| Titel: | Röhrenreiniger für Heizröhren. | 
| Fundstelle: | Band 284, Jahrgang 1892, S. 205 | 
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                        Röhrenreiniger für Heizröhren.
                        Mit Abbildungen.
                        Röhrenreiniger für Heizröhren.
                        
                     
                        
                           Es ist bekannt, wie sehr die Ueberleitung der Wärme Brennmaterials durch die
                              									Wandungen der Kessel erschwert wird, wenn sich auf denselben Ablagerungen von Russ,
                              									Kesselstein u. dgl. angesammelt haben. Eine stetige Reinhaltung der Kesselwände ist
                              									daher ein Haupterforderniss für einen sparsamen Betrieb der Dampfkessel. Eine der
                              									schwierigeren Verrichtungen bei der Reinigungsarbeit bildet die Reinigung der
                              									Heizröhren, welche zur Zeit fast ausschliesslich durch federnde Röhrenreiniger
                              									bewirkt wird, die vor den lange Zeit hindurch gebrauchten Stahlbürsten manche
                              									Vorzüge haben und insbesondere besser die fest haftenden Verunreinigungen lösen.
                           Textabbildung Bd. 284, S. 205Röhrenreiniger von Lechler. Ein Werkzeug, das namentlich in den schwer zugänglichen Röhrenkesseln gute
                              									Dienste leistet, ist der von Paul Lechler in Stuttgart
                              									eingeführte federnde Röhrenreiniger. Er besteht im Wesentlichen aus einer
                              									Führungsstange mit Führungsscheiben (Fig. 1 und 2), welche durch den
                              									Verschlusskopf und durch eine Ansatzmutter mit Gasgewinde zum Einschrauben einer
                              									Stange oder eines Gasrohres versehen ist. Zwischen Verschlusskopf und Ansatzmutter
                              									liegen, in die Führungsscheiben eingelassen und nach aussen durch Federn verspannt,
                              									vier Stäbe mit über einander greifenden Reinigungsscheiben, die sich an die
                              									Rohrwandungen anpressen und alle denselben anhaftenden Beläge, wie Russ; Kesselstein u.s.w. gründlich entfernen. Sämmtliche
                              									Theile sind aus Gusstahl angefertigt und daher von grosser Dauer. Die Federn, wovon
                              									jedem Werkzeug ein Ersatz beigegeben wird, lassen sich leicht und mit geringen
                              									Kosten ersetzen. Je nachdem die Röhrenreiniger zur Entfernung von Russ oder von
                              									Kesselstein dienen, werden schwächere oder stärkere Federn verwendet.
                           Mit grossem Vortheil werden nach Glaser's Annalen vom 1. April 1892 die Rohrreiniger der Firma
                              										Franz Pretzel und Co. in Berlin verwendet und unter
                              									dem Namen „Deutscher Röhrenreiniger“ in den Handel gebracht.
                           Nach Fig. 3 bis 5 sind bei diesem
                              									Röhrenreiniger an dem einen Ende einer Stange zwei zweischenkelige Blattfedern
                              									angebracht, welche mittels zweier Spreizfedern so gehalten werden, dass im freien
                              									Zustande des Reinigers die beiden vorderen Schenkel derselben zusammengedrückt
                              									werden. Die Enden der Blattfedern sind mit segmentartig ausgekehlten Schneiden
                              									versehen, welche vermöge der beiden Spreizfedern eine federnde und klobenartige
                              									Wirkung besitzen.
                           In Folge dieses selbsthätigen Klobenschlusses der vorderen Blattfederschenkel ist ein
                              									leichtes Einbringen des Apparates in das zu reinigende Rohr ermöglicht, dann aber
                              									wird durch denselben bewirkt, dass beim weiteren Vordringen in dem Rohre die
                              									hinteren Schenkel zusammengedrückt, die vorderen dagegen aus einander gespreizt
                              									werden, wodurch sie sich gegen die Rohrwandungen
                              									anpressen.
                           Beim Einbringen des Apparates in die Röhren und beim Vorwärtsschieben kommen demnach
                              									nur die vorderen Schneidekehlen zur Wirkung und es ist leicht einzusehen, dass
                              									dieselben nur die zunächst liegenden Russ- und Aschentheile u.s.w. abschaben.
                              									Erst beim Zurückziehen des Apparates erfolgt die Hauptwirkung desselben, indem durch
                              									den Druck auf die vorderen Blattfederenden, verstärkt durch die Spreizfedern, die
                              									hinteren Schneidekehlen aus einander gespreizt werden und alle den Rohrwandungen
                              									anhaftenden Körper abschaben und gleichzeitig nach aussen mitnehmen.
                           Die leichte, federnde Wirkung der in ihrer Mitte befestigten Blattfedern ist zugleich
                              									auch für die Schonung der Siederöhren von grosser Bedeutung; denn in Folge der
                              									Nachgiebigkeit der Schenkel werden dieselben durch besonders harte Inkrustationen
                              									nicht aufgehalten, ein Festklemmen der Schneiden, welches der Operation hinderlich
                              									sein könnte, ist vollständig ausgeschlossen, da die Federn einfach über solche
                              									Stellen hinweggleiten. Diese harten Krusten werden dann eben erst durch mehrfaches
                              									Hin- und Herfahren des Apparates allmählich entfernt und die Reinigung der Rohre
                              									erfolgt somit vollständig und gründlich, ohne dass eine Beschädigung der
                              									Rohrwandungen zu befürchten wäre.
                           Textabbildung Bd. 284, S. 205Röhrenreiniger zum Reinigen der Schneiden. Wird der Apparat vollständig durch das zu reinigende Rohr
                              									hindurchgestossen, was sich ja sehr empfiehlt, so ist allerdings beim Zurückziehen
                              									insofern eine Nachhilfe erforderlich, als die hinteren Schenkel der Blattfedern
                              									soweit zusammengedrückt werden müssen, dass dieselben wieder in das Rohr hinein
                              									gebracht werden können. Um aber auch diesen Umstand umgehen zu können, fertigt die
                              									Firma Franz Pretzel und Co. auch einen noch etwas
                              									vervollständigten Rohrreiniger an, wie er in Fig. 5 dargestellt ist.
                              									An demselben ist einfach noch eine Glocke angebracht, welche so über die
                              									Spreizfedern geschraubt werden kann, dass dieselben nur immer ein dem jeweilig zu
                              									reinigenden Rohre entsprechendes Auseinanderspreizen der Blattfedern gestatten.
                           Das in zwanzig verschiedenen Grössen und aus Stahl hergestellte Werkzeug entspricht
                              									einem thatsächlichen Bedürfniss in durchaus befriedigender Weise und erspart in
                              									Folge seiner Dauerhaftigkeit und Haltbarkeit die bisher so unangenehm empfundenen
                              									Ausgaben für die fortwährend neu zu beschaffenden Bürsten, Wischer u.s.w.