| Titel: | H. Wetzer's Stationsrufer. | 
| Fundstelle: | Band 283, Jahrgang 1892, S. 38 | 
| Download: | XML | 
                     
                        H. Wetzer's Stationsrufer.
                        Mit Abbildungen.
                        H. Wetzer's Stationsrufer.
                        
                     
                        
                           Wie 1891 282 110 berichtet worden ist, war in Frankfurt von der k. bayrischen
                                 										Telegraphenverwaltung eine von dem Telegraphenfabrikanten Hermann Wetzer in Pfronten bei Kempten herrührende neuere Form des zum Rufen eines
                              									einzelnen von den in einer Telegraphenlinie liegenden Aemtern bestimmten Läutewerkes
                              									von Wittwer und Wetzer ausgestellt. Die im D. P. J.
                              									1880 236 * 220 beschriebene Form war zunächst bald darauf
                              									und im Einklänge mit dem zweiten an C. Wittwer in
                              										Regensburg und H. Wetzer ertheilten Zusatzpatente * Kl. 21 Nr. 15007
                              									vom 24. October 1880 (vgl. auch 1883 248 * 332) dahin
                              									abgeändert worden, dass in Ruhestromlinien der abfallende Relaisanker den Localstrom
                              									durch den Elektromagnet des Stationsrufers schloss, durch dessen Anker eine gekerbte
                              									Scheibe in eine zweite, von einem Laufwerke in beständigem Umlauf erhaltene einlegte
                              									und die erstere sammt einem Zeiger und einem Contactarme so lange in Umdrehung
                              									versetzte, als der Linienstrom unterbrochen wurde; stand beim Wiederauftreten des
                              									Linienstromes der Contactarm gerade nach unten, so legte er sich beim
                              									Wiederniedergehen der erstgenannten Scheibe mit einem Vorsprunge auf einen
                              									Contactstift auf, welcher aus einem einarmigen Hebel vorstand, und schloss so einen
                              										Localstrom durch
                              									einen Wecker, bis durch Niederdrücken des Hebels der Stift freigegeben wurde, und
                              									nun Scheibe, Arm und Zeiger durch ein kleines Gewicht, das beim Umlaufen der Scheibe
                              									durch das Aufwickeln seiner Schnur auf die Scheibenachse gehoben worden war, in die
                              									Ruhelage zurückgeführt werden. Bei gehobener Scheibe vermag der Contactarm mit
                              									seinem Vorsprunge über, bei gesenkter aber unter dem Contactstifte hinweg zu
                              									gehen.
                           Mit Stationsrufern sind in Bayern etwa 170 Aemter ausgerüstet, einige mit der
                              									neuesten Form. Die Ankerhebel der Morse schliessen in letzteren Aemtern eine
                              									besondere kleine Localbatterie, welche zugleich auch für die elektrische Klingel
                              									dient. So oft in einem der Aemter der Ruhestromleitung durch Niederdrücken des
                              									Tasters der Strom unterbrochen wird, schliesst der Schreibhebel in allen Aemtern die
                              									Localbatterie durch den Elektromagnet E des
                              									Stationsrufers, dessen Einrichtung in Fig. 1 bis 3 in 0,4 der natürlichen Grosse skizzirt ist. Der
                              									Elektromagnet E nebst Anker und Abreissfeder befinden
                              									sich auf einer Platte A, welche mit der vordern
                              									Gestellplatte B des Uhrwerkes fest verbunden, gegen
                              									dieselbe aber isolirt ist. Das Uhrwerk wird täglich einmal aufgezogen; es dreht die
                              									Stahlscheibe a beständig in der Richtung des Pfeiles,
                              									so dass a in 40 Secunden einen Umlauf vollendet.
                           Der Anker des Elektromagneten E trägt eine dünne
                              									Metallstange s und legt sich, wie in Fig. 1, mittels
                              									derselben, so lange der Anker nicht angezogen, vor ein in den Rahmen b eingesetztes Elfenbeinstück e; die Feder F drückt den Rahmen b gegen die Stange s,
                              									letztere aber verhindert, dass der um die Achse d
                              									drehbare Rahmen b jetzt so weit emporgehen kann, dass
                              									eine der Scheibe a gleichende zweite im Rahmen b leicht drehbar gelagerte Scheibe g mit a in Berührung
                              									kommt.
                           Textabbildung Bd. 283, S. 39H. Wetzer's Stationsrufer. Wenn dann der Anker von E durch die Wirkung
                              									des Localstromes angezogen wird, wie in Fig. 2, so geht s mit in die Höhe und nun vermag die Feder F den Rahmen b empor zu
                              									drängen und die Scheibe g gegen a zu pressen, weshalb von da an g nebst dem
                              									Zeiger z und dem Contactarme c, welche auf ihrer Achse sitzen, ebenfalls in Umdrehung versetzt wird.
                              									Damit zwischen a und g
                              									nicht etwa ein Gleiten eintreten kann, sind die Mantelflächen beider Scheiben fein
                              									geriffelt. Während aber die Scheibe g sich dreht,
                              									wickelt sich die Schnur des kleinen Gewichtes G um
                              									eine Rolle, wie dies Fig. 3 sehen lässt, und wenn
                              									dann der Anker von E wieder abfällt, wird das Gewicht
                              										G die Scheibe y nebst
                              									dem Zeiger z und dem Arme c wieder in ihre Ruhelage zurückführen, sofern sie nicht etwa an diesem
                              									Rückgange auf irgend eine Weise gehindert wird.
                           Die Contactarme c sind in jedem der verschiedenen zu
                              									rufenden Aemter in einer anderen Stellung gegen den Zeiger z auf die Achse der Scheibe g aufgesteckt. In
                              									der Ruhestellung der Scheibe g stehen alle Zeiger auf
                              									der mit o bezeichneten Stelle ihres Zifferblattes. Wenn
                              									von irgend einem Amt der Telegraphenlinie ein beliebiges anderes Amt gerufen werden
                              									soll, so wird im ersteren der Taster niedergedrückt, alle Elektromagnete E sprechen deshalb an und alle Zeiger setzen sich
                              									gleichmässig in Bewegung von o aus und erreichen
                              									gleichzeitig die Ziffern 1, 2, 3 u.s.w.
                           Textabbildung Bd. 283, S. 39Fig. 3.H. Wetzer's Stationsrufer. Der Beamte des rufenden Amtes hält nun den Taster so lange niedergedrückt,
                              									bis an seinem Stationsrufer und ebenso an allen anderen der Zeiger z auf der Ziffer des zu rufenden Amtes angekommen ist
                              									und lässt dann den Taster los, schliesst also den Linienstrom wieder und macht alle
                              									Elektromagnete stromlos; zu diesem Zeitpunkte steht in dem zu rufenden Amte – und
                              									nur in diesem Amte – der Contactarm c gerade so, dass
                              									er von dem in die Stange s eingesetzten Platinstifte
                              										i getroffen wird. Der obere Theil des Contactarmes
                              										c ist ebenfalls aus Platin; derselbe springt, nach
                              										Fig. 4, ein entsprechendes Stück vor und ist
                              									überdies an beiden Enden scharf umgebogen. Der zwischen die aufgebogenen Ränder des
                              									Contactarmes c sich einlegende Stift i hält daher im gerufenen Amte den Arm c zurück und verhindert, dass das Gewicht G die Scheibe g und den
                              									Zeiger z in die Ruhelage zurückbringt.
                           Textabbildung Bd. 283, S. 39Fig. 4.H. Wetzer's Stationsrufer. In allen übrigen Aemtern dagegen kehren die Zeiger auf o zurück; denn in den Aemtern höherer Nummer ist der
                              									Contactarm c noch gar nicht bis zum Stifte i vorgerückt und in den Aemtern von niedrigerer Nummer
                              									geht i so weit herab, dass der vorspringende Theil von
                              										c bequem über i
                              									hinweggehen kann.
                           
                           In jedem Amte ist nun zwischen die gegen einander isolirten Platten A und B eine elektrische
                              									Klingel eingeschaltet; diese läutet jedesmal nur in dem gerufenen Amte, weil nur in
                              									diesem der Stromkreis durch c und i geschlossen ist. Damit indessen dieser Contact nicht
                              									etwa durch Telegraphiren oder durch eine sonstige Linienunterbrechung und das
                              									dadurch herbeigeführte Emporgehen der Stange s mit dem
                              									Stifte i unterbrochen werden kann, bevor der gerufene
                              									Beamte erschienen ist, ist an dem Stationsrufer noch die Falle D angebracht worden, welche ihre Drehachse bei v hat und während der Ruhestellung der Scheibe g durch einen aus dieser vorstehenden und auf einen in
                              									dem unteren, isolirten Theil der Falle D eingesetzten
                              									Stift r wirkenden Stift u
                              									nach links gedrückt ist, wie dies Fig. 1 sehen lässt. Wird
                              									ein Amt gerufen, so gehen alle Fallen nach rechts, um dann von der Scheibe g mittels des Stiftes u
                              									wieder nach links gedrückt zu werden; in dem gerufenen Amte aber ist letzteres nicht
                              									möglich, weil c und g
                              									festgehalten werden, und deshalb bleibt in diesem Amte die Falle D gerade herunter hängen, wie in Fig. 3, und dabei steht ein rückwärts aus D vortretender Halbcylinder m gerade über dem in die obere Seite des Ankers eingesetzten Stift n und verhindert, dass der Elektromagnet E seinen Anker wieder an die Pole heranziehen und durch
                              										i die Scheibe g
                              									freigeben kann.
                           Im Inneren des Schutzkastens ist an dem Block N noch die
                              									federnde Schiene S befestigt; der an dieselbe
                              									angenietete Knopf K ragt aus einer Oeffnung des Kastens
                              									hervor; kommt der gerufene Beamte an den Stationsrufer, so drückt er auf den Knopf
                              										K und schiebt mit dem oberen Ende der Feder S den oberen Theil des Rahmens b vorwärts, so dass sich das untere Ende des Rahmens um d nach links dreht und der Arm c vom Stifte i frei wird, das Gewicht G also die Ruhestellung der Theile wieder herstellen
                              									kann.
                           Mit einem solchen Stationsrufer lassen sich 14 Aemter in einer Telegraphenlinie
                              									rufen. Das Rufen des ersten Amtes erfordert 4⅙ Secunden; bei jedem noch folgenden
                              									Amte sind noch 2½ Secunden mehr erforderlich. Das Platinstück am Arme c ist so breit, dass der Anruf noch sicher erfolgt,
                              									wenn der Rufende seinen Taster selbst ¾ Secunden zu früh oder zu spät loslässt.