| Titel: | Neuerungen in der Gasindustrie. | 
| Fundstelle: | Band 283, Jahrgang 1892, S. 206 | 
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                        Neuerungen in der Gasindustrie.
                        Neuerungen in der Gasindustrie.
                        
                     
                        
                           Beiträge zur Kenntniss der harzartigen Bestandtheile der
                              									Steinkohlen von G. Siepmann.
                           Verfasser untersuchte eine westfälische Gaskohle von folgender Zusammensetzung der
                              									aschenfreien Kohlensubstanz: C 80,31 Proc.; H 5,50 Proc.; O + N 12,94 Proc.; S 1,25
                              									Proc. und konnte aus der Kohle durch Behandeln mit Aether, Alkohol und
                              									Chloroform drei verschiedene Körper isoliren. Aether extrahirte 0,3 Proc.
                              									gelbbraunes, nicht ganz erhärtendes Harz von angenehm aromatischem Geruch, das in
                              									Aether nicht mehr vollständig löslich war. Das Harz hatte die Zusammensetzung: C
                              									84,82 Proc.; H 10,51 Proc.; O 4,67 Proc. Der lösliche Theil allein ergab C 78,74
                              									Proc.; H 9,64 Proc.: O 11,62 Proc. und war bei gewöhnlicher Temperatur teigig, bei
                              									35° C. schon dünnflüssig. Alkohol extrahirte aus der mit Aether extrahirten Kohle
                              									0,25 Proc. dunkelbraunes Harz, das erstarrte und beim Reiben hellbraunes Pulver
                              									lieferte; der Schmelzpunkt desselben lag zwischen 48 und 50°. Die Zusammensetzung
                              									desselben war C 72,52 Proc.; H 10,08 Proc.; O 17,40 Proc. Aus der so ausgezogenen
                              									Kohle löste Chloroform 0,75 Proc. dunkelbraune pechglänzende Masse von schwachem
                              									Theergeruch und 85° Schmelzpunkt. Die Zusammensetzung fand sich: C 78,82 Proc.; H
                              									8,56 Proc.; O + Spur N 9,97 Proc. Die so dreimal extrahirte Kohle enthielt: C 74,00
                              									Proc.; H 4,77 Proc.; O + N 2,09 Proc.; S 1,14 Proc., auf aschefreie Substanz
                              									berechnet. Die durch Aether extrahirte Substanz erwies sich bei zwei verschiedenen
                              									Kohlen arten als gleichartig. Nach Bammelsberg sollen
                              									diese harzartigen Substanzen die Ursache der Schmelzbarkeit dieser Art Kohle sein;
                              									Versuche des Verf. ergaben aber, dass dieselbe die Schmelzbarkeit nur dem Grade nach
                              									beeinflusst, aber nicht bedingt. (Zeitschrift für Berg-,
                                 										Hütten- und Salinenwesen 1891 Nr. 39 S. 26.)
                           
                        
                           Ueber Gasluftmaschinen von Dürr.
                           Verf. will Gasmotoren und Druckluftmaschinen combiniren zur Erzielung einer guten
                              									Ausnützung der Wärme. Der Gasmotor braucht Kühlung, der Luftmotor Vorwärmung; man
                              									könnte also die kalte Luft für die Luftmaschine am Gasmotor vorwärmen. So z.B.
                              									erhielt ein zweipferdiger Gasmotor zugeführt stündlich 9850 Cal.; in das Kühlwasser
                              									waren übergegangen 5040 Cal.; in den austretenden Gasen gingen ab 3183 Cal.; in
                              									Arbeit wurden umgewandelt 1627 Cal., d.h. der thermische Nutzeffect war etwa 16,5
                              									Proc. Nützt man aber von den in Kühlwasser und Auspuffgasen entwichenen Wärmemengen,
                              									d. i. 8223 Cal., nur die Hälfte aus, d. i. 4111 Cal., so kommt man auf etwa 60 Proc.
                              									thermischen Effect. Mit diesen etwa 4000 Cal. könnte man 80 cbm Luft um 150°
                              									erwärmen und erhielte somit 170 cbm erwärmte. Luft von gleicher Spannung oder 90 cbm
                              									mit fast doppelter Spannung für den Betrieb der Luftmaschine. (Journal für Gasbeleuchtung, 1891 Bd. 34 S. 433.
                              									Vortrag, gehalten vom bayrischen Gasfachmännerverein zu München.) (Vgl. 1890 278 * 341. 279 * 3. 1891 281 * 265.)
                           
                        
                           Ueber den Druck in den Retorten von E.
                                 										Schilling.
                           Verf. mass den Druck in den Gasretorten während der Vergasung, indem er direct über
                              									der Retorte im Steigrohr ein Rohr einsetzte und dies mit einem Druckregistrator in
                              									Verbindung brachte. Gleichzeitig wurde bei normalem Betrieb der Exhaustoren der
                              									Druck in der Vorlage regelmässig abgelesen. Der Retortendruck bewegt sich um die
                              									Nullinie herum, und man sieht nur Schwankungen, welche von der mangelhaften Wirkung
                              									des Hahn'schen Reglers herrühren. Würde dieser, sowie
                              									die Exhaustoren genau gleichmässig arbeiten, so liesse sich die Curve ziemlich genau
                              									auf Null halten. Die überhaupt auftretenden Schwankungen bewegen sich innerhalb
                              									weniger Centimeter Wasserdruckes und können diese nicht von Einfluss auf die Zersetzung der
                              									Kohlen sein. Anders ist es natürlich, wenn im Vorlege- oder Steigrohr Verstopfungen
                              									eingetreten sind, so dass das erzeugte Gas nicht oder nur schwer abziehen kann und
                              									in Folge dessen hohen Druck erzeugt. Hier ist es aber nicht der Druck, sondern die
                              									längere Berührungsdauer des Gases mit den heissen Retortenwänden, welche eine
                              									erhöhte Graphitausscheidung verursacht.
                           Verf. stellte auch einige Versuche an über die Durchlässigkeit der Retortenwände; das
                              									Steigrohr einer im Betrieb befindlichen, aber nicht geladenen Retorte wurde am
                              									oberen Ende zugemauert und dicht verschmiert. Am unteren Ende war ein Zuleitungsrohr
                              									in das Steigrohr eingesetzt, durch welches Gas von einem Behälter aus unter Druck in
                              									die leere Retorte geleitet werden konnte. Zwischen Behälter und Steigrohr war ein
                              									Druckmesser und eine Gasuhr eingefügt, so dass der Gasdurchgang bestimmt werden
                              									konnte, welcher erforderlich war, um einen bestimmten Druck in der Retorte aufrecht
                              									zu erhalten. Steigrohr und Retortendeckel schlössen dicht, und so konnte das Gas nur
                              									durch die glühenden Retortenwände entweichen.
                           Versuche wurden mit der Retorte angestellt, 1) nachdem sie mit einem dichten
                              									Graphitbelag überzogen war; 2) nachdem der Graphit ausgebrannt und ausgestossen,
                              									dann die feinen Risse verschmiert worden waren; 3) die Retorte wurde nun mehrmals
                              									geladen und nach 24 sowie nach 48 Stunden untersucht. Im ersten Fall, also mit einer
                              									Graphitdecke auf den Wänden, stieg die Durchlässigkeit von 31 l für die Stunde bei
                              									10 mm Druck auf 108 l bei 80 mm, d. i. von 0,3 bis 1,8 Proc. der Gaserzeugung, diese
                              									zu 10 cbm in der Stunde angenommen. Nach dem Ausbrennen betrug die Durchlässigkeit
                              									bei 0 mm Druck 800 l, bei 40 mm 3600 l, d. i. 8,0 bis 36,0 Proc., bei höherem Druck
                              									war dieselbe unbeschränkt. Im dritten Fall, nach kurzem Gebrauch also, stieg die
                              									Durchlässigkeit von 40 l bis 1100 l bei 0 bis 80 mm Druck, d. i. von 0,4 bis 11,0
                              									Proc.; nach etwas längerem Gebrauch sank die Durchlässigkeit wieder.
                           Der Gasverlust steigt also bei frisch ausgebrannten Retorten bis ins Ungemessene,
                              									nimmt aber schon nach 24 Stunden beträchtlich ab, sobald die erste dünne Schicht
                              									Graphit abgesetzt ist. Bei gut mit Graphit belegten Retorten und niederem Druck ist
                              									er sehr gering, beträgt erst 1 Proc. bei 50 mm Druck. (Journal für Gasbeleuchtung, 1891 Bd. 34 S. 452.)
                           
                        
                           Bericht der Lichtmesscommission des deutschen Vereins von Gas-
                              									und Wasserfachmännern von S. Schieb.
                           Der genannte Verein beauftragte seine Lichtmesscommission, in Gemeinschaft mit der
                              									Physikalisch-technischen Reichsanstalt die Frage der photometrischen Apparate und
                              									Methoden weiter zu bearbeiten. Als zu diesen Weiterarbeiten gehörig wurden folgende
                              									Arbeiten angesehen: 1) Das angenommene Hefnerlicht auch mit anderen, auswärts
                              									gebräuchlichen oder neu vorgeschlagenen Lichtquellen zu vergleichen und das
                              									Verhältniss festzustellen; 2) für das Hefnerlicht selbst noch näher zu
                              									ermitteln:
                           a. den Einfluss verschiedener Dochtarten auf dasselbe,
                           b. den Einfluss unreinen Amylacetats auf dasselbe, c. die Frage der Messung der
                              									Flammenhöhe des Hefnerlichts, insbesondere: ob dies durch Kathetometer oder durch
                              									Abblendung zu geschehen hat und, falls letztere sollte gewählt werden, in
                              									welcher Weise sie erfolgen solle; d. die Nothwendigkeit der Lüftung des
                              									Photometerzimmers bezüglich des Hefnerlichtes; e. den Einfluss des
                              									Luftfeuchtigkeitsgehaltes auf das Hefnerlicht; f. die Grundlagen für eine amtliche
                              									Prüfung (Aichung) der Hefnerlampen; g. die Anleitung zur Benützung der Lummer- und Brodhun'schen
                              									Photometerköpfe und ferner: 3) die Zusammenstellung eines thunlichst vollkommenen
                              									und leicht zu handhabenden Photometers, so dass allmählich eine möglichste
                              									Uebereinstimmung aller Hilfsmittel für Feststellung der Leuchtkraft der
                              									verschiedensten Beleuchtungsarten auch in den benachbarten Ländern herbeigeführt
                              									werde.
                           Den erforderlichen Arbeiten traten Aenderungen an den sechs Vereinsphotometern, so
                              									wie der Umzug der Physikalisch-technischen Reichsanstalt in ihr neues Gebäude
                              									hindernd entgegen, doch fanden verschiedene Sitzungen statt. In der Sitzung vom 7.
                              									März wurden folgende Verabredungen betreffs der Grundlage für die Vorschriften zur
                              									Prüfung der Hefnerlampe getroffen:
                           1) die ursprünglich von Fr. v. Hefner-Alteneck
                              									angegebenen, von Siemens und Halske in Berlin
                              									angenommenen Maassverhältnisse für die Hefnerlampe sind
                              									beizubehalten.
                           2) Das Dochtrohr ist im Innern durch drei Dorne zu
                              									vermessen, dessen einer genau der inneren Sollweite desselben zu entsprechen, dessen
                              									anderer die zulässige Grenze für die Verengung und dessen dritter dieselbige für die
                              									Erweiterung darzustellen hat. Das Dochtrohr hat ausser der Uebereinstimmung in den
                              									Maassen auch solche im Gewicht zu zeigen; es ist mit einer Theilung an seinem oberen
                              									Rande derart zu versehen, dass eine Veränderung an dessen Höhe nicht unbemerkt kann
                              									vorgenommen werden, auch ist seine Aussenfläche zur Vermeidung von Aenderungen in
                              									der Ausstrahlung stets rein zu halten.
                           3) Der Docht ist möglichst locker, doch in den einzelnen
                              									Fäden derart gebunden zu wählen, dass eine gleichzeitige Bewegung aller Fäden bei
                              									Drehung des Getriebes erfolge. Das Gewicht des Dochtes auf eine gewisse Länge und
                              									bei einem bestimmten Trockenheitsgrade ist festzusetzen.
                           4) Das Getriebe für die Dochtbewegung soll den Docht
                              									möglichst gleichförmig von beiden Seiten erfassen.
                           5) Das optische Flammenmaass nach Krüss ist beizubehalten und derart fest mit dem Körper
                              									der Lampe zu verbinden, dass die Flammenbasis stets unverändert bleibe. Das
                              									feinkörnige, dünne und matte Glas des optischen Flammenmaasses soll nur mit einem
                              									wagerechten Striche für die richtige Flammenhöhe und mit zwei senkrechten Strichen
                              									versehen sein. Bis zu ersterem hat die Flammenspitze zu reichen, zwischen beiden
                              									letzteren soll das Flammenbild stehen. Millimetertheilung zwischen oder neben den
                              									senkrechten Strichen soll nur für besondere Zwecke zugelassen werden.
                           6) Ueber den Einfluss der Reinheit des Amylacetats
                              									stellt die Physikalisch-technische Reichsanstalt Versuche in Aussicht, auf Grund
                              									deren Ergebnisse eine Definition des für die Lichtversuche brauchbaren Amylacetats
                              									festzustellen sei. Als Bezugsquelle für dasselbe ist vorerst die Firma C. F. A. Kahlbaum in Berlin beizubehalten, sofern sie
                              									sich verpflichtet, dasselbe von stets gleicher Qualität zu liefern; auch hat sie von
                              									Zeit zu Zeit der Physikalisch-technischen Reichsanstalt Proben zur Prüfung bezieh.
                              									Feststellung der richtigen Qualität einzusenden. Der von dem Verbraucher zu untersuchende etwaige
                              									Gehalt an Essigsäure ist unter Benutzung von Lackmuspapier oder Phenolphtaleїn zu
                              									ermitteln.
                           7) Die Fehlergrenze in der Helligkeit des Hefnerlichts
                              									ist bis zu 2 Proc. im mehr oder weniger zu gestatten.
                           8) Zu der amtlichen Prüfung sind nur diejenigen neuen
                              									und älteren Hefnerlampen zuzulassen, welche den beschlossenen Bestimmungen
                              									entsprechen. Die amtlich zu prüfenden Hefnerlampen haben den Namen des Anfertigers
                              									und eine Fabrikationsnummer zu tragen, und versieht sie die Physikalisch-technische
                              									Reichsanstalt, wenn sie die Prüfung bestanden haben, mit der Jahreszahl, in welcher
                              									die Prüfung vorgenommen wurde.
                           Das freiwillige Wiederprüfenlassen von Hefnerlampen ist zu empfehlen.
                           Es wurde beschlossen – behufs Feststellung des Werthes der Hefnerlampe gegenüber den
                              									Kerzen –, das Vereinsphotometer Nr. 6 sammt der von der Reichsanstalt geprüften
                              									Lampe Nr. 6 an die Mitglieder der Commission zu Untersuchungen zu versenden. (Journal für Gasbeleuchtung, 1891 Bd. 34 S. 431.)
                           
                        
                           Die Beglaubigung der Hefnerlampe durch die
                              									Physikalisch-technische Reichsanstalt von Löwenherz.
                           Wie bereits vorher erwähnt, hat die Physikalischtechnische Reichsanstalt die Prüfung
                              									der Hefnerlampen übernommen. v. Hefner-Alteneck selbst
                              										hatVgl. d. J.
                                    											1884 252 * 474. für das Hefnerlicht
                              									folgende Definition gegeben: „Das Maass für das Hefnerlicht ist die Leuchtkraft
                                 										einer in ruhig stehender, reiner athmosphärischer Luft brennenden Flamme, welche
                                 										aus dem Querschnitt eines massiven, mit Amylacetat gesättigten Dochtes
                                 										aufsteigt, der ein kreisrundes Dochtröhrchen aus Neusilber von 8 mm innerem und
                                 										8,3 mm äusserem Durchmesser und 25 mm freistehender Länge vollkommen ausfüllt
                                 										bei einer Flammenhöhe von 40 mm, vom Rande des Dochtröhrchens aus und wenigstens
                                 										10 Minuten nach dem Anzünden gemessen.“
                           Zu dieser Einrichtung tritt bei der ursprünglichen Lampe ein Visir zur Einstellung
                              									der Flammenhöhe; dabei soll man durch die Flammenspitze nach den Kanten des Visirs
                              									blicken und die Flammenhöhe so einstellen, dass die Spitze des halben Sternes der
                              									Flamme, welche etwa 0,5 mm unter der äussersten Spitze eines nur halbleuchtenden,
                              									den Kern umgebenden Saumes auftritt, von unten her die Visirlinie berührt.
                           Die Lichtmesscommission hält es für vortheilhafter, das Visir durch ein von A. Krüss eingeführtes optisches Flammenmaass zu
                              									ersetzen; bei ihm wird durch Hilfe einer kleinen Linse ein umgekehrtes Bild des
                              									Flammenendes auf einer mit Theilung versehenen matten Glasscheibe entworfen. Dies
                              									Flammenmaass ist mittels eines Bajonnetverschlusses um die Lampe herum befestigt und
                              									behufs leichter Ermöglichung des Reinigens der Lampe abnehmbar. Krüss brachte auf der matten Scheibe in Entfernung von
                              									je 1 mm Striche an, welche nun bis auf den einen in 40 mm Flammenhöhe wegfallen
                              									sollen. – v. Hefner-Alteneck erachtet das Feststellen
                              									des das Flammenmaass tragenden Ringes für unzweckmässig, weil nach seinen
                              									Erfahrungen, je nach der verschiedenen Aufstellung der Lampe die Lage des
                              									Dochttriebes dem Beobachter gegenüber eine andere sein und deshalb der Ring
                              									freie Beweglichkeit behalten muss. Er ist ferner der Meinung, dass man mit dem von
                              									ihm eingeführten Visir sicherer messen könne als mit dem optischen Flammenmaass;
                              									deshalb tritt er dafür ein, das Visir als die eigentliche Norm für die richtige
                              									Flammenhöhe beizubehalten und das optische Flammenmaass nur zur Bequemlichkeit für
                              									Ungeübtere beizufügen. Das Einstellen der Flamme gibt v.
                                 										Hefner an wie folgt: der halbe Kern der Flamme soll von unten scheinbar an
                              									das Visir anspielen. Das halbleuchtende Ende der Flammenspitze fällt dann mit der
                              									Dicke des Visirs zusammen, doch erscheint bei scharfem Zusehen noch ein leiser
                              									Schimmer derselben bis ungefähr ½ mm über dem Visir. Es darf aber weder die Spitze
                              									des hellen Kerns der Flamme über dem Visir vorsehen, noch zwischen diesen beiden
                              									sich eine dunkle Stelle bemerkbar machen. Die von der Flamme beschienenen Kanten des
                              									Visirs werden stets blank gehalten. Diese Verhältnisse sind natürlich nur an der
                              									Flamme selbst zu beobachten, und nicht an ihrem vielleicht 100 mal lichtschwächeren
                              									Abbilde. Die Vorschriften für das Einstellen am Flammenmaass müssten deshalb wieder
                              									andere sein. Letzteres kann aber sehr wohl benützt werden, wenn es nicht auf
                              									äusserste Schärfe der Einstellung ankommt, oder neben dem Visire. v. Hefner empfiehlt deshalb, beide Arten von Visiren an
                              									der Lampe anzubringen, das Visir aber als das obligatorische aufzustellen.
                           Die Prüfung der Lampen durch die Reichsanstalt soll auf ± 0,02 ihres Sollwerthes
                              									geschehen nach dem Beschluss der Lichtmesscommission; die Angabe wird aber auf 0,01
                              									geschehen, um zu verhüten, dass beglaubigte Lampen sich im Verkehr vorfinden, welche
                              									um 4 Proc. in der Helligkeit von einander abweichen. – Ausser der Vorschrift für die
                              									Fehlergrenze der Lichtstärke ist es auch nöthig, für die einzelnen maassgebenden
                              									Dimensionen bestimmte Fehlergrenzen vorzuschreiben; vor allem kommt es auf die
                              									Abmessungen des Dochtröhrchens an, insbesondere hat die Wandstärke desselben einen
                              									wesentlichen Einfluss auf die Leuchtkraft der Lampe, indem die grössere oder
                              									geringere Wandstärke eine mehr oder weniger starke Erwärmung des Rohrs zur Folge
                              									hat. Die Wandstärke soll 0,15 mm betragen, und man wird dabei eine Fehlergrenze von
                              									± 0,05 mm zulassen können. Eine eben solche Fehlergrenze wird für den inneren
                              									Durchmesser des Dochtröhrchens zu erlauben sein. Das Röhrchen sollte ferner bis 25
                              									mm seiner Länge freistehen; Abweichungen von 2 bis 8 mm dürften einen nennenswerthen
                              									Einfluss noch nicht ausüben. Endlich ist für, das Flammenmaass eine Fehlergrenze
                              									aufzustellen; die Flammenhöhe wird begrenzt unten durch das Dochtröhrchen, oben
                              									durch die Höhe des Visirs oder des Flammenmaasses. Man muss deshalb versichert sein,
                              									dass das Dochtröhrchen richtig eingesetzt und nicht verkürzt ist; es wird dies am
                              									besten mit einer cylindrischen Leere aus Stahl gemessen, welche unten auf der Lampe
                              									aufsitzen muss; oben trägt dieselbe Schlitze zum Nachsehen, ob das Dochtröhrchen
                              									auch oben aufsitzt. Darüber ist eine Schneide angebracht, deren Bild in dem
                              									Flammenmaass erscheint und welches mit dem 40 mm Strich übereinstimmen muss.
                           Aehnlich lässt sich das Visir am Flammenmaass controliren. Die Festsetzung der Grosse
                              									von 40 mm ist für die Beglaubigung von Bedeutung; ein Unterschied in der Flammenhöhe
                              									von 1 mm bewirkt bereits eine Aenderung
                              									der Leuchtkraft von 3 Proc. Da aber die Helligkeit auf 1 Proc. angegeben werden
                              									soll, so ist die Einhaltung der Flammenhöhe auf ⅙ mm zu sichern. Die Fehlergrenze
                              									darf also höchstens 0,2 mm (genauer 0,17 mm) betragen.
                           Ein wichtiger, aber noch streitiger Punkt ist die Beschaffenheit des Amylacetats. Bannow, Chemiker der Firma Kahlbaum in Berlin, von welcher bisher das Amylacetat meist bezogen wurde,
                              									gab für die Prüfung desselben folgende Vorschriften: Spec. Gew. bei 15° C. sei 0,872
                              									bis 0,876. Amylacetat mit dem gleichen Volumen Benzin oder Schwefelkohlenstoff
                              									gemischt darf keine Trübung ergeben; 1 ccm Amylacetat mit 10 ccm 90% Tr. Alkohol und
                              									10 ccm Wasser soll klare Lösung geben. Ein Tropfen Amylacetat auf weissem Papier
                              									darf beim Verdunsten keinen bleibenden Fettfleck hinterlassen. – Aus vier
                              									verschiedenen Geschäften wurden fünf Proben Amylacetat entnommen, nämlich: 1) von
                              										Kahlbaum in Berlin, 2) von Schering in Berlin, „reine“; 3) und 4) von Trommsdorff in Erfurt, „Probe I und Pear Oil“; 5) von Merck in Darmstadt „chemisch rein“. Die ersten
                              									drei entsprechen den Bannow'schen Proben, aber nur die
                              									ersten beiden entsprachen in photometrischer Beziehung; die andern drei reagirten
                              									sauer, die Lampen zeigten Grünspanbildung, die Flammen zuckten und der Docht
                              									verkohlte rasch. Die mittlere Lichtstärke der fünf Proben war: 1,00; 1,00; 0,99;
                              									0,98; 0,96. Bei der fractionirten Destillation zeigten sich grosse
                              									Verschiedenheiten; ebenso im Gehalt an gebundener Essigsäure. Auf Grund der
                              									angestellten Versuche sind die Bedingungen für genügende Reinheit des Amylacetats
                              									wie folgt zu stellen: Spec. Gew. 0,872 bis 0,876 bei 15° C. Das frisch bezogene
                              									Amylacetat darf blaues Lackmuspapier nicht röthen. Ueber 137° C. sollen wenigstens
                              										9/10 des
                              									Amylacetats überdestilliren; auch soll die obere Temperaturgrenze angegeben werden,
                              									innerhalb welcher 9/10 übergehen. Für das Kahlbaum'sche
                              									Amylacetat ist dies innerhalb 137 und 143°. Der Gehalt des Amylacetats an gebundener
                              									Essigsäure, als C2H4O2, soll wenigstens 44 Proc. betragen. In
                              									den meisten Fällen werden die drei ersten Punkte genügen.
                           Es sind nun noch Zweifel zu lösen, ob und wie ein einmal probemässig gefundenes
                              									Amylacetat durch Zersetzung sich mit der Zeit ändern könnte. Eine solche könnte nur
                              									durch Bildung von freier Essigsäure in Folge von Wassergehalt vor sich gehen. Der
                              									letzte betrug bei Kahlbaums Amylacetat 0,05 Proc.,
                              									woraus sich 0,17 Proc. Essigsäure bilden könnte. Im ungünstigsten Fall nimmt
                              									dasselbe 0,6 Proc. Wasser auf entsprechend 2 Proc. Essigsäure, welcher Gehalt einen
                              									merkbaren Einfluss auf die Leuchtkraft noch nicht ausübt, wenn schon eine mit
                              									solchem Amylacetat gespeiste Lampe nicht gut brennt. Erst 5 Proc. Essigsäure hatten
                              									eine Verringerung der Leuchtkraft um 0,015 des Sollwerths zur Folge, ein
                              									fortwährendes Zucken der Flamme und rasches Verkohlen des Dochtes.
                           v. Hefner-Alteneck liess in der Kahlbaum'schen Fabrik Mischungen von Amylacetat herstellen mit den
                              									Substanzen, welche die in Frage kommenden Verfälschungen darstellen sollen. 50 Th.
                              									Amylacetat und 50 Th. Alkohol gemischt hatten ein spec. Gew. von nur 0,841 und nur
                              									0,6 der normalen Leuchtkraft. 80 Th. Amylacetat und 20 Th. Fuselöl hatten nur 0,865
                              									spec. Gew., die Leuchtkraft war 2 Proc. geringer als normal; das Siede verhalten war
                              									ein anderes. 98 Th. Amylacetat und 2 Th. Diamylen hatten fast das normale spec.
                              									Gew., die Leuchtkraft war anfangs 2 Proc. zu hoch, wurde aber in Folge
                              									Ausscheidens des Diamylens normal. Ein Gemisch von 91 Th. Amylacetat, 5 Th. Alkohol
                              									und 4 Th. Ricinusöl wurde hergestellt, um das normale spec. Gew. herzustellen; die
                              									Leuchtkraft war 4 Proc. zu gering, der Docht verkohlte stark. 80 Th. Amylacetat, 10
                              									Th. Isobutylacetat und 10 Th. Amylalkohol hatten zu niederes spec. Gew., nur 0,865,
                              									die Leuchtkraft war 0,5 Proc. zu hoch; die Schwächung, welche dieselbe durch den
                              									Amylalkohol erleidet, wird durch das Isobutylacetat wieder aufgehoben.
                           Der Gehalt an Isobutylacetat und Amylen, welche beide die Leuchtkraft des Amylacetats
                              									verstärken, könnte die Ursache sein, dass in früheren Jahren bezogenes Amylacetat
                              									höhere Leuchtkraft besass als jetzt bezogenes. – Ueber den Einfluss, welchen
                              									Verschiedenheiten der meteorologischen Verhältnisse, des Luftdrucks, des
                              									Feuchtigkeitsgehalts der Luft u. dgl. auf die Leuchtkraft des Amylacetats ausüben,
                              									sollen Versuche noch angestellt werden.
                           Die Stempelung der Lampen soll durch Einschlagen des Reichsadlers, der Prüfungsnummer
                              									und der Jahreszahl geschehen, dieselben Zeichen soll das Dochtröhrchen erhalten.
                              										(Journal für Gasbeleuchtung, 1891 Bd. 34 S. 489.
                              									Vortrag, gehalten in der Versammlung des Gas- und Wasserfachmänner-Vereins zu
                              									Strassburg.)
                           
                        
                           Amylacetat für die Hefnerlampe von H.
                                 										Drehschmidt.
                           Die städtische Gasanstaltsverwaltung in Berlin beschloss 1885, zu den photometrischen
                              									Messungen statt der englischen Wallrathkerze die Amyllampe zu benützen; Verf.
                              									stellte damals das Verhältniss der Kerze von 45 mm Flammenhöhe fest als 1,048
                              									Hefnerlicht, zu gleichem Resultate kamen Fieberg und
                              										Fischer, Nun fand 1890 die Lichtmesscommission des
                              									Gasfachmänner-Vereins andere Zahlen, die Reichsanstalt fand 1,134 Hefnerlicht = 1
                              									Kerze. Verf. stellte nun abermals Versuche an und fand 1,132, einige Stücke der 1885
                              									benützten Kerzen ergaben 1,129, also sehr abweichend von der früheren Zahl; die
                              									Ursachen dieses Wechsels glaubt Verf. in verschiedener Zusammensetzung des
                              									Amylacetats suchen zu müssen. Im Jahre 1890 entnahm er von C. Kahlbaum in Berlin drei Proben; dieselben waren sauer, mit schwach
                              									gelblicher Farbe. Die Proben ergaben bei der fractionirten Destillation im
                              									Dephlegmator von Glinsky sehr wechselnde Fractionen,
                              									enthielten auch bis zu 180° siedende Substanzen, während der Siedepunkt des
                              									Amylacetats zu 138 bis 140 angegeben wird. Demnach sind zweifellos Beimischungen
                              									vorhanden. Dieselben können aus dem Fuselöl herrühren, welches zur Darstellung des
                              									Isoamylalkohols dient, und ausser diesem eine ganze Reihe anderer Körper enthält wie
                              									Isobutylalkohol, Propylalkohol und Aether der Capron-, Capryl- und Caprinsäure, und
                              									zwar in verschiedenen Verhältnissen je nach der Herstammung des Fuselöls. Auch aus
                              									der Essigsäure können Verunreinigungen stammen; dieselbe wird aus Holzessig
                              									hergestellt und enthält so Valeriansäure, Normalbuttersäure, Crotonsäure und
                              									andere.
                           Die von 150 bis 180 und über 180° siedenden Bestandtheile des Amylacetats hatten
                              									einen dem Amylvalerat ähnlichen Geruch, das bei 191° siedet. – Das Amylacetat wird
                              									erhalten aus Isoamylalkohol und Essigsäure unter Wasserabspaltung durch concentrirte
                              									Schwefelsäure; durch Wasserabspaltung entstehen aber auch Kohlenwasserstoffe, selbst
                              									bei vorsichtigstem Arbeiten. Es ist demnach fraglich, ob die Wahl des Amylacetats
                              									als Brennstoff eine günstige war.
                           Die drei im gleichen Jahr bezogenen Proben Amylacetat ergaben, die erste zu 1
                              									angenommen, die Leuchtkraft 1,0; 1,012; 1,004. Verf. prüfte auch die einzelnen
                              									Fractionen auf ihre Leuchtkraft und fand dieselbe bis 135° zu 0,987 und höher bis
                              									150 bis 180° zu 1,061 ansteigend. Jedenfalls zeigen die Versuche, dass das
                              									Amylacetat, von Kahlbaum bezogen, keine reine Substanz
                              									ist, sondern Bestandtheile von verschiedener Leuchtkraft enthält. Amylacetatproben
                              									von Schering und von Kahlbaum bezogen, wichen stark in der fractionirten Destillation von
                              									andern ab. (Journal für Gasbeleuchtung, 1891 Bd. 34 S.
                              									513.)
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)