| Titel: | Neuerungen im Eisenhüttenwesen. | 
| Fundstelle: | Band 283, Jahrgang 1892, S. 29 | 
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                        Neuerungen im Eisenhüttenwesen.
                        Mit Abbildungen:
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 10 d.
                           								Bd.)
                        Neuerungen im Eisenhüttenwesen.
                        
                     
                        
                           Weitere Mittheilungen über die Erfolge des Verfahrens liefert Massenez in seinem Vortrage vor dem Iron and Steel
                                 										Institute (vergleiche Engineering vom 16. October 1891). Der zur Ausführung
                              									des Verfahrens in Horde benutzte Apparat fasst 70 Tonnen, dürfte aber zweckmässig
                              									auf 120 Tonnen gebracht werden. Derselbe hat die Gestalt einer Bessemerbirne (siehe
                              										Fig. 11) und wird mittels einer hydraulischen
                              									Maschine bewegt.
                           Textabbildung Bd. 283, S. 29Fig. 11.Entschwefelungsapparat des Hörder Eisenwerks. Eine Pressung von 8 at ist hinreichend, um die Vorrichtung in Bewegung zu
                              									setzen. Das Innere des birnenförmigen Gefässes ist mit einer dem Futter der Hochöfen
                              									entsprechenden feuerfesten Auskleidung versehen. Dieselbe wird nur längs der
                              									Schlackenlinie angegriffen und muss zum ersten Mal nach einem sechs wöchentlichen
                              									Gebrauche ausgebessert werden. Später genügt eine Ausbesserung alle 3 Wochen. Zum
                              									Kühlen des Gefässes sind alsdann 2 bis 3 Tage erforderlich.
                           
                           Der Verbrauch an Mangan ist verhältnissmässig gering. Theoretisch ist die zur
                              									Bildung von Schwefelmangan erforderliche Menge nothwendig, welche sich auf 0,2 Proc.
                              									belauft. Ein Gehalt von 1,7 Proc. Mangan in dem Robeisen, welches in den Apparat
                              									gefüllt wird, ist hinreichend, um eine vollständige Entschwefelung herbeizuführen.
                              									Wenn hochgeschwefeltes Roheisen benutzt wird, so dauert die Entschwefelung 15 bis 20
                              									Minuten.
                           Das Eisen in dem Apparat bleibt während mehrerer Stunden hinreichend flüssig. Wenn
                              									erforderlich, wird etwas Holz hineingeworfen, doch ist es gänzlich überflüssig, dass
                              									zur Erhaltung der nothwendigen Temperatur das Metallbad, wie man ursprünglich
                              									annahm, beständig von einem brennenden Gasstrome bestrichen werde.
                           Sehr gut lässt sich, wie Tunner bemerkt, das Verfahren
                              									mit dem von Jones vorgeschlagenen amerikanischen
                              									Mischprocess für Roheisen von verschiedener chemischer Zusammensetzung
                              									vereinigen.
                           Jener Mischungsprocess von Jones hat bereits in
                              									Deutschland eine Abänderung erfahren. Reinhard
                                 										Mannesmann in Berlin macht flüssige Metalle dadurch homogen, dass er
                              									wiederholt einen Theil des flüssigen Bades dem Gefässe, in welchem sich dasselbe
                              									befindet, entnimmt und dann demselben wieder zuführt (vgl. D. R. P. Nr. 59295 vom 3.
                              									Februar 1891). In den Fig.
                                 										12 bis 17
                              									sind Einrichtungen dargestellt, welche zur Ausführung dieses Verfahrens benutzt
                              									werden können.
                           Textabbildung Bd. 283, S. 30Mannesmann's Mischöfen. Nach Fig. 12
                              									ist der Schmelzofen A durch einen seitlichen Kanal a mit dem Behälter K
                              									derart verbunden, dass durch diesen Kanal das geschmolzene Metall in den Behälter
                              										K gelangen kann. Letzterer ist luft- und gasdicht
                              									geschlossen und steht durch ein Rohr r mit einer
                              									Luftpumpe oder einem Behälter mit comprimirter oder verdünnter Luft in
                              									Verbindung.
                           Wird die Spannung der Luft im Behälter verdünnt, so treibt der Atmosphärendruck im
                              									Ofen A einen Theil des Bades durch den Kanal A in den Behälter K, und
                              									der Flüssigkeitsspiegel in letzterem steigt. Wird dann der Behälter K wieder mit der Atmosphäre verbunden, so sinkt der
                              									Flüssigkeitsspiegel, und es tritt das Metall wieder in den Schmelzofen A zurück. In gleicher Weise kann man durch Einführung
                              									comprimirten Gases oder gepresster Luft in den Behälter K hier zunächst den Flüssigkeitsspiegel senken und dann durch
                              									Ausströmenlassen des Gases oder der Luft in die Atmosphäre den Spiegel wieder heben
                              									und auf diese Weise einen Theil des Bades aus K nach
                              										A und wieder zurück befördern. Auch kann man im
                              									Behälter K die Luft oder das Gas abwechselnd verdichten
                              									und verdünnen. Durch mehrfache Wiederholung solcher Aenderungen der Spannung im
                              									Behälter K lassen sich also beständig Wallungen oder
                              									Bewegungen im Bade des Schmelzofens A erzeugen. Um die
                              									Wirkung dieser Wallungen oder Bewegungen zu erhöhen, kann man mehrere Kanäle a mit den zugehörigen Behältern K anwenden und den Kanal a mehr oder weniger
                              									tangential oder im spitzen Winkel gegen die Seiten Wandungen oder das Bett des Ofens
                              									einmünden lassen, derart, dass durch das Hin- und Herströmen des Metalles etc. auch
                              									noch wirbelnde Bewegungen im Bade auftreten, welche die innige Vermischung
                              									befördern. Die Verdünnung der Luft im Behälter K
                              									empfiehlt sich besonders dann, wenn in dem Bade Gase enthalten sind, welche
                              									ausgeschieden werden sollen. Solche Gase dehnen sich dann in Folge der Verminderung
                              									der Spannung aus und entweichen nach und nach, was noch durch die wirbelnde Bewegung
                              									besonders begünstigt wird.
                           Aehnliche Wallungen oder Bewegungen des Bades lassen sich durch einen Verdränger V (Fig. 13) erzielen, indem
                              									durch mechanische Bewegung Veränderungen im Flüssigkeitsspiegel erzeugt werden.
                           Bei Convertern wird der Behälter K zweckmässig
                              									unmittelbar mit der Birne verbunden und an die Windleitung derart angeschlossen,
                              									dass man die Spannung im Behälter mittels eines Hahnes, Ventils oder Schiebers
                              									beständig verändern kann. Der Verbindungskanal wird so angeordnet, dass, sobald der
                              									Converter niedergelegt wird, das Metall durch den Kanal in den Behälter von selbst
                              									einläuft. Lässt man nun durch Oeffnung eines Hahnes oder dergleichen Gebläsewind in
                              									den Behälter, so drückt derselbe das Metall wieder in den Converter zurück. Wird
                              									dann der Gebläsewind abgestellt und der Behälter mit der Atmosphäre verbunden, so
                              									gelangt wiederum ein Theil des Metalles in den Behälter u.s.f. Selbstredend kann man
                              									auch durch verdünnte Luft gleiche Strömungen im Bade erzielen. Auch kann man durch
                              									entsprechende Bewegung des Converters mit seinem seitlichen Behälter dieselben
                              									Wirkungen hervorbringen.
                           In manchen Fällen ist es zweckmässig, den Behälter K
                              									beweglich zu machen; Fig.
                                 										14 zeigt z.B. die Einrichtung eines solchen Kessels K, der drehbar auf einem fahrbaren Gestell g angeordnet und mit einem heberförmig gebogenen,
                              									feuerfest ausgekleideten Rohr a versehen ist, das durch
                              									passende Kippung des Kessels mittels des Griffes h in
                              									das in der Giesspfanne A1 befindliche Bad eingetaucht werden kann. Durch Erzeugung von Vacuum im
                              									Kessel K mittels des Rohres r kann man einen Theil des Bades aus der Giesspfanne durch das
                              									heberförmige Rohr a hinübersaugen und dann durch
                              									Aenderung der Spannung im Kessel K die beschriebenen
                              										Wallungen oder
                              									Bewegungen hervorrufen. Aehnliche Wallungen oder Bewegungen lassen sich aber auch
                              									dadurch erzeugen, dass man den einmal zum Theil gefüllten Kessel K hebt und senkt. In dem ersten Falle fliesst ein Theil
                              									des Bades wieder aus K nach A1 zurück, in dem zweiten Falle gelangt
                              									ein Theil des Bades wieder nach K.
                           Textabbildung Bd. 283, S. 31Mischofen für Stahl. Eine ähnliche Vorrichtung, welche besonders für Stahlöfen geeignet ist,
                              									zeigen die Fig. 15 bis
                              										17. Hier tritt das
                              									Rohr a unten von der Seite in den Kessel K tangential ein, um auch bei dem Uebertreten des
                              									Metalles in den Kessel K die Weiterbildung zu
                              									befördern. Der Kessel K ist hier unterhalb seines
                              									Bodens mittels der Achse l in Lagern m drehbar, welche auf dem fahrbaren Gestell g mittels einer Schraubenspindel x verschoben werden können.
                           Durch Vermittelung dieser Spindel kann in Verbindung mit der Schraubenspindel y dem Kessel jede zur Ausübung des beschriebenen
                              									Verfahrens geeignete Lage ertheilt und insbesondere auch das Rohr a in den an den Ofen A
                              									sich anschliessenden Behälter A2 eingetaucht werden. Das vom oberen Theil des
                              									Kessels K ausgehende Rohr r ist drehbar mittels einer Stopfbüchse eingeführt und durch ein
                              									verlängerbares Rohr r1
                              									mit dem drehbar am Fahrgestell g gelagerten Rohr r2 verbunden. Dieses
                              									Rohr ist durch einen Dreiweghahn s an die beiden
                              									Leitungen d und o für
                              									verdichtete und verdünnte Luft angeschlossen. Letztere sind durch gelenkige Rohre
                              									oder Schläuche mit festen Rohrleitungen verbunden, so dass die Fahrbarkeit der
                              									ganzen Einrichtung ermöglicht ist, ohne dass eine Absperrung der Leitungen
                              									erforderlich wird. Oben bei q befindet sich am Kessel
                              										K ein durch Glimmer abgeschlossenes Schauloch. Mit
                              									einem solchen fahrbaren Kessel kann man nicht nur in der beschriebenen Weise
                              									Wallungen in dem Bade erzeugen, sondern auch dadurch eine innigere Vermischung
                              									herbeiführen, dass man aus einem Theil des Ofens Metall entnimmt und in einen
                              									anderen Theil des Ofens wieder einführt. Ebenso kann man mittels der beschriebenen
                              									Vorrichtung Metall aus einem Ofen entnehmen und in einen anderen Ofen entleeren,
                              									beispielsweise behufs Herstellung von Stahl in getrennten Oefen oder Convertern, von
                              									denen der eine basisch, der andere sauer ist. Da der Inhalt des Kessels K ein ganz bestimmter ist, so lässt sich bei solchem
                              									Verfahren die Entnahme sehr leicht regeln, derart, dass man bestimmte Mengen eines
                              									flüssigen Metalles aus einem Ofen in einen zweiten überführen kann. Dies lässt sich
                              									leicht in der Weise bewirken, dass die Entnahme selbsthätig unterbrochen wird,
                              									sobald eine bestimmte Gewichtsmenge in den Kessel übergeführt ist. Dass der Kessel
                              									auch als Giesspfanne benutzt werden kann, braucht nicht weiter erläutert zu
                              									werden.
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)