| Titel: | Neuerungen an Elektromotoren (Dynamomaschinen) und Zubehör. | 
| Fundstelle: | Band 283, Jahrgang 1892, S. 251 | 
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                        Neuerungen an Elektromotoren (Dynamomaschinen)
                           								und Zubehör.
                        (Patentklasse 21. Fortsetzung des Berichtes S. 189
                           								d. Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Neuerungen an Elektromotoren (Dynamomaschinen) und
                           								Zubehör.
                        
                     
                        
                           8) Der neue Wechselstrommotor von N. Tesla (vgl. 1889
                              										273 * 292) beruht nach dem New Yorker Electrical Engineer (vgl. den Londoner Electrical Engineer 1890 Bd. 6 * S. 160) auf der
                              									Thatsache, dass selbst ein aus dünnen Scheiben zusammengestellter, mit Spulen
                              									umwickelter magnetischer Kern nicht sofort in seinem ganzen Querschnitte magnetisirt
                              									wird, wenn ein elektrischer Strom durch die Spulen geht, weil eine gewisse Zeit
                              									verstreicht, bevor die inneren Theile desselben ebenso magnetisirt sind wie die
                              									äusseren. Ist der Kern nur klein oder dünn, so wird dieser Zeitunterschied kaum
                              									wahrnehmbar sein, aber bei starken Kernen -und selbst bei verhältnissmässig
                              									schwachen, falls die Zahl der Stromwechsel sehr gross ist, wird der Zeitunterschied
                              									zwischen der Magnetisirung der äusseren und inneren Kern theile ausgeprägter sein,
                              									und Tesla hat es für nöthig gefunden, diese Erscheinung
                              									beim Bau von Motoren, welche mit Wechselströmen betrieben werden sollen, zu
                              									berücksichtigen und ihren Folgen vorzubeugen.
                           Auf der anderen Seite nutzt Tesla diese Erscheinung aus,
                              									indem er sie stärker hervortreten lässt, für die Vorgänge in Motoren im Allgemeinen,
                              									indem er ein Feld herstellt, bei welchem diejenigen Theile des Kernes, in denen die
                              									durch Wechselströme in einer erregenden Rolle hervorgebrachten magnetischen
                              									Wirkungen zu verschiedenen Zeiten hervortreten, gegen einen sich drehenden Anker so
                              									angeordnet sind, dass sie ihre anziehende Wirkung auf denselben in derselben Ordnung
                              									ausüben, wie sie selbst magnetisirt werden. Es wird hierdurch derselbe Erfolg
                              									erzielt, wie bei
                              										Tesla's älteren Motorformen, bei welchen durch ein
                              									oder mehrere Wechselströme eine Drehung oder ein Fortschreiten der magnetischen Pole
                              									oder der Punkte stärkster Anziehung des Kraftfeldes hervorgebracht wird.
                           In Fig. 11 bezeichnet
                              										X einen grossen aus dünnen Platten von Eisen oder
                              									weichem Stahl zusammengestellten Kern, umwickelt mit der Spule Y, die mit einer Quelle E
                              									sehr schnell wechselnder Ströme verbunden ist. Nach Tesla's Annahme wird nun, sobald ein Stromstoss in der Spule Y auftritt, die derselben zunächst liegende Partie a des Kernes sofort erregt, während der mittlere Theil
                              										b desselben, welcher durch die zwischen ihm und a liegenden Platten gewissermaassen „geschützt“
                              									ist, etwas später magnetisch wird. Mit der Zunahme der Magnetisirung von a wird auch die von b
                              									beginnen, ihren grössten Werth aber etwas später erreichen, als dies in a der Fall ist. Bei Abnahme des Stromes wird auch die
                              									Magnetisirung von a bereits schwächer werden, wenn sie
                              									bei b noch am grössten ist, bis der fortschreitenden
                              									Abschwächung bei a auch eine solche von b folgt. Bei einem Wechselstrome wird ein Zeitpunkt
                              									eintreten, wo a seine Polarität bereits verändert hat,
                              									während b noch die ihm vorher ertheilte besitzt, u.s.w.
                              									Wenn nun beispielsweise ein einfacher Scheibenanker F,
                              									der sich frei auf einer Achse drehen kann, in die Nähe des Kernes X gebracht wird, so wird ihm das Bestreben sich zu
                              									drehen mitgetheilt werden; die Drehungsrichtung ist abhängig von seiner Stellung zum
                              									Kern und zwar wird die dem Kerne am nächsten liegende Stelle von a nach b gedreht, wie es
                              									in Fig. 11 angedeutet
                              									ist.
                           Textabbildung Bd. 283, S. 252Tesla's Motor. Diese Thatsachen hat nun Tesla bei dem in
                              										Fig. 12 skizzirten
                              									Motor angewendet. In derselben bezeichnet A einen
                              									ringförmigen Eisenrahmen, welcher mit zwei einander gegenüber nach Innen
                              									vorstehenden Kernen B versehen ist. Jeder derselben
                              									besteht in der Achsenrichtung aus drei Haupttheilen; um ihren geraden Theil e ist eine erregende Spule D gewickelt, während die gebogenen Theile c
                              									mit den nach Innen hervorragenden Polen d versehen
                              									sind. Wie erwähnt, besteht jeder Kern aus zwei parallel neben einander stehenden
                              									äusseren Theilen B, deren polartige Hervorragungen c nach einer Seite (z.B. nach links) gerichtet sind,
                              									und einem in Fig. 12
                              									nicht sichtbaren, zwischen beiden liegenden Theile, dessen gekrümmter Ansatz c nach der entgegengesetzten Seite (rechts) gerichtet
                              									ist. Die Spulen D sind in denselben Stromkreis
                              									parallel, oder hinter einander geschaltet und mit dem, den Wechselstrom gebenden
                              									Stromerzeuger E verbunden. Zwischen den Polen dreht
                              									sich der mit den in sich geschlossenen magnetisirenden Spulen G versehene Anker F.
                           Die Vorgänge im Motor sind nun folgende: Wenn ein Stromstoss durch die Spulen D geschickt wird, so werden die äusseren Theile von B, welche sich in unmittelbarer Nähe der Spulen D befinden, augenblicklich erregt. Die Zwischenstücke
                              									dagegen sind vor der magnetisirenden Wirkung der Spulen D durch die vor ihnen liegenden Lagen von B
                              									geschützt, werden aber, sobald die Erregung von B
                              									zunimmt, auch magnetisirt, erreichen jedoch ihr Maximum einige Zeit später, als dies
                              									bei B der Fall ist. Wenn nun die Abnahme des Stromes
                              									eintritt, wird zunächst auch die magnetische Erregung von B abnehmen, während das Zwischenstück noch seine grösste Stärke besitzt;
                              									dann nimmt die Erregung in B weiter ab, ebenso die im
                              									Zwischenstück, bis B entgegengesetzt erregt wird,
                              									worauf dann auch der Wechsel im Zwischenstück folgt. Letzteres und die Theile B können daher als getrennte Feldmagnete betrachtet
                              									werden und vermögen zufolge ihrer Erstreckung an der günstigen Stelle auf den Anker
                              									einzuwirken. Der Anker dreht sich in der Richtung, in welcher der Magnetismus
                              									fortschreitet.
                           In weiterer Ausbildung dieses Grundgedankens hat Tesla
                              									einen Motor gebaut, in welchem zwei oder mehr Folgen von erregenden Magneten
                              									verwendet und in ihnen durch besondere Hilfsmittel die Maxima und Minima der
                              									magnetischen Wirkung in bestimmten Zeitpunkten nach einander erreicht werden, wie
                              									schon in Tesla's Dreileitermotor. Jetzt gibt Tesla dem Motor zwei Folgen von Feldmagneten: die
                              									Spulen (D und E in Fig. 13) einer jeden sind mit einer Wechselstromquelle
                              									verbunden, sie bilden aber zwei getrennte, abgezweigte Stromkreise (FF und GG in Fig. 13).
                           Textabbildung Bd. 283, S. 252Fig. 13.Tesla's Motor. Die Magnete der einen Folge werden bis zu einem gewissen Grade vor der
                              									erregenden Wirkung des Stromes durch einen magnetischen, aus einzelnen Eisenplatten
                              									bestehenden Schirm oder Schild (aus ausgeglühtem oder oxydirtem Eisendraht)
                              									geschützt, der zwischen Magnet und erregender Spule sich befindet. Dieser einen
                              									geschlossenen magnetischen Kreis bildende Schild schützt den Hauptkern so lange vor
                              									der Magnetisirung, bis er selbst gesättigt ist; in dieser Folge beginnt also die
                              									magnetisirende Wirkung um eine willkürlich festzusetzende Zeit später als in der
                              									andern, deren Spulen mit jenen der erstem Folge abwechseln, wie D und E in Fig. 13.
                           Eine der zahlreichen anderen Ausführungen dieses Grundgedankens ist in Fig. 13 schematisch dargestellt. Im Allgemeinen ist
                              									die Anordnung dieselbe, wie soeben beschrieben, jedoch ist der um die Spulen E der einen Folge gewickelte, das Schild bildende
                              									Eisendraht H mit den Spulen D der andern Folge hinter einander geschaltet. Die Eisendrahtspulen sind
                              									so verbunden und gewickelt, dass sie nur geringe oder gar keine Selbstinduction
                              									haben, und da sie dem Widerstände des Stromkreises FF
                              									zugefügt sind, so wird die Wirkung des Stromes in diesem Kreis beschleunigt, während
                              									sie im Stromkreise GG verzögert wird.
                           
                           Eine andere Art der Anordnung ist noch in Fig. 14 und 15 dargestellt. Es ist
                              									hier ein Feldmagnet angewendet, welcher zwei Reihen nach Innen vorspringender Pole
                              									oder Kerne besitzt, die aber (vgl. Fig. 15) so neben
                              									einander gestellt sind, dass thatsächlich zwei Kraftfelder erhalten werden und mit
                              									einander abwechseln, d.h. dass die Pole der einen Reihe in den Zwischenräumen der
                              									anderen Reihe stehen.
                           Textabbildung Bd. 283, S. 253Tesla's Motor. Die freien Polenden der einen Reihe sind durch aus einzelnen Lagen oder
                              									Platten zusammengesetzte Kuppelungsstücke verbunden, deren Querschnitt erheblich
                              									geringer ist, als der der Kerne, die nur einen geschlossenen magnetischen Kreis
                              									bilden. Der Rahmen A der Maschine besteht aus Platten
                              									von Eisenblech, welche gegen einander isolirt und durch Bolzen zusammengehalten
                              									sind.
                           Textabbildung Bd. 283, S. 253Fig. 16.Tesla's Motor. Der vollständige Rahmen bildet einen Feldmagnet mit nach Innen
                              									vorstehenden Polstücken B und C, die aber nicht in einer, sondern abwechselnd in zwei parallelen Reihen
                              									liegen, so dass also B die eine und C die andere Reihe bilden (Fig. 15). Die Pole C sind nun durch die Kuppelungsstücke E verbunden. Die Spulen F
                              									und G beider Reihen sind hinter einander geschaltet und
                              									liegen in zwei Stromzweigen einer Wechselstrommaschine. Die Wickelung der Spulen G ist so gewählt, dass dieser Stromkreis eine höhere
                              									Selbstinduction besitzt, als der andere von den Spulen F gebildete Zweig. Obgleich der Stromstoss gleichzeitig in beide
                              									Stromkreise eintritt, wird doch der durch C gehende in
                              									Folge der hohen Selbstinduction bei dem geschlossenen magnetischen Kreise etwas
                              									verzögert werden, während der Strom durch die andere Spulenreihe, wo ein derartiges
                              									Hinderniss nicht besteht, frei hindurchgehen und die betreffenden Pole sofort
                              									entwickeln kann. Sind jedoch die Kuppelungsstücke durch einen Strom von bestimmter
                              									Stärke gesättigt, und sind sie nun nicht mehr im Stande, noch mehr Kraftlinien
                              									aufzunehmen, als ein solcher Strom erzeugt, so werden sie die Entwickelung von
                              									Magnetpolen an den Kernenden von C durch den stärkeren
                              									Strom nicht mehr hindern.
                           9) Die in Fig. 16 nach dem Londoner Electrical Engineer, 1890 Bd. 6 * S. 260, im
                              									Querschnitt dargestellte Dynamo von Laurence, Scots und
                                 										Co. in Norwich (Modell D 7) hat Magnete nach der Bauart von G. Kapp aus besonders weichem Gusseisen angefertigt.
                              									Der Anker ist trommelförmig; sein Kern besteht aus dünnen, gegen einander isolirten
                              									Eisenblechplatten, welche auf die sechskantige Welle aufgepresst und gegen sie durch
                              									Streifen von vulkanisirter Fiber isolirt sind. Die Wickelung besteht in 70 einfachen
                              									Windungen, welche in tiefen, in den Kern eingefrästen Nuthen liegen. Dem
                              									entsprechend hat auch der Stromsammler 70 Abtheilungen. Die Maschine gibt bei 1160
                              									Umdrehungen in der Minute 110 Volt und 140 Amp. Der Anker ist 0,19 m lang und 0,184
                              									m im Durchmesser; er hat 0,024 Ohm Widerstand.
                           10) F. L. O. Wadsworth bespricht in Electrical World (vgl. Londoner Electrical Engineer 1890, Bd. 6 * S. 293) eine Reihe neuer, zum Theil von
                              									ihm selbst aufgestellter Anordnungen, von denen nur die in Fig. 17 skizzirte Scheibenmaschine hier aufgeführt werden möge. Die selbe
                              									ist eine sogen. einpolige Maschine, die sich im Allgemeinen sowohl durch Einfachheit
                              									der elektrischen und mechanischen Anordnung, als auch durch Beständigkeit und
                              									Gleichmässigkeit des Stromes und die grosse Leistung auf 1 k Metall auszeichnet,
                              									jedoch den Nachtheil besitzt, dass die für geschäftliche Zwecke nothwendige hohe
                              									Volt zahl nicht leicht erreicht werden kann. Um sie zu erhalten, muss man entweder
                              									die Maschine mit überaus hoher Umdrehungszahl laufen lassen, oder eine Anzahl von
                              									Maschinen hinter einander schalten.
                           Textabbildung Bd. 283, S. 253Fig. 17.Wadsworth's Scheibenmaschine. Wenn jedoch das Feld gleichmässig und symmetrisch um die Drehungsachse
                              									liegt, d.h. wenn seine Grenzen zur Drehungsachse concentrische Kreise sind und
                              									Mittelpunkt und Umfang der Scheibe durch Leiter von genügendem Leitungsvermögen
                              									verbunden werden, so wird nachweislich die Drehung der Scheibe in einem solchen
                              									Felde eine Strömung erzeugen, deren Linien von gleichem Potential concentrische
                              									Kreise und deren Stromlinien daher Halbmesser sind. Auch wird in einem solchen Feld
                              									beinahe das ganze Kupfer der Scheibe als Stromleiter nutzbar gemacht werden können.
                              									Die gestellten Bedingungen können nicht vollkommen, wohl aber so angenähert erfüllt
                              										werden, dass
                              									die Scheibe nicht radial geschlitzt zu werden braucht.
                           Textabbildung Bd. 283, S. 254Fig. 18.Wadsworth's Scheibenmaschine. Eine derartige Anordnung des Feldes ist in Fig.
                                 										17 im Schnitt skizzirt. A, A bezeichnen die
                              									zwei auf derselben stehenden Welle befestigten Ankerscheiben, um welche der
                              									vollständig geschlossene magnetische Kreis so angeordnet ist, dass der Strom vom
                              									Mittelpunkte der einen Scheibe nach deren Umfang, bei der zweiten Scheibe aber in
                              									entgegengesetzter Richtung fliesst. Jede Scheibe besteht entweder aus einer Anzahl
                              									dünner, gegen einander isolirter Kupferplatten, oder aus einer Anzahl starker,
                              									ebenfalls gegen einander isolirter Kreisausschnitte. Die sich entsprechenden Theile
                              									beider Scheiben sind in der Mitte mit einander durch eine Anzahl von isolirten
                              									runden Röhren oder Stäben verbunden; am ganzen äusseren Umfange wird an jedem
                              									einzelnen Theile ebenfalls Contact gemacht, indem an ihn zu diesem Zweck ein
                              									Kupferband umgelegt und angelöthet ist, welches über die Fläche der Scheibe
                              									hervorragend in einem concentrisch ausgedrehten, mit Quecksilber gefüllten Troge
                              									sich bewegt. Grundplatte und die Abtheilungsringe sind aus Kautschuk und in jedem
                              									Troge ist mit dem oberen Rande nach unten gebogenes gut amalgamirtes Kupferband
                              									befestigt, das den Strom ableitet und zugleich das Ueberfliessen des Quecksilbers
                              									bei der Drehung der Scheibe verhütet. Auf diese Weise wird angeblich weniger Reibung
                              									erzielt, als bei Anwendung von Bürsten, auch ist der elektrische Widerstand geringer
                              									als bei diesen. Die einzelnen Theile jeder Scheibe sind hinter einander geschaltet
                              									mit möglichster Vermeidung wirkungsloser Drahtlängen bei der Verbindung der
                              									aufeinanderfolgenden Tröge.
                           Die grösste Leistung wird erzielt, wenn die Scheiben, wie Fig. 18 zeigt, aus einzelnen vollen Kreisausschnitten bestehen; in diesem
                              									Falle tauchen in jeden einzelnen Trog die umgebogenen Ränder zweier einander
                              									diametral gegenüberstehender Ausschnitte. Die Quecksilberrinnen sind durch Drähte
                              									mit einander verbunden.
                           11) Gisbert Kapp's neue Dynamo für Centralstationen,
                              									ausgeführt von Johnson und Phillips, ist, wie Fig. 19 erkennen lässt, eine mehrpolige Maschine. Die
                              									Anordnung von mehr als zwei Polen ist besonders für grosse Maschinen vortheilhaft,
                              									welche mit einer verhältnissmässig geringen Geschwindigkeit laufen, weil namentlich
                              									die Gegenwirkung des Ankers verringert wird.
                           Die einfache Vergrösserung der Abmessungen einer gewöhnlichen zweipoligen Maschine
                              									behufs Vergrösserung der Leistung findet sehr bald ihre Grenzen, indem die
                              									magnetische Wirkung des Ankers selbst bedenklich wird, nicht bloss weil bei ihr eine
                              									gewisse Verminderung der Klemmenspannung eintritt, sondern auch, und dies ist
                              									besonders wichtig, weil eine Aenderung der Bürstenstellung nothwendig wird, um bei
                              									sich änderndem Strom die Funkenbildung am Stromsammler zu verhüten. Die
                              									mehrpolige Maschine hat gegenüber der zweipoligen noch den Vortheil höherer
                              									Leistungsfähigkeit bei geringerem Gewicht und demgemäss geringeren
                              									Herstellungskosten.
                           Die abgebildete Maschine ist nach dem Engineer, 1890 Bd.
                              									70 * S. 352, für 450 Umdrehungen in der Minute berechnet, wobei sie 1000 Amp. und 50
                              									Volt Klemmenspannung geben soll, jedoch kann durch eine geringe Aenderung in den
                              									Endverbindungen mit derselben Ankerwickelung eine Leistung von 330 Amp. bei 150 Volt
                              									Klemmenspannung erreicht werden. Der Ankerkern besteht aus Scheiben von weichem
                              									Eisenblech und hat 612 mm äusseren Durchmesser bei 306 mm Länge; er ist mit
                              									Mitnehmern versehen und gut gelüftet, wie dies bei Kapp's zweipoligen Maschinen der Fall ist, doch wird die Lüftung in Folge des
                              									grossen inneren Durchmessers besonders wirksam, so dass die Temperaturzunahme
                              									geringer ausfällt, als dies bei zweipoligen Maschinen gewöhnlich der Fall ist. Das
                              									magnetische Feld besteht aus sechs radial nach Innen vorstehenden cylindrischen
                              									Kernen, die aussen durch ein zwölfseitiges Joch verbunden, an den inneren Enden aber
                              									mit Polstücken versehen sind. Auf die radialen Theile der Kerne sind die Spulen
                              									aufgeschoben, welche einen Nebenschluss bilden. Das ganze Feld ist in Gusseisen aus
                              									zwei Hälften hergestellt, welche im wagerechten Durchmesser verschraubt sind, so
                              									dass der Anker nach Abnahme des oberen Theiles leicht eingesetzt werden kann.
                           Textabbildung Bd. 283, S. 254Fig. 19.Kapp's Dynamo. Der Anker hat 224 Kupferstangen, deren Enden nach Art der vielpoligen
                              									parallelen Trommelwickelung verbunden sind. Die Verbindungsstücke sind flache
                              									kupferne Kreisausschnitte von 60° Ausdehnung, welche an dem Ende mit rechtwinklig zu
                              									ihrer Ebene vorstehenden Stiften versehen und spiralförmig um eine gusseiserne
                              									Randscheibe angeordnet sind, wobei für Isolirung dieser Ausschnitte unter einander gesorgt ist.
                              									Diese Randscheibe ist an den Ankerkern, oder besser an die gusseisernen Ringe,
                              									zwischen welchen der Ankerkern gehalten ist, geschraubt. Es ist hiernach auf jeder
                              									Seite des Ankers ein solcher Verbinder vorhanden, dessen einzelne Platten durch die
                              									vorher erwähnten, in kreisförmigen Reihen vorstehenden Stifte mit den Enden der
                              									Ankerstäbe durch Nietung und Löthung verbunden sind. Bei Parallelwickelung ist die
                              									Verbindung auf einer Seite des Ankers vorwärts, auf der anderen Seite rückwärts
                              									gemacht, während bei Hintereinanderschaltung die Verbindung auf beiden Seiten
                              									vorwärts gemacht ist. In diesem letzteren Falle theilt sich der Strom, indem er
                              									durch den Anker geht, bloss in zwei Zweige, so dass auch nur zwei diametral
                              									gegenüberstehende Sätze von Bürsten nothwendig sind. Bei Parallelschaltung, wie sie
                              									die abgebildete Maschine besitzt, sind sechs um je 60° versetzte Bürstenreihen
                              									nothwendig. Der Widerstand des Ankers ist 0,0015 Ohm und veranlasst bei voller
                              									Leistung einen Spannungsverlust von 1,5 Volt. Das Gesammtgewicht beträgt 76
                              									Centner.