| Titel: | Neuerungen an Fräsen und Fräsemaschinen. | 
| Fundstelle: | Band 281, Jahrgang 1891, S. 218 | 
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                        Neuerungen an Fräsen und
                           								Fräsemaschinen.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 193 d.
                           								Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Neuerungen an Fräsen und Fräsemaschinen.
                        
                     
                        
                           Prétot's Schraubenmutternfräsemaschine.
                           Dreissig Stück Schraubenmuttern mittlerer Grösse können, vertheilt auf drei Dorne
                              									gespannt, gleichzeitig an ihren ebenen Gegenflächen bearbeitet werden, was einer
                              									Leistung von 1000 Stück Schraubenmuttern in 10 Arbeitsstunden entspricht, deren
                              									ebene Sechseckflächen mit einer Maschine blank abzufräsen sein würden.
                           Durch den gleichzeitigen Angriff zweier Gegenflächen soll jeder einseitige Druck,
                              									welchen das Fräsewerkzeug sonst auf das Werkstück bezieh. auf den schwachen Dorn
                              									desselben ausübt, beseitigt werden. Dies ermöglicht, dass man ohne Einbusse der
                              									Genauigkeit leicht den Dorn so weit verlängern kann, dass darauf 10 Stück
                              									Schraubenmuttern Platz finden können.
                           Textabbildung Bd. 281, S. 217Fig. 31.Prétot's Schraubenmutternfräsemaschine. Weil aber diese Maschine ebensowohl zur Bearbeitung von ⅜- als auch
                              									2zölligen Schraubenmuttern dienen muss, so folgt daraus die Nothwendigkeit, den
                              									beiden parallelen Fräsespindeln eine entsprechende Lagen Verstellung zu ertheilen,
                              									ohne dabei den richtigen Rädereingriff zu verlieren.
                           Selbsthätigkeit des Schaltungsbetriebes, sowie bequeme und sichere Einstellung der
                              									abzufräsenden Angriffsflächen ist Hauptbedingung für die Bauausführung dieser
                              									Maschine.
                           Nach Revue industrielle vom 3. August 1890, * S. 303,
                              									besteht diese Maschine von Prétot (Fig. 31) aus einer glatten Wange, auf welcher ein
                              									fester und ein stellbarer Lagerständer angebracht sind, zwischen welchen ein
                              									schmaler Schlitten mittels Zahnstangentriebwerk in kurzer Hubbewegung gleitet,
                              									während darauf quer zur Wangenkante ein langer Aufspanntisch selbsthätig geschaltet
                              									oder mittels Handkurbel in rascher Gangart eingestellt wird.
                           Zwei dreifache Aufspannvorrichtungen, von denen die vordere mit Th eil Vorrichtungen
                              									ausgerüstet, die hintere hingegen als dreifacher Reitstock ausgestaltet ist, fassen
                              									die Dorne mit den Werkstückmuttern bezieh. die Kopfbolzen fest.
                           Die Theilvorrichtungen sind drei 24zähnige Schneckenräder, in welche eine
                              									gemeinschaftliche Schraube als Schnecke eingreift, durch deren Drehungen ohne
                              									weiteres 4, 6, 8 und 12 Flächner einzustellen sind.
                           Textabbildung Bd. 281, S. 217Fig. 32.Beaman und Smith's Tischfräsemaschine. Der Achsenabstand dieser Aufspannspindeln ist so gross gewählt, dass bei
                              									einer Verschiebung des unteren Schlittens die Fräse Werkzeuge zwischen die grössten
                              									Muttern frei zu liegen kommen, so dass in dieser Schlittenlage ohne Hinderniss die
                              									Umstellung der Muttern bezieh. die Drehung ihrer Aufspanndorne vorgenommen werden
                              									kann.
                           Treffen in der darauf erfolgenden Rücklage die Fräser an die ebenen Mutterflächen an,
                              									so kann der Selbstgang des Tisches eingerückt werden.
                           Dieser Selbstbetrieb wird von einer längsseits in der Wange lagernden
                              									Schraubenspindel abgeleitet, die vermöge eines Räder- und Riementriebwerkes kreist,
                              									und in welche ein im Schlitten drehbar gehaltenes Schraubenrad greift, durch dessen
                              									Nabenbohrung die Schraubenspindel geht, welche im Aufspanntisch lagert.
                           Da nun dieses Schraubenrad zugleich Mutter zu dieser oberen Schraubenspindel ist, so
                              									folgt je nach Bedarf Selbstgangbetrieb von der unteren Triebschraube, sobald die
                              									obere Schraubenspindel festgelegt ist, oder bei einer Drehung der oberen Spindel
                              									mittels der Handkurbel, Einstellbewegung des Aufspanntisches. Diese Anordnung
                              									gestattet ohne Störung die Verstellung des Schlittens auf der Wange bezieh. des
                              									Schraubenrades auf der Triebschraube der Wange, sobald Umstellungen des Werkstückes
                              									vorgenommen werden.
                           Jede der beiden Fräsespindeln trägt drei Cylinderfräsen von genau gleichem äusseren
                              									Durchmesser. Der lothrechte Abstand der zugekehrten Scheitellinien der über einander
                              									stehenden Fräsen wird nach der Schlüsselweite der betreffenden Muttern einzustellen
                              									sein, also Verstellungen der Fräsespindeln von 76 – 19 = 57 mm gestatten müssen,
                              									wovon auf eine Spindel die Hälfte entfällt.
                           Zu diesem Zweck sind die Spindellager an beiden Seitenständern gleichzeitig und
                              									gleichmässig durch zwei hängende Schraubenspindeln, an welchen zur Hälfte rechtes
                              									und linkes Gewinde angeschnitten ist, von der wagerechten Kurbelwelle aus mittels
                              									Winkelräder einstellbar.
                           Nach beendeter Einstellung werden diese Lager durch Schlitzankerschrauben
                              									festgestellt und die beiden Fräsespindeln in ihrer Parallelstellung gesichert.
                           Mit Rücksicht auf diese Achsenverstellung findet der Antrieb der beiden Spindeln von
                              									einer Fest- und Losscheibe aus in der Weise statt, dass zwei in beständiger
                              									Achsenentfernung eingreifende Stirnräder je eines der an den Fräsespindeln sitzenden
                              									Stirnräder treiben. Um aber eine kleinste Annäherung dieser Spindeln zu ermöglichen,
                              									sind diese Räder um ihre Zahnbreite versetzt angeordnet.
                           
                        
                           Beaman und Smith's Tischfräsemaschinen.
                           Textabbildung Bd. 281, S. 218Fig. 33.Beaman und Smith's Tischfräsemaschine. Es mögen hier noch zwei Tischfräsemaschinen von Beaman und Smith in Providence, R. I., nach
                              										American Machinist, 1890 Bd. 13, Platz finden, die
                              									eine mit wagerechter Fräsespindel (Fig. 32) nach Nr.
                              									1 * S. 7, die andere mit lothrecht stehender Spindel (Fig.
                                 										33) nach Nr. 39 * S. 1 der oben erwähnten Zeitschrift.
                           Die Fräsemaschine mit wagerecht liegender Spindel hat einen 355 mm breiten und 2438
                              									mm langen Tisch mit drei Spannschlitzen und einem herumlaufenden Schutzbord.
                           Der am Bettkasten angeschlossene Rahmen trägt den Lagerschlitten und lässt einen
                              									480 mm breiten Raum für den Durchgang des Werkstückes frei.
                           Der 111 mm starke und 140 mm lange Spindelkopf läuft in Rothgusslager, während die
                              									für die Aufnahme der Fräsescheiben eingerichtete Spindel Verlängerung 44,5 mm
                              									Durchmesser und 355 mm Länge hat, deren freies Ende noch in einem Gegenspurstück
                              									ihre Stützung erhält.
                           Dem Lagerschlitten kann vermöge einer Kreistheilscheibe an der Stellspindel eine sehr
                              									feine Einstellung gegeben werden, welche von 70 bis 355 mm von der Tischebene bis
                              									zur Spindelachse gemessen reicht.
                           Angetrieben wird die Fräsespindel durch Vermittelung eines (5 : 1) übersetzenden
                              									Radpaares von einem auf eine 406 mm grosse Scheibe auflaufenden 90 mm breiten
                              									Riemen.
                           Textabbildung Bd. 281, S. 218Fig. 34.Brown und Sharpe's Fräsemaschine. Der Schaltungsbetrieb des Tisches wird von der Fräsespindel mittels
                              									Winkelriemen auf eine Querwelle im Bettkasten abgeleitet und von hier aus durch
                              									Stufenscheiben, doppeltes Schneckentrieb werk, Stirnräderumsetzung auf die
                              									Tischzahnstange übertragen. Stellklötzchen am Randschlitz des Tisches rücken durch
                              									plötzlichen Anschlag die Schnecken welle aus dem Eingriff und begrenzen den Tischhub
                              									auf das schärfste.
                           Ganz ähnlich sind diese Steuerungstheile bei der zweiten Maschine (Fig. 33) mit stehender Spindel angeordnet.
                           Auch hier findet die Zurückstellung des Aufspanntisches durch ein Handrad oder
                              									Handkreuz statt.
                           Hingegen zweigt der Hauptantrieb von der vierfachen Stufenscheibe durch einen Zug
                              									Winkelwellen auf den Fräseschlitten ab, von wo erst zwei ins Langsame übersetzende
                              									Radpaare die lothrecht gelagerte Fräsespindel treiben.
                           
                           Dieser Lagerschlitten ist zwar durch eine Schraubenspindel an der wagerechten
                              									Flügelbahn stellbar, für gewöhnlich wird aber derselbe durch vier Spannschrauben
                              									daran festgelegt.
                           Winkel artig ist ferner dieser Flügel ausgebildet, dessen lothrechter Arm die 610 mm
                              									breite Führungsbahn des 2590 mm hohen Seitenständers übergreift, welcher mit
                              									Rücksicht auf starke Drehmomente bemessen ist.
                           Hochstellungen dieses Flügelschlittens werden durch eine starke Schraubenspindel mit
                              									Kreistheilscheibe auf genaues Maass ausgeführt. Tischabmessungen sind 610 mm Breite
                              									bei 2440 mm Länge. Das Gesammtgewicht dieser Maschine ist zu 4500 k angegeben.
                           
                        
                           Brown und Sharpe's Fräsemaschine.
                           Abweichend von den üblichen Ausführungsarten haben Brown
                              									und Sharpe in Providence, R. L. nach American Machinist, 1890 Bd. 13 Nr. 7 * S. 1, den
                              									Versuch gemacht, eine Fräsemaschine mit lothrechter Spindel (Fig. 34), welche in einem Winkelkopf läuft, der in
                              									einem Rohrständer stellbar ist, zu bauen.
                           Textabbildung Bd. 281, S. 219Brown und Sharpe's  Fräsemaschine. Es sollen damit die bei gewöhnlichen Winkellagerungen auftretenden
                              									Erschütterungen wegzubringen gesucht werden, wodurch eine reinere Arbeit bei starker
                              									Leistung erzielt wird.
                           Die lothrechte Verstellung des Säulenkopfes beträgt bis 343 mm; die feine Einstellung
                              									der Fräserspindel im Kopf wird vermöge einer Ringmutter mittels Schneckenwerk
                              									bewirkt.
                           Zum Spindelantrieb gehören eine dreistufige Riemenscheibe, ein Winkelradpaar mit
                              									stehender Keilnuthwelle, ein wagerechter Riementrieb, zwei ausrückbare Räderpaare,
                              									so dass mit einer doppelten Umlaufszahl der Deckenvorgelegewelle 12 verschiedene
                              									Fräsespindelumdrehungen erzielt werden.
                           Jeder Spindelgeschwindigkeit sind vier verschiedene Schaltungsbewegungen zugetheilt,
                              									wozu ein zweiter von der Spindel ablaufender wagerechter Riemen, eine zweite
                              									stehende Keilnuthwelle, Winkelräder und ein vierfaches Stufenscheibenpaar
                              									gehören.
                           Im Bettkasten sind sämmtliche Trieb- und Ausrück-vorrichtungen untergebracht, so dass
                              									an Stelle des Selbstgangbetriebes sofort Anstellbewegungen durch Hand vorgenommen
                              									werden.
                           Die kleine Auswahl von Werkstücken (Fig. 35 bis 41) gewährt einen
                              									Einblick in die Wirkungsweise dieser Maschine.
                           Bei Zugabe eines Drehtisches mit Selbstgang kann natürlich das Arbeitsfeld derselben
                              									bedeutend erweitert werden.
                           
                        
                           John Becker's Fräsemaschine.
                           Eine hauptsächlich zu Gravirarbeiten bestimmte Fräsemaschine (Fig. 42 und 43) mit
                              									lothrechter Spindel ist von John Becker in Boston,
                              									Mass., gebaut, welche nach American
                              									Machinist, 1890 Bd. 13 Nr. 43 * S. 7, einige
                              									bemerkenswerthe Einzelheiten aufweist.
                           Die in einer Lagerbüchse von Aluminiumbronze laufende Spindel arbeitet mit zwei
                              									Umlaufgeschwindigkeiten von 1100 bezieh. 8000 minutlichen Umläufen, entsprechend den
                              									in Messing oder Stahl wirkenden Fr äse Werkzeugen von 3 oder 65 mm Durchmesser.
                           Textabbildung Bd. 281, S. 219Fig. 42.(S. Fig. 43 a. f. S.) John Becker's Fräsemaschine. Um die von einem Winkelriemen bethätigte Spindel von jedem Riemenzug zu
                              									entlasten, was bei einer solchen hohen Umlaufgeschwindigkeit unbedingt nothwendig
                              									wird, ist die Spindel in zwei Theile getheilt, von denen der obere, die
                              									Antriebscheibe tragende Theil auf vier Lagerrollen läuft, während die Verbindung mit
                              									der unteren Fräsespindel durch eine bewegliche Kuppelung vermittelt ist. Ausserdem
                              									erhält der Lagerschlitten eine kleine begrenzbare Anstellbewegung durch einen
                              									Tritthebel, während ein im Gestell laufendes Gegengewicht denselben hochstellt.
                           An der vorderen Führungsfläche des ausgebogenen Gestelles ist ferner der Winkeltisch
                              									durch eine Doppelschraube stellbar, worauf ein Schlitten mit Kreuzbahnen dem 202 mm
                              									breiten und 406 mm langen Aufspanntisch eine bis 266 mm reichende Längsverschiebung
                              									gewährt.
                           Gesammtgewicht der Maschine ist zu 500 k angegeben.
                           
                        
                           Pratt und Withney's Fräsemaschine.
                           Eigenthümlich an dieser hauptsächlich zum Keilnuthfräsen an Spindelzapfen u. dgl.
                              									bestimmten Maschine ist das Spindellager, welches, als Hebel um die Antriebswelle
                              										schwingend,
                              									Hochverstellungen der Fräserscheiben gegen das Werkstück in einfacher Weise
                              									gestattet.
                           Textabbildung Bd. 281, S. 220Fig. 43.John Becker's Fräsemaschine. Nach American Machinist, 1889 Bd. 12 Nr. 46 *
                              									S. 7, wird an der in Fig. 44 abgebildeten kleinen
                              									Maschine das Werkstück durch eine passende Einspannvorrichtung auf dem kleinen Tisch
                              									befestigt, welcher durch eine Schraubenspindel Einstellung, durch ein
                              									Zahnstangentriebwerk Schaltung durch den Handhebel zulässt.
                           Textabbildung Bd. 281, S. 220Fig. 44.Pratt und Withney's Fräsemaschine. Die erste Anstellbewegung mittels Schraubenspindel reicht 300 mm, die
                              									zweite durch den Zahnstangentrieb 89 mm, die Querverschiebung des Tisches bis 100 mm
                              									und endlich lothrechte Verstellung der Fräsespindel bis 89 mm.
                           Die auf der Fräsespindel sitzende Riemenscheibe hat bei 178 mm Durchmesser 50 mm
                              									Breite, das Gesammtgewicht der auf den Hohlgussfuss zusammengestellten Maschine ist
                              									annähernd mit 300 k angegeben.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)