| Titel: | Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. | 
| Fundstelle: | Band 283, Jahrgang 1892, S. 111 | 
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                        Ueber Fortschritte in der
                           								Spiritusfabrikation.
                        (Patentklasse 6. Fortsetzung des Berichtes S. 21
                           								d. Bd.)
                        Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
                        
                     
                        
                           IV. Destillation und Rectification.
                           Verfahren zur gesonderten Gewinnung von Feinsprit und Fuselöl
                                 										unmittelbar aus Maische und zugehöriger Temperaturregler von Robert Ilges in Cöln-Bayenthal (D. R. P. Nr. 55666 vom
                                 									3. Juni 1890). Der Apparat bildet eine Ergänzung zu dem aus der Patentschrift Nr.
                              									48343 bekannten Fuselölabscheider. Das Wesentliche des Apparats ist der
                              									Temperaturregler, welcher es ermöglicht, die Temperatur des durchfliessenden Lutters
                              									gleichmässig, insbesondere zwischen 88 und 85,5° zu halten, was für die
                              									gleichmässige Darstellung eines Destillats von hoher Feinheit erforderlich ist.
                           
                        
                           V. Schlämpe.
                           Bei Fütterung mit Schlämpe beobachtete Ohlsen sehr grosse Schwankungen im Gehalt der Milch an
                              									allen Bestandtheilen. (Jahresbericht der Fortschritte auf
                                 										dem Gebiete der Hygiene.)
                           
                        
                           VI. Apparate.
                           Spirituscontrolapparat von Brauer und Klaser in Hernals bei Wien (D. R. P. Nr. 55534 vom 3. April
                                 									1890). Bei diesem Apparat wird zuerst das Gewicht der Flüssigkeit mittels einer in
                              									Wagebalken hängenden Trommel und dann das Volumen dieser Flüssigkeit mittels eines
                              									Zellenrades zu dem Zweck bestimmt, aus dem Verhältniss des Gewichtes zum Volumen den
                              									durchschnittlichen Alkoholgehalt des Spiritus zu ermitteln.
                           
                        
                           VII. Analyse.
                           Anleitung zur Bestimmung des Extractgehaltes von
                                 										Branntweinen. Durch Bundesrathsbeschluss ist festgesetzt, dass in Bezug auf
                              									den Zoll als Liqueure alle Branntweine zu behandeln sind, welche mehr als 3 Proc.
                              									Extract enthalten. Zur Feststellung des Extractgehaltes im Branntwein ist folgende
                              									Anleitung bekannt gemacht: Man wägt in einem Kölbchen, dessen Gewicht genau
                              									festgestellt ist, genau 100 g der zu prüfenden Flüssigkeit ab und dampft die
                              									Flüssigkeit im Wasserbade auf ein Drittel bis ein Viertel ihres Raumes ein. Nachdem
                              									man sich durch den Geruch überzeugt hat, dass der Alkohol vollkommen verjagt ist,
                              									füllt man den Inhalt des Kölbchens wieder auf 100 g mit Wasser auf. Das Kölbchen
                              									wird dann mit einem Stopfen verschlossen und auf die Normaltemperatur von 17,5°
                              									abgekühlt. Nachdem die Flüssigkeit diese Temperatur erreicht hat, wird sie in einen
                              									Glascylinder gegossen und das specifische Gewicht mittels einer Spindel nach Brix
                              									festgestellt. Bei der Spindelung ist so zu verfahren, wie in der Anlage A zu den Ausführungsbestimmungen zum Zuckersteuergesetz
                              									unter 2 vorgeschrieben ist. Zeigt die entgeistete Flüssigkeit 3,0 Brix oder mehr, so
                              									ist der Branntwein als Liqueur zu behandeln. (Nach Zeitschrift für Spiritusindustrie Bd. 14 S. 215.)
                           Ein Glasebullioskop zur Bestimmung von Alkohol in Wein,
                                 										Liqueur u.s.w. ohne Destillation beschreibt A.
                                 										Rossel in der Schweizerischen Wochenschrift für
                                 										Pharmacie 29,95.
                           
                           Eine Anleitung zur Prüfung alkoholischer Flüssigkeiten
                                 										auf secundäre Bestandtheile geben Alfred H.
                                 										Allen und William Chattaway in The Analyst Bd. 16 S. 102.
                           Mit dem von Br. Röse vorgeschlagenen Verfahren (vgl.
                              									1890 281 286) zur Bestimmung des
                                 										Alkohols hat Leo Grünhut bei der Untersuchung
                              									von rohen Gährungsproducten keine brauchbaren Resultate erhalten; trotz
                              									verschiedener Modifikationen der Versuchsbedingungen verlief die Reaction nie in dem
                              									angegebenen Sinne. Ob dieses durch die geringe Menge der Verunreinigungen bedingt
                              									war, lässt der Verfasser dahingestellt. (Chemikerzeitung Bd. 15 S. 847.)
                           Eine Methode zur Bestimmung des Acetons in den denaturirten
                                 										Alkoholen, welche auf der Ueberführung des Acetons durch Jod in Jodoform
                              									beruht, beschreibt Leo Vignon in Compt. Rend. 112873. Nach einem Referat in dem Chemischen Centralblatt 1891 11 S. 1072 scheint die
                              									Methode noch der weiteren Prüfung und Ausbildung zu bedürfen.
                           Reagens auf Aceton. Zum Nachweis von Aceton empfiehlt
                              										Alfred Schwicker in der Chemikerzeitung 1891 S. 914 die Behandlung mit Jodlösung und Ammoniak. Bei
                              									Gegenwart von Aceton bildet sich Jodoform, während Alkohol in gleicher Weise
                              									behandelt, kein Jodoform abscheidet. Die Reaction kann daher auch zum Nachweis von
                              									Aceton im Alkohol dienen.
                           Farbenreactionen der Zuckerarten mit Phenolen theilt Bertrand in Bulletin de la Soc.
                                 										Chim. de Paris Bd. 5 S. 932 mit.
                           Zur Bestimmung der Maltose mit
                                 										Kupferkaliumcarbonatlösung gibt Ost in den Berichten der deutschen chem. Gesellschaft 1891 S. 1634
                              									eine genaue Anleitung. Der Verfasser hat die Reductionswerthe für 10 Minuten
                              									Kochdauer ermittelt und daraus eine Tabelle berechnet, welche die den Kupfermengen
                              									von 50 bis 298,6 mg entsprechenden Maltosemengen angibt.
                           Trockenapparat nach F. Soxhlet. Der von Soxhlet für Laboratoriumsarbeiten construirte, in der
                              										Zeitschrift für angewandte Chemie 1891 S. 363
                              									beschriebene Trockenapparat zeichnet sich vor allen ähnlichen Apparaten dadurch sehr
                              									vortheilhaft aus, dass mit Hilfe desselben das Trocknen der verschiedensten
                              									Substanzen bei 103° in Folge der sinnreichen Construction des Apparates
                              									ausserordentlich beschleunigt wird, so dass man Substanzen, die in andern Apparaten
                              									mehrere Stunden getrocknet werden müssen, in diesem Apparat in etwa 30 Minuten
                              									trocknen kann. Der Apparat, welcher schon in vielen Laboratorien Eingang gefunden
                              									hat, ist sehr zu empfehlen. Zu beziehen ist derselbe von Johannes Greiner in München.
                           
                        
                           VIII. Allgemeines und Theoretisches.
                           Eine neue Verbindung, die Gulonsäure, und den dazu gehörigen
                                 										Zucker, die Gulose, von beiden die rechtsdrehende Modification, haben E. Fischer und O. Piloty
                              									durch Reduction der Zuckersäure dargestellt und näher untersucht und damit eine neue
                              									Methode für die Darstellung neuer Zuckerarten, der Isomeren der Hexosen, gegeben.
                              									Ferner stellte Fischer in Gemeinschaft mit R. Stahel die entsprechenden linksdrehenden Körper aus
                              									der Xylose dar. Die Verfasser untersuchten ferner die Constitution der Xylose und
                              									kamen zu dem Schluss, dass dieselbe offenbar ebenso wie die Arabinose zur Reihe des
                              									Linksmannits oder Linkssorbits gehört. Durch Reduction erhielten die Verfasser
                              									aus der Xylose einen von ihnen Xylit genannten Alkohol, der von dem Arabit ganz
                              									verschieden ist und einen farblosen, nicht krystallisirenden Syrup darstellt. (Berichte der deutsch. chem. Gesellschaft 1891 Bd. 23
                              									S. 521 und Bd. 24 S. 528.)
                           Das Verfahren von Günther und Tollens zur quantitativen
                                 										Bestimmung von Pentaglukosen in Vegetabilien haben de Chalmot und B. Tollens verbessert. Die nach diesem verbesserten
                              									Verfahren ausgeführten Bestimmungen der Pentaglukosen in verschiedenen
                              									Pflanzenstoffen, wobei z.B. im Kirschgummi 45 bis 46 Proc. Arabinose gefunden
                              									wurden, bestätigen wiederum, dass die Pentaglukosen in der Natur sehr verbreitet und
                              									in beträchtlicher Menge vorhanden sind. (Berichte der
                                 										deutsch. chemischen Ges. 1891 Bd. 24 S. 694.)
                           Trehalose hat Maquenne aus
                              									persischer Trehala dargestellt. Die Untersuchung ergab, dass die Trehalose ein
                              									achtatomiger Alkohol ist, isomer mit den eigentlichen Saccharosen und verwandt mit
                              									der Maltose, indem sie bei der Einwirkung von Säuren nur Glukose gibt, sie
                              									unterscheidet sich aber von der Maltose durch das Fehlen der Aldehydfunction und
                              									steht in dieser Beziehung der Saccharose nahe. (Compt.
                                 										Rend. Bd. 112 S. 947.)
                           Die Bildung von Stärke aus Formaldehyd in der Pflanze
                              									hat Bokorny durch neuere, in den Berichten der botanischen Gesellschaft 1891 Bd. 9 S.
                              									103 veröffentlichte Versuche mit Sicherheit nachgewiesen.
                           Das Drehungsvermögen der Lävulose und des Invertzuckers
                              									hat H. Ost bestimmt und gefunden, dass wenn p die
                              									Gramme Substanz in 100 g Lösung bedeutet, die Drehungswerthe für p = 3 bis 30
                              									annähernd auf einer Geraden liegen, welche nach folgender Formel gezogen ist:
                           
                              [\alpha]\,\frac{20}{D}=- (91,90+0,111\,p).
                              
                           Für sehr verdünnte Lösungen fällt die Curve stark ab, wie dies
                              									ähnlich auch für Dextrose von Tollens beobachtet ist.
                              									Verfasser berechnete nun hieraus das Drehungsvermögen für Invertzucker unter der
                              									Voraussetzung, dass der Invertzucker aus gleichen Theilen Dextrose und Lävulose
                              									besteht, und dass den Invertzuckerlösungen vom Procentgehalt p das halbe
                              									Drehungsvermögen der Summe der Drehungen von p Lävulose und p Dextrose zukommt, nach
                              									seiner Formel für Lävulose und nach der von Tollens für
                              									Dextrose und vergleicht damit die gefundenen Werthe. Die Uebereinstimmung war eine
                              									befriedigende. Die bisher durch Inversion von Rohrzucker mit Salzsäure hergestellten
                              									Invertzuckerlösungen können, streng genommen, nicht als reine
                              									Dextrose-Lävulose-Mischungen angesehen werden, denn sie enthalten stets mehr oder
                              									weniger Zersetzungsproducte von geringerem Drehungsvermögen beigemengt. Dagegen fand
                              									Verfasser die Ansicht Gubbe's bestätigt, dass Oxalsäure
                              									in einprocentiger Lösung bei 50 bis 53° die Monosaccharide nicht merklich angreift,
                              									während bei 100° schon durch 0,25 procentige Oxalsäure und ebenso durch 0,1
                              									procentige Salzsäure eine beginnende Zersetzung der Lävulose nachweisbar ist. (Berichte der deutsch. chem. Ges. Bd. 24 S. 1636.)
                           Die in den Leguminosensamen vorhandenen löslichen
                                 										Kohlehydrate untersuchte W. Maxwell. (Chem.
                                 										Centralblatt 1890 Bd. 11. S. 9.) In den reifen Samen von Phaseolus vulgaris wurden
                              									5,36 Proc. löslicher Kohlehydrate gefunden. Dieselben bestehen aus Rohrzucker,
                              									Galaktan und Dextrin, während Glukose nicht vorhanden war.
                           Xylose aus Maiskolben stellten Storm und Lotz dar. Aus 2,5 k lufttrockener Kolben wurden 6 g Xylose
                              									erhalten. (American chem. Soc. 1891 Bd. 13 S. 348.)
                           Ueber ein neues Enzym, die Glukase, veröffentlicht Robert Géduld in der Distillerie Française eine längere, aus dem Laboratorium von Jules Cuisinier herrührende Arbeit. Wir können aus der
                              									interessanten Arbeit, welche einen werthvollen Beitrag zur Erklärung des
                              									Zuckerbildungsprocesses liefert, hier nur die Schlussfolgerungen des Verfassers nach
                              									der Wochenschrift für Brauerei Bd. 8 S. 620
                              									wiedergeben. 1) Die Glukase existirt, theils in löslichem, theils in unlöslichem
                              									Zustande in den nicht gekeimten Getreidekörnern. Sie existirt auch in der gekeimten
                              									Gerste und zwar in unlöslicher Form. 2) Die Glukase verflüssigt nicht Stärkekleister
                              									und wandelt lösliche Stärke nur äusserst schwach um. 3) Die Glukase wandelt beim
                              									Digeriren bei 50 bis 60° die verschiedenen Dextrine theilweise und allmählich mit
                              									gleicher Geschwindigkeit in Dextrose um. Es kann nicht mit Bestimmtheit behauptet
                              									werden, dass dabei Zwischendextrine gebildet werden, es ist dies jedoch auzunehmen.
                              									Wenn der gebildete Zucker in dem Maasse, als er gebildet wird, durch Gährung wieder
                              									zerstört wird, kann sämmtliches Dextrin abgebaut werden. 4) Die Glukase übt ihre
                              									schärfste Wirkung auf die Maltose aus, welche sie vollständig in Dextrose
                              									überzuführen im Stande ist. 5) Die Glukase spielt in der Vegetation eine grosse
                              									Rolle, indem sie die Ueberführung der Stärke in Dextrose vermittelt.
                           Ueber den Nachweis, das Vorkommen und die Bedeutung des
                                 										diastatischen Enzyms in den Pflanzen hat J.
                                 										Wortmann Untersuchungen ausgeführt. (Botanische
                                 										Zeitung Bd. 48 S. 581.) Der Verfasser fand die Diastase sehr verbreitet.
                              									Auch in stärkefreien, nicht keimenden Samen ist Diastase vorhanden, jedoch in so
                              									geringer Menge, dass ihr eine physiologische Bedeutung nicht zuzuschreiben ist. Der
                              									Verfasser ist der Ansicht, dass es nur einzelne Fälle sind, in denen nachweislich
                              									die Diastaseproduction so erheblich sei, dass die Umwandlung des Stärkemehls ohne
                              									directe Vermittelung des Protoplasmas ausschliesslich durch Diastase bewirkt werden
                              									könne, das seien die stärkehaltigen Reservestoffbehälter, Samen, Knollen und
                              									Rhizome. Abgesehen von diesen Fällen, zu denen man noch die Diastase producirenden
                              									Bakterien und Pilze rechnen müsse, sei die allgemeine Thatsache die, dass die
                              									Diastase an der Auflösung des Stärkemehls nur einen geringen, in sehr vielen Fallen
                              									gar keinen Antheil habe, sondern dass die Umwandlung der Stärke meistens durch die
                              									directe Vermittelung des Protoplasmas selbst erfolgen müsste.
                           Zur Lehre von den nicht organisirten Fermenten. Von J. Mrotschkovsky. In Bezug auf die Diastase fand der
                              									Verfasser, dass eine dreiprocentige Carbolsäure noch nicht das diastatische Ferment
                              									zu vernichten und eine ein- und zweiprocentige Carbolsäure- oder zwei- bis
                              									fünfprocentige Jodoformlösung dasselbe überhaupt nicht zu beeinträchtigen vermochte.
                              									Dagegen wird die Einwirkung der Diastase auf Stärke schon durch 0,1 Proc.
                              									Salicylsäure und durch 1 : 200000 Quecksilberchlorid aufgehoben. (Hygien. Rundschau Bd. 1 S. 324).
                           Ueber einen 18 Proc. Alkohol ergebenden
                                 										Gährungserreger. Gegen die Mittheilungen von Schrohe über diesen Gegenstand (vgl. 1891 281
                              									301) wendet sich Liebscher in der Zeitschrift für Spiritusindustrie Bd. 14 S. 103). Er
                              									führt mehrere Analysen von Saké an, nach denen dasselbe nur 11 bis 15 Proc. Alkohol
                              									enthält und bemerkt, dass auch dieser Alkoholgehalt nur durch mehr wöchentliche
                              									Gährdauer erreicht wird. Verfasser macht ferner darauf aufmerksam, dass Koji nach
                              										Cohn nicht dem genus Eurotium angehört, sondern
                              									richtiger als Aspergillus Oryzae bezeichnet wird, dass derselbe wohl Stärke in
                              									Zucker umzuwandeln vermag, aber kein Gährungserreger sei, also nur als Ersatz des
                              									Malzes dienen kann, während die Gährung durch wilde Hefe, welche aus der Luft in die
                              									Maische gelangt, hervorgerufen wird. Es würde sich daher bei praktischen Versuchen
                              									mit dem japanischen Gährungserreger empfehlen, von der Benutzung des Koji abzusehen
                              									und erst einmal Reinculturen der Saccharomycesarten vorzunehmen, welche sich in dem
                              									Saké finden. Da das Saké pasteurisirt wird, würde zu diesen Versuchen nicht das
                              									fertige Saké, sondern das Moto zu benutzen sein.
                           Ueber die Verflüchtigung des Alkohols bei der Gährung
                              									veröffentlicht E. Riss in der Zeitschrift des Landw. Vereins in Bayern Versuche, welche die Ermittelung
                              									derjenigen Menge Alkohol bezweckten, welche durch die entweichende Kohlensäure
                              									mitgerissen wird, während der Alkoholverlust durch Verdunstung bei diesen Versuchen
                              									ausgeschlossen war. Der Verfasser berechnet auf Grund seiner Versuchsergebnisse,
                              									dass in der Praxis auf je 100 hl Alkoholerzeugung pro Jahr 1 hl absoluter Alkohol im
                              									Werthe von 50 Mark verloren gehe. Zweifelsohne sind die Mengen Alkohol, welche durch
                              									Verflüchtigung aus den Gährbottichen allein verloren gehen, in der Praxis aber noch
                              									viel grösser, da zu den hier ermittelten Verlusten noch jene hinzukommen, welche
                              									durch Abdunsten an der Flüssigkeitsoberfläche aus den offenen Gährbottichen
                              									entstehen. (Nach Zeitschrift für Spiritusindustrie Bd.
                              									14 S. 148.
                           Ueber die Ernährung der Hefe und Bildung von Glykogen
                              									hat E. Laurent Versuche gemacht. Er prüfte etwa 100
                              									organische Stoffe auf ihre Fähigkeit als Nährstoff für Hefe zu dienen. Bei vielen
                              									dieser Stoffe fand die Bildung von Glykogen in der Hefe statt, dessen Menge bis zu
                              									32,6 Proc. betragen kann. (Botanische Zeitung Bd. 48 S.
                              									719). – Der Verfasser prüfte ferner Nitrate, Nitrite
                              									und Ammoniaksalze in Bezug auf ihren Nährwerth für Hefe
                              									und einige andere Pflanzen. Benutzt wurden Lösungen folgender Substanzen in
                              									bezüglich ihres Stickstoffgehaltes äquivalenten Mengen: Ammoniumsulfat,
                              									Ammoniumphosphat, Kaliumnitrat, Natriumnitrat und Kaliumnitrit. Von diesen ist das
                              									Nitrit völlig unbrauchbar, beinahe giftig. Das günstigste Resultat wurde mit den
                              									Ammoniaksalzen erhalten, die Nitrate standen ihnen bedeutend nach. Verfasser führt
                              									das Verhalten der letzteren darauf zurück, dass die Nitrate zu Nitriten von den von
                              									ihnen benutzten Hefearten reducirt werden. Die Nutzlosigkeit oder positive
                              									Schädlichkeit der Nitrate ist aber davon abhängig, ob die Nährlösung neutral oder
                              									sauer ist. In letzterem Falle entsteht freie Salpetersäure, welche giftig wirkt und
                              									zwar schon in der äussersten Verdünnung. In den Versuchen mit Schimmelpilzen traten
                              									Verschiedenheiten in Bezug auf die Förderung durch Nitrate und Ammoniaksalze hervor.
                              									Eine Anzahl Schimmelpilze gedieh besser bei ammoniakalischer Stickstoffernährung als bei
                              									Nitratzufuhr. Die Unterschiede treten in derselben Gattung auf und müssen zunächst
                              									als Thatsache hingenommen werden. (Riedermann's Centralblatt
                                 										für Agriculturchemie Bd. 20 S. 358.)
                           Neuere Versuche über den Ursprung der in den Schlampen der
                                 										Branntweine enthaltenen höheren Alkohole, welche L.
                                 										Lindet im Anschluss an seine früheren Versuche (vgl. 1891 281 301) ausführte, bestätigten die vom Verfasser
                              									ausgesprochene Ansicht, dass die höheren Alkohole Producte einer Nebengährung sind.
                              									Unterdrückt man diese Nebengährungen durch Anwendung von viel Hefe oder dadurch,
                              									dass man die Gährung durch Zusätze sehr intensiv verlaufen lässt, so wird eine
                              									geringere Menge höherer Alkohole gebildet, wie z.B. folgende Zahlen zeigen, welche
                              									Cubikcentimeter höherer Alkohole pro Liter reinen Alkohols angeben:
                           
                              
                                 
                                 Versuch I
                                 Versuch II
                                 
                              
                                 Mit viel Hefe
                                 1,47
                                 3,96
                                 
                              
                                 Mit wenig Hefe
                                 2,30
                                 5,29.
                                 
                              
                           (Compt. Rend. Bd. 112 S. 663.)
                           Ueber Cognac, Rum und Arac. II. Mittheilung. Ueber Rum,
                              									das Material zu seiner Herstellung, seine Bereitung und nachherige Behandlung, unter
                              									Berücksichtigung der im Handel üblichen Gebräuche, sowie seiner Ersatzmittel und
                              									Nachahmungen. Von Eugen Sell. Arbeiten aus dem kaiserlichen
                                 										Gesundheitsamt Bd. 7 S. 210. Der Verfasser erörtert eingehend die
                              									Darstellung und Zusammensetzung des Rums und theilt Analysen des Gesundheitsamtes
                              									mit, in welchen auch die in geringer Menge auftretenden Bestandtheile – organische
                              									Säuren, Furfurol, Aldehyd und höhere Alkohole – berücksichtigt sind. Für die
                              									Beurtheilung des Rums kommt der Verfasser zu einem ähnlichen Schluss wie beim
                              									Cognac, dass es unmöglich sei, echte Ware von unechter auf chemischem Wege zu
                              									unterscheiden. Auch hier wird solchen Sachverständigen der Vorzug zu geben sein,
                              									welche ihr Urtheil auf Grund der Geschmacks- und Geruchsprobe abgeben. In ebenso
                              									ausführlicher Weise bespricht Verfasser den Arac.
                           Die Zusammensetzung der Branntweine und Alkohole. Von
                              										Ed. Mohler. Verfasser fand in den natürlichen
                              									Branntweinen bedeutend weniger fremde Bestandtheile als in den künstlichen und hält
                              									es für möglich, auf Grund dieser Unterschiede künstliche und natürliche Branntweine
                              									chemisch zu erkennen. (Bulletin de la soc. chim. de
                                 										Paris Bd. 5 S. 750.)
                           Studien über die Milchsäuregährung. Von Adolf Mayer. Zeitschrift für Spiritusindustrie Bd. 14
                              									S. 191, 199. Durch ausgedehnte Versuche hat der auf dem Gebiete der Gährungschemie
                              									durch sein Lehrbuch wohlbekannte Verfasser das Wesen und speciell den Chemismus der
                              									Milchsäuregährung zu erforschen unternommen. Wir können aus der umfangreichen Arbeit
                              									hier nur die Hauptpunkte wiedergeben: I. Spielt bei der
                                 										Milchsäuregährung der freie Sauerstoff eine Rolle? Die zur Beantwortung
                              									dieser Frage unternommenen Versuche führten zu folgenden Resultaten: 1) (Schon lange
                              									bekannt, aber hier mit besonders deutlichen Zahlen belegt.) Milchsäuregährung wird
                              									sehr begünstigt, wenn Gelegenheit gegeben ist zur Neutralisirung des sauren
                              									Gährungsproductes. 2) Milchsäuregährung ist möglich bei Ausschluss von Sauerstoff.
                              									Der Fortgang der Gährung viele Tage lang beweist die gestellte These, die im
                              									Gegensatz steht zu älteren in der Literatur vorkommenden Behauptungen. 3) Freier
                              									Sauerstoff hat einen sehr bedeutend begünstigenden Einfluss auf die
                              									Milchsäuregährung, sowohl zu Anfang wie dauernd. Dieser Einfluss ist allerdings nach
                              									den Versuchen sehr verschieden gross, vom Unmerkbaren beginnend, bis die Gährung auf
                              									die vierfache Intensität steigernd. Worauf die verschieden grosse Einwirkung des
                              									Sauerstoffes zurückzuführen ist, hat Verfasser bis jetzt nicht ermitteln können.
                              									Dass die Grösse der fraglichen Einwirkung aber nicht von der Kleinheit der Aussaat
                              									oder der An- oder Abwesenheit von kohlensaurem Kalk abhängig ist, hat Verfasser in
                              									besonderen vergleichenden Versuchen bewiesen. 4) Die Menge des bei der
                              									Milchsäuregährung in Mitleidenschaft gezogenen Sauerstoffes ist zu gering, um in der
                              									Gleichung dieser Gährung eine Rolle zu spielen. II. Haben
                                 										bei der Milchsäuregährung Ausscheidungen von Kohlensäure oder anderen Gasen
                                 										statt? Aus den diesbezüglichen Versuchen ist zu schliessen, dass es
                              									wenigstens echte Milchsäuregährungen ohne erhebliche Kohlensäureentwickelung gibt.
                              									III. Ueber das Optimum der Milchsäuregährung. Die erste
                              									Versuchsreihe wurde bei 30, 44 und 50° ausgeführt und ergab, dass 30° wenigstens im
                              									Anfang besser wirken als 44° und dass bei 50° die Gährung wohl möglich ist, aber
                              									keine grossen Fortschritte macht. In einer anderen Versuchsreihe wurden niedrigere
                              									Temperaturen in Discussion gezogen und es zeigte sich hier die Temperatur von 30°
                              									als die günstigste, indem bei dieser die grösste Menge Milchsäure erzeugt wurde,
                              									jedoch ist der Unterschied der bei 25° und bei 30° erzielten Resultate zu gering, um
                              									zu vermuthen, dass das Optimum allzuhoch über 30° liegen sollte. Die angeführten
                              									Versuche lehren immerhin, dass die optimale Temperatur zwischen 30 und 40° zu suchen
                              									ist, also weniger abweichend von den optimalen Temperaturen anderer
                              									Gährungsprocesse, als man gewöhnlich denkt. Sie lehren weiter, dass, wie bei allen
                              									bis jetzt bekannten physiologischen Temperaturcurven, der obere Zweig kürzer ist als
                              									der untere, denn 22° ist, für die dauernde Gährung wenigstens, noch offenbar
                              									günstiger als 50°. Ferner ist zu erwähnen, dass man zwischen 30 und 40° bei den
                              									höheren Temperaturen mehr die reineren Milchsäuregährungen erhält, während die
                              									tieferen wohl einer dauernden raschen Vergährung günstig sind, aber leichter durch
                              									Entwickelung von Wasserstoffgas und sonstige putride Erscheinungen gestört werden.
                              									Damit steht in Zusammenhang das Delbrück'sche Recept,
                              									nach welchem der reine Organismus bei 50°, einer Temperatur, bei welcher andere
                              									Gährungen gänzlich in den Hintergrund gedrängt werden, erhalten wird. Andere
                              									erfahrene Experimentatoren in bakteriologischen Laboratorien gehen darin noch weiter
                              									und erhitzen selbst kurze Zeit auf 60°. Aus dem allen erhellt die grosse
                              									Widerstandsfähigkeit der Milchsäurebakterien und selbst der Ausübung eines geringen
                              									Grades ihrer charakteristischen Gährthätigkeit bei höheren Temperaturen. Das Optimum
                              									dieser Thätigkeit liegt doch darum von der Temperatur der Warmblüter nicht allzu
                              									sehr entfernt. IV. Welche Basis wirkt zur Neutralisation der
                                 										entstehenden Säure am günstigsten? Geprüft wurden Calcium, Magnesium und
                              									Zink als Carbonate, Das bei weitem günstigste Resultat ergab Calcium, das
                              									ungünstigste Zink, Magnesium wirkte etwas besser als Zink. V. Beiträge zur Feststellung der Gleichung der Milchsäuregährung. 10 g Milchzucker, in geeigneter Weise vergohren,
                              									lieferten:
                           8,39 g Milchsäure oder 83,9 Proc. des Milchzuckers und 0,37 g Essigsäure oder 3,7
                              									Proc. des Milchzuckers. Durch directe Bestimmung der Milchsäure wurde annähernd
                              									dieselbe Zahl, nämlich 8,18 g Milchsäure = 81,8 Proc. des verwendeten Milchzuckers
                              									erhalten. Endlich ergab auch eine Berechnung der Milchsäure auf Grund des bei der
                              									Gährung entwickelten Gases, das sich gegen Ende des Versuches als beinahe reine
                              									Kohlensäure erwiesen hatte, eine Bestätigung das obigen Resultates und es lehrte
                              									auch diese Berechnung ferner, worauf schon aus anderen Versuchen geschlossen werden
                              									konnte, dass keine ansehnliche selbständige Gasentwickelung bei der hier
                              									untersuchten Milchsäuregährung stattfand. Weiter zeigte die Bestimmung der
                              									Trockensubstanz in der vergohrenen Flüssigkeit und zum Vergleich in einem künstlich
                              									hergestellten Gemisch von gleicher Zusammensetzung, wie sie durch die Analyse der
                              									vergohrenen Flüssigkeit ermittelt worden war, eine fast vollständige
                              									Uebereinstimmung, wodurch bewiesen wird, dass nicht noch andere Gährungsproducte in
                              									irgend erheblichen Mengen anwesend waren, die bei der Analyse übersehen worden sind.
                              									Jedoch auch auf diesem Wege ist es dem Verfasser nicht möglich gewesen, den noch
                              									bleibenden Rest von etwa 12,8 Proc. verschwundenen Milchzuckers zu identificiren.
                              									Bis zur Aufklärung dieses Verlustes von reichlich 12 Proc. erscheinen dem Verfasser
                              									theoretische Folgerungen aus seinen Versuchen verfrüht.
                           
                              
                                 (Schluss folgt.)