| Titel: | Fortschritte in der Thonindustrie. | 
| Fundstelle: | Band 284, Jahrgang 1892, S. 186 | 
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                        Fortschritte in der Thonindustrie.
                        (Fortsetzung des Berichtes S. 116 d.
                           								Bd.)
                        Mit Abbildungen.
                        Fortschritte in der Thonindustrie.
                        
                     
                        
                           Glasuren und Verzierung von Thonwaaren.
                           Im Anschlusse an den Artikel „Kupferrothe und geflammte
                                    											Glasuren“ von Lauth und Dutailly (vgl.
                              									1890 276 591) und denselben kritisch behandelnd, spricht
                              									sich Prof. Seger in der Thonindustrie-Zeitung, 1890, über den gleichen Gegenstand aus. Die
                              									Ausführungen des Verf. – basirend auf den Erfahrungen mehrerer Hundert Versuche –
                              									gewinnen dadurch bedeutend an Interesse, dass sie ein Streiflicht auf die
                              									Erkenntniss der wahren Natur der durch Kupfer roth gefärbten Gläser zu werfen
                              									geeignet sind. Bekanntlich hat P. Ebell (1874 213 135 141 ff.) aus seinen Versuchen den Schluss
                              									gezogen, dass die Rothfärbung der Kupfergläser dem durch Reduction entstehenden und
                              									im Glase gelöst bleibenden Kupfermetall zuzuschreiben ist. Der gleichen Ansicht sind
                              									auch Lauth und Dutailly. Nicht so Prof. Seger; gestützt auf die Erfahrung, dass zur
                              									Hervorbringung der rothen Glasur abwechselnd reducirende und oxydirende Flamme
                              									nöthig ist, schreibt Verf. die Rothfärbung der Glasurfritte dem Entstehen von
                              									Kupferoxydul im Glase zu.
                           Eine Glasurfritte von der Zusammensetzung 0,5 Na.2O,
                              									0,5 CaO, 2,5 SiO2, 0,5 Pb2O3, die etwa bei Silberschmelzhitze glatt
                              									schmilzt und mit 1 Proc. CuO verrieben wurde, wurde im Porzellantiegel unter
                              									Einleiten von Wasserstoff oder Kohlenoxyd (nach dem bekannten, von Röse für analytische Untersuchungen angegebenen
                              									Reductionsverfahren) auf 400 bis 500° C. erhitzt. Nach dem Erkalten ist die Mischung
                              									höchstens gefrittet und erscheint durch das gebildete metallische Kupfer roth
                              									gefärbt. Bei weiterem Erhitzen im Wasserstoffstrome, etwa bis Silberschmelzhitze,
                              									verschwinden die metallischen Flitterchen im geschmolzenen Glase und mit ihnen auch
                              									die rothe Färbung, welche einer grünlichgrauen Färbung Platz gemacht hat.
                           Wird dieses Glas nun gepulvert und mit einer weissen Glasurfritte von derselben
                              									Zusammensetzung, die aber an Stelle des Kupferoxydes eine Kleinigkeit eines oxydirenden Mittels, etwa 1 Proc. Fe2O3, SnO2 oder CaSO4,
                              									enthält, gemischt und am Luftstrome
                              									zusammengeschmolzen, so entwickelt sich alsbald die schön rothe Kupferfarbe.
                           Seger erklärt diese Erscheinung so, dass die oxydirenden
                              									Mittel, welche in der kupferfreien Glasur enthalten sind, das im Glase metallisch
                              									gelöste, schwarzfärbende Kupfer in Oxydul verwandeln nach dem Vorgange:
                           
                              
                                 2Cu + Fe2O3
                                 = Cu2O + 2FeO
                                 
                              
                                 2Cu + SnO2
                                 = Cu2O + SnO
                                 
                              
                                 2Cu + SO3
                                 = Cu2O + SO2.
                                 
                              
                           Thatsächlich kann man in letzterem Falle auch das Auftreten von schwefliger Säure
                              									beobachten.
                           Eine ähnliche Erscheinung beobachten wir auch beim Erhitzen einer schwerer
                              									schmelzenden Glasur, etwa einem Gemenge von 75 Th. Porzellanglasur
                           
                              \left(\left. {{0,3\ \mbox{K}_2\mbox{O}\atop{0,7\ \mbox{CaO}}} \right\}0,5\
                                 										\mbox{Al}_2\mbox{O}_3,\ 4\ \mbox{SiO}_2\right)
                              
                                 
                                 Die leichtflüssigste überhaupt mögliche Porzellanglasur.
                                 
                              
                           mit 25 Th. obiger Steingutglasur (ein Gemenge, welches erst
                              									bei 1000° C. frittet), im Wasserstoff- und darauf im Luftstrome. Bei diesem Gemenge
                              									genügt die Luft allein, um die Oxydation des Kupfers zu Oxydul hervorzurufen, die
                              									allerdings bald bis zur Oxydbildung und damit zur Grünfärbung fortschreitet. Einmal
                              									geschmolzen, nimmt das Glas durch Lufteinwirkung nur oberflächlich eine rothe
                              									Färbung an.
                           Bei Anwendung von Leuchtgas an Stelle von Wasserstoff scheidet sich Kohle im Gemenge
                              									aus und macht dieses schwerer schmelzbar. Wird hierauf Luft eingeleitet, so brennt
                              									der Kohlenstoff heraus und gleichzeitig oxydirt sich das Kupfer zu Oxydul; die
                              									Glasur kann nun zusammenfliessen und erscheint dann roth.
                           
                           In ganz analoger Weise verhält sich das glasirte Porzellan beim Brennen.
                              									Verglühte Porzellanstücke wurden mit einer Glasurmischung, bestehend aus 25 Th. mit
                              									1 Proc. CuO versetzter Steingutglasur und 75 Th. Porzellanglasur, versehen, in dem
                              									in der Thonindustrie-Zeitung, 1889 Nr. 2, beschriebenen
                              									Versuchsofen zunächst mit oxydirendem Feuer gebrannt, bis eine Glut überhaupt
                              									sichtbar wird, dann mit stark reducirender Flamme, so dass die Feuergase etwa 10
                              									Proc. CO enthalten, bis zu einer die Goldschmelzhitze nicht übersteigenden
                              									Temperatur. Die Glasur erscheint grau, von Kohletheilchen herrührend. Wird
                              									schliesslich oxydirend gebrannt, etwa bis Kegel 10, so zeigt sich die Farbe wohl
                              									röthlich oder bräunlich, niemals aber schön roth.
                           Ein schönes Roth wird dagegen erhalten, wenn man erst bis etwa Silberschmelzhitze
                              									reducirend brennt und dann bis zum Schlusse abwechselnd oxydirend und reducirend,
                              									etwa 2 Minuten oxydirend und 5 Minuten reducirend. Die einmal rothe Glasurschicht
                              									hält sich auch bei gut oxydirender Flamme 5 bis 6 Stunden ohne Veränderung der
                              									Farbe.
                           Eine derartige genaue Regulirung der Flamme lässt sich mit Steinkohlenfeuerung nicht
                              									bewerkstelligen, wohl aber bei Pultfeuerung mit Holz. Durch Oeffnen der Luftzugänge
                              									unter der Holzeinlage kann man fast augenblicklich den Wechsel zwischen Reductions-
                              									und Oxydationsfeuer eintreten lassen, andererseits aber auch leicht eine lang
                              									andauernde rauchende Flamme erzielen. Die Holzfeuerung wird deshalb stets die
                              									geeignete Feuerung für die Erzeugung der rothen Glasur sein.
                           Auch über die Menge des Kupferoxydes spricht sich Seger
                              									aus. 5 bis 6 Proc. hält er für viel zu viel, dagegen 0,5 bis 1 Proc. für das
                              									richtige Maass. Bei einem Gehalte von 0,5 Proc. Cu2O
                              									ist die rothe Glasurschicht noch völlig opak, dagegen vollkommen durchsichtig bei
                              									einem Gehalte von 0,10 bis 0,15 Proc. CuO.
                           Lauth und Dutailly besprechen in ihrem bekannten Buche
                              									über die Sèvres-Manufactur u.a. die Herstellung der sogen. Schildkrotglasur auf Hartporzellan. Das Gelingen dieser hochgeschätzten
                              									Porzellanglasur ist leider häufig zweifelhaft und es treten Sprünge oft erst nach
                              									langer Zeit ein. Das Recept von Brognart
                           
                              
                                 Pegmatit
                                 56
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Calcinirte Umbra
                                 8
                                 „
                                 
                              
                                 Braunstein
                                 24
                                 „
                                 
                              
                                 Englisch-Roth
                                 12
                                 „
                                 
                              
                           lässt häufig im Stich; stärker aufgetragen reisst die Farbe
                              									leicht und erhält metallisches Aussehen.
                           Die Verf. stellten zunächst zwei Fritten her, die eine aus 40 Th. Englisch-Roth und
                              									60 Th. Pegmatit, die andere aus 40 Th. MnO2 und 60
                              									Th. Pegmatit. Erstere Fritte erscheint schwarz, letztere bräunlichgelb.
                           4 Th. Manganfritte mit 1 Th. Eisenfritte und 25 Proc. des Gemenges Pegmatit versetzt,
                              									geben eine gute Glasur, welche in der Sèvres-Manufactur von 1882 bis 1886 benutzt
                              									wurde.
                           Da sich späterhin die Risse des öfteren wieder zeigten, so suchte man nach der
                              									Ursache dieses Uebelstandes. Man fand dieselbe in der veränderten Zusammensetzung
                              									des Pegmatits, der in den tieferen Schichten immer quarzärmer und feldspathreicher
                              									wurde. Der Gehalt an SiO2 ging von 75 Proc. auf 70,6
                              									Proc. zurück, derjenige der Thonerde stieg von 15 Proc. auf 17 Proc.
                           In der Folge wurden mit gutem Erfolge die Alkalien ganz weggelassen. Man
                              									vermischt sehr innig
                           
                              
                                 Sand
                                 37,69
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Kaolin
                                 35,38
                                 „
                                 
                              
                                 Braunstein
                                 21,54
                                 „
                                 
                              
                                 Englisch-Roth
                                 5,39
                                 „
                                 
                              
                           und frittet diese Mischung bei möglichst hoher Temperatur.
                              									Nach geschehener Abkühlung wird die Masse gemahlen, abermals gefrittet und nochmals
                              									gemahlen. Alsdann ist sie zum Gebrauche fertig und enthält:
                           
                              
                                 Kieselerde
                                 57,36
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Thonerde
                                 14,20
                                 „
                                 
                              
                                 Manganoxyd
                                 22,77
                                 „
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                 5,69
                                 „
                                 
                              
                           Die Schildpattglasur unterscheidet sich von dem als Glasur in Sèvres verwendeten
                              									Pegmatit nur durch den Mangel an Basen, welche durch einen etwas höheren Gehalt an
                              									Eisen ersetzt erscheinen. In folgender Tabelle geben wir eine Uebersicht der
                              									Zusammensetzung von Schildpatt und Pegmatit zu verschiedenen Zeiten.
                           
                              
                                 Bestandtheile
                                 AlterPeg-matit
                                 NeuerPeg-matit
                                 Schild-patt 1alterPeg-matit
                                 Schild-patt 1neuerPeg-matit
                                 Schild-patt 2alterPeg-matit
                                 Schild-patt 2neuerPeg-matit
                                 Schildpatt 3
                                 
                              
                                 Kieselerde
                                 75,00
                                 71,00
                                 45,06
                                 42,82
                                 51,00
                                 48,28
                                 57,21
                                 
                              
                                 Thonerde
                                 14,25
                                 16,87
                                 10,54
                                 12,22
                                 10,20
                                 12,24
                                 14,25
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                   0,75
                                   0,73
                                 14,80
                                 14,80
                                   6,40
                                   6,40
                                   5,71
                                 
                              
                                 Manganoxyd
                                   0,75
                                   0,73
                                 24,00
                                 24,00
                                 25,60
                                 25,60
                                 22,83
                                 
                              
                                 Alkalien undKalk
                                 10,00
                                 11,00
                                   5,60
                                   6,16
                                   6,80
                                   7,48
                                 –
                                 
                              
                           Die Schildpattglasur wird wie das Scharffeuerblau auf das fertige Porzellan, auf die
                              									glattgebrannte Glasur aufgetragen, und zwar nach Bedarf in mehreren Lagen. Es ist
                              									vortheilhaft, bei sehr hoher Temperatur und mit bewegter Flamme zu brennen. In der
                              									Muffel erhöht sich die Schönheit der Glasur.
                           Ueber Zubereitung der Glasur für Steingut von G. Steinbrecht (Sprechsaal, 1891 S. 222 und 242). Die Steingutglasuren werden meist
                              									zusammengesetzt aus Fritte und Zusatz, letzterer so beschaffen, dass er ebenso gut
                              									gleich in die Fritte mit eingeschmolzen werden könnte. Verf. vermuthet, dass der
                              									Zusatz dazu dient, die specifisch schwere Fritte am schnellen Untersinken im
                              									Schlämmbottich zu verhindern. Für diesen Zweck eignet sich nach des Verf.
                              									Erfahrungen am besten Marienglas gebrannt und gepulvert. Wichtiger als die Zusätze
                              									ist aber ein dauerndes Rühren des Glasurschlammes und die richtige Consistenz des
                              									letzteren, die leicht mit Hilfe eines Aräometers oder in Ermangelung eines solchen
                              									mit einer passend zugerichteten Glasröhre festgestellt werden kann.
                           Steingutfarben unter der Glasur geben häufig zum
                              									Abspringen der letzteren Veranlassung, namentlich dann, wenn sie viel Thonerde
                              									enthalten. Diesem Fehler kann leicht abgeholfen werden, wenn man den Farbkörper mit
                              									Glasur oder Fluss mischt und nachher nochmals frittet. Der Procentsatz des Zusatzes
                              									variirt nach der Beschaffenheit von Glasur und Farbkörper zwischen 10, 20 und 30
                              									Proc. (C. T., Sprechsaal, 1891 S. 550.)
                           Der Sprechsaal gibt folgende Mischung für schwarzbraune,
                              									bronzefarbig schillernde Steingutglasur:
                           
                           
                              
                                 Hammerschlag
                                   3
                                 Maasstheile
                                 
                              
                                 Eisenschlacke vom Hochofen
                                 12
                                 „
                                 
                              
                                 Eisenvitriol
                                      2,5
                                 „
                                 
                              
                                 Kupfervitriol
                                      2,5
                                 „
                                 
                              
                                 Ziegellehm
                                   3
                                 „
                                 
                              
                                 Soda
                                   7
                                 „
                                 
                              
                                 Pottasche
                                   2
                                 „
                                 
                              
                                 Bleiglätte
                                   2
                                 „
                                 
                              
                           Die Mischung wird in gut mit Sand oder Kreide ausgestrichenen Kapseln gefrittet.
                           Ueber Cobalt und Chlor in der keramischen Fabrikation
                              									von Gustav Steinbrecht (Sprechsaal, 1890 S. 645 und 665).
                           E. Cramer theilt in der Thonindustrie-Zeitung, 1891 S. 693, die chemische Analyse einer schwarzbraunen Dachsteinglasur mit:
                           
                              
                                 SiO2
                                 58,80
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Al2O3
                                 8,15
                                 „
                                 
                              
                                 Fe2O3
                                 7,98
                                 „
                                 
                              
                                 CuO
                                 9,36
                                 „
                                 
                              
                                 K2O, Na2O
                                 6,30
                                 „
                                 
                              
                                 Glühverlust
                                 8,39
                                 „
                                 
                              
                           Aus dieser Zusammensetzung berechnet sich die empirische Formel:
                           0,7 CaO, 0,3 Na2O, 0,3 Al2O3, 0,2 Fe2O3, 4 SiO2,
                           welche mit der des Seger'schen
                              									Schmelzkegels Nr. 1 übereinstimmt.
                           Nach einem von G. Gehring patentirten Verfahren wird ein
                              									dauerhafter Schmelzüberzug für Eisen, Stahl und andere Metalle, Glas- und Thonwaaren
                              									dadurch hergestellt, dass man 100 Th. Leinöl, 5 Th. Bleioxyd, Bleiborat u.s.w. mit
                              									Graphit oder Hochofenschlacke u.s.w. mischt, auf den zu decorirenden Gegenstand
                              									streicht und einbrennt. Der Ueberzug kann durch Zusatz von beständigen
                              									Farbmischungen auch gefärbt werden und soll besonders Temperaturwechsel gut
                              									vertragen.
                           Textabbildung Bd. 284, S. 188Fig. 15.Lässker's Vorrichtung zum Bemalen der Ränder des
                                    											Porzellangeschirres.Vorrichtung zum Bemalen der Bänder ovalen und runden
                                 										Porzellangeschirres von R. Lässker (D. R. P.
                              									Nr. 53702 vom 3. October 1889). Die Scheibe k, welche
                              									mittels einer senkrechten Achse i mit Handgriff l in Drehung versetzt wird, steht in Verbindung mit dem
                              									Wagen g, welcher in Führungen gleitet, die gegen die
                              									Horizontalebene geneigt sind. Auf dem Lagerbocke b ist
                              									eine Rolle c befestigt, gegen welche das auf die
                              									Scheibe k befestigte Werkstück durch Wirkung der
                              									schiefen Ebene e gedrückt wird. Das Bemalen der
                              									Geschirre geschieht dadurch, dass man den Farbpinsel in geeigneter Entfernung von
                              									der Rolle c an das Geschirr hält.
                           Herstellung matter Verzierung auf Porzellan in einem
                                 										Brande von der Ilmenauer Porzellanfabrik,
                              									Actiengesellschaft in Ilmenau (D. R. P. Nr. 57644 vom 20. November 1890).
                           Auf den verglühten rohen Scherben wird die Porzellanglasur in bekannter Weise
                              									aufgetragen und hierauf mit einem Ueberzuge von Firniss versehen. Auf die durch
                              									Firniss geschützte Schicht wird eine feingeriebene Masse aus 57 Proc. Thon- und 43
                              									Proc. Kieselgehalt, in verdünnter Gummilösung vertheilt, aufgetragen.
                           Darauf trägt man die zur Vervollständigung dienenden Verzierungen auf, mit einem
                              									Gemenge von 73 Proc. Kiesel, 19 Proc. Thon, 6 Proc. Kali und 2 Proc. Kalk für
                              									Hochreliefs und 76 Proc. Kiesel, 12 Proc. Thon, 4 Proc. Kali und 4 Proc. Kalk für
                              									Basreliefs, und brennt nun erst die ganzen Aufträge im Porzellanbrande ein. Man
                              									erhält so Scherben mit matten Stellen, auf denen sich glänzende Reliefs befinden.
                              									Die Porzellangegenstände können nachher in der Muffel noch mit Glanzgold u.s.w.
                              									decorirt werden. Man erhält so in einem Brande
                              									glänzende und matte Farben neben einander, was bisher nicht möglich war.
                           Bedeutende Mengen von bedrucktem Porzellan werden gegenwärtig in den Handel gebracht,
                              									und der Verbrauch derselben steigert sich von Jahr zu Jahr. Gegenwärtig wird meist
                              									ein Druckverfahren auf warmem Wege zur Anwendung
                              									gebracht, dessen genauere Beschreibung sich im Sprechsaal, 1891 S. 388, befindet.
                           Ein mit Chamotte bekleideter Ofen, der zum Anwärmen der Druckplatten und Farben
                              									dient, steht in der Nähe der Druckwalzen.
                           Der zu verwendende Druckfirniss wird durch Kochen von
                           
                              
                                 Steinöl
                                 400
                                 Gew.-Th.
                                 
                              
                                 Rüböl
                                 100
                                 „
                                 
                              
                                 Colophonium
                                 11
                                 „
                                 
                              
                                 Bleiweiss
                                 5
                                 „
                                 
                              
                                 Bleiglätte
                                 5
                                 „
                                 
                              
                                 gelbem Schiffs- oder    Holztheer
                                 6
                                 „
                                 
                              
                           gewonnen. Das Kochen wird unter fortwährendem Umrühren so
                              									lange fortgesetzt, bis die Masse Syrupsconsistenz erlangt hat. Nach halbstündigem
                              									Erkalten wird der Mischung noch Schiffstheer zugesetzt.
                           Die Mischung von Farbe und Druckfirniss soll möglichst lange lagern vor der
                              									Verwendung. Sie wird auf die angewärmte Druckplatte mittels Spatel aufgetragen und
                              									der Ueberschuss derselben durch Abreiben entfernt.
                           Auf die gereinigte Platte wird nun das Druckpapier gelegt, das vorher mit einer
                              									Mischung von 20 Th. Marseiller Seife, 20 Th. kryst. Soda und 400 Th. weichem Wasser
                              									(auf ½ eingekocht) bestrichen wurde; auf dieses Papier kommen mehrere Lagen von
                              									Zeitungspapier, hierauf wird die Druckplatte auf das Brett der Druckpresse gebracht
                              									und das Ganze durch die Walzen gezogen.
                           Ist das geschehen, so wird das Papier losgelöst und auf den zu bedruckenden
                              									Porzellangegenstand mit Hilfe eines weichen Schwamm es aufgedruckt. Nach dem
                              									Loslösen des Papiers erscheint der Druck auf dem Porzellangeschirr und kann
                              									eingebrannt werden. Sollte nach öfterem Gebrauche die Farbe zu dick werden, so kann
                              									dieselbe mit einem zur Hälfte eingekochten Gemisch von 4 Th. Steinöl, 1 Th. Rüböl
                              									und 1 Th. gelbem Theer verdünnt werden.
                           Verfahren und Apparat zum Bedrucken von Thonwaaren von
                              										W. Hales Turner (D. R. P. Nr. 41959 vom 26. Januar
                              									1887). Die Erfindung soll ermöglichen, Zeichnungen oder Muster auf Thonwaaren
                              									schnell in Mineralfarben zu drucken, welche einen grossen Gehalt an Oxyden
                              									enthalten, die unter gewöhnlichen Umständen sowohl die druckende Fläche, als auch das
                              									Abstreichmesser stark abnutzen würden. Das Vermählen und Auftragen von Farben
                              									geschieht in möglichst hoher Temperatur. Das Umdruckpapier läuft zunächst über
                              									Rollen, die das Auftragen der zur Präparirung nöthigen Masse (hergestellt durch
                              									Kochen von 0,907 k Soda, 4,5 l H2O, 0,227 k
                              									Bleiweiss mit 0,56 l Leinöl) bewirken, und hierauf unter die hohle und geheizte
                              									Umdruckwalze. Die zu verwendenden Farben werden in eine Mischung eingetragen, welche
                              									auf folgende Weise erhalten wird: Zu 4,5 l kochendem Oel werden 0,454 k Theer
                              									gesetzt, welche Mischung man ½ Stunde und nach dem Zusätze von 0,113 k Bleiweiss
                              									noch 3 Stunden lang kochen lässt. Nach dem Zusätze von 0,0110 k Zucker erfolgt ein
                              									einstündiges Kochen. Die so erhaltene Mischung von gehöriger Dicke und Klebrigkeit
                              									wird langsam abgekühlt und kann zum Zwecke künftiger Verwendung aufgehoben
                              									werden.
                           Textabbildung Bd. 284, S. 189Fig. 16.Meyer's Ofenkachel. Die Ofenkacheln mit Luftzügen von Reinhold Meyer in München (D. R. P. Kl. 36 Nr. 50514
                                 									vom 21. Juni 1889) sind innen mit einer zweiten Platte abgeschlossen und besitzen an
                              									der oberen und unteren Seite Ausbuchtungen a, Kippen
                              										b und Auskehlungen c.
                              									Zwischen dieselben werden die hohlen Platten e oder,
                              									wenn kein Feuerzug gebildet werden soll, die Leisten B
                              									mit ihren Erhöhungen fg eingefügt.
                           Die äusseren Kanten der Leisten oder hohlen Platten erhalten Ausschnitte und die
                              									oberen und unteren Seiten der Kacheln Oeffnungen d, um
                              									die Wärmecirculation zu ermöglichen.
                           
                        
                           Neue Massen.
                           Der Ziegeleitechniker Kristoffowitsch in St. Petersburg
                              									hat ein neues, Pyrogranit bezeichnetes Baumaterial
                              									hergestellt, das, aus Thon gewonnen, sich wie Granit poliren lässt. Nach einem
                              									Vortrage von Prof. Dietrich im Architekten-Verein zu
                              									Berlin wird zu dessen Herstellung leicht schmelzbarer Thon gebrannt, pulverisirt,
                              									mit rohem, schwer schmelzbarem Thon vermischt, worauf unter massiger Anfeuchtung
                              									durch Wasserdampf die Gegenstände unter hohem Druck gepresst werden. In Folge dieser
                              									Behandlung hat der leicht schmelzbare Thon fast allen Wassergehalt verloren, wodurch
                              									das Werfen und Schwinden verhindert wird, wie das auch die scharfen Kanten an den
                              									Gegenständen aus Pyrogranit erweisen. Durch Mischen des Kaolins mit anderen
                              									Thonarten von farbigem Brande erhält man bunte Tafeln, die dem Stuckmarmor gleichen,
                              									aber viel dauerhafter sind. Steine aus Pyrogranit, die etwa um ¼ theurer sind als
                              									gute Verblender, haben u.a. in Petersburg für die Bekleidung der Flächen einer
                              									Kirche Verwendung gefunden.
                           Ueber den gleichen Gegenstand spricht E. Hotop in der
                              									27. Generalversammlung des Vereins für Fabrikation von Ziegeln, Thonwaaren, Kalk und
                              									Cement.
                           Pyrogranit sei mit viel Reclame in die Oeffentlichkeit gebracht worden, es liege im
                              									Pyrogranit durchaus nichts Neues vor, jeder der Herren, die Steinzeug fabricirten,
                              									hatte auch (unbewusst) Pyrogranit fabricirt; zur Erhärtung seiner Ausführungen liess
                              										Hotop einige Stücke polirten Steinzeugs circuliren.
                              									Als neu könne allerdings die Anordnung erscheinen, dass der leichtflüssige Thon, der
                              									als Zusatz, also als Flussmittel zu dem feuerfesten Thon gesetzt wird, gebrannt
                              									sein soll.
                           Nachdem Vortragender sich dafür ausgesprochen, dass von Seiten des Vereins gegen das
                              									eventuell zu ertheilende Patent die Nichtigkeitsklage eingeleitet werden solle,
                              									spricht derselbe dem Erfinder Krystoffowitsch seinen
                              									Dank aus dafür, dass derselbe zum Vorwärtsschreiten in der Fabrikation von Klinkerwaaren Veranlassung gegeben habe durch
                              									Anfertigung polirter Schaustücke. Durch Anwendung polirter gesinterter Massen würde
                              									man ein vollständig frostsicheres, hochfeines Material für Wandbekleidung gewinnen.
                              									Für das Schleifen und Poliren dieser Gegenstände müssten natürlich besondere
                              									Einrichtungen getroffen werden, wie überhaupt die Fabrikation derartiger Massen
                              									besondere Einrichtungen erfordern würde.
                           Herr Borchardt corrigirt einige Zahlenangaben Hotop's dahin, dass die Pyrogranitsteine 1054 bis
                              										1861k/qc
                              									Druckfestigkeit ergaben.
                           Auch der Vorsitzende findet das Aeussere der neuen Steine sehr bestechend.
                           Nach all diesen Ausführungen scheint im Pyrogranit doch etwas Neues vorzuliegen.
                           Nach einer Notiz im Sprechsaal, Bd. 13 S. 941, besteht
                              									die neue, bei 1300 bis 1400° C. gar werdende Porzellanmasse von Sèvres aus
                           
                              
                                 Kaolin von St. Yrieux
                                 35,6
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Natron und Kalifeldspath je die Hälfte
                                 38,0
                                 „
                                 
                              
                                 Quarz
                                 26,4
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,0
                                 Proc.
                                 
                              
                           Weiche Porzellanmasse für Figürchen und andere kleine
                                 										Gegenstände:
                           
                              
                                 Zettlitzer Kaolin
                                 30
                                 Th.
                                 
                              
                                 Meissener plast. Thon
                                 10
                                 „
                                 
                              
                                 Feldspath norw.
                                 60
                                 „
                                 
                              
                           mit 5 bis 6 Th. Rutil färbt man die Masse elfenbeingelb (Sprechsaal, Bd. 13 S. 862).
                           Verfahren zur Herstellung von Verblendsteinen durch
                                 										Ueberziehen von gebrannten Ziegeln mit künstlicher Steinmasse aus
                                 										Chlormagnesiumlösung und gebranntem Magnesit von E.
                                 										O. Schmiel (D. R. P. Nr. 55428 vom 27. Februar 1890).
                           Nach F. Wallbrecht in Hannover gewinnt man bei Anwendung von Chloriden porzellanartige Thonwaaren. Das
                              									Thonmaterial wird mit Chloriden (Chlormagnesium, Chlornatrium, Chlorkalium)
                              									angemacht und die aus der Mischung geformten Gegenstände werden noch im feuchten
                              									Zustande gebrannt. Die Chloride haben die Wirkung, dass die damit hergestellten
                              									Massen bei niedriger Temperatur sintern und es soll ein wetterfestes
                              									porzellanartiges Product selbst aus minderwerthigen Thonen gewonnen werden. (D. R.
                              									P. Nr. 54210 vom 28. September 1888.)
                           Im Moniteur de la céramique et verrerie macht der
                              									Erfinder F. Gillet in Paris einige Mittheilungen über
                              									seine patentirte sogen. Lavamasse.
                           Die Lavamasse ist ein Gemisch aus pulverisirter natürlicher Lava, Flussmittel und
                              									Thon, welches jede Färbung annimmt und in der Formerei, Bildnerei und Dreherei
                              									ausserordentlich verwendbar ist.
                           Durch ein Zusatzpatent, welches dem Erfinder die Verwendung der Mischung:
                           
                              
                                 2
                                 Th.
                                 Lava,
                                 
                              
                                 1
                                 „
                                 Flussmittel,
                                 
                              
                                 1
                                 „
                                 plast. Thon
                                 
                              
                           
                           sichert, wird dieselbe für Schleifsteine und andere
                              									Werkzeuge der Metallbearbeitung, wie zum Glätten und Poliren verwendbar.
                           Das letzte Zusatzpatent (Juni 1890) theilt das Verfahren mit, durch welches auf dem
                              									Wege der Verglasung Lava, Basalt u. dgl. mit einander verbunden werden können. Die
                              									Verglasung wird durch einen glasigen Fluss aus Alkalien, Thon, Sand u.s.w.
                              									herbeigeführt.
                           Ein Verfahren zur Herstellung poröser Steine als Isolir- und
                                 										Wärmeschutzmittel (D. R. P. Nr. 55919 vom 18. April 1889) beschreibt E. Hofmann, Prag-Karolinenthal. Verf. benutzt
                              									Reactionen, bei welchen Gasentbindung und gleichzeitige Erhärtung eintritt, zur
                              									Herstellung poröser Massen, welchen Gyps, Thon, Porzellanerde, Magnesia u.s.w.
                              									einverleibt wird. Als Beispiel möge hier die Herstellung poröser Gypsmassen
                              									Erwähnung finden. Man mischt Gyps mit stark verdünnter Schwefelsäure und fügt
                              									gemahlenen Marmor hinzu. Durch die entweichende Kohlensäure wird die Masse vor dem
                              									Erhärten schwamm artig aufgebläht. Je nach der Art der Zubereitung können nach
                              									diesem Verfahren Massen von der Feinheit der Knochenkohle bis zur Aehnlichkeit mit
                              									Seifenschaum hergestellt werden, welche zur Bekleidung von Wänden, Dächern,
                              									Eiskellern u. dgl. Verwendung finden können und, falls sie gleichzeitig als
                              									Isolirmittel für nasse Räume dienen sollen, mit Asphalt u. dgl. überzogen
                              									werden.
                           
                              
                                 (Schluss folgt.)