| Titel: | Neuerungen auf dem Gebiete der Bergwerksfördermaschinen. | 
| Fundstelle: | Band 283, Jahrgang 1892, S. 291 | 
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                        Neuerungen auf dem Gebiete der
                           								Bergwerksfördermaschinen.
                        Neuerungen auf dem Gebiete der
                           								Bergwerksfördermaschinen.
                        
                     
                        
                           In der Hauptversammlung des Sächsischen Ingenieur- und Architekten Vereins am 31. Mai
                              									1891 hielt Prof. HermannUndeutsch in Freiberg einen beachtenswerthen Vortrag, der in der
                              									Zeitschrift des Vereins, dem Civilingenieur, Bd. 37 S.
                                 									574, veröffentlicht wurde. Mit gütiger Erlaubniss des Verfassers entnehmen wir
                              									demselben die nachstehenden Angaben.
                           
                        
                           I. Die Aufsetzvorrichtung.
                           Die Aufsetzvorrichtung der Firma Haniel und Lueg in
                              									Düsseldorf-Grafenberg bietet eine Construction, welche – direct unter die Hängebank
                              									eingebaut – bei sicherer Erfüllung aller zu stellenden Anforderungen wohl als die
                              									einfachste und beste bezeichnet werden darf. Sind die Stützen eingerückt und ruht
                              									das Fördergestell auf denselben, so bildet das ganze System eine zur senkrechten
                              									Mittelachse des Fördergestelles symmetrisch angelegte Keilnuth mit eingelegtem, im
                              									Gleichgewichte befindlichem Keil, wobei die die Stützen bildenden Körper die
                              									Keilnuthebenen besitzen und das Fördergestell an den Stützstellen j mit
                              									entsprechenden Keilstücken ausgestattet ist. Bei dem Abwärtstreiben werden beide
                              									Stützen, beziehentlich die Keilnuthebenen, durch einen einfachen Doppelhebel nach
                              									auswärts geschoben und hierauf lässt die Fördermaschine das ohne Hängeseil
                              									aufgehängte Fördergestell sinken. Das sonst vor dem Abwärtstreiben erforderliche
                              									sogen. Ueberheben, welches oft eine grosse Anstrengung des Fördermotors fordert,
                              									wird überflüssig und eine Beanspruchung des Förderseiles bleibt bei richtiger
                              									Handhabung ausgeschlossen. (Vgl. 1890 277 489.)
                           Findet Aufwärtstreiben statt und werden die Stützen aus Versehen eingerückt, so
                              									verdrängt das aufwärtssteigende Fördergestell sie selbsthätig.
                           Die Haniel-Lueg'sche Aufsetzvorrichtung ist bereits oft
                              									und stets unter Anerkennung ihrer Vorzüglichkeit ausgeführt worden. In Sachsen fand
                              									der erste Einbau auf den königl. Steinkohlenwerken zu Zauckerode statt.
                           In früherer Zeit liess man das Fördergestell an der Hängebank frei am Seile hängen,
                              									wodurch besonders der kurze Seiltheil zwischen der Hängebank und der Seilscheibe
                              									beim Ab- und Auffahren der Hunde, ganz besonders aber beim Materialhängen
                              									bedeutenden Beanspruchungen ausgesetzt war. Heute pflegen wir das Fördergestell bei
                              									der Producten- und Mannschaftsförderung aufzusetzen, nicht aber immer bei dem
                              									Materialhängen und besonders oft dann nicht, wenn Langholz oder Schienen eingehängt
                              									werden, also das geöffnete Dach des Fördergestelles mit dem Tagekranz gleichsteht
                              									und die grossen Lasten beim Laden vielfach unter heftigem Stoss in das Fördergestell
                              									gelangen. Auf manchen Gruben werden auch in diesem Falle Vorsichtsmaassregeln
                              									getroffen, doch durfte die Sache ihrer grossen Bedeutung wegen hier nicht unerwähnt
                              									bleiben und dürfte es sich empfehlen, zur Erhöhung der Sicherheit das Fördergestell
                              									zum Zwecke des Aufsetzens auch direct unter dessen Dach mit Querbalken und mit zum
                              									Aufsetzen dienenden Keilstücken auszustatten.
                           Eine durch diese Anordnung möglich werdende Stützung wird gewöhnlich
                              										„Aufhängung“ genannt, und es ist dieselbe noch insofern von Interesse,
                              									als wesentliche Theile des Fördergestelles dabei zwar kräftigere, aber doch dieselbe
                              									Art der Beanspruchung erfahren, als wenn das letztere frei am Seile hängt, während
                              									durch die Stützung am Fusse oder an den einzelnen Etagen des Gestelles entweder eine
                              									vollständig entgegengesetzte oder theilweise geänderte Beanspruchung
                              									herbeigeführt wird. Im ersten Falle erfahren die senkrechten Stangen nach wie vor
                              									Zug, im zweiten ändert sich der Zug in Druck, bezieh. Zerknicken u.s.w., und man
                              									begreift deshalb sofort, warum das Fördergestell hier und da nur an seinen höchsten
                              									Stellen auf die nunmehr hoch über der Hängebank angeordneten Ergreifer gestützt,
                              									also aufgehängt wird. Dieses Verfahren würde gewiss mehr Nachahmung verdienen, wenn
                              									dasselbe bei seiner Durchführung nicht mit Schwierigkeiten verbunden wäre, die in
                              									der Verwendung von Etagengestellen und nur einer Hängebank liegen.
                           
                        
                           II. Die Fangvorrichtungsfeder.
                           Während des Förderbetriebes ruht das Fördergestell in seinem höchsten Theile zur
                              									Milderung der Stoss Wirkungen meist direct auf einer Feder, die vom Seile bezieh.
                              									der Königstange getragen wird, ist also aufgehängt. In den meisten Fällen dient
                              									diese Feder zugleich als Motor für die Fangvorrichtung des Fördergestelles, die nur
                              									im Falle eines Seilbruches wirken soll. Unter letzteren Umständen ist es daher zu
                              									vermeiden, dass die motorische Kraft der Feder die Fangeinrichtung während der
                              									normalen Förderung auf die Leitbäume wirken lässt: die Federspannung darf also nicht
                              									unnöthig gross und die Entlastung der Feder während der Förderung keine kräftige
                              									sein. Soll die Fangvorrichtung selbst in demjenigen Falle, in welchem nur das
                              									Gestellgewicht oder nur eine geringe Mehrbelastung aus- oder eingefördert wird, nach
                              									erfolgtem Seilbruche wirken, so muss die Feder ausspannen, d.h. vorher schon
                              									lediglich durch das Gestellgewicht zusammengedrückt werden können, woraus sich
                              									ergibt, dass die Federspannung kleiner sein muss, als das Gewicht des unbelasteten
                              									Gestelles. Ein vortheilhaftes schnelles und kräftiges Auslegen der Fänger lässt aber
                              									eine grosse Federspannung als wünschenswert!! erscheinen, – man wird daher die
                              									letztere auch nicht viel kleiner als das Gestellgewicht zu bemessen haben. Auf die
                              									Frage: „um wieviel kleiner“ gibt uns ein interessanter, im Jahrbuch für das Berg- und Hüttenwesen auf das Jahr
                                 										1890 veröffentlichter Aufsatz des Bergamtsraths Menzel Aufschluss. Nach umfassenden, auf sächsischen Gruben angestellten
                              									Erörterungen schreibt Menzel:
                              									„Wenn sich dabei einestheils fand, dass die Federspannung auf manchen Schächten,
                                 										ohne dass hierzu eine Nothwendigkeit vorlag, weit unter 50 Proc. des
                                 										Gestellgewichtes herabging, so stellte sich anderentheils heraus, dass sie nicht
                                 										selten auf 90 Proc., ja auf 95 Proc. sich belief, ohne dass bei der Förderung
                                 										sich Nachtheile gezeigt hätten. Als sehr beachtenswerthes Ergebniss dieser
                                 										Erörterungen kann es bezeichnet werden, dass es nur unter ungünstigen
                                 										Verhältnissen – Verdrückungen im Schachte, welche dem Fördergestelle
                                 										Reibungshindernisse entgegenstellen, ungeübte Maschinenwärter u. dgl. – nöthig
                                 										ist, unter 80 Proc. herabzugehen, und dass in sehr vielen Fällen 90 bis 95 Proc.
                                 										recht wohl statthaft sind.“
                           
                              „Bei dieser Angabe ist vorausgesetzt, dass die Federspannung dem Seilzuge ohne
                                 										Uebersetzung entgegenwirkt.“
                              
                           Erzeugt der Maschinenwärter durch ungeschickte Aenderungen der Dampfcylinderfüllungen
                              									oder durch unvorsichtiges Anwenden der Bremse kräftige Aenderungen der
                              									Seilgeschwindigkeiten, so kann sehr leicht sowohl beim Auf- als auch beim
                              									Niedergange und auch bei hochbelastetem Gestelle ein kräftiges Entlasten der Feder
                              									und ein Ausgreifen
                              									der Fänger stattfinden. Wird z.B. die Seilgeschwindigkeit plötzlich vermindert, so
                              									eilt das aufgehende Fördergestell seinem Aufhängepunkte am Seile voraus, es entsteht
                              									etwas Hängeseil und die Feder wird entlastet. Steigt hingegen die
                              									Seilgeschwindigkeit plötzlich, so eilt das niedergehende Seil dem niedergehenden
                              									Gestelle voraus und die Feder spannt ebenfalls aus und um so leichter, je kräftiger
                              									in kleinen Zeiten die Geschwindigkeitsänderungen und je höher die Federspannungen im
                              									Vergleiche zum Gestellgewichte sind.
                           
                        
                           III. Die Fangvorrichtung und der die Fangwirkung registrirende
                              									Apparat.
                           Die auf die Leitbäume wirkenden Fänger haben zusammen genommen an den ersteren eine,
                              									der abzufangenden Last Q entgegen, im saigeren Schachte
                              									also aufwärts wirkende Kraft (Fängerkraft) F
                              									hervorzubringen. Wäre diese Kraft kleiner als das abzufangende Gewicht Q, so ergäbe sich eine abwärts gerichtete Resultirende
                              										R = Q – F, vermöge deren das Fördergestell
                              									beschleunigt niedergehen würde; wäre F = Q, die
                              									Resultirende also gleich Null, so bliebe das Gestell entweder stehen oder es ginge
                              									bei der geringsten, abwärts gerichteten Geschwindigkeitsertheilung gleichförmig
                              									nieder. Soll nun das Fördergestell gefangen werden, so muss also die Fängerkraft F grösser als die abzufangende Last Q sein, bezieh. eine aufwärts gerichtete Resultirende
                              										R = (F – Q) > 1 oder ein Verhältniss
                              										\frac{F}{Q}>1 erzeugt und bei Versuchen beurtheilt
                              									werden.
                           Um wieviel soll nun die totale Fängerkraft F grösser
                              									sein als die totale abzufangende Last Q?
                           Das aufsteigende Fördergestell wird am vortheilhaftesten in dem Augenblicke gefangen
                              									werden, in welchem die Steiggeschwindigkeit gleich Null wird und das Abwärtsfallen
                              									eintreten will, ob dabei die Fängerkraft F gegenüber
                              									der abzufangenden Last Q sehr stark überwiegt, ist in
                              									diesem Falle für die Wirkung, welche auf das Fördergestell oder auf die auf ihm
                              									stehende Mannschaft ausgeübt wird, ganz gleichgültig; denn von einer schädlichen
                              									Wirkung kann selbstverständlich im Augenblicke der Ruhe keine Rede sein.
                           Anders liegt die Sache bei dem niedergehenden Fördergestelle, welches im Augenblicke
                              									des Seilbruches eine abwärts gerichtete, unter Umständen eine Geschwindigkeit bis 15
                              									m in der Secunde und mehr besitzt und mit steigender Geschwindigkeit weiter fallen
                              									will. Möglichst schnell müssen deshalb die Fänger nach stattgefundenem Seilbruche
                              									ihre Wirkung beginnen, und wird dann die vorhandene Energie durch die resultirende
                              									aufwärts gerichtete Kraft B = F – Q über einen abwärts gerichteten Weg s, also durch die mechanische Arbeit R . s aufgezehrt bezieh.
                              									abgebremst.
                           Bei einer bestimmten Energie wird der Fangweg s um so
                              									grösser, die Verzögerung der abzufangenden Last und die gefährliche Wirkung auf
                              									letztere bezieh. auf die Mannschaft während des Fangens um so kleiner, je kleiner
                              									die resultirende Kraft R = (F – Q) ist, je näher also die totale Fängerkraft F der jeweilig abzufangenden Last Q kommt.
                              									Man darf deshalb die Fängerkraft F nicht unnöthig
                              									grösser als die jeweilig abzufangende Last Q machen;
                              									und müsste man weiter, um sowohl bei der Producten als auch bei der
                              									Mannschaftsförderung stets dieselbe günstige Fang Wirkung zu erhalten, so
                              									construiren, dass das Verhältniss \frac{F}{Q} constant
                              									bezieh. die Fängerkraft F der jeweilig abzufangenden
                              									Last Q proportional, also veränderlich würde.
                           Die Hoppe'sche und die Benninghaus'sche, für eiserne Leitbäume bestimmte Einrichtung suchen
                              									dieser Forderung zu entsprechen, – für hölzerne Leitbäume, mit welchen wir es
                              									meistens zu thun haben, sieht man aber am besten von der letzten Forderung ab, macht
                              									die Fängerkraft F am besten constant, und erhält man
                              									auch auf solche Weise eine sehr einfache Construction. Nur ist unter solchen
                              									Umständen die Fängerkraft F nach der grössten
                              									abzufangenden Last, d. i. die Summe der Gewichte des Fördergestelles, der
                              									Maximalladung und eines abgerissenen, auf dem Dache des Fördergestelles liegenden
                              									Seilstückes zu bemessen bezieh. in jedem Einzelfalle durch Versuch
                              									festzustellen.
                           Nach
                           
                              R = F – Q.
                              
                           ergibt sich dann, dass bei einer Verminderung von Q – also beispielsweise bei der Mannschaftsförderung,
                              									bei welcher die Belastung des Fördergestelles nur 50 Proc. der Belastung der
                              									Productenförderung betragen soll – die Resultirende und somit die Fangwirkung
                              									grösser wird, als bei dem Abfangen der grössten Last.
                           Umgekehrt folgt aber auch, dass, wenn weniger Leute als zulässig fahren, man das
                              									Fördergestell im Uebrigen so hoch, wie es die oben angeführten 50 Proc. erlauben,
                              									belasten soll, damit die Wirkung für einen Mann nicht noch weiter gesteigert
                              									werde.
                           Zur Prüfung der Fangwirkung hat der Vortragende einen einfachen, mit dem fallenden
                              									Fördergestelle fest verschraubten, die Fangwirkung registrirenden Apparat
                              									construirt, dessen Wirkung im Wesentlichen darin besteht, dass die Energie eines
                              									Gewichtes eine Feder um ein, jedem Einzelfalle des Fangens entsprechendes Maass,
                              									welches selbsthätig auf eine Platte oder eine Trommel aufgezeichnet wird,
                              									zusammendrückt bezieh. je nach der Anordnung ausdehnt. Aus dem maassgebenden Theile
                              									der aufgezeichneten Linie und einer Constanten des Apparates ist die sogen.
                              									gefährliche Fallhöhe berechenbar, welche allein schon zur Beurtheilung der
                              									Fangwirkung genügt und die, z.B. mit dem Gewichte eines Mannes multiplicirt –
                              									graphisch dargestellt ein Rechteck – die gefährliche Arbeit liefert, mit der je ein
                              									auf dem Fördergestelle stehender Mann beansprucht würde, falls derselbe nicht in der
                              									Kniebeuge stände.
                           Um mit beliebigen Fallgeschwindigkeiten experimentiren zu können, erbaute der
                              									Vortragende einen hohen Versuchsthurm, der später sowohl zur Prüfung der vom
                              									Civilingenieur Kley in Bonn construirten
                              									Fangvorrichtung, als auch zur Prüfung anderer Systeme, besonders der, von der F. A. Münzner'schen Maschinenfabrik in Obergruna,
                              									welche letztere wohl das Beste auf diesem Gebiete lieferte, dargebotenen
                              									Construction diente.
                           Die ersten Fall- und Fangversuche wurden unter Benutzung des Registrirapparates in
                              									letztgenannter Fabrik mit einer Wolf'schen
                              									Fangvorrichtung ausgeführt, dann die späteren mit der White-Graut'schen Excenterfangvorrichtung.
                           Die letztere ergab die ungünstigsten Resultate, da bei ihr die Fängerkraft F gegenüber der abzufangenden Last Q sehr gross ist und in Folge dessen der Fangweg s und
                              									die Fangzeit t für das abwärtsgehende Gestell sehr
                              									klein: sie gehört
                              									zu den sogen. plötzlich fangenden Einrichtungen mit grossen gefährlichen
                              									Fangwirkungen, die sich um so grösser gestalten, je grösser die aufzuzehrende
                              									Energie ist. Für das aufsteigende Gestell genügt diese Einrichtung jedoch allen
                              									Anforderungen.
                           Für die Wolt'sche Fangvorrichtung gilt weder das
                              									letztere noch das erstere: Ist das aufsteigende Gestell nach dem Seilbruche im
                              									Ruhepunkte angelangt, so haben die Klemmbacken die grösste Entfernung von den
                              									Leitbäumen, – von dem oben geforderten Fangen in diesem Augenblicke ist also keine
                              									Rede. Das Gestell muss, damit ein Fangen entsteht, zunächst um den Freisteigweg
                              									rückwärts und dann um so viel weiter fallen, bis die Klemmbacken an die Leitbäume
                              									herangepresst werden. Das aufsteigende Gestell verhält sich hier in Bezug auf die
                              									Fangwirkung stets so wie das niedergehende. Vom Beginne der Berührung zwischen
                              									Klemmbacken und Leitbäumen bis zum Festklemmen wird ausserdem nur ein sehr kleiner
                              									Weg zurückgelegt, weshalb die Fangwirkungen sich keineswegs so gestalten, dass man
                              									den gewählten Namen „Fallbremse“ beibehalten könnte. Das Gute besitzt diese
                              									Einrichtung, dass, wenn nicht unvorhergesehene Störungen eintreten, unbedingt ein
                              									Fangen bewirkt werden muss, auch dann, wenn ein langer Seilschwanz wirkt, der bei
                              									anderen Einrichtungen sehr störend auftritt und oft das Fangen vereitelt. Für sehr
                              									kleine Fördergeschwindigkeiten dürfte die Anwendung nicht auszuschliessen sein.
                           Von grösstem Interesse sind die auf Grube Thurmhof mit der Kley'schen Fangeinrichtung gewonnenen Ergebnisse, welche mit Bestimmtheit
                              									lehren, dass für jede Fallgeschwindigkeit bezieh. für jede Energie ein Fangen
                              									möglich ist. Diese Einrichtung ist für das auf-, wie für das niedergehende Gestell
                              									gleich gut und besteht im Wesentlichen in dem begrenzten Eindringen von Spitzen,
                              									welche ähnlich den Fontain'schen an Armen sitzen,
                              									jedoch von letzteren insofern verschieden sind, als sich die ersteren in wagerechte
                              									Lage, in der sie gegen das Fördergestell sichere Stützung finden, auslegen und
                              									hierbei die Spitzen bis zu einem Maximum in die Leitbäume eindringen lassen
                              									sollen.
                           Die Versuchsergebnisse lehren in der Hauptsache unter Anwendung derselben Fänger und
                              									Leitbäume:
                           1) dass die Fängerkraft sowohl durch den Widerstand beim Zerdrücken der Holzfasern,
                              									als auch und vornehmlich durch Reibung zwischen Keil und Keilnuth erzeugt wird;
                           2) dass die Fängerkraft nach vollständigem Eindringen der Fängerspitzen angenähert
                              									als constant betrachtet werden darf;
                           3) dass die Fangwege im Allgemeinen proportional der abzubremsenden Energie, speciell
                              									aber: bei bestimmter abzufangender Last und nach vollständigem Eindringen der
                              									Fängerspitzen proportional der dem Ende des Fallens entsprechenden
                              									Geschwindigkeitshöhe sind;
                           4) dass die Fangwirkung (gefährliche Energie) für einen Mann nach vollständigem
                              									Eindringen der Fängerspitzen um so kleiner ist, je höher man, innerhalb zulässiger
                              									Grenzen, das Fördergestell belastet;
                           5) dass bei einer bestimmten Belastung nach vollständigem Eindringen der
                              									Fängerspitzen die Fangwirkung von der Grösse der Endgeschwindigkeit des Fallens
                              									unabhängig, also constant ist; und
                           6) dass das geforderte wagerechte Auslegen der Fänger und das vollständige
                              									Eindringen der Fängerspitzen schon kräftigere Energie forderte und dass aus diesem
                              									Grunde besonders bei sehr kleinen Energien bezieh. Fallgeschwindigkeiten das
                              									Fördergestell wiederholt ein bedenklich grosses Fortrutschen zeigte.
                           Waren die Punkte 1) bis 5) für das Princip von hocherfreulichem Werthe, so forderte
                              									Punkt 6) zur Verbesserung auf, und um so mehr, als derselbe sagt, dass das
                              									Eindringen der keilartigen Spitzen in die Leitbäume bei kleineren Energien besser
                              									werden muss.
                           Eine Lösung dieser Aufgabe fand sich sofort in den in ein Versuchsgestell eingebauten
                              									Fängern, welche im Wesentlichen das Menzel'sche Princip
                              									direct auf die Leitbäume übertragen sollten und Zahnhobel oder Arme darstellen, die
                              									am freien Ende keilartig gestaltet sind und unten in wagerechte Schneiden auslaufen.
                              									Die Kley'schen Spitzen erhielten sozusagen statt der
                              									eigentlichen stumpfen Spitze wagerechte Schneiden.
                           Die mit dieser Einrichtung durchgeführte Versuchsreihe ergab recht befriedigende
                              									Resultate. Sehr störend wirkten nur für die im Gestelle gedachte Mannschaft die
                              									kräftig erzeugten Hobelspäne und Splitter, – deshalb gab die Maschinenfabrik F. A. Münzner nunmehr den Kley'schen Spitzen senkrechte Schneiden, auf welche Weise eine wirklich
                              									vorzügliche Fangeinrichtung geschaffen wurde. Selbst bei den geringsten Energien,
                              									schon bei dem Fangen aus der Ruhe ist das Eindringen der Fänger ein vorzügliches,
                              									begrenztes, und kommt nunmehr die einfache Theorie voll und ganz zur Geltung.
                           Die ersten Versuche mit dieser Einrichtung, welche noch den Vorzug besitzt, bei
                              									ausserordentlich einfacher Construction seitlich auf die Leitbäume zu wirken, führte
                              									der Vortragende gemeinsam mit dem damaligen Ingenieur der Münzner'schen Maschinenfabrik, Römer, mit
                              									bestem Erfolge auf Thurmhof durch.
                           Versuche, welche unter Benutzung des Registrirapparates durchgeführt wurden,
                              									lieferten Anhaltspunkte über geschickte Formgebung und Abmessung der Fänger bezieh.
                              									Bemessung der Fängerkräfte. Auch lehrten diese Versuche deutlich, dass, wenn die
                              									Fänger gefangen haben, ein etwa vorhandener Seilschwanz im Stande ist, wohl die
                              									Fänger anzuheben, nicht aber aus den Leitbäumen herauszuheben, da das Fördergestell,
                              									um letzteres zu bewirken, einen bedeutenden Weg aufwärts zurücklegen müsste.
                           Die günstige Wirkung, welche erzielt werden kann, ist aber nicht nur von directem
                              									Vortheil beim Fangen der Mannschaft, sondern sie erhöht auch die Sicherheit
                              									indirect, indem auch das Material des Fördergestelles beim Fangen keine
                              									Ueberbeanspruchung erfährt und deshalb bei der Wiederinbetriebnahme des
                              									Fördergestelles nicht jene Bedenken zu hegen sind, welche nach dem Fangen mittels
                              										White-Grant'scher Fangvorrichtung nöthig sind.
                           
                        
                           IV. Anschluss des Fördergestelles an das Förderseil.
                           In den Mittheilungen aus den königl. technischen
                                 										Versuchsanstalten zu Berlin, 1888 Ergänzungsheft 5, hat der Vorsteher der
                              									Versuchsanstalt Prof. Martens über „die im Auftrage
                                 										des Ministers für Handel und Gewerbe ausgeführten vergleichenden Untersuchungen
                                 										von Seilverbindungen für Fahrstuhlbetrieb“ berichtet. Die Versuche
                              									erstreckten sich auf Festigkeitsprüfungen sowohl mit ruhender als auch mit
                              									stossweiser Belastung.
                           
                           Dem Versuche mit ruhender Belastung wurden unterworfen: Seilschlösser alter und
                              									neuer Construction von C. Kortüm in Berlin;
                              									Reibungsseilgehänge, konische Seilbüchsen mit eingelegtem Ringe und mit
                              									Metalleinguss und Kauschen mit Schellen von Feiten und
                                 										Guilleaume in Mühlheim a. Rh.; Seilgehänge für 16 mm- und 18 mm-Seile von
                              										Otis Brothers und Co. in New York; deutsche
                              									Schwanenhälse von C. Kortüm in Berlin; englische
                              									Schwanenhälse, geliefert durch C. F. Wischeropp in
                              									Berlin; zwei- und dreitheilige Baumann'sche Seilklemmen
                              									der Dingler'schen Maschinenfabrik in Zweibrücken und
                              									die Seilverbindung des Fabrikanten C. Becker in Berlin.
                              									Die vergleichenden Versuche wurden unter Benutzung von Stahlseil und bis zu einer
                              									ruhigen Anstrengung durchgeführt, bei welcher eine Zerstörung eintrat.
                           Mit Bezug auf die Art der erfolgten Zerstörung bringt Martens die erhaltenen Versuchsergebnisse in folgende Ordnung:
                           
                              1) Das Seil kam ausserhalb des Verbindungskörpers zum Bruche:a) das Seil riss in der freien Versuchslänge,b) das Seil riss nahe an der Seilverbindung.
                              2) Die Verbindung wirkte ungünstig dadurch, dass siea) das Seilende zerstörte,b) das Seil herausschlüpfen liess undc) im Verbindungskörper zu Bruche ging.
                              
                           Martens fand, dass die Festigkeit der Verbindung in
                              									Bezug auf die Seilfestigkeit beträgt:
                           A) 100 Proc. bei dem Kortüm'schen Seilschlosse (1a) (zwei später zu erwähnende Kortüm'sche Seilschlösser zerbrachen wegen schlechter
                              									Materialbeschaffenheit), bei der konischen Büchse mit Metalleinguss (1a), bei der zweitheiligen Baumann'schen Seilklemme (1b) und bei
                              									der dreitheiligen Baumann'schen Seilklemme (1b);
                           B) 98 Proc. bei dem Reibungsseilgehänge (1b) und
                              									bei den Kauschen mit Schellen (1b);
                           C) 78 und 83 Proc. bei zwei, oben berührten, wegen untergeordneten Materiales
                              									zerbrochenen, Kortüm'schen Schlössern (2c);
                           D) 45 und 89 Proc. bei konischen Seilbüchsen mit Einlegering (2b);
                           E) 45 bis 67 Proc. bei Schwanenhälsen deutschen Ursprunges (2a);
                           F) 25 bis 50 Proc. bei Schwanenhälsen englischen Ursprunges (2c);
                           G) 79 und 89 Proc. bei Beckers Verbindung (2b) und H) 47 bis 61 Proc., bei dem Otisgehänge
                              										(2a).
                           Die Becker'sche Verbindung (G) hält Martens für so verbesserungsfähig, dass sie später in
                              									Gruppe 1 eingestellt werden könnte, die beiden minderwerthigen Kortüm'schen Seilschlösser (C) schliesst derselbe aus
                              									und bezüglich der Verbindungen (D), (E), (F) und (H) wird der ganz erhebliche
                              									Fehlbetrag der Verbindungsfestigkeit gegenüber der Seilfestigkeit hervorgehoben.
                           Beachtenswerth sind Martens' Bemerkungen zu denjenigen
                              									Verbindungen der Gruppe 1, bei welchen die Einspannung des Seiles wie ein scharf
                              									abgesetzter Kopf an einem Probestabe wirkt: „Jede Biegung und seitliche
                                 										Beanspruchung wird erhebliche Spannungserhöhungen im Uebergangsquerschnitte
                                 										erzeugen, und der Bruch tritt, wie beim Probestabe mit scharf abgesetztem Kopfe,
                                 										leicht an der Einspannstelle ein.“
                           Es ist nicht nöthig, die einzelnen hierher zu rechnenden Verbindungen, zu
                              									welchen auch der Kley'sche
                              									Keilnuthenreibungsseilanschluss gehört, nochmals zu nennen, nur sei noch angeführt,
                              									dass bei dem Reibungsseilgehänge, den Kauschen mit Schellen und ähnlichen
                              									Verbindungen die Achse der Verbindung nicht mit der Achse des Seiles zusammenfällt,
                              									die Verbindung sich also schief stellt und sich scharfe Kanten scharf an das Seil
                              									drücken, wodurch sie letzteres auf Biegung beanspruchen und gar einzelne Drähte
                              									abkneifen, so dass an diesen Stellen leicht ein Bruch eintreten wird.
                           
                        
                           V. Die Förderseile und der Registrirapparat der dynamischen
                              									Beanspruchungen der Förderseile.
                           Die Förderseile erfahren im Betriebe nicht nur statische, sondern auch dynamische
                              									Beanspruchung. Seit vielen Jahren hat der Vortragende gesucht, die dynamischen
                              									Wirkungen zu studiren, über die im Betriebe wirklich entstehenden Sicherheitsgrade
                              									der Förderseile genaueren Aufschluss zu schaffen und den Sicherheitsgrad durch
                              									entsprechende Regelung des Förderbetriebes oder durch besondere Einrichtungen zu
                              									erhöhen.
                           Von grossem Interesse war die durch die Statistik des Oberbergamtes in Dortmund
                              									dargelegte Thatsache, dass die Seile in der Gegend des Anschlusses an das
                              									Fördergestell von Zeit zu Zeit abgehauen werden mussten und dass trotzdem
                              									ausserordentlich viel Seilbrüche – das Fördergestell an der Hängebank gedacht – auf
                              									der Strecke zwischen der Hängebank und der Seilscheibe oder zwischen der ersteren
                              									und der Fördertrommel auftraten. Alle, an anderen Stellen bestätigten Seilbrüche
                              									fanden meistens in nahe liegenden, mehr statischen Wirkungen ihre Erklärung, während
                              									der Grund für die zuerst bezeichneten Seilbrüche in der Hauptsache in dynamischen
                              									Einflüssen gesucht werden musste, zumal die betreffenden Seiltheile doch nur sehr
                              									kleine Längen besassen und der zwischen Hängebank und Seilscheibe gelegene Theil
                              									fast nie um die Seilscheibe gebogen wurde: die gefährlichen Querschnitte lagen nach
                              									den Studien des Vortragenden im Aufhängepunkte des Fördergestelles bezieh. auf einer
                              									Strecke von diesem bis 20 bis 40 m über demselben, – in zweiter Linie auch an der
                              									Seilscheibe, das Fördergestell am Füllorte gedacht. Den Grund glaubt der Vortragende
                              									darin zu finden, dass kräftigere geradlinige Schwingungen des Förderseiles in der
                              									Richtung der Seilachse Beanspruchungen von solcher Höhe hervorrufen können, dass die
                              									jeweilige Elasticitätsgrenze des Materials überschritten und das letztere dadurch
                              									spröde gemacht wird, wobei noch zu berücksichtigen ist, dass sich im praktischen
                              									Betriebe Ursachen zu kleineren und grösseren derartigen Schwingungen in ausgedehntem
                              									Maasse finden und dass sich diese Ursachen fortgesetzt wiederholen. Es könnten
                              									solche Schwingungen mehr und mehr vermieden werden, wenn die Fördergestelle an den
                              									Haltestellen unter der Anwendung genügender Aufsetzvorrichtungen aufgesetzt würden,
                              									dann bliebe Hängeseil stets ausgeschlossen und könnte man vom Beginne bis zum
                              									Schlusse der Förderung ohne Geschwindigkeitsänderung fördern.
                           Die erste Bedingung kann erfüllt werden, es wird ihr aber nicht immer und in
                              									besonders für das Seil gefährlichen Fällen – ich erinnere nur an das Langholz- und
                              									Schienenhängen – oft nicht Rechnung getragen.
                           
                           Der zweiten Bedingung ist bei dem Fördern von nur einer Sohle und bei stets
                              									derselben Belastung gleich gut für das auf- und für das niedergehende Gestell zu
                              									genügen, – mit der Veränderung, etwa der Verkleinerung der Ladung, ändern sich aber
                              									die Verhältnisse sofort. Wird, wie in vielen Fällen, von verschiedenen Sohlen
                              									gefördert, dann ist Hängeseil wohl für das an Hängebank, nicht aber für das an
                              									Füllort stehende Fördergestell zu vermeiden. Ladung und Seilgewicht und Teufe
                              									spielen dabei eine wesentliche Rolle.
                           Ferner ist bezüglich des dritten Punktes zu bedenken, dass beim Beginne des Förderns
                              									die Fördergeschwindigkeit von Null aufwärts über einen Weg in einer Zeit erzeugt, am Ende des Förderns aber wieder von dem
                              									höchsten Maasse abwärts bis auf Null über einen Weg in einer Zeit aufgezehrt werden muss; dass man ferner bei der
                              									Verwendung von cylindrischen Treibtrommeln nicht nur von dem, diesen Vorgängen
                              									entsprechenden „Anlauf“ und „Endlauf“, sondern auch von einem
                              										„Beharrungszustand“, während welchem die Fördergeschwindigkeit constant
                              									ist, reden kann, während schon auf Grund der geometrischen Verhältnisse allein
                              									sowohl bei glatten konischen Trommeln und Spiraltrommeln, als auch bei Bobinen ein
                              									fortwährendes schwächeres oder kräftigeres Aendern der Fördergeschwindigkeit bezieh.
                              									ein Schwingen der Seile stattfindet.
                           Weiter ist zu dem dritten Punkte zu bemerken, dass bei der Verwendung von
                              									cylindrischen Treibtrommeln und Unterseil, der Köpe'schen Scheibe mit Seil ohne Ende, der glatten konischen Trommel, der
                              									Spiraltrommel und der Bobine, sämmtliche Systeme für vollkommene
                              									Seilgewichtsausgleichung bei passender Füllung und richtig construirter
                              									Förderdampfmaschine gedacht, durch diese letztere ideell – ausser den während des
                              									An- und Endlaufes erforderlichen – keine Veranlassung zu besonderen
                              									Geschwindigkeitsänderungen bezieh. keine Veranlassung zu besonderen Schwingungen der
                              									Seile geboten wird; dass aber, falls keine vollständige oder – wie bei cylindrischen
                              									Trommeln ohne Unterseil – gar keine Seilgewichtsausgleichung vorhanden ist,
                              									bedeutende dynamische Wirkungen auf die Seile möglich sind, indem in diesen Fällen
                              									der Motor während der Förderung fortgesetzt veränderlich gefüllt werden muss und bei
                              									etwa eintretenden negativen Widerstandsmomenten nicht nur gar nicht mehr gefüllt
                              									werden darf, sondern dass nach der Dampfabsperrung das ganze System durch die Bremse
                              									zu beeinflussen ist bezieh. sich zum Bremswerke umgestaltet, um mit diesem durch zu
                              									steigernde Wirkung die wachsenden negativen Momente aufzuheben, oder die sich
                              									fortgesetzt steigernde Arbeit des Seilübergewichtes aufzuzehren.
                           Je nach der Anordnung, je nach der Lenkbarkeit der Maschine werden demnach in
                              									kürzerer oder längerer Zeit über kleinere oder grössere Wege kräftigere oder
                              									schwächere Seilschwingungen und dynamische Seilbeanspruchungen erzeugt werden.
                           Von der Tüchtigkeit des Fördermaschinenführers hängt ausserordentlich viel ab –
                              									bewirkt derselbe die Aenderungen der Füllungen sehr ruckweise, so erfahren die
                              									Förderseile grosse gefährliche dynamische Beanspruchungen: das mit grosser
                              									Geschwindigkeit niedergehende Seil wird plötzlich festgehalten, also mit der Energie
                              									des ganzen Seiles auf Zerreissen beansprucht; während das aufgehende Fördergestell
                              									zunächst um den Freisteigweg steigt – das zugehörige Seil wird dabei vermöge
                              									der ihm und der Seilscheibe inne wohnenden Energie noch nach der Fördertrommel zu
                              									bewegt –, so stürzt es hierauf, falls es nicht gefangen wird, das Seil nachziehend,
                              									abwärts, bis endlich der kurze, freiliegende Seiltheil durch die hierbei erzeugte
                              									Energie bedeutend auf Zerreissen beansprucht wird.
                           Und ganz besonders dieses Seilstück zwischen Hängebank und Seilscheibe bezieh.
                              									Fördertrommel – das Fördergestell in der Gegend oder über der Hängebank gedacht –,
                              									das durch ein schnelles Wirkenlassen der Bremse gefahrbringend beeinflusst wird, ist
                              									es wieder, das bei Anwendung untergeordneter, beim erforderlichen Ueberheben des
                              									Fördergestelles, beim Vorhandensein von Hängeseil, oder beim Untergreifen des
                              									Fördergestelles unter die aus Versehen vorgeschobenen oder nicht verdrängbaren
                              									Ergreifer der Aufsetzvorrichtung und beim stossweisen Aufheben der
                              									Schachtverschlüsse gefährlich dynamisch beansprucht wird; dasselbe Seilstück ist es,
                              									welches – das Gestell an der Hängebank freihängend gedacht – beim Abziehen und
                              									Aufschieben der Hunde, besonders aber beim täglichen Langholz- und Schienenhängen
                              									sehr gefährliche dynamische Beanspruchungen auszuhalten hat; und das Ende dieses
                              									selben Seilstückes ist es – das Gestell am Füllorte gedacht –, welches bei dem
                              									Vorhandensein von Hängeseil scharfe Knicke um scharfe Kanten, also kräftige Biegung
                              									oder Abkneifen von Drähten, beim Anheben vom Füllorte aber auch in erster Linie
                              									wieder Stoss erfährt. Dasselbe Seilende ist es aber auch, das bei vorhandenem,
                              									mitunter saurem Wasser noch am meisten leidet und möglicher Weise auch noch
                              									rostbrüchig wird.
                           Um diesen Einflüssen Rechnung zu tragen, hat der Vortragende eine Formel aufgestellt,
                              									welche er auch zur Construction eines neuen Registrirapparates verwendet. Der
                              									Ausdruck lehrt die relativen grössten Spannungen  für die Flächeneinheit des
                              									Seilquerschnittes F=n\,.\,\frac{\pi}{4}\,.\,d^2 und lautet:
                           
                              \frakfamily{S}_{max}=\frac{q\,L}{F}+\frac{2\,Q+q\,L}{2\,F}\,.\,\left{1+\sqrt{1+2,7\,.\,\frac{(3\,Q+q\,L)}{(2\,Q+q\,L)^2\,.\,L}\,.\,E\,.\,F\,.\,h\,g}\right}
                              
                           wobei bedeutet: F die Summe der
                              										n Drahtquerschnitte, d
                              									den Durchmesser eines jeden Drahtes, L die
                              									veränderliche Länge des freihängenden, beanspruchten Seiles, q das Gewicht des Seiles für die Längeneinheit; Q die an das Seil angehängte Last, E den
                              									Elasticitätsmodul des Seilmaterials und hg eine, bereits bei dem früher erwähnten
                              									Registrirapparate genannte gefährliche Fallhöhe, die ebenso wie die jeweilig
                              									beanspruchte Seillänge L aus dem Diagramm des neuen, im
                              									Betriebe mit dem Seile laufenden Registrirapparates zu ermitteln ist. Die Abscissen
                              									der graphischen Darstellung liefern die beanspruchten Seillängen in verjüngtem
                              									Maasstabe, die Ordinaten hingegen Linien, aus welchen, genau so wie bei dem früheren
                              									Apparate, die gefährlichen Fallhöhen berechnet werden.
                           Um den Einfluss der statischen und dynamischen Beanspruchungen schnell zu
                              									überschauen, dient eine Tabelle, deren Zahlen auf Grund des obigen Ausdruckes
                              									gewonnen sind, indem angenommen wurde, dass in jedem Augenblicke der Förderung, also
                              									für jede Seillänge L eine gleich kräftige dynamische
                              									Wirkung auf das Seil erfolge.
                           Es wurde für jede Länge L die gefährliche Fallhöhe hg = 10 mm
                              									gesetzt und ausserdem eingeführt: Q = 3000 k, die
                              									Anzahl der Drähte n = 168, der Durchmesser des
                              									Gusstahldrahtes d = 2 mm; q
                                 										= 5,5 k für 1 m und E= 20000 für 1 k und 1
                              									qmm.
                           
                              
                                 L in m
                                 \frakfamily{S}_{max} in k
                                 L in m
                                 \frakfamily{S}_{max} in k
                                 
                              
                                     0,00
                                 ∞
                                   120,00
                                 15,33
                                 
                              
                                     0,01
                                 484,96
                                   130,00
                                 15,44
                                 
                              
                                     0,10
                                 157,61
                                   140,00
                                 15,52
                                 
                              
                                     1,00
                                   53,97
                                   150,00
                                 15,69
                                 
                              
                                   10,00
                                   21,09
                                   200,00
                                 16,46
                                 
                              
                                   20,00
                                   18,22
                                   300,00
                                 18,25
                                 
                              
                                   30,00
                                   16,73
                                   400,00
                                 20,16
                                 
                              
                                   40,00
                                   15,98
                                   500,00
                                 22,15
                                 
                              
                                   50,00
                                   15,57
                                   600,00
                                 24,18
                                 
                              
                                   60,00
                                   15,32
                                   700,00
                                 26,21
                                 
                              
                                   70,00
                                   15,19
                                   800,00
                                 28,26
                                 
                              
                                   80,00
                                   15,15
                                   900,00
                                 30,38
                                 
                              
                                 100,00
                                   15,18
                                 1000,00
                                 32,39
                                 
                              
                                 110,00
                                   15,25
                                 ∞
                                 ∞
                                 
                              
                           Bei constanten dynamischen Wirkungen und bei dem durch den Betrieb bedingten
                              									veränderlichen Einfluss des Seileigengewichtes entstehen also die gefährlichsten
                              									Beanspruchungen, wenn sich das Fördergestell an der Hängebank befindet oder sich
                              									immer mehr der Seilscheibe nähert; und es erfährt dieser Ausspruch um so mehr
                              									Bekräftigung, wenn man die oben angeführten, besonders in dieser Gegend im Betriebe
                              									auftretenden, oft sehr schädlichen Ereignisse in Rücksicht zieht, auf Grund deren
                              									für die betreffenden kleinen Seillängen viel höhere Werthe für hg einzusetzen
                              									und höhere Werthe für \frakfamily{S}_{max} auszurechnen sind.
                           Für grössere Seillängen macht sich nach der Tabelle mehr der statische Einfluss des
                              									Seilgewichtes geltend. Obgleich nun der Ausdruck nach Dafürhalten des Vortragenden
                              									diesen Einfluss etwas übertreibt, so ist doch weiter zu bedenken, dass auch beim
                              									Anhübe vom Füllorte dynamische Wirkungen auftreten und dass deshalb die betreffenden
                              									Zahlen anerkannt werden dürfen.
                           Hiernach müsste die Statistik die meisten Seilbrüche in der Gegend des
                              									Aufhängepunktes vom Fördergestelle ergeben und weniger an der Seilscheibe, wenn das
                              									Gestell am Füllorte steht. Thatsächlich findet sich, der alten Dortmunder Statistik
                              									nach, dieser Satz erfüllt, die Differenz ist aber zu gering, als dass man diese
                              									Bestätigung ohne weiteres aussprechen dürfte. Man hat zu bedenken, dass schon die
                              									alte Dortmunder Statistik das von Zeit zu Zeit stattfindende Abhauen des untersten,
                              									am gefährlichsten beanspruchten Seilstückes darthut, und dass, falls dieses Abhauen
                              									nicht geschehen wäre, entschieden auch die Zahl der an diesen Stellen gebrochenen
                              									Seile sich wesentlich gesteigert haben würde, gegenüber der Zahl der im statisch
                              									gefährlichen Querschnitte stattfindenden Brüche, zu deren Verminderung nichts
                              									geschehen konnte.
                           So bestätigt die Statistik die Rechnung, welche wieder die Grundlage für den Apparat
                              									bildet, mit dessen Hilfe die in Wirklichkeit auftretenden gefährlichen Fallhöhen und
                              									die relativen Maximalbeanspruchungen zu studiren sind.
                           Den Registrirapparat betreffend sei angeführt, dass, da obiger Ausdruck die Zeit
                              									nicht enthält, der Antrieb für die Schreibtrommel des Apparates nicht durch eine
                              									Uhr, sondern, damit die Abscissen den Teufen bezieh. den beanspruchten Seillängen
                              										L proportional werden, durch ein Laufrad, das an
                              									einem Leitbaume abrollt, erfolgt, wobei durch kräftige Uebersetzung die Bewegung des
                              									Laufrades auf die Schreibtrommel übertragen wird. Um ferner den Einfluss der
                              									Fangvorrichtungsfeder zu umgehen, ist der Apparat nicht im Fördergestelle, sondern
                              									am Seil, und zwar über dem Hängeseil anzuordnen.
                           Nächst dem Seil befindet sich am Rahmen des Apparates die eigentliche
                              									Registrirvorrichtung angebaut, welche die dynamischen Beanspruchungen aufnimmt und
                              									durch einen Schreibstift auf der mit Papier umspannten Schreibtrommel darstellt,
                              									nachdem vor dem Beginne der Förderung, also an der Hängebank oder an dem Füllorte
                              									eine Gleichgewichtslinie aufgezogen wurde, auf der nach vollendeter Förderung die
                              									beanspruchten Seillängen abzulesen bezieh. auf welche bezogen, die zur Berechnung
                              									der betreffenden gefährlichen Fallhöhen dienenden Ordinaten zu beurtheilen sind.
                           Dieser Apparat wurde von der F. A. Münzner'schen
                              									Maschinenfabrik in Obergruna ausgeführt und zunächst für den Thurmhofschacht bei
                              									Freiberg bestimmt.
                           Mit den bisherigen Aus- und Anführungen sowohl, als auch mit den projectirten Studien
                              									wird die Frage der Seilbeanspruchung jedoch noch nicht erschöpft, – die Statistik
                              									gibt noch weitere Winke, und entsprechende Arbeiten von Wartens und Ledebur sind hier noch
                              									ausserordentlich werthvoll.
                           In einem von Martens erstatteten, im Ergänzungshefte II,
                              									1888, der Mittheilungen veröffentlichten Bericht über
                              									die Ergebnisse von Festigkeitsversuchen mit gelötheten Drahtseilen und Drähten
                              									findet sich folgende, für „Draht- und Seilbrüche an beliebigen Stellen“
                              									bedeutsame Schlussbemerkung:
                           
                              „Aus den Versuchsergebnissen geht hervor, dass durch die Löthung selbst dann, wenn
                                 										alle Drähte in demselben Seilquerschnitte gelöthet sind, die Festigkeit eines
                                 										Seiles aus harten Drähten gegen ruhige Zugbelastung noch 60 bis 70 Proc. der
                                 										eigentlichen Seilfestigkeit betragen kann. Die grösste erreichbare Festigkeit
                                 										eines gelötheten Seiles kann nur bis zu derjenigen Festigkeit gesteigert werden,
                                 										welche den beim Löthen ausgeglühten Drähten entspricht. Bei Seilen mit an sich
                                 										schon weichen Drähten lässt sich voraussichtlich selbst bei der Löthung aller
                                 										Drähte die ursprüngliche Seilfestigkeit wieder erreichen.“
                              
                           
                              „Wenn nur ein Theil der Drähte (bis zu ⅙ der ganzen Zahl) in demselben
                                 										Seilquerschnitte gelöthet ist, so ist bei ruhiger Zugbeanspruchung der
                                 										Festigkeitsverlust ein so geringer, das er nur durch zahlreiche und sehr
                                 										sorgfältig ausgeführte Versuche würde nachgewiesen werden können. Auch wenn
                                 										dieselben Drähte in kurzer Folge (bis zu etwa 500 mm Entfernung der Löthungen)
                                 										mehrfach gelöthet sind und die Löthungen (jeweils bis ⅙ der sämmtlichen Drähte)
                                 										in die gleichen Seilquerschnitte fallen, wird die Bruchfestigkeit des Seiles
                                 										gegen ruhigen Zug nicht merkbar vermindert. Die Schwächung eines Seiles durch
                                 										zahlreiche Löthungen in demselben Seilquerschnitte (bis zu ⅙ sämmtlicher Drähte)
                                 										ist jedenfalls nicht wesentlich grösser als die Schwächung, welche das Seil in
                                 										Folge der gegenseitigen Eindrückung der Drähte benachbarter Litzen erfährt. Auch
                                 										die Brüche gelötheter Seile finden häufig nicht in den Löthungen, sondern in den
                                 										vorerwähnten Druckstellen statt. Vielfach findet man die dem Bruche
                                 										vorhergehenden Einschnürungen neben den Bruchstellen auch in den nicht
                                 										gebrochenen Drähten, die alsdann fast immer neben den Löthungen an den Grenzen
                                 										der Erhitzungsstellen des Drahtes oder an den durch die Nachbardrähte erzeugten Druckstellen
                                 										liegen. Auch hieraus geht hervor, dass man im Stande ist, die Löthung mindestens
                                 										so fest zu machen, dass die aus anderen Gründen verminderte Seilfestigkeit
                                 										erreicht wird.“
                              
                           
                              „Die Druckstellen der Drähte entstehen erst während der Prüfung; sie konnten an
                                 										den neuen Seilen noch nicht entdeckt werden. Sie sind, wie es scheint, eine
                                 										Gefahr, die grösser ist, als die durch die Löthungen bedingte, weil in der
                                 										Praxis die Löthungen im Seil stets vereinzelt vorkommen werden und man leicht
                                 										die immerhin empfehlenswerthe Vorsicht gebrauchen kann, die Löthstellen im Seil
                                 										so zu vertheilen, dass zwischen den einzelnen in Frage kommenden
                                 										Seilquerschnitten ein geringster Abstand (etwa der 15- bis 20 fache
                                 										Seildurchmesser) nicht unterschritten wird. Die Druckstellen werden sich aber
                                 										ganz regelmässig und gesetzmässig bilden müssen, sobald das Seil starken
                                 										Zugbeanspruchungen oder oft wiederholten Biegungen ausgesetzt wird. Unter der
                                 										Wirkung der gegenseitigen Reibung der Drähte wird sich alsdann die Druckstelle
                                 										immer mehr vertiefen; da die specifische Beanspruchung des stehenbleibenden
                                 										Materials gegenüber der des vollen Drahtquerschnittes immer mehr wächst, so wird
                                 										die Dehnung des Drahtes sich schliesslich vorwiegend auf den geschwächten
                                 										Querschnitt erstrecken, und es wird nicht ausgeschlossen sein, dass bei
                                 										Erreichung der dem Materiale eigenthümlichen Bruchdehnung der eine oder der
                                 										andere Draht zum Bruche kommt. In meinem Berichte über den mikroskopischen
                                 										Befund des Hardenberger Seiles (Mittheilungen 1884
                                 										S. 24) habe ich nachgewiesen, wie während des laufenden Förderbetriebes solche
                                 										Druckstellen in Folge äusserer und innerer Einwirkungen sich so sehr vertiefen
                                 										können, dass das Aussehen der Drähte im Inneren eines alten Seiles oft hohe
                                 										Bedenken gegen seine Betriebssicherheit hervorrufen würde, wenn eben das Innere
                                 										immer mehr zu Tage läge.“
                              
                           
                              „Aus dem Voraufgehenden dürfte einleuchten, dass die Entstehung einzelner
                                 										Drahtbrüche im Inneren eines Seiles durchaus nicht ausgeschlossen ist, und da
                                 										sie im Betriebe thatsächlich eintreten, so dürfte die Frage von praktischer
                                 										Bedeutung sein, wie gross die Schwächung eines Seiles in Folge mehrerer in
                                 										einiger Entfernung auf einander folgender Drahtbrüche sein mag, oder bis auf
                                 										welche gegenseitige Entfernung die Drahtbrüche zusammengerückt werden dürfen,
                                 										ohne eine grössere Schwächung im Seile zu erzeugen, als dem Ausfalle des
                                 										betreffenden Drahtquerschnittes an der Bruchstelle entspricht.“
                              
                           
                              „Ferner ist wohl zu beachten, dass sich die vorbesprochenen Untersuchungen nur auf
                                 										diejenigen Vorgänge erstreckt haben, die in einem Seile bei ruhiger
                                 										Zugbeanspruchung auftreten, dass also die Schlussfolgerungen sich nur auf diesen
                                 										Zustand beziehen können. Es kann keinem Zweifel unterliegen, dass die
                                 										Verhältnisse sich etwas ändern, wenn die Versuche unter solchen Bedingungen
                                 										wiederholt werden, wie sie im Betriebe vorkommen.“
                              
                           Speciell zu den letzten Bemerkungen darf wohl mit Sicherheit hinzugefügt werden, dass
                              									die im Betriebe auftretenden mehrbesprochenen dynamischen Beanspruchungen in dem
                              									durch Martern angezeigten Sinne nur ungünstiger wirken
                              									können; dass also besonders jene Theile, die Stoss direct aufnehmen, wie z.B. das
                              									oben mehrfach hervorgehobene Seilende; der Seiltheil, welcher beim Anhübe
                              									zunächst der Treibtrommel liegt; ausserdem jene Theile, die neben statischen
                              									und dynamischen Zugbeanspruchungen auch noch Biegung erfahren, wie z.B. das
                              									Seilstück, welches den Uebergang aus einer Aufwickelung in die andere bildet und
                              									meistens zu Seilbrüchen Veranlassung gibt; der Seiltheil, welcher beim Anhübe des
                              									Fördergestelles vom Füllorte oder beim Ankommen des Fördergestelles an der Hängebank
                              									auf der Seilscheibe liegt, – dass alle diese Seiltheile jenen Verdrückungen der
                              									Drähte und den damit verbundenen Zerstörungen ganz besonders unterworfen sein
                              									werden.
                           Dass auch die Schachtbeschaffenheit, speciell die der Leitbäume für die
                              									Seilbeanspruchung von Bedeutung sind, ebenso der Verschleiss der Drähte durch
                              									Reibung an den Treib trommeln bezieh. Bobinen und Seilscheiben auch beim Auf- und
                              									Abwickeln durch Reibung an den Seil Wickelungen selbst, ist noch hervorzuheben.
                           Was die Beiz- und Rostbrüchigkeit des Eisens und Stahles bei dem Vorhandensein von
                              									saurem Wasser anbetrifft, so berichtet Ledebur in Stahl und Eisen, 1889 Nr. 9, dass Eisen- und
                              									Stahldraht, mit Säuren gebeizt, bezüglich der Biegungsfestigkeit Einbusse erleidet,
                              									bezüglich der Zugfestigkeit aber unverändert bleibt.
                           Je stärker die Querschnitte der gebeizten Gegenstände sind, je schwächer die
                              									angewendete Säure ist und je kürzer die Zeitdauer ihrer Einwirkung, desto geringer
                              									ist die Gefahr für die Entstehung der Beizbrüchigkeit; während die letztere bei
                              									Drähten in kurzer Zeit zu entstehen pflegt, sei es durch absichtliches Beizen beim
                              									Drahtziehen, sei es durch Einwirkung saurer Grubenwasser, die fortgesetzt und um so
                              									kräftiger auf die Seile wirken, je dünner die Drähte und je saurer das Wasser ist.
                              									(Durch längeres Lagern der gebeizten Stücke an einem trockenen Orte wird die
                              									ursprüngliche Festigkeit beinahe vollständig wieder hergestellt.) Durch Rosten wird
                              									zwar ein gleicher Einfluss wie durch Beizen ausgeübt, aber er ist weit schwächer als
                              									beim Beizen, und in den meisten Fällen wird die Benachtheiligung, welche die
                              									Festigkeit der Drähte durch die stattfindende Materialzerstörung erfährt, weit
                              									beträchtlicher sein, als durch Entstehung von Rostbrüchigkeit.
                           Obschon das Eisen durch die Berührung mit Zink empfänglicher für die Beizbrüchigkeit
                              									wird, so ist doch beim Rosten verzinkter Eisentheile nur theilweise zu bemerken
                              									gewesen, dass durch die stattgehabte Verzinkung die Entstehung der Rostbrüchigkeit
                              									befördert worden sei.
                           Die Forderungen, die an das Seildrahtmaterial zu stellen sind, sind insbesondere:
                              									hoher Zugwiderstand, grosse Dehnbarkeit innerhalb der Elasticitätsgrenze, gute
                              									Biegbarkeit. Die zur Verwendung gelangenden Schweisseisendrähte sollen 40 k
                              									Zugfestigkeit für 1 qmm bei etwa 15 bis 20 Proc. Dehnung auf 100 mm Länge und die
                              									Tiegelgusstahldrähte mehr als 200 k Zugfestigkeit für 1 qmm bei nur 1 bis 2 Proc.
                              									Dehnung haben.
                           
                        
                           VI. Das Seilscheibengerüst.
                           Die Höhe der Seilscheibenachse über der Hängebank kann um so kleiner werden, je
                              									kleiner die Fördergeschwindigkeit und je besser lenkbar die Fördermaschine ist.
                           Gegenüber dem Bestreben, die Höhe der Seilscheibe über der Hängebank klein zu machen,
                              									steht aber die Regel, welche sich aus der früher dargebotenen Rechnung ablesen lässt
                              									und welche sagt, dass die dynamischen Beanspruchungen, welche, falls das
                              									Fördergestell an der Hängebank steht, auf das Seil ausgeübt werden, um so weniger
                              									schädlich wirken, je länger das Seilstück zwischen Hängebank und Seilscheibe, also
                              									je grösser der Höhenunterschied zwischen den beiden letzteren ist. Es muss deshalb,
                              									will man das Seilscheibengerüst nicht hoch machen, noch gefordert werden, dass die
                              									auf das an der Hängebank befindliche Fördergestell, bezieh. auf das betreffende
                              									kurze Seilstück wirkenden dynamischen Beanspruchungen möglichst auf Null
                              									heruntergebracht werden: durch die Anordnung einer vorzüglichen Aufsetzvorrichtung;
                              									durch ein unter allen Umständen stattzufindendes Aufsetzen des Fördergestelles;
                              									durch an der Hängebank unbedingt zu vermeidendes Hängeseil; durch ein ohne Stoss zu
                              									bewirkendes Eröffnen oder Erheben der Schachtverschlussthüren und durch thunlichste
                              									Vermeidung einer plötzlichen kräftigen Bremswirkung, d.h. durch unausgesetzte
                              									vorzüglichste Dienstleistung des Fördermaschinenführers.
                           Um die letztere auf ein hohes Maass zu steigern, wurde für manches Bergrevier nicht
                              									nur ein Geschwindigkeitsanzeiger, sondern auch ein Geschwindigkeitsaufzeichner
                              									(Tacheograph) empfohlen, wohl auch gefordert; es sollen aber hier und da
                              									Maschinenwärter in dem Bewusstsein, dass jeder Mangel der Thätigkeit bildlich
                              									dargestellt wird, ängstlich geworden und dadurch zu Versehen geführt worden sein.
                              									Besonders qualificirte und entsprechend erzogene Maschinenführer werden im
                              									Tacheographen keinen Feind, sondern ein ehrendes Zeugniss geleisteter Thätigkeit
                              									erkennen, die man gern prämiirt!
                           
                        
                           VII. Die Seilscheiben.
                           Die Seilscheiben wirken im Falle der Gefahr wie Schwungräder, also durch ihre Energie
                              									mitnehmend auf die Förderseile. Würde beispielsweise in dem Augenblicke, in welchem
                              									das Fördergestell mit grosser Geschwindigkeit an der Hängebank ankommt, plötzlich
                              									die Dampf bremse eingelegt, so würde das Seil des aufsteigenden Gestelles durch die
                              									Energie der zugehörigen, nicht abgebremsten Seilscheibe nach der Trommel hin, das
                              									andere Seil hingegen sowohl durch die grosse eigene Energie, als auch durch die
                              									Energie der zugehörigen, ebenfalls nicht abgebremsten Seilscheibe von der
                              									Treibtrommel abwärts getrieben und letzteres dadurch bedeutend auf Zug
                              									beansprucht.
                           Beide Wirkungen werden natürlich um so kräftiger, je grösser die
                              									Fördergeschwindigkeit, und je grösser die Trägheitsmomente der Seilscheiben sind,
                              									woraus sich ergibt, dass man, besonders bei grösseren Fördergeschwindigkeiten, die
                              									Kranzgewichte nicht unnöthig schwer und die Durchmesser nicht unnöthig gross machen
                              									soll, obwohl ein grosser Durchmesser mit Rücksicht auf das Maass der Abbiegung des
                              									Förderseiles vortheilhaft ist.
                           Wird nun empfohlen, den Durchmesser der Seilscheibe gleich dem Durchmesser der
                              									Treibtrommeln zu machen, so kann dieser Vorschlag nur in Bezug auf cylindrische
                              									Trommeln eine Bedeutung haben. Bei konischen Trommeln, Spiraltrommeln ändert sich ja
                              									der Durchmesser und die Biegungsspannung in jedem Augenblicke, während der
                              									Durchmesser und die Biegungsspannung an der Seilscheibe constant ist.
                           Man wird das Sichtige finden, wenn man von den auf den Seildurchmesser bezogenen
                              									Erfahrungsregeln ausgeht und unter Berücksichtigung der Verhältnisse des
                              									gegebenen Falles, besonders der Fördergeschwindigkeit, einen Zuschlag gibt, der
                              									nicht unnöthig grosse Trägheitsmomente entstehen lässt.
                           
                        
                           VIII. Die Treib- oder Seiltrommeln.
                           Den Treibtrommeln gibt man heute bei grossen Teufen und grossen Förderlasten, also
                              									bei langen dicken Seilen oft ausserordentlich grosse Durchmesser, so dass sich unter
                              									Berücksichtigung des schweren Trommelbelages und der auf den Trommelumfang
                              									reducirten Gewichte des Fördergestelles, der Ladung, des Seiles und eines Theiles
                              									der Seilscheibe Trägheitsmomente, und unter Berücksichtigung der meistens grossen
                              									Fördergeschwindigkeit Energien ergeben, welche diese Trommeln zu Schwungrädern
                              									machen, die den Anlauf sehr erschweren und den Endlauf des ganzen Fördersystems zu
                              									gefährlich gestalten. Diese Grössen ergeben sich durch die Forderung, dass das
                              									Rundseil nur eine einzige Aufwickelung auf der Trommel bilde; dass sich die
                              									einzelnen Seilumwindungen nicht gegenseitig reiben, sich also in besonders
                              									eingedrehten Rillen entsprechend lagern können; dass ferner die Trommelbreite und
                              									damit die Entfernung der Treibtrommelachse von der Seilscheibenachse nicht unnöthig
                              									gross ausfalle. Auch die Dampfkolben- und Fördergeschwindigkeit, der Kolbenhub,
                              									bezieh. der Kurbelradius und die Umdrehungszahl der Trommelwelle spielen für die
                              									erwähnten Grössen – direct wirkende Maschinen gedacht – natürlich ebenfalls eine
                              									wichtige Rolle.
                           Aehnliches, wenn auch nicht Gleiches, gilt auch für Bandseile und Bobinen, und man
                              									erkennt, dass unter solchen Umständen der Geschwindigkeitsanzeiger, noch mehr aber
                              									jene Einrichtung, welche selbst bei verschiedenen Energien und Förderteufen
                              									selbsthätig für den an der Hängebank eintretenden Stillstand des Systems sorgt, für
                              									die Sicherheit des Betriebes von grösster Bedeutung ist.
                           Mehrfach wendet man heute, wenn nur aus einer Teufe gefördert wird, cylindrische
                              									Seiltrommeln und zur vollständigen oder theilweisen Seilgewichtsausgleichung
                              									Unterseil an, so beispielsweise auf den königl. preussischen Steinkohlengruben im
                              									Saarrevier. Daselbst wird das Aloe-Unterseil – bis etwa ½ oder ¾ ausgleichend –
                              									unter Einschaltung von Spiralfedern durch eine scherengestängartige, das
                              									Fördergestell umführende Einrichtung an das Förderseil – bezieh. an die dort
                              									vortheilhafter Weise sozusagen Hängeseil vertragende Baumann'sche Seilklemme, also in solcher Weise angeschlossen, dass das
                              									Fördergestell durch die Last des Unterseiles keinen schädlichen Einfluss
                              									erfährt.
                           In anderen Revieren hat man das Unterseil wegen eingetretener Störungen, die zu
                              									ernstlichen Bedenken führten, wieder abgelegt.
                           In Sachsen fördert man bei den vielfach auftretenden grösseren Teufen gern mit
                              									Bandseil, bezieh. Bobine, und thatsächlich lehren die graphischen Darstellungen,
                              									dass der Betrieb mit der Bobine unter Benutzung von Stahlseil in vielen Fällen ein
                              									relativ bester ist, – wenn auch im Uebrigen zugegeben werden muss, dass ein Bandseil
                              									mehr als ein Rundseil der Zerstörung unterliegt.
                           Kleinere und weniger wechselnde Momente lassen eine schwächere Förderdampfmaschine zu
                              									und ergeben gleich-massigeren Betrieb; grössere und mehr wechselnde, selbst bei der
                              									Productenförderung gegen das Ende des Treibens, geben oft negativ ausfallende
                              									Momente, fordern hingegen einen stärkeren Motor, der anfangs kräftig, hierauf
                              									weniger und dann gar nicht mehr zu füllen, dafür aber nunmehr mit der Bremse zu
                              									behandeln ist, so dass ein ungleich-massiger Betrieb entsteht.Wegen der
                                    											noch folgenden Angaben des Verf. über Fördermaschinen und Kessel verweisen
                                    											wir auf die Quelle: Civilingenieur, Bd. 37 S. 597.