| Titel: | Ueber das Waschen, Bleichen, Färben u.s.w. von Gespinnstfasern, Garnen u. dgl. | 
| Autor: | H. Glafey | 
| Fundstelle: | Band 284, Jahrgang 1892, S. 174 | 
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                        Ueber das Waschen, Bleichen, Färben u.s.w. von
                           								Gespinnstfasern, Garnen u. dgl.
                        Von H. Glafey, Ingenieur,
                           									Berlin.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 130 d.
                           								Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Ueber das Waschen, Bleichen, Färben u.s.w. von Gespinnstfasern,
                           								Garnen u. dgl.
                        
                     
                        
                           Für das Waschen, Bleichen, Färben u.s.w. von Geweben hat Travis Clay in Rastrick, York, einen Apparat construirt, der Gegenstand
                              									des englischen Patents Nr. 19377 A. D. 1889 ist und nach Angabe des Deutschen Wollengewerbes folgende Einrichtung besitzt:
                              									Das zu behandelnde Material wird auf einen durchlochten Cylinder aufgewickelt,
                              									welcher sich in einem luftdicht verschlossenen Cylinder langsam dreht, während
                              									Dampf, Luft, Flotte o. dgl. durch eine Pumpe durch das Material hindurchgesaugt
                              									wird.
                           Der den durchlochten Cylinder M aufnehmende Behälter A (Fig. 56 bis 58) ist mit einem Deckel B ausgestattet, welcher scharnierartig mit dem ersteren in Verbindung
                              									gebracht ist und durch einlegbare Flügelschrauben L
                              									luftdicht auf denselben gepresst werden kann. In den für die Aufnahme der
                              									Flügelschrauben bestimmten Nasen D ist die an ihren
                              									beiden Enden mit Kettenrollen E ausgestattete Welle C drehbar gelagert und kann mit Hilfe des
                              									Kurbelgetriebes HIJ in Umdrehung versetzt werden. An
                              									den Kettenrollen E sind die an den Stützpunkten G befestigten Ketten F
                              									vorgesehen, während das Gewicht des Deckels B durch
                              									einen Gewichtszug K ausgeglichen wird, welcher zur
                              									Wirkung kommt, sobald die Flügelschrauben L gelöst
                              									sind, die Welle C mit Hilfe des Kurbelgetriebes gedreht
                              									wird, also die Ketten F auf die Rollen E aufgewunden werden und der Deckel B sich hebt. Der Cylinder M ist mit seinen beiden Zapfen in den Stirnwandungen des Gehäuses B A gelagert. Der Zapfen P
                              									ist geschlossen und wird mittels der durch Handrad R
                              									einstellbaren
                              									Körnerspitze gehalten, während der Zapfen N hohl ist
                              									und sich in dem Rohr O fortsetzt. Durch die
                              									Riemenscheiben V wird das Schneckenrad U in Umdrehung versetzt und dies hat durch Rad T eine Drehung des Rohres O, also eine solche des Cylinders M zur
                              									Folge, In dem Behälter A mündet das für die Zuleitung
                              									der Flotte bezieh. des Dampfes bestimmte Rohr W,
                              									während gleichzeitig ein Verschluss Y ein Ablassen der
                              									Flotte und das Manometer ein Ablesen des Druckes ermöglichen.
                           Textabbildung Bd. 284, S. 175Fig. 55.Apparat von Mason und Whitehead.Diese
                                          													Figur gehört auf S. 134, wo sie irrthümlich mit Fig. 53 bezeichnet
                                          													worden ist.Textabbildung Bd. 284, S. 175Apparat zum Waschen, Bleichen, Färben von Geweben von Clay. Die Handhabung der Vorrichtung ist die folgende: Das zu behandelnde Gewebe
                              									wird auf den durchlochten Cylinder M aufgewunden und
                              									der Deckel B des Gehäuses A geschlossen. Ist dies geschehen, so saugt man mit Hilfe einer Pumpe o.
                              									dgl. die Luft aus dem Behälter durch Rohr O ab und
                              									lässt dann durch Leitung W, Farbflotte, kaltes oder
                              									warmes Wasser o. dgl. nachströmen. Anstatt dass die Flotte das Material somit von
                              									aussen nach innen durchdringt, kann man auch den umgekehrten Weg einschlagen.
                              									Endlich kann man auch den Rohrstutzen Y mit der Pumpe
                              									verbinden und bei geeigneter Wahl der letzteren einen Kreislauf der Flotte durch das
                              									Material hervorbringen.
                           Die Drehung des Materialträgers hat den Zweck, eine möglichst gleichmässige
                              									Behandlung des Materials herbeizuführen.
                           Das Durchführen der Flotte in nur einer Richtung, sei es von aussen nach innen oder
                              									umgekehrt, durch das Material zeigt den Uebelstand, dass sich bei einer Anzahl
                              									Farben u. dgl. die dem Wasser u.s.w. beigemischten Farbenbestandtheile in den von
                              									der Flotte zunächst durchdrungenen Materialtheilen abscheiden, die übrigen Theile
                              									desselben also mit einer an wirkenden Substanzen ärmeren Flotte behandelt werden,
                              									d.h. eine verschiedene Behandlung des Materials herbeigeführt wird. Zur Beseitigung
                              									dieses Uebelstandes hat man deshalb eine grosse Anzahl Apparate zum Färben u.s.w.
                              									derart eingerichtet, dass man nach Belieben die Flotte von innen nach aussen oder
                              									von aussen nach innen durch das Material führen kann. Diese Einrichtungen zerfallen
                              									wieder in zwei Gruppen; bei der einen wechseln mit der Bewegungsrichtung der Flotte
                              									auch Saug- und Druckwirkung, d.h. die beiden letztgenannten treten nicht
                              									gleichzeitig auf. Bei der zweiten Gruppe dagegen ist dies der Fall, es wird die
                              									Saugwirkung stets durch die Druckwirkung unterstützt und die Flotte besitzt
                              									demgemäss einen vollständig geschlossenen Kreislauf. Ferner kann der Durchgang der
                              									Flotte durch das Material bei der ersten Gruppe von Apparaten in der einen oder
                              									anderen Richtung entweder beliebig lange ausgedehnt werden oder wechselt innerhalb
                              									kürzerer Fristen periodisch.
                           Textabbildung Bd. 284, S. 175Fig. 58.Apparat zum Waschen, Bleichen, Färben von Geweben von
                                    											Clay. Eine Anzahl von Beispielen aus der grossen Reihe der in Vorschlag
                              									gebrachten Constructionen dürfte die besondere Wirkungsweise der einzelnen Klassen
                              									von Einrichtungen noch näher kennzeichnen. Die Fig. 59 und 60 veranschaulichen
                              									einen Apparat zum Färben u.s.w. von Kammzug in Bobinenform, welcher Gegenstand des
                              									englischen Patents Nr. 10439 aus dem Jahre 1884 ist und von Henry Giesler, Molsheim im Elsass, herrührt. Die zu behandelnden
                              									Vorgespinnstspulen werden auf die durchlochten Rohre g
                              									unter Einschaltung von Scheiben j aufgeschoben und auf
                              									denselben von den Scheiben k getragen, während Scheiben
                              										l mit rohrförmigen Verlängerungen sie belasten. Die
                              									genannten Rohre g sitzen lothrecht auf dem Rohrsystem
                              										d, welches entweder, wie Fig. 59 erkennen lässt,
                              									auf dem Boden eines Behälters oder, wie Fig. 60 veranschaulicht,
                              									aufrecht stehend in dem letzteren angeordnet ist und durch eine Leitung mit einer
                              									rotirenden Pumpe in Verbindung steht, deren zweites Leitungsrohr o in den oberen Theil des Behälters einmündet. Sobald
                              									nun die Pumpe in der einen oder anderen Richtung in Umdrehung versetzt wird, wird
                              									sie einen Kreislauf der Flotte durch die Spulen i
                              									herbeiführen, und zwar wird hierbei die Flüssigkeit entweder von aussen nach innen
                              									oder von innen nach aussen durch das Vorgespinnst gehen. Die Scheiben j verhindern hierbei, dass dieselbe den Rohren g entlang läuft, und die Aufsatzstücke m bedecken stets den Theil der letzteren, welcher nicht
                              									von den Spulen eingenommen wird, es kann also auch dort keine Flotte entweichen. Anstatt dass
                              									die Rohre m die Rohre g
                              									einhüllen, können dieselben auch in das Innere derselben eingeschoben werden oder
                              									einfach in Form eines schmalen Kolbens die Rohre g an
                              									der Stelle abschliessen, wo gerade der Deckel l steht,
                              									so dass die Flotte nur durch die Spulen in die oder aus den Rohren g gelangen kann. Zwecks einer möglichst vortheilhaften
                              									Ausnutzung der Arbeitszeit kann die Pumpe gleich mit einem System von Bottichen
                              									verbunden werden.
                           Textabbildung Bd. 284, S. 176Apparat zum Färben von Kammzug in Bobinenform von Giesler. In gleicher Art wie Giesler ordnet auch Theodor Hauschel in Reims bei seinem durch das
                              									englische Patent Nr. 8249 A. D. 1886 geschützten Apparat zum Färben, Waschen
                              									u.s.w. die zu behandelnden Materialien um durchlochte in einen Behälter eingesetzte
                              									Rohre an und lässt die Flotte einen Kreislauf durch dieselben ausführen. Wie Fig. 61 erkennen lässt,
                              									ist um den Behälter F, über welchem die rotirende Pumpe
                              										B Aufstellung gefunden hat, eine Anzahl Bottiche
                              										AA1 vorgesehen,
                              									deren jeder mit einem Ventil ausgestattet ist, welches ein Ablassen der Flotte in
                              									die gemeinsame Rohrleitung NN1 ermöglicht, die sie wieder in den bereits erwähnten Bottich F leitet. Eine zweite Reihe von Flottenbehältern CC1 steht durch Rohre
                              										D, welche mit den Hähnen E1E2 ausgestattet sind, mit der Pumpe B in Verbindung und ist dazu bestimmt, die aus den
                              									Materialbehältern G ablaufende Flotte aufzunehmen oder
                              									für die Ansammlung weiterer Flüssigkeiten zu dienen. Die Verbindung zwischen dem
                              									Ausgussrohr der Pumpe und den Materialbehältern GG1 ist durch Rohrleitungen D1 in der Weise hergestellt, dass ein
                              									jeder Materialträger H direct auf der Leitung aufsitzt.
                              									Die Rohre H, welche der Länge nach gespalten sind und
                              									konische Bohrungen W auf ihrem ganzen Umfang zeigen,
                              									sind an ihrem unteren Ende mit einem Bajonettverschluss x ausgestattet (Fig. 62) und tragen die Schliessringe J. In
                              									ihrem Inneren hängt ein hohler Kolben cde an einer
                              									Spindel J, die wiederum ihre Lagerung in einer Mutter
                              										b eines auf dem das Material bedeckenden Deckel
                              									sitzenden Bügels a erhält.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 284, S. 176
                              Fig. 60a.Apparat zum Färben von Kammzug in Bahnenform von Giesler.
                              
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 284, S. 176
                              Apparat zum Färben, Waschen u.s.w. von Hanschel.
                              
                           Je nach der Höhenstellung, welche die genannten
                              									Schraubenspindeln einnehmen, werden die Kolben c höher
                              									oder tiefer in den Materialträgern H stehen und somit
                              									der von unten in dieselben eintretenden Flotte gestatten, nur so weit zu steigen,
                              									wie es die Höhenlage des Materials erfordert. Aendert sich dieselbe, so ändert sich
                              									auch die Stellung der Kolben und die Flotte kann niemals frei durch die Rohre H ausströmen, ohne das Material berührt zu haben.
                           
                           Soll der Apparat Verwendung finden, so wird das Vorgespinnst auf die
                              									durchlochten Rohre H aufgewickelt und mit diesen auf
                              									die in den Behälter G einmündenden Stutzen der
                              									Flottenleitung D1
                              									aufgesetzt. Ist kein Vorgespinnst, sondern das Rohmaterial vorhanden, so wird
                              									dasselbe entweder mit einer Umhüllung von Leinwand o. dgl. umgeben oder gelangt in
                              									einen mit durchlochten Wandungen versehenen und den Rohren H ausgestatteten Behälter. In beiden Fällen werden die einzelnen
                              									Schichtungen durch Filzlagen o. dgl. getrennt und es muss in Folge dessen jeder
                              									einzelne von der Flotte durchstrichen werden. Nachdem die Deckel S aufgesetzt und die Kolben c durch Schraubenspindeln J derart
                              									eingestellt sind, dass die Flotte nicht frei aus den Rohren H ausfliessen kann, wird die in den Bottichen AA1 zurecht gemachte Flotte in die Rohre
                              										NN1 abgelassen und
                              									gelangt in den Behälter F, aus welchem sie die Pumpe
                              										B ansaugt und durch die Rohre H in das Material treibt. Hierbei arbeitet der eine
                              									Kessel, z.B. G, während der andere, G1, beschickt wird, und
                              									umgekehrt. Anstatt die Flotte von innen nach aussen durch das Material zu treiben,
                              									kann sie auch durch geeignete Stellung der Hähne von aussen nach innen geführt
                              									werden und es wird durch diesen Wechsel der Bewegungsrichtung, wie bei Giesler, eine bessere Behandlung des Materials erzielt.
                              									Im ersteren Fall fliesst die durch das letztere gegangene Flotte durch die Rohre V bezieh. V1 ab nach dem Kessel C
                              									bezieh. C1. Damit
                              									hierbei die Flotte stets in richtiger Concentration erhalten bleibt, kann den
                              									Behältern CC1 neue
                              									Lösung zugeführt werden oder es kann in denselben Farbholz o. dgl. Aufnahme finden,
                              									an welchem sich die Flotte sättigt. Soll dieselbe überhaupt geändert werden, so wird
                              									die Leitung LM geöffnet und es ergiesst sich die Flotte
                              									in einen der Behälter A bezieh. A1, während der andere neue Flotte an F abgibt. Wird die letztere durch das Material
                              									hindurchgesaugt, so ergiesst sie sich durch die Rohre YX über dasselbe und fliesst durch Leitung K
                              									bezieh. K1 ab.
                           Textabbildung Bd. 284, S. 177Apparat zum Farben, Waschen u.s.w. von Hanschel. Bei der Behandlung von Rohmaterial bekommt der Behälter G die in Fig. 64 und 65 wiedergegebene
                              									Einrichtung, d.h. die Gespinnstfasern kommen in den durchlochten Cylinder, welcher
                              									auf dem Deckel P des Gehäuses Q aufsitzt und durch einen Deckel S
                              									geschlossen wird, in welchen sich die Rohre H führen.
                              									Die solcherart vorbereitete Packung gelangt dann in die Behälter G bezieh. G1 und der Kreislauf der Flotte erfolgt in der
                              									bekannten Weise.