| Titel: | Ueber Fortschritte in der Bierbrauerei. | 
| Autor: | C. J. Lintner | 
| Fundstelle: | Band 281, Jahrgang 1891, S. 238 | 
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                        Ueber Fortschritte in der
                           								Bierbrauerei.
                        (Schluss des Berichtes S. 211 d. Bd.)
                        Ueber Fortschritte in der Bierbrauerei.
                        
                     
                        
                           Die Mittheilungen der Oesterreichischen Versuchsstation für
                                 										Brauerei und Mälzerei in Wien, redigirt von Prof. Franz Schwackhöfer, enthalten in ihrem IV. Heft neben Vereinsnachrichten
                              									und einem Thätigkeitsberichte der Station eine vorzügliche Anleitung zur Ausführung
                              									der Malzanalyse nach obiger Vereinbarung von Eduard
                                 										Jolowetz, ferner Tabellen (Neue Folge) zur raschen Berechnung der Extractausbeute des Malzes
                              									nach den analytischen Daten von S. Rohn.
                           Verfahren zur Belüftung der Bierwürze von Langen und Handhausen-Grevenbroich (patentirt im
                              									Deutschen Reich vom 5. September 1890 ab). Das Verfahren bezweckt die Einführung
                              									gepresster, von Keimen und Bakterien befreiter Luft direct in die geschlossenen
                              									Kanäle oder Kammern eines Gegenstromkühlers oder in das Zuleitungsrohr der Würze zu
                              									einem solchen, wodurch die Belüftung innerhalb bestimmter Temperaturgrenzen und
                              									bei lebhafter Durchmischung ohne Schäumen vorgenommen werden kann.
                           Zur Analyse der obergährigen Hefe in Brauereien und
                                 										Brennereien nach Hansen's Methode von Alfred
                                 										Jörgensen, Kopenhagen (Zeitschrift für das gesammte
                                 										Brauwesen, 1891 Bd. 14 S. 3).
                           Durch mehrjährige Erfahrung in verschiedenen Ländern und unter sehr abweichenden
                              									praktischen Verhältnissen hat sich gezeigt, dass Hansen's System für die Reinzucht der Hefe ganz dieselbe Bedeutung für den
                              									Obergährungsbetrieb, wie für den der Untergährung besitzt.
                           Durch zahlreiche Untersuchungen von Oberhefen aus verschiedenen Ländern mit dem
                              									Zwecke, die vorherrschende Rasse in absolut reiner Cultur darzustellen, war Jörgensen in den Stand gesetzt, allmählich die
                              									typischen Oberhefearten unter gleichen Verhältnissen mit einander zu vergleichen,
                              									wodurch sich das interessante Resultat ergab, dass innerhalb der in der
                              									Brauereiindustrie angewandten Arten sich erhebliche Verschiedenheiten finden –
                              									sowohl hinsichtlich der äusseren Gährungsphänomene, wie in Bezug auf Klärungs- und
                              									Vergährungsvermögen, Geschmack, Geruch und Haltbarkeit der vergohrenen Producte.
                              									Diese Verschiedenheiten halten sich unverändert sowohl unter gewöhnlichen
                              									praktischen Verhältnissen, wie beim Aufbewahren der Cultur durch mehrere Jahre in
                              									einer Saccharoselösung. Mit Mischungen von Oberheferassen zu arbeiten, wird daher
                              									eine äusserst schwierige und in vielen Fällen geradezu gefährliche Sache sein, weil
                              									man nicht im Stande sein wird, das wechselseitige Verhältniss zwischen den
                              									Bestandtheilen des Gemisches aufrecht zu erhalten; es wird von zufälligen Umständen
                              									abhängen, ob diese oder jene Art die Oberhand gewinnt und dem endlichen Producte
                              									seinen Charakter verleiht.
                           Dasselbe ist auch der Fall mit der Brennereihefe. Es ist oft möglich gewesen, aus derselben Probe zwei oder mehrere sowohl in Rücksicht
                              									auf die Alkoholmenge, als auf die Hefeausbeute höchst verschiedene Typen
                              									herzustellen, wenn die Verhältnisse für die Entwicklung dieser Typen ganz dieselben
                              									waren.
                           In Ansehung des Umstandes, dass die Anwendung reingezüchteter Oberhefe nunmehr festen
                              									Fuss in der Praxis gefasst hat, hält Jörgensen es für
                              									angemessen, seine Erfahrungen, welche er bei der Analyse solcher Hefen nach Hansen gemacht, kurz mitzutheilen.
                           Das Ergebniss derselben lässt sich dahin zusammenfassen, dass die für die Analyse der
                              									Unterhefe gegebenen Regeln ohne irgend welche
                                 										Abweichung auf die Oberhefe übertragen werden können.
                           Im Uebrigen sind noch folgende Einzelheiten hervorzuheben: Die Oberhefen zeigen fast
                              									durchgehends eine Tendenz zu einer weit reichlicheren kräftigeren Sporenbildung, als
                              									die Culturunterhefen. Selbst eine etwas abgeschwächte Hefemasse wird unter sonst für
                              									die Sporenbildung günstigen Verhältnissen oft zahlreiche Zellen mit deutlich
                              									entwickelten Sporen geben. Dies gilt sowohl von der Brauerei- als von der
                              									Brennereihefe. Daher wird man auch fast immer bei der Untersuchung der
                              									oberflächlichen Lagen der sogen. Presshefe aus Branntwein- und Presshefefabriken
                              									zahlreiche Zellen finden, welche 2, 3 oder 4 Sporen einschliessen.
                           Bezüglich der Temperatur und Zeit, welche für die Sporenbildung erforderlich sind,
                              									ergab sich, dass die Oberhefen bei 25° C. ungefähr in derselben Zeit wie die
                              									allgemein vorkommenden wilden Hefen Sporen bilden; wählt man jedoch eine Temperatur
                              									von 15° C., so tritt die Sporenbildung bei den Culturoberhefen in höherem oder
                              									geringerem Grade später ein. Bedeutend später bildet z.B. einer der englischen
                              									Typen, welche Jörgensen für nach englischem Muster
                              									arbeitende Brauereien in Australien reingezüchtet, die Sporen; andere kommen nur
                              									einen halben Tag oder einige Stunden später, z.B. mehrere von den in holländischen,
                              									deutschen, englischen und dänischen Brauereien eingeführten Rassen. Wenn man in
                              									Betreff dieser letzteren Arten eine Temperatur von etwa 12° C. wählt, so wird der
                              									Zeitzwischenraum zwischen den Sporenbildungen bei der Culturhefe und bei den wilden
                              									Hefen steigen, so dass die Analyse mit Leichtigkeit und Sicherheit vorgenommen
                              									werden kann.
                           Als weiteres Hilfsmittel zur Unterscheidung der wilden und Culturhefen hebt Jörgensen die Verschiedenheit im Bau der Sporen hervor,
                              									worauf auch Hansen schon aufmerksam gemacht hat. Die
                              									Spore bei der wilden Hefe ist in der Regel, wenn die angewendete Vegetation eine
                              									junge und kräftige ist, klar und gleichartig in ihrem Inhalt, oft stark
                              									lichtbrechend und die Wand der Spore ist undeutlich; endlich sind die Sporen selbst
                              									auch noch gemeiniglich kleiner als bei der Culturhefe. Bei dieser letzteren ist der
                              									Inhalt der Spore zumeist weniger klar und weniger gleichartig; oft finden sich hier
                              									und da im Plasma Körner mit starker Lichtbrechung und zugleich unregelmässige
                              									Safträume (Vacuolen), und die Wand der Spore lässt sich gewöhnlich sehr deutlich von
                              									dem Inhalte derselben unterscheiden. Jörgensen hält
                              									dafür, dass man in Nothfällen, in welchen es Schwierigkeiten bereitet, mit den oben
                              									angegebenen Temperaturen zu arbeiten, sich mit der Beobachtung des Baues der Sporen
                              									behelfen kann, indem man der Cultur eine passende reichlich bemessene Zeit zu ihrer
                              									Entwickelung lässt, ehe man diese Untersuchung vornimmt.
                           Zwei Hefearten, welche abnorme Veränderungen im Bier
                                 										veranlassen, beschreibt eingehend H. Will
                                 										(Zeitschrift für das gesammte Brauwesen, 1891 Bd. 14 S. 145. Mittheilungen der wissenschaftlichen Station für Brauerei in
                                 										München). Ein Bier, welches der Station zur Untersuchung übergeben wurde,
                              									besass einen eigenthümlich süsslichen, nachträglich aber kratzenden, bitteren
                              									Geschmack.
                           Die Ursache desselben wurde in der Anwesenheit wilder Hefe entdeckt. Zur näheren
                              									Charakterisirung wurde die Sporen- wie die Kahmhautbildung studirt und eine Reihe
                              									von Beobachtungen über die Form der Colonien in Würzegelatine angestellt, worüber
                              									ausführlich berichtet wird.
                           In Bezug auf die Sporenbildung ergab sich Folgendes:
                           Bei 41° C. keine Sporenbildung. Die Beobachtungen wurden auf 5 Tage ausgedehnt.
                           Deutlich wahrnehmbare Sporen anlagen traten auf:
                           
                              
                                 bei
                                 39° C.
                                 nach
                                 23
                                 Stunden
                                 bei
                                   22° C.
                                 nach
                                 20
                                 Stunden
                                 
                              
                                 „
                                 37° C.
                                 „
                                 15
                                 „
                                 „
                                   17° C.
                                 „
                                 38½
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 35° C.
                                 „
                                 12
                                 „
                                 „
                                   15,5° C.
                                 „
                                 41
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 34° C.
                                 „
                                 11
                                 „
                                 „
                                   12° C.
                                 „
                                   4½
                                 Tagen
                                 
                              
                                 „
                                 31° C.
                                 „
                                 11½
                                 „
                                 „
                                 9–10° C.
                                 „
                                   6
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 25° C.
                                 „
                                 14½
                                 „
                                 „
                                 8–9° C.
                                 „
                                   9
                                 „
                                 
                              
                                 „
                                 23° C.
                                 „
                                 17
                                 „
                                 „
                                 4–5° C.
                                 keine Sporenbildung
                                 
                              
                           Die Beobachtungen wurden bis auf mehrere Wochen ausgedehnt.
                           Die Hefe verhält sich also in Beziehung auf die Sporenbildung völlig verschieden
                              									von den bisher bekannt gewordenen Arten, speciell ist dieselbe mit S. Pastorianus I
                              									nicht identisch.
                           Bemerkenswerth ist im Vergleich mit den von Hansen
                              									untersuchten Hefearten die hohe Maximaltemperatur und der auffällig kurze Zeitraum,
                              									innerhalb welchem, insbesonders um das Optimum herum, die Sporenanlagen auftreten.
                              									Das Optimum selbst liegt ebenfalls sehr hoch (34° C). Es ist daher die Erkennung
                              									dieser Hefeart nicht schwierig und innerhalb sehr kurzer Zeit möglich.
                           Die Sporen haben völlig das Aussehen derjeniger sogen. wilder Hefen. Die Grösse der
                              									Sporen ist meist eine sehr gleichmässige; sie schwankt allerdings zwischen 1,5 μ und 5 μ Durchmesser,
                              									vorwiegend beträgt dieselbe jedoch 3,5 μ. Sporen mit 5
                              										μ Durchmesser sind verhältnissmässig selten.
                           Mehr als vier Sporen wurden in keiner der Culturen beobachtet; ist nur eine
                              									entwickelt, so ist dieselbe häufig sehr gross.
                           Die Sporenbildung vollzieht sich auch unter gewöhnlichen Verhältnissen sehr leicht
                              									und erhält man z.B. grosse Mengen sporenhaltiger Zellen, wenn man die Hefe, nachdem
                              									sie am besten in Hefezuckerwasser vermehrt worden war, auf ein Filter bringt und vor
                              									dem Austrocknen schützt.
                           Bei Versuchen über die Widerstandsfähigkeit der sporenhaltigen Hefe gegen höhere
                              									Temperaturen stellte sich heraus, dass dieselbe selbst nach ½stündigem Erhitzen der
                              									Würze, in welcher sie vertheilt war, auf 75° C. noch lebhafte Gährung zu erregen
                              									vermochte. In einem Falle trat selbst nach ½stündigem Erhitzen auf 80° C. noch
                              									Gährung auf.
                           Hautbildung auf der Oberfläche der Nährflüssigkeit nach beendigter Hauptgährung kommt
                              									auch bei dieser Hefeart sehr leicht zu Stande und konnte auch hier durch Versuche
                              									wiederholt constatirt werden, dass die Zeit, innerhalb welcher die ersten Anzeichen
                              									der Kahmhaut sichtbar werden, bei verschiedenen Temperaturen verschieden ist.
                           Sehr schön kommen die Kahm häute auf Hefezuckerwasser zur Ausbildung.
                           Aus den von Will ausführlich geschilderten Beobachtungen
                              									über die Kahmhautbildung ergibt sich, dass in Beziehung auf Abhängigkeit von der
                              									Temperatur in dem Aufbau der Häute, in der Ausbildung der „Zwischensubstanz“
                              									die untersuchte Hefeart sehr viele Uebereinstimmung mit den durch Hansen näher bekannt gewordenen sogen. wilden
                              									Hefearten, zugleich aber auch ein von denselben verschiedenartiges Verhalten
                              									zeigt.
                           Bei einer eingehenden Vergleichung der von Will
                              									angefertigten Kahmhautskizzen mit den Abbildungen der Hautentwickelung, welche Hansen der Beschreibung des S. ellipsoideus II
                              									beigegeben, stellt sich eine grosse Aehnlichkeit zwischen beiden heraus. Mit dem S.
                              									ellipsoideus hat die Hefe auch das gemeinsam, dass die Zellen der Kahmhäute in den
                              									ersten Phasen bei Temperaturen von 4 bis 38° beinahe dieselbe Form beibehalten und
                              									im Allgemeinen der ellipsoidischen Bodensatzhefe gleichen, nur etwas kleiner sind.
                              									Bei S. ellipsoideus sind nach den Angaben Hansen's bei
                              									15° C. und bei den niederen Temperaturen die Zellen vielleicht etwas länglicher als
                              									bei den höheren Temperaturen.
                           
                           Möglicher Weise ist die Hefe in die Nähe von S. ellipsoideus II zu stellen, dem
                              									sie auch in Beziehung auf das Temperaturmaximum der Kahmhautbildung nahe steht.
                           Die Gährungen, welche mit der beschriebenen Hefeart wiederholt in grösserem Maasstabe
                              									(mit 25° C. in kleinen Bottichen) angestellt wurden, waren typische Untergährungen;
                              									die äusseren Erscheinungen unterschieden sich in keiner Weise von der Stammhefe Nr.
                              									2 der Station.
                           Mit letzterer in Mengen von 2 bis 0,1 Proc. vermischt war in dem Biere stets der
                              									kratzende bittere Nachgeschmack nach der Hauptgährung wahrnehmbar.
                           Die Gährungsenergie und die Schnelligkeit der Vermehrung scheint bei der
                              									beschriebenen Hefeart viel intensiver zu sein als bei vielen Culturhefearten.
                           Bezüglich der Klärung bei der Nachgährung ergab sich, dass dieselbe bei gewöhnlicher
                              									Temperatur sich ziemlich rasch vollzog, während bei niederen Temperaturen dieselbe
                              									sehr langsam vor sich ging.
                           Die Hefe kann somit sowohl durch Beeinträchtigung des
                                 										Biergeschmackes als auch durch Trübungen im
                                 										Betriebe Störungen hervorrufen.
                           Die zweite Hefeart wurde aus sehr stark hefetrübem Bier
                              									gewonnen und während des Jahres 1885 bis 1886 einer näheren Untersuchung bezüglich
                              									Sporenbildung unterzogen. Bei der Sporencultur wurde jedoch damals insofern von der
                              									ursprünglichen Engel'schen Methode abgewichen, als die
                              									Hefe vor dem Auftragen auf den Gypsblock durch ein kurzes Abwässern (5 bis 10
                              									Minuten dauernd) mit sterilisirtem Wasser von der beigemengten Würze befreit wurde.
                              									Durch dieses Verfahren wird die Sporenbildung etwas beeinträchtigt, wie sich
                              									nachträglich herausstellte, weshalb die erhaltenen Ergebnisse nicht ohne weiteres
                              									mit denen anderer Versuche vergleichbar sind. Gleichwohl zeigt das Maximum (30 bis
                              									31° C.) und Minimum (3° C.) der Temperatur, bei welcher noch Sporenbildung eintritt,
                              									dass eine von den bisher beschriebenen wilden Hefen verschiedene Art vorliegt.
                           Die Form der Zellen dieser Hefe ist typisch eine spitzeiförmige, kreisel- oder
                              									spindelförmige.
                           Sie bildet sehr leicht Sporen.
                           Sporenhaltige und rein vegetative Zellen verlieren beim Erhitzen in der Würze auf 10°
                              									C. die Fähigkeit, Gährung zu erregen.
                           Bier, welches mit dieser Hefe vergohren war, zeigte stets einen sehr hohen
                              									Vergährungsgrad und hatte weder Bruch noch Glanz; es war immer durch suspendirte
                              									Hefe lehmig getrübt. Filtrirt zeigte dasselbe ein fuchsiges Aussehen.
                           Der Geschmack war bei sämmtlichen Gährungen ein constanter und specifischer: anfangs
                              									süsslich, methartig und unangenehm aromatisch, war der Nachgeschmack ungemein
                              									bitter, herb und adstringirend.
                           Der Geruch des Bieres war ebenfalls charakteristisch aromatisch, wie nach fauligem
                              									Obst, jedoch nicht unangenehm.
                           Die geringe Hefeschichte, welche sich im Gährbottich abgesetzt hatte, war immer sehr
                              									locker und schmierig; sie hob sich bei der geringsten Erschütterung des
                              									Bottichs.
                           Sehr auffällig war die constant auftretende dunkle Farbe der Hefe; vielleicht besteht
                              									ein Zusammenhang zwischen dieser Erscheinung und dem Fuchsig werden der Biere.
                           Die Hefe zeigt eine trägere Gährung und eine geringere Vermehrungsenergie.
                           Bei Beimengungen von etwa 29 Proc. zu Culturhefe war der specifische Geschmack der
                              									Biere stets scharf ausgeprägt; mit abnehmender Hefemenge trat derselbe mehr und mehr
                              									zurück, konnte jedoch bei etwa 5 Proc. noch immer deutlich erkannt werden.
                           Aus Will's Untersuchungen geht hervor, dass auch diese Hefe sehr grosse Störungen im Betriebe
                              									verursachen kann.
                           Zur Nachweisung von Antiseptica im Biere bedient sich
                              										H. Elion (Allgemeine Brauer- und Hopfenzeitung,
                              									1891 Bd. 31 S. 758) der Gährung bezieh. der Hefe. Findet in einem Biere keine
                              									Hefeentwickelung statt, so können drei Ursachen dieses veranlassen:
                           1) das Fehlen gährungsfähigen Zuckers;
                           2) eine ungenügende Menge Hefenährstoffe;
                           3) die Beimengung antiseptischer Mittel.
                           Tritt bei Zusatz von Zucker und Nährstoffen keine
                              									Gährung bezieh. Hefeentwickelung ein, so kann nur die letzte Ursache wirksam sein.
                              									Hierauf beruht die von Elion erdachte Methode zum
                              									Nachweis von Antiseptica im Biere.
                           Ueber die Behandlung von Wasser und alkoholischen Getränken
                                 										mit Elektricität, Ozon und Wasserstoffsuperoxyd zur Reinigung, Conservirung und
                                 										Geschmacksverbesserung findet sich in der Wochenschrift für Brauerei, 1891 Bd. 8 S. 706, eine ausführliche
                              									Litteraturübersicht von Schrohe. Aus den verzeichneten
                              									Litteraturangaben, welche zum Theil in einem nicht aufgeklärten Widerspruch mit
                              									einander stehen, ist nach Schrohe Folgendes zu
                              									entnehmen:
                           1) Ein durch Wasser, Bier oder Wein geleiteter elektrischer Strom bietet nur dann
                              									eine Garantie für die Sterilisation der genannten Flüssigkeiten, wenn eine
                              									Ozonentwickelung damit verbunden ist; die eine Ozonentwickelung begleitenden
                              									chemischen Reactionen lassen die Anwendung des bezeichneten elektrischen Stromes für
                              									Bier unthunlich und bei dem Weine wenigstens bedenklich erscheinen.
                           Das neuere Verfahren von Spilker und Genossen (E. P.
                              									19996 1889) bedarf noch der Bestätigung.
                           Die Inductionselektricität ist von günstiger Wirkung in Bezug auf die Verbesserung
                              									des Weines; für das Altmachen von Spirituosen ist die Elektricität brauchbar, sofern
                              									eine Sauerstoff- bezieh. Ozonentwickelung durch dieselbe hervorgerufen wird.
                           2) Das Ozon bietet eine ziemlich sichere Garantie für die Sterilisirung des Wassers
                              									durch dasselbe; es bleibt jedoch noch nachzuweisen, dass seine Anwendung für die
                              									Gährungspraxis sich billig genug stellt.
                           Die Wirkung des Ozons ist eine günstige in Bezug auf die Reinigung des Spiritus und
                              									das Altmachen von Spirituosen.
                           3) Das Wasserstoffsuperoxyd ist ein geeignetes Desinfectionsmittel für Trinkwasser,
                              									dagegen ist seine Verwendung für das Wasser des Gährungsbetriebes schon durch die
                              									Höhe seiner Herstellungskosten zur Zeit ausgeschlossen.
                           Das Wasserstoffsuperoxyd ist unbrauchbar zur Conservirung von Bier und Wein und seine
                              									Benutzung für Desinfectionszwecke im Kellerwesen und für die Geräthe der Bier- und
                              									Weinbereitung ist bedenklich.
                           
                           Zum Altmachen von Spirituosen ist das Wasserstoffsuperoxyd geeignet.
                           
                              C. J. Lintner.