| Titel: | Vorrichtung zum Ausbohren der konischen Löcher für Kurbelzapfen. | 
| Fundstelle: | Band 284, Jahrgang 1892, S. 161 | 
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                        Vorrichtung zum Ausbohren der konischen Löcher
                           								für Kurbelzapfen.
                        Mit Abbildung.
                        Vorrichtung zum Ausbohren der konischen Löcher für
                           								Kurbelzapfen.
                        
                     
                        
                           Wohl kein Theil der Dampfmaschine verschuldet so oft den unruhigen Gang der Maschine
                              									wie die Flügelstange mit ihren beiden Lagern.
                           Das Lager am Kurbelzapfen ist oft nicht so fest anzustellen, wie zum stossfreien Gang
                              									der Maschine nöthig ist; weil der Kurbelzapfen nicht
                              									ganz genau parallel zur Achse eingebohrt ist. Die Mittellinie des Kurbelzapfens
                              									beschreibt dann eine Kegelfläche und der Zapfen verlangt ein etwas gelüftetes
                              									Lager.
                           Die Ursache der falschen Zapfenstellung ist meist in der falschen Methode der
                              									Kurbelbearbeitung zu suchen.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 284, S. 161
                              Vorrichtung zum Ausbohren der konischen Löcher für Kurbelzapfen.
                              
                           Das Zapfenloch wird gleichzeitig mit dem Achsloch in die
                              									Kurbel gebohrt. Beim späteren Aufziehen der zu diesem Zwecke stark angewärmten
                              									Kurbel tritt eine Verziehung der ganzen Kurbel und also eine falsche Stellung des
                              									Kurbelzapfenloches ein.
                           Der Emmericher Maschinenfabrik und Eisengiesserei vormals van
                                    										Gülpen, Lensing und von Gimborn in Emmerich ist ein Patent (Nr. 60091 vom
                              									9. Mai 1891) ertheilt auf einen einfachen Bohrapparat, mit dem man in bequemer
                              									Weise, nachdem die
                              									Kurbel auf die Achse aufgezogen ist, das konische Zapfenloch genau richtig einbohren
                              									kann.
                           Die vordere Seite der Kurbel muss nach dem Aufziehen richtig zur Achse abgedreht
                              									werden, um eine Fläche zu erhalten, gegen welche der Bohrapparat anzuschrauben
                              									ist.
                           Der Bohrapparat ist umstehend abgebildet.
                           Der gegen die Vorderfläche der Kurbel zu schraubende Träger R ist verbunden mit einer genau im rechten Winkel zur Tragfläche
                              									ausgebohrten Büchse A, in der schliessend sich ein
                              									Zapfen Z befindet, welcher mit einer Handkurbel K versehen ist. Der Zapfen Z ist derart unter spitzem Winkel zur Mittellinie durchbohrt, dass die
                              									Mittellinie der Bohrung und die des Zapfens sich ausserhalb des Apparates schneiden.
                              									In der Durchbohrung des Zapfens Z steckt ein
                              									Meisselhalter H mit Meissel M, der durch eine Schraube S mit Handrädchen
                              									in der Achsrichtung verstellbar ist.
                           Ein Keil n zwingt den Meisselhalter, die Drehung des
                              									Zapfens Z mitzumachen, wenn dieser durch die Handkurbel
                              									gedreht wird. Wird hierbei gleichzeitig die Stellschraube S mittels des Handrädchens langsam angedreht, so bohrt der Meissel das
                              									vorher eingeschlagene oder gegossene Zapfenloch sauber konisch und genau parallel
                              									zur Achsrichtung aus.
                           Das zweite Lager der Flügelstange, also das Lager am Kreuzkopfe leidet unter dem
                              										Umstände; dass es sehr schwer zu controliren
                              									ist. Wenn der Maschinenführer einen Stoss in der Maschine merkt, versucht er
                              									denselben durch Anstellen der Lager zu beseitigen. Dabei kommt dann auch das
                              									Kreuzkopflager an die Reihe. Eine Sicherheit, ob dieses Lager richtig angestellt
                              									ist, kann man sich nur schwer verschaffen. Man dreht deshalb versuchsweise an, und
                              									zeigt sich keine Aenderung, so wird vielleicht nochmals weiter gedreht, oder man
                              									lässt es auch bei der einen Probe, ohne zu wissen, ob man zu viel oder zu wenig
                              									angedreht hat. Sehr oft ist das erstere der Fall. Durch Keil und Schraube wird der
                              									Zapfen dann oft ungebührend stark angepresst, ohne dass dieser Uebelstand sich zu
                              									erkennen gibt. Jedes andere Lager zeigt durch Erwärmung schnell den zu festen Stand;
                              									das Kreuzkopf lager aber macht hierfür eine zu kurze Bewegung, es verträgt scheinbar
                              									geduldig das zu feste Anstellen.
                           Bald aber zeigt sich die Wirkung. Der Zapfen schleisst in kurzer Zeit oval, er
                              									verträgt dann kein schliessend gestelltes Lager mehr und der Stoss in der Maschine
                              									ist bleibend vorhanden. Oft auch lockert sich der zu fest umspannte Zapfen im
                              									Kreuzkopfe und verursacht hierdurch einen Stoss, dessen Beseitigung kostspielig
                              									ist.
                           Die genannte Emmericher Firma durchbohrt die Flügelstangen an ihren Dampfmaschinen
                              									der ganzen Länge nach, legt eine Stahlstange in die Durchbohrung, die mit ihren
                              									Endflächen gegen die inneren Lagerpfannenhälften fest anliegt und hierdurch die
                              									Anstellung des Kurbelzapfenlagers auf das Kreuzkopf lager überträgt. Man stellt also
                              									nur das bequem controlirbare Kurbellager an und ist sicher, dass das Kreuzkopflager
                              									mit genau dem gleichen Drucke, also nie zu fest angestellt wird.