| Titel: | Neuerungen im Eisenhüttenwesen. | 
| Fundstelle: | Band 283, Jahrgang 1892, S. 10 | 
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                        Neuerungen im Eisenhüttenwesen.
                        Mit Abbildungen.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 521 Bd.
                           								276.)
                        Neuerungen im Eisenhüttenwesen.
                        
                     
                        
                           Dango und Dienenthal in Siegen-Sieghütte wollen bei
                              									Windformen den durch das Rückprallen des Windes entstehenden Verlust an Gebläsewind
                              									und jedes durch das Entweichen dieses Windes entstehende lästige Geräusch durch die
                              									in Fig. 1 dargestellte Windformdichtung drfs vermeiden. Auch soll das zeitraubende Ausstopfen
                              									der Formen mit Lehm, welches den Zweck hat, das Düsenrohr in der Form dicht zu
                              									halten, erspart werden.
                           Textabbildung Bd. 283, S. 10Fig. 1.Windform von Dango & Dienenthal. Die Windform aa erhält zu diesem Zweck an
                              									ihrem äusseren weiteren Ende einen Ansatzflantsch e,
                              									dessen innerer Durchmesser um ein Geringeres grösser ist, als der äussere
                              									Durchmesser des vorderen Düsensteckrohres cc der Düse
                              										bb. Durch einen passend geformten, an dem
                              									Windformflantsch e befestigten Druckflantsch dd wird ein ringförmiger innerer Raum geschaffen,
                              									welcher zur Aufnahme einer Packung rr und eines
                              									dieselbe gegen das Düsenrohr cc pressenden federnden
                              									Ringes ff dient. (D. R. P. Nr. 60019 vom 17. Febr.
                              									1891.)
                           Ueber die Geschichte der Entstehung und Einführung seiner Schlackenform in
                              									Deutschland erstattet Fritz W. Lürmann in Stahl und Eisen S. 553 u. f. Bericht, auf welchen
                              									hiermit verwiesen wird.
                           In Fig. 2 ist Foote's Winderhitzer veranschaulicht. Ein Theil der
                              									oberen Ziegellage der beiden Hauptscheidewände ist abgebrochen, um die darunter
                              									liegenden Schichten sichtbar zu machen. (D. R. P. Nr. 52078 vom 3. Juni 1890.)
                           Der Mantel A umschliesst den gewöhnlichen
                              									Verbrennungszug B und das Gitterwerk C, welches durch die Scheidewände DE und F in mehrere
                              									senkrechte Hauptkanäle getheilt ist. Die Scheidewände D
                              									und E sind aus Ziegeln G
                              									gebaut, deren Form aus Fig.
                                 										3 deutlich zu erkennen ist. Jeder dieser Ziegel ist vorzugsweise so
                              									geformt, dass seine Länge gleich seiner Breite ist, seine Ecken bei g abgestumpft sind und seine Schmalseiten in ihrer
                              									Mitte V-förmige Kerben oder Nuthen g1 haben, welche
                              									in den Seiten der Scheidewand Reinen von senkrechten Nuthen oder Kanälen bilden, um
                              									die Enden der Ziegel II des Gitterwerkes aufzunehmen
                              									und die gerade Flucht beim Bau und beim Betriebe des Gitterwerkes zu sichern.
                           Textabbildung Bd. 283, S. 10Foote's Winderhitzer. Beim Auftreten der Scheidewände D und E werden die Ziegel G so
                              									verlegt, wie aus Fig. 3
                              									ersichtlich ist, d.h. die zweite Lage Ziegel G wird auf
                              									die erste derart gelegt, dass die zweite Lage die Fugen der ersten überdeckt und die
                              									von den abgestumpften Ecken der Ziegel der ersten Lage gebildeten Nuthen mit den
                              									Nuthen g1 der darüber
                              									liegenden Schicht Ziegel zusammenfallen. Auf diese Weise werden von Oberkante bis
                              									Unterkante der Scheidewand in letzterer Reihen von ununterbrochenen Nuthen für die
                              									Aufnahme der entsprechend gestalteten Enden der Gitterwerkziegel H gebildet, welche den erwähnten Zweck haben; die Enden
                              									der Gitterwerkziegel, welche in die Nuthen der Ziegel G
                              									eintreten, halten die Schichten dieser Ziegel G sicher
                              									zusammen und machen die Scheidewand fester, indem sie zwischen den anliegenden
                              									Ziegelschichten als Keile wirken.
                           Vorzuziehen ist es, beim Aufbau der Scheidewände D und
                              										E die abwechselnden Schichten der Ziegel G in solcher Weise zu verlegen, dass die Nuthen g1 der ersten, dritten
                              									u.s.w. Schicht Ziegel in der Mitte der Scheidewand zusammentreffen (was der Umstand
                              									gestattet, dass die Breite und die Länge der Ziegel gleich sind). In den von diesen
                              									Nuthen umschlossenen Raum wird feuerfester Thon oder Cement untergebracht, welcher
                              									die Ziegel sicherer zusammenhält und dadurch der Scheidewand eine grössere
                              									Festigkeit verleiht. Die Scheidewand F (Fig. 2) wird nicht aus
                              									genutheten Ziegeln gebildet, da erfahrungsmässig diese Scheidewand keine so grosse
                              									Festigkeit zu besitzen braucht, als die der Verbrennungskammer näher gelegenen
                              									Scheidewände. Diese Scheidewand F wird daher aus
                              									Ziegeln gebildet, deren Ecken abgestumpft sind, um Nuthen für die Aufnahme der
                              									entsprechend gestalteten Enden der Ziegel H des
                              									Gitterwerkes zu gewinnen.
                           Nach Wermländska Annaler 1890 besitzt das schwedische Eisenhüttengewerbe drei
                              									Regenerativ-Winderhitzer nach Cowper's System. Der
                              									grösste Vortheil derartiger Apparate besteht bekanntlich darin, dass sie
                              									Lufttemperaturen von
                              									700 bis 800, sogar von 1000° C. ermöglichen, da ihre Erwärmungsfläche für den
                              									Gebläsewind unverhältnissmässig grösser ist, als bei den gewöhnlichen
                              									Röhrenapparaten. Ausserdem sind die Kanäle für den Gebläsedurchgang aus feuerfestem
                              									Material, welches der grossen Hitze widersteht, ohne zu bersten, während die
                              									Gussrohre, wenn sie längere Zeit 350 bis 400° heisse Luft liefern sollen, leicht
                              									springen. Auch brauchen die neuen Apparate verhältnissmässig wenig Gas, weil dessen
                              									Verbrennungsproducte fast alle Wärme an dieselben abgeben, bevor sie, kaum 100°
                              									warm, in den Schornstein treten. In den alten ist diese Temparatur bedeutend höher
                              									und der Brennstoffwerth des Gases mithin weniger ausgenutzt. Es scheint, dass man
                              									mit einer Gasanlage, die im Röhrenapparat 350° Wärme erzeugt, im Cowper-Apparat eine
                              									solche von 650° erzielen kann. Ein anderer Vorzug der neuen Anlagen liegt in den
                              									höchst geringen Reparaturkosten. In Björneborg sind sie bei 5 bis 6 Jahre langem
                              									Gebrauch unversehrt geblieben. Schliesslich ist der Kohlenverbrauch beim Erblasen
                              									von Roheisensorten, die hohe Gebläse wärme vertragen, ganz bedeutend.
                           Die Schattenseiten der neuen Apparate bilden zunächst die hohen Anlagekosten und der
                              									beanspruchte grosse Raum. Ein Hochofen braucht mindestens zwei derselben. Da aber
                              									die Hochofengase russhaltig sind, so müssen die Cowper-Apparate von Zeit zu Zeit,
                              									etwa 2 bis 3 mal jährlich, gereinigt werden, wobei ihre Temperatur auf 15 bis 20° zu
                              									erniedrigen ist. Dies erfordert je 8 bis 10 Tage, nämlich 4 bis 6 zur Abkühlung und
                              									je 2 zum Auskehren und Wiederanfeuern. Inzwischen ist der Hochofen zu dämmen,
                              									bezieh. mit einem alten Apparat oder mit kaltem Gebläse weiter zu betreiben. Alles
                              									das stört den Ofengang und ist durch Anlegung eines dritten Apparates zu vermeiden.
                              									Ein Ofen braucht also drei, und zwei Oefen fünf Apparate. Die Kosten werden demnach
                              									sehr bedeutend. Aber auch die Bedienung der neuen Apparate ist kostspielig. Jede
                              									Schicht braucht einen besonderen Arbeiter zum Umsteuern von Gas und Luft und zu
                              									verschiedenen kleinen Reinigungen an den Ventilen, während den Röhrenapparat die
                              									Ofenarbeiter unentgeltlich mit versorgen. Inwieweit die Eigenschaften der mit so
                              									hoher Gebläsewärme erzeugten Producte verschlechtert oder verbessert werden, ist
                              									vielleicht nicht so leicht zu entscheiden. In Björneborg hat man nur gefunden, dass
                              									das Bessemern durch den höheren Siliciumgehalt des Roheisens um 5 bis 6 Min.
                              									verlängert wird; dadurch nutzen sich die Maschinen mehr ab, das Aufschlagwasser wird
                              									vergrössert, was bei geringer Wasserkraft unangenehm werden kann. Die
                              									Regenerativ-Winderhitzer sollen sich nach Wijkander
                              									ausgezeichnet für die Erzeugung von Bessernerroheisen eignen, da man Kohlen
                              									ersparen, ein Roheisen mit geringem Siliciumgehalt erblasen und nötigenfalls die
                              									Temperatur durch kalten Zusatz in der Birne erniedrigen kann. (Oesterr. Zt. f. Berg- u. II. 1890 S. 308.)
                           Léon Metz in Esch sur Alzette (Luxemburg) versieht nach
                              									dem D. R. P. Nr. 53563 vom 15. März 1890 die Wärmespeicher von Cowper, Siemens, Whitwell u.s.w. an den
                              									Austrittsöffnungen für die abströmenden Gase mit Schiebern S, um durch Oeffnen und Schliessen derselben einen gleichförmigen Zug im
                              									ganzen Kanalsystem des Speichers herbeizuführen (Fig.
                                 										4).
                           Ueber die Verwendung von Kohlenstoffziegeln im Hochofengestell bei dem
                              									Holzkohlenhochofen zu Petrovagora in Kroatien (Firma Ganz u.
                                 										Co. in Budapest) berichtet J. Kail (vgl. Oesterr. Zeitschr. für Berg- und Hüttenw. 1891 S. 277).
                              									Die von der Euskirchener Thonwarenfabrik gelieferten
                              									Herdsteine sind 320 mm lang und 160 mm breit, die Bodensteine 400 mm lang, oben 120
                              									mm und unten 130 mm im Quadrat. Die Steine werden nur für den Eisenkasten und als
                              									Bodensteine in der Weise verwendet, dass die Formsteine noch in Chamottesteinen
                              									ruhen.
                           Textabbildung Bd. 283, S. 11Fig. 4.Metz's Wärmespeicher mit Schiebern an den
                                    											Gasaustritten. Die Herdsteine bekommen als schützende Ummauerung einen Mantel von
                              									feuerfesten Steinen, ebenso auch der Bodenstein. Als Bindemittel wird ein aus zwei
                              									Theilen Koksstaub und einem Theile Thon bestehender Mörtel verwendet. Die Ziegel
                              									waren äusserst genau bearbeitet worden, so dass für die nur geringen Fugen sehr
                              									wenig Mörtel verbraucht wurde.
                           Einer Gefahr sind die Kohlenstoffziegel nur beim Anlassen des Hochofens ausgesetzt,
                              									da hierbei der Zutritt von Luft, welche freien Sauerstoff enthält, nicht zu
                              									vermeiden und auch Kohlensäure, auf welche der Kohlenstoffgehalt der Ziegel
                              									reducirend einwirkt, im Ueberschuss zugegen ist. Es muss mithin in Berücksichtigung
                              									dieser Umstände mit grosser Sorgfalt vorgegangen werden.
                           Eine dünne Ausmauerung mit feuerfesten Steinen von innen würde ein sicheres Mittel
                              									gegen jede Gefahr bieten. In Anbetracht des ohnehin engen Gestelles wurde aber ein
                              									nur 4 cm starker Mörtelanwurf, welcher sich aber gleichfalls als vollkommen sicher
                              									erwies, benutzt. Es wurden zwei Schichten, bestehend aus einem Theile Sand und einem
                              									Theile Portlandcement, und eine Schicht aus Vulcancement allein, aufgetragen.
                           Der Ofen wurde sodann auf die übliche Weise ausgetrocknet, bezieh. ausgewärmt, wobei
                              									sich kleine Risse in der Mörtelschicht zeigten (einzelne Theilchen sich jedoch nicht
                              									loslösten) und dann angelassen.
                           Die Versuchsresultate sollen sehr befriedigend ausgefallen sein.
                           
                           A. E. Brown in Cleveland (Ohio) hat für einen
                              									Hochofenbeschickungsapparat das vom 3. Oct. 1891 ab gültige D. R. P. Nr. 57691
                              									erworben. Der Erfinder bezweckt, die Beschickung, sei es mittels selbsthätig
                              									wirkender Kippkarren oder durch Benutzung von Handkarren, so auszuführen, dass die
                              									gleichmässige Vertheilung über die Oberfläche innerhalb des Ofens unter allen
                              									Umständen erzielt werden muss.
                           Textabbildung Bd. 283, S. 12Fig. 5.Brown's Hochofenbeschickungsapparat. Der Apparat ist gekennzeichnet durch eine mit einer Füllöffnung f (Fig. 5) versehenen,
                              									über der Ofengicht absatzweise rotirenden Drehscheibe e, welche auch durch einen festen, mit einer Reihe sich nach einander
                              									automatisch öffnender Füllöffnungen versehenen Deckel ersetzt werden kann.
                           In dem in Fig. 5 dargestellten Falle wirft der
                              									Arbeiter den Inhalt des Handkarrens durch die Oeffnung f der Drehscheibe e auf die Glocke F, welche sich dann in der gewöhnlichen Weise nach
                              									abwärts senkt und das auf der Glocke befindliche Material in den Ofen gelangen
                              									lässt. Nachdem der erste Karren abgeladen ist, hat die Drehscheibe e, bis der zweite Karren so weit ist, um entladen
                              									werden zu können, den sechsten Theil ihrer Drehung vollendet. Der Arbeiter ist nun
                              									genöthigt, den nächsten Karren an einem anderen Punkt zu entladen, um ihn durch die
                              									Oeffnung f schicken zu können u.s.w.
                           So lange der Ofen im Betrieb ist, muss jede neue Ladung, die in die Oeffnung f geschüttet wird, an einem anderen Punkte auf der
                              									Glocke angelangen, was zur Folge hat, dass die auf einander folgenden Beschickungen
                              									über die gesammte Oberfläche des Ofens vertheilt werden und eine gleichmässige
                              									Beschickung ermöglicht wird.
                           Textabbildung Bd. 283, S. 12Gink's Bessemerbirne. Unter Nr. 56395 hat Hermann Gink' in
                              									Rosenberg (Oberpfalz) ein vom 2. März 1890 ab gültiges D. R. P. auf eine
                              									Bessemerbirne mit schlitzförmigen Windeinströmungen erhalten. In Fig. 6 und 7 ist ein Beispiel des
                              									Schlitzquerschnitts S dargestellt worden.
                           Da der Schlitzquerschnitt bei demselben Inhalt einen bedeutend grösseren Umfang als
                              									der runde Querschnitt hat, so bietet der durch ersteren eintretende Gebläsewind dem
                              									durchstrichenen Metallbade auch eine entsprechend grössere Berührungsfläche, so dass
                              									der Sauerstoff rascher und vollkommener zur Wirkung kommt.
                           Es ist deshalb bei Anwendung des Schlitzquerschnittes ermöglicht, entweder die
                              									Operation schneller durchzuführen, oder den Gesammtwindquerschnitt der Birne und
                              									damit auch das Auswerfen aus der Birne bedeutend zu vermindern.
                           Textabbildung Bd. 283, S. 12Becker's Bessemerbirne.H. A. Becker in Godwitz Cottage Blaenavon (Wales) hat
                              									eine eigenartige Bessemerbirne construirt (D. R. P. Nr. 55111 vom 12. Febr. 1890),
                              									bei welcher der Gebläsewind das Metall unter irgend einem erforderlichen Winkel
                              									treffen kann. Die Birne besteht aus einer wagerechten, cylindrischen, länglichrunden
                              									oder runden Kammer l mit runden, halbrunden oder ebenen
                              									Enden. Sie ist mit dem Mundstück o, den Luftröhren hd, der Luftkammer b und
                              									den Düsen t versehen. Sodann ist dieselbe mit den
                              									kreisförmigen Rippen ah, den Rädern rr und den Ständern ss
                              									ausgerüstet, wie solches aus den Fig. 8, 9 und 10 zu ersehen ist.
                           Um das Metall aus der Birne auszugiessen, wird letztere gedreht und die Mündung unter
                              									die Grundfläche des Metalles niedergeführt, worauf das Metall aus der Birne zu den
                              									Giesstellen fliesst.
                           Eine hochbedeutsame Erfindung ist dem Hörder Bergwerks- und
                                 										Hüttenverein in Horde i. W. durch das Patent Nr. 54976, gültig vom 20. Mai
                              									1890 ab, geschützt worden.
                           Dieselbe betrifft die Abscheidung des Schwefels aus schwefelhaltigem; flüssigem
                              									Roheisen.
                           Wenn man Schwefeleisen (FeS) des Handels, ca. 26 Proc.
                              									Schwefel enthaltend, mit Manganeisen zusammenschmilzt oder das geschmolzene
                              									Schwefeleisen mit flüssigem Manganeisen versetzt, so scheidet sich sämmtlicher
                              									Schwefel als Mangansulfid in Form von Schlacke ab und es bleibt schwefelfreies
                              									Eisen. Dasselbe Ergebniss erhält man, wenn man flüssiges schwefelhaltiges Eisen mit
                              									heissflüssigem, manganhaltigern Eisen versetzt. Ausgeführte Versuche ergaben, dass das so
                              									behandelte Eisen nur noch bis 0,01 Proc. Schwefel enthielt. Die abgeschiedene
                              									Mangansulfidschlacke enthielt bis zu 20 Proc. und mehr Schwefel und bis zu 50 Proc.
                              									und mehr Mangan. Wird die abgeschiedene Mangansulfidschlacke mit Erdbasen
                              									(Kalkstein) versetzt und reducirendem Schmelzen unterworfen, so erhält man
                              									Manganeisen, das wieder zur Schwefelabscheidung verwendet werden kann. Bei der
                              									Abscheidung des Schwefels als Mangansulfid aus dem Eisen ist es nöthig, dass das Bad
                              									hinreichend lange warmflüssig bleibt oder durch besondere Heizvorrichtung
                              									heissflüssig erhalten wird, um die vollständige Abscheidung des Mangansulfides zu
                              									ermöglichen.
                           Das Verfahren ist folgendes:
                           In einem besonderen Behälter wird das schwefelhaltige Eisen in erzeugungsflüssigem
                              									oder ungeschmolzenem Zustande mit so viel heissflüssigem Mangan eisen versetzt, wie
                              									dem vorhandenen Schwefel entspricht. Die Menge des zuzusetzenden Manganeisens
                              									richtet sich nach dem zu erreichenden Entschweflungsgrade und muss von Fall zu Fall
                              									bemessen werden. Als Behälter eignet sich am besten ein solcher nach Art einer
                              									Bessemerbirne ohne Düsen im Boden.
                           In den angewärmten Behälter wird das flüssige schwefelhaltige Eisen und das
                              									heissflüssige Manganeisen eingelassen. Nach einigem Stehen hat das Eisenbad das
                              									Mangansulfid vollständig ausgestossen, welches als Schlacke entfernt werden kann.
                              									Das Eisen wird zur weiteren Verarbeitung nach Bedarf entnommen.
                           Es empfiehlt sich, behufs Bildung einer stärkeren Schlackenschicht und leichterer
                              									Entfernung derselben mehrere Operationen nach einander zusammenzuhalten, auch um
                              									durch das wiederholte Zugiessen ein Aufrühren des Bades zu bewirken und die
                              									Abscheidung des Mangansulfids zu befördern. Zu diesem Zwecke setzt man beim
                              									Zugiessen auch Metalloxyde bei. Das Verfahren eignet sich besonders für
                              									schwefelhaltiges Thomas-Eisen.
                           Patentansprüche:
                           
                              1. Verfahren zur Abscheidung von Schwefel aus flüssigem
                                 										schwefelhaltigen Eisen, darin bestehend, dass letzteres in einem besonderen
                                 										Behälter mit heissflüssigem Manganeisen versetzt und das Eisenbad so lange sich
                                 										selbst überlassen wird, bis das durch die eintretende Reaction erstehende
                                 										Mangansulfid als Schlacke ausgestossen ist.
                              2. Die Verarbeitung der nach Patentanspruch 1. erhaltenen
                                 										Mangansulfidschlacke auf Manganeisen durch reducirendes Schmelzen derselben mit
                                 										Erdbasen, insbesondere mit Kalk.
                              
                           Die Abscheidung des Schwefels erfolgt in verhältnissmässig kurzer Zeit und erreicht
                              									einen hohen Grad der Vollkommenheit, wie dies aus folgender Zusammenstellung, welche
                              									dem Berichte Tunner's in der Oesterr. Zeitsch. f. B. u. G. S. 206 entnommen ist, hervorgeht.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)