| Titel: | Fortschritte auf dem Gebiete der Eisengiesserei. | 
| Fundstelle: | Band 283, Jahrgang 1892, S. 214 | 
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                        Fortschritte auf dem Gebiete der
                           								Eisengiesserei.
                        (Schluss des Berichtes S. 200 d. Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Fortschritte auf dem Gebiete der Eisengiesserei.
                        
                     
                        
                           Eine hydraulische Formmaschine ist von Leeder in
                              									Dalmuir-Dumbartonshire angegeben und demselben als D. R. P. Nr. 50223 vom 2. Juni
                              									1889 patentirt. Die Ausführung derselben für Deutschland ist von Oppenheim und Co. in Hainholz bei Hannover
                              									übernommen.
                           
                           Der Formsand wird auf die Modellplatte durch hydraulischen Druck gepresst,
                              									wodurch eine grosse Gleichmässigkeit der Formen herbeigeführt wird.
                           In der Ansichtfigur (Fig. 20) ist die Modellplatte,
                              									welche auf jeder Fläche eine Modellhälfte trägt und welche um einen Seitenständer
                              										D1 drehbar ist,
                              									nach links herausgeschwungen. Oberhalb und unterhalb derselben befinden sich
                              									Formkasten H und G (Fig. 21), welche aus der Maschine nicht entfernt
                              									werden. Die Pressvorrichtung besteht aus zwei Presskolben B und C derart, dass der grössere Presskolben
                              										C den Presscylinder für den kleineren Kolben B bildet, wie Fig. 21
                              									zeigt.
                           Zwei oder mehrere Säulen D dienen zur Verbindung des
                              									Fusses mit dem oben befindlichen Presskopfe E.
                           Textabbildung Bd. 283, S. 215Fig. 20.Oppenheim's Formmaschine, System Leeder. Die Herstellung einer Form geschieht in der Weise, dass man zunächst den
                              									unteren Formkasten G bei ausgeschwungener Modellplatte
                              									mit Sand füllt, diese dann einschwingt und den oberen Formkasten H mittels des oben rechts befindlichen Handhebels L darauf senkt und denselben ebenfalls mit Sand füllt.
                              									Durch Eintritt des Presswassers unter den grösseren Presskolben hebt sich derselbe
                              									mit den beiden Formkasten und der dazwischen liegenden Modellplatte bis unter den
                              									Presskopf, wo ein Zusammenpressen und Anpressen der beiden Sandfüllungen gegen die
                              									Metallplatte stattfindet. Darauf lässt man auch noch den kleineren Presskolben durch
                              									Einlass von Presswasser gegen die untere Sandfüllung drücken. Nach erfolgter
                              									Pressung senkt man den unteren Formkasten mit der aufliegenden Modellplatte durch
                              									Auslass des Presswassers. Die Modellplatte wird in ihrer Ruhestellung ausgeschwungen
                              									und darauf der vorher durch eine Klinke p
                              									zurückgehaltene Oberkasten auf den Unterkasten gesenkt, so dass die beiden
                              									Sandfüllungen sich jetzt berühren. Zum Schlusse schiebt man mit Hilfe des inneren
                              									Presskolbens durch Druckwasser die beiden zusammenliegenden Sandhälften aus den
                              									eisernen in ihrer Stellung zurückbleibenden Formkasten heraus, so dass man die
                              									vollständige zum Abgiessen fertige Form am oberen Rande des Oberkastens wegnehmen
                              									kann. Die Gussform hat keinen Formkasten, sie ist also in der üblichen Weise durch
                              									Einstampfen und Belasten zu sichern.
                           Zum Betriebe der Maschine gehört eine Presswasseranlage, die ausser für die Form
                              									arbeit mit Vortheil vielen anderen Zwecken dienstbar gemacht werden kann.
                           Die Formmaschinen werden zur Zeit in sechs verschiedenen Grossen geliefert, deren
                              									kleinste Form 200 × 380 mm beträgt. Die grösste bis jetzt hergestellte Form hat 910
                              									× 910 mm. Die in der Maschine befindlichen Formkasten können rund, rechteckig oder
                              									quadratisch hergestellt werden. Nach Angabe des Fabrikanten liefert eine
                              									Formmaschine kleinster Sorte, durch zwei Arbeiter bedient, in 10 stündiger
                              									Arbeitszeit 1100 fertige Formen. Die tägliche Arbeitslohnersparniss soll für jede
                              									Maschine 18 bis 96 M. betragen, unter der Annahme, dass ein Handformer mit besonders
                              									zweckmässig eingerichteten Kasten 80 bis 100 Kasten täglich fertig zu stellen
                              									vermag.
                           Die Riemenscheibenformmaschine von Anthon und Söhne in
                              									Flensburg (D. R. P. Nr. 43347) haben wir 1888 270 * 102
                              									besprochen und abgebildet. Um den wesentlichen Inhalt des Patentes in die Erinnerung
                              									zurückzurufen, lassen wir hier den Wortlaut des betreffenden Anthon'schen Patentanspruches folgen: „Die Anordnung ungleich dicker
                                 										Modellringe in Verbindung mit der den Kranz gewölbt herstellenden
                                 										Ausdrehschablone durch Herstellung gewölbter, am Kranz ungleich dicker
                                 										Riemenscheibenkränze.“
                           Textabbildung Bd. 283, S. 215Fig. 21.Oppenheim's Formmaschine, System Leeder. Die Riemenscheibenformmaschine von Hugo
                                    										Laissle in Reutlingen (D. R. P. Nr. 49776 vom 28. August 1888), Fig. 22 bis 31, soll dazu dienen,
                              									ganze oder getheilte Riemenscheiben von verschiedenem Durchmesser und von beliebiger
                              									Breite mit einem oder mehreren über einander liegenden Armsystemen zu formen. Als
                              									Modell dienen concentrische genau bearbeitete Ringe 3,
                              									von denen je einer für den verlangten Durchmesser in den über den Ringen
                              									angebrachten Formkasten fg emporgehoben wird, und zwar
                              									so weit hinauf, als der halben Riemenscheiben-breite entspricht. Nachdem noch das
                              									Naben- und Armmodell (13 und 14) eingelegt ist, wird der Formkasten fertig gestampft, abgenommen und
                              									demnächst in der Giesserei mit der nun folgenden zweiten Hälfte zusammengepasst.
                           
                           Ueber die Einzelheiten gibt die Figur Auskunft, zu deren Erklärung wir Folgendes
                              									bemerken: Es wird angenommen, dass es sich um das Formen einer Riemenscheibe von 450
                              									mm Durchmesser, 114 mm Breite und 50 mm Bohrung mit fünf geraden Armen handle.
                           Textabbildung Bd. 283, S. 216Laissle's Formmaschine.Zunächst müssen die drei Ringträger 16 (Fig. 23 und 27) auf den im
                              									Ringeinsatze 3 enthaltenen Ringe von 450 mm Durchmesser
                              									eingestellt werden, was auf folgende Art geschieht:
                           Durch Drehung des Handrades 25 in der einen oder anderen Richtung
                              									wird durch das konische Getriebe 21 die mit
                              									eingedrehten Spiralnuthen 44 versehene Planscheibe 46, welche sich um den Mantel 27 dreht, in Bewegung versetzt. In diese Nuthen greifen die verlängerten
                              									Zapfenenden der Ringträgersupportschrauben 17 ein und
                              									werden dann geführt; da aber 17 mit 16 fest verbunden ist, so folgen die Träger durch
                              									Einwirkung der Spirale geradlinig in den Supportschlitzen 44 im Dreiarmstück 18 entweder gegen die
                              									Mitte oder gegen den Umfang der Scheibe zu.
                           Gleichzeitig mit dieser Bewegung wird aber das obere Ende der Träger 16 (in Fig. 22 und 27) in entsprechend
                              									schwalbenschwanzartig geformten Schlitzen von einem Ringe zum anderen verschoben;
                              									damit aber dieser Verstellung nichts hindernd im Wege steht, müssen die drei
                              									genannten Schlitze des Ringeinsatzes 3 genau
                              									eingehobelt sein. Da jedoch in Folge der Steigung der Spirale die Träger 16 in einer Schneckenlinie einander folgen, so wird
                              									eine centrische Einstellung derselben durch radiales Verschieben und dann
                              									Verschrauben auf 17 bewirkt.
                           Die Umdrehung des Handrades 25 geschieht so lange, bis
                              									Scalastab 34, auf welchem sämmtliche Durchmesser der im
                              									Einsatze 3 enthaltenen Riemenscheibenringe verzeichnet
                              									sind, den verlangten Durchmesser – im vorliegenden Falle also den Theilstrich mit
                              									der Nummer 450 – zeigt und mit einer scharfen Fixirkante genau übereinstimmt. An
                              									diesem Striche wird dann der ganze beschriebene Mechanismus durch Sperrad 22 und Einfall 23
                              									festgehalten.
                           Um nun die verlangte Riemenscheibenhöhe von 114 mm zu erhalten, wird das Handrad 41, die zugehörige Welle, Stirnrad 29 nach Lüften der Hebelschraube 33 in Drehung versetzt und dadurch die Zahnstange 28, Cylinder 26 und der
                              									darauf sitzende dreiarmige Supportträger 18 mit dem
                              									Riemenscheibenringträger 16 gehoben und so lange
                              									gedreht, bis der Stab 34 an der Höhenscala 35 mit der Nummer 114 übereinstimmt. Da jede ganze
                              									Riemenscheibenform aus zwei gleich hohen Hälften (Ober- und Unterkasten)
                              									zusammengesetzt wird, so entspricht der am Maasstabe 35
                              									angegebenen Zahl nur die halbe Hubhöhe bezieh. Breite des verlangten Maasses.
                           Dadurch, dass der Ringträger 16 früher auf den
                              									Durchmesser von 450 mm eingestellt wurde, wird durch dessen Emporheben auch der
                              									erforderliche oberhalb befindliche Ring von 450 mm Durchmesser um die Höhe von 57 mm
                              									gehoben und in dieser Lage durch Klemmen des Handrades 41 mittels der Schraube 33 an das mit 1 durch Schraube 35
                              									verbundene Segmentstück 32 (Fig. 29) gehalten.
                           Ist dieses geschehen, so wird das für jeden Ring vorhandene, mit geraden oder
                              									geschweiften Armen versehene Kreuz 14 (Fig. 22 und 26) auf den Zapfen,
                              									sowie die für 50 mm Bohrung entsprechende Nabe 13
                              									(welche für ganze Riemenscheiben ohne, für getheilte Riemenscheiben aber mit
                              									Verschraubungslappen versehen ist) aufgesteckt.
                           Ist die Maschine, wie vorbeschrieben, vorbereitet, so wird ein entsprechend grosser,
                              									zur verlangten Riemenscheibe passender, mit drei Lappen versehener Formkasten fg in die Bolzen 5
                              									gesetzt. Bei Verwendung kleiner Formkasten 11 aber
                              									kommt der Formkastenträger 12 in Anwendung, und werden
                              									dann die Lappen dieser kleineren Formkasten auf die Bolzen 5a des Formkastenträgers 12,
                              									der Formkastenträger selbst aber auf die Bolzen 5
                              									der Formmaschine gesetzt.
                           Hierauf werden in den Schlitzen des Formkastens 39
                              									entsprechend geformte, in der Höhe verstellbare Sandträger angeschraubt und der
                              									Kasten mit Formsand entweder ausgestampft oder unter einer Presse gepresst. Der
                              									Formkasten bleibt nun so lange auf der Formfläche liegen, bis der gehobene
                              									Riemenscheibenring wieder in seine ursprüngliche Lage zurückgezogen wird, was auf
                              									folgende Weise geschieht.
                           Die drei Riemenscheibenringträger 16 (Fig. 27) haben, wie
                              									schon erwähnt, an ihrem oberen Ende einen schwalbenschwanzförmigen Kopf, der bei 3 in eine gleichgeformte Nuth sämmtlicher
                              									Riemenscheibenringe passt; dieser Kopf zieht den in die Höhe geschobenen Ring
                              									mittels des vorbeschriebenen Hebe- und Senkmechanismus, nach Lüften der
                              									Hebelschraube 33, in seine ursprüngliche Lage
                              									herab.
                           Damit bei einer unvorsichtigen raschen Zurückbewegung des Cylinders 26 bezieh. des Riemenscheibenringes der Anprall für die
                              									Theile 18, 26 hauptsächlich aber für die
                              									Ringträgerköpfe und die schwalbenschwanzförmigen Ringnuthen ohne Gefahr sei, presst
                              									sich, kurz bevor der Cylinder in seine Anfangslage zurückkommt, das untere Ende
                              									desselben gegen einen im Gehäuse 36 liegenden
                              									elastischen Buffer 37.
                           Um eine etwaige Verdrehung der Riemenscheibenringe zu verhüten, wodurch die
                              									Riemenscheibenringträger in ihrer Verstellung beeinträchtigt würden, hat eine der
                              									drei Ringeinsatzauflagen, nämlich 15a, oben eine prismatische Form und
                              									dementsprechend in dem Ringeinsatze 3 eine
                              									gleichgestaltete prismatische Vertiefung, so dass ein verdrehter Ring, während des
                              									Herabgehens auf der schiefen Ebene der einen Auflage 15a gleitend, genau in seine
                              									richtige Lage versetzt wird. Die anderen zwei Ringeinsatzauflagen 15 dienen als weitere Stützpunkte für den Einsatz 3 und sind flach.
                           Wie aus Fig. 22
                              									ersichtlich ist, bildet der Ringeinsatz 3 mit dem
                              									Aufsatzstücke 2 die eigentliche Formfläche.
                           Des weiteren handelt es sich darum, den Formkasten noch über die Nabe 13 zu heben, was durch Drehung des Ringes 7 mittels Handgriffes 8,
                              									der darauf sitzenden schiefen Ebene 9 und dadurch
                              									bewirkter gleichzeitiger Hebung des Bolzens 5
                              									geschieht, welcher mit einem Bunde unter die Kastenlappen greift und dieser der Höhe
                              									der schiefen Ebene 9 entsprechend gehoben wird.
                           Aus der Form sind nun alle Modelltheile entfernt und kann dieselbe ohne weiteres von
                              									dem Arbeiter unbeschädigt an den zum Gusse bestimmten Platz transportirt werden.
                           Bei hohen Naben wird die Construction des Aufsatzes 2
                              									nach Fig. 31 (Schnitt
                              										t-u), bei niederen Hubhöhen nach Fig. 22 gewählt. Die
                              									Augen mit Schrauben 6 dienen zur Verbindung des
                              									Aufsatzes 2 mit dem Gehäuse 1. Für den Fall, dass besonders starke Riemenscheibenkränze verlangt
                              									werden, können die einzelnen Riemenscheibenringe, nachdem dieselben gehoben sind,
                              									mit entsprechenden Messing-, Zink- oder Eisenreifen verstärkt werden.
                           Eine Verstärkung der Arme in der Richtung ihrer Dicke wird dadurch erreicht, dass
                              									zuerst auf den Zapfen 38 eine der Grundfläche des
                              									Kreuzes entsprechende Unterlage und erst auf diese das Kreuzmodell gesteckt
                              									wird.
                           Bei Ausführung einer Sandform für Riemenscheiben mit zwei oder mehreren über
                              									einander liegenden Armsystemen wird der Obertheil und Untertheil derselben genau wie
                              									in der vorbeschriebenen Weise hergestellt; zwischen diesen zwei Theilen ist ein
                              									dritter, der sogen. Mitteltheil, eingeschoben, dessen Anfertigung nach dem
                              									beschriebenen Verfahren mit geringer Abänderung erfolgt. Ueber die Bedienung und
                              									Leistungsfähigkeit erhielten wir von der Reutlinger Maschinenfabrik nachstehende
                              									Angaben:
                           Die Maschine wird bis heute in fünf Grossen hergestellt, und zwar:
                           
                              
                                 Grosse
                                 I
                                 zum Formen von Riemenscheiben mit200 bis 400 mm Durchmesser,
                                 
                              
                                 „
                                 II
                                 zum Formen von Riemenscheiben mit420 bis 600 mm Durchmesser,
                                 
                              
                                 „
                                 III
                                 zum Formen von Riemenscheiben mit620 bis 800 mm Durchmesser,
                                 
                              
                                 „
                                 IV
                                 zum Formen von Riemenscheiben mit820 bis 1000 mm Durchmesser,
                                 
                              
                                 „
                                 V
                                 zum Formen von Riemenscheiben mit1025 bis 1200 mm Durchmesser.
                                 
                              
                                 
                                 Die zu formende Breite ist beliebig.
                                 
                              
                           Zur Bedienung von zwei Maschinen sind drei Mann (Taglöhner) nöthig, diese formen auf
                              									der Maschine
                           
                              
                                 Nr.
                                 I
                                 etwa 20 Stück Riemenscheiben von 200 bis 400 mmDurchmesser und etwa
                                    											150 mm Breite,
                                 
                              
                                 „
                                 II
                                 etwa 16 Stück Riemenscheiben von 420 bis 600 mmDurchmesser und etwa
                                    											150 mm Breite,
                                 
                              
                                 „
                                 III
                                 etwa 12 Stück Riemenscheiben von 620 bis 800 mmDurchmesser und etwa
                                    											150 mm Breite,
                                 
                              
                                 „
                                 IV
                                 etwa 6 Stück Riemenscheiben von 820 bis 1000 mmDurchmesser und etwa
                                    											200 mm Breite,
                                 
                              
                                 „
                                 V
                                 etwa 4 Stück Riemenscheiben von 1025 bis 1200 mmDurchmesser und etwa
                                    											200 mm Breite,
                                 
                              
                           im Gesammtgewicht von etwa 2350 k. Für
                                 										10 Stunden dafür erlegte Löhne: 6 Mann zu 4 M. = 24 M. für Taglöhne, oder für 100 k Formerlohn 1 M.; die entsprechende
                              									Handarbeit würde 3 bis 4 M. betragen.
                           In American Machinist vom 31. Juli 1890 wird eine
                              									Formmaschine der Tabor Manufacturing Co. in New York
                              									City beschrieben. Diese Formmaschine besteht aus einem durch Dampf, Pressluft oder
                              									Druckluft bewegten Cylinderpaare, welches unter der Flur der Giesserei angebracht
                              									ist. Die Kolbenstangen haben in Gussäulen Führung und tragen ein Querstück, an
                              									welchem in Universalgelenken hölzerne Stampfer in der Fläche des Formstückes
                              									herunter hängen, die in Folge dieser Verbindung den Druck auf die Formsandfläche
                              									möglichst gleich vertheilen. Die Unterlage der Form wird von einem zwischen den
                              									Säulen hindurch und unter den Stampfer verschiebbaren Wagen gebildet, dessen
                              									Formtisch durch Rankenfedern die erforderliche Nachgiebigkeit ertbeilt ist. Nach der
                              									Quelle soll diese Formmaschine die Arbeit von 15 Formern liefern.
                           Von demselben Blatte wird in der Nummer vom 22. October 1891 eine neuere Formmaschine
                              									der Tabor Manufacturing Co. mitgetheilt, von der Fig. 32 eine Anschauung gibt. Die Maschine ist im
                              									vorliegenden Falle besonders für die Herstellung von Bremsschuhen für Eisenbahnwagen
                              									eingerichtet, deren sich in jedem Formkasten zwei befinden, der eine nach oben, der
                              									andere nach unten geformt. Ein geübter Arbeiter soll mit Hilfe eines Jungen einen
                              									Formkasten in 78 Secunden (46 Kasten = 92 Bremsschuhen in der Stunde) fertig
                              									stellen. Zum Betriebe dient Dampf, welcher nur unter den Kolben wirkt; der Rückgang
                              									erfolgt durch das Eigengewicht der Vorrichtung.
                           Wegen der nachstehenden Patente Nr. 56028 einer Formmaschine für ovale und
                              									zweitheilige Räder, ertheilt an J. Gut in
                              									Cannstadt, Nr. 55994 einer Formmaschine zur Herstellung von Schrauben, ertheilt an
                              										Grusonwerk in Magdeburg-Buckau, und Nr. 50453 einer
                              									Formmaschine von D. Hahn und C.
                                 										F. Krone in Stockerau, Niederösterreich, verweisen wir auf die
                              									Patentschriften. Bei letzterer Patentschrift, die eingehende Zeichnungen der
                              									Formmaschine enthält und dieserhalb Beachtung verdient, lautet der Patentanspruch:
                              										„An einer Formmaschine die Anordnung, dass der Formkasten nach der Pressung
                                 										des Formsandes mechanisch durch eine Hebelvorrichtung und mittels Drehzapfens
                                 										gehoben, gewendet, (wobei) die fertige Form eingestäubt (werden kann) und nach
                                 										dem Zurückdrehen und Niederlassen des Formkastens auf den Formtisch oder die
                                 										Modellplatte die fertige Sandform nochmals gepresst wird.“
                           Bezüglich der Handformerei sind nur Neuerungen von untergeordneter Bedeutung
                              									patentirt worden, die wir theils übergehen können, theils nur kurz erwähnen
                              									wollen.
                           Textabbildung Bd. 283, S. 218Fig. 32.Formmaschine der Tabor Mfg. Co.J. Müller in Burbach (D. R. P. Nr. 49958) will zum
                              									Einformen von cylindrischen Formen Cylinder verwenden, die um eine senkrechte Achse
                              									sich rasch umdrehen. Der Verdichtung der der Mittellinie nahe gelegenen Theile soll
                              									durch Segmentstücke nachgeholfen werden. Wir können in dem Verfahren einen Vortheil
                              									nicht finden.
                           C. Brunelli in Pesaro, Italien (D. R. P. Nr. 53268)
                              									versieht seine Formkasten mit gegabelten Lappen, welche genau eingestellt sind und
                              									durch Stellschrauben so geregelt werden können, dass sie genau an durchgehende
                              									Stifte passen. Diese Stifte werden von den Lappen umfasst und von Keilen angepresst;
                              									da das obere Ende der Stifte durch Verbindungslaschen gehalten wird, ist die
                              									Stellung so genau, dass die Kasten durch einander gebraucht werden können.
                           
                        
                           III. Verfahren und Apparate zum Schmelzen und Giessen des
                              									Eisens im luftverdünnten Raume.
                           Mit einem Vorschlage, der vielleicht von praktischer Wichtigkeit wird, ist F. Taussig in Bahrenfeld (Holstein) in seinem D. R. P. Nr.
                              									52650 vom 3. December 1889 an die Oeffentlichkeit getreten.
                           Um Gegenstände mit glatter, nicht oxydirter Oberfläche giessen zu können und um die
                              									durch den Luftzutritt beim Schmelzen, sowie bei der Zuführung des geschmolzenen
                              									Materials zu den Giessvorrichtungen und Formen entstehenden Nachtheile zu vermeiden,
                              									ist es zweckmässig, das Schmelzen sowohl als das Giessen des Gegenstandes im
                              									luftverdünnten Raume vorzunehmen.
                           Dies wird erreicht, wenn man den Schmelzproeess auf elektrischem Wege bewirkt und
                              									z.B. einen Siemens'schen elektrischen Schmelzofen (Fig. 33) in demselben Behälter unterbringt, in welchem
                              									die Gussformen untergebracht sind, und wobei dieser Behälter durch Luftpumpen u.s.w.
                              									entsprechend luftleer gemacht wird.
                           Textabbildung Bd. 283, S. 219Fig. 33.Taussig's Apparat zum Giessen im luftverdünnten Raume. Die Zuleitungsdrähte, welche den elektrischen Strom zum Schmelzofen
                              									bringen, treten durch Stopfbüchsen, welche in der Wandung des Behälters angebracht
                              									sind, in den letzteren ein.
                           Diese Drähte lassen sich auch durch Löthung in der Wandung abdichten.
                           Da der ganze Schmelzprocess sowohl als auch der Giessprocess im luftverdünnten Raume
                              									vor sich gehen soll, so erfolgt die Ueberführung des geschmolzenen Materials in die
                              									Giessvorrichtung bezieh. in die Formen durch einen Hahn oder sonstigen Abschluss,
                              									der von aussen bewegt werden kann, ohne dass Luft in den Behälter tritt. Es lässt
                              									sich ein solcher Hahn bezieh. Abschluss durch eine durch die Behälterwandung
                              									gehende, mittels Stopfbüchse gedichtete Stange bewegen oder es kann auch das Oeffnen
                              									und Schliessen desselben durch elektrische, auf Elektromagnete wirkende Ströme
                              									beschafft werden.
                           In beiliegender Zeichnung (Fig. 33) ist eine derartige
                              									Anlage erläutert, welche im Durchschnitt den Schmelztiegel und die Formkasten zeigt.
                              										A ist der Behälter, welcher durch Rohr m mit der Luftpumpe in Berührung steht. B ist der Schmelztiegel eines Siemens'schen elektrischen Schmelzapparates. C sind die Formkasten, in welche das geschmolzene Metall überzuführen
                              									ist.
                           Der Behälter A ist mit verschliessbaren Oeffnungen
                              									versehen, um den Schmelztiegel, sowie die Formkasten aus- und einführen zu können;
                              									auch sind Schaugläser rr vorhanden, um den Schmelz- und
                              									Giessprocess verfolgen zu können, e ist ein mit
                              									Thon bestrichener Metallstöpsel, welcher durch die in einer Stopfbüchse dicht
                              									geführte Stange p von aussen aus dem Schmelztiegel
                              									herausgezogen werden kann, sobald der Guss begonnen werden soll. Der negative
                              									Kohlencylinder K, welcher bei dem Siemens'schen Ofen an einem Wagebalken w aufgehängt und beweglich ist, kann mit seinem
                              									Aufhängedraht oder -Bande z ebenfalls durch eine
                              									Dichtung in der Wandung des Behälters A hindurchgeführt
                              									werden. i und i1 sind die zur Dynamomaschine führenden negativen
                              									und positiven Verbindungsdrähte. – Der Patentanspruch lautet: Die Herstellung der
                              									Schmelzung sowohl, als des Gusses gemeinsam im luftverdünnten Raume (A) durch Anordnung eines elektrischen Schmelzofens
                              										(B), welcher ebenso wie die Giessvorrichtung und
                              									die Gussformen (G) in einem Behälter A untergebracht sind, aus welchem während des
                              									Schmelzens und Giessens die Luft entfernt wird, zum Zwecke der Vermeidung der durch
                              									den Luftzutritt beim Schmelzen und Giessen entstehenden Nachtheile, sowie um
                              									Gegenstände ohne äussere Oxydationsschicht giessen zu können.
                           Nach dem Hauptpatente Nr. 52650, schreibt die Eisenzeitung, findet die Vornahme der Schmelzung sowohl, als des Gusses
                              									gemeinsam im luftverdünnten Raume durch Anordnung eines elektrischen Schmelzofens
                              									und der erforderlichen Giessvorrichtungen und Formen in einem Behälter statt, aus
                              									welchem während des Schmelzens und Giessens die Luft entfernt wird.
                           Es hat diese Anordnung den Nachtheil schwerer Zugängigkeit und macht überdies eine
                              									verhältnissmässig grosse Anzahl luftdicht verschliessbarer Oeffnungen
                              									erforderlich.
                           Diese Uebelstände zu beseitigen ist der neue Apparat (D. R. P. Nr. 58908 vom 26.
                              									Februar 1891) bestimmt, welcher auf beigefügter Zeichnung (Fig. 34) dargestellt ist.
                           Textabbildung Bd. 283, S. 219Fig. 34.Taussig's Apparat zum Giessen im luftverdünnten Raume. Der Schmelzofen O ist in den Stromkreis einer
                              									Dynamomaschine eingeschaltet. Unter Anwendung von Elektroden von gleichem Metall wie
                              									das zu schmelzende oder aus einem schwerer schmelzbaren Metall wird der elektrische
                              									Strom unmittelbar durch das zu schmelzende Metall hindurch geleitet. Letzteres wird
                              									in granulirtem Zustande angewendet. Die hierdurch erzeugten Contactwiderstände ermöglichen die
                              									Concentration der Entwicklung der Stromwärme innerhalb des zu schmelzenden Metalles.
                              										E sind die an den Schmalwänden des Ofens
                              									angeordneten plattenförmigen Elektroden, welche mit den +- und –Stromleitern
                              									verbunden und in den Ofenwänden luftdicht und isolirt gelagert sind. R ist das Abflussrohr für das geschmolzene Metall,
                              									welches luftdicht mit den zu evacuirenden Gussformen G
                              									verbunden wird. Letztere laufen auf Rädern und werden durch ein vom Abflussrohre R sich abzweigendes Saugrohr einer Luftpumpe
                              									evacuirt.
                           Die Luftpumpe saugt also Luft und sich entwickelnde Gase aus den Gussformen und dem
                              									Ofen und führt sie durch ein Rohr nach aussen ab. Um den Process des Schmelzens
                              									sichtbar verfolgen zu können, sind Schaugläser an geeigneter Stelle des Ofens
                              									vorgesehen. Ein mit doppeltem luftdichtem Schieberverschlusse versehener Schacht
                              									oder Fülltrichter T dient zum Beschicken des Ofens,
                              									dessen luftdicht schliessender Deckel erforderlichen Falles entfernt werden
                              									kann.
                           Um erkennen zu können, dass die Gussform gefüllt ist, befindet sich am höchsten
                              									Punkte derselben ein Pfropfen aus einer leicht schmelzbaren Legirung, welcher,
                              									sobald er vom flüssigen Metalle erreicht ist, schmilzt. Durch Vacuummeter kann die
                              									Luftverdünnung im Ofen und im Formkasten von aussen beobachtet werden.
                           Um über den ökonomischen Werth des neuen patentirten elektrischen Schmelzverfahrens
                              									von Metallen, z.B. von Stahl, im Vergleiche zu den bisher gebräuchlichen
                              									Schmelzverfahren, ein Urtheil zu gewinnen, begutachtet der Vorsteher des
                              									physikalischen Staatslaboratoriums, Dr. Voller, in
                              									Hamburg dasselbe wie folgt:
                           Man kann unter der Voraussetzung der Benutzung grosser, moderner Dampfmaschinen als
                              									Motoren – die zur Erzeugung von 1 k Stahl theoretisch erforderliche Wärmemenge,
                              									sowie die zu deren Production erforderliche Kohlenmenge berechnen und das Resultat
                              									mit der bei den üblichen Stahlbereitungsmethoden zur Schmelzung erforderlichen
                              									Kohlenmenge vergleichen.
                           Nach der augenblicklich erscheinenden neuen Auflage von Muspratt's Handbuch der technischen Chemie
                              									werden thatsächlich verbraucht:
                           1) In Yorkshire auf 100 k Tiegelgusstahl, hergestellt aus Stücken 5 bis 6 cm Länge
                              									Rohstahl, 325 k Koks, folglich auf 1 k Stahl 3,25 k Koks.
                           2) In der Phönixhütte (Westphalen) auf 2100 k Rohstahl und Eisen zur Erzeugung von
                              									Martinstahl 6800 k Steinkohle, folglich auf 1 k Stahl 3,25 k Steinkohle.
                           3) In Leoben (Steiermark) in Siemens'schen Gusstahlöfen
                              									mit Regenerativfeuerung auf 100 k Stahl nur 300 k, folglich auf 1 k Stahl 3 k
                              									Braunkohle.
                           Dem gegenüber berechnet sich – unter der vorläufigen Annahme, dass die von einer
                              									Dynamomaschine erzeugte elektrische Energie in besagtem elektrischen
                              									Schmelzverfahren vollständig zur Stahlschmelzung nutzbar gemacht werden könne – der
                              									Kohlenverbrauch bei diesem Verfahren zu 0,4 k Steinkohle auf 1 k Stahl.
                           Es versteht sich von selbst, dass thatsächlich nicht alle erzeugte elektrische
                              									Energie zur Schmelzung nutzbar gemacht werden kann. Aber die Natur des in Rede
                              									stehenden Verfahrens, bei welchem – im Gegensatze zu dem alten Siemens'schen Schmelzen mit dem elektrischen Lichtbogen
                              									– alle Stromwärme, bis auf die geringe Wärmeentwickelung in den Zuleitungen,
                              									unmittelbar innerhalb der zu schmelzenden Metalle selbst erzeugt wird, hat zur
                              									Folge, dass der unvermeidliche Leitungs- und Strahlungsverlust nur gering ist.
                           Würde man selbst, wie bereits bemerkt, die übertriebene Annahme machen, dass 60 Proc.
                              									der erzeugten Wärme verloren gingen, also nur 40 Proc. nutzbar gemacht würden, so
                              									würde sich dennoch der Kohlen verbrauch bei dieser elektrischen Schmelzung auf nur 1
                              									k für 1 k Stahl stellen – gegenüber 3 k bei dem bisherigen Verfahren.
                           Es spricht somit das Ergebniss der Rechnung in hohem Grade für eine wirthschaftliche
                              									Verwendbarkeit dieses Schmelzverfahrens – selbst bei Dampfbetrieb.
                           Bei Benutzung von Wasserkraft o. dgl. würde naturgemäss das Verfahren sich noch
                              									vortheilhafter gestalten. Auch wird zweifellos die Vermeidung des Abbrandes und
                              									anderer Verluste, bei Anwendung dieser Schmelzung im Vacuum, sehr ins Gewicht
                              									fallen.
                           Nach der Eisenzeitung soll eine bedeutende
                              									Elektricitätsfirma der Anlage einer Versuchsschmelze im grösseren Maasstabe näher zu
                              									treten geneigt sein. Der Patentinhaber wünscht ferner mit einer Giessereifirma
                              									zwecks Einrichtung dieser Versuchsschmelze in Verbindung zu treten.
                           Man erkennt leicht, dass es sich bei einer solchen Anlage weniger um gewöhnliche
                              									Gusszwecke, sondern um hochfeines Eisen- und Stahlmaterial handeln wird, und
                              									wünschen wir den Versuchen besten Erfolg.