehte
                              									Fräser können glashart belassen werden, während die enggezähnten Fräser bei diesem
                              									Härtezustande leicht ausbrechen und dadurch unbrauchbar werden.
                           Textabbildung Bd. 281, S. 171Reinecker's Fräsescheiben. Der im Schaubilde (Fig. 11) dargestellte neue Formfräser zeigt nach der durch das
                              									Nachschleifen bedingten Abnutzung das in Fig. 12 ersichtliche
                              									Aussehen, ohne hierbei unbrauchbar geworden zu sein oder ein anderes
                              									Arbeitsergebniss als der neue Fräser zu liefern.
                           Nachgeschliffen wird an der Stirnfläche oder an der Zahnbrust a, während die Rückenfläche b durch das
                              									Schleifrad nicht berührt werden darf.
                           Da nun die in der mittleren Kreisebene liegende Scheitelstelle c des Zahnquerschnittes a
                              									offenbar höher liegt als der entsprechende Punkt d, so
                              									folgt, dass der nach c d verlaufende Rückenbogen für
                              									die Fräsewirkung nicht in Betracht kommt. Alsdann wird der vollständig
                              									abgeschliffene Fräser (Fig.
                                 										12) einen, um den radialen Unterschied c d
                              									kleineren Halbmesser haben, was auf die Wirkungsweise zwar ohne Einfluss ist, doch
                              									eine gewisse Vorsicht bei der Einstellung der jeweilig zugeschliffenen und
                              									verkleinerten Fräse zum Werkstücke erheischt, sobald dieses zur Erzielung stetiger
                              									Gleichheit mittels Sondervorrichtungen aufgespannt wird.
                           Nuthen- oder Schlitzfräsen sind in Fig. 13 bis 15 vorgeführt.
                           Die Fräsescheibe (Fig.
                                 										13) mit einfachen Fräsezähnen arbeitet bloss mit den in der Mantelfläche
                              									liegenden Schneiden und eignet sich nur für Herstellung nicht zu tiefer Nuthen.
                              									Greift diese Fräsescheibe mit ihren Flanken zu sehr ins Werkstückmaterial ein, so
                              									geht dieselbe warm, klemmt in Folge der hierdurch auftretenden Ausdehnung, was zu
                              									weiteren. Uebelständen führt.
                           Eine auch an den Seitenflanken der Zähne hinterdrehte Fräsescheibe für tiefe Schlitze
                              									ist in Fig. 14
                              									abgebildet. Dieselbe geht vollkommen frei in der gefrästen Nuth, doch ist sie nicht
                              									ganz gegen Abnutzung der Seitenschneiden geschützt, weshalb eine absolute Stetigkeit
                              									der Nuthenbreite dadurch nicht ganz gesichert erscheint, weil die Zahnecken in der
                              									Stirnfläche zweifellos stärker angegriffen werden als die obere Schneide.
                           Textabbildung Bd. 281, S. 171Fräsescheiben zur Herstellung des Mannlicher-Abzuges. Dessenungeachtet ist diese Nuthenfräse mit hinterdrehten Rücken und
                              									Seitenflächen gegenüber der einfachen Nuthenfräse Fig. 13 als ein
                              									vorzügliches Werkzeug zu bezeichnen.
                           Eine enggezähnte dreiseitige Scheibenfräse zeigt Fig. 15.
                           Zu beachten ist, dass die Bohrungen sämmtlicher Fräser auf 16, 22, 27, 32 und 40 mm
                              									festgestellt sind, während die Durchmesser der Fräsescheiben schwanken.
                           
                              
                                 Durchmesser in Millimeter:
                                 
                              
                                 Bohrung
                                 16
                                 22
                                 27
                                 32
                                 40
                                 
                              
                                 Gerade Cy-  linderfräse
                                 35–49
                                 50–69
                                 –
                                   70–99
                                 100–120
                                 
                              
                                 Zahnlücken-  fräse
                                 –
                                 50–55
                                 65–70
                                   80–105
                                 115–135
                                 
                              
                                 Scheibenfräse
                                 50–59
                                 60–89
                                 90–109
                                 110–170
                                 171–200
                                 
                              
                           
                           Beachtenswerth ist der aus drei Formfräsen (Fig. 17 bis 19) bestehende Satz für
                              									die Bearbeitung der Kanten des in Fig. 16 dargestellten
                              									Drückers eines Mannlicher-Gewehres.
                           Die nach Bearbeitung von 200000 Stück solcher Drücker durch Abschleifen
                              									zurückbleibende und noch gebrauchsfähige Formfräse Fig. 20 hat bei 6 mm
                              									Plattendicke eine Arbeitsstrecke von 1200 m erzeugt, ohne die Stetigkeit des
                              									Formquerschnittes hierbei eingebüsst zu haben.
                           
                        
                           A. Swasey's Zahnräderfräsemaschine.
                           Liegt allen Zahnflanken eines Rädersatzes von gleicher Theilung dasselbe
                              									Bildungsgesetz zu Grunde, sind, mit anderen Worten, Zahnkopf- und Zahnfussflanken
                              									aller Räder dieses Satzes durch Abwälzung eines und desselben Rollkreises
                              									entstanden, so können alle Räder unter sich in Eingriff gebracht werden, also auch
                              									jedes einzelne Rad mit der Zahnstange in richtiger Weise eingreifen.
                           Textabbildung Bd. 281, S. 172Fig. 21.Swasey's Zahnräderfräsemaschine. In jedem Falle ist die Zahnstange nichts anderes als ein Zahnrad von
                              									unendlich grossem Durchmesser, deren Zahnflanken aus Rollkreisen geformt sind, die
                              									jenen der eingreifenden Zahnräder gleichen müssen.
                           Auch sind die berührenden Kreise zweier Räder, die Theilkreise, Kreise von gleicher
                              									Geschwindigkeit. Es wird daher ebenso die Theilungslinie einer Zahnstange mit einer
                              									Geschwindigkeit geradlinig fortbewegt, welcher derjenigen des Zahnradkreises
                              									gleicht, zu welchem sie Tangirende ist.
                           Wenn nun dem in die Zahnstange eingreifenden Zahnrade die Fähigkeit ertheilt würde,
                              									in irgend welcher Weise die Flanken der bildsamen Zahnstange auszugestalten, so
                              									müsste genau dieselbe Zahnstange in Eingriff mit jedem beliebigen Rad des Satzes
                              									entstehen.
                           Genau dasselbe gilt aber auch für die Umkehrung. Man könnte mit einer Zahnstange,
                              									welche mit der Fähigkeit der Formgebung ausgerüstet ist, alle Räder eines Satzes
                              									bilden, sobald man in den Stand gesetzt ist, den Theilkreisen aller dieser
                              									Räder die Geschwindigkeit der Zahntheilungslinie der Zahnstange zu geben.
                           Darauf ist nun das Verfahren von Ambrose Swasey in
                              									Cleveland, Ohio, begründet.
                           Nach diesem im American Machinist, 1890 Bd. 13 Nr. 46 *
                              									S. 5, bezieh. Engineering, 1891 Bd. 51 * S. 55, The Engineer, 1891 Bd. 71 * S. 30, Engineering News vom 29. November 1890 * S. 492 und The Engineering and Mining Journal vom 6. December 1890
                              									* S. 649 beschriebenen Verfahren zur Bildung von Zahnrädern mittels Fräsen wird eine
                              									aus Fräserscheiben zusammengesetzte Zahnstange mit gleichmässiger Bewegung in der
                              									Achsrichtung verschoben, dabei aber das zu fräsende Zahnrad mit gleicher
                              									Bogengeschwindigkeit in derselben Richtung gedreht, währenddem aber die
                              									Fräsezahnstange in einer zu dieser winkelrecht stehenden Richtung in beständiger
                              									Kreisung erhalten, wodurch die Zahnlücken nach und nach durch Spanentnahme gebildet
                              									werden.
                           Wenn aber diese geradlinige Bewegung, sowie die Drehung des Werkstückrades
                              									ununterbrochen und gleichmässig fortdauern soll, so müsste die Fräsezahnstange aus
                              									mindestens ebenso viel einzelnen Fräsescheiben bestehen, als das Werkstückrad Zähne
                              									erhalten soll.
                           Weil aber der Formquerschnitt jeder einzelnen Fräsescheibe genau der gleiche sein
                              									muss, ebenso wie die Abstände derselben, welche die Gleichheit der Theilung
                              									bedingen, ebenfalls ganz dieselben sein müssen, so folgt daraus die Umständlichkeit
                              									und Kostspieligkeit eines solchen Werkzeuges.
                           Um nun dieses im Prinzipe an sich zwar einfache Verfahren für Fräsearbeit praktisch
                              									zu gestalten, beschränkt Swasey die geradlinige
                              									Bewegung der Fräsezahnstange auf den Betrag einer einzigen Zahntheilung und setzt
                              									die Fräsezahnstange aus sechs einzelnen Scheibenformfräsen zusammen.
                           Damit aber diese geradlinige Axialbewegung der Fräsezahnstange zu einer
                              									ununterbrochen fortdauernden werde, ist dieselbe vermöge eines Achsenschnittes in
                              									zwei Hälften getheilt, jeder Hälfte aber eine gesonderte Axialbewegung durch eine
                              									Kammscheibe in der Art gegeben, dass, während die untere wirkende Hälfte im Sinne
                              									der Zahnraddrehung nach rechts fortschreitet, die obere Hälfte im Leerlaufe und in
                              									rascher Gangart nach links in die ursprüngliche Lage zurückgestellt wird.
                           Dieses Wechselspiel wiederholt sich je einmal für jede Umdrehung des Gehäuses, in
                              									welcher die Fräsezahnstange eingeschlossen ist, also z-mal für ein Zahnrad von z
                              									Zähnezahl. Nach je einer vollendeten Umdrehung des Zahnrades von z Zähnen wird die
                              									Fräsezahnstange um den Betrag der Spandicke in der Richtung der Zahnbreite
                              									vorgeschaltet und dieses so oft fortgesetzt, bis die volle Zahnradbreite im
                              									Schaltungswege bestrichen ist.
                           Sind diese von einander abhängigen Bewegungen in einer Maschine verwirklicht, so kann
                              									man mit einem einzigen Fräsewerkzeug Satzräder von beliebiger Zähnezahl und
                              									richtiger Flankenform erzeugen.
                           Es sind daher nur so viel Fräsewerkzeuge erforderlich, als Zahnradtheilungen verlangt
                              									sind.
                           Da aber in neuerer Zeit durch genau arbeitende Fräserfräsemaschinen es durchaus keine
                              									Schwierigkeiten macht, eine grössere Anzahl Fräser von genau gleichem
                              									Formquerschnitte herzustellen bezieh. hinterdrehte Fräser ohne Aenderung des
                              									Formquerschnittes nachzuschärfen, so bietet auch die Herstellung einer aus sechs
                              									Fräsescheiben zusammengestellten Fräsezahnstange keine nennenswerthen
                              									Schwierigkeiten dar.
                           Textabbildung Bd. 281, S. 173Einzelstücke zu Swasey's Zahnräderfräsemaschine. Dieses in Fig.
                                 										22 und 23
                              									dargestellte Fräsewerkzeug wird in der Weise hergestellt, dass jede einzelne
                              									Fräsescheibe a vollständig fertig gefräst, geschliffen
                              									und mit vier Löchern g versehen, nachher mittels einer
                              									Sägefräse in zwei Theile getheilt wird, von welchen je sechs mittels zweier
                              									Rundstangen c (Fig. 25 und 26) zu einem ganzen
                              									Stück verbunden werden.
                           Selbstverständlich entspricht die Dicke je einer Fräsescheibe der genauen
                              									Zahntheilung.
                           Alle vier Verbindungsstangen gleiten in der Achsrichtung in zwei Lagerbüchsen d (Fig. 25 bis 27), welche zur
                              									Vermeidung von Verdrehungskräften vermöge zweier Räderpaare e gleichzeitig und gleichmässig angetrieben bezieh. gedreht werden.
                           An jedem Stangenpaare c, an welchem eine Reihe von sechs
                              									Fräserhalbscheiben angeschlossen ist, befindet sich ein Halbcylinder f, in welchem ein Querstift g sitzt.
                           Diese Stifte g sind die Träger zweier Rollen h, welche zwischen den Kammscheiben i und k (Fig. 24) sich.
                              									bewegen.
                           Da nun diese beiden Kammscheiben i und k in einem Auge l des
                              									Lagerschlittens m festgestellt sind, so folgt, dass bei
                              									einer Drehung des ganzen Systems gleichzeitig eine Längs Verschiebung der
                              									Fräserhalbscheiben eintreten muss.
                           Um nun die Zeit des leeren Rücklaufes der oberen Fräserhälfte abzukürzen, dafür aber
                              									die Dauer des Arbeitsganges der unteren Fräserhälfte zu vergrössern, sind diese
                              									Kammscheiben derart eingerichtet, dass auf den Arbeitsgang etwa ⅔ einer vollen
                              									Umdrehung des Fräsersystems entfallen, dass also die Rechtsbewegung der unteren
                              									Fräsezahnstangenhälfte ⅔ der Zeit einer vollen Umdrehung des ganzen Fräsesystems
                              									beträgt. Es wird daher in dem Augenblicke, wo diese Hälfte aus dem Eingriffe mit dem
                              									Werkstückrade tritt, die andere Hälfte der Fräsezahnstange schon längst in das
                              									Werkstückrad z eingesetzt haben.
                           Dieses Werkstückrad z (Fig. 25) sitzt auf einem
                              									Dorn, welcher in die Theilradspindel einsetzt und andererseits in einer
                              									Reitstockspitze geht. Theilrad und Werkstück lagern in einem Schlitten mit
                              									lothrechter Einstellbewegung am Gestellfusse.
                           Mittels Winkelräder n, welche im Schlitten m lagern, und vermöge einer Querwelle, die im festen
                              									Gestellkopfe geht, findet der Antrieb mittels Fest- und Losscheibe statt.
                           Von dieser Antriebswelle aus vermitteln Versatzräder den Betrieb des ununterbrochen
                              									fortlaufenden Theilrades, welches für eine Zähnezahl z des Werkstückrades nur
                              										\left(\frac{l}{z}\right), d. i. den zten Theil derjenigen Umdrehungszahl beträgt,
                              									welche die Fräsespindel macht.
                           Die Schaltung des Schlittens mit dem Fräsespindellager erfolgt durch eine
                              									Schraubenspindel o, an welcher das Handrad für die
                              									Einstellbewegung sitzt. Eigenthümlich ist die Führung des Lagerschlittens an der
                              									Unterseite der durch Rippen versteiften wagerechten Gestellplatte.
                           Abgesehen von der verwickelten Bauart der kreisenden Fräsezahnstange und abgesehen
                              									von den durch diese Verwickelung bedingten Ausführungsfehlern ist diese selbsthätige
                              									Zahnräderfräsemaschine als eine ausserordentlich hübsche Leistung im Baue von
                              									Räderfräsernaschinen zu bezeichnen.
                           Allerdings beschränkt sich das Anwendungsgebiet dieser Maschine auf die Herstellung
                              									von Versatz- oder Satzrädern, innerhalb dieser Grenzen ist sie aber auch ein
                              									vollkommenes Werkmittel.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)