| Titel: | Neuerungen in der Gasindustrie. | 
| Autor: | W. Leybold | 
| Fundstelle: | Band 284, Jahrgang 1892, S. 42 | 
| Download: | XML | 
                     
                        Neuerungen in der Gasindustrie.
                        (Schluss des Berichtes Bd. 283 S.
                           								229.)
                        Mit Abbildungen.
                        Neuerungen in der Gasindustrie.
                        
                     
                        
                           Ueber Heizgas und seine Verwendung von H. J. Pfeifer.
                           Emerson DowsonVgl. 1889 271 * 583. construirte einen Apparat
                              									zur ständigen Erzeugung eines Heizgases, bei welchem er das bei den
                              									Wassergasapparaten erforderliche getrennte Heissblasen und Gasmachen gleichzeitig
                              									besorgt, indem er mit dem Wasserdampfe auch die für die Wärmeerzeugung nöthige Luft
                              									in den Generator einbläst. Dies geschieht sehr einfach durch einen
                              									Dampfstrahlinjector, der die Verbrennungsluft ansaugt und dessen Düsenöffnung genau
                              									dem Luft- und Dampfbedarfe des Generators angepasst sind. Als Brennmaterial diente
                              									bisher Anthracit, doch ist es in neuester Zeit durch Aenderungen am Generator auch
                              									gelungen, Gaskoks anzuwenden. Dowson-Gas brennt blau, ohne Rauch und Geruch; der
                              									Schwefelgehalt ist nicht grösser als bei Leuchtgas;
                              									die Verbrennungsproducte sind hauptsächlich Kohlensäure und Wasserdampf. Die
                              									Selbstkosten betragen nach den in der Metallwaarenfabrik
                                 										Geislingen gemachten Erfahrungen 0,9 bis 1 Pfg. inclusive Amortisation und
                              									Verzinsung des Apparates.
                           Dowson-Gas eignet sich sehr gut für Heizzwecke, bei welchen es nicht gerade auf sehr
                              									hohe Flammentemperatur ankommt. Sein Heizwerth ist etwa 1312 Cal. auf 1 cbm, also
                              									etwa die Hälfte von Wassergas, ¼ von Leuchtgas. Die Heizkraft von 1 cbm Leuchtgas =
                              									5300 Cal. kostet in Form von Leuchtgas 16 bis 22 Pfg., bei Wassergas 6 bis 12 Pfg.,
                              									bei Dowson-Gas nur 3,6 bis 4 Pfg. Was die Verwendung von Dowson-Gas betrifft, so
                              									eignet es sich sehr gut zum Hartlöthen mit einem eigens dafür construirten
                              									Pistolenlöthrohre für alle Arbeiten, die nicht eine besonders heisse, spitze
                              									Stichflamme erfordern, ebenso zum Weichlöthen mit Löthrohr oder Gaslöthkolben. In
                              									der Metallkränzefabrik von Otto Schlee in Biberach sind
                              									seit 1890 60 Gaslöthkolben in Gebrauch, welche durchschnittlich je 500 bis 600 1 in
                              									der Stunde verbrauchen, also nur für etwa ½ Pfg. Auch die Société Nestlé in Vevey löthet die Milch-Conserveblechbüchsen mit
                              									Dowson-Gas. Für das Laboratorium ist das Gas mit Vortheil zu gebrauchen, ebenso für
                              									jeden Koch- und Heizapparat, nur müssen hier die Gasleitungen und
                              									Brenneröffnungen etwa den doppelten Durchmesser als für Leuchtgas haben. Dowson-Gas
                              									wird mit Vortheil zum Rösten der Cacaobohnen benutzt in den grössten
                              									Chocoladefabriken, wie van Houten und Sohn in Holland,
                              										Suchard in Neuchatel, ebenso in Kaffeebrennereien.
                              									Die neue Irrenanstalt in Gloucester benutzt ausschliesslich Dowson-Gas zum Kochen,
                              									Waschen, Bügeln, Brotbacken, sowie zum Betriebe der Pumpwerke. Ausserdem dient es
                              									zum Heizen von Trockenöfen, für Malzdarren, Emailliröfen, zum Erwärmen von
                              									Pressformen, zum Decatiren, Sengen von Geweben, Firnisskochen u.s.w. Vortheilhaft
                              									erwies sich in der Württembergischen Metallwaarenfabrik
                              									in Geislingen das Dowson-Gas zum Heizen von Räumen, indem dort ein Neubau mit 16
                              									Bureaux und Arbeitsräumen mit zusammen 4000 cbm Rauminhalt durch 20 Dowson-Gasöfen
                              									geheizt wird; hierzu werden bei strengster Kälte in 12 Heizstunden täglich 900 cbm
                              									Gas verbraucht; es entspricht dies für 100 cbm zu heizenden Raum stündlich etwa 2
                              									Pfg. Zu Beleuchtungszwecken mittels Auer'schen
                              									Glühlichtes oder Carburirung im Albocarbonbrenner eignet sich Dowson-Gas nicht.
                           Sehr gut eignet sich das Gas zum Betriebe von Gaskraftmaschinen. Die Deutzer
                              									Gasmotoren, welche bis zu 100  für Dowson-Gasbetrieb gebaut werden,
                              									erfordern für die Effectiv-Bremspferdekraftstunde durchschnittlich nur 3 bis 3⅓ cbm
                              									Dowson-Gas (selbst bei Motoren unter 10  nicht mehr als 3½ cbm),
                              									entsprechend ⅔ bis 9/10 k verbrauchter Gesammtkohle (Anthracit + Koks), während die besten
                              									Dampfkraftanlagen unter 100 W durchschnittlich mehr als
                              									2 k Kohlen brauchen. Nach Versuchen von Prof. Teichmann
                              									(Stuttgart) und Oberingenieur Böcking (Düsseldorf)
                              									verbrauchte ein Deutzer Gasmotor von nominell 40  in der Geislinger Metallwaarenfabrik für die
                              									Bremspferdekraftstunde 0,677 k Anthracit im Generator und 0,087 k Gaskoks im
                              									Dampfkessel.
                           5 Monate hindurch wurde die effective Kraftleistung und der Kohlenverbrauch der
                              									einzelnen Motoren in der Metallwaarenfabrik notirt und die Resultate blieben stets
                              									gleich, so dass es genügt, die in einer Woche gefundenen Zahlen anzuführen:
                           
                              
                                 Motoren
                                 TaglicheArbeitszeit
                                 Durch-schnitts-leistung
                                 DurchschnittlicherKohlenverbrauch für1
                                    											 Stunde effectiv
                                 Brenn-material-kosten
                                    											freiFabrik
                                 
                              
                                 
                                 Stund.
                                 
                                    
                                    
                                 
                                 Pfg.
                                 
                              
                                 Eine Dampf-    maschineZwei
                                    											Dowson-    Gasmotoren
                                 1111
                                 556 + 32
                                   2,0 k Saarkohle(100 k zu 2,50 M.)0,65 k Anthracit
                                    											im           Generator,0,13 k Koks f. Dampf-          
                                    											erzeugung––––0,78 k Gesammtkohle  (100 k zu 3,04 M.)
                                 52,47
                                 Für die Effectiv-Pferde-kraftstunde
                                 
                              
                           Die Analyse des Dowson-Gases ergab durchschnittlich Kohlenoxyd: 23,0 Vol.-Proc;
                              									Wasserstoff: 17,0 Proc; Methan: 2,0 Proc; Kohlensäure: 6,0 Proc; Stickstoff: 52,0
                              									Proc., somit verbrennliche Gase: 42 Proc; unverbrennliche Gase: 58 Proc. Der
                              									Heizwerth für 1 cbm ist im Mittel 1322 Cal.; 1 k Kohle gibt 4,7 cbm Dowson-Gas; die
                              									Brennwerthausnutzung betrug 89 Proc; die Gestehungskosten für 1 cbm 0,9 bis 1,0 Pfg.
                              									Der Verbrauch zu 1
                              									effectiven Pferdekraftstunde ist 3,0 bis 3,3 Pfund im Betrage von 2,7 bis 3,3 Pfg.
                              									(Separatabzug aus: Bayerisches Industrie- und
                                 										Gewerbeblatt, 1890.)
                           
                        
                           Dreiflüglige Gassauger.
                           Textabbildung Bd. 284, S. 42Fig. 1.Gassauger der Berlin Anhaltischen
                                    											Maschinenbau-Actiengesellschaft.Textabbildung Bd. 284, S. 42Fig. 2.Gassauger der Berlin Anhaltischen
                                    											Maschinenbau-Actiengesellschaft. Die Berlin-Anhaltische
                                 										Maschinenbau-Actiengesellschaft stellt dreiflüglige Exhaustoren für
                              									Gasfabriken her; bei denselben stimmt der Kolben im Innern des Gehäuses mit
                              									demjenigen im Beale'schen Exhaustor überein und dient
                              									zur Führung von drei Flügeln, welche auf einer gemeinschaftlichen Achse in der Mitte
                              									des cylindrischen Gehäuses mittels Röhren gelagert sind, durch cylindrische, am
                              									Umfange des Kolbens drehbar gelagerte Büchsen gehen und je nach den auf einander
                              									folgenden Stellungen zum Kolben bei der Umdrehung in diesen Büchsen radial hin und
                              									her gleiten. Dabei drehen sich die cylindrischen Büchsen entsprechend, um den
                              									Flügeln freien Raum zur Aenderung der Winkel, welche sie mit einander schliessen, zu
                              									gewähren, und sie selbst erhalten an den Deckeln des Gehäuses angebrachte
                              									excentrische Führungen. Durch die an der Achse des Gehäuses aussen am Deckel
                              									angebrachte Schmierbüchse bezieh. Oelspritze erhalten die Flügel an ihren die Achse
                              									umfassenden Büchsen die erforderliche Schmiere, welche sich von hier aus durch die
                              									Wirkung der Centrifugalkraft nach den cylindrischen Führungen im Kolben, dem inneren
                              									Umfange und an den Seiten des Gehäuses vertheilt. Die Abmessungen des Gehäuses mit
                              									den Flügeln und des Kolbens sind so gehalten, dass das Gas ausreichend und reichlich
                              									freien Querschnitt beim Eintritt, Durchgang und Austritt findet. Die Gassauger
                              									werden für 85 bis 3000 cbm stündlicher Production gefertigt, und zwar sind
                              									hierfür 80 Umdrehungen in der Minute angesetzt. Der Gassauger wird entweder direct
                              									mit der Dampfmaschine verbunden (vgl. Fig. 1) oder
                              									mit Riemenbetrieb in Umdrehung versetzt, und sind hierzu Stufenscheiben für 53, 80
                              									und 120 Umdrehungen in der Minute vorgesehen (Fig.
                                 									2); es steht aber nichts im Wege, die Umdrehungszahl zu vergrössern. Es können
                              									auch zwei Gassauger mit Riemenbetrieb an einer Achse gekuppelt werden, und zwar ist
                              									die Kuppelung so angeordnet, dass die drei Flügel des einen Saugers um 60° gegen die
                              									des zweiten versetzt sind. Hierdurch werden die Schwankungen im Drucke auf ein
                              									geringstes Maass beschränkt. (Uebersicht über neuere
                                 										Apparate für das Gasfach, Berlin-Anhaltische
                                 										Maschinenbau-Actiengesellschaft.)
                           
                        
                           Gasverbrauchsregler von F.
                                 									Lux.
                           Textabbildung Bd. 284, S. 42Fig. 3.Lux Gasverbrauchsregler. Für die sogen. Regenerativ-Intensiv- oder invertirten Lampen ist es
                              									vortheilhaft, einen Consumregler anzubringen, um ein Verrussen der Abzugskanäle zu
                              									verhüten. Dieselben waren früher in die Steigleitung eingesetzt, zeigten aber
                              									verschiedene Mängel, hauptsächlich grossen Druckverlust, welcher zum grossen Theil
                              									daher rührt, dass das Gas in wechselnder Richtung auf und nieder steigen musste.
                              										Fig. 3 zeigt den „Glockenregler“ bei
                              									welchem das Gas einfach seinen Weg nach abwärts fortsetzt. Das Gehäuse besteht aus
                              									zwei Theilen, der Glocke mit der Einströmung A und dem
                              									Untertheil, dem Deckel mit der Ausströmung B. Das bei
                              										A eintretende Gas verzweigt sich in der Kammer C in zwei Theile, von denen der eine, im Allgemeinen
                              									überwiegende, durch die Oeffnung D, welche mittels der
                              									Schraube E nach Belieben vergrössert oder verkleinert
                              									werden kann, direct in die Hauptkammer des Reglers tritt, während der andere,
                              									kleinere Theil, nur etwa 50 bis 100 l in der Stunde, durch den Kanal F in den ringförmigen Raum G, aus diesem
                              									durch die Löcher H unter den an dem Ventilrohr K befestigten Wellblechschwimmer L tritt, um an dessen Umfang vorbei gleichfalls in die
                              									Hauptkammer zu gelangen. Die nunmehr wieder vereinigten Gasströme treten durch die
                              									Schlitze des dem Schwimmer gleichzeitig als Führung dienenden Rohres J nach unten und verlassen den Regler bei B. Ein Führungsstift M
                              									sitzt an der Cylinderwand und verhindert den Schwimmer L, sich in wagerechter Richtung zu drehen, indem er in eine kleine
                              									Einkerbung des Schwimmers eingreift. Der Stift hat den Zweck, ein Steckenbleiben des
                              									Schwimmers bei etwaiger Drehung zu verhindern. – Die Wirkungsweise des Reglers ist
                              									die, dass der Schwimmer so lange in Ruhe bleibt, bis der zwischen der Vorkammer C und dem Raum unterhalb des Schwimmers einerseits und
                              									der Hauptkammer andererseits herrschende Druckunterschied in Centimeter Wassersäule
                              									gleich dem Gewicht des Schwimmers in Gramm getheilt durch seine Fläche in
                              									Quadratcentimeter ist. Bei Druck Vermehrung wird der Schwimmer von seinem Sitz
                              									gehoben und die Schlitze J um so viel durch das
                              									Ventilrohr K verlegt, bis der unveränderliche
                              									Druckunterschied wieder hergestellt ist, die auf den Schwimmer in entgegengesetzter
                              									Richtung wirkenden Kräfte somit im Gleichgewicht sich befinden. Um denselben Betrag,
                              									um den in C der Druck wächst, vermehrt sich auch der
                              									Druck in der Hauptkammer, der Druckunterschied bleibt unveränderlich, die
                              									Durchströmungsquerschnitte an den Druckgefällstellen bei D und am Umfang des Schwimmers bleiben gleichfalls unveränderlich, und
                              									damit bleibt auch der Verbrauch in der Zeiteinheit, unabhängig vom wechselnden
                              									Leitungsdruck, ein unveränderlicher. Der Druckverlust durch den Glockenregler
                              									beträgt bei 100 l 4 bis 5 mm, bei 200 l 5 bis 6 mm, bei 300 l 6 bis 7 mm
                              									Wassersäule. (Metallarbeiter, 1891 Bd. 17 S. 226.)
                           
                        
                           Sicherheitsgasbrenner von F.
                                 										Manoschek, Wien.
                           Dieser neue Brenner hebt den Gasdurchgang sofort auf, sobald die Flamme aus irgend
                              									einem Grunde erlischt. Das Wesentliche des Brenners liegt in einem mit elastischer
                              									Wand versehenen Gefäss, welches eine geringe Menge einer schon bei niederer
                              									Temperatur verdampfenden Flüssigkeit einschliesst. Letztere, durch die Wärme der
                              									Flamme zum Verdampfen gebracht, hält unter dem Druck ihrer Dämpfe mittels der nach
                              									aussen gedrückten elastischen Wand ihres Behälters das Gasausströmungsventil offen,
                              									solange die Flamme brennt. Erlischt dieselbe, so hört auch die Dampfbildung der
                              									Flüssigkeit und der Auswärtstrieb der elastischen Wand ihres Behälters auf, so dass
                              									sich das Gasausströmungsventil in Folge des im Zuleitungsrohr herrschenden Gasdrucks
                              									selbsthätig schliesst. Das erwähnte Flüssigkeitsgefäss ist in Fig. 4 innerhalb des Metallgehäuses a am Brennerrohre g
                              									befestigt und trägt an seiner unteren, aus einer elastischen Metallmembran
                              									bestehenden Wand mittels eines Gewindestiftes d ein
                              									Ventil e, welches sich beim Nichtbrennen der Flamme
                              									gegen einen darüber befindlichen Ventilsitz des Gehäuses a legt und ein Entströmen des durch das Anschlusstück b ankommenden Gases verhindert. Von dem mit elastischer
                              									Wand versehenen Gefässe laufen zwei Röhren f und h aus, von welchen erstere, f, zur Einfüllung der erwähnten Flüssigkeit dient, während letztere, h, zu einer Heizkappe k
                              									des Brenners i hinaufgeführt ist und vermöge der
                              									dort durch Leitung und Strahlung empfangenen Wärme die Verdampfung der in dem
                              									genannten Gefäss und den Röhren h und f enthaltenen Flüssigkeit aufrecht erhält. Dieselbe
                              									besteht zweckmässiger Weise aus Benzol, welches schon bei einer Temperatur von 81°
                              									C. verdampft. Für gewöhnlich, d.h. bei Nichtbenutzung des Brenners, ist das Ventil
                              										e in Folge des in der Rohrleitung herrschenden
                              									Gasdrucks geschlossen. Soll die Gasflamme entzündet werden, so genügt es, während
                              									weniger Augenblicke das Flüssigkeitsrohr h in der Nähe
                              									des Brenners i mit einem Zündholze zu erwärmen, um im
                              									Flüssigkeitsbehälter diejenige Spannung zu erzeugen, welche durch Druck auf die
                              									elastische Gefässwand das Ventil öffnet. Das dabei entweichende Gas entzündet sich
                              									sofort an dem zur Vorwärmung des Rohres h benutzten
                              									Zündholze, worauf die Gasflamme ihrerseits die weitere Heizung des Rohres h bewirkt. Solange die Flamme brennt, wird in Folge
                              									dessen das Ventil e geöffnet bleiben. Erlischt sie
                              									jedoch aus irgend welchem Grunde, so kühlt sich das Flüssigkeitsgefäss schnell ab,
                              									die Spannung in demselben lässt nach und das Ventil schliesst sich beim
                              									Einwärtsziehen der elastischen Wand.
                           Textabbildung Bd. 284, S. 43Fig. 4.Manoschek's Sicherheitsbrenner. Der Abschluss des Ventils ist in Folge des in der Rohrleitung herrschenden
                              									Gasdrucks ein absolut sicherer. (Uhland's praktischer
                                 										Maschinenconstructeur, 1891 S. 250.)
                           
                        
                           Erfahrungen über Gasheiz- und -kochapparate von Epplen.
                           Von den grösseren Kochapparaten hat sich der Kochherd der Warsteiner Hüttenwerke eingeführt, der am besten der süddeutschen
                              									Kochmanier entspricht. Die Verbrennungsproducte sowohl der oberen Plattenbrenner als
                              									von den Brat- und Backöfen ziehen in den Kamin ab; ausserdem ist ein eigens
                              									geheiztes Spülwasserschiff vorhanden. Bei dem Gebrauch hat es sich gezeigt, dass die
                              									Anbringung der Hahngarnituren zu complicirt war. Es werden nun die Hähne so
                              									angebracht, dass die Zugehörigkeit eines Hahnes zu dem gewünschten Brenner sofort
                              									ersichtlich ist. Ferner werden die Hähne statt mit Kurbeln mit Hebeln versehen, die
                              									auf den ersten Blick controlirt werden können. An der Anordnung der Züge musste eine
                              									Aenderung eintreten, indem den abziehenden Heizgasen ein etwas langer Weg zugemuthet
                              									wurde, so dass sie zu sehr abgekühlt in den Kamin treten mussten. Bei nicht sehr
                              									stark ziehenden Kaminen war deshalb die Einsaugung von Luft für die Brenner
                              									ungenügend, so dass diese nicht gut brannten. Ein Fehler des Herds ist die Anordnung
                              									des Wasserschiffs, das eigens erwärmt werden muss und bei seinem grossen Volumen
                              									mehr Zeit in Anspruch nimmt, als das sonstige Kochen, besonders Morgens und Abends.
                              									Statt desselben wurde eine Heizschlange aus Kupfer angebracht, die, über einem
                              									eigenen Brenner erhitzt, das zutretende kalte Wasser sofort heiss auslaufen lässt.
                              									Die kleinen Zündflammen an jedem Brenner wurden entfernt, weil sie nicht alle
                              									sichtbar waren und
                              									deshalb zu Irrthümern und Explosionen führen konnten. Jeder Brenner muss nun vor dem
                              									Gebrauch eigens entzündet werden. Vortheilhaft ist die solide Abdichtung des Herdes
                              									nach unten, um ein Auslaufen von Condensationswasser zu vermeiden.
                           Ein ziemlich verbreiteter Heizapparat ist der Aachener
                                 										Badeofen–, an der ursprünglichen Construction wurde eine Aenderung dahin
                              									getroffen, dass die früher im Inneren des Ofens befindliche Zündvorrichtung nun
                              									aussen angebracht ist und durch eine Drehvorrichtung brennend in den Ofen eingeführt
                              									wird. Zur Abfuhr der Verbrennungsgase, welche früher als überflüssig galt, wurde ein
                              									Sammelrohr mit Abzug in den Kamin angebracht, da die Rauchgase doch die Zimmerluft
                              									erheblich verschlechterten. Bei sehr stark ziehenden Kaminen ist es nothwendig, eine
                              									Regulirklappe im Abzug anzubringen, indem sonst die Flammen zu hoch gesogen wurden
                              									und russten. Für gewöhnliche Badewannen dient Ofen Nr. IV, für aussergewöhnlich
                              									grosse Nr. V.
                           An Gasheizöfen sind solche von Kutscher, von Schäffer und Walcker (mit
                              									Asbest) in Gebrauch, hauptsächlich aber das Wybauw'sche
                              									System in der von Houben in Aachen abgeänderten Form
                              									mit Weglassung der automatischen Zugregulirung. Dieser Ofen hat sich am besten
                              									bewährt, weil die Wärme durch den Reflector hauptsächlich gegen den Fussboden
                              									gestrahlt wird, weil das Anzünden einfach ist, Explosionen vermieden sind und der
                              									Ofen ein gefälliges Aeussere hat. Hauptbedingung ist ein gut ziehender Kamin, ist
                              									ein solcher nicht vorhanden, so wird im senkrechten Abzugsrohr eine Lockflamme
                              									angebracht, welche nach einigem Brennen des Ofens wieder gelöscht werden kann. Im
                              									Allgemeinen ist eine zu grosse Ausnutzung der Wärme für die Reinhaltung der Luft im
                              									Zimmer ein Nachtheil; das Abzugsrohr muss sich stets noch handwarm anfühlen, wenn
                              									eine genügende Abfuhr der Verbrennungsproducte erreicht werden soll. (Journal für Gasbeleuchtung, 1891 Bd. 34 S. 418.
                              									Vortrag, gehalten im Bayerischen Gasfachmännerverein in
                              									München.)
                           
                        
                           Das Auer'sche GlühlichtVgl. 1891 280 168. von J. Pintsch.
                           In neuerer Zeit wurde der zu dem Auer'schen Glühlicht
                              									gehörige Bunsenbrenner weiter ausgebildet, so dass die Gas- und Luftmischung eine
                              									möglichst heisse Flamme ergab, die nicht rauschte und trotzdem den Glühkörper in
                              									helle Weissglut versetzte, und dass das Zurückschlagen der Flamme zu der
                              									Gasausströmungsdüse vermieden blieb. Ein Fortschritt wurde auch in der
                              									Präparationsflüssigkeit gemacht, so dass der Brenner nicht mehr wie früher häufig
                              									nach einigen Hundert Stunden ein grünlich blaues Licht gibt; dasselbe ist jetzt
                              									zuerst gelblich weiss, nach kurzer Zeit rein weiss und behält diese Farbe 600 bis
                              									800 Brennstunden.
                           Die Leuchtkraft eines sogen. C-Brenners beträgt im Mittel 20 Kerzen bei rund 100 l
                              									stündlichem Gasconsum; eine bemerkbare Abnahme tritt erst nach etwa 500 Brennstunden
                              									ein und geht nach etwa 1200 Brennstunden auf 10 bis 12 Kerzen zurück. Die Glühkörper
                              									sind noch sehr difficil in der Behandlung und halten starkes Berühren mit harten
                              									Gegenständen nicht aus. Es ist aber nicht mehr nothwendig, den Körper zu
                              									berühren.
                           Zum Transport ist der Glühkörper durch Eintauchen in eine Harzlösung
                              									widerstandsfähig gemacht. Der Consument braucht nicht mehr den Glühkörper zu
                              									veraschen, sondern hängt ihn einfach in dem Brenner auf. Der Glühkörperträger, der
                              									sich früher am Rande des Brenners befand, ist jetzt in der Mitte angebracht; in
                              									dieser früheren Stellung war er häufig die Ursache des Zerspringens des Cylinders.
                              									Zum Befestigen des Glühkörpers am Träger dient jetzt Asbestschnur statt des früheren
                              									Platindrahtes.
                           Zur Herstellung einer intensiveren Beleuchtung mittels Auerbrenner gibt es zwei Wege,
                              									entweder dem Gase Druckluft zur Verbrennung zuzuführen oder das Gas unter erhöhtem
                              									Druck, 1,5 bis 2 m Wassersäule, einzuleiten. Der erste Fall ist complicirt, weil er
                              									doppelte Rohrleitung erfordert; für den zweiten Fall ist die Einschaltung einer
                              									Pumpvorrichtung in die Gasleitung nöthig, die aber in Fabriken, welche
                              									Motorenbetrieb besitzen, nicht viel Schwierigkeiten bietet. (Journal für Gasbeleuchtung, 1891 Bd. 34 S. 619. Vortrag, gehalten im Deutschen Gasfachmännerverein in Strassburg.)
                           
                        
                           Hydraulischer Aufzug in der Gasanstalt Charlottenburg.
                           Textabbildung Bd. 284, S. 44Fig. 5.Hydraulischer Aufzug für die Gasanstalt Charlottenburg. Bei Neuanlagen von Gasanstalten wird zur Ersparung von Arbeitskräften auf
                              									leichte Beförderung von Kohle und Koks Bedacht genommen. Wo eine Hochbahn nicht
                              									möglich ist von der Verladestelle zu den Kohlenschuppen, wird man zu hydraulischen
                              									Hebevorrichtungen greifen müssen. Für Eisenbahnanschluss sind hierbei zwei Wege
                              									gegeben. Entweder man hebt die Wagen im Ganzen auf ein höher liegendes Geleise, von
                              									welchem aus das Abstürzen erfolgt, oder man hebt die Kohle von dem Kohlenschuppen
                              									oder Kohlenlagerplatz aus mittels hydraulischer Aufzüge in kleineren Wagen auf eine
                              									in das Ofenhaus führende Hochbahn, von welcher aus ein Abstürzen der Kohle vor den
                              									Oefen stattfindet. Die leeren Wagen werden auf gleichem Wege zurückbefördert und
                              									mittels des Aufzuges niedergelassen. Auch die Hochbeförderung von Koks auf
                              									Verladegeleise wird zweckmässig mittels hydraulischer Hebevorrichtung ausgeführt.
                              										Fig. 5 ist die Anordnung eines hydraulischen Aufzuges,
                              									welcher in der neuen Gasanstalt II Charlottenburg ausgeführt wird. Die zu hebende
                              									Nutzlast beträgt 2000 k; die Hubhöhe 4,76 bezieh. 4,00 m. Der zur Verfügung stehende
                              									Wasserdruck ist 50 at, der Kolbendurchmesser 105 mm. Der Aufzug ist mit den üblichen
                              									Sicherheitsvorrichtungen versehen. Die Abschlussklappen und Abschlusstangen öffnen
                              									sich selbsthätig beim Hochgehen des Fahrstuhls und schliessen sich selbsthätig beim
                              									Niedergehen.
                           Textabbildung Bd. 284, S. 45Fig. 6.Hydraulischer Aufzug für die Gasanstalt Charlottenburg. Für die Beförderung so grosser Lasten reicht der übliche Wasserdruck nicht
                              									aus, da bei 3 bis 4 at Wasserdruck der Wasserverbrauch zu gross werden würde.
                              									Aufzüge der beschriebenen Art erhalten die zweckmässigsten Abmessungen bei Anwendung
                              									von mindestens 20, möglichst 50 at Wasserdruck. Dieser Druck wird durch Anwendung
                              									von Kraftsammlern (Fig. 6) erzeugt. Mittels einer
                              									durch Dampf- oder auch Gaskraft betriebenen Pumpe wird der mit Gewichten u.s.w.
                              									belastete Kolben B hoch getrieben. Beim Niedergehen des
                              									Kolbens gibt dieser das Wasser unter dem seiner Belastung entsprechenden Druck nach
                              									den Aufzügen oder Kr ahnen ab. Der Wasserinhalt des Kraftsammlers wird so gross
                              									genommen, dass er für eine Reihe von Hüben der Aufzüge ausreicht. Hierdurch kann die
                              									Kraftleistung des die Druckpumpe betreibenden Motors wesentlich verringert werden.
                              									Sei z.B. die Last von 1000 k auf 6 m Höhe in 24 Stunden zu heben, so ist die
                              									erforderliche Kraftleistung ohne Berücksichtigung der Reibungsverluste
                              										\frac{1000\,.\,6}{24} Secundenkilogrammeter oder
                              										\frac{1000\,.\,6}{24\,.\,75}-3,33 . Unter
                              									Berücksichtigung der Reibungsverhältnisse, Verluste u.s.w. würde man demgemäss einen
                              									fünf- bis sechspferdigen Motor zu nehmen haben. Da nun das Heben der Last immer nur
                              									zeitweise geschieht, so wird man, wenn der Kraftsammler Wasservorrath für eine Zahl
                              									von Hüben (etwa 4 bis 5) des Aufzuges hat, das Heben des Stempels mit Gewicht beim
                              									Kraftsammler auf längere Zeit vertheilen können. Demgemäss wird durch die geringere
                              									erforderte Geschwindigkeit beim Heben die nöthige Kraft von 6  sich
                              									vielleicht auf 2 HP verringern lassen. Derartige Kraftsammleranlagen bieten daher
                              									den Vortheil gleichmässig vertheilter Leistung über einen grösseren Zeitraum hinweg
                              									und bedürfen demnach einer geringeren Motoren anläge. Der Kraftsammler stellt, wenn
                              									er in seine höchste Stellung kommt, selbsthätig den Motor ab und rückt ihn wieder
                              									ein, kurz ehe er in seine tiefste Stellung gelangt. Bei Dampfpumpen wird das
                              									selbsthätige Anlassen der Pumpen durch Anordnung von Zwillingsmaschinen ermöglicht.
                              									Wird die Pumpe durch Gasmotor oder von einer auch anderen Zwecken dienenden
                              									Betriebsmaschine aus mittels Riemen betrieben, so muss der Motor ständig laufen
                              									bezieh. es wird der Gasmotor nur in grösseren Pausen abgestellt, und es
                              									verschiebt der Kraftsammler dann den Riemen von der Festscheibe auf die lose Scheibe
                              									und umgekehrt. Eine solche kleinere Anlage mit Gasmotorenbetrieb wird in der
                              									Gasanstalt der Imperial Continental Gas Association in
                              									Frankfurt a. M. ausgeführt. (Uebersicht über neuere Apparate
                                 										für das Gasfach, 1891. Berlin-Anhaltische
                                 										Maschinenbau-Actiengesellschaft, Martinikenfelde.)
                           
                        
                           Gaswascher mit Kunath'schen Zackeneinlagen.
                           Behufs Entfernung des Ammoniaks aus dem Rohgase ist eine möglichst innige Berührung
                              									des fein zu zertheilenden Gasstroms mit dem in den Wascher eintretenden
                              									Ammoniakwasser oder reinen Wasser geboten. Man pflegt daher den Waschern bei grossem
                              									Querschnitt eine möglichst grosse Höhe zu geben, damit das Gas mit dem Wasser
                              									möglichst lange in Berührung bleibt. Ferner legt man in die Wascher Horden, Reisig,
                              									durchlochte Bleche, Koks ein, um das Wasser fein zu vertheilen und dem Gase eine
                              									grosse benetzte Oberfläche zu bieten. Kunath setzt
                              									statt dessen zackenförmige, ausgestanzte Bleche ein. Diese Blechdächer sind an ihren
                              									Auflagerkanten sägeförmig ausgezahnt, damit das auftropfende Wasser nicht an den
                              									Kanten entlang fliessen kann, sondern in so vielen Tropfen oder feinen Strahlen
                              									ablaufen muss, als Zahnspitzen vorhanden sind. Die Blechdächer werden so dicht an
                              									einander gelegt, dass die Summe der zwischen den Auflagerkanten frei bleibenden
                              									Räume etwa den 1½ fachen Querschnitt des Betriebsrohres beträgt. Die Trennung je
                              									zweier Lagen erfolgt durch Zwischenlagen schwacher Eisenstäbe. Aus dem Gase
                              									ausgeschiedener Theer kann bei der Steilheit der Dächer nirgends liegen bleiben,
                              									sondern muss von einer Dachfläche zur anderen hinabgleiten bis auf den Boden des
                              									Waschers. Zur Vertheilung des Waschwassers ist eine Kippvorrichtung verwendet nebst
                              									einem Ventil zur Vertheilung, welches von aussen regulirbar ist; das Wasser wird
                              									durch eine Kugelfläche nach allen Seiten im Wascher vertheilt. Für kleinere
                              									Gasanstalten genügt ein Zackenwascher, welcher mit Ammoniakwasser berieselt wird;
                              									legt man Werth auf grössere Ammoniakausscheidung, so ist ein Doppelwascher
                              									anzuwenden, dessen erste Abtheilung mit Ammoniakwasser und dessen zweite Abtheilung
                              									mit reinem Wasser berieselt wird. (Uebersicht über neuere
                                 										Apparate für das Gasfach. Berlin-Anhaltische
                                 										Maschinenbau-Actiengesellschaft, Martinikenfelde.)
                           
                        
                           Versuche an Gasmessern mit einem multiplicirenden Druckmesser
                              									von Th. Teller.
                           Verf. stellte Versuche an zur Construction einer Trommel für nasse Gasmesser, die das
                              									Sinken des Wasserspiegels ausgleichen und die dadurch bedingten Verluste beseitigen
                              									sollte. Hierbei mass er die Druckschwankungen des Gasmessers mit einem Elster'schen multiplicirenden Druckmesser und brachte
                              									an demselben eine elektrische Selbstregistrirung an, indem er am Schwimmer einen
                              									versteiften Platindraht ansetzte und von diesem durch eine mittels Laufwerk
                              									betriebene Papierscheibe Funken überspringen liess. Die Funken zersetzten auf dem
                              									Wege zu der mit Platinblech überzogenen Metallplatte, auf welcher die präparirte
                              									Papierscheibe aufgesteckt war, deren Tränkung mit Blutlaugensalz und bildeten so
                              									einen fortlaufenden blauen Streifen. Der Apparat erwies sich abermals zu complicirt
                              									zur Prüfung einzelner Gasmesser, und so wurde die elektrische Einrichtung durch eine
                              									Feder ersetzt, welche die Curven ebenso schön aufschrieb. Die Druckschwankungen bei gewöhnlichen,
                              									nicht überanstrengten Gasmessern lagen meist innerhalb 1 bis 2 mm, während sie bei
                              									lange Zeit ausser Betrieb gewesenen schon sich beträchtlich erhöhten, ebenso bei
                              									mangelhaften Messern. Die Druckschwankungen zeigten in manchen Fällen, wo ein Fehler
                              									an der Uhr zu finden war, ob an der Trommel, an der Schnecke oder an dem Index.
                              									Zwischen einer Gasuhr und einem Gasmotor abgenommene Curven schwankten bis zu 6 mm,
                              									waren aber nach Einschaltung von Regulatoren ziemlich gleichmässig, ebenso bei
                              									einfachem Reguliren des Gaszuflusses durch zwei Hähne vor und nach dem Gummibeutel.
                              										(Journal für Gasbeleuchtung, 1891 Bd. 34 S. 416.
                              									Vortrag im Bayerischen Gasfachmännerverein in
                              									München.)
                           
                              W.
                                    											Leybold.