| Titel: | Neuheiten in Heizungs- und Feuerungsanlagen. | 
| Autor: | F. H. Haase | 
| Fundstelle: | Band 283, Jahrgang 1892, S. 37 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Neuheiten in Heizungs- und
                           								Feuerungsanlagen.
                        Von F. H. Haase.
                        Mit Abbildungen.
                        (Fortsetzung von „I. Zimmeröfen“ Bd. 282 *
                           								223.)
                        Neuheiten in Heizungs- und Feuerungsanlagen.
                        
                     
                        
                           Textabbildung Bd. 283, S. 36Zimmerofen von Digard. Einen Kaminofen von sehr gefälligem Aeussern und sehr einfacher und dabei
                              									zweckmässiger Construction veranschaulichen die Fig. 9 bis 11. Derselbe, eine
                              									Erfindung von S. Digard ainé in Paris, besteht aus
                              									einem vollständigen eisernen Ofen, welcher in einigem Abstand von Kacheln in
                              									der Weise umkleidet ist, dass der Zwischenraum von der zu erwärmenden Zimmerluft
                              									oder auch von Frischluft, welche durch einen Kanal unter dem Ofen herzuströmt,
                              									bestrichen wird; ausserdem enthält aber auch der eiserne Ofen selbst noch eine,
                              									seine Feuerbüchse b umgebende Kammer c, die von der zu erwärmenden Luft durchströmt
                              									wird.
                           Da ein grosser Theil der Feuerbüchse vor die Kachelummantelung des Ofens hervortritt,
                              									so verbindet dieser ebenso wie der vorhergehend betrachtete, die Annehmlichkeit
                              									eines eisernen Ofens mit der eines Kachelofens und erweckt zugleich, vermöge der mit
                              									grossen Durchbrechungen versehenen Feuerthüre a den
                              									Eindruck eines Heizkamins, welcher Eindruck auch dann noch in gewissem Grade bleibt,
                              									wenn man die Durchbrechungen der Thüre a mit
                              									Glimmerscheiben bekleidet.
                           Die Feuergase steigen zunächst, zwecks inniger Vermischung mit der Verbrennungsluft
                              									durch einen sehr engen, in die Kammer d frei
                              									ausmündenden Schacht f empor, strömen sodann hier zu
                              									beiden Seiten des Schachtes f abwärts, um in eine
                              									hinter der Kammer d liegende Kammer g zu gelangen, durch deren Decke sie nach dem
                              									Rauchkanal e abströmen. Die zu erwärmende Luft strömt
                              									am Fusse des Ofens zu und theilt sich hier in zwei Abteilungen, von denen die eine
                              									in der Kammer c die Feuerbüchse umspült, während die
                              									andere Abtheilung den ganzen eisernen Ofen von aussen bestreicht und unterhalb der
                              									Bekrönung der Kachelummantelung aus dieser hervorströmt.
                           
                        
                           II. Vorrichtungen zur Verbesserung und zur Sicherung der
                              									Zugwirkung der Kamine.
                           Verstärkung der Zugwirkung eines Kamins kann in vielen Fällen am zweckmässigsten
                              									durch Erhöhung der inneren Temperatur desselben erzielt werden und zwar jeweils
                              									dann, wenn eine solche Temperaturerhöhung ohne allzuhohe Kosten herbeigeführt und
                              									ohne Wärmeverlust zur Anwendung gebracht werden kann. Ein Wärmeverlust ist aber
                              									hierbei immer ausgeschlossen, wenn die Temperaturerhöhung durch Verminderung der
                              									Abkühlung des Kamins gewonnen werden kann.
                           Aus diesem Grunde sind die doppelwandig und die hohlwandig ausgeführten Kamine als
                              									besonders zweckmässig zu bezeichnen, sofern die in ihren Wandungshöhlungen
                              									befindliche Luft nicht durch Oeffnungen entweichen und durch andere von unten
                              									herzudringende Luft ersetzt werden kann, weil ruhende Luftschichten, vermöge ihrer
                              									sehr geringen Wärmeleitungsfähigkeit, sehr gut gegen Abkühlung schützen,
                              									vorbeistreichende Luftmassen dagegen nach Maassgabe ihres Ersatzes durch kühlere
                              									Luft die Abkühlung begünstigen.
                           Selbstverständlich wird man in erster Linie sein Augenmerk darauf zu richten haben,
                              									ob von irgend einer Stelle her kühlere Luft in den Kamin selbst eindringen kann, und
                              									dafür zu sorgen haben, dass dies fernerhin nicht mehr geschehen kann. Unterhalb der
                              									Einmündungsöffnung einer Feuerstelle befindliche Kaminverlängerungen kommen dabei
                              									nur dann als abkühlend in Betracht, wenn denselben durch seitliche Oeffnungen oder
                              									Spalten kühlere Luft zuströmen kann. Bei vielen Hauskaminen, in welche in
                              									verschiedenen Stockwerken oft mehrere Oefen einmünden, lässt sich gegen Luftzuströmung von unten
                              									her nichts machen, da es nicht immer angeht, zum Zweck der Verstärkung der
                              									Zugwirkung eines Kamins für eine höher gelegene Feuerstelle die darunter
                              									einmündenden kaltliegenden Oefen abzusperren oder die Inhaber dieser letzteren
                              									selbst zu zwingen, ihren Kaminabzug zu verschliessen, sobald das Feuer in ihren
                              									Oefen erlischt.
                           Es ist eben deshalb bei Neubauten möglichst dahin zu trachten, dass für jedes
                              									Stockwerk und jede Wohnung besondere Kamine oder doch bis zu möglichst grosser Höhe
                              									unabhängig hoch zu führende Rauchröhren vorgesehen werden. Uebrigens genügt hierbei,
                              									bei eckenfreier, allmählich ansteigender Richtung der Rauchgaseinführung in eine
                              									solche Rauchröhre in den meisten Fällen schon eine ziemlich geringe Höhe dieser
                              									letzteren, um einen recht lebhaften Zug zu bewirken; denn da die Geschwindigkeit r, mit welcher die Abströmung der Luft durch einen
                              									Rauchabzug erfolgt, ausdrückbar ist durch:
                           
                              v=0,268\,\varphi\,\sqrt{\frac{h\,(t-t_0)}{1+0,00367\,t}}
                              
                           wenn h die Rauchröhre in Metern,
                              										t und t0 beziehentlich die in Celsius-Graden ausgedrückte,
                              									im Innern der Rauchrohre herrschende Temperatur und die Temperatur der Luft im
                              									Freien bezeichnen und φ ein den Widerständen
                              									entsprechender Faktor ist, so erkennt man, dass bei hoher Innentemperatur eine
                              									Rauchröhre von 1 m Höhe zumeist schon eine ziemlich grosse Luftzuggeschwindigkeit
                              									verursachen kann.
                           Ist beispielsweise t = 80° und t0
                              									= 0°, so erhält man, unter Annahme eines, guter
                              									Einrichtungen der Züge eines Ofens entsprechenden Werthes φ
                                 										= 0,3:
                           
                              v=0,268\,\times\,0,3\,\sqrt{\frac{80}{1,2936}}=0,63\
                                 										m
                              
                           was bei 75 mm lichter Weite des Rauchrohres einem Luftstrome
                              									von 3600 × 0,0044 × 0,63 = 9,98 cbm in einer Stunde oder der stündlichen Verbrennung
                              									von etwa ¾ kg Steinkohle in einem mittelgut construirten Ofen entspricht.
                           Allerdings wird die Temperatur Verschiedenheit zwischen der Rauchrohrtemperatur und
                              									der Temperatur im Freien beim Anheizen mitunter nicht mehr als 10° betragen, aber da
                              									in diesem Falle auch der Werth von t im Nenner des
                              									Wurzelausdruckes wesentlich kleiner ist, so bleibt die Zugwirkung, wie man sich
                              									leicht überzeugen kann, gewöhnlich doch immer noch grösser als 35 Procent der
                              									vorstehend ermittelten.
                           Nach Maassgabe der vorstehenden Betrachtung ist man in der Lage, für jeden Abzug
                              									eines Zimmerofens auch im Falle des Vorhandenseins weiter Kamine eine erwünschte
                              									Zugverbesserung durch Einziehen von besonderen Rauchröhren von leichtbestimmbarer
                              									Höhe herbeizuführen.
                           Wenn mehrere in verschiedenen Stockwerken stehende Oefen in ein enges russisches
                              									Hauskamin einmünden, in welches man gesonderte Rauchröhren nicht einlegen kann, so
                              									kann man gleichwohl von deren Nutzen dennoch und zwar mit völlig gleichem Erfolg
                              									Gebrauch machen, wenn man in dem Räume selbst über der Ofenabzugmündung eine
                              									gesonderte Rauchröhre von der den vorstehenden Betrachtungen gemäss zu bestimmenden
                              									Höhe aufstellt und dieselbe erst an ihrem oberen Ende in den mehreren Oefen
                              									gemeinschaftlichen Hauskamin einführt.
                           Dasselbe Princip kann auch zur Verhütung des Rauchrückschlages bei weiten
                              									offenen Heizkaminen mit Erfolg zur Anwendung gebracht werden, indem man die aus der
                              									Flamme emporsteigenden Feuergase durch eine sich verjüngende Haube vereinigt und auf
                              									diese Haube unmittelbar eine Rauchröhre aufsetzt. Man kann dabei auch noch bei
                              									geeigneter Construction der Haube einen Theil der in den abziehenden Feuergasen
                              									enthaltenen Wärme durch Strahlung dieser Haube für das zu erwärmende Zimmer
                              									gewinnen.
                           Eine für diesen Zweck geeignete eiserne Haube ohne Rauchrohransatz veranschaulichen
                              									die beiden Figuren 12 u. 13 in einer vor kurzem patentirten Ausführung von Kenneth Mc Kenzie in Edinburgh.
                           Im Untertheil dieser Haube werden die Feuergase durch zwei gegeneinander und gegen
                              									einen vierkantigen Querkanal b geneigte Platten aa genöthigt, sich in einen engen Raum
                              									zusammenzudrängen und vermöge ihrer hierbei erfolgenden innigen Vermischung mit der
                              									Luft vollkommen zu verbrennen. Zugleich werden sie hierbei genöthigt, den Querkanal
                              										b dicht zu umspülen und denselben demgemäss stark
                              									zu erhitzen.
                           Textabbildung Bd. 283, S. 37Ofen von Mc Kenzie. Wird nun dieser Querkanal an der Rückseite der Haube geschlossen und an
                              									der Vorderseite dem zu erwärmenden Räume zu geöffnet, so gibt er an diesen einen
                              									Theil seiner Wärme durch Strahlung ab, behält aber zugleich auch, vermöge der sehr
                              									geringen Bewegung der in ihm befindlichen Luft so viel Wärme zurück, dass er ins
                              									Glühen geräth, wodurch die Vollkommenheit der Verbrennung der Feuergase noch mehr
                              									begünstigt wird. Dieselben ergeben deshalb auch einen guten Heizeffect, der zum
                              									grossen Theil durch die Wandungen der Haube nach dem zu erwärmenden Räume
                              									ausstrahlend übertragen wird. Dabei wird die Ausstrahlung nicht nur durch den
                              									Querkanal b, sondern auch noch durch ein prismatisches
                              									Querstück d begünstigt, welches den Abzug der
                              									Verbrennungsgase auch am oberen Ende der Haube verlangsamt, dessen Hauptzweck aber
                              									nach der Absicht des Erfinders darin bestehen soll, den Rückschlag von Rauch in den
                              									zu erwärmenden Raum zu verhindern.
                           Der Erfinder hat aber offenbar nur im Auge gehabt, dass Wind, welcher, vermöge der
                              									grossen Weite des Kamins in denselben eindringen könnte, nicht im Stande sein
                              									sollte, die seine Haube durchstreichenden Feuergase in den zu erwärmenden Raum
                              									zurückzudrängen. Diesen Erfolg erreicht er indessen nur theilweise vermöge der hohen
                              										Temperatur
                              									seiner Haube, weil diese einen sehr kräftigen Luftauftrieb seitlich der Haube von
                              									unten her begünstigt; vollständig aber kann er den beabsichtigten Zweck nicht
                              									erreichen, solange neben der Haube ein Wirkungsraum für in den Kamin eindringenden
                              									Wind frei bleibt.
                           Es ist deshalb im allgemeinen viel richtiger, den Rauchrückschlag dadurch zu
                              									verhüten, dass man auf dem oberen Ende weiter Kamine Kaminaufsätze anbringt, welche
                              									das Eindringen von Wind in den Kamin überhaupt verhindern.
                           Das Princip, nach welchem derartige Aufsätze zu construiren sind, habe ich an anderer
                              									Stelle dieser Zeitschrift eingehend besprochen. Die Anzahl der mehr oder weniger
                              									zweckmässig construirten Vorrichtungen dieser Art ist sehr gross; der Nebenzweck,
                              									als Rauch- und Luftsauger zu wirken, welcher vielfach von ihren Erfindern in den
                              									Vordergrund gestellt wird, ist am besten ganz ausser Erwägung zu lassen, weil er
                              									sehr geeignet ist, zu irrigen Ansichten zu verleiten, welche dem Fortschritt in der
                              									Heizungsbranche nur hinderlich sind, zumal bei den meisten derjenigen Windablenker,
                              									bei deren Construction das Augenmerk allzusehr auf eine Saugwirkung gerichtet ist,
                              									auf den Einfluss der atmosphärischen Niederschläge wenig oder gar nicht Rücksicht
                              									genommen ist und aus diesem Grunde die Windablenker oft keineswegs sehr
                              									empfehlenswerth sind. Ausserdem sind dieselben auch meistens dem Kaminfeger sehr
                              									hinderlich, eine hinreichende Kaminreinigung vorzunehmen, wenn für Seitenthüren
                              									unmittelbar unter denselben nicht Vorsorge getroffen ist.
                           Textabbildung Bd. 283, S. 38Fig. 14.Kaminaufsatz. Dieser letztere Uebelstand haftet übrigens auch manchen sonst sehr
                              									zweckmässigen Kaminaufsätzen an.
                           Eine Verminderung desselben ist bei dem in Figur 14
                              									dargestellten, übrigens keineswegs empfehlenswerthen Kaminaufsatz dadurch
                              									angestrebt, dass die unten geschlossene kegelförmige Bedachung desselben einen in
                              									die Höhe schiebbaren Bodentheil hat, welcher die Kaminfegerbürste leichter ein- und
                              									ausbringen lassen soll.
                           Textabbildung Bd. 283, S. 38Cashill's Kaminaufsatz. Es muss jedoch bemerkt werden, dass eine so steile Bedachung, welche einen
                              									Boden zur Verhütung eines Windfangens benöthigt, gar nicht erforderlich ist und dass
                              									sie hier geradezu als fehlerhaft zu bezeichnen ist, weil sie, zwecks Einführung der
                              									Kaminfegerbürste so knapp bemessen ist, dass sie das Kamin gegen Windeindringung
                              									nicht genügend schützt und auch gegen das Eindringen atmosphärischer Niederschläge
                              									gar keine Sicherheit bietet; es ist sogar trotz der steilen Bedachung sehr
                              									leicht möglich, dass in einer Winternacht die Rauchabzugsöffnung zuschneit und
                              									theilweise vereist. Deshalb kann ich den vorliegenden Kaminaufsatz nur als ein
                              									Product der Verirrung ihres Corstructeurs bezeichnen.
                           Ganz im Gegensatze dazu ist der in den Fig. 15 u. 16 dargestellte
                              									Kaminaufsatz von John D. Cashill in Princetown dem
                              									Princip nach als sehr zweckmässig zu bezeichnen, nur müssten die Dimensionen
                              									desselben geändert werden; insbesondere müssten die beiden Seitenrohre g einen Querschnitt erhalten, der halb so gross als der
                              									Kaminquerschnitt oder nur wenig kleiner als dessen Hälfte ist; dabei könnte auch
                              									deren innere Begrenzung von der Seitenwandung des Schachtes h gebildet werden und der obere Theil des Aufsatzes müsste entsprechend
                              									der durch die Schutzbleche ii bewirkten
                              									Querschnittsverengung etwas erweitert werden, endlich erscheint auch die Höhe des
                              									Aufsatzes grosser als nöthig.
                           Wie ohne weiteres ersichtlich ist, dient der zwischen den beiden Seitenrohren g befindliche Schacht h
                              									als Auffangraum für Wind und Niederschläge, welche unter der Bedachung n in den Aufsatz hineingeweht werden, und der erstere
                              									entweicht ohne weiteres durch die von der Klappe k
                              									theilweise verdeckte Oeffnung, während Schnee, insoweit er nicht schmelzend von
                              									selbst auf der schiefen Ebene m selbst abfliesst, nach
                              									Anhebung der Klappe k beseitigt werden kann.
                           Wird in der schiefen Ebene m selbst eine
                              									dichtschliessende Klappe vorgesehen, so kann, nach deren Wegnahme, der Kaminfeger
                              									mit aller Bequemlichkeit und ohne Beschädigung des Kaminaufsatzes, den Kamin selbst
                              									gut reinigen; die Seitenrohre g aber können von oben
                              									her durch besondere Kappenverschlussöffnungen hindurch ausgefegt werden.