| Titel: | E. Mercadier's Bitelephon. | 
| Fundstelle: | Band 281, Jahrgang 1891, S. 233 | 
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                        E. Mercadier's Bitelephon.
                        Mit Abbildung.
                        Mercadier's Bitelephon.
                        
                     
                        
                           Durch seine früheren Versuche über die telephonischen Wirkungen und namentlich durch
                              									diejenigen, über welche er am 8. und 15. April 1889 und am 19. Januar 1891 der
                              									französischen Akademie berichtet hat, ist E. Mercadier
                              									nach den Comptes rendus, 1891 Bd. 112 * S. 1416, zu dem
                              									Schlusse geführt worden, dass man in einem als Empfänger zu benutzenden Telephon
                              									zugleich die Deutlichkeit in der Wiedergabe der
                              									wechselnden Beugungen des gesprochenen Wortes und die für alle Benutzungsweisen des
                              									Telephons erforderliche Stärke erreichen kann, und dass
                              									es dazu ausreicht, dass man 1) der Telephonplatte die Dicke gibt, welche gerade zur
                              									Aufnahme aller Kraftlinien des Magnetfeldes ausreicht, und 2) den Durchmesser so
                              									weit verkleinert, bis sein Grundton und die in der Platte liegenden mitklingenden
                              									Töne viel schärfer sind als diejenigen der menschlichen Stimme, d.h. viel schärfer
                              									als das C der fünften Octave.
                           Man erkennt ferner, dass man bei Erfüllung dieser beiden Bedingungen mit Telephonen
                              									mit einem sehr schwachen magnetischen Felde Erfolge erzielen kann, welche
                              									rücksichtlich der Stärke vergleichbar sind mit denjenigen, welche man mit Apparaten
                              									mit weit kräftigeren Feldern und demgemäss von weit beträchtlicherer Grösse und
                              									Gewicht erlangen kann, rücksichtlich der Deutlichkeit aber ihnen überlegen sind.
                           Textabbildung Bd. 281, S. 233Mercadier's Bitelephon. Man kann demnach einerseits sehr kleine Hufeisenmagnete, oder selbst – wie
                              									bei den ursprünglichen Bell'schen Telephonen –
                              									Stabmagnete nehmen und deshalb weiter sehr kleine Rollen, so dass man das Gewicht
                              									dieses Telephontheiles im Verhältniss von 4 : 1 vermindern kann. Andererseits aber
                              									kann man, wie eben angedeutet, die Dicke und vor allem den Durchmesser der Platte
                              									verkleinern, woraus sich zunächst eine Verkleinerung der sie einschliessenden Büchse
                              									und sodann zufolge der Dünnheit der Platte die Möglichkeit ergibt, sie selbst beim
                              									Ersatz der Metallbüchsen durch Ebonitbüchsen sicher in der Büchse zu befestigen, was
                              									noch eine weitere beträchtliche Verminderung des Gesammtgewichtes im Gefolge
                              									hat.
                           Mercadier hat, weil er für gewisse elektrische
                              									Untersuchungen ein Telephon brauchte, das als ein sehr empfindliches Galvanoskop
                              									dienen könnte, daran gedacht, die vorstehend mitgetheilten Erfahrungen zur
                              									Herstellung eines sehr leichten Telephons zu benutzen, welches ganze Tage lang und
                              									ohne den es Benutzenden zu ermüden an die Ohren geheftet bleiben kann und beide
                              									Hände beständig frei lässt. Er hat mehrere Formen von Telephonen mit einem und
                              									mit zwei Polen hergestellt und jedes Paar durch einen federnden Stahldraht V von 2 mm Dicke verbunden, wie es die beigegebene
                              									Abbildung in ¼ der natürlichen Grösse zeigt. Die Büchse dieser Bitelephone ist aus Ebonit und der Deckel läuft in mit
                              									Kautschukverkleidungen t, t bedeckte Ansätze aus,
                              									welche in das Ohr eintreten zufolge einer der Feder V
                              									vorher ertheilten Drehung von rückwärts nach vorn; diese Verkleidungen lassen sich
                              									aber nach Belieben herabnehmen und wiederaufstecken, und jeder Beobachter hat seine
                              									eigenen. Die Ansätze stützen sich also auf den Gehörgang und ein schwacher Druck der
                              									Feder V, welche unter dem Kinn des Beobachters hingeht,
                              									hält die beiden Telephone in den Ohren fest; dieser Druck lässt sich dadurch
                              									reguliren, dass man die beiden Arme der Feder V mehr
                              									oder weniger aus einander drückt. Diese Telephone wiegen nur 50 g, während
                              									gewöhnliche gegen 400 g wiegen; ihr Durchmesser beträgt nicht mehr als 3 bis 4 cm;
                              									sie ermüden nicht und fallen nicht unbequem, wenn sie einige Minuten lang gebraucht
                              									werden.
                           Die Stahlfeder V kann zugleich zur elektrischen
                              									Verbindung von zweien der vier Rollenenden dienen; man braucht daher nur zwei
                              									Schnuren, um das Instrument mit den Apparaten zu verbinden, bei welchen es benutzt
                              									werden soll. Ferner kann diese Feder magnetisirt werden, um den Magnetismus der
                              									Telephonmagnete zu verstärken und zu erhalten.
                           Die so für wissenschaftliche Zwecke hergestellten Bitelephone sind auch als Empfänger
                              									mit Mikrophonsendern auf gewöhnlichen Telephonnetzen versucht worden, namentlich auf
                              									unterirdischen Linien von 50 bis 75 km Länge, auf einer Linie von 800 km, auf der
                              									neuerdings ausgeführten Linie Paris-London; sie haben gute Ergebnisse geliefert,
                              									weshalb sie unter die Apparate eingereiht worden sind, deren Verwendung in
                              									Telephonnetzen der französische Staat genehmigt hat.
                           Dieses Instrument passt zu allen gebräuchlichen Telephonsendern. Es kann von den so
                              									zahlreichen Personen benutzt werden, welche beim Besitz einer Telephonsprechstelle
                              									entweder über die entsendeten, oder empfangenen Mittheilungen sich Notizen machen,
                              									oder auch dieselben vollständig niederschreiben müssen.