| Titel: | Schusswächter für Webstühle. | 
| Autor: | Gl. | 
| Fundstelle: | Band 281, Jahrgang 1891, S. 225 | 
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                        Schusswächter für Webstühle.
                        Mit Abbildungen.
                        Schusswächter für Webstühle.
                        
                     
                        
                           Textabbildung Bd. 281, S. 225Fig. 1.Gabelschusswächter der Société Dévigne et Durand. Der Webstuhl muss bekanntlich für den Fall, dass ein Eintragen des
                              									Schussfadens in das Fach unterbleibt, ausgerückt werden, damit Fehler im Gewebe
                              									nicht entstehen. Bei langsam laufenden Stühlen besorgt diese Stillsetzung des
                              									Stuhles der Arbeiter, bei rasch laufenden dagegen müssen Vorrichtungen angebracht
                              									werden, welche das Ausrücken des Webstuhles selbsthätig besorgen, sobald der
                              									Schussfaden ausbleibt; diese Vorrichtungen bezeichnet man als Schusswächter. Die
                              									verbreitetsten derselben sind der Gabelschusswächter und Schützenschusswächter, der
                              									erstere befindet sich am Webstuhle, der letztere am Schützen.
                           Textabbildung Bd. 281, S. 225Fig. 2.Gabelschusswächter der Société Dévigne et Durand. Die im Nachstehenden beschriebenen beiden Ausführungsformen lassen sich
                              									der Gattung der Gabelschusswächter zuzählen. Die in den Fig. 1 bis 6
                              									wiedergegebene rührt von der Société Dévigne et Durand
                              									in La Tour Du Pin (Isère, Frankreich) her und ist Gegenstand des D. R. P. Kl. 86 Nr.
                              									51464 vom 19. November 1887. Derselbe wird dadurch gekennzeichnet, dass er den
                              									Schussfaden während der Vorwärtsbewegung der Lade stets in gleichmässig gespanntem
                              									Zustande erhält und dieser so an die Ware angeschlagen wird, wodurch dieselbe einen
                              									viel schöneren Schuss erhält und weniger Schussfaden verbraucht, als bei den bisher
                              									üblichen Schusswächtern.
                           Textabbildung Bd. 281, S. 225Fig. 3.Gabelschusswächter der Société Dévigne und Durand. Der Schusswächter besteht, wie aus Fig. 1
                              									und 3 ersichtlich, aus je zwei an jeder Seite der
                              									Lade zwischen dem Blatt und den Schützenkästen über einander angeordneten Gittern
                              										r und s, welche durch
                              									einen besonderen Mechanismus derart gegen einander bewegt werden, dass sie den
                              									Schussfaden gleich nach dem jedesmaligen Durchgange des Schützens durch das Fach in
                              									der aus Fig. 3 erkennbaren Weise erfassen und
                              									anspannen, während bei fehlendem Schussfaden die Zinken des oberen Gitters (Gabel)
                              										r in die Zwischenräume des unteren Gitters s treten und in Folge dieser Bewegung die Ausrückung
                              									des Stuhles herbeiführen. Die Bewegung der Gitterpaare erfolgt durch besondere
                              									Mechanismen vom Stuhle aus, das obere Gitter ist zu diesem Zwecke am Ende eines
                              									leicht drehbaren Hebels angebracht, während das andere Ende dieses um r1 schwingenden Hebels
                              									in einen Haken r2
                              									ausläuft. Das untere Gitter s ist an einem Schieber s1 befestigt (Fig. 4 bis 6), der auf der
                              									Vorderseite des Ladenklotzes lothrecht beweglich ist. Die aufsteigende Bewegung des
                              									unteren Gitters 8 erfolgt stets sofort nach dem Eintragen des Schussfadens durch
                              									Einwirkung des Hebels s3 und der Feder s2, welche vorher in der nachstehend beschriebenen Weise gespannt gehalten
                              									und im entsprechenden Augenblicke freigegeben wird. Die Bewegung des Schussfadens
                              									einerseits und der mit den Gittern beabsichtigte Zweck des Spannens und Einlegens
                              									des Schussfadens andererseits erfordern während des Webens ganz bestimmte Stellungen
                              									dieser Gitter r und s; nur
                              									nach dem Eintragen des Schussfadens dürfen die Gitter in dem Bestreben, in einander
                              									zu gehen, unbehindert sein, und zwar nur so lange, als angeschlagen wird, während
                              									der ganzen übrigen Zeit müssen die Gitter von einander abstehen, da anderenfalls ein
                              									unfreiwilliges Anhalten des Webstuhles herbeigeführt werden würde.
                           Textabbildung Bd. 281, S. 226Gabelschusswächter der Société Dévigne und Durand. Dieses wird aber in vollkommener Weise durch Anwendung der Schieber u in Verbindung mit der Curvenscheibe t (Fig. 1) erreicht.
                              									Diese auf der Achse q befestigte Scheibe hat auf
                              									ungefähr ¼ ihres Umfanges eine concentrische Vertiefung und wird mittels der
                              									Kegelräder q1 von der
                              									Hauptwelle k des Stuhles angetrieben.
                           Auf dem Umfange der Curvenscheibe t gleiten zwei
                              									Laufrollen, deren jede am oberen Ende der Hebel t1 befestigt ist, während die unteren Enden dieser
                              									Hebel durch Vermittelung von Winkelhebeln und Zugstangen oder Schnüren t2 mit den Schiebern
                              										u in Verbindung stehen; letztere tragen die beiden
                              									Ansätze r3 und s4 (Fig. 4 bis 6), von denen der obere
                              										r3 zur Bethätigung
                              									des das obere Gitter r tragenden Hebels dient, während
                              									der untere s4 zeitweise
                              									den Hebel s3
                              									herabdrückt und so die oben erwähnte Spannung der Feder s2 herbeiführt. Solange die genannten
                              									Laufrollen auf der Umfangsfläche vom grösseren Radius der Curvenscheibe gleiten,
                              									drückt der Anschlag s4
                              									den Hebel s3 und der
                              									Anschlag r3 den mit dem
                              									Gitter r verbundenen Hebel herab, wie schematisch in
                              										Fig. 4 dargestellt
                              									ist, und zwar so lange, bis die Gleitrollen auf den Umfang von kleinerem Radius
                              									gelangen. Alsdann geht der Schieber u hoch und die
                              									Gitter r und s können in
                              									Thätigkeit treten. Diese Thätigkeit tritt ein, sobald auf der betreffenden Seite der
                              									Lade der Schützen in seinen Kasten gelangt und der Faden eingetragen ist. Die Lade
                              									befindet sich hierbei in ihrer hinteren Lage. Hat der Schieber u die Hebel r2 und s3 freigegeben, so fällt zunächst das Gitter r herab und auf den eingetragenen Schussfaden, während
                              									das untere Gitter s noch unten bleibt, da ein vom Hebel
                              										s3 ausgehender
                              									senkrechter Arm sich an einen festen Vorsprung (Fig.
                                 										1) stützt und die Drehung des Hebels s3 verhindert. Sobald aber die Lade ihre
                              									Vorwärtsbewegung beginnt, wird der Hebel s3 und damit also auch das untere Gitter s von dem Ansätze freigegeben und der Einwirkung der
                              									Feder s2 überlassen,
                              									die nun die Aufwärtsbewegung des Gitters s veranlasst.
                              									Letzteres legt sich dann von unten gegen den Schussfaden, wie Fig. 5 schematisch zeigt,
                              									so dass derselbe zwischen dem unteren und oberen Gitter in der aus Fig. 3 ersichtlichen Lage gespannt wird. Die Fig. 3 und 5 veranschaulichen
                              									gleichzeitig, wie der Schussfaden das obere Gitter r
                              									schwebend erhält und so den Haken r2 in seiner unteren Stellung lässt, in welcher er
                              									ausser Bereich mit der Ausrückvorrichtung v ist. Wenn
                              									der Schussfaden nicht zwischen den Gittern r und s liegt, also aufgebraucht bezieh. gerissen ist, oder
                              									der Schützen nicht in seinem Kasten ankommt, so wird das obere Gitter r nicht mehr in der gezeichneten Lage (Fig. 3 und 5) festgehalten, sondern
                              									in das untere Gitter niederfallen, wie dies Fig. 6 schematisch zeigt,
                              									so dass der Haken r2
                              									emporgeht, in den Bereich des Hakens v der
                              									Ausrückvorrichtung gelangt und dieselbe beim Anschlagen der Lade in Thätigkeit
                              									setzt, wodurch der Webstuhl sofort zum Stillstande kommt. War indessen der
                              									Schussfaden richtig eingetragen, so wird er von Gittern r
                                 										s gespannt und während des Anschlagens in gespanntem Zustande erhalten, so
                              									dass ein dichtes Gewebe erzielt und an Faden gespart wird.
                           Wie vorhin angedeutet, erfolgt die Ausrückung des Stuhles in der Weise, dass bei
                              									fehlendem Schussfaden das obere Gitter r niederfällt
                              									und der Haken r2 sich
                              									hebt. Dieser Haken r2 greift dann in einen
                              									entsprechenden Haken der Ausrückvorrichtung v. Wenn die
                              									Lade sich nun weiter vorwärts bewegt, tritt das Hebelwerk v (Fig. 1) in Wirksamkeit und ertheilt der
                              									Welle v1 eine drehende
                              									Bewegung. An dem einen äusseren Ende dieser Welle befindet sich ein Klinkmechanismus
                              										v2, der mit der
                              									Welle v1 durch einen
                              									Arm 1 zusammenhängt und den Daumen v3 in Schwingung
                              									versetzt. Durch den Klinkmechanismus v2 wird bei der vorhin beschriebenen Drehung der
                              									Welle v1 der Daumen v3 aus der in Fig. 1 durch eine gestrichelte Linie angedeuteten
                              									Stellung in die gezeichnete Stellung gebracht, in welcher sich eine Nase der auf der
                              									Hauptwelle k sitzenden Scheibe v4 gegen den Ausschnitt des Daumens v3 legt und so diesen
                              									und den mit demselben verbundenen Schieber v5 nach aufwärts bewegt. Eine am Schieber v5 angebrachte Nase
                              									dreht bei ihrer Aufwärtsbewegung den Winkelhebel v6, welcher an seinem unteren Ende mit der Stange der
                              									Riemengabel v9
                              									verbunden ist. Sobald daher der Daumen v3 und mit ihm der Schieber v5 gehoben wird, verschiebt sich
                              									demzufolge die Riemengabel v9, und der Riemen geht von der festen auf die lose Scheibe über.
                              									Gleichzeitig wird eine weitere Drehung der Welle k
                              									durch den sich
                              									gegen die Nase der Scheibe v4 legenden Ausschnitt des Daumens v3 verhindert.
                           Der Arm des Hebels 2 ist auf die Achse v1 aufgekeilt, und die
                              									Feder 3, welche den Arm 1
                              									mit dem Hebelwerke v verbindet, schliesst jede
                              									Möglichkeit eines Bruches des Klinkmechanismus aus für den Fall, dass die Lade ihre
                              									Bewegung nach der Ausrückung noch fortsetzen sollte.
                           Der den Webstuhl bedienende Arbeiter kann die Ausrückvorrichtung etwaigen Falles auch
                              									selbst mittels einer Stange in Thätigkeit setzen, welche sich ihm zur Hand neben dem
                              									Einrückhebel befindet.
                           Textabbildung Bd. 281, S. 227Fig. 7.Schusswächter der Sächsischen Webstuhlfabrik. Diese Ausrückstange geht quer durch den ganzen Stuhl und wirkt
                              									gleichzeitig mit dem Ausrücken des Riemens, aber in entgegengesetzter Richtung, auf
                              									eine mit Kuppelklauen versehene Muffe, welche auf der entgegengesetzten Seite des
                              									Stuhles auf der Welle k sitzt. Die Stange der
                              									Riemengabel läuft an dem der Gabel entgegengesetzten Ende in eine Verbreiterung aus,
                              									welche zwischen zwei Rollen liegt, von denen die eine fest ist, während die andere
                              									an dem einen Ende des um einen festen Drehpunkt frei schwingenden Winkelhebels
                              									befestigt ist; letzterer greift mit seinem anderen Arme in eine Ringnuth der
                              									Kuppelungshülse ein; in Folge dieser Einrichtung wird beim Verlegen des Riemens auf
                              									die lose Scheibe die Kuppelungshülse eingerückt, während letztere umgekehrt
                              									ausgerückt wird, wenn der Riemen auf die feste Scheibe gelegt wird.
                           Diese Einrichtung hat den Zweck, dem Arbeiter zu ermöglichen, auch bei ausgerücktem
                              									Antrieb den Webstuhl von Hand mittels eines Kurbelrades bewegen zu können; in diesem
                              									Falle überträgt die mit Nuth und Feder auf der Welle k
                              									gleitende Kuppelungshülse die Drehung des lose auf der Welle k sitzenden Kegelrades auf diese Welle selbst.
                           Der in den Fig. 7 bis 8b wiedergegebene Schusswächter rührt von der Sächsischen Webstuhlfabrik in Chemnitz her und ist Gegenstand des D. R. P.
                              									Kl. 86 Nr. 51489 vom 4. November 1889. Er wirkt in der Weise, dass sich eine
                              									Nadel zu beiden Seiten der Gewebeleiste von unten in die stets sich bildende
                              									Schlinge des abgeschossenen Schussfadens einschiebt und bei fehlendem Schuss den
                              									Ausrückmechanismus des Stuhles in Thätigkeit setzt.
                           Textabbildung Bd. 281, S. 227Fig. 8a.Schusswächter der Sächsischen Webstuhlfabrik. Eine auf die Hauptwelle H des Stuhles
                              									aufgekeilte Hubscheibe E bewegt den Hebel R, dieser wiederum durch die Zugstange t, Hebel h und
                              									Gegenzugfeder f die untere Welle W. Diese Welle W ist zu
                              									beiden Seiten in der rechten und linken Stuhl wand gelagert und trägt rechts wie
                              									links die gleichen Hebel h1. Die Hebel h1, von denen nur der rechte gezeichnet, können nach der Breite des Gewebes
                              									verstellt werden, sie tragen in ihrem Maule die Hakenschienen a, welche, durch das Führungsstück g oben gehalten, den Bewegungen der Lade L folgen müssen. Das Führungsstück g ist auf die Schiene s
                              									der Lade L aufgeschraubt und kann ebenfalls, der Breite
                              									des Gewebes entsprechend, verschoben werden. Eine Nadel n aus dünnem Stahldrahte, welche an einem Oesenstift der Schiene a befestigt und leicht beweglich ist, geht oben durch
                              									den Schlitz des Hebelchens m. Nadel n und Hebel m werden durch
                              									die schwache Feder x von den Leisten der Ware
                              									abgedrängt.
                           Die gesammte Wirkungsweise vorbenannter Theile erklärt sich aus Folgendem:
                           Wenn die Lade L schussfertig und das Fach geöffnet ist,
                              									haben die Hakenschiene a und Nadel n ihren höchsten Stand erreicht, wie Fig. 7 punktirt zeigt. Die Nadel n steht nun vor dem geöffneten Fach, möglichst nahe an
                              									der Leiste des Gewebes. Der nun abgehende Schuss fängt die Nadel und überwindet
                              									durch seine eigene Spannung die schwache Feder derselben, zieht die Nadel an die
                              									Leiste des Gewebes und das Hebelchen m unter den Haken
                              										k der Schiene a.
                              									Während des Schützenlaufes geht die Hakenschiene a mit
                              									der Nadel n tief und bleibt mit ihrem Haken k auf dem Hebelchen m
                              									hängen. Die Nadel n wird zugleich aus der Schlinge des
                              									Schussfadens herausgezogen, der nun bei vollständigem Einlaufe des Schützens straff
                              									eingeschlagen wird.
                           Wenn die Hakenschiene a auf dem Hebelchen m hängen geblieben ist, so hindert diese hiermit auch
                              									die untere Welle W, mit den darauf sitzenden Hebeln h und h1 weiter zu gehen, und der Hebel R tritt leer auf den tiefsten Stand der Hubscheibe E ein, da seine Zugstange t im unteren Kopfe mit Schlitz versehen ist. War dagegen kein Schussfaden vorhanden,
                              									so behält im Führungsstücke g die Nadel n und das Hebelchen m die
                              									in Fig. 8b punktirt gezeichnete Lage bei, und die Hakenschiene a vermag ungehindert tief zu gehen. Der Hebel h auf Welle W wirkt dann
                              									durch Zugdraht z auf das am Ausrückkasten sitzende
                              									Hebelchen b; das Hebelchen b1, mit letzterem durch Bolzen verbunden,
                              									zieht das Hakenpendel p (Fig.
                                 										7) nach links, und dieses kann sich mit seiner Nase auf den hochgehenden
                              									Daumen des Hebels w aufsetzen. Durch geeignete
                              									Vorrichtung wird das Verschieben des Riemenconus nach links veranlasst und die
                              									sofortige Ausrückung des Stuhles erfolgt.
                           Textabbildung Bd. 281, S. 228Fig. 8b.Schusswächter der Sächsischen Webstuhlfabrik. Da beim Weben auf jedem Stuhle die Bildung der Schussschlinge stattfindet,
                              									so kann der Apparat zum Fühlen nach dieser Schlinge auch an jedem Stuhle angebracht
                              									werden. Die Uebertragung der Bewegung bis zu den vorhandenen Ausrückmechanismen ist
                              									nur dem betreffenden System anzupassen.
                           
                              
                                 Gl.