| Titel: | Ueber die Fortschritte der Photographie und der photomechanischen Druckverfahren. | 
| Autor: | J. M. Eder, E. Valenta | 
| Fundstelle: | Band 283, Jahrgang 1892, S. 85 | 
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                        Ueber die Fortschritte der Photographie und der
                           								photomechanischen Druckverfahren.
                        Von Dr. J. M. Eder und E.
                                 									Valenta in Wien.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 65 d.
                           								Bd.)
                        Ueber die Fortschritte der Photographie und der photomechanischen
                           								Druckverfahren.
                        
                     
                        
                           Aehnlich wie der geschilderte ist der Vorgang beim Copiren und Entwickeln von auf die
                              									Kupferplatte zu übertragenden Negativbildern.
                           Ist die Copirung beendet, so wird die Negativcopie auf die gestaubte Platte
                              									aufgequetscht, in warmem Wasser das Papier mit der unveränderten, daher löslich
                              									gebliebenen Gelatine abgehoben, dann ins Spiritusbad gebracht und getrocknet. Will
                              									man die Aetzung vornehmen, so streicht man die Platte an den Rändern sowie an der
                              									Rückseite mit Asphaltlack an, damit diese Theile von der Aetzflüssigkeit nicht
                              									angegriffen werden.
                           Die Eingangs erwähnten Lösungen von Eisenchlorid werden nun der Reihe nach in vier
                              									neben einander stehende Tassen gebracht und daneben eine fünfte Tasse mit reinem
                              									Wasser gestellt.
                           Die Platten werden mittels einer geeigneten Vorrichtung (Verfasser construirte
                              									hierzu einen sehr praktischen Plattenheber) in das erste (concentrirteste) Bad
                              									gebracht und das Angreifen der Aetzflüssigkeit beobachtet. Dieses wird an jenen
                              									Punkten zuerst erfolgen, welche mit der schwächsten Schichte von Gelatine bedeckt
                              									sind; dieselben bedeuten da, wo es sich um eine negative Uebertragung handelt, die
                              									tiefsten Schatten des Bildes. Die Dauer der Einwirkung lässt sich nicht angeben; es
                              									ist die Sache des Aetzers, den Zeitpunkt zu ermitteln, wann die Platte aus dem
                              									ersten Bade genommen und in die nächste Lösung (von geringerer Concentration)
                              									gebracht werden muss. Das zweite und dritte Bad bringt nach und nach die Abstufungen
                              									der Töne hervor, während das vierte Bad alle leichten Töne ätzt. Nun bringt man das
                              									Bild in die fünfte Tasse, welche Wasser enthält, und setzt gleichzeitig etwas von
                              									der Badeflüssigkeit 4 zu; es erfolgt hierdurch das Vollätzen.
                           Nun wird unter einem Wasserstrahle gewaschen und der Asphaltstaub von der Platte
                              									mittels Benzol entfernt. Das während der Aetzung auf der Platte entstehende
                              									Kupferchlorür wird mit einer Mischung von Spiritus, Ammoniak und geschlämmter Kreide
                              									entfernt. Nachätzungen, wobei mit der Walzfarbe aufgetragen wird, sind stets zu
                              									vermeiden, weil das Korn der nachzuätzenden Stellen immer darunter leidet. Nun wird
                              									ein Probedruck mit der Platte vorgenommen und nach dem Ergebnisse desselben
                              									retouchirt. Die Retouche soll jedoch nie umfangreich sein und sich nur auf die
                              									Anwendung des Polirstahles beschränken.
                           Für den Druck der Auflage wird die Platte verstählt, indem man dieselbe mit der
                              									Kathode eines Eisenbades verbindet und auf ihr einen Eisenniederschlag erzeugt,
                              									welcher sie vor zu rascher Abnutzung bewahrt.
                           Verfasser bespricht ferner die Ursachen tiefgeätzter Sternchen und Löcher in den
                              									geätzten Platten. Manche suchen die Ursache dieses Uebelstandes in neu angesetzten
                              									Bädern und empfehlen eine Sättigung derselben durch Einlegen von blanken
                              									Kupferstreifen. Andere suchen den Grund dieser Erscheinungen in folgendem Umstände:
                              									Es zeigt sich im Negative das Vorhandensein von glashellen Pünktchen, diese copieren
                              									für positiv schwarz, für negativ wieder weiss und entbehren daher mehr oder weniger
                              									der Gelatinereservage, ätzen durch und machen sich dann störend bemerkbar.
                           Verfasser ist nicht dieser Ansicht; er glaubt die obige Störung in den
                              									Negativübertragungspapieren suchen zu müssen, indem sich in denselben zuweilen
                              									Pünktchen finden, welche weiss erscheinen und von Gelatine entblösst sind. Es ist
                              									daher sehr natürlich, dass die Aetzflüssigkeit in solche blank liegende Stellen,
                              									wenn sie bei der Uebertragung nicht zufällig auf ein Asphaltpartikelchen fallen,
                              									eindringt, sich unter der Gelatineschichte ausbreitet und so jene sternchenähnlichen
                              									Vertiefungen hervorbringt, welche, wenn sie in lichten Partien vorkommen, das Bild
                              									unbrauchbar machen können. Verfasser empfiehlt daher das Uebertragungspapier im
                              									durchfallenden Lichte vor der Sensibilisirung gut zu besehen und alles makulirt
                              									erscheinende Papier nicht zu verwenden.
                           Verfasser bespricht die Verwendung von Kupferdruckschnellpressen und ist der Ansicht,
                              									dass sich dieselben nicht gut bewähren und die Anwendung der gewöhnlichen
                              									Kupferdruckpresse, wo der intelligente Drucker wohl im Stande ist, durch
                              									Hinwegnehmen der Ueberfülle von Farbe an einzelnen Stellen und Kräftigung an anderen
                              									Partien dem Bilde zu nutzen, vorzuziehen sei.
                           Ueber Eisenchlorid zu Aetzzwecken berichtet W. Weissenberger. Derselbe empfiehlt zur Herstellung
                              									eines für die Zwecke der Heliogravüre brauchbaren Eisenchlorides einen kleinen Theil
                              									der Eisenchloridlösung mit Kalilauge zu fällen, das gefällte Eisenoxydhydrat gut zu
                              									waschen und der zu verwendenden Eisenchloridlösung zuzusetzen, wodurch dieselbe
                              									säurefrei gemacht wird, indem ein Theil des Eisenoxydhydrats die freie Säure
                              									absättigt. Die klare Lösung wird nach einigen Tagen abgegossen und verwendet. (Photogr. Corresp. 1890.)
                           Ueber ein heliographisches Aetzverfahren unter Anwendung
                                 										eines Diapositives schreibt O. Pustet in Eder's Jahrbuch f.
                                 										Photogr. (für 1891 S. 195). Die Wahrnehmung, dass manche Gelatinenegative
                              									ein mehr oder weniger kräftiges Relief zeigen, brachte Verfasser auf die Idee, diese
                              									zur Herstellung von Heliogravüren zu verwenden. Die Versuche ergaben jedoch
                              									Resultate, welche das Verfahren als nicht durchführbar erscheinen lassen. Ein
                              									ähnliches Verfahren, wie jenes von Pustet, publicirte
                              										E. H. Farmer (Phot. News 1890 S. 911).
                           Ueber eine neue Methode der Heliogravure berichtet Guillaume Petit. Seine Methode besteht in Folgendem:
                              									Eine mit Asphalt überzogene Kupferplatte wird unter einem Negativ belichtet, mit
                              									Terpentinöl entwickelt und nach dem Waschen und Trocknen mit Asphalt eingestaubt und
                              									erhitzt, bis das Korn geschmolzen ist. Wo sich immer ein
                                 										solches Korn auf der unlöslichen Asphaltschicht befindet, ist dieselbe wieder
                                 										löslich geworden. Man legt die Platte abermals in Terpentinöl und dieses
                              									erzeugt an den betreffenden Stellen tiefe bis aufs Kupfer gehende Durchbohrungen.
                              									Die Platte wird nun mit Chromatgelatine überzogen, nochmals unter demselben Negativ
                              									in derselben Lage copirt und nun geätzt. Sie hat in den Weissen keinerlei Korn und
                              									sind dieselben rein. (Phot. News 1890 S. 120.)
                           O. Volkmer schreibt über das Vernickeln von
                              									heliographischen Kupferplatten (Eder's Jahrbuch f. Photogr. für 1891 S. 278) und empfiehlt,
                              									das Vernickeln mittels Nickelsulfat und Salmiak
                              									vorzunehmen.
                           
                        
                           Kupferzinkclichés.
                           Hofrath Demtschinsky in Petersburg legt kupferplattirte
                              									Zinkcliches vor, bei denen die Druckfläche mit einer Kupferschichte bedeckt ist.
                              									Diese Clichés sollen die Vorzüge bezüglich der leichten Herstellung vor Zinkcliches
                              									haben, dabei aber 40000 Drucke ohne Schaden zu nehmen aushalten. (Photogr. Corresp. 1890 S. 132.)
                           
                        
                           Autotypie.
                           Einem Aufsatze über „Autotypie“ von J. Kloth in Stuttgart entnehmen wir folgendes:
                           Gegenwärtig sind bei Herstellung von Autotypien zwei Methoden in Anwendung, deren
                              									eine Verfasser als Münchener, die andere als Wiener Methode bezeichnet. Die Herstellung der Negative
                              									ist bei beiden Methoden die gleiche. Es wird, wie bekannt, vor der Collodionplatte
                              									eine transparente Lineatur in der Camera angebracht und zwar in einer Entfernung von
                              									½ bis 2 mm (nach Türcke 3 mm, Anm. d. Ref.) je nachdem
                              									das Original mehr oder weniger contrastreich ist.
                           
                           Nach der Münchener Methode wird nun die Abstufung ausschliesslich auf der
                              									Zinkplatte hergestellt. Die Schattenpartien des im Groben fertig geätzten
                              									Zinkcliches werden mit Lack bedeckt, die Contouren eingezogen und nun in einer
                              									leichten Säure geätzt. Dieses Abätzen und Nachdecken schreitet über alle
                              									Tonabstufungen so lange fort, bis in den hellsten Lichtern die Punkte die äusserste
                              									Feinheit erreicht haben.
                           Man ätzt mit einer verdünnten Salpetersäure von 1,70 und wechselt die Zeitdauer des
                              									Aetzens von ½ bis 2 Minuten, je nach der grösseren oder geringeren Abstufung.
                           Die Wiener Methode sucht die Abstufungen schon durch die Photographie zu erreichen,
                              									was durch ein möglichst enges Netz (6 bis 7 Striche pro mm gegen 4 bis 5 Striche pro
                              									mm bei der Münchener Methode), eine gründliche Bearbeitung des Originales, sowie
                              									durch Retouche des Negatives erzielt wird.
                           Verfasser bespricht die Methoden eingehender und gibt der Münchener Methode den
                              									Vorzug. (Freie Künste 1890 S. 132.)
                           Ad. Türcke beschreibt seine neuen Lineaturen für Halbtonzinkätzung. (Eder's Jahrb. f. Photogr. für 1891 S. 272.)
                           
                        
                           Verstärken von Rasternegativen.
                           Die Negative werden mit einer Quecksilberchloridlösung verstärkt und nach dem Waschen
                              									mit einer Lösung von
                           
                              
                                 A)
                                 5 g
                                 Fixirnatron in 150 ccm Wasser,
                                 
                              
                                 B)
                                 0,5 g
                                 Goldsalz in 125 ccm Wasser behandelt.
                                 
                              
                           Beide Lösungen werden gemischt, indem man B) in A) giesst und dann wird die
                              									Flüssigkeit auf 500 ccm gebracht.
                           Zum Gebrauche wird noch mit Wasser verdünnt und mit einigen Tropfen Ammoniak
                              									versetzt. (Eder's Jahrb. f.
                                 										Photogr. für 1891 S. 566.)
                           Vorrichtung zum Drehen einer diaphanen Schraffurplatte
                                 										innerhalb der Cassette des photographischen Apparates von Studders und Kohl in
                              									Leipzig-Reudnitz.
                           Um auf einem Negativ für die Zwecke der Autotypie das Netz herzustellen, wird in der
                              									Cassette des Apparates eine durchsichtige Lineatur eingeschaltet, welche aus
                              									parallelen Strichen besteht. Das Negativ wird dann belichtet, die Cassette
                              									geschlossen und in der Dunkelkammer die Schraffurplatte in eine andere Lage vor dem
                              									Negativ gebracht, so dass jetzt die Linien der Schraffurplatte gegen die erste Lage
                              									einen Winkel von 90° einschliessen, worauf die Cassette wieder eingesetzt und fertig
                              									belichtet wird. Das doppelte Einsetzen ist zeitraubend und umständlich und wird
                              									durch die Erfindung von Studders und Kohl, welche in einer Vorrichtung (Führungsring mit
                              									Schnur) zum Drehen der diaphanen Platte in der Cassette, ohne selbe erst in die
                              									Dunkelkammer bringen und aufmachen zu müssen, besteht. (D. R. P. Nr. 49785 Kl.
                              									57.)
                           
                        
                           Verfahren zur Herstellung von Halbtonätzungen.
                           In Amerika gelangen mehrere neue Verfahren zur Anwendung, von welchen wir einige hier
                              									anführen wollen.
                           Eggis' Crayontypie gibt Bilder, welche das Aussehen von
                              									Kreidezeichnungen haben.
                           Das Verfahren hat Aehnlichkeit mit dem Ives-Verfahren,
                              									ist aber einfacher und liefert Bilder ohne Netz, also mit unregelmässig vertheiltem
                              									Korn.
                           Man stellt nach einem gewöhnlichen Negative auf einer Chromgelatineplatte im
                              									Ausspülverfahren ein positives Gelatinerelief her. In diesem Bilde sind die dunklen
                              									Stellen erhöht, die lichten vertieft. Die bedeutendste Dicke im Schatten darf nicht
                              									mehr als lmm betragen. Aus dünnem Postpapier fertigt man einen massig abfärbenden
                              									Bogen mit Hilfe lithographischer Tusche an, welcher den gleichmässig aufgetragenen
                              									Farbenaufstrich in ähnlicher Weise wieder abgibt, wie das bekannte blaue
                              									Durchschreibepapier; ausserdem benöthigt man einen Bogen autographischen
                              									Kornpapieres und einer Presse.
                           Das Gelatinerelief wird nun Gesicht nach oben auf eine ebene Platte gelegt, darauf
                              									das Uebertragungspapier Schichtseite nach oben, auf dieses das Kornpapier
                              									Schichtseite nach unten und auf das Ganze eine starke ebene Blechplatte. Das Ganze
                              									wird nun in die Presse gesetzt und darauf ein sanfter gleichmässiger Druck wirken
                              									gelassen.
                           Das mit lithographischer Farbe bestrichene Papier hinterlässt dabei einen Abdruck auf
                              									dem Kornpapier, welcher wie eine Kreidezeichnung aussieht. Derselbe kann mit
                              									lithographischer Kreide retouchirt und auf Zink oder auf den Stein übertragen
                              									werden.
                           Von ähnlicher Wirkung ist das patentirte Verfahren von Zuccato. Auch wird ein Gelatinerelief verwendet, aber an Stelle des
                              									Kornpapieres eine gekörnte oder geriffelte Platte aus Schriftmetall und ein Bogen
                              									dünnes Schreibpapier. Die Schriftmetallplatte wird eingefärbt, das Papier und sodann
                              									das Relief werden eingelegt und das Ganze in die Presse gegeben.
                           Mittels eines guten Liniennetzes lassen sich Autotypien auch
                                 										in folgender Weise herstellen: Das Netz wird vorerst in beliebiger
                              									Verkleinerung aufgenommen und das so erzielte Negativ im Copirrahmen oder auf andere
                              									Weise auf eine empfindliche photographische Platte mittels kurzer Belichtung
                              									übertragen. Wird dann auf einer solchen Platte eine Aufnahme gemacht und dieselbe
                              									entwickelt, so erscheint das Bild in kleinere und grössere Punkte zerlegt, also zur
                              									Halbtonätzung geeignet. Das Netz lässt sich auch auf eine regelrecht belichtete
                              									Platte im Copirrahmen nachträglich aufdrucken. (Eder's
                              										Jahrb. f. Photogr. für 1891 S. 569.)
                           
                        
                           Farbendruck.
                           Chromocollotype. Unter diesem Namen stellt die Anstalt
                              									von Waterlow and Sons in London farbige Lichtdrucke
                              									her, welche eine Combination von Chromolithographie und Lichtdruck sind. Das
                              									Verfahren wurde bereits vor einer Reihe von Jahren von J.
                                 										Löwy in Wien ausgeübt; es ist jedoch weniger präcis als der eigentliche
                              									Farbenlichtdruck.
                           Maurice Wirths in New York erhielt ein Patent (D. R. P.
                              									Nr. 51116 Kl. 15) auf ein Verfahren zur Herstellung von
                                 										mehrfarbigen Gemälden und Zeichnungen durch Malen jeder einzelnen Farbe auf eine
                                 										separate transparente Schicht ohne photographische Hilfsmittel und Anwendung
                                 										dieser in Einzelfarben gemalten Schichten zur Herstellung von
                                 										Farbendruckplatten.
                           Ueber typographischen Farbendruck berichtet Carl Angerer (Eder's Jahrb. f.
                                 										Photogr. für 1891 S. 1), ferner Friedrich
                                 										Jasper (ebenda S. 123.)
                           Ersterer Autor bemerkt, dass das Colorit eines typographischen Farbendruckes in
                              									möglichst wenig Platten von beiläufig 4 bis 5 Farbentönen aufgetheilt wird, u. z. w. in ein lichtes
                              									Gelb, ein lichtes und dunkles Roth, ein lichtes und dunkles Blau. Mit diesen 5
                              									Farbentönen soll das Farbenbild erzielt werden.
                           
                        
                           Verschiedenes über Aetzung und Pressendruck.
                           Ueber elektrochemische Hartmetallätzung entnehmen wir
                              									der Papierzeitung (1890 S. 377) folgendes: Während die
                              									Zinkätzung in neuerer Zeit grosse Vollkommenheit erreicht hat, gelang es bisher
                              									nicht mit den zur Metallätzung geeigneten Säuren auch härtere Metalle zu ätzen, ohne
                              									starke Lösungen anzuwenden, was den Nachtheil hat, dass das Metall ungleichmässig
                              									angegriffen wird und ungleich-massige Striche und rauhe Ränder entstehen. Mit Hilfe
                              									der Elektricität ist es nunmehr aber gelungen, Aetzungen in Hartmetall, insbesondere
                              									harten Messinglegierungen, Bronze und Stahl auszuführen, und hat das Verfahren den
                              									Vortheil, dass man nicht nur harte Metalle, welche den gewöhnlichen Aetzverfahren
                              									widerstehen, ätzen kann, sondern auch im Stande ist tadellose Aetzungen auf
                              									cylindrischen Flächen zu erzielen.
                           Die „Elektrochemische Graviranstalt“ in Berlin
                              									hat ein diesbezügliches Patent (D. R. P. Nr. 37960) erworben, welches in dem
                              									Patentansprüche als: „Verfahren zur Aetzung von Metall, in dem das zu ätzende
                                 										Metallstück einerseits und ein flächenparallel dazu gestellter Gegenstand aus
                                 										Metall oder leitender Kohle (Gegenplatte) andererseits als Elektroden eines
                                 										galvanischen Stromes in einem Säurebad verwendet werden,“ bezeichnet
                              									wird.
                           Die genannte Anstalt hat mit ihrem Verfahren bereits sehr beachtenswerthe Resultate
                              									erzielt.
                           So werden die Hartmetalldruckplatten für die Zwecke der Albumerzeugung, für jene der
                              									Luxuspapierindustrie und zum Druck auf Celluloid verwendet und spielen in der
                              									Spielkartenfabrikation bereits eine Rolle.
                           Die eigentliche Herstellung der Hartmetallplatten in der genannten Anstalt geschieht
                              									auf folgende Weise: die Platten werden zunächst auf eine Hobelmaschine geschlichtet,
                              									sodann polirt und mit Zeichnung versehen. Die Uebertragung der Zeichnung erfolgt
                              									meist auf dem Wege lithographischen Umdruckes. Der Umdruck wird mit Harzpulver in
                              									der bekannten Weise eingestaubt, das an den mit Farbe versehenen Stellen haftende
                              									Harzpulver durch Erhitzen der Platte angeschmolzen, deren Rückseite mit Asphalt
                              									gedeckt wird. Nun wird die Platte in das Aetzbad gebracht, wo sie die eine Elektrode
                              									bildet, während als zweite Elektrode eine der Bildseite flächenparallel
                              									gegenübergestellte Kohleplatte wirksam ist. Wie bei der gewöhnlichen Zinkätzung wird
                              									die Platte von Zeit zu Zeit herausgenommen, getrocknet und durch Einwalzen mit
                              									fetter Farbe, Einstauben und Erhitzen gedeckt.
                           Die Tiefe der Aetzung beträgt meist 1 mm. Bei Messingplatten erscheint der Boden der
                              									Aetzung röthlich, wie von niedergeschlagenem oder blossgelegtem Kupfer gefärbt.
                           
                              Verfahren zur Herstellung von Druckplatten für
                                 										lithographischen Druck oder Buchdruck durch Umdruck von
                                 									Lichtdruckplatten.
                              
                           Kühl und Co. in Frankfurt a. M. haben sich ein solches
                              									Verfahren patentiren lassen (D. R. P. Nr. 53573.)
                           Es ist bekanntlich nicht möglich, ein gewöhnliches photographisches Negativ direct
                              									zum Umdruck auf Stein oder Metall zu verwenden, sondern muss das Bild vorher in
                              									Linien oder Punkte zerlegt werden, was, wie bereits erwähnt, auf verschiedene Weise
                              									erzielt werden kann.
                           Nachdem es bekannt ist, dass beim Lichtdruckverfahren jedes Bild in ein dem
                              									unbewaffneten Auge nicht sichtbares Korn zerlegt wird, und die Versuche Lichtdrucke
                              									auf Stein oder Metallplatten zu übertragen, bis jetzt kein zufriedenstellendes
                              									Resultat ergaben, da die Uebertragung durch die Verwendung von Uebertragungspapier
                              									sehr leidet, versuchte die Firma Kühl und Co. diese
                              									letztere Uebertragungsart zu umgehen.
                           Sie nehmen den Aufdruck direct von der Lichtdruckplatte vor, unter Vermeidung jedes
                              									Zwischenträgers.
                           Man stellt zu diesem Zwecke eine Lichtdruck platte her, welche ein scharfes
                              									geschlossenes Korn zeigt. Von derselben wird nun auf eine dünne, feinst gekörnte
                              									Metallplatte oder auf den Stein ein directer Umdruck mittels fetter Farbe gemacht,
                              									die Lichtdruckplatte wird mit Umdruckfarbe eingewalzt und mit der vorher angewärmten
                              									Metalldruckplatte mehrmals einem starken Reiberdruck ausgesetzt. Das Anwärmen hat
                              									den Zweck, die Metallplatte für die fette Farbe empfänglicher zu machen und ihre
                              									Geschmeidigkeit so zu erhöhen, dass man mit einem Drucke, welcher die Glasplatte
                              									nicht zersprengt, sein Auslangen findet.
                           Zur Herstellung einer Steindruckplatte besteht die Lichtdruckplatte nicht aus Glas,
                              									sondern aus einer Metallplatte. (Eder's Jahrb. f. Photographie f. 1891 S. 578.)
                           Ueber die Herstellung schattirter Zeichnungen schreibt
                              									Prof. J. Husnik in Prag: Will man schattirte Bilder in
                              									Wasserdruck herstellen, so macht man sich von dem betreffenden Bilde erst eine
                              									negative Aufnahme auf Glas, und nach dieser auf ein mit einer schwarzen Lineatur
                              									versehenes Kreidepapier die Zeichnung auch negativ, d.h. man kratzt die lichten
                              									Stellen des negativen Bildes aus und zeichnet mit der Feder dunkel, was am negativen
                              									Glasbilde dunkel erscheint.
                           Sehr wichtig ist der Umstand, dass liniirte oder punktirte Flächen im Druck lichter
                              									erscheinen als volle Flächen, wenn sie auch ziemlich erhaben im Relief sind; man
                              									darf daher niemals ganz schwarze Stellen zeichnen, sondern der stärkste Schatten des
                              									negativen Bildes muss noch immer aus Strichen bestehen. Eder's Jahrb. f. Photogr. f. 1891 S.
                              									205.)
                           
                              Verfahren zur Herstellung von Buch- und Steindruckformen in
                                 										Aquatinta-Manier.
                              
                           Carl Aller in Kopenhagen erhielt ein Patent auf ein
                              									solches Verfahren, welches dadurch gekennzeichnet ist, dass man nach Uebertragung
                              									der Contouren der Zeichnung auf den Stein resp. die Metallplatte die nach dem Drucke
                              									weiss erscheinenden Stellen mit einer Zinkweissgelatine bedeckt, darauf die ganze
                              									Form mit Asphaltpulver im Staubkasten einstaubt, welches zum Schmelzen gebracht
                              									wird.
                           Darauf wird der nächsthellste Farbenton durch Ueberdecken der betreffenden Stellen
                              									mit der Zinkweissgelatinemischung abgedeckt und wieder wie vorher eingestaubt u.s.w.
                              									Mit diesem Verfahren fährt man so lange fort, bis sämmtliche Farbennuancen durch die
                              									auf dem Stein oder der Platte aufgehäuften Staubschichten erreicht sind. Die
                              									Staubflächen werden zuletzt so dicht, dass sie sich auf der Druckform vollständig
                              									abheben, d.h. auf den unbedeckten Stellen den tiefsten Farbenton darstellen.
                           
                           Ist dieser Punkt erreicht, so wird die Form, das ist die Platte oder der Stein,
                              									in ein Wasserbad gelegt und es werden hierdurch die sämmtlichen mit der
                              									gummihaltigen Farbe bedeckten Stellen von den Harzschichten befreit. Auf der Platte
                              									steht nunmehr das Bild fertig da in der Aquatinta-Manier des Kupferstiches von der
                              									hellsten Farbe bis zum tiefsten Schatten. Darauf wird die Platte oder der Stein
                              									geätzt und zum Buch- oder Steindruck in bekannter Weise fertig gemacht.
                           Die Firma Capitaine und von Hertling in Berlin erhielt
                              									ein Patent auf die Herstellung künstlicher
                                 										Lithographiesteine unter Anwendung von Collodionwolle. (D. R. P. Nr.
                              									52868.) Man hat bereits Zinkplatten, welche mit einer künstlichen Steinschicht
                              									überzogen worden sind, an Stelle der Steine zu verwenden gesucht und arbeiten auch
                              									in der That einige Wiener und deutsche Firmen mit solchen Platten (Kalksinterplatten
                              									etc.), doch sind dieselben nicht abschleifbar, da die Kalksinterschichte eine sehr
                              									dünne ist. Die genannte Firma verwendet zur Herstellung ihrer künstlichen
                              									lithographischen Steine die Abfälle von Lithographiesteinen und benutzt als
                              									Bindemittel eine Lösung von Collodionwolle oder Schiessbaumwolle. Zur Ausführung des
                              									Verfahrens wird die Collodion- oder Schiessbaumwolle in einem Gemische von Aether
                              									und Alkohol oder einer Lösung von Campher in Alkohol gelöst und die feinst
                              									gepulverten Steinabfälle mit der Lösung innig gemischt. Aus den erhaltenen
                              									elastischen Massen werden sodann Platten von beliebiger Form und geeigneter Dicke
                              									hergestellt. Die Masse wird nach dem Austrocknen beinahe so hart, wie die
                              									natürlichen Lithographiesteine und kann nach Angabe der Erfinder genau so wie diese
                              									geschliffen und behandelt werden.
                           
                        
                           Mäser's Tonplatten.
                           J. Mäser verwendet an Stelle der gewöhnlich zur
                              									Herstellung von Tonplatten benutzten Stoffe einen eigenthümlich hergestellten, aus
                              									mehreren Schichten gestrichenen Papieres bestehenden etwa 2 mm dicken Carton.
                           Der Grundgedanke des Mäser'schen Verfahrens zur
                              									Plattenherstellung hat Aehnlichkeit mit demjenigen, auf welchem das Mäser'sche Zurichtverfahren beruht.
                           Wie bei diesem Letzteren verschiedene gestrichene Papierschichten vereinigt und bei
                              									der Bearbeitung mehr oder weniger tief durchschnitten bezieh. durchschabt werden, so
                              									sind es bei ersterem Verfahren gestrichene Cartonbögen, deren Bearbeitung und
                              									Abtrennung durch die zwischenliegende kreidige Schicht erleichtert werden soll. Nach
                              									erfolgter Bearbeitung wird eine Schutzmasse aufgetragen, welche der an und für sich
                              									wenig widerstandfähigen Platte die nöthige Oberflächenfestigkeit verleihen soll, die
                              									erforderlich ist, um das Abreissen von Randstücken durch die Walzen zu verhüten und
                              									die regelmässig wiederkehrende Pressung durch den Druckcylinder bei höherer Auflage
                              									auszuhalten.
                           Nachdem der Umdruck auf die Platte gemacht ist, klebt man dieselbe auf Holzfuss und
                              									lässt sie unter Druck trocknen. Sollte der Umdruck nicht gelungen sein, so wischt
                              									man mit einem weichen Schwämmchen die oberste dünne Schicht weg, lässt trocknen,
                              									übergeht dann die Fläche mit feinem Schmirgelleinen, bis sie wieder rein weiss ist
                              									und macht einen neuen Umdruck. Hierauf reisst man mit einer Graviernadel die Umrisse
                              									an und sticht mit einem breiten Stichel das überflüssige Tonpapier weg. (Papier-Zeitung 1890 S. 816.)
                           
                        
                           Celluloidclichés.
                           J. Brunner in Winterthur arbeitet seit mehreren Jahren
                              									an einem Verfahren, welches die Herstellung von Celluloidclichés unter Mitwirkung
                              									photochemischer Processe anstrebt.
                           Man fertigt auf einer mit Chromgelatine überzogenen Metallplatte in der bekannten
                              									Weise durch Belichtung unter einem Strichnegativ und nachheriges Ausspülen der nicht
                              									belichteten Stellen ein Gelatinerelief an und prägt dasselbe in erweichtes Celluloid
                              									ein. Die Erweichung des Celluloids geschieht durch Erhitzen mit Wasserdampf, die
                              									nachherige Abkühlung mit kaltem Wasser.
                           Denk in Wien stellt seit drei Jahren Abdrücke von
                              									Kupferdruckplatten in Celluloid sowie Abdrücke auf solchen Platten mit bestem
                              									Erfolge her.
                           Dr. S. Mierzinsky empfiehlt als zweckmässiges Mittel zum
                              									Anreiben von Farben statt Firniss Ricinusöl zu
                              									verwenden. Als Vorzug des Ricinusöles führt er die Löslichkeit vieler
                              									Theerfarbstoffe darin an. Ein Zusatz von Alkohol wirkt auf die Löslichkeit fördernd
                              									ein.