| Titel: | Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. | 
| Fundstelle: | Band 281, Jahrgang 1891, S. 283 | 
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                        Ueber Fortschritte in der
                           								Spiritusfabrikation.
                        (Patentklasse 6. Fortsetzung des Berichtes S. 260
                           								d. Bd.)
                        Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
                        
                     
                        
                           Flussäure oder schweflige Säure, Unter dieser
                              									Ueberschrift bringt die Zeitschrift für
                                 										Spiritusindustrie, Bd. 14 S. 80, eine kurze Zusammenstellung der für und
                              									wider beide Verfahren sprechenden Punkte. Es wird daraus gefolgert, dass zur
                              									Entscheidung der Frage eine erneute, umfangreiche Prüfung beider Verfahren in der
                              									Praxis wünschenswerth ist. Es wird empfohlen, zuerst Versuche mit schwefligsaurem
                              									Kalk zu machen und, wenn diese nicht zu befriedigenden Resultaten führen, die Société générale de Maltose um Namhaftmachung eines in
                              									Deutschland ansässigen, zur Einführung des Verfahrens berechtigten und befähigten
                              									Vertreters anzugehen. Für das Königreich und die Provinz Sachsen hat Dr. Heinrich König und Co., chemische Fabrik in Leipzig,
                              									die Vertretung bereits übernommen.
                           Die Vergährungsfähigkeit der Maische und die Heferassen.
                              									Hierüber entnehmen wir den interessanten Ausführungen Delbrück'sDie
                                       												experimentellen Untersuchungen zu dieser Arbeit sind von Irmisch ausgeführt.  auf
                              									der Generalversammlung des Vereins der Spiritusfabrikanten
                                 										Deutschlands nach der Zeitschrift für
                                 										Spiritusindustrie, Bd. 14 Ergänzungsheft S. 30, das Folgende: Die
                              									Vergährungsfähigkeit der Maischen hängt vor allen Dingen von der Diastase ab, und
                              									das ist ein Unglück. Brauchte man die Diastase nicht zur Umwandelung der Dextrine
                              									bei der Nachgährung, so könnte man alle Antiseptica entbehren, indem man die Maische
                              									durch Erhitzen sterilisirte. Die Vielseitigkeit der Hefe, insbesondere ihr
                              									Invertirungsvermögen für Rohrzucker, legten den Gedanken nahe, dass es auch Hefen
                              									geben könnte, welche im Stande sind, Dextrine zu vergähren oder doch zu invertiren.
                              									Wäre dies der Fall, so könnte man die Diastase für die Nachgährung entbehren und die
                              									Maische nach der Zuckerbildung durch Erhitzen sterilisiren. Verfasser prüfte nun das
                              									Verhalten verschiedener Heferassen während der Gährung bei Abwesenheit von Diastase.
                              									Zu dem Zweck wurden Würzen, welche durch Erhitzen steril und diastasefrei gemacht
                              									waren, mit Reinhefen vergohren. Es zeigte sich, dass die Gährung bis zu einem
                              									gewissen Punkte verläuft, dann aber abschliesst und durchkeines der bekannten
                              									Hilfsmittel – Veränderung der Concentration oder der Temperatur, Treberzusatz,
                              									Bewegung, Lüftung u.s.w. – weiter zu bringen ist. Die am nächsten liegende Erklärung
                              									für diesen Stillstand, dass nämlich aller Zucker vergohren war, erwies sich nach der
                              									chemischen Untersuchung der vergohrenen Würze als nicht zutreffend, denn die Analyse
                              									zeigte das Vorhandensein noch grosser Mengen von Zucker an. Es entstand nun die
                              									Frage, ob dieser durch die Analyse nachgewiesene Zucker wirklicher, gährungsfähiger
                              									Zucker ist. Zur Entscheidung dieser Frage wurden zwei Wege eingeschlagen. Man setzte
                              									zu der Würze, in welcher die Gährung aufgehört hatte, einmal reinen Zucker,
                              									andererseits zuckerfreie Diastase. In beiden Fällen trat die Gährung sofort wieder
                              									ein, ein Beweis dafür, dass der durch die Analyse als Zucker nachgewiesene Körper
                              									kein Zucker, sondern bereits ein Uebergangsproduct zum Dextrin gewesen ist. Delbrück gibt dieser Substanz den Namen
                              										„Scheinzucker“, englische Forscher haben sie „Amyloin“ genannt. –
                              									Die Prüfung verschiedener Heferassen zeigte nun, dass diese verschiedene Mengen von
                              									Amyloin unvergohren lassen. Durch Zusatz von wirklichem Zucker oder von Diastase
                              									konnte die mit einer schwachen Hefe vergohrene Würze wieder in Gährung versetzt
                              									werden, ein Beweis dafür, dass das von dieser Hefe unvergohren Gelassene Amyloin
                              									war. Ebenso wie durch Zucker oder Diastase konnte in dieser Würze aber die Gährung
                              									auch durch Zusatz einer stärkeren Hefe wieder hervorgerufen werden, woraus folgt,
                              									dass diese stärkere Hefe im Stande war, einen Theil des von der schwächeren übrig
                              									gelassenen Amyloins noch zu vergähren. Brown und Morris haben schon die Beobachtung gemacht, dass
                              									gewisse Heferassen, welche nach der Hauptgährung aussetzten, doch eine leise
                              									Nachgährung ausführen, so dass man annehmen muss, dass sie thatsächlich ein
                              									diastatisches Ferment in sich selbst erzeugen und so die Einwirkung, welche sonst
                              									die Diastase bewirkt, selbst hervorbringen. Vielleicht ist es auch möglich,
                              									Heferassen so zu züchten dass sie in sich das diastatische Ferment bilden. Dies
                              									schliesst Verfasser aus einem Versuch, bei welchem er eine Nachgährung beobachtete
                              									bei einer Reinhefe, welche in diastasehaltiger Nährlösung gezüchtet war. Der
                              									Verfasser vermuthete, dass, obgleich diese Hefe gewaschen und abgepresst war, doch
                              									derselben noch ein kleiner Rest von Diastase äusserlich angehaftet hätte, hält es
                              									aber auch nicht für ausgeschlossen, dass es Möglichkeiten gibt, die diastatische
                              									Fähigkeit der Hefe zu stärken. Vielleicht sind manche Kunstgriffe der Brennerei
                              									Verwalter aus diesem Gesichtspunkte zu erklären. Vielleicht spielt hierbei die
                              									Züchtungstemperatur oder der Säuregehalt der Kunsthefe eine Rolle. Verfasser
                              									erinnert an die schönen Resultate des Brennereiverwalters Dräger (vgl. 1890 277 78). Als praktischen
                              									Schluss hebt der Verfasser aus seinen Beobachtungen hervor, dass auch die starke
                              									Hefe Scheinzucker nur mit Diastase vergähren lässt. Deshalb ist ein Mittel, welches
                              									die diastatische Kraft am besten conservirt, Flusssäure oder schweflige Säure
                              									bezieh. die bisher mit ausreichendem Erfolge angewendete Milchsäure im sauren
                              									Hefegut, nicht zu entbehren, sofern man es eben mit Brennereien zu thun hat, in
                              									welchen sich eine stärkere Säurebildung zeigt, die die diastatische Kraft stört. Vor
                              									allem muss man Material haben, welches wirklich diastatische Kraft in reichlichem
                              									Maasse enthält, d.h. nur gutes, aus bester Gerste erzeugtes Malz. Das Malz
                              									bringt den Segen, aber auch alle Fehler in die Brennerei.
                           
                        
                           IV. Destillation und Rectification.
                           Welche Erfahrungen liegen im Kleinbetriebe vor mit der
                                 										Gewinnung von Feinsprit mittels des Ilges'schen Feinspritautomaten und nach dem
                                 										Verfahren von Traube. Hierüber berichtet Hayduck in der Generalversammlung der
                                 										Spiritusfabrikanten Deutschlands (Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 14
                              									Ergänzungsheft S. 32).
                           Ueber den Ilges'schen Feinspritautomaten macht Verfasser
                              									Mittheilungen auf Grund seiner Beobachtungen in der Fabrik zu Schwarzenbach, über
                              									die wir bereits berichtet haben (vgl. 1891 281 95). Der
                              									Verfasser geht noch näher ein auf die Abwesenheit des Aldehyds in dem mit dem
                              									Apparat gewonnenen Sprit, Ilges ist der Ansicht, dass
                              									Aldehyd in der vergohrenen Maische überhaupt nicht vorhanden ist, sondern dass
                              									dieser sich unter gewissen Verhältnissen erst während der Destillation bildet. Hayduck wagt nicht, diese Ansicht zu vertreten, ist
                              									aber auch nicht in der Lage, sie bestreiten zu können. Er hat fünf Maischen aus
                              									verschiedenen Brennereien, theils Kartoffelmaischen, theils Getreidemaischen, auf
                              									Aldehyd untersucht und in allen Fällen ein negatives Resultat erhalten. Der
                              									Verfasser bezeichnet den Ilges'schen Apparat nach
                              									seinen Beobachtungen als eine hervorragende Leistung, mit welcher sich der Erfinder
                              									um die Spiritusindustrie hoch verdient gemacht hat.
                           Eine Anlage nach dem Traube'schen Verfahren hat der
                              									Verfasser bei Wecke in Wiesa besichtigt. Der Betrieb
                              									ist bequem und die Erzeugung und Abhebung der Schichten wird ohne Mühe in kurzer
                              									Zeit und ohne Verlust von Material bewirkt. Das Verfahren ist in neuerer Zeit von
                              									dem Erfinder vereinfacht worden durch eine geringere Anzahl von Abhebungen in Folge
                              									der Verbindung mit der Kolonne. Ein besonderer Vorzug ist der äusserst geringe
                              									Verlust, es werden 96 bis 99 Proc. des Rohspiritus als Feinsprit gewonnen. In
                              									Betreff der Wirkungsweise ist Hayduck der Ansicht, dass
                              									durch die Behandlung mit Pottasche der Geruch und die Qualität des Spiritus
                              									erheblich verbessert wird, dass aber eine Entfuselung durch die Schichtenbildung nur
                              									in sehr unerheblichem Maasse erreicht wird. Die Entfuselung wird erst durch die
                              									Feinspritkolonne bewirkt, welche also keineswegs nur dazu vorhanden ist, dem
                              									Spiritus die von dem Käufer verlangte Stärke zu geben, sondern wesentlich auch dazu,
                              									das Fuselöl abzuscheiden. In Bezug auf die durch die Pottasche stattfindende
                              									Reinigung lässt sich nach Ansicht des Verfassers das Traube'sche Verfahren vielleicht mit der Kohlefiltration vergleichen.
                              									Sollten weitere Prüfungen ergeben, dass das Verfahren geeignet ist, die
                              									Kohlefiltration zu ersetzen, so würde es vor derselben den Vorzug der bequemeren
                              									Ausführung, grösserer Billigkeit und Vermeidung von Verlusten haben.
                           In der Debatte bestätigen v. Diest und Wecke die guten Erfolge mit dem Traube'schen Verfahren sowohl in Bezug auf Ausbeute, wie Qualität des
                              									Productes. Von Wecke wird als weiterer Vortheil die
                              									leichtere Destillation hervorgehoben, indem die Hochgrädigkeit des ablaufenden
                              									Feinsprites beinahe bis ganz zuletzt anhält. Traube
                              									gibt zu, dass die Kolonne unentbehrlich ist und dass der Gesammterfolg nur durch die
                              									Mitwirkung derselben erreicht wird, ist aber der Ansicht, dass auch die Pottasche
                              									zur theilweisen Entfuselung beiträgt. Ilges betont,
                              									dass auch bei seinem Apparate keine Verluste stattfinden, sondern sowohl der
                              									gesammte Aethylalkohol, wie auch das Fuselöl mit demselben gewonnen werden. In
                              									Kartoffelbrennereien ist der Apparat bisher noch nicht geprüft, Ilges zweifelt aber nicht daran, dass er sich hier
                              									ebenso wie für Getreidebrennereien bewähren wird, da es leichter ist, aus
                              									Kartoffelmaischen als aus Getreidemaischen ein reines Product zu gewinnen.
                           
                        
                           V. Schlämpe.
                           Ueber den Futterwerth der Schlämpe von Obstbranntweinen
                              									wird in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 14
                              									S. 47, sehr günstig berichtet. Eine Zwetschgenbranntweinschlämpe hatte nach einer
                              									Analyse von Soxhlet folgende Zusammensetzung:
                           
                              
                                 Wasser
                                 93,44
                                 
                              
                                 Proteïn
                                 0,42
                                 
                              
                                 Fett
                                 0,19
                                 
                              
                                 Stickstofffreie Extractstoffe
                                 4,76
                                 
                              
                                 Holzfaser
                                 0,58
                                 
                              
                                 Asche
                                 0,61
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 
                              
                           An Zucker enthielt die Schlampe 0,53 Proc., an freier Säure, auf Milchsäure
                              									berechnet, 0,67 Proc.
                           Die Erfolge bei Verfütterung dieser Schlampe in einer Menge von etwa 20 l an
                              									Milchkühe waren sehr günstig, indem etwa 1,5 l Milch pro Haupt mehr erzielt
                              									wurden.
                           
                        
                           VI. Apparate.
                           Kartoffellegemaschine von Jacob
                                 										Angst auf Bohl in Hüntwangen, Kanton Zürich (D. R. P. Nr. 54610 vom 6.
                              									April 1890, Zusatzpatent zu Nr. 49266 vom 27. October 1888).
                           Neuerung an Kartoffelpflanzmaschine von Eugen von Rheinbaben in Frankfurt a. M. (D. R. P. Nr.
                                 									54493 vom 22. Februar 1890, Zusatzpatent zu Nr. 52430 vom 22. December 1889).
                           Apparat zum Ausheben von Rüben oder Blosslegen von
                                 										Kartoffeln von F. Zimmermann und Co. in Halle a. d. S. (D. R. P. Nr. 54879 vom 20. März 1890).
                           Eine Zerkleinerungsvorrichtung für Kartoffeln, welche im
                              									Ausblaserohr angebracht wird, beschreibt Ociepka in
                              									Neu-Stradam bei Gross-Wartenberg in der Zeitschrift für
                                 										Spiritusindustrie, Bd. 14 S. 47. Ebendaselbst beschreibt derselbe ein Maischbottichrührwerk.
                           Entschaler für Maische von Johann Hampel in Dresden (D. R. P. Nr. 53562 vom 25. Februar 1890).
                           Siebapparat für Grünmalz an Malzquetschen von Ernst Schlinke in Brody, Prov. Posen (D. R. P. Nr.
                                 									53565 vom 18. März 1890).
                           Beweglicher Siebboden für Gerstenweichen von Hermann Kropff in Düsseldorf (D. R. P. Nr. 54759 vom
                                 									16. April 1890).
                           Maschine zum Entkeimen, Putzen und Poliren des
                                 										Darrmalzes von Julius Zieger in Radeberg in
                                 									Sachsen (D. R. P. Nr. 54711 vom 4. Juni 1890, Zusatzpatent zu Nr. 50851 vom 17.
                                 									August 1889).
                           Apparat zur Bewegung von Hefe- und Gährbottichkühlern
                              									von Franz Hornung in Berlin (D. R. P. Nr. 54669 vom 21.
                                 									März 1890).
                           Zur Bewegung der Maischbottichkühler schlägt Carl Gohr in der Zeitschrift
                                 										für Spiritusindustrie, Bd. 14 S. 57, Windmotoren vor.
                           Ueber den selbsthätigen Hefekühler von Geyer
                              									berichtet Dams in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 14 S. 72, sehr günstig.
                           Ueber die Vorrichtung zur Verhinderung des Uebersteigens der
                                 										Maischen während der Gährung von J. Granzow in
                              									Hecklingen (vgl. 1891 281 95) äussert sich Schneider in der Zeitschrift
                                 										für Spiritusindustrie, Bd. 14 S. 72, sehr günstig. Bei Anwendung des
                              									Apparates kam man mit einem Steigraum von 12 cm aus, gegenüber 18 bis 20 cm, welche
                              									ohne den Apparat gebraucht wurden.
                           Hefetheilapparat von Nikolaus
                                    										Radulovits in Graz (D. R. P. Nr. 54712 vom 13. Juni 1890).
                           Maischregulator für Destillirapparate von Bruno Linke in Stadtamhof bei Regensburg (D. R. P. Nr.
                                 									54708 vom 13. Mai 1890).
                           Verfahren und Vorrichtung zur Aufsammlung und Scheidung der
                                 										gasförmigen Nebenproducte der Zuckergährung von Charles Robert Clarke Tichborne, Alfred Edward Darley, Marmaduke Francis
                                 										Purcell und Samuel Geoghegan in Dublin, Irland
                                 									(D. R. P. Nr. 54703 vom 9. November 1889).
                           Viehfutterdämpfapparat von A.
                                    										Ventzki in Graudenz (D. R. P. Nr. 55139 vom 28. November 1889).
                           Trockenvorrichtung mit endlosen Transportbändern von Paul Gassen in Köln a. Rh. und Firma Jean Heckhausen und Weies in Köln a. Rh. (D. R. P. Nr.
                                 									54181 vom 2. März 1890).
                           Spundverschluss von Heinrich
                                 										Schoppmann in Eickel (D. R. P. Nr. 54612 vom 31. Mai 1890, zweites
                              									Zusatzpatent zu Nr. 47635 vom 24. November 1888 und erstes Zusatzpatent zu Nr.
                              									52172).
                           Sterilisirapparat von Otto
                                    										Fromme in Frankfurt a. M. (D. R. P. Nr. 54671 vom 26. März 1890).
                           
                        
                           VII. Analyse.
                           Ueber Zuckerbestimmungen liegt eine grosse Anzahl von
                              									Arbeiten vor, welche theils von der Ermittelung mehrerer Zuckerarten neben einander,
                              									theils von der Ausführung der Bestimmung einzelner Zucker arten nach etwas von den
                              									gewöhnlichen abweichenden Methoden handeln. Die Zeitschrift
                                 										für analytische Chemie, Bd. 30 S. 63, bringt eine eingehende Besprechung
                              									dieser zahlreichen Arbeiten. Da die Abhandlung sich zu einem kurzen Auszug nicht
                              									eignet, müssen wir uns mit dem Hinweise auf dieselbe begnügen. – Ebenso können wir
                              									auf eine umfangreiche Arbeit von Ost über die Bestimmung der Zuckerarten mit
                                 										Kupferkaliumcarbonatlösung in der Zeitschrift für
                                 										analytische Chemie, Bd. 29 S. 637, in welcher der Verfasser weitere
                              									Verbesserungen der schon früher von ihm bearbeiteten Methode mittheilt, nur
                              									aufmerksam machen.
                           Zur Bestimmung des Rohrzuckers in Lösungen, für deren
                                 										Inversion Säuren nicht anwendbar sind, empfehlen C.
                                 										O'Sullivan und Frederik W. Tompson in den Chemical-News, Bd. 62 S. 280, die Inversion mit Bierhefe. Die Lösung wird
                              									unter Zusatz von etwas gepresster Bierhefe 4 Stunden auf 55° erwärmt, gekühlt, auf
                              									das Doppelte des ursprünglichen Volumens aufgefüllt und die Abnahme des
                              									Drehvermögens und die Zunahme des Reductionsvermögens gegen Kupfersalz im Vergleiche
                              									mit denen der ursprünglichen Lösung zur Berechnung des Rohrzuckergehaltes in dieser
                              									benutzt. Die Methode ist, wie Vergleichsversuche unter Anwendung von Invertase
                              									ergaben, sehr genau.
                           
                           Ueber quantitative Bestimmung von Saccharose,
                                 										Invertzucker und Dextrose oder Lävulose von F. G.
                                 										Wiechmann (The Analyst, 16, 15 bis 19, Januar und 16. 33).
                           Die Aldehydreaction von U.
                                 										Gayon (vgl. 1889 272 44) hält H. Bornträger nach einer Mittheilung in der Zeitschrift für analytische Chemie, Bd. 30 S. 208, für
                              									unbrauchbar, einmal, weil die Lösung schon durch die atmosphärische Luft in kurzer
                              									Zeit wieder roth gefärbt wird, andererseits, weil Acetal die Fuchsinfarbe zerstört,
                              									so dass die Reaction bei gleichzeitiger Gegenwart von Acetal nur schwach oder gar
                              									nicht auftritt. Die obige Reaction des Aldehyds kann daher nur dazu dienen,
                              									nachzuweisen, ob der Sprit eventuell bedeutende Mengen an oxydirend wirkenden
                              									Substanzen enthält oder nicht. Von einem quantitativen Nachweise muss bei dieser
                              									sonst sehr scharfen Reaction daher völlig abgesehen werden.
                           Wirklich sichere Reactionen auf Aldehyd in massiger Verdünnung sind bis jetzt nur
                              									sein reducirendes Verhalten zu ammoniakalischer Silberlösung und auch auf
                              									ammoniakalische Kaliumpermanganatlösung, leider aber nur zutreffend, wenn der
                              									Aldehyd hinreichend vorhanden ist. Alle anderen Reactionen sind, nach des Verfassers
                              									Ansicht, unsicher, da sie auch für viele andere Substanzen zutreffen. Eine sichere
                              									Reaction, Aldehydspuren im Spiritus nachzuweisen, kennt Verfasser bis jetzt
                              									nicht.
                           Die Furfurolreactionen zum Nachweise des Fuselöles in
                                 										Spirituosen, welche von Jorisson, Uffelmann,
                                 										Müller bezieh. Eckmann und Udransky in Vorschlag gebracht sind (vgl. 1889 273 371), hat Neumann-Wender
                              									einer Prüfung unterzogen, welche zu dem Resultate führte, dass keine der
                              									Furfurolreactionen auf Vollkommenheit Anspruch erheben kann. Sie theilen alle die
                              									Fehler mit den anderen Prüfungsmethoden auf Fuselöl und besitzen gar keinen Werth,
                              									wenn es sich um die Untersuchung von Spirituosen handelt, welche mit ätherischen
                              									Oelen, Essenzen und sonstigen fremden Stoffen vermischt sind. (Zeitschrift für Nahrungsmitteluntersuchung und
                                 										Hygiene, 1891 S. 1.)
                           Eine Methode zur Analyse der Branntweine, welche sich
                              									auf die Bestimmung der Aether, Aldehyde, höheren Alkohole und stickstoffhaltigen
                              									Producte erstreckt und nach welcher noch minimale Mengen dieser Bestandtheile sollen
                              									ermittelt werden können, theilt Ed. Mohler in den Comptes rendus, Bd. 112 S. 53, mit.
                           Die Beschlüsse des Vereinsschweizer analytischer Chemiker
                                 										über die Bestimmung der alkoholischen Verunreinigungen and die Beurtheilung des
                                 										Rohsprites und der Branntweine theilt die Schweizer
                                 										Wochenschrift für Pharmacie, Bd. 29 S. 1, mit. Die qualitative Prüfung hat
                              									nach den Verfahren von Bornträger und. Windisch zu
                              									geschehen, die quantitative Untersuchung ist nach der von Stutzer und Reitmair, von Delbrück und Sell
                              									verbesserten Röse'schen Methode auszuführen.
                           Das von B. Röse vorgeschlagene Verfahren zur Bestimmung des Alkohols durch Oxydation mit Permanganat
                              									(vgl. 1888 269 424) hat R.
                                 										Benedikt geprüft und dabei Resultate erhalten, welche von denen Röse's vollständig abweichen. Benedikt hält daher nach seinen Erfahrungen diese Methode zur
                              									Alkoholbestimmung für durchaus nicht geeignet. (Chemiker-Zeitung, 1891 S. 45. Vgl. auch die Beobachtungen über dieses
                              									Verfahren von Bourcart 1890 277 135.)
                           Ueber die Methode zur Analyse der obergährigen Hefe in
                                 										Brauereien und Brennereien nach Hansen spricht sich Jörgensen in der Zeitschrift
                                 										für das gesammte Brauwesen, 1891 Nr. 3, im Allgemeinen günstig aus.
                           Ueber die Bestimmung des specifischen Gewichtes der
                                 										Zuckerlösungen bei beliebigen Wärmegraden und deren Reduction auf die
                                 										Normaltemperatur von 15°; von C. Scheibler. (Neue
                                 										Zeitschrift für Rübenzuckerindustrie, Bd. 25 S. 185). Im Anschlusse an die
                              									auf Anregung der Normalaichungscommission vom Verfasser entworfene Tabelle über die
                              									specifischen Gewichte der Auflösungen des Rohrzuckers in Wasser bei 15° hat
                              									Verfasser eine neue Tabelle ausgearbeitet, aus welcher man das wirkliche specifische
                              									Gewicht einer Zuckerlösung für die Normaltemperatur ohne weitere Rechnung ersehen
                              									kann, wenn die Bestimmung selbst bei einer anderen beliebigen Temperatur ausgeführt
                              									worden war. Als Grundlage für die Entwerfung dieser zweiten Tabelle diente, wie bei
                              									derjenigen der ersten, die ausführliche Arbeit Gerlach's.
                           
                        
                           VIII. Allgemeines und Theoretisches.
                           Synthese einer neuen Glukobiose von E. Fischer. Durch die Einwirkung von starker wässeriger
                              									Salzsäure (spec. Gewicht 1,19) auf Glukose bei einer Temperatur zwischen 15 und 10°
                              									erhielt Verfasser eine neue Glukobiose, welche in Form ihres Osazons C24H32N4O9 isolirt wurde.
                              									Die Eigenschaften des letzteren lassen darüber keinen Zweifel, dass der neue Zucker
                              									ebenso constituirt ist wie die Maltose, weshalb ihn Verfasser Isomaltose nennt. Mit
                              									vorliegenden Versuchen des Verfassers ist der Anfang für die Synthese der Hexobiosen
                              									gemacht, und es ist zu hoffen, auf demselben Wege aus den Isomeren des
                              									Traubenzuckers die entsprechenden Verbindungen C12H22C11
                              									zu gewinnen. Das Verfahren ist ferner verschiedener Modifikationen fähig. So
                              									beobachtete der Verfasser auch, dass die Polymerisation des Traubenzuckers auch
                              									durch eine concentrirte Lösung von Phosphorsäure erreicht werden kann. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, Bd. 23
                              									S. 3687.)
                           Zur Kenntniss der Pentaglykosen (Pentosen – Xylose und
                              									Arabinose) von W. C. Slone (Berichte der deutschen
                                 										chemischen Gesellschaft, Bd. 23 S. 3791). Der Verfasser hat verschiedene
                              									Pflanzenstoffe auf das Vorhandensein dieser Körper geprüft und wechselnde Mengen
                              									davon gefunden. Er hat ferner das Reductionsvermögen derselben gegen Fehling'sche Lösung festgestellt. Dasselbe liegt für
                              									Arabinose zwischen 1,9 bis 2,0 mg, für Xylose zwischen 1,86 und 1,96 mg. Dextrose,
                              									die bisher als die am stärksten reducirende Zuckerart galt, gibt nach gleicher
                              									Methode 1,8 bis 1,9 mg Kupfer. Endlich wurde die Nichtvergährbarkeit, welche für die
                              									Arabinose schon bekannt war, auch für die Xylose constatirt. Demnach ist also die
                              									Nichtgährungsfähigkeit charakteristisch für die Pentosegruppen.
                           Zur Frage der Mehr- oder Wenigerdrehung der Zuckerarten und
                                 										des Aggregatzustandes frisch gelöster Körper veröffentlicht Richard Hammer Schmidt in der Zeitschrift für Rübenzuckerindustrie, 1890 Bd. 418 S. 939, eine
                              									umfangreiche Arbeit.
                           Lävosin, ein aus Getreidekörnern dargestelltes
                              									Kohlehydrat, von der Formel C24H40O20 hat C. Tanret näher untersucht (Comptes rendus, Bd. 112 S. 293). Dasselbe ist weiss, amorph, fast
                              									geschmacklos, in Wasser sehr leicht löslich, auch in schwachem Alkohol löslich,
                              									reducirt nicht Fehling'sche Lösung, gährt nicht mit
                              									Hefe, wird von Diastase nicht verändert und zeigt keine Birotation.
                           
                           Untersuchungen über den Pinit und den rechtsdrehenden
                                 										Inosit, Sennit, Matezit und Matezodambose von Maquenne. (Annal. Chim. Phys., 1891 6. Ser. Bd. 22 S. 264.)
                           Ueber die Kohlehydrate der aus Eucalyptus Gunnii Hook.
                                 										gewonnenen Manna und des Eucalyptushonig; von F. W.
                                 										Passmore. (Pharm. Journ. A. Transact., 1891 Bd. 21 S. 717.)
                           Ueber eine aus Pflaumenpectin entstehende Zuckerart; von
                              										R. W. Bauer. (Journal für praktische Chemie, Bd. 43
                              									S. 112.)
                           
                              
                                 (Schluss folgt.)