| Titel: | Ueber die Fortschritte der Photographie und der photomechanischen Druckverfahren. | 
| Autor: | J. M. Eder, E. Valenta | 
| Fundstelle: | Band 283, Jahrgang 1892, S. 40 | 
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                        Ueber die Fortschritte der Photographie und der
                           								photomechanischen Druckverfahren.
                        Von Dr. J. M. Eder und E.
                                 									Valenta in Wien.
                        (Fortsetzung.)
                        Ueber die Fortschritte der Photographie und der photomechanischen
                           								Druckverfahren.
                        
                     
                        
                           Cyanotypien auf Albuminpapier beschreibt „Scientific American“ (St. Louis and Canadiern
                                 										Photographer 1890 S. 4).
                           Man lässt gewöhnliches Albuminpapier auf einer Mischung von citronensaurem Eisenoxyd
                              									und rothem Blutlaugensalz in Wasser gelöst ½ Minute schwimmen. Die Papiere sind
                              									nicht haltbar.
                           Nicol's Prozess zum Copieren mit Eisensalzen besteht in
                              									folgendem: Man stellt sich eine Lösung von 5 Thl. Ferrydoxalat, 5 Thl. Ferrydtartrat
                              									in 100 Thl. Wasser her, präparirt das Papier, lässt trocknen und exponirt unter
                              									einem Negativ. – Die Copie wird sodann durch Schwimmenlassen auf einer Lösung von
                              									Kaliumoxalat (10 Thl.) und Silbernitrat (1½ bis 2 Thl.) in 100 Thl. Wasser
                              									entwickelt; welcher Ammoniak bis zur Klärung zugesetzt worden ist.
                           Gewaschen wird mit einer Lösung von Ammoniak (3 Thl.) und Natriumcitrat (1½ Thl.) in 450 Thl. Wasser; eine weitere Fixirung
                              									mit Fixirnatronlösung ist nicht nöthig. (Phot. News
                              									1890.)
                           Ueber Lichtpausen mit schwarzen Linien auf weissem
                                 										Grunde macht E. Goold nähere Mittheilungen. Er
                              									präparirt das Papier mit einer Lösung von 2½. Drchm. (engl.) Gelatine. 5½ Drchm.
                              									Eisenchlorid, (?) 2½ Drchm. Weinsäure, 2½ Drchm. Zinkvitriol in 12 Unzen Wasser,
                              									welche Lösung er mittels eines Schwammes aufträgt. Nach dem Trocknen beim Belichten
                              									unter einem Negativ erhält man nach ungefähr 3 Minuten ein Bild mit schwarzen Linien
                              									auf weissem Grunde.
                           Das nunmehr erloschene Privilegium über „Negrographie“ von Itterheim theilen
                              									wir in Nachfolgendem mit: Sogenanntes endloses, glattes, gut geleimtes Papier wird
                              									auf einer 25 procentigen Lösung von arabischem Gummi (oder Gelatine), welche mit 15
                              									Procent Alkohol versetzt wurde, durch Ziehen (Schwimmen lassen) präparirt,
                              									getrocknet und nun mit einer 7 procentigen Lösung von doppeltchromsaurem Kali,
                              									welche 5 Procent Alkohol enthält, in gleicher Weise behandelt. Zur Anfertigung der
                              									Copien wird das getrocknete Papier, welches sehr gut haltbar ist, auf die zu
                              									reproducirende Zeichnung in den Copirrahmen gelegt, je nach der Lichtstärke 15
                              									Secunden bis 4 Minuten belichtet, herausgenommen, gut gewaschen, getrocknet und nun
                              									wie folgt behandelt.
                           Man reibt die Bildseite mit fetter Farbe ziemlich trocken an, bringt sie sodann in
                              									ein Bad von 3 procentiger Schwefelsäure und wäscht mit einem Pinsel ab.
                           Die vom Lichte nicht getroffenen Stellen bleiben hie- bei in der betreffenden Farbe
                              									markirt, während alle belichteten Stellen weiss werden. Das Bild gleicht getrocknet
                              									vollkommen einer Zeichnung.
                           
                        
                           Pigmentdruck.
                           Die Autotype Compagnie in London bringt neue
                              									Pigmentpapiere in den Handel, es sind dies die Nummern: 150 (rubinroth für
                              									Porträts), 151 (dunkelblau für Mondlichteffekte), 152 (meergrün für Seestücke);
                              									ferner ein neues Support-Papier (Nr. 87). Dasselbe stellt eine Verbesserung des
                              									früheren Doppel-Uebertragungspapiers (Final-Support-Papier), auf dem das Bild
                              									schliesslich verbleibt, vor. Es wird vor dem Gebrauch in eine 2 procentige
                              									Alaunlösung gebracht. Die auf dem „Temporary Support“ befindlichen Bilder
                              									werden mit Alaunlösung gegerbt und nach dem Abspülen mit Wasser nass auf das
                              										„Final-Support-Paper“ aufgequetscht; nach dem Trocknen hält das Bild auf
                              									dem Papier und lässt sich leicht von der früheren Unterlage dem
                              										„Temporary-Support-Paper“ abnehmen. (Phot.
                                 										Notiz. 1890 S. 157).
                           
                        
                           Das Feer'sche Verfahren und der Primulinprocess mit
                              									Anilinverbindungen.
                           Diese beiden Verfahren dienen in erster Linie dazu, auf Stoffen mittels einer Art
                              									Copirverfahren Musterzeichnungen zu färben. Das Feer'sche Verfahren ist das ältere und beruht auf dem Umstände, dass durch
                              									Einwirkung des Lichtes auf farblosen Ingredienzien, welche der Reihe der Theerproducte entnommen
                              									sind, farbige Verbindungen entstehen; es schliesst sich also den gewöhnlichen
                              									Copirverfahren an.
                           Das von Green, Cross und Bevan erfundene Primulinverfahren dagegen arbeitet mit einem Körper,
                              									welcher an und für sich geeignet ist durch geeignete Behandlung sich in einen
                              									Farbstoff umzuwandeln, diese Eigenschaft aber im Lichte verliert. Das Verfahren
                              									liefert also Positiv-Bilder vom Positiv entgegen den sonstigen Copirverfahren!
                           Der Primulinprocess ist das einfachere der beiden Verfahren. Man benutzt bei
                              									demselben die Thatsache, dass sämmtliche Diazokörper, welche auf den primären Aminen
                              									durch Behandlung mit salpetriger Säure erhalten werden, durch Belichtung die
                              									Eigenschaft, sich mit Aminen und Phenolen zu Azofarbstoffen zu vereinigen,
                              									verlieren. Die Herren Green, Cross und Bevan fanden nun unter den verschiedenen primären
                              									Aminen das Primulin am geeignetsten, indem dasselbe eine Diazoverbindung gibt, deren
                              									Zersetzung am Lichte so rasch ist, dass sich darauf ein photographisches Verfahren
                              									gründen lässt.
                           Das Primulin ist die Sulfosäure eines gelb gefärbten primären Amines, des
                              									Dehydrothioparatoluidins. Es wurde von Green gefunden
                              									und hat die Eigenschaft in wässeriger Lösung an Cellulose leicht anzufallen. Es
                              									lässt sich leicht auf der Faser diazotiren, wenn man dieselbe in eine mit Essigsäure
                              									versetzte Lösung von salpetrigsaurem Natron bringt. Die entstandene Diazoverbindung
                              									ist im Dunkeln nicht veränderlich; man kann daher das Gewebe oder Papier, welches
                              									damit durch die geschilderte Behandlung präparirt worden ist, im Dunkeln trocknen.
                              									Das Gewebe oder Papier wird nach dem Trocknen unter einem entsprechenden Positive
                              									belichtet, hierbei verlieren die vom Lichte getroffenen Stellen die Eigenschaft
                              									Farbstoffe mit gewissen nachstehend angeführten Körpern zu bilden und man erhält,
                              									wenn man das Gewebe, Papier etc. in Lösungen der Reagentien taucht, entsprechend
                              									gefärbte positive Bilder auf demselben. Als Hervorrufer dienen die folgenden
                              									Lösungen: für Gelb – Phenol, für Orange – Resorcin, für Braun – Phenylendiamin, für
                              									Carminroth – β-Naphtol, für Schwarzviolett –
                              									α-Naphtylamin.
                           Die Belichtungszeit beträgt etwa 2 Minuten im directen Sonnenlichte, was einer halben
                              									Stunde im zerstreuten Tageslichte entspricht.
                           Der Primulinprocess hat den Nachtheil, dass die erhaltenen Copien keinen rein
                              									weissen, sondern einen gelb gefärbten Grund besitzen; er ist aber sehr einfach,
                              									leicht durchführbar und dürfte sich zur Herstellung von Lichtpausen auf Leinwand
                              									sehr gut eignen, da man mit Hilfe desselben im Stande ist, verschiedene farbige
                              									Linien zu erzielen, indem man an den entsprechenden Stellen mittels eines Pinsels
                              									mit verschiedenen Entwicklern manipulirt.
                           Das Feer'sche Verfahren beruht auf einem ganz anderen
                              									Princip. Alle Diazoverbindungen vermögen sich nämlich mit schwefligsaurem Natron zu
                              									sogenannten diazosulfosauren Salzen zu vereinigen, welche Salze schön krystallisirte
                              									Körper darstellen, in denen die Eigenschaften der Diazoverbindungen vollkommen
                              									maskirt sind. Sie sind sehr beständig, explodiren nicht und wirken auch nicht auf
                              									Amine und Phenole farbstoffbildend ein. Mischt man sie mit der Lösung der letzteren,
                              									so erhält man farblose Flüssigkeiten, welche man auf Papier streichen kann.
                              									Nach dem Trocknen im Dunkeln und Exponiren unter einem Negativ wird durch die
                              									Einwirkung des Lichtes ein Zerfall der diazosulfosauren Salze bewirkt. Es wird an
                              									den vom Lichte getroffenen Stellen des Papiers, wo nun wieder der wahre
                              									ursprüngliche Diazokörper vorhanden ist, welcher auf das Phenol einwirkt, sofort die
                              									entsprechende Färbung entstehen; wir benöthigen dem zufolge ein Negativ, um ein
                              									positives Bild zu erhalten.
                           Man ist nach dem Feer'schen Verfahren im Stande, fast
                              									jeden Azofarbstoff durch Lichtwirkung herzustellen, kann dem zufolge jede beliebige
                              									Nuance erzeugen. Auffallend sind die scharlachrothen Bilder, welche man erhält, wenn
                              									man das Diazosulfonsalz des Pseudocumidins mit einer Lösung von β-Naphtol in Natronlauge mischt, die Mischung auf
                              									Papier streicht, trocknet und belichtet.
                           Resorcin gibt orangefarbene, Naphtylamin, an Stelle des
                              										β-Naphtols verwendet, violette Bilder.
                           Die Bilder zeigen schöne Weissen, sinken aber in's Papier stark ein, wodurch sie ein
                              									flaues Aussehen zeigen.
                           Ueber den Primulinprocess siehe Photog. News, 1890 S. 701 und 707 und Photogr.
                                 										Nachrichten 1890 S. 695. Green machte in der
                              									Versammlung der „British Association for the Advancement of Sciences“ zu
                              									Leeds Mittheilungen über das Primulin. Er warf ein Bruchtheil eines Grammes Primulin
                              									in ein 2 l stehendes Wasser enthaltendes Gefäss, worin es sich sofort löste. Ein
                              									Stück weissen Baumwollzeuges wurde darin untergetaucht, 1 bis 2 Minuten in der
                              									Lösung belassen und sodann mit Wasser gespült. Das hellgelb gefärbte Stück Zeug
                              									wurde nun mehr in eine ¼ procentige Lösung von salpetrigsaurem Natron, welche stark
                              									mit Schwefelsäure angesäuert war, gebracht und nach erfolgter Nitrirung des
                              									Primulins herausgenommen, ausgewaschen, ausgewunden und auf einer weissen Unterlage
                              									hinter einen der bekannten bunten Fensterbilder im feuchten Zustande etwa 10 Minuten
                              									bei trübem Tageslichte exponirt. Wendet man eine Phenollösung an, so wird das Bild
                              									wie erwähnt hervorgerufen. Dieser Vorgang wurde von Green experimentell der Versammlung vorgeführt. Die durch das Verfahren
                              									erhaltenen Farben sind nicht brillant, sondern gebrochen und geben künstlerische
                              									Effecte wie die der indischen Seiden.
                           Es lassen sich die Bilder auf Baumwolle, Wolle, Seide, Celluloid, Papier, auf
                              									Gelatinschichten etc. ausführen, die echt sein sollen. Der Hintergrund der Bilder
                              									zeigt einen leicht grauen oder gelblichen Ton, welcher indessen nicht störend wirken
                              									soll.
                           Als Entwickler empfiehlt Green:
                           
                              
                                 Roth
                                 alkalische
                                 Lösung
                                 von
                                 β-Naphtol
                                 
                              
                                 Gelbbraun
                                 „
                                 „
                                 „
                                 β-Disulfosäure
                                 
                              
                                 Gelb
                                 „
                                 „
                                 „
                                 Phenol
                                 
                              
                                 Orange
                                 „
                                 „
                                 „
                                 Resorcin
                                 
                              
                                 Braun
                                 Lösung von
                                 salzsaurem
                                 
                                 Phenylendiamin
                                 
                              
                                 Purpur
                                  „        „
                                 „
                                 
                                 α-Naphtylamin.
                                 
                              
                           An Stelle des gewöhnlichen Primulins (Diazoprimulins) können Homologe desselben zur
                              									Verwendung kommen, z.B. Dihydrotoluidinsulfosäure auf Baumwolle und Seide; hierdurch
                              									wird ein farbloser Grund erzielt.
                           Green stellte das Primulin zuerst im Jahre 1887 her,
                              									indem er Paratoluidin (2 Mol.) mit Schwefel (5 Mol.) auf 200 bis 300° C. erhitzte.
                              									Hierbei wird eine complicirte Amidobasis erhalten, welche durch Behandlung mit
                              									rauchender Schwefelsäure bei niederer Temperatur in eine Sulfosäure umgewandelt
                              									wird, deren Alkalisalze leicht in Wasser löslich sind und die bereits beschriebenen
                              									Eigenschaften besitzen.
                           Genaue Recepte für das Primulinverfahren finden sich im
                              										British Journ. of Photogr. Nr. 1589.
                           10 g Primulin werden in 300 cc Wasser gelöst, hierauf legt man 16 Stücke ungesteiftes
                              									Leinen (18/24 cm)
                              									in eine Schale, giesst die Lösung darüber und bewegt die Schale mit der lauwarmen
                              									Flüssigkeit ungefähr 10 Minuten. Man nimmt sodann den Stoff aus dem Bade, wäscht
                              									sorgfältig aus und taucht einzeln in ein Bad aus: 6,6 g salpetrigsaures Natron, 15
                              									cc Salzsäure und 1000 cc Wasser. Der Stoff färbt sich braunroth und ist nun
                              									lichtempfindlich geworden.
                           Nach dem Trocknen im Dunkeln und Belichten unter einem Diapositiv, wozu ein sehr
                              									kräftiges Diapositiv nöthig ist, wird ausgewaschen und dann mit einem der folgenden
                              									Entwickler behandelt.
                           
                              
                                 Für Roth:
                                 β-Naphtol
                                 3
                                 g
                                 
                              
                                 
                                 Aetznatron
                                 4
                                 g
                                 
                              
                                 
                                 Wasser
                                 300
                                 g
                                 
                              
                           
                              
                                 Für Orange:
                                 Resorcin
                                 2 g
                                 
                              
                                 
                                 Wasser
                                 300 cc
                                 
                              
                                 
                                 Aetznatron
                                 3,3 g
                                 
                              
                           
                              
                                 Für Purpur:
                                 α-Naphtylamin
                                 4 g
                                 
                              
                                 
                                 Salzsäure
                                 10 Tropfen
                                 
                              
                                 
                                 Wasser
                                 200 cc
                                 
                              
                           
                              
                                 Für Schwarz: Eikonogen
                                  (Amido-β-naphtol-β-monosulfo-säure)
                                 4 g
                                 
                              
                                 
                                 Wasser
                                 300 cc
                                 
                              
                           
                              
                                 Für Braun:
                                 Pyrogallussäure
                                 3,5 g
                                 
                              
                                 
                                 Wasser
                                 300 cc
                                 
                              
                           Nach dem Entwickeln wird gewaschen, angetrocknet und der noch
                              									etwas feuchte Stoff geplättet.
                           Das Primulin gibt eine tiefempfindliche Schicht, welche den höchsten Grad ihrer
                              									Empfindlichkeit gegen das lndigblau des Sonnenspectrums zeigt. Jedoch tritt auch im
                              									Roth noch kräftige Wirkung ein (Green, Photogr.
                                 										Wochenbl. 1891 S. 22).
                           
                        
                           Photographie in natürlichen Farben.
                           Ueber diesen Gegenstand hat Veress in Klausenburg sehr
                              									interessante Versuche gemacht.
                           Die Bilder sind zum Theil auf Glas, zum Theil auf Papier hergestellt und herrscht ein
                              									rubinrother bis rothgelber Ton vor. Blauviolett ist bei einzelnen Bildern
                              									gleichfalls noch zu erkennen, Grün fehlt.
                           Die lichtempfindliche Schicht besteht aus Chlorsilbercollodionemulsion;
                              									wahrscheinlich ist das Chlorsilber partiell zu Silbersubchlorid (Photochloridfarben empfindlich) reducirt worden. Das von
                              										Veress verwendete Papier gibt das Sonnenspectrum
                              									zum Theil in natürlichen Farben; so erscheint Roth, Orange, ein schmutziges Olive,
                              									und Blauviolett als continuirliches Spectrum; das Indigoblau als lavendelbrauner
                              									Streifen. In dieser Art gibt das Veress'sche Papier
                              									ähnliche Wirkungen bezüglich seines Verhaltens gegen das Sonnenspectrum wie die mit
                              									Silberchlorür überzogenen Platten, welche von Becquerel
                              									und Anderen benutzt wurden.
                           Dr. Miethe verwendet gesilbertes Albuminpapier, das er
                              									braun anlaufen lässt und dann 2 Minuten in eine Lösung von Kupfervitriol mit etwas
                              									Kaliumbichromat taucht. Nach dem Belichten unter farbigen Gläsern erhält man
                              									ähnliche Farben, wie sie die Veress'schen Bilder geben
                              										(Photogr. Wochenbl. 1890 S. 142).
                           J. Gaedicke verwendet
                              									Chlorsilbergelatine-Emulsionspapier (Aristo-Papier); er lässt dasselbe am Lichte
                              									sich bräunen (bis zu Dunkelrothbraun) und taucht das Papier sodann, wie dies Poitevin empfahl, in eine Mischung von gleichen Theilen
                              									einer Kupfervitriollösung, in welcher Flüssigkeit es 5 Minuten belassen wird.
                           Nach dem Trocknen im Dunkeln und Belichten unter farbigen Gläsern werden die
                              									entsprechenden Farben erhalten. Die hierbei störend wirkenden ultravioletten
                              									Strahlen hält er durch ein Uranin-Aesculinfilter ab. (Siehe diese Referate 282 64 * 89.)
                           Bei Anwendung solcher Filtern sollen die Farben nach entsprechender Belichtungszeit
                              									lebhafter hervortreten. Gaedicke wässert sein Papier
                              									nach dem Belichten mit Wasser, das etwas Schwefelsäure enthält, aus und trocknet im
                              									Dunkeln.
                           Die Farben halten sich ziemlich gut, wenn sie nicht dem
                                 										directen Tageslichte ausgesetzt werden.
                           Chlorsilber-Collodion gibt bessere Töne im Blau, dagegen schlechtere in Gelb und
                              									Roth. Fixirnatron zerstört die Farben. (Photogr.
                                 										Wochenbl. 1890 S. 142.)
                           Dr. Miethe empfiehlt zur Fixirung farbiger Bilder
                              									Chlormagnesiumlösung.
                           Ueber die neueren Fortschritte in der Heliochromie
                              									berichtet Gotthard in Eder's Jahrbuch für Photographie (für 1891 S. 46). Verfasser hat mit den Veress'schen Präparaten Versuche angestellt. Die
                              									farbenempfindliche Emulsion ist eine Chlorsilbercollodionemulsion oder eine
                              									Gelatineemulsion.
                           Die Präparate sind ziemlich unempfindlich und musste Gotthart bei den Spectralaufnahmen, welche er mit denselben machte, das
                              									Sonnenlicht mit Hilfe einer Linse auf den Spalt des Spectrographen concentriren, um
                              									gute Bilder zu erhalten.
                           Diese gaben die ganzen Farben des Spectrums vom äussersten Roth bis zum Violettroth
                              									gut wieder, nur war das Grün ein schmutziges Oliv und das reine Blau nicht
                              									vorhanden. Dies gilt für Collodion-Emulsionen, bei Gelatine-Emulsion erhielt Gotthart auch das Blau recht gut, dagegen wieder Roth
                              									und Gelb weniger deutlich.
                           Verfasser hat weitere Versuche mit dem Veress'schen
                              									Präparaten zur Herstellung von transparenten Bildern gemacht, welche er ausführlich
                              									schildert.
                           Ueber die Verwendung der Miethe'schen Lichtfilter
                              									bemerkt er, dass sie ihm wenig nützten, indem die verwendeten Spiegelscheiben des
                              									Copirrahmens im Vereine mit dem transparenten Papiere fast ebenso viel ultraviolette
                              									Strahlen absorbirten als das Lichtfilter, letzteres daher überflüssig wird.
                           Seine Versuche, in der Camera farbige Bilder mit den Veress'schen Präparaten zu erzielen, scheiterten an der Unempfindlichkeit
                              									derselben (Eder, Jahrbuch für Photogr. 1891 S.
                              									146).
                           Ueber die Entstehung der Farben in der Photochromie
                              									siehe Dr. W. Zenker's Abhandlung in Eder's Jahrb. für Photogr. f. 1891 S. 296.
                           R. E. Liesegang stellte Photographien in natürlichen
                              									Farben auf Chlorsilbercollodion mit Silbernitratüberschuss (auf Kreidebarytpapier)
                              									her, welches am Lichte schiefergrau anlaufen gelassen worden war. Nach zweitägiger
                              									Belichtung zeigten sich Roth, Blau und Grünroth gut auf demselben; zur Fixirung
                              									verwendet Liesegang eine verdünnte Kochsalzlösung und
                              									dann eine sehr verdünnte Lösung von Fixirnatron. Die Farben verschwanden nicht,
                              									sondern sollen eher kräftiger geworden sein, – das Tageslicht soll sie nicht
                              									irritiren. – (Phot. Arch. 1890 S. 149.)
                           M. E. Vallot in Paris verwendet folgende Methode zur
                              									Herstellung von Photographien in natürlichen Farben. Er liess dickes
                              									photographisches Papier auf einer Chlornatriumlösung (1 : 5) 3 Minuten schwimmen,
                              									silberte es sodann im gewöhnlichen Silberbade (5 Minuten), worauf es in Wasser
                              									gewaschen, dann noch 5 Minuten in der Kochsalzlösung gebadet und darauf wiederum
                              									gewaschen wurde. Durch Aussetzen dieses Papiers in einer Lösung von 100 cc Wasser, 3
                              									g Zinnchlorür und 10 Tropfen Schwefelsäure dem Lichte wird violettes Silberchlorür
                              									gebildet, welche farbenempfindlich ist.
                           Wenn die Schichte eine tief violette Farbe angenommen hat, wird gewaschen und
                              									getrocknet. Hierauf wird das Papier in ein Bad aus gleichen Theilen
                              									Kaliumbichromatlösung (1 : 20) und gesättigte Kupfersulfatlösung gelegt,
                              									herausgenommen und getrocknet.
                           Das so präparirte Papier gibt die Farben durchsichtiger farbiger Bilder bei einer
                              									Belichtung von ¾ bis 1 Stunde im directen Sonnenlichte wieder. – Badet man die
                              									Bilder in verdünnter Schwefelsäure, so werden sie brillanter, zu lange Einwirkung
                              									zerstört die Farben. Ueber Fixirung finden sich keine Angaben. (Moniteur de la Photogr. 1890, Photog. News 1890 S. 449.)
                           Das Bierstadt'sche Verfahren der „Photographie in
                                 										natürlichen Farben“ ist nichts anderes als das Albert'sche Verfahren, wonach man 3 Aufnahmen durch verschiedene farbige
                              									Gläser macht, welche drei Grundfarben entsprechen: schliesslich wird eine
                              									gewöhnliche orthochromatische Aufnahme gemacht. Nach dieser Aufnahme werden
                              									Lichtdrucke in verschiedenen Farben über einander gedruckt (Phot. Wochenblatt 1890 S. 295). Siehe auch: J.
                                 										Löwy (Eders Jahrb. f. Photogr. für 1891 S. 246) und R. Sieger's Aufsatz über denselben Gegenstand (Eders Jahrb. f. Photogr. für 1888 S. 174).
                           Ueber Lippmanns Photographie in natürlichen Farben
                              									berichtet J. M. Eder, welchem Berichte wir folgendes
                              									entnehmen: Lippmann stellte sich die Aufgabe, auf einer
                              									photographischen Platte das Bild des Spectrums in natürlichen Farben zu erhalten und
                              									zwar in der Art, dass das Bild völlig fixirt sei, welches Problem er in der Weise
                              									löste, dass er mit den gewöhnlichen Substanzen, Entwicklern und Fixirmitteln der
                              									Photographie arbeitete und nur die physikalischen Bedingungen des Experiments
                              									änderte. Diese wesentlichen Bedingungen zur Erzielung der Farbe in der Photographie
                              									sind zweierlei: 1. Continuität der sensiblen Schicht; 2. Anbringung einer
                              									reflectirenden Fläche auf der Rückseite jener Schicht. Unter Continuität der Schicht
                              									ist die Abwesenheit eines Kornes verstanden. Es ist nothwendig, dass das Jod- oder
                              									Bromsilber im Innern einer Eiweiss-, Gelatine- oder anderen transparenten
                              									gleichartigen Schicht derartig vertheilt ist, dass sie keinerlei unter dem
                              									Mikroskope sichtbare Körnung bilde; wenn es hier aber Körner gibt, so müssen sie so
                              									kleine Dimensionen haben, dass sie gegenüber den Wellenlängen des Lichtes
                              									vernachlässigt werden können. Die gewöhnlichen Emulsionsplatten sind daher
                              									ausgeschlossen. Eine zusammenhängende und transparente Schicht soll eine leicht
                              									blaue Opalescenz zeigen; Lippmann hat Albumin,
                              									Collodion, Gelatine mit Jodsilber und Bromsilber (in passender Form) mit gutem
                              									Erfolge verwendet. Die trockene Platte wird in einen vertieften Rahmen gelegt, worin
                              									sich Quecksilber befindet. Die Entwicklung, Fixirung etc. sind wie gewöhnlich. Die
                              									erhaltene Photographie in natürlichen Farben ist in der Durchsicht negativ, d.h.
                              									jede Farbe ist durch ihre Complementärfarbe vertreten. Im reflectirten Licht ist sie
                              									positiv, und man sieht die nämliche Farbe, welche man sehr brillant erhalten kann.
                              									Um ein Positiv zu erhalten, muss man das Bild verstärken, und zwar in der Weise,
                              									dass der photographische (Silber-) Niederschlag eine helle Farbe hat, was
                              									bekanntlich durch Anwendung saurer Flüssigkeiten geschieht. Man fixirt mit
                              									Fixirnatron und Lippmann fand, dass die Farbe selbst
                              									dem stärksten elektrischen Lichte widerstand. Die Theorie des Experiments ist sehr
                              									einfach: Das einfallende Licht, welches das photographische Licht in der Camera
                              									verursacht, gibt ein Interferenz-Phänomen mit dem vom Quecksilber reflectirten
                              									Lichte. Es bildet sich im Innern der empfindlichen Schicht ein System von Fransen,
                              									d.h. von leuchtendem Maximum. Bloss die Lichtmaxima beeinflussen die Platte, und bei
                              									den folgenden photographischen Operationen werden diese Maxima durch mehr oder
                              									weniger reflectirende (Silber-) Niederschläge repräsentirt. Die empfindliche Schicht
                              									ist durchsetzt von diesen Niederschlägen, welche eine Serie von dünnen Lamellen
                              									(Schichten) bilden, deren Dicke die Intervalle sind, welche zwei Maxima trennen,
                              									d.h. eine halbe Wellenlänge des einfallenden Lichtes. Diese dünnen Schichten
                              									(Plättchen) haben genau jene Dicke, welche nothwendig ist, um durch Reflexion die
                              									einfallende Farbe wiederzugeben. Die auf einer derartigen Platte sichtbaren Farben
                              									haben demnach dieselbe Natur wie von Seifenblasen. Sie sind aber reiner und
                              									brillanter, je nachdem die photographischen Decorationen einen mehr oder weniger gut
                              									reflectirenden Niederschlag geben. Die Zahl der über einander gelagerten dünnen
                              									Schichten ist sehr gross, z.B. 200 Schichten (Plättchen) auf ½ mm Dicke. Aus
                              									demselben Grunde ist die reflectirte Farbe reiner, wenn die Anzahl der
                              									reflectirenden Schichten vermehrt ist. Das farbige Versuchsspectrum wurde mittels
                              									des elektrischen Bogenlichtes (Kohlenelektroden) hergestellt; die Belichtungszeit
                              									war 1 bis 2 Stunden. (Phot. Correspond. 1891.)
                           R. Ed. Liesegang gibt einen Bericht über die Arbeiten
                              									des Dr. E. Kopp in Münster (Schweiz), der ein neues
                              									Verfahren der Heliochromie besitzen soll, das die Vortheile der bisherigen
                              									chemischen und physikalischen Methoden vereinigt. Die Bilder, welche mit diesem
                              									Verfahren hergestellt sind, sollen haltbar sein.
                           Ueber das eigentliche Verfahren liegen noch keine nähere Daten vor. E. Liesegang, welcher Copien nach dem Verfahren Kopp's in der Hand hatte, sagt, dass selbe sehr schön
                              									seien. (Phot. Archiv. 1891 S. 242.)
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)