| Titel: | Beschreibung des 300 m hohen Eiffelthurm-Manometers mit freier Luft. | 
| Fundstelle: | Band 281, Jahrgang 1891, S. 207 | 
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                        Beschreibung des 300 m hohen
                           								Eiffelthurm-Manometers mit freier Luft.Vgl. 1890 276 335.
                        Beschreibung des 300 m hohen Eiffelthurm-Manometers mit freier
                           								Luft.
                        
                     
                        
                           Nach L. Cailletet's Mittheilung in den Comptes rendus, 1891 Bd. 112 S. 764, bietet der
                              									Eiffelthurm ausnahmsweise vortheilhafte Bedingungen zur Installation eines 300 m
                              									hohen Manometers mit freier Luft dar, dessen sämmtliche mit dem Thurm selbst
                              									verbundene Organe der ganzen Länge nach dem Beobachter zugänglich sind. Da eine
                              									Glasröhre den durch ein solches Manometer gemessenen Druck von 400 at nicht
                              									aushalten würde, so wählte man statt ihrer eine Röhre aus weichem Stahl von 4,5 mm
                              									lichtem Durchmesser, welche sich aus einem am Fusse des Thurmes angebrachten
                              									Quecksilberbehälter erhebt, Mittels einer Druckpumpe kann man Wasser auf das
                              									Quecksilber pressen und dieses allmählich bis zur Thurmspitze hinauftreiben. Weil
                              									aber wegen Undurchsichtigkeit der Röhre das Quecksilberniveau nicht direkt abgelesen
                              									werden kann, so sind an der Röhre von 3 zu 3 m Hähne mit conischer Schraube
                              									angebracht, deren jeder eine seitlich angeordnete senkrechte Glasröhre von etwas
                              									mehr als 3 m Höhe absperrt. Durch Oeffnen eines solchen Hahnes setzt man das Innere
                              									der Stahlröhre mit der Glasröhre in Verbindung, in welche alsdann das Quecksilber
                              									dringen kann. Die Quecksilberhöhe wird an einer hinter dieser Röhre angebrachten
                              									graduirten Scala abgelesen. Als Material der letzteren wurde gefirnisstes Holz gewählt, da das
                              									Holz bekanntlich selbst unter sehr verschiedenen atmosphärischen Einflüssen in der
                              									Richtung seiner Fasern nur ganz unerhebliche Veränderungen erleidet. Zur Sicherung
                              									ihrer Stabilität sind die Scalen genau senkrecht an Holzträger befestigt, die
                              									ihrerseits an die Metalltheile des Thurmes geschraubt sind.
                           Um in einem gegebenen Momente über einen bestimmten Druck zu verfügen, öffnet der
                              									Beobachter denjenigen Hahn, welcher die dem Drucke entsprechende Theilung enthält,
                              									und lässt unten das Druckwerk in Thätigkeit setzen. Wenn das Quecksilber an dem
                              									geöffneten Hahn ankommt, so steigt es in der seitlichen Glasröhre genau wie in der
                              									Stahlröhre. Der Beobachter stellt es alsdann auf den gewünschten Theilstrich ein,
                              									indem er die Druckpumpe ganz langsam arbeiten lässt. Sollte das gesuchte Niveau
                              									überschritten werden, so lässt er eine gewisse Quantität Wasser durch einen in der
                              									Nähe der Pumpe angebrachten Hahn abfliessen. Das entweichende Wasser dringt in eine
                              									senkrechte graduirte Glasröhre und zeigt in dieser die correspondirende Senkung der
                              									Quecksilbersäule an. Dieses geschieht in dem am Fusse des Thurmes eingerichteten
                              									Laboratorium durch Vermittelung eines Telephons, welches der Beobachter mit sich
                              									führt und bei jedem Hahn mit dieser Station in Verbindung setzen kann. In der Nähe
                              									der Druckpumpe befindet sich ein mit dem zusammen zu pressenden Stoffe in Verbindung
                              									stehendes Metallmanometer von grossen Dimensionen, mit einer Theilung in
                              									Atmosphären. Eine zweite Theilung entspricht den Ordnungsnummern der verschiedenen
                              									Hähne. Somit weiss man im Voraus, in welche Glasröhre das Quecksilber unter einem
                              									gegebenen Drucke steigen muss, welcher Hahn also zu öffnen ist. Sollte aus irgend
                              									einer Ursache das Quecksilber den höchsten Punkt einer der Glasröhren übersteigen,
                              									so fliesst es in eine eiserne Röhre über, die es an den Fuss des Apparates
                              									zurückführt.
                           Die Neigung der Thurmpfeiler hat eine durchgängig senkrechte Führung der Stahlröhre
                              									nicht erlaubt. Von der Basis bis zur ersten Plattform, d.h. bis zu einer Höhe von
                              									ungefähr 60 m, ist sie an eine der schrägen Schienen des Aufzugs befestigt. Eine
                              									eiserne Treppe folgt ihr der ganzen Länge nach. Zwischen der ersten und zweiten
                              									Plattform, gleichfalls eine Höhe von ungefähr 60 m, schliesst sich das Manometer der
                              									Wendeltreppe an. Da diese aus mehreren senkrechten Abtheilungen besteht, die wegen
                              									der schrägen Lage des Pfeilers nicht direkt über einander liegen, so musste man hier
                              									der Manometerröhre selbst eine entsprechende Neigung geben. Von der zweiten
                              									Plattform bis zur Spitze schliesst sie sich wieder der senkrechten Wendeltreppe
                              									an.
                           Die Beobachtung des Manometerstandes vom Fusse des Thurmes bis zur Spitze hat somit,
                              									wie man sieht, keine Schwierigkeit. Um die Gradtheilungen derjenigen Glasröhren,
                              									welche nicht senkrecht über einander liegen, in Uebereinstimmung zu bringen, wurde
                              									auf folgende Weise verfahren. Zunächst wurde der Manometerröhre entlang eine Anzahl
                              									von Fixpunkten markirt und die Höhe derselben über einem an der Basis des
                              									Quecksilberbehälters gravirten Strich mittels eines Nivellirfernrohres bestimmt. Zur
                              									Vereinigung zweier auf einander folgender graduirter Scalen bediente man sich zweier
                              									mit Wasser gefüllter und durch eine Kautschukröhre mit einander verbundener Gefässe.
                              									In der auf den höchsten Punkt der einen Scala eingestellten wagerechten Ebene
                              									beider Niveaus wurde der tiefste Punkt der folgenden Scala markirt. Dieses
                              									Nivellement, von dessen Genauigkeit die Präcision der Messung zum grossen Theil
                              									abhängt, wurde durch Anlegen einer Stahlschiene an den tiefsten und höchsten Punkt
                              									zweier auf einander folgender Scalen controlirt. Eine Röhrenlibelle diente zur
                              									Bestätigung der vollkommenen Horizontalität der Verbindungslinie. Ausserdem dienten
                              									die oben erwähnten Fixpunkte selbst bei Einrichtung der Scalen der Reihe nach zur
                              									Controle. Um endlich jede Ungewissheit zu beseitigen, soll diese Graduirung
                              									demnächst noch einer trigonometrischen Probe unterworfen werden.
                           Die genaue Berechnung des Druckes nach Messung der Quecksilbersäule verlangt für
                              									jeden Versuch eine gewisse Anzahl von Correctionen, welche von der Kenntniss
                              									mehrerer Elemente abhängen. Jede Temperaturänderung hat eine Aenderung der
                              									Dichtigkeit des Quecksilbers zur Folge; sie ändert ferner die Höhe des Thurmes,
                              									folglich auch die der Manometerröhre. Eine einfache Rechnung zeigt, dass eine
                              									Temperaturänderung um 30° diese Höhe beinahe um 1 dcm, d.h. um 1/3000 ihres
                              									Betrages ändert. Wichtiger ist die Correction wegen der veränderlichen Dichtigkeit
                              									des Quecksilbers; sie würde ungefähr 1/200 für jene 30° betragen. Zu der für diese doppelte
                              									Beeinflussung nothwendigen Messung der mittleren Temperatur dient die Aenderung des
                              									elektrischen Widerstandes, welche der Telephondraht auf dem ganzen Wege der
                              									Quecksilbersäule unter ihrem Einflüsse erleidet. Die auf jeder Plattform
                              									aufgestellten registrirenden Thermometer geben ausserdem für jeden Versuch eine
                              									öfters genügende Anzeige. Die übrigen bei den vorzunehmenden Correctionen in
                              									Betracht kommenden Elemente sind: die Zusammendrückbarkeit des Quecksilbers, die
                              									Verminderung des atmosphärischen Druckes nach Maassgabe des Steigens der
                              									Quecksilbersäule in der Manometerröhre, die Aenderung des Quecksilberniveaus in dem
                              									unteren Behälter u.s.w.
                           Das Laboratorium, welches sämmtliches Zubehör des Manometers enthält, befindet sich
                              									im westlichen Pfeiler des Eiffelthurms, wo die Untersuchungen über die Spannung der
                              									Dämpfe und die Zusammendrückbarkeit der Gase im Werke sind.