| Titel: | Neuerungen an mechanischen Handwebstühlen. | 
| Autor: | Franz Reh | 
| Fundstelle: | Band 283, Jahrgang 1892, S. 45 | 
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                        Neuerungen an mechanischen
                           								Handwebstühlen.
                        Von Ingenieur Franz Reh.
                        Mit Abbildungen.
                        Neuerungen an mechanischen Handwebstühlen.
                        
                     
                        
                           Die Versuche, einen mechanischen Webstuhl zu bauen, welcher dazu geeignet wäre,
                              									einzig und allein durch die Kraft des bedienenden Arbeiters dauernd und leicht im
                              									Betrieb erhalten zu werden, welcher zudem durch eine im Vergleiche mit dem
                              									Handstuhle wesentlich erhöhte Productionsfähigkeit erfolgreich mit dem mechanischen
                              									Kraftstuhle in Concurrenz zu treten vermöchte und überdies durch geringe
                              									Erstehungskosten seine Anschaffung auch dem minder bemittelten Arbeiter der
                              									Hausindustrie ermöglichen würde: sind, man kann dies (ohne des Uebelwollens geziehen
                              									zu werden) aussprechen, bis zum heutigen Tage noch nicht von dem gewünschten Erfolge
                              									gekrönt worden, trotzdem hervorragende Erfinder auf dem Gebiete der Weberei
                              									wiederholt und durch geraume Zeit ihre besten Kräfte zur Lösung dieses Problems
                              									eingesetzt haben.
                           Als im Jahre 1883 Laeserson und Wilke ihre vorzüglich construirten, mechanischen Hand- und
                              									Fusstrittwebstühle mit nicht geringer Reclame der Oeffentlichkeit übergaben, da
                              									konnte man beinahe selbst in kritischen Fachkreisen die Hoffnung liegen, dass die
                              									Verwirklichung obgenannter schwierigen Aufgabe gelungen sei, denn die Mechanismen
                              									dieser Stühle übertrafen jene ihrer Vorgänger wesentlich, sowohl in Bezug auf
                              									Durchdachtheit als Construction. Diese Stühle stellen denn auch einen gewaltigen
                              									Schritt nach vorwärts auf dem eingeschlagenen Wege vor; eine endgültige,
                              									unanfechtbare Lösung sind jedoch auch sie keineswegs.
                           Die Fehler, woran alle bisherigen Constructionen kranken und von welchen auch die
                              									letztgenannten Stühle nicht freizusprechen sind, lassen sich kurz in drei Punkte
                              									zusammenfassen:
                           
                              1. zu hoher Kraftbedarf,
                              2. zu geringe Leistungsfähigkeit,
                              3. zu hoher Preis.
                              
                           Sie zu vermeiden muss das Hauptbestreben aller Constructeure derartiger Stühle sein,
                              									denn alle anderen Bedenken treten gegenüber diesen Cardinalpunkten weit in den
                              									Hintergrund.
                           Manche Theoretiker und auch Praktiker haben angesichts der oftmaligen Misserfolge
                              									bereits die Flinte ins Korn geworfen und sich zu dem Ausspruche veranlasst gefühlt,
                              									dass eine erfolgreiche Lösung der vorliegenden Aufgabe überhaupt ausser dem Bereiche
                              									der Möglichkeit liege, und erklären alle weiteren Versuche in dieser Richtung als
                              									aussichtslos und verfehlt.
                           Allein die Wichtigkeit des Gegenstandes lässt die Stuhlbauer trotz alledem in ihren
                              									Bestrebungen nicht ruhen: steckt doch ein gutes Stück socialer Frage in der
                              									schliesslichen Lösung dieses Problems, und vermöchte doch eine obige Bedingungen
                              									erfüllende Construction eines mechanischen Hand- und Fasstrittwebstuhles die in
                              									vielen Gegenden sonst unrettbar verlorene Hausindustrie zu erhalten und den
                              									Wohlstand solcher Gebiete von Neuem zu begründen. –
                           Gegenwärtig baut die Firma H. Pestalozzi vormals F. Suter und Cie. in Zürich derartige mechanische Hand-
                              									und Fusstrittwebstühle, welche durch die Kraft eines
                                 										Mädchens den ganzen Tag beinahe ununterbrochen im Betrieb erhalten werden
                              									können, als Taffet- und Schaftmaschinenstühle mit 120–130, als Jacquard- und
                              									Wechselstühle mit 90–100 Touren in der Minute laufen, sonach ihre Vorgänger an
                              									Leistungsfähigkeit weit übertreffen und doppelt so viel als gewöhnliche Handstühle
                              									produciren, und schliesslich, last but not least, sich auch vermöge ihrer äusserst
                              									einfachen Bauart wesentlich billiger als die bisherigen analogen Constructionen
                              									stellen.
                           Textabbildung Bd. 283, S. 45Fig. 1.Handwebstuhl (Suterstuhl) von Pestalozzi vorm. Suter und
                                    											Co. In Fig. 1 ist eine schematische Skizze
                              									eines derartigen Stuhles gegeben.
                           Das Gestell besteht aus zwei gusseisernen Schilden von gezeichneter Form, welche
                              									durch gusseiserne Traversen t mit einander verbunden
                              									sind.
                           Die Querschnitte dieser Traversen sind, wie aus der Skizze zu entnehmen, U- oder
                              									doppel-T-förmig. Die Gestellschilde selbst haben gleichfalls U-förmigen Querschnitt
                              									mit Randleisten an der Aussenseite. Das Gestell ist sehr leicht construirt, was wohl
                              									am besten aus den Abmessungen des Querschnittes erhellt. Die Höhe dieses ist nämlich
                              									55 mm, dessen Breite 40 mm und dessen Stärke 7 bis 12 mm.
                           In diesem Gestelle sind alle Theile des Stuhles
                              									untergebracht; ein
                              									eigenes Kettbaumgestelle oder Chevalet détaché ist nicht vorhanden;
                              									nichtsdestoweniger beträgt doch die Länge des Gereihes, d.h. des freilaufenden
                              									Stückes Kette, über ein Meter, wie beim Verweben seidener Ketten erforderlich.
                           Der Gang der Kette ist vom Kettbaum k über eine hölzerne
                              									Streichwalze S durch Geschirr und Blatt hindurch; von
                              									da ab läuft die fertige Ware über eine hölzerne Brustwalze B direct auf den Warenbaum W auf.
                           Wellen sind im Stuhle zwei vorhanden, nämlich: eine obere Welle α, die zum Antrieb der Lade λ, des Regulators und eventuell der Schaftmaschine dient; und eine untere
                              										β, welche den Antrieb des Stuhles überhaupt
                              									empfängt, ihrerseits zur directen Bewegung des Schlagmechanismus, beziehungsweise
                              									der Taffetexcenter und des Wechsels dient, sowie auch die obere Welle mit einer
                              									Uebersetzung 2 : 1 mittels Stirnräder. RR1 antreibt.
                           Dass bei diesen Stühlen die untere und nicht die obere Welle den Antrieb empfängt,
                              									ist charakteristisch und für den raschen Gang ausschlaggebend; denn die Folge davon
                              									ist, dass bei Hin- und Herbewegung der Handstange oder bei einer Auf- und
                              									Niederbewegung des Fusstrittes zwei Schusseintragungen
                              									und auch zwei Ladenanschläge erfolgen.
                           Der Antrieb selbst geschieht in skizzirter Weise in der den früheren Constructionen
                              									analogen Form mittels Handstange a und Fusstrittes b durch Vermittelung der Stange auf die Kurbel p.
                           Constructiv wichtig und den gleichförmigen Gang des Stuhles (wie für den bei diesen
                              									Stühlen angewendeten Excenterschlag absolut nöthig) erst bedingend sind 2 relativ
                              									schwere Schwungrädchen z, die auf der oberen Welle α angebracht sind.
                           Die Ladenbewegung geschieht durch einen einfachen Kurbelmechanismus mit normaler
                              									Schubstange c; allein dieselbe geschieht nicht durch
                              									Kröpfungen, was die Ausführung wesentlich vertheuern würde, sondern durch einfach an
                              									den Schwungrädchen angebrachte Kurbelbolzen. Gegenkurbeln, welche auf letztere
                              									gesteckt werden, vermitteln die Bewegung der über dem Stuhle angebrachten Ratière
                              									oder Schaftmaschine.
                           Nach dieser Erläuterung der Stuhldisposition sollen nun die Einzelheiten und die die
                              									einzelnen Webeoperationen gewährleistenden Mechanismen principiell und insoweit
                              									eingehender besprochen werden, als sie Neuerungen repräsentiren.
                           Textabbildung Bd. 283, S. 46Fig. 2.Streichbaum zu Suter's Handwebstuhl. Was zunächst den Kettbaum anbelangt, so besteht derselbe eigentlich aus 4
                              									Theilen, welche ohne Weiteres aus einander genommen werden können; nämlich zunächst
                              									einem prismatischen, inneren Kernstücke a (Fig. 2), welches eine Länge gleich der Breite des
                              									Webstuhles plus der Breite der beiden Bremsscheiben, und an beiden Enden die
                              									schmiedeeisernen Zapfen d eingetrieben besitzt. Auf
                              									dieses Stück ist lose aufgeschoben ein röhrenförmiger, mittlerer Theil b, welcher die Kette aufgebäumt trägt. Der äussere
                              									Umfang ist natürlich kreisrund abgedreht und besitzt eine Nuthe zum Einlegen der die
                              									Kette festhaltenden Ruthe, während die Höhlung quadratischen Querschnitt
                              									entsprechend jenem des erstgenannten Kernstückes besitzt. Zu beiden Seiten dieses
                              									walzenförmigen mittleren Theiles b sind die beiden
                              									Bremsscheiben c gleichfalls auf das innere Kernstück
                              										a lose aufgeschoben.
                           Gelagert ist der Kettbaum in oben offenen Halblagern auf gusseisernen Supporten (Fig. 1), welche mittels zweier Schrauben am Gestelle
                              									angeschraubt sind. Diese Supporte biegen sich so weit nach auswärts, dass beinahe
                              									die ganze lichte Stuhlbreite als Kettenbreite ausgenutzt werden kann.
                           Der Streichbaum (Fig. 2), über welchen die Kette vom
                              									Kettbaum ab geleitet wird, ist eine hölzerne Walze, deren eiserne Zapfen in nach
                              									senkrechter Richtung verstellbaren Halblagern eingelegt werden.
                           Etwas unterhalb dieser trägt, wie aus Fig. 1
                              									ersichtlich, das Gestell einen Fortsatz nach rückwärts, der zur Aufnahme des
                              									Stängelchens für die Cordonispulen dient.
                           Die Brustwalze, über welche sich die erzeugte Ware schlingt, ist in ihrer Form und
                              									Lagerung dem Streichbaum ganz analog.
                           Der Warenbaum ist aus Holz. Seine Zapfen liegen in nach vorn offenen Einschnitten des
                              									Gestelles, in welchen sie gegen selbsthätiges Herausgleiten durch Vorlegung je eines
                              									Hakens geschützt werden. Indem man letztere Haken zurückschlägt, kann man den
                              									Warenbaum aus dem Stuhle entfernen, oder ihn auf eine etwas weiter oberhalb
                              									befindliche segmentartige Vertiefung legen, wo man ihn dann frei von Hand drehen
                              									kann, wie z.B. zum Rückwinden von Ware erforderlich.
                           Die Aufwickelung der fertigen Ware geschieht beim Suterstuhl durch einen Compensationsregulator, der direct auf den Warenbaum
                              									wirkt. Dieser Regulator schaltet nur dann, wenn Ware in genügendem Maasse erzeugt
                              									worden ist und stellt, wenn solches nicht der Fall war oder der Stuhl leer läuft,
                              									einen ausgelösten Mechanismus vor. Nur dann, wenn in Folge genügend grosser
                              									Warenerzeugung das in einen federnden Rahmen eingesetzte Blatt beim Ladenanschlag
                              									genügend weit nach rückwärts gedrängt wurde, findet ein Einlösen des
                              									Schaltmechanismus und somit Warenaufwindung statt, welche sich hierbei ähnlich jener
                              									bei positiven Regulatoren um ein von der Kettspannung beinahe unabhängiges, nur von
                              									den Uebersetzungsverhältnissen abhängiges Stück vollzieht. Die Wirkungsweise des
                              									Regulators selber muss jedoch nach dem in der mechanischen Weberei üblichen
                              									Sprachgebrauche als negativ bezeichnet werden, da dieselbe durch die Thatsache der
                              									Warenerzeugung und nicht durch die Stuhlbewegung allein bedingt wird.
                           Der Regulatormechanismus ist nun folgender:
                           Auf der Hauptwelle des Stuhles (Fig. 3) ist ein
                              									Kreisexcenter a festgeklemmt, welches, indem es in das
                              									gabelförmige Ende eines Winkelhebels bc greift,
                              									letzteren oscillirend bewegt. Der Arm c ist mittels
                              									einer Schubstange d mit dem Schalthebel s auslösbar verbunden. Nur wenn die gezeichnete
                              									Stellung vorhanden ist, d.h. wenn der kleine Einstellwinkelhebel fg durch die Schraube α in
                              									die skizzirte Lage gedrängt worden ist, stösst beim Vorgange der Stange d ein an dieser angeschraubtes, vorne durch
                              									Einfeilungen rauh gemachtes Stück e an den Arm f und drängt diesen gleichfalls nach vorwärts, mithin
                              									auch den Schalthebel s, welcher oben den Einstellhebel
                              										fg eingelenkt trägt. Die Schaltklinke q geht hierbei auf den Zähnen des Schaltrades 130 frei
                              									zurück, während das Schaltrad selbst vermöge der Gegenklinke r still steht. Beim darauf folgenden Rückgange der Schubstange d nimmt das Ende derselben den Bolzen des Schalthebels
                              									nach rückwärts mit und dreht dadurch mittels der Schaltklinke q das Schaltrad 130, mithin durch die
                              									Kegelräderübersetzung 70, 50 auch die eingängige Schnecke und mittels dieser und des
                              									am Ende des Warenbaumes festgeschraubten Schneckenrades 100 auch den Warenbaum
                              									selber, hiermit die Aufwindung der erzeugten Ware vollziehend.
                           Wenn nicht genügend oder gar keine Ware erzeugt worden ist, so wird das Blatt p beim Ladenanschlage nicht genügend oder gar nicht
                              									zurückgedrängt, sondern stellt sich unter Einfluss der Feder m ganz nach vorne an Stellschrauben, die im Ladenklotze eingeschraubt
                              									sind, an. Der Arm h mit der Schraube α vermag dann nicht an g
                              									zu stossen, f bleibt gesenkt und legt sich dabei auf
                              									einen kleinen Vorsprung der Stange d auf. Beim Vorgange
                              									tritt jetzt f unter den angeschraubten Theil e und dieser kann über f
                              									frei nach vorwärts gehen, ohne f. mitzunehmen. Die
                              									Stange d schiebt sich hierbei mit einem Schlitze längs
                              									des Schalthebelbolzens frei nach vorn, ohne diesen selber zu beeinflussen und der
                              									Schalthebel nimmt von der Vorbewegung der Stange d gar
                              									nichts wahr. Der darauf folgende Rückgang derselben hat dann auch keine weitere
                              									Folge, als dass sie sich mit ihrem Schlitze wieder längs des Schalthebelbolzens
                              									zurückzieht.
                           Textabbildung Bd. 283, S. 47Fig. 3.Compensationsregulator zu Suter-Pestalozzi's
                                    											Handwebstuhl. Die Grosse der Schussdichte wird durch den Druck bestimmt, mit welchem der
                              									Blattrahmen den neu eingetragenen Faden an den Warenrand schlägt, und dieser Druck
                              									bestimmt sich durch die Spannung der Feder m, welche
                              									den Rahmen nach vorn drängt. Mittels einer Flügelmutter kann man letztere Spannung
                              									in etwas reguliren und befindet sich diese Mutter zu dem Behufe leicht zugänglich
                              									ganz oben über einem an der Ladenstelze angeschraubten Fortsatze angebracht.
                              									Uebrigens sind zur Erreichung wesentlich verschiedener Schussdichte auch
                              									verschiedene Federn erforderlich.
                           Die Grosse der Schaltung muss für die compensirende, also nur intermittirend
                              									stattfindende Wirkung so eingestellt werden, dass sie etwas mehr beträgt, als
                              									der betreffenden Schussdichte für positive, bei jedem Schusse erfolgende Schaltung
                              									entsprechen würde. Man kann die Grosse derselben leicht durch Verstellung des
                              									Bolzens der Stange d im Schlitze des Hebels c verändern.
                           Will man den Regulator positiv arbeiten lassen, so kann man das Stück e, nachdem man dessen Befestigungsschraube gelüftet
                              									hat, so weit mit dem vorderen Ende nach abwärts drehen, dass es stets f mitnimmt. Wenn man die Schraube hierauf wieder
                              									anzieht, so schaltet der Regulator bei jedem Schusse, also positiv. Damit er als
                              									solcher richtig functionire, ist erforderlich, dass man bei zunehmendem
                              									Warenbaumdurchmesser den Befestigungsbolzen der Stange d im Schlitze c von Zeit zu Zeit einwärts
                              									stellt, nachdem man sich durch Abzählen der Anzahl Schussfäden per 1 cm überzeugt
                              									hat, dass die Schussdichte bereits etwas geringer, als sie sein soll, geworden ist.
                              									Selbsthätig liesse sich diese Ausgleichung des Warenbaumdurchmessers durch Anbringen
                              									einer Differentialvorrichtung herbeiführen, welche mittels einer an der
                              									Warenbaumfüllung anliegenden Fühlwalze die Schaltung des Warenbaumes automatisch im
                              									selben Masse verkleinert, als dessen Radius wächst. Der Einfachheit halber ist eine
                              									solche weggelassen. Uebrigens soll hier bemerkt werden, dass die compensirende
                              									Wirkung für glatte Stoffe ganz ausgezeichnet, minder vortheilhaft aber bei carrirten
                              									und façonnirten Waren ist, bei welchen die genaue Einhaltung der Abmessungen des
                              									Musters auch in der Längsrichtung des Gewebes eine stets gleich-massige, also
                              									positive Schaltung wünschenswerther erscheinen lässt.
                           Der Warenbaum lässt sich auch von Hand mit Hilfe des Schneckentriebes durch die
                              									Kurbel t bewegen. Ebenso ist hierdurch eine feine
                              									Rückdrehung möglich, wenn man zuvor die Schaltklinke q
                              									durch Drücken auf ihr vorderes Ende und die Gegenklinke r durch Erfassen des seitlichen Fortsatzes derselben ausser Eingriff mit
                              									dem Schaltrade gebracht hat. Die grobe Rückdrehung, vollkommen frei von Hand,
                              									geschieht in bereits früher angegebener Weise.
                           Wirkt der Regulator positiv, so hängt die Schussdichte von der jeweiligen Grosse der
                              									Schaltung ab und muss daher diese für verschiedene Schussdichten durch Verstellung
                              									des Bolzens im Schlitze des Hebels c verändert werden.
                              									Es ersetzt daher diese Verstellung die bei anderen Constructionen nöthigen
                              									Wechselräder und macht letztere entbehrlich. Der Schlitz im Hebel c ist mit einem Radius gleich der Länge der Schubstange
                              										d gekrümmt, damit eine Verstellung des Bolzens in
                              									demselben keine Verstellung des Schalthebels erzeugt.
                           Während des Schützendurchganges würde der Druck der Blattrahmenfeder m allein nicht genügen, um ein Festhalten des Blattes
                              									zu gewährleisten, und läuft daher analog den Ausführungen der englischen Stühle mit
                              									fliegendem Blatte in dem rückwärtigen Theile der Ladenbewegung eine am Arme i befestigte Rolle k auf
                              									einer am Gestelle befestigten Blattfeder l auf. Feder
                              										l ist im Vergleich mit den oben genannten
                              									englischen Constructionen gerade umgekehrt am Stuhle montirt, indem bei derselben
                              									die offene Seite nach rückwärts und nicht nach vorn wie bei jenen sieht.
                           
                           Bolzen u in Fig. 3
                              									dient zum Einhängen der Ladenschubstange und Welle V
                              									ist die Stecherwelle, welche querüber im Stuhle unter dem Ladenklotze, gelagert in
                              									den Ladenstelzen, läuft. –
                           Die Flügelbewegung wird bei diesen mechanischen Hand- und Fusstrittwebstühlen in
                              									verschiedener Weise durchgeführt, je nach der Grosse des Musterrapportes der zu
                              									erzeugenden Ware.
                           Bei Taffetstühlen geschieht die Beeinflussung der Stühle durch eine innere
                              									Gegenzugbewegung mit vorne gelagerten Tritten. Neu ist die Construction der
                              									Flügelexcenter, insoferne, als man deren Hub leicht ohne Auswechslung zu verändern
                              									vermag. Sie umgreifen nämlich die Welle mit einem in der Richtung ihres grössten und
                              									kleinsten Radius stehenden Schlitze und können längs eines auf die Welle
                              									festgeklemmten Doppeldaumens verschoben werden.
                           Bei Schaftmaschinenstühlen ist eine Ratière oberhalb des Stuhlgestelles (siehe Fig. 1) angebracht. Dieselbe besitzt eiserne Platinen,
                              									System Egolf, die aus Draht gebogen vermöge einer
                              									einseitigen Stützung durch den Schaftzug stets nach vorne in ihren Führungsschlitzen
                              									liegen. Durch ein Prisma mit hölzernen Klötzchenkarten werden sie nach rückwärts in
                              									ihre Arbeitsstellung gedrängt, in der sie das Messer zu beeinflussen vermag.
                           Im Uebrigen ist die Ratière für Auf- und Niederzug mittels beweglichen Platinenbodens
                              									eingerichtet und gibt ein reines Schrägfach, indem die rückwärtigen Platinen im
                              									seihen Maasse als sie vom Warenrande entfernter stehen, auch mehr gesenkt werden.
                              									Die Gegenkurbel, welche den Messerhebel bewegt, ist so construirt, dass man deren
                              									Winkel gegenüber der Ladenkurbel und auch ihren Hub leicht verändern kann. –
                           Textabbildung Bd. 283, S. 48Fig. 4.Schlagbewegung bei Suterstühlen. Die Schlagbewegung ist bei den Suterstühlen eine solche mit
                              									Excenterschlag. Indem hierdurch alle starkgespannten Federn in Wegfall kommen und
                              									höchstens je eine schwachgespannte Feder zum Rückziehen der Schlagarme in die
                              									Endstellung zur Anwendung gelangt, übrigens auch diese vermöge der eigenen Art der
                              									Einhängung der Schlagarme bei Stühlen mit einfacher Lade entbehrt werden kann; indem
                              									andererseits alle Theile des Schlagmechanismus ausserordentlich leicht, zum Theile
                              									aus Holz construirt sind, wird gegenüber der Anwendung mit Federschlag, wie sie
                              									bei den bisherigen mechanischen Hand- und Fusstrittwebstühlen in der Regel
                              									angewendet wurde, ungemein an Kraftaufwand bei der Bewegung des Stuhles gespart und
                              									überdies ein bedeutend rascherer Gang erermöglicht.
                           Die Anordnung besteht in Folgendem (Fig. 4). Auf der
                              									Antriebswelle des Stuhles, also hier derjenigen Welle, welche für 2
                              									Schusseintragungen eine Umdrehung macht, sitzen, um
                              									180° gegen einander versetzt, die beiden Schlagscheiben a, festgeklemmt mittels Schrauben. Die Schlagnase b bildet ein separates Stück, welches an der planen Fläche der Scheibe in
                              									einer Führung verstellt und mit einer Schraube befestigt werden kann.
                           Textabbildung Bd. 283, S. 48Fig. 4.Schlagbewegung bei Suterstühlen. Sie wirkt auf eine in ihrer Drehungsebene unten befindlichen Rolle c, und drängt diese bei Gang des Stuhles im
                              									entsprechenden Momente rasch zur Seite. Diese rasche Bewegung wird, da Rolle c auf einem bei e
                              									drehbaren Hebel d gelagert ist, auf letzteren
                              									übertragen. Das Ende des Hebels d, welcher an einem
                              									mittleren Gestellquerriegel des Stuhles eine feste Lagerung findet, wird durch einen
                              									Riemen f mit dem hölzernen Schlagarme g verbunden, der mit dem auf der Ladenachse gelagerten
                              									gusseisernen Schuhe h verschraubt ist. Die rasche
                              									Ausschwingung der Rolle bei ihrer Beeinflussung durch die Schlagnase wird mithin
                              									eine rasche Bewegung des Schlagrollenhebels und schliesslich eine rasche
                              									Einwärtsschwingung des Schlagarmes erzeugen, welche direct auf den über den
                              									Schlagarm gesteckten Picker k und mittels dieses auf
                              									den Schützen s übertragen wird. Die einseitige
                              									Einhängung des Gusseisenstückes h bewirkt, dass auch
                              									ohne die Feder i der Schlagarm immer wieder nahezu in
                              									seine Endstellung zurückkehrt, sobald die Wirkung der Schlagnase aufgehört hat. Der
                              									in den Kasten zurückkehrende Schützen drängt den Schlagarm vollends in die
                              									Endstellung. Bei Wechselstühlen ist die Anwendung einer Feder i immerhin empfehlenswerth.
                           Der Schlag ist in seiner Stärke sehr leicht regulirbar, indem man die Schraube der
                              									Schlagnase b lüftet, diese nach einwärts schiebt und
                              									die Schraube wieder festzieht. Die Nase ist nämlich in radialer Richtung bedeutend
                              									höher als die Höhe der Rolle, so dass immer nur ein bestimmter Höhenabschnitt auf
                              									diese wirkt. Von der Seite angesehen bemerkt man, dass der innere Theil, d.h. jener, der
                              									dem Wellenmittel näher liegt, einen kleineren Hub als der äussere besitzt. Dies im
                              									Vereine mit einem grösseren Schlagnasenwinkel und eventuell einer geringeren
                              									Concavität bewirkt, dass der innere Theil der Nase einen wesentlich schwächeren
                              									Schlag als der äussere gibt. Das Schiebestück b ist
                              									daher gewissermaassen eine Vereinigung mehrerer Schlagnasen für verschieden starken
                              									Schlag, welche man, indem man je eine von ihnen in dieselbe Entfernung vom
                              									Wellenmittel wie die Schlagrolle bringt, jede für sich zur Wirkung bringen kann.
                              									–
                           Textabbildung Bd. 283, S. 49Fig. 5.Wechsel bei Suterstühlen. Der Wechsel (Fig.
                                 										5) ist ein einseitiger Fallkastenwechsel für 4 Kästen. Er ist in seiner
                              									Bauweise anderen Schweizer Wechselconstructionen ähnlich, jedoch sehr
                              									vereinfacht.
                           Die Wechselkastenstange p ist in Verbindung mit dem
                              									Hebel n, der mittels der langen Rolle z auf 4 hintereinander liegenden sectorartigen Stücken
                              										f ruht, welche an der Oberseite mit excentrischen
                              									Erhöhungen f1 versehen
                              									sind. Diese lose um ihren gemeinschaftlichen Drehbolzen beweglichen Sectoren f sind jeder mit einer Platine p1 verbunden. Hebt man eine dieser
                              									Platinen empor, so dreht man den betreffenden Sector derart, dass sich dessen
                              									excentrische Erhöhung f1 unter die Rolle z des Hebels n drängt und diesen, somit auch die Wechselkastenstange
                              										p und den Wechselkasten hebt. Die excentrischen
                              									Erhöhungen f1 sind nun
                              									nicht alle gleich hoch, sondern besitzen viererlei verschiedene Grosse, so dass
                              									dadurch auch 4 verschiedene Höhenlagen des Wechselkastens die Folge sind.
                           Das vorderste Stück f hat die geringste, nämlich gar
                              									keine Erhöhung, und wird folglich, wenn dieser Sector gedreht, bezieh. dessen
                              									Platine gehoben wird, Hebel n die tiefste Lage
                              									einnehmen. Kasten 1 ist dann gleichzeitig in der Ladenbahn.
                           Dreht man das 2. Stück f1 so wird bereits die Rolle etwas gehoben und Kasten 2 tritt in richtige
                              									Höhe, ebenso bei Bewegung des 3. Stückes der 3. oder bei jener des 4. Sectors der 4.
                              									Kasten.
                           In gehobener Stellung werden die Stücke f fixirt, indem
                              									dann Hebel i, veranlasst durch die Feder l, in die Stufe g des
                              									betreffenden ausgedrehten Sectors f einschnappt. Die
                              									ruhenden Sectoren sind in ihrer Lage ebenfalls durch den Hebel i erhalten, der aber bei ihnen in der Stufe g1 liegt. Zieht man nun
                              									irgend eine Platine aus, so dreht sich der betreffende Sector f und drückt dabei zunächst den Hebel i etwas nach abwärts, so dass der früher ausgezogene
                              									Sector, der jetzt unthätig gemacht werden soll, seinen Halt verliert und in seine
                              									Anfangslage zurückkehrt, veranlasst hierzu durch das Gewicht seiner Platine.
                           Der neu ausgezogene Sector wird, weit genug gekommen, durch den nach aufwärts in
                              									seinen Ausschnitt g schnappenden Hebel i in ausgezogener Stellung, wie besprochen, arretirt.
                              									Natürlich wird, wenn auf einen Hebel mit grösserer Erhebung ein solcher mit einer
                              									niedrigeren folgt, ein Herabfallen des Wechselkastenhebels und des Wechselkastens
                              									die Folge sein, was ein ziemlich unangenehmes Geräusch verursacht.
                           Das Heben der Platinen p1 geschieht durch ein Messer m, wenn
                              									dieselben durch eine volle Stelle in der zur Anwendung gelangenden hölzernen
                              									Lochkarte vorgedrängt worden sind.
                           Die Bewegung des Messers erfolgt, da der Wechsel ein einseitiger ist, also höchstens
                              									alle 2 Schuss einmal gewechselt werden soll, von der Antriebswelle des Stuhles aus,
                              									welche für 2 Schusseintragungen eine Umdrehung macht.
                           Auf dieser sitzt nämlich ein Excenter a, welches die
                              									Rolle b des Hebels c
                              									hinausdrängt, dessen Arm d mit der Stange e verbunden ist. Diese Stange, an ihrem oberen Ende
                              									geführt, trägt etwas unterhalb dieses das Messer.
                           Die Bewegung des Prismas geschieht gleichfalls von der Stuhlantriebswelle aus und
                              									zwar durch einen Daumen u, der den Hebelarm t in die Höhe drängt oder sinken lässt, dadurch eine
                              									hin- und herschwingende Bewegung des senkrechten Armes desselben Hebels und mithin
                              									auch eine solche des mit ihm verbundenen Hebels sr
                              									erzeugt. Letzterer trägt das Prisma.
                           Die Drehung des Prismas geschieht in Folge der oscillirenden Bewegung durch das
                              									Schalträdchen w und den fixen Schalthaken x.
                           Es ist wohl zu beachten, dass eine volle Stelle in der
                              									Karte die Bethätigung der Platine zur Folge hat, so dass also jede Karte ausser den
                              									beiden zum Festhalten dienenden Löchern immer noch mindestens 3 Löcher und nur
                              									höchstens eine volle Stelle besitzt.
                           Das Zurückdrücken der Platinen in diejenige Position, in welcher sie vom Messer nicht
                              									erfasst werden, geschieht in bekannter Weise durch Nadeln und Federn. In dieser
                              									Ruhelage bleiben dieselben so lange, bis wieder gewechselt werden soll, so dass die
                              									während dieses Stillstandes des Wechselkastens zur Wirkung gelangenden Karten 4,
                              									bezieh. mit den zum Festhalten dienenden, 6 Löcher bekommen müssen. –
                           Am 2 schützigen Lancirstuhle ist ein einfacherer, jedoch beschränkter Wechsel
                              									vorhanden. Die Einrichtung dieses besteht in Folgendem:
                           Beiderseits sind je 2 Hebekästen, gestützt auf eine Wechselkastenstange, die unten
                              									mit dem horizontalen Arme je eines Winkelhebels verbunden ist. Der senkrechte Arm
                              									dieses trägt am oberen Ende eine Rolle, die an je einem Wechselexcenter anliegt.
                              									Diese Excenter stecken auf einer Welle festgeklemmt mittels je 2 Schrauben, welche
                              									Welle von der Ladenantriebswelle durch eine Stirnräderübersetzung 1 : 4 Bewegung
                              									empfängt. Im Verlaufe des Umfanges besitzen sie zweimal eine Hebung und eine Senkung. Die Folge
                              									hiervon ist, dass aufeinanderfolgend die beiden ersten, darin die beiden zweiten,
                              									hierauf wieder die beiden ersten und dann wieder die beiden zweiten Kästen u.s.w. in
                              									die Höhe der Ladenbahn eingestellt werden.
                           Es hat also zuerst der obere Schützen von rechts nach links, hierauf der untere
                              									ebenso, alsdann der obere Schützen von links nach rechts und schliesslich der untere
                              									analog geschossen zu werden. Die Schlagvorrichtung ist demnach eingerichtet. Es sind
                              									nämlich auf die von der Kurbelwelle mit der Uebersetzung 1 : 4 angetriebene Welle 2
                              									Schlagscheiben um 180° verstellt aufgebracht, die jede 2 Schlagnasen besitzen,
                              									welche gegenseitig unter 90° stehen. Zuerst schlägt also die eine Schlagscheibe
                              									zweimal hinter einander, hierauf die andere ebenso, aber von der anderen Seite,
                              									alsdann wieder die erste u.s.w. Die Construction der Schlagscheiben sowie die
                              									Anordnung des Schlagmechanismus ist im Uebrigen den bereits beschriebenen analogen
                              									Vorrichtungen gleich. –
                           Die Suterstühle sind auch noch zur Vermeidung von Schützenschlägen mit einem Schützenwächter versehen. Dieser ist ganz analog den
                              									englischen Schützenwächtern construirt, besteht also aus einer Stecherwelle, den
                              									Stecherfedern, 2 den Schützenkastenzungen anliegenden Fühlhebeln, 2 Stechern, und,
                              									diesen gegenüberliegend, 2 durch Unterlage von Kautschuk federnd gemachten
                              									Fröschen.
                           Eine etwas modificirte Construction, welche in der Fig.
                                 										6 dargestellt ist, wird gleichfalls an diesen Stühlen verwendet. Anstatt
                              									der verschiebbar eingesetzten Frösche sind nämlich solche vorhanden, die mit einer
                              									im Stuhle querüber laufenden Welle d fest verbunden
                              									sind. Bleibt der Schützen im Fache stecken, wird also keine der Schützenkastenzungen
                              									hinausgedrängt, so stehen die Fühlhebel a einwärts und
                              									sind die Stecher so weit gesenkt, dass sie an die Nasen der Frösche d stossen. Auf derselben Welle, auf welcher diese
                              									festsitzen, ist auch ein Hebel e befestigt, der in
                              									einen, dem einen Schwungrädchen gegenüberstehenden Bremsbacken endigt.
                           Textabbildung Bd. 283, S. 50Fig. 6.Schützenwächter am Suterstuhl. Für gewöhnlich wird letzterer sowohl durch sein eigenes Gewicht, als auch
                              									durch eine Feder sicher entfernt von dem Umfang dieses Rädchens gehalten. Stossen
                              									aber die Stecher an die Nasen der Frösche d, so bewegen
                              									sie deren Welle derart, dass der Bremsbacken sich gegen das Schwungrädchen S presst. Indem dadurch gleichzeitig mit dem Festhalten
                              									der Lade die Hauptwelle gebremst wird, wird der Stuhl beinahe momentan zum
                              									Stillstande gebracht.
                           Es ist jedoch fraglich, ob sich diese Vorrichtung bewähren wird. Denn lässt man die
                              									Feder weg oder spannt dieselbe zu schwach, so erfolgt beim Einfallen der Stecher ein
                              									derart plötzlicher, stossweiser Anschlag des Bremsbackens an das Schwungrädchen,
                              									dass der gusseiserne Bremshebel sehr leicht zum Bruche kommt. Andernfalls, wenn man
                              									die Feder stark genug wählt, um einen solchen Stoss und die Gefahr eines Bruches,
                              									vollständig zu vermeiden, wirkt der Schützenwächter eigentlich überhaupt nur
                              									analog einem gewöhnlichen solchen mit federnden Fröschen, während die Bremswirkung
                              									ziemlich illusorisch wird. –