| Titel: | Die elektrischen Eisenbahneinrichtungen auf der Frankfurter Ausstellung. | 
| Fundstelle: | Band 283, Jahrgang 1892, S. 261 | 
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                        Die elektrischen Eisenbahneinrichtungen auf
                           								der Frankfurter Ausstellung.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 165 d.
                           								Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Die elektrischen Eisenbahneinrichtungen auf der Frankfurter
                           								Ausstellung.
                        
                     
                        
                           VI. Noth- (Hilfs-) Signale von der Strecke und auf den
                              									Zügen.
                           Von jenen Signalmitteln, deren Aufgabe darin besteht, den Bahnstationen von der
                              									Strecke aus plötzlich eingetretene Störungen im Zugsverkehr bekannt zu geben,
                              									aussergewöhnliche, die Züge gefährdende Ereignisse zu verkünden, oder – insbesonders
                              									– anzuzeigen, dass eine Hilfsmaschine erforderlich geworden ist, sind in Frankfurt
                              									ausschliesslich nur solche Systeme vorhanden gewesen, bei welchen die Signalzeichen
                              									mittels der Morse'schen Telegraphenschrift zur Darstellung gelangen oder durch eine
                              									bestimmte Zahl und Gruppirung von Glockenschlägen an den gewöhnlichen, für die
                              									durchgehenden Liniensignale bestimmten Läutewerken (Glockenapparaten) dargestellt
                              									werden.
                           Die erstere Form war durch die bereits besprochenen, sogen. Strecken- oder Wärterbudentelegraphen und
                              									dann durch verschiedene Arten von selbsthätigen
                                 										Zeichengebern vertreten. Diese „Automattaster“ bestehen bekanntlich
                              									aus einem Contacte, der durch ein in Umdrehung versetztes, am Rande mit
                              									entsprechenden Einschnitten versehenes Schliessungsrad in bestimmter Folge kurz oder
                              									länger unterbrochen wird. Dabei ist selbstverständlich vorausgesetzt, dass der
                              									Contact in eine Telegraphenleitung eingeschaltet ist, in welcher ein Ruhestrom
                              									coursirt, und die Bahnstationen mit Morseapparaten versehen sind. Die durch das
                              									Rädchen verursachten Unterbrechungen bringen auf den Morsestreifen der Stationen
                              									Punkte und Striche hervor, aus denen zwei Zeichen gebildet werden, deren eines den
                              									Wärterposten kennzeichnet, von dem das Nothsignal gegeben wird, wogegen das andere,
                              									nachfolgende, den Ruf nach der Hilfsmaschine, oder nach einer solchen sammt
                              									Arbeiter, mit Aerzten u.s.w. bedeutet. In der Regel ist es die Läutewerkslinie
                              									selbst, die neben ihrer eigentlichen Bestimmung, dem Zügeabläuten, auch noch mit
                              									einer Morseeinrichtung auf Ruhestromschaltung versehen und durch den automatischen
                              									Taster geführt wird. Die Drehung des Schliessungsrädchens geschieht durch das
                              									Laufwerk des gewöhnlichen Streckenläutewerkes, das zu dem Ende von dem
                              									Signalisirenden mit der Hand ausgelöst werden muss. Das Signalrädchen sitzt dabei
                              									entweder fix auf der Laufwerksachse, und in diesem Falle muss dasselbe behufs Abgabe
                              									des Nothsignals erst durch irgend einen Zwischenmechanismus mit der
                              									Contactvorrichtung in Verbindung gebracht werden, oder es wird im Bedarfsfalle erst
                              									auf die betreffende Drehachse aufgesteckt. Einrichtungen von allen diesen bekannten
                              									Formen (vgl. Zetzsche's Handbuch der Telegraphier Bd. 4 S. 428 bis 440) waren von Siemens und Halske in Berlin und Anordnungen mit
                              									abnehmbaren Signalrädern auch von den königl. bayrischen Staatsbahnen
                              									ausgestellt.
                           Auf den bayrischen Staatsbahnen sind fünf Hilfssignalzeichen eingeführt (vgl. Kohlfürst, Die elektrischen Einrichtungen der
                                 										Eisenbahnen, S. 97) und deshalb auch bei jedem Läutewerk auf offener
                              									Bahnstrecke je fünf Signalscheiben vorhanden, die natürlich für gewöhnlich unter
                              									controlirbarem Verschlusse stehen und erst im Gebrauchsfall aufgesteckt werden;
                              									jedes mit dem Automattaster abzuspielende Signal soll, laut Vorschrift, in kurzen
                              									Absätzen viermal gegeben werden. Das Läutewerk ist also, nachdem die Signalscheibe
                              									aufgesteckt wurde, viermal auszulösen, worauf die Scheibe wieder abgenommen werden
                              									muss. Jene Station, von der aus die Hilfe zu leisten sein wird, hat durch
                              									viermaliges Läuten (mittels des Läuteinductors) zu erhärten, dass das Nothsignal
                              									richtig empfangen und verstanden wurde.
                           Einrichtungen für Nothsignale, welche in Form von Glockensignalen erfolgen und nicht
                              									nur von den die Signalstrecke abschliessenden Stationen, sondern auch bei
                              									sämmtlichen Läutewerksposten der Strecke vernommen werden, sind gleichfalls mehrfach
                              									ausgestellt gewesen. Das Wesentliche daran ist eben nur die für Einzelschläge
                              									eingerichtete, in der Regel auf Ruhe- oder Gegenstrom geschaltete
                              									Glockensignalanlage und einfache Unterbrechungs- bezieh. Erdanschlusstaster, die bei
                              									jedem Glockensignalposten der Strecke gleich am Läutewerke selbst angebracht sind,
                              									damit der Signalgebende sein Signal mithören, d.h. controliren kann. Die
                              									Signalzeichen sind aus einer bestimmten Anzahl und Reihenfolge von Glockenschlägen
                              									gebildet; jede mit dem Nothsignaltaster erzeugte Unterbrechung, bezieh.
                              									Erdanschliessung entspricht einem Glockenschlage. Daher ist es zur richtigen Abgabe
                              									des Signalzeichens unbedingt geboten, dass der Taster genau in dem entsprechenden Tempo gehandhabt werde, was immerhin
                              									seine Schwierigkeiten hat.
                           Aus letztgedachtem Grunde werden bei der in Betracht genommenen Gattung von
                              									Nothsignalen neben den Handtastern häufig auch wieder Automattaster verwendet. Die Anordnung dieser Apparate gleicht jener der
                              									früher besprochenen selbsthätigen Tastervorrichtungen mit dem Unterschied, dass
                              									nunmehr zum Drehen des Schliessungsrades das Laufwerk der Läutewerke nicht mehr
                              									benutzt werden kann, sondern dass hierzu ein eigenes, durch Gewicht- oder Federkraft
                              									bewegtes Triebwerk vorhanden sein muss.
                           Siemens und Halske in Berlin hatten in ihrer
                              									ausgestellten Läutewerksanlage für combinirte Ruhe- und Arbeitsstromschaltung eine
                              									automatische Tastervorrichtung für Noth- oder Hilfssignale eingeschaltet; die nach
                              									Art der sogen. Feuerautomaten angeordnet, in einem prismatischen, aufhängbaren
                              									Kästchen verschlossen ist.
                           
                           Das mit Gewicht betriebene Laufwerk wird aufgezogen, indem man einen unterhalb
                              									des Apparatkastens hängenden, an einer durch den Kastenboden geführten Schnur
                              									befestigten Knopf nach abwärts zieht.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 283, S. 262
                              Fig. 47.Automattaster von Peyer, Favarger und Co.
                              
                           Beim Loslassen des Knopfes beginnt das Triebwerk sofort zu
                              									laufen und versetzt die Zeichenscheibe in eine gleichmässige Umdrehung, wobei die am
                              									Scheibenrande in angemessenen Entfernungen von einander vorstehenden Daumen den
                              									Contactschlüssel genau im Sinne des zu gebenden Signals thätig machen, d.h. den
                              									Strom in der Leitung unterbrechen. Die Zeichenscheibe ist von der Triebwerksachse
                              									abnehmbar und jedem Apparate werden so viele verschiedene Scheiben beigegeben, als
                              									verschiedene Nothsignale festgesetzt sind. Vor der Gebrauchsnahme des Apparates hat
                              									man diejenige Scheibe auf die Laufwerkachse zu setzen, welche dem zu gebenden Signal
                              									entspricht.
                           Textabbildung Bd. 283, S. 262Fig. 48.Automattaster von Peyer, Favarger und Co. Zwei andere für Glockenlinien mit Ruhe- oder Gegenstromschaltung bestimmte
                              									Automattaster waren von der Neuenburger Firma Peyer,
                                 										Favarger und Co. (vormals Hipp) ausgestellt.
                              									Das Aeussere des einen dieser Apparate zeigt Fig. 47,
                              									sein Inneres Fig. 48 und theilweise Fig. 49. An der Vorderwand des Apparatkastens ist ein
                              									Bogen angebracht, in dessen Theilungen die zu gebenden Signale – in der
                              									Zeichnung nur durch Nummern angedeutet – eingeschrieben sind.
                           Soll mit dem Automattaster ein Signal gegeben werden, so stellt man die auf die
                              									vierkantige Achse z aufgesteckte Kurbel K (Fig. 47) auf das
                              									entsprechende Bogenfeld ein und dreht dann die auf der Achse y festsitzende Kurbel k in der durch einen
                              									Pfeil angezeichneten Richtung herum; sobald k
                              									ausgelassen wird, spielt sich das eingestellte Signal selbsthätig ab. Auf der Achse
                              										z sitzt nämlich auch die gezahnte Scheibe Z (Fig. 48), welche in
                              									eine in Führungen laufende Zahnstange SS eingreift.
                              									Durch die Hin- oder Herbewegung der Kurbel K wird also
                              									auch die Stange SS hin und her gerückt. Letztere trägt
                              									die beiden Lager x und x1, in welchen die Welle i, i1 lagert. Auf i, i1 ist der
                              									aufrechtstehende Hebedaumen p (vgl. auch Fig. 49) befestigt, sowie ein seitlich abstehender
                              									Drahtbügel n. Oberhalb dieser Vorrichtung befindet sich
                              									das Triebwerk, dessen Haupttheil, die Trommel W, mit
                              									einem Kegelrade R und der Schnurrolle des
                              									Treibgewichtes G durch ein Gesperre verbunden ist. Fest sitzen dagegen auf W
                              									sowohl das Kammrad R1,
                              									welches in ein Getriebe der Windflügelachse eingreift, als auch ebenso viele mit den
                              									entsprechenden Zähnen versehene Schliessungsräder a,
                              									als Signale mit dem Apparate gegeben werden sollen. Die Räder oder vielmehr Ringe
                              										a sind natürlich so auf W vertheilt und festgekeilt, dass sich p
                              									stets jenem a gegenüber befindet, welches dem Signal
                              									entspricht, auf das die Kurbel K eingestellt ist. Das
                              									Aufziehen des Triebwerkes geschieht durch das bereits vorerwähnte Herumdrehen der
                              									kleinen Kurbel k (Fig.
                                 										47), indem das auf der Kurbelachse y
                              									festsitzende Kegelrad r (Fig.
                                 										48) seine Bewegung auf das mit der Schnurscheibe fest verbundene, lose auf
                              									der Trommelachse sitzende Kegelrad R überträgt, wodurch
                              									ein Stück der Gewichtsschnur aufgewickelt und G in die
                              									Höhe gehoben wird. Ein Sperrhaken hindert W, diese
                              									Bewegung von R irgendwie mitzumachen. Wird die Kurbel,
                              									sobald sie sich nicht mehr weiter bewegen lässt, d. i. nachdem R eine ganze Umdrehung gemacht und dann von einem
                              									Anschlage am Weitergehen verhindert wurde, wieder ausgelassen, so gelangt G zur Wirkung; die sammt R
                              									zurückgehende Schnurscheibe nimmt mittels des Gesperres die Trommel W nunmehr mit und die eingestellte Scheibe a bewegt sich also in angemessener, durch die
                              									Windflügelbremse V gleichmässig gemachte
                              									Geschwindigkeit an p vorüber. Die in Fig. 49 dargestellte schematische Skizze bezieht
                              									sich auf eine Glockensignaleinrichtung mit Gegenstromschaltung, daher wird zur
                              									Hervorrufung jedes Glockenschlages die Leitung L1L2 mittels des Hebels H
                              									auf E1, d. i. an Erde
                              									gelegt. Es ist im vorliegenden Falle überdem vorausgesetzt, dass der Automattaster
                              									nicht in der Mitte der Bahnstrecke eingeschaltet sei, sondern dass gegen L2 ein kürzeres
                              									Streckenstück läge, also auch weniger Läutewerke vorhanden seien als gegen L1, weshalb die die
                              									correcte Fig. 49. Signalgebung etwa beeinträchtigende
                              									Differenz der Widerstände durch einen künstlichen Widerstand Q ausgeglichen werden soll.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 283, S. 263
                              Fig. 49.Automattaster von Peyer, Favarger und Co.
                              
                           Wie der Contact des Apparats ohne solchen Ausgleich
                              									widerstand, oder wie er für eine Ruhestromschaltung anzuordnen sein wird, geht aus
                              									der Figur ohne weiteres hervor. Diese Gattung von Signalgebern wird übrigens auf den
                              									Schweizerbahnen in der Regel nur in den Stationen verwendet, während für die
                              									Zwischenposten (Bahnwärterposten) einfachere, kleinere, solche Apparate zur
                              									Benutzung gelangen, mit welchen eine beschränktere Anzahl von Signalen und zwar
                              									hauptsächlich nur Noth- bezieh. Hilfssignale gegeben werden können. Auf der
                              									Vorderwand des Apparatkastens (Fig. 50) sind auf
                              									einer Tafel T zeilenweise untereinander die Signale
                              									angeschrieben. Längs dieses Täfelchens lässt sich ein Knopf K verschieben und auf das zu gebende Signal einstellen. Dieses Einstellen
                              									ist für jedes Signal durch eine an passender Stelle angebrachte Einkerbung des
                              									Täfelchens T erleichtert. Soll der Apparat gebraucht
                              									werden, so muss also vorerst K auf die betreffende
                              									Signalzeile gebracht worden sein, sodann wird der an einer Schnur hängende Klöppel
                              										k nach abwärts gezogen, so weit es angeht, und
                              									wieder ausgelassen. Es wurde hierdurch das Treibgewicht G (Fig. 51) eines Triebwerkes aufgezogen,
                              									das nunmehr die Trommel W, auf der die verschiedenen
                              									Schliessungsräder a aufgekeilt sind, in Drehung
                              									versetzt. Die Bewegung wird durch ein Räderwerk mit Pendelhemmung gleichmässig
                              									gemacht. Die Contactvorrichtung besteht aus den drei Metallspangen A, B und C, die gemeinsam
                              									und isolirt an einem senkrechten Achsenstück befestigt sind, das bei y und y1 gelagert ist. Der Knopf K steht mit einem Spangenparallelogramm d
                              									derart in Verbindung, dass die von d getragene Gabel
                              										g sich von vorne nach rückwärts oder umgekehrt
                              									bewegt, wenn der Knopf von oben nach unten, bezieh. von unten nach oben verschoben
                              									wird. Da die Gabel g die vorderen Enden der Stücke B und C umfasst, wird also
                              									die ganze Contact Vorrichtung ebenso nach vorwärts oder rückwärts gedreht, wie sich
                              										g bewegt. Die Dimensionen der einzelnen Theile sind
                              									nun genau so gewählt, dass das auf B sitzende Naschen
                              										m stets über jene Schliessungsscheibe a zu liegen kommt, welche dem Signal entspricht, auf
                              									das K eingestellt wurde. Da ferner das auf einem
                              									Achsenstift drehbare Naschen m in bekannter Anordnung
                              									nach links ausweichen, nach rechts aber nicht ausweichen kann, wird die
                              									Contactvorrichtung durch das Aufziehen des Uhrwerkes, wobei sich die Walze sammt der
                              									Stiftenscheibe a nach links herumdreht, in keiner Weise beeinflusst. Geht aber die Walze W wieder zurück, so hebt jeder Stift oder Zahn der
                              									Scheibe a den um x
                              									drehbaren Contacthebel B, hebt ihn von n ab und bringt ihn dafür bei c mit C in Berührung. Soll der Apparat für
                              									eine Ruhestromleitung Verwendung finden, so sind bloss die Spangen A und B nothwendig, an
                              									welchen die kommende und gehende Glockenleitung angeschlossen wird, und es arbeitet
                              									dann n als Unterbrechungstaster.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 283, S. 263
                              Fig. 50.Automattaster für Bahnwärter.
                              
                           Gelangt der Automat in einer Glockenlinie mit
                              									Gegenstromschaltung zur Benutzung, so können, wenn kein Ausgleichwiderstand
                              									einzuschalten ist, die kommende und gehende Glockensignalleitung gemeinsam an B angeschlossen werden, wogegen bei C die Erdleitung anschliesst. Soll aber ein
                              									Ausgleichwiderstand zur Benutzung kommen, so wird derselbe zwischen A und B eingeschaltet und
                              									an B die Leitung mit dem grossen, an A jene mit dem kleinen Linienwiderstande und an C die der Erdleitung angeschlossen.
                           Textabbildung Bd. 283, S. 263Fig. 51.Automattaster für Bahnwärterposten. Zwei ähnliche Apparate waren auch von Czeija und
                                 										Nissl in Wien ausgestellt, wovon der einfachere, billigere, aber auch für
                              									nur zwei Signale eingerichtete, von A. Prasch construirte Automattaster bereits von der
                              									Wiener elektrischen Ausstellung 1883 her bekannt ist. (Vgl. Kohlfürst,
                                 										Die Fortentwickelung der elektrischen Eisenbahneinrichtungen, S. 114.) Der
                              									zweite, von demselben Constructeur herrührende automatische Glockensignalgeber ist
                              									augenblicklich noch im Patentbewerbungsstadium und konnten deshalb nähere
                              									Mittheilungen über diese Anordnung nicht erhalten werden.
                           Ein gleiches Verhältniss obwaltet leider auch hinsichtlich eines von Lazarus construirten und durch Siemens und Halske in Wien zur Ausstellung gebrachten Hilfssignals für
                              									Eisenbahnzüge (Intercommunicationssignal), welches der einzig ein Frankfurt
                              									vorhandene Repräsentant dieser Gattung gewesen ist.
                           
                        
                           VII. Distanzsignale.
                           Unter den ausgestellten Signalanordnungen, welche in die Kategorie der sogen.
                              									Stationsdeckungssignale, Bahnhofabschlussignale, Vorsignale o. dgl. fallen, verdient
                              									zweifelsohne das Rier'sche elektrische Distanzsignal an vorderster Stelle genannt zu werden, da es ja
                              									der älteste und erste Apparat dieser Gattung ist. Hinsichtlich dieses Signals, das
                              									schon 1881 in Paris den Gegenstand regen Interesses für die Fachleute bildete,
                              									enthält die damalige Ausstellungsschrift der Thüringischen
                                 										Eisenbahngesellschaft, S. 9, nachstehende Bemerkungen: „Als im J. 1861
                                 										die Frage wegen Abschlusses der Bahnhöfe durch optische Sperrsignale zur
                                 										Verhandlung kam, construirte Rier ein vom
                                 										Stationsbureau aus elektromagnetisch zu stellendes Absperrsignal, welches seine
                                 										Stellung (bei Tag Signalscheibe mit Jalousien, bei Dunkelheit Signallaterne mit
                                 										rothem bezieh. grünem Licht) selbsthätig auf elektrischem Wege im Stationsbureau
                                 										reproducirte. Die Einrichtung bot den Vortheil, dass es erforderlichen Falles
                                 										leicht war, ein gegebenes Signal ohne fremdes Zuthun aufheben zu können, sowie
                                 										dass der verantwortliche Stationsbeamte, nachdem der erwartete Zug eingefahren,
                                 										auch nun wieder das Sperrsignal selbst geben konnte und musste. Am östlichen
                                 										Ende des Bahnhofes Erfurt wurde die Einrichtung
                                 										versuchsweise in Dienst gestellt, kam aber, trotzdem sie sich bewährte, nicht
                                 										zur allgemeinen Einführung.“ Der Apparat gleicht im Wesentlichen einem mit
                              									Gewicht betriebenen Laufwerke eines Eisenbahnläutewerkes älterer Construction mit
                              									Stecherauslösung und Selbsteinlösung, das seine Bewegung auf eine senkrechte, die
                              									Signalscheibe und Laterne tragende Spindel überträgt. Die letztere wird bei jeder
                              									Auslösung des Laufwerkes um 90° weitergedreht; bei dieser Drehung gelangen mittels
                              									eines auf einem Laufwerksrade sitzenden Stromgebers eine Anzahl von Strömen zurück
                              									in die Station, wodurch daselbst ein kleines Signalscheibchen ebenso um 90° gedreht
                              									wird, wie am Bahnhofsende die grosse Signalscheibe.
                           Bekanntlich waren es insbesondere die Schweiz und Oesterreich-Ungarn, wo die
                              									Anwendung elektrisch stellbarer Distanzsignale eine ausgebreitete Aufnahme und
                              									Weiterentwickelung gefunden hat, und sind auch aus beiden genannten Ländern
                              									Repräsentanten dieser Signalgattung ausgestellt gewesen.
                           Peyer, Favarger und Co. in Neuenburg hatten die in. der
                              									Schweiz allgemein angewendete Hipp'sche elektrische
                              									Distanzsignalscheibe (vgl. Zetzsche, Handbuch der Telegraphie, Bd. 4 S. 499, oder Kohlfürst, Die elektrischen Eisenbahneinrichtungen, S.
                              									120) zur Anschauung gebracht, über welche bei den Sicherheitsanlagen noch besonders
                              									berichtet werden wird, und in der Apparatensammlung der Firma Czeija und
                              									Nissl in Wien sah man ein Muster der bei den k. k.
                              									öster. reichischen Staatsbahnen gebräuchlichen, für den Betrieb mit
                              									Magnetinductionswechselströmen eingerichteten Distanzsignalscheibe. Letztere besteht
                              									aus einer kreisrunden, in der Mitte zur Sichtbarmachung des Laternenlichtes
                              									ausgeschnittenen Blechscheibe BB (Fig. 52) von 1 m Durchmesser, die, ebenso wie die
                              									Stütze der vierscheinigen Laterne L, an der in einer
                              									vierseitigen, eisernen oder hölzernen Pyramide PP in
                              									Lagern und auf einer Achsenspitze beweglichen Scheibenspindel S mittels Schrauben befestigt ist. Behufs Ertheilung
                              									der mit dieser Vorrichtung zu gebenden Signalzeichen „Einfahrt erlaubt“ oder
                              										„Einfahrt verboten“ muss die Scheibe ersterenfalls mit ihrer Fläche
                              									parallel zum Geleise, letzterenfalls jedoch senkrecht auf die Richtung des Geleises
                              									stehen; sie muss sich also um 90° hin und zurück bewegen können, welche Bewegung
                              									dieselbe durch das in der Pyramide aufgestellte, mit elektrischer Auslösung und mit
                              									Selbsteinlösung versehene Triebwerk T erhält, dessen
                              									Treibgewicht Q auf den Flaschenzugrollen r hängt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 283, S. 264
                              Fig. 52.Distanzsignalscheibe von Czeija und Nissl.
                              
                           Ein auf der Bodenradachse des Triebwerkes sitzendes Zahnrad,
                              									welches bei jeder Auslösung des Werkes eine Viertelumdrehung macht, greift in ein
                              									wagerecht angebrachtes, halb so grosses Kegelrad ein, auf dessen Achse ein
                              									Krummzapfen aufgekeilt ist, der mit einem anderen, auf der Scheibenspindel
                              									festsitzenden Krummzapfen durch eine kurze Gelenkstange in Verbindung steht. Die
                              									Dimensionen dieser Mechanismen sind so gewählt, dass das besagte Kegelrad, das sich,
                              									wie aus dem Vorgesagten hervorgeht, bei jeder Triebwerkauslösung halb herumdreht, die
                              									Scheibenspindel dabei einmal um 90° herwärts und bei der nächsten Auslösung wieder
                              									im gleichen Maasse zurück dreht. Die Anordnung des Triebwerkes, welche aus der von
                              										Teirich und Leopolder herrührenden Verbesserung und
                              									Vereinfachung (vgl. Zetzsche, Handbuch für Telegraphier
                              									Bd. 4 S. 478) des Schönbach'schen elektrischen
                              									Distanzsignals hervorgegangen ist, macht Fig. 53
                              									schematisch ersichtlich. Auf der Trommel T ist die
                              									Gewichtschnur aufgewickelt; das mit T durch ein
                              									Gesperre verbundene Bodenrad R greift in ein auf o sitzendes Getriebe derart, dass sich das Zahnrad R1 bei jedesmaliger
                              									Auslösung des Werkes einmal voll herumdreht. In bekannter Weise treibt weiter R1 das Rad R2 und dieses die
                              									Windflügel- oder Centrifugalbremsenachse o3, auf der der Arretirungsarm W sitzt. Auf der Achse o
                              									sitzt auch das früher erwähnte, in der Figur aber nicht sichtbar gemachte Zahnrad,
                              									welches die Bewegungen des Triebwerkes auf die Signalspindel zu übertragen hat. Am
                              									Triebwerke bilden der um x drehbare, dreiarmige Hebel
                              										abc und der um y
                              									bewegliche Hebel klm im Verein mit der am
                              									letztgenannten Stücke bei k befestigten Feder f und der an der Gestellswand angeschraubten Feder F die Haupttheile der Ein- und Auslösung.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 283, S. 265
                              Fig. 53.Triebwerk des Distanzsignales von Teirich und Leopolder.
                              
                           Weiter gehören dazu noch die auf o1 und o2 festsitzenden Fallscheiben V1 und V2, welche beide in der Ebene des Hebels klm liegen, und die Daumenscheibe D, welche wie V1 auf der Achse o1 festsitzt, aber in der Ebene des Hebels abc liegt. Der elektrische Theil besteht aus dem
                              									zwischen den beiden Elektromagnetschenkeln M1 und M2 sich bewegenden magnetischen Anker A, auf dessen Drehachse das Doppelzahnstück zz1 festsitzt, welches
                              									in die Zähne des Auslösesegmentes Z eingreift. Die
                              									Achse q des letzteren ist in ähnlicher Weise, wie beim
                              										Siemens'schen Blockapparate halb durchgefeilt. Ist
                              									das Werk arretirt, so ruht der Arm b des Hebels abc auf dem Fleischtheile der Achse q und der Stift c drückt
                              									auf die Feder, so dass die Enden k und l des Hebels klm in den
                              									Ausschnitten der Fallscheiben V1 bezieh. V2 liegen und m vor W steht. Gelangt eine Reihe von Wechselströmen in M1, M2, so wird der Anker
                              									hin und her geworfen, Z kann also vermöge seiner
                              									Schwere successive abfallen und l an q vorüber. Die bei c auf
                              										abc drückende Feder F
                              									gelangt nunmehr zur Wirkung und drückt den benannten Hebel nach aufwärts bezieh. die
                              									beiden Arme b und a nach
                              									abwärts; hierbei wird mittels des Stiftes c auch der
                              									Hebel klm aus der Ruhelage gebracht, emporgehoben
                              									bezieh. seitwärts gerückt, so dass die durch m
                              									bestandene Hemmung bei W aufhört und das Triebwerk
                              									seinen Lauf beginnt. Behufs selbsthätiger Arretirung erfasst, nachdem R1 nahezu seine
                              									Umdrehung vollendet hat, die Daumenscheibe B den Arm
                              										a und hebt das System abc in die Ruhelage zurück, wobei der Arm a,
                              									auf den aus Z vorstehenden Stift p einwirkend, das gezahnte Segment gleichfalls in die
                              									ursprüngliche Lage emporhebt. Durch den Druck, den nunmehr der Stift c auf die Feder F ausübt,
                              									wird schliesslich auch der Hebel klm gezwungen, wieder
                              									die Arretirungslage einzunehmen, d.h. mit k und mit l in die Einschnitte der Scheiben V1 bezieh. V2 einzufallen und mit
                              										m den Arm W
                              									festzuhalten. Zum Betriebe des Signals ist der Elektromagnet M1M2 einerseits zur Erde, andererseits zu einer Leitung
                              									angeschlossen, die zum Stationsbureau führt. Hier erfolgt die Stromgebung mittels
                              									eines Siemens'schen Magnetinductors und eines
                              									gewöhnlichen Arbeitstromtasters. Selbstverständlich ist die Signalscheibe noch mit
                              									einer Rückmeldeeinrichtung versehen, vermöge welcher im Stationsbureau die jeweilige
                              									Lage des Signals genau controlirt werden kann. Distanzsignale, welche mechanisch
                              									stellbar sind, zugleich aber auch elektrisch auf „Halt“ gebracht werden
                              									können, waren von Siemens und Halske, und zwar sowohl
                              									vom Berliner, als vom Wiener Werke zur Anschauung gebracht. Das von Siemens und Halske in Wien ausgestellte Signal war ein
                              									sogen. deutsches Bahnhofabschlussignal, d.h. es bestand
                              									aus einem hohlen Blechmaste, an dessen oberstem Ende sich, um eine wagerechte Achse
                              									drehbar, ein Flügel und entsprechend tiefer ein zweiter ähnlicher Flügel befindet. Für gewöhnlich zeigt
                              									das Signal „Halt“ und liegt in diesem Falle bekanntlich der obere Flügel
                              										wagerecht; der untere senkrecht; darf ein Zug
                              									auf die Gerade einfahren, so zeigt der obere Arm 45°
                              									schräg aufwärts, der untere behält seine senkrechte Lage. Soll einem Zuge die
                              									Einfahrt erlaubt werden, der auf die Abzweigung (Ausweiche) seinen Weg zu nehmen
                              									hat, so zeigen beide Flügel 45° schräg nach aufwärts. Auf der Achse des oberen
                              									Flügels befindet sich eine Kettenrolle, in welcher die Kettenstücke liegen, welche
                              									mit den Drahtzügen verbunden sind, und durch welche die Flügel vom Stellwerke aus
                              									gezogen werden. Eine in den Drahtzug eingeschaltete Gewichtskuppelung hat die
                              									Aufgabe, ein sofortiges Einstellen der Flügel auf „Halt“ in dem Falle zu
                              									bewirken, als etwa einer der Zugdrähte während der Signallage auf „Frei“
                              									reissen sollte. Von der Bewegung des oberen Flügels ist vermöge eines einstellbaren
                              									Verbindungsgestänges die Bewegung des unteren bedingt, und zwar in der Weise, dass,
                              									wenn die Kettenrolle nach links gedreht wird, sich nur der obere Flügel um 45° nach
                              									aufwärts stellt, dass sich hingegen auch der zweite Arm bewegt und dem oberen
                              									parallel gestellt wird, wenn die Drehung der Kettenrolle nach rechts erfolgt. Das
                              									Verbindungsgestänge ist nun mit einem Hebelsystem in Verbindung, welches eine Art
                              									Spreize oder Stütze bildet und in einer bestimmten Lage festgehalten werden muss,
                              									wenn der eine oder ebenso wenn beide Flügel in der „Freilage“ verharren
                              									sollen. Dieses Festhalten besorgt eine gusseiserne, auf einer Achse drehbare
                              									Schleife, in welche der Endarm des besagten Hebelsystems mittels eines Zapfens
                              									eingreift, jedoch nur in dem Falle, dass sie eine bestimmte Lage einnimmt und
                              									verhindert ist, dieselbe zu verlassen, d.h. sich auf ihrer Achse zu drehen. Letzteres hat
                              									schliesslich eine elektrische, in einem wettersicheren Kästchen am Signalmaste
                              									angebrachte Auslösevorrichtung zu bewirken. Wenn nämlich Strom durch die Spulen des
                              									Elektromagnetes des elektrischen Apparates geht, wird sein Z-förmiger Anker von den
                              									Magnetpolen angezogen und dauernd festgehalten. Diese Festhaltung wird durch Hebel,
                              									Knaggen und halbdurchschnittene Achsen auch auf die ausserhalb des Gehäuses
                              									befindliche obgedachte Schleife übertragen. Sobald aber eine Unterbrechung des
                              									Stromes eintritt, reisst der Anker ab und die Schleife kann sich nunmehr drehen,
                              									d.h. sie wird, wenn ein Freisignal gezogen ist, dem Seitendrucke des Spreizenzapfens
                              									nachgeben, überkippen und den Zapfen herausschlüpfen lassen, worauf der oder die
                              									Flügel auf „Halt“ zurückfallen. Erst nachdem am
                              									Stellwerke der Stellhebel des Signals in seine Mittellage gebracht wird, und wenn
                              									der Stromkreis im Auslöseapparat wieder geschlossen ist, kann neuerlich ein
                              									Freisignal ertheilt werden.
                           Das geschilderte Signal kann leicht und vortheilhaft mit den Weichen verbunden werden
                              									derart, dass das allfällige Durchschneiden eines Weichenriegels, während das Signal
                              									auf „Frei“ zeigt, ein sofortiges selbsthätiges Umstellen auf „Halt“
                              									nach sich zieht und dass eine neuerliche Freigabe überhaupt unmöglich ist, ehe nicht
                              									die durchschnittene Weiche wieder in Ordnung gebracht wurde. Ebenso wohl kann das
                              									Signal mit einem Schienencontacte in Verbindung gebracht werden, so dass der Zug
                              									durch Befahren der Contactstelle das Signal auf „Halt“ zurückstellt, also seine Deckung selbst besorgt.
                           In dieser letztgedachten Verwendungsweise waren auch von Siemens und Halske in Berlin zwei einflügelige Mastsignale mit
                              									automatischer Rückstellung vorgeführt. Das eine dieser Mastsignale war mit einer
                              									ähnlichen, anscheinend etwas einfacheren und für Arbeitsstrom eingerichteten
                              									elektrischen Auslösung versehen, wie das oben geschilderte, und mit einem
                              									Streckencontact verbunden; beim zweiten Signale geschah die Bückstellung mit Hilfe
                              									eines neben dem Geleise anzubringenden Pedals auf rein mechanischem Wege.
                           Die in den letzten 10 Jahren vielfach angestrebte Verbindung von Distanzsignalen mit
                              									sogen. Knallsignalen, welche Bestrebung aus der berechtigten Anschauung entspringt,
                              									dass die optischen Haltsignale nicht für alle Fälle als völlig zulänglich gelten
                              									können, sind auf der Ausstellung durch zwei Repräsentanten vertreten gewesen. Der
                              									eine davon befand sich in der Collection der preussischen Staatsbahnen und war von
                              									der königl. Eisenbahndirection Köln (linksrheinisch)
                              									beigestellt. Es ist das ein akustisches Vorsignal, welches in Verbindung mit einem
                              									besonderen Streckencontacte die den Gefälls- oder sonstigen localen Verhältnissen
                              									angemessen weit auf die Strecke vorgeschobene Ergänzung des Bahnhofsabschlussignals
                              									bildet. Das gedachte Vorsignal besteht aus einem gusseisernen, in der Erde
                              									befestigten Säulenständer, der einen prismatischen Blechkasten trägt. In letzterem
                              									sind neben einander drei um eine Achse drehbare Hämmer senkrecht aufgestellt, wovon
                              									der erste in der Reihe durch den hakenförmigen Anker eines Elektromagnetes in der
                              									senkrechten Lage festgehalten wird, während die beiden anderen die aufrechte Lage
                              									vermöge des Umstandes bewahren, dass sie sich, etwas über ihre Schwerlinie hinaus
                              									liegend, an Anschläge lehnen. Wird der Elektromagnet durch einen Strom erregt
                              									und sonach der Anker angezogen, so verliert der erste Hammer seinen Halt und
                              									kippt wie eine gewöhnliche Abfallklappe niederwärts. Fast am Ende seines Weges
                              									erfasst er durch Hilfe eines seitlich vorstehenden Armes den zweiten Hammer und
                              									bringt diesen gleichfalls zum Umkippen. Ein am Stiel des zweiten Hammers
                              									angebrachter Mitnehmer wirft schliesslich auch den dritten Hammer um.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 283, S. 266
                              Fig. 54.Knallsignalanordnung der linksrheinischen Eisenbahn Köln.
                              
                           Jeder Hammer fällt auf den Zündstift einer in einem passenden
                              									Verschlusse eingelegten Lefaucheux-Patrone und bringt sie durch die Wucht des
                              									Schlages zur Explosion. Jede Auslösung des elektrischen Apparates verursacht also
                              									drei Schüsse, die deutlich und kräftig genug sind, vom Zugpersonale unter allen
                              									Verhältnissen vernommen zu werden. Eine Auslösung des Apparates soll stattfinden
                              									bezieh. das Knallsignal hat zu erfolgen jedesmal sobald ein eintreffender Zug sich
                              									der Station nähert, daselbst aber nicht eingelassen werden kann. Es ist deshalb der
                              									Stromkreis des Knallsignalelektromagnetes, wie die schematische Skizze Fig. 54 zeigt, durch eine am Bahnhofsabschlussignal
                              									angebrachte Contactvorrichtung c gelegt, welche während
                              									der Haltlage des Signals A geschlossen, bei der
                              									Freilage aber unterbrochen bleibt. In einer den Gefällsverhältnissen entsprechenden
                              									Entfernung von der Station S bezieh. dem
                              									Abschlussignale A erhält das oben beschriebene
                              									Knallsignal K, zu dessen Elektromagnet die Leitung als
                              									Kabel durch den Säulenschaft nach aufwärts geführt ist, seinen Platz neben dem
                              									Geleise und gleich vorher der Schienen- oder Radcontact C, in welchem während seiner Ruhelage die Leitung LL1 unterbrochen bleibt, durch den
                              									Räderdruck des passirenden Zuges aber geschlossen wird.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 283, S. 266
                              Fig. 55.Knallsignal von Fein.
                              
                           Die in einer Wärterbude oder im Stationsbureau untergebrachte
                              									Batterie B kann also wirksam werden, wenn c und C gleichzeitig
                              									geschlossen sind, d.h. wenn A auf „Halt“ steht,
                              									während sich ein Zug der Station nähert und C
                              									überfährt. Die Detonation benachrichtigt den Maschinenführer in vor- hinein von dem Verbote der
                              									Einfahrt und befiehlt ihm, die Geschwindigkeit des Zuges unverzüglich so zu
                              									massigen, dass dieser vor dem Haltsignale unbedingt zum Stillstande gebracht werden
                              									könne. Jede erfolgte Auslösung des Knallsignals ist auch noch optisch wahrnehmbar,
                              									indem durch das Abfallen der Hämmer die regulär weiss
                              									zeigende Scheibe hinter einem Fensterchen des Signalkastens in eine rothe verwandelt wird; das Fensterchen zeigt erst
                              									wieder weiss; nachdem vom betreffenden Bahnwärter
                              									die Hämmer hochgehoben und neue Patronen eingesetzt worden sind.
                           Textabbildung Bd. 283, S. 267Fig. 56.Fein's Signalkanone. Ein in ähnlicher Anordnung verwendbares, auch als Alarmsignal für
                              									Feuerwehrzwecke in Benützung stehendes, elektrisches Knallsignal hatten C. und E. Fein in Stuttgart in der Halle für
                              									Telegraphie ausgestellt. Das Aeussere dieses Apparates zeigt Fig. 55. Eine gusseiserne Säule trägt den Blechkasten,
                              									welcher den eigentlichen Apparat birgt und schützt und welcher mit einer eigenen,
                              									durch ein Vorsteckrohr entsprechend verwahrten Oeffnung zur Entweichung des Schusses
                              									versehen ist. Näheres über die Construction lassen die Fig.
                                 										56 und 57 ersehen, von welchen die erstere
                              									den Apparat perspectivisch, im ausgelösten Zustande und die letztere einen
                              									Querschnitt bei normaler, signalbereiter Lage der Vorrichtung darstellt. Einen
                              									Haupttheil bildet die kleine messingene Kanone R, deren
                              									Lauf, nachdem vorher das Verschlusstück V abgeschraubt
                              									worden war, mit einer Lefaucheux-Patrone beschickt, d.h. geladen wird, wobei der
                              									seitlich vorstehende Zündstift der Patrone in eine halbkugelförmige Höhlung zu
                              									liegen kommt, die am Ende des Geschützrohres, wie Fig.
                                 										57 deutlich ersehen lässt, eingebohrt ist. Das Rohr selbst ruht in
                              									Lafetten und die Drehzapfen Z sind so angebracht, dass
                              									der rückwärtige Theil des Rohres wesentlich länger und schwerer ist, als der vordere
                              									Theil. Ist die Kanone geladen, so gibt man ihr die in Fig.
                                 										57 dargestellte Lage, in welcher sie festgehalten wird, indem ein seitlich
                              									aus dem Rohre vorstehender Stift t sich in einen
                              									entsprechenden Einschnitt des um i drehbaren Hebels H legt, der an seinem vorderen freien Ende mit einem
                              									halbrunden, seitlich vorstehenden Stifte o auf einem
                              									Naschen des Ankerhebels d ruht. Gelangt ein Strom in
                              									den Elektromagneten E so erfolgt eine
                              									Ankeranziehung, das Ankerhebelende d weicht nach
                              									rechts aus, H verliert dadurch seinen Halt bei o und fällt, seiner natürlichen Schwere folgend, nach
                              									abwärts. Es wird somit auch R nicht mehr festgehalten,
                              									sondern nach rechts niederkippen, wobei der Zündstift auf den Amboss A schlägt und die Entladung des Schusses erfolgt. Damit
                              									durch den bei der Entladung entstehenden Rückstoss die Apparattheile keinerlei
                              									Beschädigung erleiden, ist die Fussplatte der Lafette mit Rollen rr versehen, welche sich zwischen den auf der untersten
                              									Grundplatte FF des Apparates befestigten eisernen
                              									Schienen TT bewegen. Das entladene Geschütz kann also
                              									zurücklaufen und die Puffer P und P1 fangen den Stoss auf
                              									und machen ihn unschädlich. Bei den auf der Grundplatte FF angebrachten Klemmen K und K1 ist die Leitung
                              									angeschlossen; die weitere Leitungsverbindung zum Elektromagneten geschieht, des
                              									vorerwähnten Rücklaufes wegen, mittels dehnbarer Spiralfedern. Zum vollkommen
                              									exacten Betriebe des ausgestellten Apparates genügte bei Anwendung einer 10 km
                              									langen, gewöhnlichen, 4 mm starken Eisendrahtleitung eine Batterie von drei kleinen
                              									Meidinger Elementen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 283, S. 267
                              Fig. 57.Fein's Knallsignalkanone.
                              
                           
                              
                                 (Fortsetzung folgt.)